Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Zabou1964
Wohnort: 
Krefeld

Bewertungen

Insgesamt 195 Bewertungen
Bewertung vom 06.04.2014
Totenmaske / Zoe Lenz Bd.1
Henke, Helene

Totenmaske / Zoe Lenz Bd.1


ausgezeichnet

Als Fan der Autorin kenne ich selbstverständlich ihre vier Vampirromane, die sie im Sieben Verlag veröffentlichte. Nun präsentiert sie einen Thriller, der bei Droemer Knaur erscheint. Wie nicht anders erwartet, beherrscht sie auch dieses Genre. „Totenmaske“ hat mich von der ersten Seite an mitgerissen – ein spannender Roman voller Hintergrundwissen.

Die 21jährige Zoe lebt im Hunsrück, wo sie Deutschlands jüngste Bestatterin ist. Sie führt das Familienunternehmen gemeinsam mit ihrer sehr religiösen Mutter Isobel. Die Dorfbewohner stehen ihr wegen ihres außergewöhnlichen Berufes zum Teil skeptisch gegenüber. Als sie eines Tages gleich drei Leichen auf ihren Behandlungstisch bekommt, ist sie zunächst entsetzt. Einer der drei jungen Männer, die scheinbar bei einem Autounfall umgekommen sind, ist Boris Nauen. Dieser hat vor zwei Jahren versucht, sie zu vergewaltigen. Als klar wird, dass es sich nicht um einen Verkehrsunfall handelt, gerät Zoe wegen dieser alten Geschichte schnell unter Verdacht. Kommissar Leon Strater aus Mainz ermittelt in dem Fall und mag nicht glauben, dass die junge Frau zu einer solchen Tat fähig wäre. Als Zoe spurlos verschwindet, spitzt sich die Lage zu.

Helene Henke hat sich für ihre Protagonistin einen ungewöhnlichen Beruf ausgesucht. Bei einer Lesung berichtete sie, dass es ihr wichtig war, den Beruf des Bestatters vorurteilsfrei zu beschreiben. Die Schilderungen der Arbeiten sind sehr pietätvoll und zeugen von gründlicher Recherche. Zoes besonderes Hobby ist das Herstellen von Totenmasken. Auch dieser Vorgang wird interessant beschrieben.

Der Mord an den drei jungen Männern wird erst nach und nach aufgeklärt. Durch einige Wendungen bleibt die Handlung konstant spannend. Auch das Privatleben der Figuren kommt nicht zu kurz. So hat Zoe z. B. einen jungen Freund, der eine überaus interessante Rolle in der Geschichte spielt. Auch Isobel, Zoes Mutter, stellt mit ihrem religiösen Übereifer einen faszinierenden Charakter dar. Zoe und Kommissar Leon Strater waren mir von Anfang an sympathisch.

Wie ich von der Autorin erfahren habe, ist der zweite Fall für Zoe und Leon bereits in Arbeit und wird im Herbst 2014 erscheinen. Ich freue mich sehr darauf, mehr von dem ungewöhnlichen Ermittlerpaar zu lesen.

Fazit:
Helene Henke ist ein überaus spannender Thriller mit einer außergewöhnlichen Protagonistin gelungen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.03.2014
Wer mordet schon in Franken?
Schmöe, Friederike

Wer mordet schon in Franken?


sehr gut

Als Fan der Autorin ist jedes neue Werk von ihr für mich natürlich ein Muss. Dass mein nächster Urlaub mich nach Franken führt, war ein weiterer Grund dafür, diese Kurzgeschichtensammlung zu lesen. Ich finde die Idee des Gmeiner Verlags, Kurzgeschichten mit Freizeittipps zu verknüpfen, sehr originell. Auf dem Cover ist die Burg Lauenstein in Ludwigsstadt/Oberfranken abgebildet.

Das Buch enthält 11 Krimis, in denen 125 Freizeittipps Erwähnung finden. Sämtliche Geschichten stammen aus der Feder Frau Schmöes. In zwei der Storys ermittelt die Bamberger Privatdetektivin Katinka Palfy, in einer weiteren spielt sie zumindest eine Nebenrolle. Alle anderen Geschichten haben unbekannte Protagonisten.

