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Philo
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Frankfurt am Main
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Lesen ist mein liebstes Hobby

Bewertungen

Insgesamt 424 Bewertungen
Bewertung vom 26.01.2022
Strahlentod / Sabine Kaufmann Bd.6
Holbe, Daniel;Tomasson, Ben

Strahlentod / Sabine Kaufmann Bd.6


sehr gut

Ein Buch, bei dem das Cover hervorragend zum Inhalt passt. Strahlentod befasst sich nicht nur mit dem Thema der Suche nach einem Endlager für den Atommüll, sondern erzählt auch viel aus dem Leben der Protagonisten. Es ist ein spannender Krimi über die politischen Entscheidungen hierzu sowie über die Gegenbewegungen der Gegner gegen die gefährlichen Castortransporte. Der Schreibstil gefällt mir sehr gut. Mich hat das Buch sofort gefangen genommen. Über die unterschiedlichen Standpunkte sowohl der Befürworter als auch der Gegner zur Wiederinbetriebnahme einer alten Kanonenbahn für die Castortransporte zu lesen, fand ich höchst spannend und interessant. Bei den Zusammenstößen zwischen der Polizei und den Demonstranten kommt es zu schwerwiegenden Vorfällen. Ein Polizist stirbt. Wie die Morde, die Jahre später passieren, mit diesem Ereignis zusammenhängen, müssen die Kommissare Ralph Angersbach und Sabine Kaufmann herausfinden unter Mithilfe von Holger Rahn. Daß Sabine Kaufmann während der nervenzehrenden Ermittlungen unentwegt über ihre Beziehung zu den beiden Kollegen nachdenkt und sich für keinen der beiden entscheiden kann, fand ich beim Lesen eher unangebracht. Hier wäre weniger Beziehungsstress besser gewesen.

Mir hat das Thema des Buches gut gefallen, die Protagonisten waren alle sehr gut dargestellt, und man konnte sich gut in die einzelnen Personen hineindenken, für deren Handlungen es oft schwer war, Verständnis zu zeigen.

Das Buch ist spannend geschrieben und behandelt ein hoch aktuelles Thema, weshalb ich es gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 08.12.2021
Das Leben, ein großer Rausch / Die Polizeiärztin Bd.2
Sommerfeld, Helene

Das Leben, ein großer Rausch / Die Polizeiärztin Bd.2


ausgezeichnet

Die Polizeiärztin Magda Fuchs widmet sich nun im 2. Band der Geschichte nicht mehr nur den Prostituierten, sondern kümmert sich mehr und mehr um die Frauen mit ungewollten Schwangerschaften. Schwangerschaftsabbrüche sind ihr als Ärztin verboten, aber sie bemüht sich, den Frauen Möglichkeiten der Verhütung aufzuzeigen. Magda hat inzwischen ihre eigene Praxis, in der sie neben ihrer Polizeiarbeit tätig ist. Sie bemüht sich sehr, den Frauen mit ihren Problemen beizustehen. In Berlin herrscht zwei Jahre nach dem Krieg eine große Armut, die Wohnverhältnisse sind katastrophal, und die Arbeitslosigkeit ist hoch. In ihrer Arbeit wird Magda von Celia, der Tochter ihrer Vermieterin, unterstützt, die ein Medizinstudium begonnen hat. Sie hat sich in Edgar verliebt, den Sohn des reichsten Mannes von Berlin. Aber sie bleibt bodenständig. Sie unterstützt Magda weiterhin in ihrer Praxis und verdient sich ihr eigenes Geld, indem sie als Krankenpflegerin arbeitet. Magda lebt inzwischen mit ihrem Kollegen Kuno zusammen. Die beiden versuchen, einen Serientäter dingfest zu machen, der Frauen, zumeist Prostituierte niedersticht. Alles in allem ist das Leben von Magda alles andere als sorgenfrei. Sie ist ständig im Einsatz, obwohl sie sich wünschen würde, mit Kuno ein ruhiges Leben zu führen. Die Geschichte nimmt einen gefangen. Das Leben im damaligen Berlin wird sehr anschaulich beschrieben. Auf der einen Seite kämpfen die Menschen ums nackte Überleben und auf der anderen Seite herrscht unglaublicher Reichtum. Der Autorin ist es sehr gut gelungen, die Situation zu schildern. Ich habe das Buch mit großem Interesse gelesen und freue mich, daß es noch einen weiteren Band geben wird, um zu erfahren, wie es mit Magda und den Personen, die sie begleiten, weitergehen wird.

