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horrorbiene
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http://armariumnostrum.wordpress.com/

Bewertungen

Insgesamt 210 Bewertungen
Bewertung vom 31.08.2012
Die Karamell-Verschwörung
Mangold, Maud

Die Karamell-Verschwörung


ausgezeichnet

Fabian ist neu in der Stadt und leidet darunter, dass er noch keine Freunde gefunden hat, da er sich nicht traut sich in die bestehenden Gruppen zu integrieren. Seine ältere Schwester durchlebt gerade eine rebellische Phase, die sich jedoch produktiv in einer Protestaktion gegen die Abholzung des Parks umsetzt. Dieses Thema führt zu Spannungen zwischen Vater und Tochter, da er die Vorteile sieht, die das Einkaufszentrum anstelle des Parkes für die Stadt und damit auch für sich und seinen Laden hat. Fabians Mutter leidet unter extremen Kopfschmerzen und Müdigkeit und kann daher nicht vermittelnd auftreten. Ein ganz normales Familienleben also. Was in diesem Buch jedoch sehr schön ist, ist die Tatsache, dass die Fronten innerhalb der Familie nicht starr sind und trotz Meinungsverschiedenheiten, die Familienmitgleider ein offenes Ohr füreinander haben und gut miteinander auskommen. Dadurch empfinde ich das Thema für das empfohlene Lesealter ab 8 Jahren als angemessen. Die Geschichte ist außerdem schön liniar, hinreichend ausführlich und aufgrund des eingängigen Schreibstils wunderbar zu lesen. Der Text ist scheinbar in Kapitel aufgeteilt, nur sind diese optisch nicht wirklich deutlich gemacht. Dennoch gibt es ausreichend Abschnitte, um mit der Lektüre zu pausieren. Schön sind hier auch gelungenen Illustrationen, die nicht übermäßig zahlreich sind, den Text jedoch gut ergänzen. Ohnehin ist das Buch ein wahrer Augenschmaus: Es ist prima gebunden und Cover und Farbgebung sind einfach wundervoll. Außerdem finde ich es durch den Einband schön griffig. Ein Buch, das man wirklich gern in die Hand nimmt.
Wirklich gelungen finde ich an diesem Buch, dass Magdas Bonbons zwar viel verändern können, doch manche Dinge eben auch nicht. So erfahren die Kinder gleich, dass es kein Patentlösungsrezept für alle Probleme gibt und man manches einfach akzeptieren muss, wie es ist. Andererseits hat Fabian zwar Bonbons von Magda bekommen, doch auch ohne ein spezielles Mut-Bonbon war er in der Lage seine Meinung durchzusetzen und die Initiative zu ergreifen, was beides eindeutig Mut abverlangt. So bekommen Kinder moralisch korrektes Verhalten aufgezeigt und dies völlig ohne erhobenen Zeigefinger.

Fazit: Dieses Buch ist nicht nur optisch sehr gelungen, sondern wie ich finde pädagogisch wertvoll. Ohne eine heile Welt zu suggerieren, stellt das Buch eine liebevolle Familie dar, die letztlich mit Hilfe der Karamellen noch näher zusammenfindet, ohne dass diese die Gefühle der Familie manipuliert hätten. Die Karamell-Verschwörung ist ein Buch, das Mut macht sich selbst mehr einzubringen und ist dabei noch unterhaltsam und spannend geschrieben.

Bewertung vom 29.08.2012
Wer im Trüben fischt / Emma Vonderwehr & Edgar Blume Bd.1
Lanfermann, Mechthild