Die Reise führt den Leser durch bekannte Städte wie Bamberg, Coburg, Würzburg und Nürnberg. Aber auch Regionen wie die Fränkische Schweiz, die Rhön oder das Fichtelgebirge finden Erwähnung. In den Geschichten sind die Sehenswürdigkeiten mit einer Ziffer gekennzeichnet. Am Ende jeder Kurzgeschichte befindet sich eine Auflistung der erwähnten Orte und eine kurze Beschreibung, die zumindest als Anhaltspunkt für weitere Recherchen zum Thema für Interessierte dienen kann. Das Werk soll schließlich kein Reiseführer sein, sondern nur Tipps zur Freizeitgestaltung liefern.

Was mir allerdings gefehlt hat, war eine Übersichtskarte der Region, auf der die Freizeittipps eingezeichnet sind. Als Ortsunkundige bin ich zumindest bei unbekannteren Sehenswürdigkeiten, wie z. B. dem Brombachsee, überfragt, wo sich diese befinden. Aber, wie bereits erwähnt, soll das Buch kein Reiseführer sein. Wer die Region Franken bereist, wird sich vermutlich zusätzlich mit einem solchen ausstatten. Eine Auflistung der Geschichten am Anfang des Buches ist für mich allerdings wirklich unerlässlich. Auch darauf hat der Verlag leider verzichtet.

Die einzelnen Kurzgeschichten sind unterschiedlich lang. Am besten hat mir die Geschichte gefallen, in der eine Lehrerin versucht herauszufinden, wie drei ihrer Schüler während einer Reise durch das Fichtelgebirge während der Schulferien zu Tode gekommen sind. Diese war mit 44 Seiten eine der längeren Geschichten. Etwas verwirrend fand ich dagegen die Geschichte um eine Frau namens Serafina. Mit nur elf Seiten ist diese sehr kurz geraten und hat mich etwas ratlos zurückgelassen. Insgesamt konnten mich die Storys aber gut unterhalten und haben mir einen groben Einblick in die Region Franken vermitteln können.

Fazit:
Kurzgeschichtensammlung mit interessanten Freizeittipps, die nicht nur für Touristen der Region lesenswert sind. Eine Übersicht der Geschichten und Handlungsorte fehlt aber leider. Eine Karte wäre das Tüpfelchen auf dem i.

Bewertung vom 27.02.2014
Das Geheimnis des Templers / Die Templer Bd.0
André, Martina

Das Geheimnis des Templers / Die Templer Bd.0


ausgezeichnet

Nach „Das Rätsel der Templer“ und „Die Rückkehr der Templer“ erschien nun als dritter Band der Templer-Reihe „Das Geheimnis des Templers“. In diesem wird die Vorgeschichte des Gero von Breydenbach erzählt. Es handelt sich also um ein sogenanntes Prequel. Die Geschichte beginnt im Jahr 1292, als Gero 11 Jahre alt ist, und endet im Jahr 1307, wo „Das Rätsel der Templer“ beginnt.

Als Geros Vater von einem Kreuzzug zurückkehrt, bringt er ein Mädchen aus dem Heiligen Land mit. Elisabeth und Gero wachsen praktisch wie Geschwister auf. Doch mit der Zeit entstehen tiefe Gefühle zwischen ihnen. Aber Gero soll, nach dem Willen seines Vaters, Templer werden. Gegen alle Widerstände werden Elisabeth und Gero trotzdem ein Paar. Als ein schwerer Schicksalsschlag das junge Glück zerstört, beugt sich Gero dem Willen seines Vaters und zieht ins Heilige Land, um die Heiden zu vertreiben.

Die Figuren waren mir bereits aus den anderen beiden Bänden der Reihe bekannt. Es war sehr aufschlussreich zu erfahren, wie sie geworden sind, was sie sind. Insbesondere der Werdegang Geros war sehr interessant. Aber auch Figuren wie Struan, der schottische Tempelritter, und andere Kameraden werden dem Leser vorgestellt. Ihrer aller Vorgeschichte trägt zum besseren Verständnis ihrer Charakter dar.

