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Philo
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Frankfurt am Main
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Lesen ist mein liebstes Hobby

Bewertungen

Insgesamt 407 Bewertungen
Bewertung vom 23.07.2021
Ausweglos
Faber, Henri

Ausweglos


ausgezeichnet

Sehr passend für das Buch ist der Fingerabdruck auf dem Cover und "Ausweglos" scheint die Ermittlungsarbeit der Polizei zu sein. Ein drei Jahre zurückliegender Fall eines Serienmörders, genannt der Fingermörder, der drei junge Frauen auf dem Gewissen hat, konnte nicht aufgeklärt werden. Dies hat zwei Ermittlern bei der Mordkommission ihren Job gekostet. Elias Blom wurde in das Einbruchsdezernat versetzt und sein Freund Mats hat gekündigt. Jetzt ist ein neuerlicher Mord an einer jungen Frau geschehen, der sofort Rückschlüsse auf den Fingermörder zuläßt. Elias Blom wird erneut zu den Ermittlungen hinzugezogen. In den Focus seiner Ermittlungen rückt der Nachbar der jungen Frau, Noah Klingberg, der sich in der Tatnacht in ihrer Wohnung aufgehalten hat.

Die Geschichte wird in kurzen Kapiteln aus der Sicht von Noah Klingberg, Linda Klingberg und Elias Blom in der Ich-Form erzählt, wobei auch in kurzen Abschnitten der Täter zu Wort kommt. In diesen kurzen Kapiteln lernt der Leser die Sichtweise der Protagonisten auf den neuen Fall kennen und schnell wird klar, daß alle lügen und jeder etwas zu verbergen hat. Um hinter die Wahrheit zu kommen, greift Elias Blom zu ungewöhnlichen Mitteln und verbeißt sich regelrecht in den Fall, schon deshalb, weil die Morde von damals nicht aufgeklärt werden konnten. Immer wieder wird er in seiner Arbeit von den eigenen Kollegen behindert und sogar verhöhnt, sie mögen ihn nicht.

Schonungslos beschreibt der Autor die grauenhaften Taten an den jungen Frauen, ohne daß auch nur der Verdacht auf eine bestimmte Person fällt.
Die Beschreibung der Protagonisten ist dem Autor sehr gut gelungen. Ist man sicher, einen Verdächtigen ausgemacht zu haben, wächst die Unsicherheit erneut nach dem nächsten Kapitel. Der Schreibstil des Autors hat mir gut gefallen. Gut geschrieben und flüssig zu lesen, wird der Spannungsbogen durchgehend hochgehalten. Nervenkitzel garantiert. Daß am Ende alles anders ist als gedacht, kann man von einem guten Thriller erwarten, und das ist hier wirklich gut gelungen.

Ein gut recherchiertes Thrillerdebüt, bei dem zum Schluß alle Fäden nachvollziehbar und richtig zusammengeführt werden. Wer einen spannenden Thriller mit Gänsehautcharakter liebt, der sollte "Ausweglos" lesen. Ich kann ihn nur empfehlen.

Bewertung vom 23.07.2021
Wildtriebe
Mank, Ute

Wildtriebe


ausgezeichnet

Das Cover gefällt mir sehr gut, und es verleitet einen, das Buch in die Hand zu nehmen, passt aber nach meinem Dafürhalten nicht so recht zum Buch. Ein bäuerliches Ambiente oder ein bunter Bauerngarten hätte mir besser gefallen. Aber das Buch hat es mir angetan. Es beschreibt sehr eindringlich und realitätsnah das Leben mehrerer Generationen auf einem bäuerlichen Anwesen. Die Protagonistin, die Bäuerin Lisbeth, herrscht nach dem Krieg und dem Verlust ihrer beiden Brüder uneingeschränkt auf dem Bethcheshof. Streng und unbeirrt geht sie den Jahreszeiten entsprechend ihrer Arbeit nach, sie ist es von früher Jugend an gewohnt. Konflikte entstehen erst, als Marlies als Jungbäuerin auf den Hof kommt. Lisbeth kann sich mit der Wahl ihres Sohnes Jens nicht abfinden. Lisbeth will, daß alles bleibt wie bisher und Marlies möchte ihr Leben nach ihren Vorstellungen gestalten. Diesen Konflikt beschreibt die Autorin sehr lebendig und nachvollziehbar. Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen und kann die Geschichte gut nachvollziehen.