Wer im Trüben fischt / Emma Vonderwehr & Edgar Blume Bd.1


ausgezeichnet

Ich habe schon einige Krimis mit einem Journalisten als Hauptfigur gelesen, doch haben mir die “richtigen” Krimis mit Kripo-Beamten, bisher stehts besser gefallen. Doch neue Reihen bekommen neue Chancen und so auch die Radioreporterin Emma Vonderwehr. Denn dies ist auch etwas Neues für mich: Emma arbeitet nicht bei einer Zeitung, sondern für’s Radio. Meine erste Reaktion nach dem Lesen des Buches war folgende: Ich setzte mich an den PC um auf einer eventuellen Autorenhomepage nach einer Fortsetzung zu suchen. Fündig geworden bin ich zwar nicht, dennoch würde ich unheimlich gern wissen, wei es mit Emma weitergeht. Zwar habe ich eine Weile gebraucht, bis ich mich an die späte Nennung der Namen, nachgeschobene Personenbeschreibungen und die spontanen Perspektivwechsel gewöhnt hatte, doch dann flogen die Seiten nur so dahin und ich wollte unbedingt wissen, ob es Emma gelingt, der Sache auf den Grund zu gehen und mit einer brillianten Story sich einen Platz im Team des Berliner Radiosenders zu ergattern. Die fehlenden Personenbeschreibungen fand ich besonders schade, so konnte ich mir die Figuren recht schlecht vorstellen. Ansonsten habe ich eigentlich nichts mehr zu meckern an dem Buch. Die Geschichte baut sich spannend auf, da der Leser durch einige Einschübe von anderen Personen Andeutungen bekommen hat, die Emma natürlich nicht hatte. Und auch im Finale greift Lanfermann auf kleine, aber klassische Details, zurück um Spannung zu erzeugen. Außerdem hat Emma eine Vergangenheit, die bereits im Klappentext angedeutet wird und muss nun in einer fremden Stadt von vorn beginnen. Lanfermann hat geschickt kleine Beschreibungen berliner Örtlichkeiten einfließen lassen, so dass die Sadt vor den Augen des Lesers entstanden ist ohne zu regionallastig zu sein. Der Fall, den es aufzudecken gilt, ist auch ausreichend kompliziert, so dass der Täter nicht sofort ersichtlich ist. Zudem ist das NS-Thema hier nicht vorherschend, aber plausibel umgesetzt. Dennoch kommt Lanfermann um ein Klischee nicht herum: Es gibt hier die Figur des ermittelnden Beamten Edgar Blume, der mit seiner Frau in Scheidung lebt, ein schlechtes Gewissen aufgrund der zu seltenen Besuche bei seinem Sohn hat und sich wegen einer Begegnung zu Emmas Informant bei der Polizei entwickelt. Klischeehaft deshalb weil der einsame “Er” auf eine einsame “Sie” in einer neuen Stadt trifft und … aber Klischee hin oder her: Ich mag so etwas und auch in dieser Hinsicht interessiert es mich sehr, wie es denn weitergeht!

Fazit: Mir hat Lanfermanns Krimi-Debüt sehr gut gefallen, zwar ist es recht kurz, aber dennoch spannend und das Ende nicht vorhersehbar. Das Buch bereitet am Ende bereits alles vor, was eine Krimi-Serie benötigt: Eine engagierte, selbstbewusste Rundfunkjournalistin als Hauptcharaker, ein Ermittler bei der Polizei mit Potential als Partner in Berufs- und Liebesdingen als Co-Charakter und Berlin als ein Pflaster, auf dem es kriminaltechnisch bestimmt einiges zu berichten gibt!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.08.2012
Niedliche Maschen für die Kleinsten