Voller Spannung bin ich Gero von Frankreich über Zypern bis ins Heilige Land gefolgt. Martina André hat mir die Umstände der sogenannten Heiligen Kriege nähergebracht. Intrigen, Lügen und auch ein wenig Romantik machen diesen Roman, wieder mal, zu einem echten Pageturner. Der Geschichte ist eine gründliche Recherchearbeit anzumerken. So sind auch ein paar reale Personen in die Handlung eingeflossen, wie man dem Personenverzeichnis am Ende des Werkes entnehmen kann. Ein Glossar dient dem besseren Verständnis der fremden Ausdrücke.

Fazit:

Martina André ist ein spannender und interessanter Einblick in die Vorgeschichte der Templer-Reihe gelungen. Ich hoffe, es wird noch viel über Gero und seine Kameraden zu lesen geben.

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.01.2014
Die Wikingersklavin
Wassermann, Sabine

Die Wikingersklavin


ausgezeichnet

Da Sabine Wassermann zu meinen bevorzugten Autorinnen gehört, war ihr neuestes Werk natürlich ein Muss für mich. Zudem widmet sie sich darin einer Zeit, die ich äußerst interessant finde. Sie hat das 11. Jahrhundert in Norwegen als Handlungsort gewählt und vor dem Hintergrund der Christianisierung der Wikinger eine spannende Geschichte um eine Sklavin erdacht.

Die Fränkin Sophia wird bei einem Überfall geraubt und in einem Hurenhaus in Haithabu an den Wikinger Askell verkauft. Gemeinsam mit ihm und dem Mönch Aidan, der ebenfalls Askells Sklave ist, begibt sie sich auf die Reise nach Norwegen. Sie kann sich nicht mit ihrem Dasein als Sklavin abfinden, ihr neuer Herr ist ihr zuwider, obwohl Askell ihr keine Gewalt antut. Erst als er Opfer eines Anschlags wird, kommen sich die beiden langsam näher. Doch nach wie vor will sie zurück in ihre alte Heimat. Bei einem erneuten Fluchtversuch löst sie Ereignisse aus, die sie nicht mehr ungeschehen machen kann, obwohl sie endlich erkennt, dass sie mit Askell etwas verbindet.

Sabine Wassermann versteht es immer wieder es auf großartige Art und Weise, mich in fremde Welten und Zeiten zu versetzen. Die Beschreibungen der norwegischen Landschaften und der Wikinger sind so realistisch, dass ich mich neben Sophia wähnte. Mit Askell hat sie eine überaus interessante Figur geschaffen, die zwischen dem alten Glauben und seiner Familie hin- und hergerissen ist. Auch der Mönch Aidan hat mir ausgesprochen gut gefallen, weil er ein hilfsbereiter und sehr gläubiger Mensch ist. Sophia ist zunächst verbittert und verängstigt, was ich durchaus nachvollziehbar fand. Erst im Laufe der Geschichte entwickelt sie sich zu einer selbstbewussten Frau.

In die spannende Geschichte um Sophias Schicksal hat die Autorin Ereignisse aus der Zeit der Christianisierung Norwegens eingeflochten. So wird z. B von der Eroberung Englands durch die Normannen und die Beteiligung Norwegens an dieser berichtet. Sehr interessant fand ich auch die alten Sitten und Riten der Wikinger, die immer wieder Erwähnung finden. Das ausführliche Glossar am Ende des Buch ist sehr hilfreich.

Fazit:
„Die Wikingersklavin“ konnte mich durch die spannende Handlung und die außergewöhnliche Zeit, in der die Geschichte spielt, voll und ganz begeistern.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.01.2014
Die Liebe der Baumeisterin
Rehn, Heidi

Die Liebe der Baumeisterin


sehr gut

Heidi Rehns historische Romane sind immer ein Garant für gute Unterhaltung gepaart mit hervorragender Recherche. Da ich mich für Architektur interessiere, war klar, dass ich auch zu ihrem neuesten Werk greifen werde, das sich mit der Baukunst des 16. Jahrhunderts und der Zeit davor in Königsberg und Krakau beschäftigt. Eine spannende Geschichte rundete das Lesevergnügen ab.

