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clematis

Bewertungen

Insgesamt 162 Bewertungen
Bewertung vom 08.08.2024
Das Dickicht
Kuhl, Nikolas;Sandrock, Stefan

Das Dickicht


ausgezeichnet

LKA Hamburg

Juha Korhonen, ein Urgestein im LKA Hamburg, hat seit Kurzem einen neuen Partner, Lucas „Lux“ Adisa. Dass die zwei trotz ihrer Gegensätze perfekt zusammen arbeiten, zeigt dieser Fall einer Kindesentführung, welche Parallelen zu einem fast zwanzig Jahre zurückliegenden Verbrechen aufweist.

Spannend beginnt der Krimi und holt den Leser mit einem flotten Schreibstil ab. Wer meint, es gibt schon alle Facetten an Ermittlern und neue Serien von Kriminalromanen wären ein Abklatsch dessen, der irrt. Juha und Lux sind ein phantastisches Ermittlerduo, ihre Art und Weise, an eine neue Aufgabe heranzugehen, ist authentisch und nachvollziehbar, lediglich Juhas Auftritt am Ende der Handlung ist fragwürdig. Dafür lässt er sich aber auch gleich beurlauben und setzt damit schon einen Schritt in Richtung Fortsetzung.

Abwechselnde Kapitel aus den Sichtweisen von Juha und Lux werden ergänzt durch vereinzelte andere Blickwinkel und Schwenks in die Vergangenheit, logische, aber falsche Fährten lenken geschickt vom wahren Vergehen ab, sodass die Handlung durchwegs spannend verläuft. Ein paar private Details zum neuen Gespann werden passend, aber nicht aufdringlich eingestreut.

Kurzum: ein gelungener Serienstart mit einem interessanten Ermittlungsfall und zwei hellen Kriminalisten, von denen ich gerne mehr lesen möchte. Leseempfehlung.

Bewertung vom 06.08.2024
Das Geheimnis der Nebelfrau (eBook, ePUB)
Barrett, Kerry

Das Geheimnis der Nebelfrau (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Hannah und Scarlett

London, 1933: Hannah flieht aus ihrer arrangierten Ehe mit einem Parlamentarier in Richtung Loch Ness, wo sie als Zimmermädchen arbeitet und sich möglicherweise sogar ihr Traum vom Journalismus erfüllen könnte.

2022: Die True-Crime-Podcasterin Scarlett stößt auf die Spur einer Frau, welche neunzig Jahre zuvor verschwunden sein soll. Da sie ohnehin unglücklich ist mit privaten und beruflichen Entwicklungen, stellt sie kurzerhand Nachforschungen an, und zwar genau an dem Ort, an dem die Frau zuletzt gesehen worden ist: am Loch Ness.

Eine wunderbare Zeitreise beschert uns Kerry Barrett mit Hannas Geschichte, einen weiteren Ausflug an den berühmten Loch Ness erleben wir mit Scarlett. Beide Handlungsstränge sind liebevoll entworfen und lassen den Leser mitfühlen mit den zwei mutigen Frauen, welche für ihre Ziele kämpfen und sich nicht so leicht beirren lassen. Flott geht es mit einem beschwingten Schreibstil dahin, schnell findet man sich mitten im Schottischen Hochland und sucht nicht nur ein Monster im tiefen, dunkeln See, sondern auch vermisste Personen und ein Happy End. Ob all das gelingen kann? Aufregende Tage verleben die Leser mit Hannah und Scarlett, zwischendurch gibt es Zeitungsartikel, Podcast-Beiträge, Chat-Nachrichten, alles in allem eine überaus gelungene Darstellung des Geschehens.

Sorgfältig entworfene Figuren, eine geheimnisvolle Umgebung und bemerkenswerte Verstrickungen, welche noch Jahrzehnte später für Neugierde sorgen – ausgezeichnete Zutaten für einen unterhaltsamen und lesenswerten Roman. Ich empfehle dieses Buch sehr gerne weiter.

Bewertung vom 05.08.2024
Im Unterholz
Strömberg, Sara

Im Unterholz


sehr gut

Dorfstrukturen

Vera Bergström, freischaffende Journalistin und Begleitlehrerin, soll für ihren ehemaligen Zeitungschef die Hintergründe an einem aktuellen Mordfall recherchieren. In den weiten Wäldern Järpens hat man die Leiche einer übel zugerichteten Frau aufgefunden. Während die Polizei im Dunklen tappt, erfährt Vera immer mehr über die komplizierten Verstrickungen in den kleinen Dörfern, wo jeder jeden kennt, aber niemand so recht reden will.