Bewertung vom 13.11.2021
Wir sind schließlich wer
Gesthuysen, Anne

Wir sind schließlich wer


ausgezeichnet

Auf dem Cover gehen sie gemeinsam dahin, die beiden Schwestern. Im wirklichen Leben aber gehen ihre Wege und Ansichten weit auseinander. Adel verpflichtet, das ist immer noch die Ansicht in der Familie von Betteray, und so wurden die beiden Töchter Anna und Maria auch erzogen. Während die Ältere, Maria, sich den Regeln der Familie, vor allem der Mutter, beugt und standesgemäß heiratet, bricht Anna aus, wechselt die Konfession und wird evangelische Pastorin. Sie hat auch geheiratet, ist jetzt aber geschieden, weil sie an der Familie ihres Mannes gescheitert ist.

Als Anna in der kleinen Gemeinde Alpen am Niederrhein die Vertretung des erkrankten Pastors übernimmt, hat sie mit allerlei Schwierigkeiten zu kämpfen. Die dortigen Gemeindemitglieder halten sie für zu jung und unerfahren und geschieden sein geht garnicht. Vor allem die Haushälterin des Pfarrers intrigiert gegen Anna, was zusätzlich zu Mißverständnissen mit den Gemeindemitgliedern führt.

Der Autorin ist es auch mit ihrem neuen Buch gelungen, die Leser mit in eine Familie zu nehmen, in der allerlei Turbulenzen herrschen. Nicht alles läuft so glatt, wie es sich die adeligen Herrschaften wünschen. Anna hat alle Hände voll zu tun, die Wogen zu glätten.

Mir gefallen die Erzählkunst der Autorin und die Charakterisierung der Protagonisten, besonders Anna und ihre lebenskluge und manchmal schlitzohrige schon 90-jährige Tante Ottilie haben es mir angetan. Sie lassen sich nicht beirren oder unterkriegen.

Dieses Buch zu lesen, ist ein wahres Vergnügen. Einmal begonnen zu lesen, mag man das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Eine turbulente Familiengeschichte, die ich gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 07.11.2021
Die Enkelin
Schlink, Bernhard

Die Enkelin


ausgezeichnet

Das Cover schmückt das Gemälde einer jungen Frau von George Clausen. Es paßt ganz hervorragend zum Buch. Bernhard Schlink spannt einen weiten Bogen um eine Familiengeschichte, die in der DDR beginnt und nach gut 50 Jahren mit dem Tod von Kaspars Frau Birgit endet. Für Kaspar begint nun eine Zeit der Suche. Er begreift, daß er all die Jahre neben seiner Frau gelebt hatte, aber eigentlich nichts von ihr wußte. Erst als er ihre Unterlagen und ihren Computer sichtet, kommt er ihren Geheimnissen auf die Spur, die sie in all den Jahren vor ihm geheimgehalten hat. Er erkennt, daß sie sich ihm nie geöffnet und anvertraut hat. Stattdessen war sie schwer depressiv und hat ihre Verzweiflung im Alkohol ertränkt.

Birgit hat ihren Lebensweg in einem Roman beschrieben, aus dem hervorgeht, daß sie eine Tochter in der DDR zurückgelassen hat und die sie jetzt finden möchte. Dies ist ihr nicht mehr gelungen. Nun übernimmt Kaspar diese Aufgabe, und findet die Tochter mit ihrem Mann und deren Tochter. Es ist ein schwieriges Kennenlernen. Die Familie lebt in einer völkischen Gemeinschaft, die den Nationalsozialismus verherrlicht. In diesem Sinne wird Sigrun, die Kaspar Großvater nennt, erzogen.

Die Auseinandersetzung zwischen Kaspar und Sigrun, die den Großvater in Abständen besuchen darf, hat mich bewegt und berührt. Wie sehr die junge Sigrun in ihrer Weltanschauung verhaftet war und mit welcher Hingabe Kaspar ihr zuhörte und versucht hat, sie davon abzubringen, gehört für mich zu den stärksten Eindrücken im Buch.

Der Autor hat seinen Protagonisten mit einem starken Charakter ausgestattet. Kaspar ist den Menschen zugewandt, er will nicht werten und richten, sondern zuhören und versuchen, fehlgeleitete Ansichten zu korrigieren und hofft, daß ihm dies mit seiner Lebenserfahrung und Weltanschauung gelingt.

"Die Enkelin" reiht sich ein in eine lange Reihe von Büchern, die der Autor geschrieben hat, und von denen ich die meisten gelesen habe. Es ist jedes Mal ein herausragendes Leseerlebnis. Und so möchte ich auch dieses neue Buch ganz herzlich empfehlen.