Die junge Dora wächst im Königsberg des 16. Jahrhunderts gemeinsam mit ihrem Bruder bei ihrem Vater auf. Obwohl es sich für ein Mädchen nicht schickt, interessiert sie sich für die Baukunst. Ihr Bruder Jörg, der leider nur wenig Talent als Baumeister besitzt, soll in die Fußstapfen des Vaters treten. Dora dagegen wird mit dem wesentlich älteren Urban verheiratet. Wider Erwarten wird die Ehe mit ihm aber glücklich, was auch daran liegt, dass Urban ihre Fähigkeiten fördert. Zur Unterstützung stellt er ihr den jungen Baumeister Veit an die Seite. Schon bald empfinden die jungen Leute eine tiefe Zuneigung zueinander, was fatale Folgen hat.

Besonders begeistern konnte die Autorin mich mit den detaillierten Schilderungen der Baudenkmäler in Königsberg und Krakau. Diese haben den Wunsch in mir geweckt, mir beide Städte mit eigenen Augen anzuschauen. Aber auch Doras Schicksal wird sehr packend erzählt. Von dem jungen Mädchen, das Angst hat, vom Vater beim Studieren der Baupläne entdeckt zu werden, entwickelt sie sich zu einer selbstbewussten Frau, die einige Schicksalsschläge einstecken muss. Auch die Nebencharaktere sind mit viel Liebe gezeichnet. Den Leser erwartet die ein oder andere überraschende Wendung, was die Lektüre fast durchgehend spannend macht.

Ein ausführliches Nachwort der Autorin mit Erklärungen zur damaligen Zeit, ein Personenverzeichnis, ein Glossar sowie eine Karte befinden sich am Ende. Diese Informationen waren sehr hilfreich.

Fazit:
„Die Liebe der Baumeisterin“ ist eine spannende Geschichte um eine Frau, die sich in einer Männerdomäne behaupten will.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.12.2013
Das Korallenhaus
Levin, Anna

Das Korallenhaus


ausgezeichnet

Anna Levin ist mir bereits unter anderem Pseudonym als Autorin historischer Romane bekannt. Da ich ihre Bücher sehr mag, wollte ich natürlich ebenso ihr neuestes Werk lesen. Auch mit „Das Korallenhaus“ konnte sie mich wieder in ihren Bann ziehen. Anhand des Covers, das ein Haus auf einer Klippe zeigt, und der Inhaltsangabe könnte man annehmen, dass es sich um einen typischen „Love and Landscape“-Roman handelt. Aber diese Geschichte hat viel mehr zu bieten, als der äußere Anschein verspricht.

Die junge Meeresbiologin Dr. Nina Michaelis nimmt nach einer herben Enttäuschung in ihrer Heimat München einen Auftrag auf der Kanareninsel La Palma an. Dort soll sie in einem Team mitarbeiten, das sich dem Erhalt der Korallenriffe verschrieben hat. Doch diese Arbeit gefällt jemandem nicht. Das Team erhält Drohbriefe. Da Nina nicht dauerhaft in einer Pension leben möchte, mietet sie ein kleines Haus, das malerisch auf einer Klippe gelegen ist. Im Schuppen findet sie ein altes Tagebuch aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und stößt so auf die Aufzeichnungen des jungen Mädchens Serena, das einst in dem Haus gelebt hat. Es war Korallentaucherin und beschreibt ihr Leben und ihre Liebe. Nina ist fasziniert von ihren Schilderungen. Dann gibt es noch den Unterwasserfilmer Fabio, zu dem sie sich hingezogen fühlt. Aber nach der letzten Enttäuschung hat sie eine Mauer um sich errichtet. Kann Fabio diese Mauer einreißen?