Niedliche Maschen für die Kleinsten


ausgezeichnet

Mit dem Wunsch etwas Hübsches für das Patenkind zu stricken, habe ich nach entsprechenden Werken gesucht und bin bei diesem Buch fündig geworden. Nicht nur ich war von den dargstellten Modellen hellauf begeistert, auch die Mutter hätte am liebesten gleich alles bestellt. Das Buch ist so aufgebaut, dass im ersten Teil alle Modelle mit hübschen Fotos vorgestellt und im zweiten die Anleitungen beschrieben werden. Bei der großen Auswahl an Jacken, Pullis, Kleider, Socken und Mützen (manche sgar im Asia-Look) ist die Wahl auf ein Kleid gefallen, dass ich dann auch prompt nachgestrickt habe. Die Anleitung ist wirklich schlicht erklärt und einach nachzustricken gewesen. Natürlich gab es die angepriesene Wolle nicht im Wollladen meines Vertrauens, doch dank der genauen Beschreibung der Zusammensetzung des Garnes konnte die Verkäuferin mir etwas gleichwertiges anbieten. Ich bin bei Weitem kein Crack, aber diese Anleitungn sind wirklich einfach nachzuarbeiten, da die Modelle recht schlicht gehalten sind und ohne übertriebene Schnörkel. Doch auch die Schlichtheit kann optisch punkten und so kann auch jeder Anfänger etwas für die Kleinsten stricken. In der Anleitung sind übrigens zumeist mehrer Angaben für Manschenzahlen angebenen passend zu der jeweiligen Größe des Kleidungsstückes. Die meisten Modelle sind für Geburt, 3 und 6 Monate beschrieben, manche auch für 12 Monate.
Mein persönliches Highlight war der Schlafanzug, den man auch auf dem Cover erkennen kann. Leider war die Kleine dafür schon zu groß, ich hätte ihn doch zu gern gestrickt.
Außerdem sind neben Kleidungsstücke auch Erklärungen für wirklich herzallerliebste Stofftiere enthalten. Die habe ich allerdings aus Zeitmangel noch nicht ausprobieren können.

Fazit: Wirklich gelungene Modelle und Stofftiere mit einfacher Anleitung und auch einfachem Muster. Hier findet jeder etwas für seine Fähigkeiten. Die Stofftieren sind ein willkommener Bonus und einfach zu süß. Zudem stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis hier vollkommen!

8 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.08.2012
Vilja und die Räuber / Vilja Bd.1
Kolu, Siri

Vilja und die Räuber / Vilja Bd.1


ausgezeichnet

Auf der Verlagsseite wird dieses Buch mit “für alle, die Astrid Lindgren lieben” beworben und genau dies machte mich neugierig. Ich mag Lindgrens Bücher nämlich unheimlich gern und tatsächlich erinnert dieses Buch ein klein wenig an Pippi Langstrumpf. Nicht, dass Siri Kolu versucht aus Vilja nun eine zweite Pippi zu machen, aber die Geschichte um den Raub eines Kindes und das Leben einer Räuberbande mitten im heutigen Finnland, hat schon ähnlich fantastische Anbahnungen wie Pippi Langstrumpf. Zuerst war ich ein klein wenig skeptisch, wie diese Räuberbande plausibel in die heutige Welt integrierbar sein soll, doch das ist der Autorin meines Erachtens nach glaubwürdig gelungen. Einzig die Szene in einem Supermarkt kommt irgendwie zu unlogisch rüber, sind doch die Hintergründe der Räuberfamilie gegen Ende des Buches dem Leser bekannt. Doch solche Kleinigkeiten schmälern den Lesespaß nicht, vor allem da die Zielgruppe eindeutig Kinder sind. Der Verlag empfiehlt ein Lesealter ab 10 Jahren. Das Buch ist zwar etwas umfangreich, doch die Geschichte so fesselnd, frisch und spannend, dass auch lesemotivierte Kinder ab 8 Jahren ihre Freude an diesem Buch haben werden.
Mir hat vor allem das Zusammenspiel der verschienen Charaktere gefallen: Jedes Familienmitglied der Räuberbergs ist anders. So ist z.B. Kalle, der jüngste Spross der Gentleman unter den Räubern und möchte eigentlich viel lieber etwas ganz anders machen. Kalles größere Schwester Hele ist da ganz anders. Sie lebt für das Räuberdasein und ist ein kleiner Rebell, ausgestattet mit Köpfchen und viel Geschicklichkeit. Die Räubermutter Hilda hat einen sehr abenteuerlichen Fahrstil… Und obwohl die Familie in den Tag hinein lebt, sich um nichts Sorgen machen muss, da sie keinerlei Verpflichtungen hat, werden dennoch die Vorzüge eines “normalen” Lebens dargestellt.
Schön finde ich die hübsch illustrierten Kapitelanfänge. Dabei ist nicht nur die Kapitelnummer thematisch passend eingerahmt, sondern eine Kurzzusammenfassung des Kapitels in einem Satz ist auch integriert. Dafür gibt es keine Bilder, doch die hat das Buch auch nicht nötig.