Bewertung vom 21.10.2021
Morgen, Klufti, wird's was geben
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Morgen, Klufti, wird's was geben


gut

Als absoluter Klufti-Fan mitsamt seinen Autoren bin ich jetzt doch von dem als Adventskalender gedachten kleinen Büchlein mit dem hübschen Cover enttäuscht. Ich hatte bereits in einer früheren Rezension dem Klufti ans Herz gelegt, sich nicht zum Deppen machen zu lassen. In dem kleinen Weihnachtsbuch wird nun noch eine dicke Schippe draufgelegt. Hier werden alle Klischees bedient und es wird mächtig überzogen. Man stellt sich die beiden Autoren vor, wie sie sich gegenseitig bemühen, witzig und humorvoll zu erscheinen, und die Falle für Klufti immer wieder zuschnappen zu lassen. Ich habe die beiden Autoren schon live auf der Bühne erlebt und ich muß sagen, ihr könnt das besser. Es kommt leider keine Weihnachtsstimmung auf im Hause Kluftinger. Wenn ich mir allein den Weihnachtsbaum vorstelle. Und Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt mag ich auch keinen mehr trinken. Wer weiß, was da alles hineingepantscht wurde. Ich bereite mir lieber selbst einen zu. Alles in allem bleibe ich trotzdem Klufti-Fan und hoffe, auf einen neuen spannenden und gelungenen Krimi.

Bewertung vom 18.10.2021
Jahre der Hoffnung / Kinderklinik Weißensee Bd.2
Blum, Antonia

Jahre der Hoffnung / Kinderklinik Weißensee Bd.2


ausgezeichnet

Der Autorin ist es gelungen, eine spannende und lesenswerte Fortsetzung um die Kinderklinik Weißensee zu schreiben. Auch hier stehen die beiden Schwestern Marlene und Emma im Mittelpunkt, die sich mit Hingabe ihrer Aufgabe in der Kinderklinik widmen. Emma ist inzwischen eine examinierte Kinderkranken-schwester und Marlene hat ihr Medizinstudium in Berlin abgeschlossen. Sie hat die Möglichkeit, ihr Praktikum in Weißensee zu absolvieren. Aber das bringt auch Probleme mit sich. Aus der Ärzte- und Elternschaft schlägt ihr Widerstand entgegen. Zu der damaligen Zeit ist nicht jeder damit einverstanden, daß auch Frauen Ärztinnen werden können. Es ist ohnehin eine schwere Zeit. Der Krieg ist ausgebrochen, viele Ärzte wurden zum Kriegsdienst eingezogen, die Spanische Grippe grassiert, und die Klinik Weißensee ist mit Infizierten überbelegt.

Die Autorin schildert sehr anschaulich die übermäßigen Belastungen der Ärzte und Schwestern, um der besonderen Situation Herr zu werden. Das alles kann man sich im Hinblick auf die Covid-Pandemie unschwer vorstellen.

Aber auch viele private Sorgen haben Marlene und Emma. Marlene bangt um das Leben ihres Verlobten, Dr. Maximilian von Weilert, und Emma um das Leben ihres kleinen Sohnes Theodor, der schwer erkrankt ist.

Im Buch geht es vor allem um die Forschung und medizinische Weiterentwicklung in der Kinderheilkunde. Das macht das Buch sehr interessant. Aber es geht auch um Intrigen in der Belegschaft, bei denen jeder seinen eigenen Vorteil und seine Karriere im Blick hat.

Die Autorin beschreibt sehr nachdrücklich die einzelnen Protagonisten , so daß man sich eine eigene Meinung bilden kann zwischen sympathisch und eher unsympathisch. Eine herausragende Rolle spielt der Pförtner Willi Pinke, der alles im Blick und für alle einen guten Rat hat. Ohne ihn kann man sich die Klinik gar nicht vorstellen.

Sehr empathisch beschreibt die Autorin die Kriegszeiten, die Leiden der Menschen, die Trauer der Hinterbliebenen und die Folgen und die Verarbeitung der Kriegsgeschehen durch die Heimkehrer. Diese bewegenden Schilderungen lassen mich wohl nicht so schnell los.

Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen. Das Buch endet mit einer Überraschung, die dazu führt, daß es noch einen weiteren Band geben wird. Ich freue mich darauf, vergebe für das vorliegende Buch 5 Sterne und eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

Bewertung vom 15.10.2021
Der Gesang der Berge
Que Mai, Nguyen, Phan

Der Gesang der Berge


ausgezeichnet

Von philo
Das wunderschöne Cover lässt einen das Buch gerne in die Hand nehmen, und es lohnt sich wirklich. Es ist eine spannende Familiengeschichte, die sich über viele Jahrzehnte hinzieht und vom Vietnamkrieg und vom Leid der Bevölkerung berichtet. Ich muss gestehen, daß ich vieles nicht gewusst habe und jetzt eine neue und andere Sicht auf diese schreckliche Zeit in Vietnam habe. Ich habe viel gelernt aus diesem Buch. Der vietnamesischen Autorin sei Dank für dieses wunderbare Buch. Über mehrere Generationen erstreckt sich die Familiengeschichte. Großmama Lieu Dan ist das Oberhaupt der Familie nachdem ihr Mann verstorben ist. Sie hat sechs Kinder, um die sie sich nun allein kümmern muss. In den Wirren des Krieges nimmt sie auch noch ihre Enkelin bei sich auf, weil ihre Tochter sich auf die Suche nach ihrem zum Kriegsdienst eingezogenen Mann macht.

Aus Sicht der Großmutter und der Enkelin wird die Geschichte im Wechsel erzählt. Lieu Dan ist eine mir sehr sympathische und tatkräftige Frau, die hart arbeitet, um ihre Familie zu versorgen. Zu ihrem großen Leid kehren nicht alle Familienmitglieder aus dem grausamen Krieg zurück. Sie wird von ihrem Land vertrieben, muß Haus und Hof verlassen, wird verfolgt und muss um ihr Leben fürchten. All dies erzählt Lieu Dan ihrer Enkelin Huong, und im weiteren Verlauf der Geschichte ist die Enkelin die Erzählerin.

Es ist eine beeindruckende authentische Erzählung über die Kriegszeiten in Vietnam mit all ihren schrecklichen Folgen für die Bevölkerung, aber auch eine ergreifende Geschichte über das Familienleben der Familie Kran, die symptomatisch für wahrscheinlich ganz viele andere Familien steht. Man kann viel lernen von der Autorin. Das Buch wird mich nicht so schnell loslassen, und ich möchte es gerne weiter empfehlen.

Bewertung vom 02.10.2021
Das Haus der Düfte
Lambert, Pauline

Das Haus der Düfte


ausgezeichnet

Das wunderbare Cover, welches hervorragend zum Buch und zum Titel paßt, sticht ins Auge und läßt einen zum Buch greifen. Sofort taucht man ein in die vielfältigen Aromen und Düfte, die dem Buch förmlich zu entschweben scheinen. Und ein ganz besonderes Parfum wird Anouks Weg bis zur Parfumeurin begleiten, dessen Duft sie umweht bei ihrer Ankunft als 14-jährige in Paris und dem sie lange nachspüren wird. Für sich nennt sie es Bienvenue, aber sie kann es in keiner der vielen bekannten Parfümerien in Paris entdecken. Wegen ihres außergewöhnlichen Geruchssinns möchte sie sich zur Parfumeurin ausbilden lassen, was ihrer Mutter widerstrebt, die möchte, daß Anouk Pharmazie studiert und eines Tages ihre Apotheke übernehmen wird.

Durch Zufall macht Anouk die Bekanntschaft von Stephane Girard, dem Enkel eines der größten Parfumherstellers Frankreichs. Er nimmt sie mit nach Grasse in den Süden Frankreichs und stellt sie seiner Familie vor. Diese ist von der besonderen Begabung Anouks begeistert, mit Ausnahme von Vivienne, der Tante Stephans, die als Chefparfumeurin die Konkurrenz von Anouk fürchtet.

Die Familie Girard ermöglicht Anouk ein Studium an der Parfumschule in Grasse und nach mehreren Umwegen schließt Anouk ihr Studium mit Erfolg ab.

In der Familie Girard herrscht nicht nur Einigkeit. Der Patron Horace regiert mit eiserner Hand und verlangt, daß alle nach seiner Pfeife tanzen. Seinem Sohn Antoine erlaubt er erst Madeleine Bonnet zu heiraten, nachdem diese bereit ist, mit ihrer Familie zu brechen und von da an die Bonnets meidet. Ein Streit zwischen den Familien, die ehemals beste Freunde waren, hat die beiden Familien entzweit.

Daß Anouk sich nun ausgerechnet in Jean-Paul Bonnet verliebt, stiftet neue Unruhe in der Familie Girard.

Anouk ist eine sehr sympathische und ehrgeizige junge Frau, die ihren Weg klar vor sich sieht und sich keine Vorschriften machen lassen möchte. Sie setzt sich über alle Hindernisse hinweg und kreiert ihre eigenen einzigartigen Parfums.

Die Autorin hat in einer wundervollen bildhaften Sprache von der Parfumherstellung berichtet, von den Lavandinfeldern, den vielfältigen Rosen, Maiglöckchen und Holunderblüten und noch ganz vielen anderen Duftstoffen. Nie hatte ich so ausführlich über die Parfumherstellung gelesen und habe viel gelernt.