Die Inhaltsangabe des Verlags gibt bei Weitem nicht das wieder, was in dieser Geschichte geboten wird. Ninas Ängste und Gefühle wurden sehr schnell zu meinen. Mit großem Einfühlungsvermögen beschreibt die Autorin, was die junge Meeresbiologin erlebt. Auch die Tagebuchaufzeichnungen Serenas haben mich sehr berührt. Nebenbei erfuhr ich einiges über die Arbeit einer Korallentaucherin und die Herstellung des Schmucks aus diesem Material.

Am faszinierendsten waren aber für mich die plastischen Beschreibungen der Unterwasserwelt. Durch Ninas Augen konnte ich die Korallenriffe, die Fische und anderen Tiere betrachten, als wäre ich selbst getaucht. Die Darstellung der Flora und Fauna La Palmas haben in mir sofort das Fernweh geweckt. Ich war noch nie auf der Insel, habe nun aber Lust bekommen, sie mir einmal anzuschauen.

Mit Spannung habe ich den Strang, in dem es um die Drohbriefe und diverse Angriffe auf das Forscherteam geht, verfolgt. Der Leser tappt lange im Dunkeln, wer hinter diesen steckt. Der Verdacht, den ich hatte, stellte sich als Trugschluss heraus.

Auch das Schicksal Serenas und Ninas Beziehung zu Fabio hat Anna Levin mit viel Spannung geschildert. Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen und musste deshalb einen ziemlich müden Tag im Büro verbringen, weil ich nicht eher schlafen konnte, bis ich wusste, wie die Geschichte endet.

Ein Glossar und einige Erläuterungen der Autorin runden dieses Werk für mich ab. Ich hoffe sehr, schon bald einen neuen Roman von Anna Levin in den Händen halten zu können.

Fazit:
Von dieser Autorin werden wir hoffentlich noch viel zu lesen bekommen. Sie bietet fesselnde Unterhaltung, gut recherchierte Inhalte, glaubhafte Charaktere und eine gefühlvolle Geschichte.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.11.2013
Das Schwert des Normannen / Normannensaga Bd.1
Schiewe, Ulf

Das Schwert des Normannen / Normannensaga Bd.1


sehr gut

Als großer Fan des Autors habe ich bisher alle seine Werke gelesen. Diese überzeugen durch hervorragende Recherche und einen spannenden Erzählstil. Seine ersten drei Werke waren echte Wälzer mit an die tausend Seiten. Dagegen sieht sein neuestes Werk „Das Schwert des Normannen“ eher schmächtig aus. Vom Autor weiß ich allerdings, dass es der Auftakt zu einer Serie ist, die die Besiedlung Süditaliens durch die Normannen zum Inhalt hat.

In diesem ersten Teil wird beschrieben, wie Robert de Hauteville mit einigen Gefährten zu seinen Brüdern ins Mezzogiorno kommt und dort Fuß fasst. Einer seiner Begleiter ist der junge Gilbert, der als Kind aus seinem Dorf entführt wurde und bei den Hautevilles als Schweinehirt aufwuchs. Aus dessen Sicht wird die Geschichte in der Ichform erzählt. Gilbert ist zu Beginn gerade 17 Jahre alt und muss sich noch als Krieger bewähren. Aber er steht seinen Mann und wird schon bald zu Roberts treuem Begleiter. Robert ist ein echter Draufgänger, wird das Schlitzohr genannt. Ohne Rücksicht auf Verluste plündern er und seine Mannen Klöster und sogar ein Heiligtum, was den Zorn der Kirche und der Lombarden zur Folge hat. Man vereinigt sich gegen die dreisten Normannen und zieht gegen sie in den Krieg.