Bewertung vom 13.07.2021
Tiefer Fjord
Lillegraven, Ruth

Tiefer Fjord


ausgezeichnet

Cover und Gestaltung gefallen mir sehr gut. So stellt man sich Norwegen im tiefsten Winter vor. Nun ist aber in der Geschichte kein Winter, der Schnee ist geschmolzen und das Eis aufgetaut, das Wasser im Fjord spielt eine große Rolle in der Erzählung, so daß die Geschehnisse ihren Lauf nehmen können. Die Protagonisten Clara und Haarvard, sie Politikerin, er Arzt, sind beide mit der Bekämpfung von Kindesmißhandlung beschäftigt. Clara legt hierzu einen Gesetzesentwurf vor, der aber nicht von Erfolg gekrönt ist und Haarvard ist nach einem Fall von Kindesmißhandlung mit Todesfolge am Boden zerstört. Als jedoch der Vater des verstorbenen Jungen ermordet wird, sucht die Polizei akribisch nach dem Täter. Kurzfristig kommt Haavard sogar ins Gefängnis, weil er für die Tatzeit kein Alibi hat.

Haavard führt eine Liste mit Namen von Personen, denen Kindesmißhandlung nachgewiesen werden kann. Mehrere Personen geraten ins Fadenkreuz der Ermittler.

Obwohl Clara und Haarvard sich einst sehr zugetan waren und inzwischen zwei Söhne haben, ist ihre Ehe zerbrochen. Clara will in der Politik Karriere machen, so daß Haarvard sich mehr und mehr um die Kinder kümmert und ein Verhältnis mit der Ärztin Sabiya an seiner Klinik beginnt.

Es geschehen weitere Morde an auf der Liste von Haarvard stehenden Personen. Wer aber kannte die Liste und wohin ist die Pistole verschwunden, die Sabiya im Ärztezimmer verwahrt hatte. Jetzt belauern sich alle gegenseitig. Wem kann man noch trauen?

Nun nimmt die Geschichte an Spannung und Dramatik zu. Indem die Autorin Clara und Haarvard in kurzen Kapiteln jeweils in der Ichform ihre Sicht auf die Dinge erzählen läßt, ist man eng mit den beiden verbunden. Ich finde die Erzählform und den Schreibstil ungeheuer beeindruckend. Die Spannung steigt stetig an und das unfaßbare Ende übersteigt meine Vorstellungskraft und wird mich noch lange beschäftigen. Die Protagonisten, insbesondere auch Agnes und Leif, die Eltern von Clara, sind so beeindruckend charakterisiert, daß ich mich von ihnen nicht so schnell lösen kann.

Da vom Fortgang der Geschichte nichts verraten werden darf, kann ich allen Lesern, die an einem außerordentlich guten Thriller, aber auch einer unglaublichen Familientragödie interessiert sind, dieses Buch sehr empfehlen.
5 Sterne sind hier eigentlich zu wenig.

Bewertung vom 21.06.2021
Das Buch des Totengräbers / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.1
Pötzsch, Oliver

Das Buch des Totengräbers / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.1


ausgezeichnet

Das Cover zeigt sehr anschaulich, wo sich das Geschehen abspielt. Im Hintergrund der Stephansdom. Darüber schwebt ein großes Kreuz. Das Cover ist gut gewählt und auch der Titel ist sehr passend. Auch wenn es um die Morde an drei Dienstmägden und die Ermittlungen des neuen Inspektors Leopold von Herzfeldt geht, ist es für mich in erster Linie die Geschichte des Totengräbers Augustin Rothmayer. Er ist für mich die interessanteste Figur im Buch. Er lebt zurückgezogen auf dem Wiener Zentralfriedhof. Ein schrulliger, aber hochintelligenter Mann, der alles über den Tod zu berichten weiß. In seiner freien Zeit schreibt er den ersten Almanach für Totengräber, ein wahrhaft aufschlussreiches, aber auch gruseliges Werk, das ich mit großem Interesse gelesen habe.