Extrem ruhig verläuft dieser bemerkenswerte Kriminalroman, der sich wohltuend aus der Masse abhebt. Vera Bergström ist keine schillernde Figur, die man um irgendetwas beneidet, ihr Alter erfährt man aufgrund einer Schmierblutung, welche schon ausbleiben könnte, ihre triste Stimmung passt irgendwie zur mystischen Landschaft und den verschlossenen Dörfern, aus deren Bewohnern man nur schwer Antworten herausbekommt. Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, entpuppt sich dieses Buch als spannende Darstellung von Land und Leuten. Spannend weniger im Sinne von aufregend, als vielmehr im Sinne von detaillierter und überzeugender Abbildung realer Gegebenheiten, welche das Geschehen so interessant werden lassen. Während die Polizei nur am Rande vorkommt, liegt das Nachforschen und Recherchieren bei der Journalistin, deren eigene Vergangenheit nach und nach aufgerollt wird, gleichzeitig aber niemanden zu nahe heranlässt. Scheinbar unnötige Details fügen sich perfekt ins Ganze, legen unter Umständen eine Grundlage für weitere Bände rund um Vera Bergström.

Sara Strömbergs Schreibstil ist nichts, um schnell darüber hinwegzulesen, gerade ihre sorgfältige Betrachtungsweise sticht positiv heraus. Eingebettet in den Handlungsverlauf ist eine zweite Geschichte, welche anfangs eher nichtssagend ist, im Laufe der Kapitel allerdings zur Aufklärung von Ursachen und Auslösern beiträgt. Die Kriminalhandlung steht zwar nicht permanent im Vordergrund, das Zusammenspiel aller Puzzlestücke ist jedoch sehr gut gelungen.

Ich bin recht positiv überrascht von diesem Krimi, der wohltuend „anders“ ist und freue mich auf die Übersetzung weiterer Bücher dieser Serie.

Bewertung vom 01.08.2024
Glutmoor / Janosch Janssen ermittelt Bd.2
Engels, Lars

Glutmoor / Janosch Janssen ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

Familientragödie

Als Carina frühmorgens von ihrer Schicht im Krankenhaus zurückkommt, ist das Elternhaus auffällig still – Mutter, Vater, Bruder und Neffe sind mit Kopfschüssen hingerichtet worden. Kriminalhauptkommissar Janosch Janssen und Kriminaloberrätin Diana Quester bietet sich ein schrecklicher Anblick. Hat diese Familientragödie etwas zu tun mit der nahegelegenen Gedenkstätte für Grenztote, welche letzte Nacht besudelt worden ist? Grimmbach mit seinem Moor ist zum zweiten Male Schauplatz aufregender Ermittlungen.

Spannend und abwechslungsreich gestaltet sich dieser zweite Band rund um Janosch und Diana. Alte Vorfälle aus der DDR und eine Gruppe Rechtsradikaler könnten mit dem Familienmassaker zu tun haben, kaum jedoch folgen die Polizisten einer Spur, nimmt der Fall wieder völlig neue Abbiegungen. Auch diesmal wieder gelingt es Lars Engels, fesselnde Ermittlungen mit allerlei Privatem zu verquicken und den Leser bestens zu unterhalten. Ein schöner Schreibstil mit allerlei Bildhaftem zur Kulisse der typischen Rhöner Landschaft, einem Mosaik aus Streuobstwiesen, Äckern, Wäldern, Wiesen und Sümpfen, rundet die kriminalistische Handlung wunderbar ab, sodass es eine Freude ist, an den schwierigen Nachforschungen teilzuhaben.

Auch Band Zwei der Janosch Janssen – Reihe hat mir sehr gut gefallen, das Ende lässt uns nun warten auf weitere Episoden mit dem beiden charismatischen Hauptfiguren.

Bewertung vom 30.07.2024
Schatten über Salzburg (eBook, ePUB)
Blaikner, Peter

Schatten über Salzburg (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der Lehrer

Wir schreiben das Jahr 1993, Neonazis siedeln sich in einem leerstehenden Gutshof nahe Salzburg an. Nun beherrschen Glatzköpfe in Militärkleidung das Gelände, suchen willige Schüler vom nahen Gymnasium, um die radikale Gruppe zu vergrößern. Einer der beunruhigten Anrainer ist der Lehrer Harald Schauer, sooft er aber intervenieren möchte gegen das nationalsozialistische Treiben, wird er von Polizei und Politik zurückgepfiffen mit den Worten: „Mischen Sie sich da nicht ein!“ Eine spannende Geschichte aufgrund wahrer Begebenheiten nimmt ihren Lauf …