Auch in diesem Roman gibt Ulf Schiewe wieder sehr interessante Einblicke in die damalige Zeit. Der Erzählstil ist gewohnt spannend, unterscheidet sich durch die Schilderung aus der Sicht eines Jugendlichen aber von seinen anderen Werken. Das macht die Geschichte und allem voran natürlich die Figur Gilberts authentisch. Neben den politischen Verwicklungen, der Beschreibung der Plünderungen und Raubzüge und des Kriegsgeschehens, stellt Ulf Schiewe seiner Hauptfigur auch eine Gefährtin zur Seite, für die sein Herz schlägt. Eine Beziehung der beiden gestaltet sich aber zunächst schwierig. Auch Robert findet schon bald eine Frau, für die sein Herz schlägt. Aber auch ihm und Alberada ist keine Liebesbeziehung ohne Verwicklungen gegönnt.

Was mich anfangs verwirrt hat, war die Vielzahl der Charaktere. Hier wäre ein Personenregister sehr hilfreich gewesen. Auf Nachfrage beim Autor wurde mir jedoch mitgeteilt, dass der Nachfolgeband eines enthalten wird. Dieser wird am 1. Juli 2014 erscheinen und „Die Rache des Normannen“ heißen. Ich bin schon sehr gespannt, wie die Geschichte weitergeht und werde mit Sicherheit diese Reihe verfolgen.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich die Karte Süditaliens, die sich am Anfang des Buches befindet, und dem Leser einen groben Überblick über die Routen der Normannen gibt. In einem Nachwort erklärt der Autor die Zusammenhänge und Fakten.

Fazit:
Auch bei „Das Schwert des Normannen“ konnte Ulf Schiewe mich mit seinem spannenden Schreibstil und gut recherchierten Fakten überzeugen. Ich freue mich auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 30.10.2013
Das Bild der Erinnerung
Jary, Micaela

Das Bild der Erinnerung


ausgezeichnet

Ich hatte das Vergnügen, diesen Roman gemeinsam mit der Autorin in einer Leserunde lesen zu dürfen. Dies war mein erstes Werk von Micaela Jary. Sie konnte mich aber so sehr begeistern, dass ich ihre anderen Werke mit Sicherheit auch lesen werde. Das nicht gerade aussagefähige Cover und der Titel hätten mich wahrscheinlich nicht dazu inspiriert, dieses Buch zu lesen. Dabei wäre das ein echter Verlust gewesen, denn Frau Jary versteht es ausgezeichnet, ihre Leser in die Vergangenheit zu entführen.

Die alleinerziehende Mutter Anna Falkenberg ist Kunsthistorikerin in einem Münchner Auktionshaus. Ihrem Chef wird ein Gemälde des Impressionisten Leo Reichenstein zur Versteigerung angeboten. Anna soll für dieses Werk eine Expertise erstellen. Eine innere Eingebung lässt sie jedoch an der Echtheit des Gemäldes zweifeln. Sie begibt sich auf Spurensuche. Eine der Spuren führt sie zu der Galerie Richardson in London, deren Stempel sich auf der Rückseite des Bildes befindet. Bei ihren Nachforschungen stößt sie auf eine Liebesgeschichte im Berlin der Nachkriegszeit.

Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen. In der Gegenwart recherchiert Anna in München, während sie sich liebevoll um ihre kleine Tochter kümmert. Der Galerist Oliver Richardson in London kennt die Geschichte des Bildes selbst nicht. Doch sein Großvater Henry ist mit der Historie vertraut. In der Vergangenheit erlebt der Leser, wie es im besetzten Berlin im Jahr 1946 zugegangen ist. Diese Ebene hat mir am besten gefallen, da sie herausragend recherchiert und beschrieben war. Als Tochter eines Komponisten lässt die Autorin immer wieder auch die Musik der Zeit in die Handlung einfließen. Vor meinem inneren Auge entstanden Tanzszenen, während ich die Musik imaginär im Ohr hatte. Das war ganz großes Kino für den Kopf!

Unerwartete Wendungen machten die Geschichte so spannend, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Die Protagonisten waren mir sehr schnell ans Herz gewachsen, sodass ich mit ihnen geliebt und gelitten habe.

