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Benutzername: 
sabisteb
Wohnort: 
Freiburg

Bewertungen

Insgesamt 1375 Bewertungen
Bewertung vom 08.11.2012
Die Abenteuer des Huckleberry Finn
Twain, Mark

Die Abenteuer des Huckleberry Finn


ausgezeichnet

Huckleberry Finn, Tom Sayers Freund und Sohn eines Stadtbekannten Säufers, wurde von der Witwe Douglas aufgenommen, die aus ihm einen zivilisierten Menschen machen will. Das geht Huck, der seine Freiheit gewohnt war, natürlich gewaltig gegen den Strich.
Als nun sein versoffener Vater wieder auftaucht und ihn zwingt mit ihm zu kommen, um in einer einsamen Hütte fernab der zivilisierten Leute zu leben, findet Huck das zunächst eigentlich ganz nett. Abhängen, nichts tun, so lässt es sich leben, wäre da nur nicht sein Vater oder dessen Alkoholproblem. Hucks Vater schlägt ihn, sperrt ihn tagelang alleine ein, und Huck sieht keine andere Möglichkeit, als erneut wegzulaufen. Da der Mississippi gerade Hochwasser hat, schwemmt es allerhand nützliche Dinge an Land, darunter auch ein Kanu. Huck täuscht also seinen Tod vor und zieht sich auf die Jackson Insel im Mississippi zurück, wo er den entlaufenen Sklaven Jim trifft. Da man Jim schon bald des Mordes an Huck verdächtigt, laufen die beiden gemeinsam weg und lassen sich auf einem Floß, dass das Hochwasser angeschwemmt hat, den großen Fluss entlangtreiben und lernen dabei allerhand interessante Leute kennen, darunter auch zwei Hochstapler, die ihnen eine Menge Ärger bereiten werden und sie mehr als einmal in Gefahr bringen.

Nachdem Mark Twain 1876 im seines Roman Tom Sawyer mit folgenden Worten beendete:

„So endeth this chronicle. It being strictly a history of a BOY, it must stop here; the story could not go much further without becoming the history of a MAN. When one writes a novel about grown people, he knows exactly where to stop—that is, with a marriage; but when he writes of juveniles, he must stop where he best can."

entschied er sich dann doch 1885 eine Fortsetzung unter dem Titel „The Adventures of Huckleberry Finn" zu veröffentlichen.
2002 nahm sich der SWR das Buch in der Übersetzung von Sybil Gräfin Schönfeldt vor und produzierte ein 101 Min langes Hörspiel mit Marc Hosemann in der Rolle des Huck. Hosemann hat eine wunderbar ironische Sprechweise in diesem Hörspiel. Er gibt einen extrem gelungenen, schnodderigen Huck, der ganz entspannt mal seine abenteuerliche Reise den Mississippi entlang erzählt. Der amerikanische Schauspieler Calvin Burke, den man in Deutschland aus Film und Fernsehen kennt, ist mit seinem leichten amerikanischen Akzent die perfekte Besetzung für Jim. Er spricht kein perfektes Deutsch, er klingt schwarz und er ist einfach Jim, besser könnte ich mir den nicht ausdenken.
Natürlich muss für ein Hörspiel die Geschichte gekürzt werden, umso erstaunlicher, dass keine Episode weggefallen ist. Alles ist da, nur hat man teilweise einige kleine Abkürzungen genommen und gerafft, aber so geschickt, dass keine Verständnislücken auftreten oder man Lücken in der Handlung bemerken würde.
Fazit: Gelungenes Literaturhörspiel mit außerordentlich guter und stimmiger Besetzung.