Im Mittelpunkt dieses aufwühlenden und erschütternden Romans steht Lehrer Harald Schauer, Ende Dreißig, verheiratet, eine Tochter, die die erste Klasse im Gymnasium besucht. Sein Leben bietet keine besonderen Höhen und Tiefen, plätschert so dahin, geprägt von Deutschaufsätzen, Deutschaufsätzen, Deutschaufsätzen. Dies ändert sich drastisch mit den neuen „Bewohnern“ des Petersbrunnhofs, nicht nur Schauer sind die aggressiven jungen Menschen, vorwiegend Burschen, ein Dorn im Auge, aber niemand unternimmt etwas. Die Situation erinnert frappant an das Stück „Biedermann und die Brandstifter“, was natürlich insbesondere dem Lehrer für Deutsch und Geschichte auffällt.

Der Blick des Lehrers auf seine Umgebung, seine Schüler, Kollegen, Freunde und Nachbarn ist großartig. Humorvoll und gespickt mit Wortwitz sieht der Leser das Geschehen durch seine Augen, bildreiche Beschreibungen und gekonnte Vergleiche lassen jede einzelne Szene extrem realistisch werden. Etliche Lebenswege werden rückblickend betrachtet und fügen sich im Laufe der Zeit zu einem logischen Ganzen, das von vernachlässigten Kindern ebenso erzählt wie vom Jugoslawienkrieg 1992, von korrupten politischen Systemen, welche sich bis in den Schulalltag hineinziehen ebenso wie von realen Neonazigruppierungen. Blaikners Schreibstil passt hervorragend zur Handlung, zeigt auf sachliche Art und Weise große Problemfelder auf und steckt gleichzeitig voller Ironie, sodass das Lesen zum wahren Vergnügen wird.

Ein großartiges Buch mit historisch belegten Hintergründen – bestens zu einem überaus lesenswerten Roman verarbeitet. Ich empfehle „Schatten über Salzburg“ auf jeden Fall gerne weiter!

Bewertung vom 28.07.2024
Wer zuerst lügt (eBook, ePUB)
Elston, Ashley

Wer zuerst lügt (eBook, ePUB)


gut

Wer zuletzt lacht

Evie Porter lernt Ryan Sumner kennen und zieht schon wenige Tage später bei ihm ein. Ein liebevoller, aufmerksamer Freund, eine phantastische Südstaatenvilla – ein Traum wird wahr. Aber halt! Evie ist eigentlich Lucca Marino und eine Trickbetrügerin, die sich nur aufgrund eines Auftrages von Mr. Smith, dem Boss, an Ryan herangemacht hat. Tragisch wird das Ganze, als bei einer Party plötzlich eine Frau auftaucht, die sich allen Ernstes Lucca Marino nennt und aus demselben Kaff kommt wie Evie. Täuschen und tarnen, lügen und lachen – wer lügt zuerst, wer lacht zuletzt?

Alles beginnt mit Evie, recht ruhig steigt man in die Geschichte ein, das Zusammensein mit Ryan wird interessant und gut vorstellbar beschrieben, bevor Spannung ins Geschehen kommt. Dazwischen gibt es immer wieder Rückblenden, welche bereits in den Kapitelüberschriften gekennzeichnet sind und Evies Weg als Trickbetrügerin nachzeichnen. Unterschiedlichste Alias-Namen und Aufträge muss sie annehmen, die detaillierte Ausführung wirkt allerdings alsbald langatmig und nimmt einiges von der Dramatik der Handlung weg.

Elstons Schreibstil liest sich angenehm, ihre Figuren charakterisiert sie prägnant und plastisch, insbesondere die Hauptfigur Evie / Lucca zeichnet sich durch eine gelungene Entwicklung aus, während ihr Freund und Helfer eher klischeebehaftet ist. Die Handlung selbst ist wendungsreicht und überrascht bis zum Schluss.

Ein eher unblutiger Thriller mit Überraschungen, der durch die gut gezeichnete Hauptfigur punkten kann.

Bewertung vom 28.07.2024
Deine Wahrheit ist der Tod
Walter, Andrea A.

Deine Wahrheit ist der Tod


sehr gut

Wahnsinnige Wachau

Nach dem Unfalltod ihrer Eltern erbt Klara das bekannte Weingut „Adam“ in der schönen Wachau. Ein Jahr lang lebt die 37jährige sehr zurückgezogen, bis sie zufällig bei einer Kunstausstellung Jonas trifft und sich auf den ersten Blick in den feschen jungen Mann verliebt. Kurz darauf kommt Klaras Halbschwester aus London zu Besuch. Aber ihr Leben nimmt keine glückliche Wendung, nach der überraschend schnellen Hochzeit hört sie Stimmen auf ihrem Anwesen, sieht Bilder ihrer Mutter und riecht sonderbare Düfte, die es hier gar nicht (mehr) geben dürfte. Phantasiert sie, wird sie wahnsinnig oder spielt ihr einfach jemand einen Streich?