Der neue Inspektor, der aus Graz nach Wien versetzt wurde, hat es zunächst nicht leicht. Seine Kollegen haben kein Verständnis für seine neuen Ermittlungsmethoden, obwohl diese neuen Methoden bahnbrechend für die spätere Aufklärung in Mordfällen waren.

Leopold von Herzfeldt wird von den Ermittlungen abgezogen. Aber er ist voller Ehrgeiz und ermittelt auf eigene Faust weiter. Unterstützung bekommt er von der jungen Telefonistin Julia Wolf, die sich hauptsächlich für die neuartige Fotografie interessiert.

Für mein Empfinden übertreibt der junge Inspektor in seinem Bemühen, die Morde aufzuklären und gerät öfter mal auf eine falsche Fährte. Er muss noch einiges lernen. Im vorliegenden Fall hilft ihm das Zusammentreffen mit dem Totengräber, der ihn auf die rechte Spur führt.

Dieses Buch nimmt seine Leser mit ins Wien von 1893. Man erfährt viel über die Stadt, ihre Menschen, über die Armut, die in den dunklen Vierteln der Stadt herrscht und in der gerade die Mädchen und Frauen sich ihren Peinigern nicht entziehen können. Das Buch ist gut recherchiert, die Protagonisten allesamt gut charakterisiert. Es hat Gänsehautcharakter, was zum Titel und Inhalt passt. Ich habe das Buch gerne gelesen und möchte es gerne weiterempfehlen.

Bewertung vom 19.06.2021
Letzte Ehre
Ani, Friedrich

Letzte Ehre


ausgezeichnet

Das Cover beeindruckt und passt zum Buch. Den Sprachstil des Autors bewundere ich seit Jahren in seinen Büchern, seine Sprachgewandtheit und seine Redewendungen. Der Leser wird gefordert, hinter den Zeilen zu lesen, weil Friedrich Ani nicht alles beim Namen benennt, sondern auf die Vorstellungskraft seiner Leser setzt.

„Die Letzte Ehre“ ist nicht nur Krimi oder Roman, sondern beides. Der Roman bringt dem Leser die Protagonisten näher, im Krimi setzt sich der Autor mit den Verbrechen auseinander. Es gibt vier Erzählstränge, die zunächst anscheinend nichts miteinander zu tun haben. Aber wie immer gelingt es dem Autor in unnachahmlicher Weise, die Fäden miteinander zu verknüpfen. Gut recherchiert und zusammengefügt, ergibt sich ein stimmiges Ganzes.

Die Kommisssarin Fariza-Marie Nasri hat schon mehrfach bei Friedrich Ani ermittelt, aber dieses Mal hat sie die Hauptlast der Ermittlungen zu tragen. Da ist zunächst der Fall der spurlos verschwundenen 17jährigen Schülerin Finja, wodurch ein Verdächtiger in den Focus der Ermittlungen rückt. Und er fällt auf bei einer Kneipenschlägerei, die zu einem 10 Jahre zurückliegenden Verbrechen führt. Dabei wird Nasris Augenmerk auf Ines Kaltensee gelenkt, deren Schicksal sie in langen von großer Geduld und Empathie getragenen Verhören ans Tageslicht bringt. Dieses Verhör fordert dem Leser innere Kraft ab. Indem Friedrich Ani seine Protagonistin nur auf Andeutungen reduziert, wird die Vorstellungskraft der Leser gefordert.

Ein persönlicher Schicksalsschlag läßt Nasri schier verzweifeln. Ihre beste Freundin wird in ihrer Wohnung fast zu Tode geprügelt. Wegen Befangenheit wird ihr die Ermittlung entzogen, was sie jedoch nicht davon abhält, auf eigene Faust weiter zu ermitteln. Sie gerät auf die richtige Spur, aber der Fall nimmt ein bitteres Ende.