Zu Recht CD des Monats November 2003, des Institutes für angewandte Kindermedienforschung – IFAK

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.11.2012
Salt (DVD)

Salt (DVD)


gut

Evelyn Salt ist CIA-Agentin aus Überzeugung. Sie ist Amerikanerin, glücklich verheiratet und will endlich kein wenig kürzer treten. Als sie den russischen Überläufer Orlov verhört, kann sie ihm daher nicht glauben, als der ihr erzählt, dass sie eine russische Spionin ist, die nur auf den Tag warten an dem sie wieder aus ihrem Schläferdasein erwacht. Angeblich soll sie den russischen Präsidenten auf der Beerdigung des verstorbenen US-Vizepräsidenten ermorden.
Als sie ihren Ehemann Michael jedoch nicht erreichen kann, obwohl es ihr erster Hochzeitstag ist, und alles darauf hindeutet, dass er entführt wurde, muss Salt flüchten, will sie ihre Unschuld beweise und ihren Ehemann retten. Das Spiel jedoch ist abgekartet.

Einerseits eine wirklich gute Geschichte. Der Zuschauer zweifelt lange, ob und was Salt ist. Ist sie Amerikanerin, ist sie Russin? Welcher Seite gehört ihre Loyalität? Mit fortschreiten der Geschichte wird es jedoch immer verworrener. Salt steht zwischen den Fronten und irgendwie gleitet die Geschichte in eine persönliche Racheaktion ab.
Angelina Jolie erschien mit in diesem Film irgendwie steif und leblos. Sie zeigte wenig Emotionen, wirkte steif und kalt und konnte mich nicht so recht überzeugen, genauso wenig, wie diese teils doch recht verworrene Geschichte mit ihrem doch mittlerweile (hoffentlich) überholten Thema der russischen Agenten gegen die amerikanischen Agenten. Relikte des kalten Krieges gibt es vor allem in Hollywood noch haufenweise, man kann sich wohl nur schwer von so einem wunderbaren klassischen Feindbild lösen.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.11.2012
Der große Lafer BACKEN
Lafer, Johann

Der große Lafer BACKEN


ausgezeichnet

Nach dem großen Erfolg "Der große Lafer - Die Kunst der einfachen Küche: 60 beliebte Klassiker und wie man sie genial variiert" nun der zweite Band "Der große Lafer Backen". In insgesamt 60 Kapitel, die jeweils einen anderen Teig behandeln, wird genau wie in "Die Kunst der einfachen Küche" jeder Schritt mit Bild und Text und Tipps erklärt. Einfacher nachzubacken geht es wirklich nicht.

Backbücher gibt es viele, was macht dieses Backbuch so anders und besonders? Was grenzt es von den üblichen 0815 Backbüchern ab?
Zum einen ist es die Mischung aus Klassikern mit modernen Variationen. Erst wird der Klassiker präsentiert, wie man ihn auch aus anderen Backbüchern kenn und dann gibt es mindestens eine pfiffige, oder ungewöhnliche, moderne Variante, des Klassikers.
Jeder Teig hat seine Tücken der Zubereitung. Hier gibt es zu jedem neuen Grundteig, zu jeder neuen Technik eine Schritt für Schritt bebilderte Anleitung, die einen auf die Tücken und Fallen hinweist und wie man diese bewältigt.
Alle gängigen Teigarten werden behandelt und dazu gibt es vorweg noch eine kleine Warenkunde.

Kleiner Nachteil: Das Buch ist sehr groß, sehr dick und sehr schwer. Beim Backen nimmt es also schon ziemlich viel Platz ein. Viel Text in kleiner Schrift kann bei hecktischeren Backaktionen schon mal anstrengend sein, da hätte man die Seite ganz ausnutzen können und eine größere Schriftart wählen können, andererseits bleibt so viel Rand für eigene Notizen, die man sonst eher zwischen den Text schreiben würde.

Insgesamt ist dieses Buch schon fast ein Backlexikon und kein einfaches Backbuch mehr. Perfekt für den Einsteiger, der niemanden hat, den der nach Tipps und Tricks fragen kann.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.11.2012
Die Blütenzweige der Tscheti
Paulus Auer (Illustr.)

Die Blütenzweige der Tscheti


ausgezeichnet

Beurteile nicht alle Blumen nach deiner Erfahrung mit Unkraut.