Zwischen Meer und Donau bewegt sich diese wunderbare, spannende Geschichte und hält nicht nur Klara, sondern auch den Leser auf Trab. Nach dem Prolog vor den Kanarischen Inseln geht es in die beschauliche Wachau, einem malerischen Fleckchen an der österreichischen Donau. Klara steht – wie auch im Rest der Handlung – im Vordergrund, bewältigt den schweren Verlust ihrer Eltern und heiratet Jonas. Ab diesem Moment steigt die Spannung, sonderbare Vorkommnisse überschatten den Alltag der jungen Weingutbesitzerin, alsbald fragt sie sich, ob die eigenartigen Briefe, die sie schon länger bekommt, mit der dunklen Gestalt am abendlichen Grundstück und der toten Katze im Pool zusammenhängen. Ist das alles real oder fällt sie auf das Trugbild ihrer Phantasie herein? Hinzu kommt, dass es Klara von Tag zu Tag schlechter geht, ohne dass ein medizinischer Grund ersichtlich wäre.

In bunten Bildern beschreibt Andrea A. Walter die Kulisse der Wachau und nimmt den Leser mit auf ein einladendes Weingut. Die Anzahl der Figuren ist wohl bewusst klein gehalten, dennoch hält man etliche, wenn nicht sogar alle von ihnen, irgendwann für verdächtig. Oder ist es doch Klara selbst, die an einer psychischen Erkrankung leidet? Spannend fliegen die Kapitel dahin, Walters Schreibstil ist flüssig und kommt ohne unnötige Schnörkel und Ausschweifungen aus. Gut platzierte kurze Informationen, die nicht zu viel verraten, sorgen schließlich für ein logisch aufgebautes und plausibles Ende des Ganzen. Bei mir kommt zwar kein Gänsehautgefühl auf, fesselnde Unterhaltung birgt die interessante Handlung an der Donau aber auf jeden Fall.

Schöne Landschaftsbilder, ein skurriler Fall und allerlei Rätsel, wer oder was Klara in den Wahnsinn treibt. Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, ich empfehle es gerne weiter.

Bewertung vom 21.07.2024
Das Versprechen der Islandschwestern
Lindberg, Karin

Das Versprechen der Islandschwestern


ausgezeichnet

Wiedersehen

Nach über sechzig Jahren reist Greta wieder nach Island, um mit ihrer Schwester Helga deren neunzigsten Geburtstag zu feiern. Mit dabei sind Enkelin Pia und Urenkelin Leonie. Auf spannende Weise werden die Ereignisse von 2017 und 1949 verknüpft und jahrzehntelanges Schweigen mit diesem Wiedersehen durchbrochen.

Ein wunderbarer Einstieg mit Szenen zum Schmunzeln begleitet den Leser im Jahre 2017 auf der Schiffsreise von Deutschland nach Island. Alsbald wechseln die Zeitebenen einander ab und man erfährt, wie es Helga und Margarete nach den Kriegsjahren ergangen ist und dass sie als Landarbeiterinnen in den Norden aufgebrochen sind. Immerhin gab es dort 1949 für alle genug zu essen und anzuziehen. Auch diesmal gelingt es Karin Lindberg wieder, die ganz spezielle Atmosphäre Islands einzufangen und die Situation zu beiden Zeitpunkten sehr authentisch zu beschreiben. „Ein Land voller Gegensätze, unberührt und voller Schafe und Pferde, windig und sanft, felsengrau und meeresblau, karg und voll saftiger Wiesen, eisig kalt und … einfach überwältigend.“ (kindle, Pos. 1738) Details zu Kulinarik und Lebensweise lassen den Leser noch tiefer eintauchen ins Geschehen, die komplizierten Namen und isländischen Ausdrücke, welche immer wieder eingestreut werden, tun ein Übriges, um für größtmögliche Authentizität zu sorgen. Sowohl die schöne Naturkulisse als auch die sorgfältig entworfenen Figuren sorgen beim Lesen für angenehme Stunden, die Handlung ist möglicherweise von wahren Begebenheiten inspiriert, zumindest könnte sich alles so ähnlich zugetragen haben.