Fazit: Das Buch ist die perfekte Lektüre für die Sommerferien, denn wir erleben Vilja wie sie die ihren mit der Familie Räuberberg auf Raubzug verbringt. Es ist einfach und doch spannend geschrieben und verspricht für die junge Leserschaft rasante Lesestunden und allerlei aufregende Raubzüge. Ich empfehle immer eine Tüte Gummibärchen oder dergleichen beim Lesen parat zu haben, denn Süßigkeiten sind die liebste Beute der räuberischen Familie.

Bewertung vom 14.08.2012
Epicordia
Corzilius, Thilo

Epicordia


ausgezeichnet

Epicordia ist der zweite Band nach Ravinia, der in der gleichnamigen Welt spielt. Ravinia hat mir ausgesprochen gut gefallen und auch Epicordia steht dem im Grunde nichts nach. Im zweiten Band wurde die düstergoldene Welt um einen unterirdischen Teil namens Epicordia erweitert, in dem das Mondvolk herrscht und die Menschen von Ravinia nicht erwünscht sind. So wird Begonnenes hier nicht nur wieder aufgenommen sondern weitergeführt. Ebenso verhält es sich mit dem Schreibstil: Er ist in gleicher Qualität, so wie man es nach Ravinia erwartet. Zwar gab Band eins noch allerlei Rätsel was manchen Hintergrund betrifft auf, doch hier wurden diese (noch) nicht zur Gänze aufgelöst, was eine weitere Forsetzung verspricht. Und eine Fortsetzung hat diese Geschichte definitiv verdient, denn die Handlung kommt hier viel schneller in Fahrt als im ersten Teil, weil die Figuren nicht umständlich eingeführt werden müssen. Zwar gibt es auch hier neue Charaktere, doch die spielen keine größere Rolle, als die bereits bekannten. Somit ist die Geschichte schneller spannend und die Seiten fliegen nur so dahin.
Habe ich bei Ravinia noch ausdrücklich gelobt, dass das Buch ohne vorschnelle Liebelein auskommt, so ist die Liebe nun doch Thema in Epicordia. Aber nicht auf schnulzige, kitschige weise, sondern langsam und vorsichtig – mit einem Ausgang, den man bereits schnell vermuten konnte und dennoch nie ausgesprochen wurde… Noch ein Punkt, der eine Fortsetzung interessant macht.
Besonders loben muss ich erneut das Layout, dass im Prinzip gleich ist, wie bei Ravinia: Vor jedem Kapitel ist noch einmal das Cover in s/w abgedruckt mit einer kleinen Zusammenfassung und Kapitelzählung. Die Kapitel selbst beginnen mit Zitaten und innerhalb der Kapitel sind die Abschnitte durch kleine Raben von einander abgesetzt. Dies fördert die Lesbarkeit ungemein und macht es auch hübsch anzusehen. Als Bonus ist im vorderen Teil des Buches eine Karte Ravinias abgedruckt.
Das Buch ist demnach absolut auf demselben Level wie Ravinia, es lässt sich stellenweise sogar besser lesen, aber manche – wenn auch schönen – Dinge sollte man nicht übertreiben: An Corzilius Schreibstil erkennt man seine poetische Ader, die er immer mal wieder gekonnt in die Geschichte von Lara einfließen lässt. Ich hätte viele Zitate notieren können, doch nachdem ich zum wiederholten Male "Gefühle sind wie ein Sturm" zu Beginn einer solchen Passage gelesen habe, wurde es mir fast ein bischen zu viel. Klar erkennt man daran, dass dies “das Thema” das Buches ist und auch Laras Lage wiederspiegelt, doch alle Stellen, die mit diesem Satz anfangen untereinander geschrieben, würde meine Zitatesammlung sprengen… Ich hoffe, dass das nächste Buch ein neues “Thema” erhält. Auch war mir die ständige Wiederholung, in der Laras Leben mit einem Herbstregen verglichen und Ravinia als die düstergoldene Stadt beschrieben wird zu viel, da diese Phrasen bereits im ersten Buch zu Hauf vorkamen. In diesem Rahmen war dies alles gerade noch in Ordnung, doch ich hoffe, dass im nächsten Teil die häufige Verwendung der Phrasen das Fass nicht zum Überlaufen bringen wird…