Es war einmal, vor vielen Jahren, ein einfältiger König, dem zwei Dinge den Schlaf raubten: ein tapferer Feind und eine holdselige Tochter; denn sein Feind war zu mächtig für ihn und seine Tochter zu klug. Da beschloss der König, zwei Fliegen mit einer Klatsche zu schlagen und seine fünfzehnjährige Tochter Madhupamandschari an diesen jungen, attraktiven und mächtigen König zu verheiraten. Dieser junge Mann jedoch, der auch sehr empfindsam war, wurde gerade von seiner nun Ex-Frau mit einem anderen Mann betrogen. Da er aber ein liebevoller Mann war, warf er sie nicht aus dem Schloss sondern zog sich selber in einen kleinen Tempel am Rande eines Sees zurück, um zu trauern und seine Wunden zu lecken und der Welt für immer zu entsagen. Das kluge Töchterlein schickt jedoch einen Boten aus, der ihr den Zukünftigen beschreiben soll, die Beschreibung gefällt und so beschließt sie ihn mit weiblicher List in sich verliebt zu machen, und ihn so dazu zu bewegen, sie zu doch zu heiraten.

Indische Klassiker sind in Deutschland so gut wie unbekannt und auch schwer bis gar nicht zu bekommen. Helmuth von Glasenapp (Geschichte der Literatur Indiens) ist einer der Wenigen, neben dem Engländer F.W. Bain, die sich um die Verbreitung und Kenntnis der indischen Dichtung im Abendland bemüht haben. Die englische Fassung der Geschichte, auf der dieses Buch basiert, stammt somit auch von F.W. Bain. Wie bei vielen, alten klassischen Texten kennt man auch in diesem Fall weder den indischen Dichter noch mit Sicherheit den Urtext. Es wurde zu Lebzeiten Bains spekuliert, dass er selber diese Geschichten schrieb und nicht übersetzte. Sicher ist es bis heute nicht. Letztendlich ändert das nichts daran, dass es sich hier um eine wundervolle, poetische Liebesgeschichte voller Weisheit und Witz handelt. Die Symbolik der Blumen jedoch, die dieser Geschichte teilweise zugrunde liegt, kann auch das Glossar nicht wirklich erklären, zumal der botanische Name und eine Beschreibung der jeweiligen Blüten insgesamt auch als eher nicht hilfreich angesehen werden kann, aber zumindest helfen einem die botanischen Namen, im Internet Bilder dieser Pflanzen zu finden, was mit den Trivialnamen aus dem Text Großteils nicht möglich ist.
Ob es sich nun tatsächlich um einen übersetzten indischen Klassiker oder eine Geschichte aus der Feder F.w. Bains handelt ist letztendlich egal, es bleibt eine poetische indische Liebesgeschichte (mit zwanzig cremefarbigen Zeichnungen von Paulus Auer).

Bewertung vom 05.11.2012
Undine
Fouqué, Friedrich de la Motte

Undine


ausgezeichnet

Der Ritter Huldbrand von Ringstettet muss, um einen Handschuh als Liebespfand seiner angebeteten Bertalda, der Pflegetochter des Herzogs, einen Wald durchqueren, in dem es Spuken soll und Bertalda anschießend berichten, welchen Wesen er begegnet ist. Am Ende des Waldes, kurz bevor die Nacht einbricht, kommt Huldbrand an einen Landspitze auf der ein altes Fischerpaar mit ihrer Findeltochter Undine lebt. Die Achtzehnjährige Undine ist eine Schönheit und ein wahrer Wildfang, sie verzaubert Huldbrand mit ihrem Liebreiz, was noch dadurch befördert wird, dass ein Unwetter ausbricht und die jungen Leute auf engem Raum gefangen sind. Gegen Ende dieser Abgeschiedenheit ehelicht Huldbrand Undine und auch, als sie ihm gesteht, dass ihr Name mehr als nur ein Name ist, sondern tatsächlich ihr Wesen beschreibt, steht er noch zu ihr. Aber in der fernen Reichsstadt wartet immer noch Bertalda auf ihn.