Die Kommissarin ist eine Verhörspezialistin, die nicht nachgibt, bis die Wahrheit ans Tageslicht kommt. Letztendlich sind alle Fäden miteinander verknüpft, das ist die Kunst des Autors. Wie immer eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 11.05.2021
Als wir uns die Welt versprachen
Casagrande, Romina

Als wir uns die Welt versprachen


gut

Das Buch über Edna und Jakob geht weit zurück in die Vergangenheit und behandelt zunächst einmal deren Schicksal als Schwabenkinder. Auch wenn ich darüber schon viel gehört habe, hat mich deren Verkauf auf Bauernhöfe von Südtirol nach Schwaben wieder erschüttert. Die Autorin beschreibt in gut lesbarer Erzählform, wie arme Bergbauern ihre Kinder nach Schwaben an reiche Bauern verkauften in der Hoffnung, daß es ihnen dort besser gehen würde. Aber weit gefehlt. Sie mußten dort schwerste Arbeiten verrichten, bekamen nicht ausreichend zu essen und waren erbarmungswürdig untergebracht. Schrecklich zu lesen ist, daß die Mädchen nicht vor den Übergriffen der Knechte geschützt wurden.

Edna und Jakob beschließen, aus ihrer Gefangenschaft zu fliehen und bereiten ihre Flucht akribisch vor. Bei dem Fluchtversuch werden sie getrennt. Nur Edna entkommt mit einem Papagei, der eigentlich Jakob gehört.

In einem Zeitsprung erleben wir Edna, die allein in ihrem Haus in Tirol wohnt, immer dabei auch noch nach fast 80 Jahren Emil, der Papagei. Von Jakob weiß man leider nichts, aber Edna hat ihn nie vergessen. Ein Bild in einer Zeitschrift, das den verunglückten Jakob während eines Unwetters zeigt, ist für Edna Anlaß genug, sich auf die Reise und Suche nach Jakob zu machen.

Interessant am Buch fand ich die Schilderung über die Schwabenkinder. Ein wirklich trauriges Kapitel in der deutschen Geschichte.

Ednas Reise hat mich nicht überzeugen können. Daß sie Jakob wiederfinden wollte, kann ich gut nachvollziehen, aber die ihr in dem Buch zugemutete Reise kann nach meinem Dafürhalten eine Frau in ihrem Alter nun wirklich nicht durchstehen. Daß sie lauter Gutmenschen begegnet, die ihr ständig Hilfe anbieten, ist meines Erachtens auch völlig unrealistisch. Und die Erschwernisse, die das Mitschleppen von Jakobs Papagei mit sich bringt, sind grotesk. Hier hätte die Autorin lieber einen Geldspender für Edna finden sollen, der ihr eine Fahrkarte kauft, damit sie ihr Reiseziel auf unproblematische Art und Weise erreichen kann. Die Erzählung der Reiseabenteuer fand ich zu langatmig und nicht immer sehr überzeugend. Hier hat die Autorin zu viel Phantasie hineingelegt

Ich hatte mir mehr von dem Buch erwartet. Hier wären viele Seiten weniger mehr gewesen.

Bewertung vom 07.05.2021
Dein ist das Reich
Döbler, Katharina

Dein ist das Reich


weniger gut

Von der Leseprobe war ich begeistert, was mich bewogen hat, das Buch lesen zu wollen. Ich wollte etwas erfahren und lernen über die Kolonialzeit, über die ich leider nicht allzu viel weiß. Es ist mir schwergefallen, das Buch zu lesen, und ich habe es bis jetzt nicht bis zum Ende geschafft. Trotz vorangestelltem Stammbaum sind mir die Protagonisten fremd geblieben. Ich habe unzählige Male wieder nach vorne geblättert, um mich in dem Wirrwarr der Personen zurechtzufinden. Was das Lesen zusätzlich erschwert, ist die fehlende wörtliche Rede. Wie kann man in einem so umfangreichen Buch auf die Kennzeichnung der wörtlichen Rede verzichten. Ich finde das absolut unverständlich, weil es das Lesen zusätzlich erschwert. Nun ist der Schreibstil der Autorin für mich auch nicht geeignet, die Geschichte flüssig und mit Interesse zu lesen. Bestimmt hat die Autorin viel Zeit und Recherche in die Aufarbeitung der Geschichte investiert, aber ich hätte mir eine lebendige Familiengeschichte gewünscht mit Protagonisten, mit denen ich mich auseinandersetzen und in die ich mich hineinversetzen kann. Ich liebe weit zurückreichende Familiengeschichten, aber das Lesen dieses Buches überfordert mich leider.