Fazit: Mit Epicordia setzt Corzilius seine in Ravinia begonnene Geschichte gekonnt und ich gleicher Tradition fort. Die Geschichte nimmt schnell Fahrt auf und lässt sich herrlich einfach herunterlesen. Hervorzuheben ist hier erneut Corzilius beinahe poetischer Schreibstil, obwohl er so manche Phrase für meinen Geschmack bald oft genug verwendet hat… Dennoch freue ich mich auf die Fortsetzung, die bestimmt nicht lange auf sich warten lässt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.07.2012
Wenn die Nacht verstummt / Kate Burkholder Bd.3
Castillo, Linda

Wenn die Nacht verstummt / Kate Burkholder Bd.3


sehr gut

Auch Teil drei der Krimiserie um die amerikanische Polizeichefin Kate Burkholder bleibt der Tradition des ersten Teils treu: Ort, Protagonisten und das Milieu sind dieselben, denn wieder gibt es einen Mord bei den Amischen aufzuklären und wer könnte dafür besser geeignet sein, als die ehemalige Amische Burkholder? Begonnene Entwicklungen (z.B. dem Verhältnis Burkholders zu Tomasetti) werden nicht nur fortgesetzt, sondern auch vertieft. So beginnt Burkholder endlich in Ansätzen ihre Vergangenheit zu verarbeiten.
Die Story ist wie auch in den vorangegangenen Bänden in sich logisch geschildert und durch geschickte Wendungen spannend aufgebaut. Lange Zeit bleibt unklar, wer der Mörder ist. Hat der Lesegenuss des zweiten Bandes etwas unter einer sich in mir aufbauenden „nicht schon wieder“-Haltung gelitten, war mir doch in diesem Buch klar, was mich erwartet: Wieder ein neuer Fall in der Amischen Gemeinde. Doch auch wenn sich Castillo in ihrer Serie immer derselben Thematik bedient, so ist diese immer noch gänzlich anders als der normale Krimi/Thriller-Stoff und ich habe mich dieses Mal wirklich auf die Fortsetzung gefreut.
Ein weiterer Punkt, der mir im letzten Band negativ aufgefallen ist, hat sich in diesem wieder etwas relativiert: Wie viele andere Krimi-Hauptcharaktere sucht Burkholder ihr Seelenheil im Alkohol. Diese ständige Präsenz von Alkohol als ultimatives Problemlösungsmittel widert mich beinahe an, schöner wäre einen angemessenen Umgang mit Alkohol zu vermitteln. Burkholder hat eine Vergangenheit, die sich immer wieder in die Gegenwart auswirkt. Um zusätzlich die schwierigen Fälle, die sie oftmals persönlich betroffen machen, bearbeiten und lösen zu können, greift sie zur Flasche. Wie schon angedeutet, beginnt sie in diesem Teil ihre Vergangenheit zwar nicht aufzuarbeiten, aber doch ein Stück zu verarbeiten und an dieser Stelle wird ihr von außen auch ein anderer Umgang mit Alkohol empfohlen. Es bleibt zu hoffen, dass sich Burkholder an dieser Stelle persönlich weiterentwickelt. Von daher bin ich gespannt wie es mit ihr im nächsten Teil weitergeht…
Zwar hat mir die Weiterentwicklung und der Fall an sich wirklich gut gefallen, doch hatte ich bei diesem Buch das Gefühl, als könnte es hier und da noch etwas mehr vertragen: Mehr Privatleben, mehr Interaktion mit den Kollegen, mehr Ermittlungen. Zwar sind 331 Textseiten nicht gerade wenig, doch sie flogen so dahin, ohne dass ich das Gefühl hatte, mich intensiv mit “dem Fall” auseinander gesetzt zu haben. Das ist ein wenig schade, denn mit dem Drumherum und mehr Atmosphäre wäre mir Burkholder vielleicht in diesem Band endlich ans Herz gewachsen.

