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Island
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Nürnberg

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Insgesamt 514 Bewertungen
Bewertung vom 15.10.2023
Da bin ick nicht zuständig, Mausi
Conny from the block

Da bin ick nicht zuständig, Mausi


ausgezeichnet

Conny ist eine fiktive Beamtin Ende 40 in einem Berliner Amt und berichtet auf flapsige Berliner Weise von ihrem Arbeitsalltag, ihren Kolleg:innen und deren Macken und auch etwas aus ihrem Privatleben und ihrer Nachbarschaft.

Dabei werden selbstverständlich viele Beamten-Klischees ausgepackt, aber auch Vorurteile entkräftet und es kommt zu vielen Begegnungen mit mehr oder weniger skurrilen Besucher:innen und Beamt:innen. Nebenbei werden auch Mängel im System auf die Schippe genommen, wie die bisher nicht wirklich gelungene Digitalisierung deutscher Ämter. Conny und ihre Kolleg:innen verkörpern zwar das ein oder andere Beamtenklischee, zugleich ist aber auch jede:r trotzdem irgendwie liebenswert, da die Charaktere recht vielschichtig ausgestaltet wurden und neben Erzählerin Conny auch andere kurz selbst zu Wort kommen. In manch einer Beschreibung kann man sich sicher auch selbst wieder erkennen, ohne, dass man in diesem Beruf arbeitet oder muss schmunzeln, weil es einem schon mal ähnlich ging.

Bei diesem Buch bietet es sich zudem fast an, sich für die Hörbuch-Variante zu entscheiden, da diese den Berliner Dialekt natürlich besonders gut einfängt.

Bewertung vom 13.10.2023
Ich träumte von einer Bestie
Blazon, Nina

Ich träumte von einer Bestie


ausgezeichnet

Fleur arbeitet in Deutschland als Datenforensikerin. Die ersten Jahre ihrer Kindheit hat sie in Frankreich verbracht, bis sie und ihre deutsche Mutter vor ihrem französischen Vater nach Deutschland flüchteten und die Mutter dort irgendwann ihren Stiefvater heiratete. Nun ist ihr leiblicher Vater gestorben und Fleur muss sich darüber klar werden, ob sie das Erbe, das wohl hauptsächlich die Wohnung ihrer verhassten Großmutter umfasst, antreten möchte. So begibt sie sich in der Auvergne auf Spurensuche, auch was die weit zurückliegende Familiengeschichte und eine mysteriöse Bestie angeht.

Mich hat der Roman positiv überrascht. Nach dem Lesen des Klappentextes wusste ich nicht so recht, was es mit der Bestie auf sich hat und ob das Buch vielleicht für meinen Geschmack zu sehr ins Mysteriöse abgleitet. Aber das war dann nicht der Fall und wie sich alles nach und nach aufgeklärt hat, war immer wieder überraschend und dadurch auch sehr spannend. Fleur als Hauptperson war mir sehr sympathisch, wie sie mit den Schwierigkeiten umgeht, mit denen sie in ihrem Leben immer wieder konfrontiert wurde. Auch das, was man über die Gegend, in der der Roman spielt und die Geschichten um die Bestie erfährt, die auf wahren Begebenheiten beruht, fand ich interessant. Der Schreibstil der Autorin war gut verständlich und auch sehr anschaulich, sodass man sich gut an die Handlungsorte versetzen konnte.

Bewertung vom 11.10.2023
Der Mondmann - Rote Spur
Haskin, Fynn

Der Mondmann - Rote Spur


ausgezeichnet

Bei diesem Krimi handelt es sich um den zweiten Teil einer Reihe, in deren Mittelpunkt der Kopenhagener Ermittler Jens Lerby, von den Inuit auch der Mondmann genannt, steht.

Jens Lerby, der bereits eine Zeit lang auf Grönland gelebt und gearbeitet hat, fliegt eigentlich aus privaten Gründen und diesmal zusammen mit seiner Frau wieder dort hin, nachdem sein Vorgesetzter in Kopenhagen ihn von seinem aktuellen Fall dort abgezogen hat. Auf Grönland deutet sich dann aber plötzlich ein Zusammenhang zwischen den Mordfällen, mit denen er zuletzt in Kopenhagen zu tun hatte und Vorfällen dort an und der dänischen Regierung scheint wenig daran gelegen zu sein, dass mehr darüber ans Tageslicht kommt.