Ein Klassiker und (urban) Fantasy Roman aus dem 1811. Urban Fantasy? Wie komme ich darauf? Ganz einfach, dieser Roman hat alles, was das heutige Urban Fantasy Genre ausmacht nur in teils gespiegelter Form. Ein natürlich attraktiver, reicher, adeliger junger Mann verliebt sich in eine wunderschöne Außenseiterin (in diesem Fall eine arme Fischerstochter). Er hat zwar keine schicken Autos, dafür aber ein edles Pferd und ein echtes Ritterschloss. Anders als in modernen urban Fantasy Romanen, die sich hauptsächlich an die weibliche Klientel richten, ist hier die Heldin das übernatürliche Wesen. Sie ist eine Undine, ein weiblicher, jungfräulicher (naja, bis nach der Hochzeitsnacht) Wassergeister, sie gehört damit zu den halbgöttlichen Elementargeistern der mythologischen Gattung Nymphe, die das Wasser verkörpern. Auch die Dreiecksgeschichte fehlt nicht, denn natürlich gibt Bertalda nicht auf, sie steht immer noch auch Huldbrand, so entspinnt sich die klassische urban Fantasy Dreiecksgeschichte, nur diesmal hat nicht die Frau die Qual der Wahl, sondern der Mann. Dazu noch eine kräftige Prise Magie und Zauberei, wie sich das für dieses Genre gehört, dazu noch ein paar unrealistische Zufälle und fertig ist der erste Prototyp des urban Fantasy Romans.
Ja, der Roman ist zudem auch noch ein Klassiker, vielleicht werden es auch einige der heutigen Romane dieses Genres schaffen, Klassiker zu werden, was ich jedoch schwer bezweifle. Trotz seines klassischen Plots oder vielleicht gerade deswegen, fesselt die Geschichte immer noch. Sie ist immer noch sehr gut und spannend zu lesen und hat nichts von ihrem Charme eingebüßt.

Bewertung vom 01.11.2012
Asiatisch gut gekocht!
Szwillus, Marlisa

Asiatisch gut gekocht!


gut

Dieses Buch ist eine grundlegende Einführung in die Asiatische Küche. Welche Werkzeuge benötigt man und vor allem, welche Zutaten finden in asiatischen Gerichten Verwendung. Besonders die Kapitel über die Zutaten sind sehr ausführlich und teils eher einschüchternd bis frustrierend.

Die eigentlichen Rezepte sind nach
1. Gerichte, die die grundlegenden Wok Techniken illustrierten
2. Suppen, Salate und Snaks
3. Gemüse und Hülsenfrüchte
4. Currys
5. Fisch und Meeresfrüchte
6. Fleisch und Geflügel
7. Nudeln, Reis, Tofu
8. Deserts
Die Informationen zu den jeweiligen Asiatischen Küchen, deren Unterscheidung und Merkmale werden zwischen die Rezepte gestreut. Viel Text ist weiß auf schwarz gedruckt, was ich persönlich nicht sonderlich mag, weil es sich schlechter lesen lässt.

Asiatische Küche ist derzeitig voll im Trend. Gesund, fettarm und ausgewogen.
Ein dem entgegengesetzter Trend: recourcenschonende regionale Lebensmittel am besten noch saisonal abgestimmt.
In diesem Kochbuch wird permanent betont, wie wichtig in der Asiatischen Küche frische Lebensmittel sind, andererseits soll man aus Asien importierte Bananenblätter beim Garen verwenden. Die sind danach weder frisch, noch finde ich das ökologisch sonderlich sinnvoll.
Ein Anfängerkochbuch soll Lust aufs Kochen machen, es soll nicht Abschrecken und wenn ich ehrlich bin, wenn ich diese Zutatenlisten sehe mit lauter Dingen, die ich bei mir auf dem Lande nirgends bekomme, denn wir haben türkische, aber keine asiatischen Läden, und selbst die türkischen Läden werden immer seltener, vergeht mir die Lust an der selbstgekochten Asiatischen Küche schlagartig. Die Autoren betonen, welche Zutaten absolut UNERSETZBAR sind, statt leicht erhältliche, regionale Alternativen aufzuzeigen, die in etwa passen und auf die europäischen Obst und Gemüsearten angepasste Rezepte zu präsentieren. Asiatische Rezepte übersetzen kann jeder, das ist einfach. Man überlässt es dann dem Kochenden, diese Dinge aufzutreiben oder gar wie bei einigen Gewürzen, immer selbst gezüchtet im Topf vorrätig zu haben, statt Alternativen zu erproben und die Rezepte so anzupassen, dass sie einfach und leicht Nachzukochen sind ohne großen logistischen Aufwand in Pflanzenzucht und Beschaffung.
Wer sich wirklich auf die Asiatische Küche gemäß diesem Kochbuch einlassen will, muss viel umkrempeln und anschaffen und häufig Asiatisch kochen. Für ab und an mal ein Gericht sind die Rezepte viel zu aufwändig in der Beschaffung der Zutaten und Gerätschaften.