Fazit: Wer die ersten beiden Teile der Serie mochte, wird auch mit Wenn die Nacht verstummt seine Freude haben. Das Buch ist spannend und liest sich sehr schnell. Zu schnell für meinen Geschmack – ein paar Details mehr hier und mehr Hintergrund dort und die Geschichte wäre wirklich mitreißend gewesen. So ist sie durch die endlich erkennbare Weiterentwicklung des Hauptcharakters einfach nur gut.

5 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.07.2012
Tödlicher Fluch / Oneiros Bd.1
Heitz, Markus

Tödlicher Fluch / Oneiros Bd.1


ausgezeichnet

Markus Heitz nimmt in diesem Buch Abstand von seinen bisherigen Werken: Keine Zwerge oder Albae, keine Werwölfe, Vampire oder Dämonen, keine historische oder High Fantasy. Dieses Buch ist eindeutig ein Thriller mit fantastischen Elementen und das Thema ist auch neu: Der Tod. Dabei tritt der Tod selbst nicht auf, doch die Konstruktion mit dem tödlichen Fluch ist einfach nur genial und vor allem neu! Ich möchte an dieser Stelle nicht näher darauf eingehen, um nicht zu viel zu verraten, doch Heitz hat hiermit einen Thriller geschrieben, der keinem ähnelt, den ich bisher gelesen habe. Die Idee ist toll und dazu noch gut umgesetzt: Heitz’ genialer Schreibstil ermöglicht dem Leser leichten Lesegenuss und durch den Aufbau seiner Geschichte, weiß der Leser nicht, was als nächstes kommt, und so wird die Spannung hoch gehalten. Zudem ist zu Beginn noch gar nicht klar worum es geht: Was ist dieser Fluch überhaupt? Wie äußert er sich? Und wieso sind auf einmal alle Leute in diesem Flugzeug tot? Auch die Charaktere kommen erst nach und nach ins Spiel und Zusammenhänge werden erst später deutlich. Gerade die Charaktere haben mir sehr gut gefallen. Heitz hat allen eine plausible Hintergundgeschichte verpasst, so dass die Bedeutung ihrer Handlung klar war, dennoch ergaben sich interessante Wendungen. Dies alles sind Zutaten für einen wirklich genialen Thriller. Einzig eine Kleinigkeit hat mich gestört: Obwohl die Handlung sehr spannend war und auch gut geschrieben, hatte ich nach 400 Seiten das Gefühl, jetzt könnte es auch bald mal gut sein mit der Geschichte. Zwar war sie an keiner Stelle langweilig oder langatmig, dennoch finde ich, würde das Buch mit 100 Seiten weniger besser wirken. Doch, ein gut geschriebenes Buch darf auch seine Länge haben.
Die Szenen nach dem Finale haben mir persönlich sehr gut gefallen. Sie wirkten wie im Film mit einem offenen Ende. Das Buch ist aber in sich abgeschlossen und auch vollständig beendet, doch diesen Anreiz weiter zu denken, hat mir sehr gefallen. Ohnehin finde ich es immer wieder erfrischend zwischendurch einmal ein abgeschlossenes Buch lesen zu können. Dies ist zu Zeiten des Reihen- und Trilogienwahns schon fast etwas Besonderes!