Bewertung vom 05.05.2021
Verhängnisvolles Lavandou / Leon Ritter Bd.7
Eyssen, Remy

Verhängnisvolles Lavandou / Leon Ritter Bd.7


ausgezeichnet

Von dieser Serie bin ich begeistert und habe alle Bücher um den Rechtsmediziner Dr. Leon Ritter gelesen. Und auch der siebte Fall war so spannend, daß ich das Buch an einem Wochenende gelesen habe. Auch wenn das Cover Urlaubsidylle verspricht, ist die Handlung weit davon entfernt. Zwar wird man hin und wieder mitgenommen auf die Fahrt entlang einer Küstenstraße durch eine wundervolle Landschaft und mit Blick aufs Meer, aber meistens endet die Fahrt an einem Ort des Verbrechens. Und davon gibt es diesmal recht viele, die den Rechtsmediziner nicht aus der Ruhe kommen lassen. 4 tote Kinder und 4 tote angesehene Bürger aus Lavandou geben Dr. Ritter und Capitaine Isabelle Morell Rätsel auf. Wie hängen diese Fälle zusammen. Dr. Ritter ist davon überzeugt, daß die Fälle miteinander zu tun haben, auch wenn der Polizeichef Zerna anderer Meinung ist und dies Dr. Ritter auch spüren läßt.

Die Methoden des Dr. Ritter bei seiner Arbeit sind außergewöhnlich. Er läßt den Leser über seine Schulter schauen und erklärt seine Arbeit, was außerordentlich spannend ist. Aber um die Tatmotive aufzuklären, braucht er Ruhe. Er läßt sich auf die Toten ein und spricht mit ihnen. Dabei hat er das Gefühl, ihnen näher zu kommen und ihr Geheimnis zu entschlüsseln. Ich finde die Beschreibung des Rechtsmediziners genial. Seine Arbeit wird so detailliert und interessant beschrieben, und auch wenn es sich um schreckliche Verbrechen handelt, kann man sich der Handlung nicht entziehen.

Aber es gibt auch den Privatmenschen Leon Ritter, der mit Capitaine Isabelle Morell zusammenlebt. Er ist ein Familienmensch und kümmert sich gemeinsam mit Isabelle um deren siebzehnjährige Tochter Lilou, was nicht immer einfach ist, weil Lilou ihren eigenen Willen durchsetzen will, wie das in dem Alter eben so ist.

Wie immer ist ein Krimi aus dieser Reihe ein besonderes Lesevergnügen, und ich warte gespannt auf eine Fortsetzung. Bis dahin möchte ich dieses Buch gerne weiterempfehlen.

Bewertung vom 03.05.2021
Das Leben, ein ewiger Traum / Die Polizeiärztin Bd.1
Sommerfeld, Helene

Das Leben, ein ewiger Traum / Die Polizeiärztin Bd.1


ausgezeichnet

Hildesheim 1920. Magda Fuchs ist glücklich. Sie ist jung, sie ist Ärztin, sie ist mit einem Staatsanwalt verheiratet und erwartet ihr erstes Kind. Was sollte das Glück trüben? Aber ihr Mann wird heimtückisch ermordet und sie verliert ihr Kind. Sie fällt in ein tiefes Loch, aus dem sie sich nur befreien kann, indem sie ihre Geburtsstadt verläßt und als Polizeiärztin in das Berlin der Nachkriegszeit zieht. Hier sind Verbrechen an der Tagesordnung, es herrscht große Armut, von der besonders die Kinder betroffen sind, um die sich niemand kümmert. Diese schutzlosen, oft kranken, Kinder aber haben es Magda besonders angetan.