Bewertung vom 01.11.2012
Irrlicht und Morgenröte

Irrlicht und Morgenröte


sehr gut

In diesem Buch sind 5, teils stark moralisierende Geschichten enthalten:
1. Dschi Schangs schwierige Heirat:
Der vierzehnjährige Wunderknabe Dschi Schang verliebt sich in seine Cousine Guei Hsiu. Der Vater will sie ihm aber nicht zur Frau geben, daher wird Schi Schank krank vor Liebeskummer, bis er Wu Ko erblickt. Nach einigen Hin- und Her wird die Hochzeit vereinbart, aber es kommt zu einer Verwechslung.

2. Ein Haus zerbricht an der Hoffart, ein anderes gewinnt seinen Frieden:
Das hochgeborene Fräulein Dschang weigert sich den Bauernsohn Mao zu heiraten. Stattdessen heiratet ihre jüngere Schwester ihn, währen die hochmütige Schwester alles verliert und Nonne wird.

3. Wer die Bahn der Tugend wandelt, dem hilft der Himmel:
Fang Dse hatte Pech. Obwohl er gelehrt ist, bekam er nie einen guten Posten und ist Arm geblieben. Durch einen unglücklichen Zufall wird er zum Anführer einer Räuberbande, die kurz darauf auffliegt. Der Richter jedoch erkennt sein Potential und sorgt für seine Befreiung. Statt jedoch dankbar zu sein, lässt sich Fang Dse von seiner geizigen Frau zu einer Untat anstiften.

4. Schang Lin und Tsui Yung kämpfen um ihr Liebesglück:
Der Dichter Schang Lin verliebt sich in die liebliche Tsui Yung, die jedoch dem Kaiser als Geschenk versprochen ist.

5. Die Wandlung des eitlen Tseng:
Dem eitlen Tseng wird prophezeit, dass er einmal ein wichtiges Amt innehaben wird. In seiner Gier missbraucht er dieses Amt und muss dafür in der Hölle schmoren.

Laut Verlagsinformationen stammen Geschichte 1,2 und 5 stammen aus der Sammlung Liao Schai Schi I des Pu Sung Ling. Die dritte Geschichte aus der Sammlung Kin Ku Ki Kuan und Nr. 4 aus der Sammlung Tschiu Hsiau Schuo. Sagt mir alles nichts, aber vielleicht ist das ja für jemanden wichtig.

Die Geschichten sind für einen deutschen Leser fremdartig. Zum einen durch ihre Erzählweise. Es sind weniger Geschichten als ausgeschmückte, recht sachliche Berichte, die einen langen Zeitraum umfassen können und in wenigen, lapidaren Sätzen teils kuriose Zusammenhänge derartig trocken formieren, dass es schon wieder witzig ist, wie

"Bald stellte sich heraus, dass das junge Paar sich ganz ausgezeichnet verstand. Das einzige was Mao ein wenig Sorge machte, war der Umstand, dass seine Frau eine Haarrankheit hatte und zusehends ihre Haare verlor. "