Fazit: Bei Oneiros stimmt das Gesamtpaket absolut. Die Idee des Fluches ist neu und die Geschichte, die dahintersteckt sehr gelungen konstruiert und umgesetzt. Heitz hat hier einen erfrischend anderen Thriller in dem von ihm gewohnten sehr genialem Schreibstil geschrieben, den ich bedenkenlos weiterempfehlen kann – einen zu empfindlichen Magen gekoppelt mit einer guten Vorstellungsgabe, sollte man jedoch nicht haben, denn Heitz geht schon ins Detail z.B. bei der Arbeit des Bestatters und Hauptcharakters Korff.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.04.2012
BLACKOUT - Morgen ist es zu spät
Elsberg, Marc

BLACKOUT - Morgen ist es zu spät


ausgezeichnet

Die Thematik des Buches hat mich sofort angesprochen. Wie würden die Menschen reagieren, wenn für so lange Zeit in einem solch großen Gebiet der Strom ausfällt? Verhalten sich die Menschen solidarisch, gibt es Plünderungen oder gar Selbstjustiz? Marc Elsberg schildert in seinem Roman eindrucksvoll ein mögliches Szenario. Meine Gedanken schweiften beim Lesen wirklich häufig in eine bestimmte Richtung ab: Wie würde es mir ergehen und wie würde ich mich in einer solchen Situation verhalten? Wo sind die Kerzen, hätte ich ausreichend Vorräte? Das Buch zeigt jedoch auch Punkte auf, an die ich vorher nicht gedacht habe: Kein Strom, kein Wasser und damit keine funktionierende Toilettenspülung, um nur ein Beispiel zu nennen. Ohne Strom funktioniert in unserer heutigen Gesellschaft nichts mehr.
Regelrecht beeindruckend fand ich die Recherchearbeit des Autoren. Ein Buch über einen Stromausfall zu schreiben, kann eigentlich jeder, doch hier wurden die Ursachen, die Auswirkungen und die Wiederherstellung des Stromnetzes mit einem enormen Detailreichtum beschrieben, dass all das beängstigend real erscheint. Hier liegt eindeutig die Stärke des Buches.
Auch die Charaktere sind sehr gut herausgearbeitet und es ist nahezu klassisch, dass derjenige, der – in diesem Fall Manzano - die Behörden auf die richtige Spur hinweist, zunächst abgewiesen und anschließend verdächtigt wird. Doch Manzano ist bei Weitem nicht der einzige Charakter, es tauchen eine Fülle an Nebencharakteren auf. Durch sie sieht man die menschliche Seite des Stromausfalls und nicht nur die der Ermittler, die ein Notstromaggregat zur Verfügung haben. Dadurch wird die gesamte Szenerie um einiges plastischer. So springt die Geschichte munter zwischen Den Haag, Brüssel, Berlin und anderen Städten hin und her, so dass die Abschnitte mitunter sehr kurz waren. Doch so konnte die Zeitlinie gut dargestellt werden und durch die Überschriften, war der Leser stets im Klaren darüber, wo sich der aktuelle Abschnitt abspielt. Ein Kapitel stellt dabei die Ereignisse eines Tages dar. Jedoch musste ich mich erst in diese kurzen Abschnitte hineinfinden, in denen plötzlich so viele Personen auftauchten, doch die Struktur und damit auch die wichtigen Personen haben sich sehr schnell herauskristallisiert.
Mit 800 Seiten ist das Buch recht lang, doch erstreckt sich der Stromausfall auch über einige Zeit. Das Buch ist an keiner Stelle langweilig oder langatmig gewesen, stattdessen wurde es je weiter der Strom wegblieb dramatischer und spannender. Gegen Ende hat man leider wenig Details über die Ermittlungsarbeit erfahren, dafür waren die Abschnitte zu kurz. Mir hat an dieser Stelle noch etwas Ausführlichkeit gefehlt, so kam das Finale auch irgendwie recht plötzlich. Dennoch ist alles plausibel und nachvollziehbar und vor allem spannend.

Fazit: Blackout ist ein überaus gelungener Thriller, da er das Szenario überaus realistisch darstellt, was nur durch eine gute Recherchearbeit möglich ist. Für mich macht dieses Szenario sogar einen so realistischen Eindruck, dass ich lieber heute als morgen mir einen Ofen, samt Holzvorrat und eine gut bestückte Vorratskammer zulegen möchte, denn das Buch führt dem Leser eindrucksvoll vor Augen, auf was er alles verzichten muss, sollte der Strom in einem solch großen Gebiet über längere Zeit ausfallen…

10 von 15 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.