Die Schilderung der sozialen Verhältnisse in Berlin in dieser Zeit hat mich echt erschüttert, und ich habe Magda Fuchs sehr bewundert, die sehr engagiert und mit viel Durchsetzungsvermögen sich der Kinder angenommen hat. Mit Hilfe der Fürsorgerin Ina hat sie gelernt, diese Kinder in geeigneten Einrichtungen unterzubringen, damit sie untersucht und gepflegt wurden, was ihren Vorgesetzten nicht immer gefiel. Als Frau und Ärztin in dieser Zeit war es nicht einfach sich durchzusetzen und anerkannt zu werden.

Zu ihren Aufgaben gehörte auch die Untersuchung von im Gefängnis untergebrachten Prostituierten auf Geschlechtskrankheiten, sie hatte mit Mördern zu tun und versuchte, Kinder wieder aufzufinden, die von Kinderhändlern verkauft worden waren. Das Elend in Berlin ist an jeder Ecke greifbar und es dauert lange, bis Magda ihren Weg als Ärztin wieder vor sich sieht. Die Freundschaft zu der Fürsorgerin Ina und die Unterstützung in ihrer Arbeit als Polizeiärztin durch den neuen Kommissar im Präsidium sind ihr eine große Hilfe.

Das Buch ist gut geschrieben und recherchiert. Es sagt viel aus über die Rolle der Frau im Jahr 1920, aber auch die Menschen, die aus der Armut von vielen Menschen zu Wohlstand und Ansehen gelangt sind. Dieser Roman ist vieles, ein Krimi, ein Gesellschaftsroman, ein Zeitzeugnis. Wer sich dafür interessiert, dem kann ich dieses Buch sehr empfehlen.

Bewertung vom 28.04.2021
Hauskonzert
Levit, Igor;Zinnecker, Florian

Hauskonzert


ausgezeichnet

Ich finde das Cover großartig und schaue es mir lange an. Wer ist dieser Mensch, der mit seiner Musik begeistert und der mit seiner Weltanschauung nicht hinter dem Berg hält, sondern lautstark dafür eintritt - gegen Rassismus und vor allem die Umweltkatastrophe. Das Buch "Hauskonzert" gibt Antwort, und ich habe mich schon lange nicht mehr so intensiv auf ein Buch eingelassen. Es ist ein weiter und oft schmerzlicher Weg, den Igor Levit gehen muß, aber nur so konnte er zu dem begnadeten Pianisten werden, der er heute ist. Er ist auf den Bühnen der großen Konzerthäuser überall auf der Welt zu Hause, bis auch ihn die große Krise unserer Zeit, die Corona-Pandemie, zum Innehalten zwingt. Von heute auf morgen werden Konzerte abgesagt und seit nunmehr über einem Jahr geht es ohne Engagements für viele Künstler ums nackte Überleben. Igor Levit nutzt die Zeit und gibt aus seinem Wohnzimmer heraus Hauskonzerte und auf Einladung des Bundespräsidenten spielt er im Schloß Bellevue die Klaviersonate op. 53 in C-dur, die Waldsteinsonate. Fasziniert bin ich vor allem von seinen bewegenden Worten zur Waldsteinsonate, die für ihn sein wichtigstes Musikstück ist. - Nachzulesen auf Seite 214 im Buch. Igor Levit und Florian Zinnecker haben gemeinsam ein geniales Buch vorgelegt, ehrlich und aufrichtig geschrieben. Es ist nicht immer leicht zu lesen, weil immer wieder Vergangenheit und Gegenwart verknüpft werden und die Zeiten wechseln, was letztendlich aber dazu führt, sehr aufmerksam zu lesen, und es ist wirklich so, daß ich keinen Moment des Buches verpassen möchte. Ich habe viel gelernt über Musik und deren Bedeutung für einen jungen talentierten Mann auf dem Weg zu dem großartigen Pianisten von heute. Eines Tages möchte ich ihn live in der Elbphilharmonie erleben.

Ich möchte dieses Buch gerne ganz vielen Lesern ans Herz legen. Lesen Sie das Buch und hören Sie die Musik von Igor Levit. Ich bin begeistert.