Einiges überrascht, bei der Lektüre. "Schang Lin und Tsui Yung kämpfen um ihr Liebesglück" nimmt grundlegend das tragische das Romeo und Julia Motiv vorweg. Auch die Chinesen standen wohl auf absolut tragische Liebesschmonzetten. Die Rolle der Frau ist in den Geschichten teils sehr unterschiedlich dargestellt, mal als Hausdrache unter deren Pantoffel der Mann steht, mal als Heiratsmaterial ohne eigenen Willen, teils jedoch wird von wahrer Liebe berichtet und glücklichen Dreiecksbeziehungen, die funktionieren. Die Chinesen glaubten anscheinend auch an eine Hölle, in der die Bösen in kochendem Öl gesotten wurden, auf Schwertern aufgespießt wurden und anschließend geschmolzenes Edelmetall trinken mussten. Viele Gemeinsamkeiten zur christlichen Mythologie, viele gleiche oder ähnliche Motive, die die Menschen antreiben und doch ist auch anderes eher fremdartig. Mir fehlte die Erklärung zu Begriffen wie Kang, Sin oder Sa. Da wäre ein Glossar extrem hilfreich gewesen.
Eine faszinierende, fremdartige Lektüre.

Bewertung vom 01.11.2012
Einzigartige Fröbelsterne
Gudrun Thiele

Einzigartige Fröbelsterne


gut

Variation eines Themas

Der Fröbelstern (auf englisch auch German Star genannt) wurde benannt nach dem Begründer der Kindergartenbewegung Friedrich Fröbel. Bei diesen Sternen, die oft auch in der Grundschule gefaltet wurden, handelt es sich um dreidimensionale Sterne aus schmalen Papierstreifen. Je nachdem, ob man einen kleinen Fröbelstern faltet oder einen großen Fröbelstern, werden vier oder 12 Papierstreifen gebaucht.

Dieses Buch ist leider nur eine Variation des Themas. Alles, was man an Anleitung braucht ist tatsächlich braucht, ist bereits auf den 4 Umschlagseiten zu finden. Die Zeichnungen jedoch sind nur zweifarbig, was bei 4 – 12 Streifen ein zu wenig ist, da hätte ich mir gewünscht, dass mit 4 Farben gearbeitet worden wäre, vor allem auch, dass man Vorder- und Rückseite der Streifen unterscheiden kann, was besonders beim Ausformen der Sterntüten im Letzten Schritt wichtig ist.

Es fehlen mir:
1. Hinweise wie die Streifen bei mehrfarbigen Fröbelsternen anzuordnen sind, und wie sich die unterschiedlichen Farben jeweils im Stern ausformen.
2. Wie man sich diese Papierstreifen einfach selber herstellt oder zumindest mal den Hinweis, dass man auch statt des teuren Papiers vom Topp Verlag einfach Kringelband nehmen kann, das es besonders zu Weihnachten auch in breiteren Varianten zu kaufen gibt.
3. Es fehlen Details. Faden durch den Stern ziehen, schön und gut, aber wie am besten und wo genau durch? Tipps wie z. Bsp die Ecken der Streifen anzuschrägen um besser durchzukommen oder mit einer dicken Nadel zu weiten fehlen oder gehen irgendwo unter, entsprechende Werkzeuge jedoch sind zumindest abgebildet. Insgesamt unübersichtlich. Die Tipps für die Herstellung sind auf die verschiedenen Designs verteilt, statt sie gesammelt mit der Anleitung voranzustellen. Didaktisch sinnvoll ist was Anderes.

Es liegt eine Anleitungs CD bei, aber die freien Videos im Netz, teils von Hobbybastlern sagen mir persönlich oft besser zu. Zu kritisieren an dieser CD sind:
1. Man wird erst einmal wie bei einem Film mit Copyright, FSK und CO gepiesakt, bei einem Bastelbuch!
2. Die Anleitungen auf diversen freien Videoportalen sind besser. Leider ist die Autorin nicht auf die Idee gekommen den Vorführvideo mit Streifen in Unterschiedlichen Farben zur besseren Orientierung zu falten, nein, alle Streifen sind rot. Aber das Problem gab es bereits bei den Anleitungen im Buch. Vor allem ROT, hallo, es gibt rot-grün Blinde, gerade bei Demonstrationsvideos und Grafiken verzichtet man daher genau auf rot und grün und nimmt andere Farben oder noch besser mehrere Farben, vor allem, bei so vielen Streifen.