Aber auch die Familiengeschichten der Girards und Bonnets kommen nicht zu kurz. Auf der Suche Anouks auch nach ihren eigenen Wurzeln treten nach und nach viele Familiengeheimnisse zutage. Sehr verzwickt und spannend geschrieben und unbedingt lesenswert, weswegen ich das Buch gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 30.09.2021
SCHWEIG!
Merchant, Judith

SCHWEIG!


ausgezeichnet

Esther kennt keine Grenzen. Sie manipuliert alle in einer perfiden Weise, ohne daß man ihr ausweichen kann. Das hat ihre jüngere Schwester Sue schon immer aushalten müssen. Aber auch ihr Mann Martin und ihre Kinder müssen sich ihrem toxischen Verhalten immer wieder beugen.

Es ist ein Tag vor Heiligabend, und entgegen den Wünschen ihres Mannes fährt Esther wie jedes Jahr zu dem einsamen Haus im Wald, in dem ihre Schwester Sue wohnt. Die ist nicht erfreut und will Esther so schnell wie möglich los werden.

In abwechselnden Kapiteln zwischen Esther und Sue wird die Beziehung der beiden Schwestern zueinander aufgearbeitet. Es ist ungeheuerlich, was nach und nach zutage tritt. Ein wahrer Psychothriller, wie ich noch keinen gelesen habe. Spannend von der ersten Seite an mit Gänsehautcharakter. So viele Gemeinheiten der beiden Schwestern übertreffen meine Vorstellungskraft. Aber nicht die der Autorin,die hier ein überzeugendes Psychodrama inszeniert hat. Man weiß sicher, daß das Treffen der Schwestern ein grausiges Ende nehmen wird, aber auf diesen Schluß war ich nicht vorbereitet. 5 Sterne für einen hochspannenden Thriller und eine Leseempfehlung für alle Thrillerfans.

Bewertung vom 15.09.2021
Fanzi
Schmidauer, Elisabeth

Fanzi


ausgezeichnet

Die Erlebnisse des Fanzi (so nennt ihn seine kleine Schwester Elfie) Klarnert haben mich so erschüttert, dass ich das Buch zeitweise schließen mußte, um das Gelesene zu verarbeiten. Auch wenn man manchmal ahnen konnte, welchen Verlauf Fanzis Lebensweg nehmen würde, war man von dem Gelesenen berührt. Dies lag vor allem an der Erzähl- und Schreibweise der Autorin. Fanzi litt unter der Strenge seines Vater und der Kälte seiner Mutter. Lediglich die Liebe zu seiner kleinen Schwester Elfie ließ ihn sein Schicksal ertragen. Leonhard und Toni,die beiden älteren Brüder, wurden 1941 zum Kriegsdienst eingezogen. Die ganze Härte des Vaters trat zutage, als Leonhard nach einem Heimaturlaub die Eltern bat, ihn zu verstecken, weil er den Kriegsdienst nicht mehr ertrug. Der Vater jagte ihn vom Hof, weil ein Soldat seinem Vaterland zu dienen habe. Die beiden Brüder kamen nicht mehr wieder, und so mußte Franz zum Unmut des Vaters den Hof übernehmen.

Elfie,die kleine Schwester, wurde nach einer Gehirnhautentzündung vom Vater einer „Heilstätte“ übergeben, in der kranke Kinder aber nicht geheilt, sondern ermordet wurden. Die langen Namenslisten dieser Kinder am Ende des Buches zeugen von diesen unfaßbaren Gräueltaten.

Voller Emotionen beschreibt die Autorin die tiefe Verzweiflung von Franz, der davon überzeugt ist, seine Geschwister hätte retten zu können.

Einen großen Teil des Buches widmet die Autorin Astrid, der Enkelin von Franz. Astrid ist Biologin. Von ihr lernt man viel über die Vielfalt und Eigenart von Pflanzen und Kleintierlebewesen, über die ich vorher keine so große Kenntnis hatte. Astrid hat ein gutes Verhältnis zum Großvater, der mit den eigenen Kindern nicht sehr gut zurecht kommt.

Das Buch beschreibt die ganze Härte des Lebens von Franz. Es wirkt so echt, daß es schwer auszuhalten ist. Die Protagonisten sind so lebensecht beschrieben, daß man meinen könnte, sie zu kennen. Ein Buch, das dem Leser seine volle Aufmerksamkeit abverlangt. Überaus lesenswert und deshalb von mir eine klare Leseempfehlung