Dem Nachwort ist zu entnehmen, dass Micaela Jary sich Anregungen aus einem Ausstellungskatalog, der anlässlich einer Ausstellung des Alliierten Museums in Berlin erschienen ist, geholt hat. Hieraus und aus ihrer eigenen Vergangenheit hat sie auch viele Details über die Zustände im Nachkriegsberlin, die sie in die Geschichte eingebaut hat. Das hat mir ganz hervorragend gefallen, zumal die Autorin die Gabe hat, die Szenen so bildhaft zu beschreiben, dass ich sie mit allen Sinnen miterleben konnte.

Fazit:
Mit diesem Roman konnte mich Micaela Jary von der ersten bis zur letzten Seite fesseln. Er ist für mich einer der Höhepunkte im aktuellen Lesejahr. Allerfeinstes Kino für den Kopf!

Bewertung vom 13.09.2013
Ich und Monsieur Roger
Lavoie, Marie-Renée

Ich und Monsieur Roger


gut

Durch eine Leseprobe bei Vorablesen bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden. Diese klang recht vielversprechend, weshalb ich mich für dieses Buch beworben habe. Ich habe es auch gewonnen, bin nun aber etwas hin- und hergerissen, was die Bewertung betrifft. Stellenweise muten die Gedanken der kleinen Hélène zum Erwachsenwerden poetisch an. Auf der anderen Seite hat das Buch, obwohl es nur 256 Seiten hat, immer wieder Längen, durch die ich mich regelrecht quälen musste.

Aber zunächst zur Handlung: Hélène ist acht Jahre alt, wäre aber gerne älter und vor allem ein Junge. Also behauptet sie einfach, sie sei zehn und nennt sich Joe. So gelingt es ihr, einen Job als Zeitungszustellerin zu bekommen. Das verdiente Geld will sie aber nicht etwa für sich ausgeben. Sie schmuggelt es heimlich in das Portemonnaie ihrer Mutter. Eines Tages kommt sie nach Hause und sieht vorm Nachbarhaus einen alten Mann sitzen. Es ist der grantige Monsieur Roger, der saufend und fluchend seinen Tod herbeisehnt. Zwischen Joe und Monsieur Roger entwickelt sich eine außergewöhnliche Freundschaft.

Die Geschichte spielt in einer kanadischen Kleinstadt in den 80er Jahren. Hélène identifiziert sich mit einer Figur aus einer Zeichentrickserie, die sie gespannt verfolgt. Immer wieder beschreibt sie, was dieser Comicfigur widerfährt, und zwar sehr detailliert. Und genau das war das Problem, das ich mit diesem Roman hatte. Die Geschehnisse in der kanadischen Provinz und das Heranwachsen des Mädchens, das ein Junge sein wollte, fand ich gut erzählt. Ich musste einige Male schmunzeln, insbesondere als Hélène sich unaufhaltsam in eine junge Frau verwandelt. Ihrem Vorbild, der Zeichentrickfigur Oscar, wachsen natürlich keine Brüste. Hélène kommt um dieses schwere Schicksal leider nicht herum. Auch die Tatsache, dass sie bereits als kleines Mädchen der Familie helfen will, fand ich sehr rührend. Der Vater ist ein frustrierter Lehrer, der nach und nach dem Alkohol verfällt. Die Mutter ist eine recht resolute Person, die die Fäden zusammenhält. Dann gibt es noch drei Schwestern, um die sich Hélène mehr oder weniger kümmert. Und mittendrin Monsieur Roger, der immer mehr zu einem Teil der Familie wird.

Wie oben bereits erwähnt, fällt mir die Beurteilung nicht leicht. Hätte die Autorin die Szenen der Zeichentrickfigur nicht so ausführlich geschildert, würde ich vier Sterne vergeben. So muss ich leider noch einen Stern abziehen und vergebe drei von fünf Sternen.

Fazit:
Berührende Geschichte mit einigen Längen.