Fazit: Prinzipiell kann man sich das Buch schenken. Wer ein bisschen kreativ ist kommt von selber auf die meisten der Verzierungsvarianten. Eine Perle hier, eine Perle, da, ein paar bunte Streifen, das ist kein Hexenwerk. Faltanleitungen gibt es im Netz zu Hauf.

Bewertung vom 01.11.2012
Die Legende vom vierten König
Edzard, Schaper

Die Legende vom vierten König


gut

Als das Jesuskind in Betlehem geboren wurde, erschien der Stern nicht nur den drei bekannten Weisen aus dem Morgenland, sondern auch einem König im weiten Rußland. Er war nur ein kleiner König aber mit rechtschaffendem Sinn. Er packte für das Jesuskind einige Gaben seiner Heimat zusammen und machte sich alleine auf seinem treuen Pferd Wanjka auf dem Weg, dem Herrscher der Welt zu huldigen. Auf seinem Weg, immer dem Stern nach, der in des Nachts leitet, begegnet dem kleinen König aber so viel Leid und Elend, dass er nach und nach alle seine Geschenke hingibt, bis ihm selber nichts mehr bleibt als seine Liebe, sein Herz und sein Lachen, die er auch noch hingibt, als er sich für einen kleinen Jungen in die Sklaverei begibt, um diesem Kind und seiner Mutter dies schwere Los zu ersparen.

Ja, es wird bald wieder Weihnachten und dies ist die Zeit der sentimentalen, christlichen Stücke, voller Herzensgüte und Pathos. Dieses Büchlein ist ein Klassiker des emmotionalen, pathetischen Weihnachtsgenres und ist ein Auszug aus dem Roman Der vierte König aus dem Jahr 1961 von Ezard Schaper, das wohl heute kaum einer mehr kennen dürfte, denn alle kennen nur diesen Auszug, dafür in umso mehr Varianten und Auflagen.
Ein klassisch, christliches Rührstück. Da hadert man mit der Regierung in Sätzen wie „Die Peitsche regierte, wo das Zepter hätte walten sollen und der Mensch verwandelte sich zu Ware.“ Ja, Kapitalismus ist grausam aber ein paar Seiten darauf wird das Ganze dann doch wieder revidiert „Vielleicht waren sie das Sklavendasein zu sehr gewohnt, als daß sie noch als Freie zu leben vermochten, und würden sich vielleicht noch einmal freiwillig selber verkaufen, um der Suppenkelle sicher zu sein, die immer kam, der Stock nur bisweilen.“
Auch der kleine König ist irgendwann nur noch gefrustet „Was hat das alles genutzt, dachte er verbittert, Hungrige zu speisen, Nackte zu kleiden, Gefangene zu befreien, alles zu verstreuen und dabei nur die Tränen des eigenen Unglücks zu säen.“
Ganz abgesehen davon, dass es Russland zu Christi Geburt so nicht gab und schon gar keine Könige wie den kleinen König, ist dies ein inkonsequentes, christliches Rührstück, das einerseits das Böse beklagt, den Helden aber daran scheitern lässt. Der kleine König wird seinen Allmächtigen Herrscher nie lebend erreichen und stirbt wenige Meter vor seinem Ziel. Eine rührselige Geschichte des Scheiterns auf der Suche nach Gott. Laut Klappentext versuchte der Schriftsteller auf „stille, eindringliche Art religiöse Aspekte und Lehren abzugewinnen, die er überkonfessionell zu vermitteln sucht. Wahrscheinlich sollte man dieses Buch nur lesen, wenn man in sentimentaler Weihnachtsstimmung ist.
Die Tuschezeichnungen von Celestino Piatti sind ganz nett, nicht mein Geschmack, aber immerhin ist das Buch durchgehen schwarz-weiß illustriert, wäre sonst wohl zu dünn geworden.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.