Eine sehr schöne, bewegende Geschichte, welche aus unterhaltsamen und ernsteren Elementen besteht und somit gute Unterhaltung bietet, aber auch zum Nachdenken anregt. Ich habe diese zweiteilige Reise nach Island sehr gerne unternommen und empfehle sie auch unbedingt weiter.

Bewertung vom 21.07.2024
SpurenElemente
Franz, Franziska

SpurenElemente


ausgezeichnet

Realität

Auf den Spuren der Realität wandeln die Krimiautorin Franziska Franz und der Rechtsmediziner Marcel Verhoff. Historische Kriminalfälle werden in deren Podcast aufgearbeitet und hier für ein Buchformat angepasst.

Neun historische Tathergänge werden detailliert vorgestellt und in einzelnen Abschnitten rekonstruiert und beleuchtet. In einem ersten Schritt geht es um eine sachliche Darstellung der Fakten: wer ist das Opfer, was ist passiert? Darauf folgen Einblicke in die Rechtsmedizin: was erzählt die Leiche, in welchem Zustand ist sie aufgefunden worden, was kann man aus den Gegebenheiten schließen? Und zuletzt kommen Menschen zu Wort, die als Tatzeugen Interessantes beisteuern können oder Sachverständige, welche einen Blick auf das große Ganze werfen. Mitunter wird aber auch den Blickwinkel des Täters eingenommen und aus dessen Sicht berichtet. In ruhiger Art und Weise werden durchaus brutale Verbrechen erörtert, die Wahl des Zusammenschnitts ist gut gelungen, sodass der Blick in die Abgründe der Menschheit vielfältig und abwechslungsreich ist. Zudem erfährt der Leser genau, welche Vorgehensweise am Tatort die jeweils richtige ist und warum, welche Unterschiede man trifft zwischen Würgen, Drosseln und Hängen, was passiert, wenn ein Mensch aus nächster Nähe angeschossen bzw. erschossen wird und vieles mehr. Franz und Verhoff sind Meister ihres Metiers und schaffen es daher spielend, nackte Tatsachen informativ und auch für Laien gut verständlich zusammenzustellen.

Von getöteten Prostituierten über brutale Hammermörder geht es zu spannenden Tatortuntersuchungen und mumifizierten Leichen, Motivsuche und Analyse von Blutspuren kommen nicht zu kurz. Alles in allem ein interessanter Überblick über die Vorgehensweise von Ermittlern und Rechtsmedizinern und die kriminellen Energien von zuvorkommenden und hilfsbereiten Nachbarn. Leider die harte Realität, aber gerade deswegen sehr empfehlenswert.

Bewertung vom 18.07.2024
Der Sommer der Island Töchter
Lindberg, Karin

Der Sommer der Island Töchter


sehr gut

Zwei Sommer auf Island

Hannah entschließt sich im Sommer 2018, mit ihrem dreijährigen Sohn Max ein Sabbatical auf Island zu verbringen, weit weg von Lüneburg, das sie nur noch mit einer gescheiterten Ehe verbindet und mit einem schmerzlichen Karriereende.

Vierzig Jahre zuvor, im Sommer 1978, reist Monika mit ihren Eltern zu einer befreundeten isländischen Familie, während ihr Verlobter in Deutschland bleibt, um seine Karriere voranzutreiben. Auf der Insel lernt sie einen sympathischen Fabrikarbeiter kennen, der aber ohne Frage weit unter ihrem Stand ist.

Abwechselnd erzählt Karin Lindberg auf zwei Zeitebenen diese beiden schönen Geschichten, weckt Neugierde darauf, zu erfahren, was tatsächlich bei Monikas Islandaufenthalt geschehen ist und welchen Zusammenhang es womöglich mit der Jetztzeit geben könnte. Fein charakterisierte Figuren begegnen dem Leser, allerdings fällt es besonders Hannah schwer, ihre Gefühle zuzulassen. Sie muss noch lernen, weniger auf ihren Kopf und mehr auf ihren Bauch zu hören. Ob sie das schaffen kann, verrät der Lauf der Handlung, welche anfangs ein wenig vor sich hinplätschert, aber dann von Kapitel zu Kapitel besser und emotionaler wird. Gut gefällt mir der isländische, sehr freundschaftliche Lebensstil, die raue Landschaft des Nordens kommt allerdings für Kenner von Karin Lindberg diesmal ein wenig zu kurz.

Ein sehr angenehm dahinfließender Schreibstil begleitet den Leser auf zwei Reisen nach Island. Die Geschichten rund um Hannah und Monika sind diesmal eher einfach, aber durchaus unterhaltsam und lesenswert.