Bewertung vom 20.08.2013
Der Hexenschwur / Hexentrilogie Bd.3
Zinßmeister, Deana

Der Hexenschwur / Hexentrilogie Bd.3


ausgezeichnet

Mit „Der Hexenschwur“ legt Deana Zinßmeister nun den dritten Band ihrer Hexen-Reihe vor, der den Vorgängern „Das Hexenmal“ und „Der Hexenturm“ in nichts nachsteht. Auch dieser Teil der Reihe punktet mit Spannung, authentischen Figuren und interessanten Fakten aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges.

Seit 17 Jahren lebt Johann mit seiner Familie im Saarland. Der Krieg tobt in Deutschland und nähert sich unaufhaltsam auch dem bisher verschonten Landstrich im Südwesten. Johanns Frau leidet an einer schweren Depression und hat sich sehr zu ihrem Nachteil verändert. Deshalb sieht Johann keine andere Chance, als seine Zelte im Saarland abzubrechen, um gemeinsam mit Franziska und ihren beiden Kindern Magdalena und Benjamin in ihre Heimat, das Eichsfeld, zurückzukehren. Auf dieser Reise begegnen der Familie Gefahren, aus denen sie ausgerechnet der schwedische Feind rettet.

In einem zweiten Handlungsstrang wird die Geschichte Karolines, Johanns Schwester, die auf dem Eichsfeld lebt, erzählt. Gegen sie wurde von einer Hebamme, die als Hexe verbrannt wurde, ein Hexenschwur verhängt. Von den Dorfbewohnern wird sie gemieden. Aber das ist noch nicht das Schlimmste an ihrem trostlosen Dasein: In ihrem Keller versteckt sie einen sogenannten Wechselbalg - ein behindertes Kind, von dem sie glaubt, dass Dämonen es mit ihrem Sohn Michael vertauscht haben.

Die Geschichte hat mich sofort wieder in ihren Bann geschlagen, obwohl die Lektüre der Vorgänger schon einige Zeit zurückliegt. Durch geschickt eingeflochtene Rückblenden ist es der Autorin gelungen, mir die Handlung sofort wieder ins Gedächtnis zu rufen. Ich denke, man kann dieses Buch auch lesen, ohne die vorherigen Teile der Reihe zu kennen. Dann würde man jedoch zwei sehr spannende historische Romane verpassen.

Besonders interessant fand ich die Geschichte um den Wechselbalg. Den Begriff kannte ich zwar, wusste aber bisher nicht, was genau sich dahinter verbirgt. Es ist unglaublich, mit wie viel Aberglauben die Menschen im Mittelalter behaftet waren. Man war tatsächlich der Ansicht, behinderte Kinder seinen von Dämonen ausgetauscht worden. Das Schicksal dieses Kindes hat mich sehr bewegt. Karoline sperrt es im Keller ein und behandelt es wie ein Tier. Aber keine Angst, die Geschichte endet gut und die Szenen sind mit sehr viel Feingefühl geschrieben.

Auch die Reise der Familie quer durchs Reich und die Begegnungen mit desertierten Soldaten und schließlich mit der schwedischen Truppe sind spannend geschildert. Hier hat mich besonders interessiert, was Franziska widerfahren war und ob sie durch die Rückkehr in die Heimat ihre Depressionen loswerden kann. Aber auch die zarte Liebesgeschichte, die die Autorin eingeflochten hat, konnte mich sehr bewegen.

Zu Beginn des Buches findet der Leser eine Karte Deutschlands zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges und ein Personenregister. Im Nachwort erläutert Deana Zinßmeister noch einige Details, was ich wie immer ausgesprochen aufschlussreich fand.

Das Ende hat mir Hoffnung gemacht, dass diese Geschichte um die Eichsfelder eine Fortsetzung bekommen könnte. Genügend Potenzial bieten sowohl die Figuren als auch die deutsche Geschichte. Denn der Krieg wird, wie wir alle wissen, erst 1648 durch den Westfälischen Frieden beendet.

Fazit:
Deana Zinßmeister beweist wieder einmal, dass sie eine wahre Meisterin ihres Fachs ist. Ihre Romane sind fesselnd von der ersten bis zur letzten Seite, hervorragend recherchiert und mit sehr viel Feingefühl geschrieben.