Mir hat dieser Grönland-Krimi grundsätzlich sehr gut gefallen. Ich finde das Land faszinierend und fand es interessant, mehr über das Leben dort zu erfahren. Jens Lerby ist mir sympathisch, weil er Ecken und Kanten hat und sich nicht einfach den Mund verbieten lässt. Auch das, was hinter den Mordfällen steckte, ist ein spannendes Thema. Verzichten hätte ich aber auf die übersinnlichen Elemente können, auch wenn das Bestandteil der Inuitkultur sein mag, mag ich es eben am liebsten vollkommen realistisch. Ansonsten war der Schreibstil gut lesbar und auch das Cover gut zur Handlung passend gewählt. Die Tatsache, dass es sich um den zweiten Teil einer Reihe handelt, empfand ich nicht als störend, ich bin gut in die Handlung hineingekommen, obwohl ich die Vorgeschichte aus dem ersten Teil nicht kannte. Aber sicher ist dieser auch lesenswert und sollte dann natürlich vor dem zweiten Band gelesen werden.

Bewertung vom 06.10.2023
Wo die Liebe dich findet
Turner, Katy

Wo die Liebe dich findet


sehr gut

Holly landet als Tierärztin in den schottischen Highlands bei einem brummeligen Chef, obwohl sie eigentlich in einer Kleintierklinik im städtischen Umfeld Karriere machen wollte. Immerhin hat sie zwei nette Kolleg:innen und auch ein attraktiver Mann läuft ihr bald über den Weg. Nur eigentlich hat sie sich geschworen, sich auf keinen Mann einzulassen, damit ihr Herz gar nicht erst gebrochen wird.

Der Roman bietet nette Unterhaltung an einem Herbst- oder Wintertag auf dem Sofa. Es ist auch eine Dosis Lokalkolorit vorhanden, indem die rauhe schottische See, die Highlands und ihre Tiere und auch schottische Traditionen, wie Tänze oder Speisen, immer wieder eine Rolle spielen. Holly war mir grundsätzlich sympathisch, wobei ich ihren Vorsatz, sich nicht zu verlieben, etwas übertrieben fand. Es passiert eben, was passiert. Der Schreibstil der Autorin war gut lesbar und auch recht anschaulich, sodass man sich die beschriebenen Situationen und Landschaften gut vorstellen kann. Insgesamt fehlte mir aber so ein richtiger Höhepunkt, es verlief doch alles recht vorhersehbar. Nichtsdestotrotz ist es ein angenehmer Unterhaltungsroman, insbesondere für Schottland-Fans, aber nicht nur.

Bewertung vom 06.10.2023
Helle Tage, dunkle Schuld / Kriminalinspektor Carl Bruns Bd.1
Völler, Eva

Helle Tage, dunkle Schuld / Kriminalinspektor Carl Bruns Bd.1


ausgezeichnet

Ich habe bereits die Ruhrpott-Saga und die Reihe um die Dorfschul-Lehrerin von Eva Völler sehr gerne gelesen. Von daher war ich nun auch auf ihren ersten, ebenfalls historischen, Kriminalroman gespannt.

Die Handlung spielt in Essen, etwa drei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges.
Der Kriminalbeamte Carl Bruns ist zurück im Polizeidienst, nachdem er während der Herrschaft der Nationalsozialisten aufgrund seiner jüdischen Vorfahren seinen Beruf nicht mehr ausüben durfte. Im Zusammenhang mit Mordermittlungen stößt er einerseits auf ein schlimmes und noch ungesühntes Kriegsverbrechen, das sich gegen Kriegsende ereignet hat und begegnet zugleich seiner mittlerweile verwitweten Jugendliebe Anne wieder, bei der er aber nicht genau weiß, ob er ihr und ihrer Schwester wirklich vertrauen kann.

Ich fand es sehr spannend ins Ruhrgebiet der Nachkriegszeit einzutauchen und mitzuerleben, wie hart die Menschen ums Überleben kämpfen mussten, während zugleich auch viele, die im Nationalsozialismus große Schuld auf sich geladen hatten, versuchten, ihrer Strafe zu entgehen. Dies alles schildert Eva Völler sehr anschaulich und authentisch und alles wirkt gut recherchiert. Immer wieder finden sich auch Textstellen im typischen Dialekt des Ruhrgebiets, aber nur so viel, dass es den Lesefluss nicht behindert. Spannung ist ebenfalls vorhanden, die Geschichte um Eva, ihre Schwestern und Carl hat mich sehr gefesselt und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Es ist auf jeden Fall lesenswert für alle, die historische Romane, die im 20. Jahrhundert spielen und/oder historische Krimis mögen.

Bewertung vom 05.10.2023
Das Licht zwischen den Schatten
Beck, Michaela

Das Licht zwischen den Schatten


ausgezeichnet

Der neue Roman von Michaela Beck ist ein ziemlich dicker Wälzer, der es in sich hat. Auf mehreren Zeitebenen wird die Geschichte der verschiedenen Protagonist:innen erzählt, bevor die Erzählstränge am Ende zusammengeführt werden.

Dabei kann man als Leser in verschiedene Epochen der jüngeren deutschen Vergangenheit eintauchen, angefangen mit dem Arbeitersohn Konrad am Ende des Ersten Weltkrieges, dem die Nationalsozialisten später ein Medizinstudium ermöglichten, der ihre Ideologie aber nicht teilt. Anschließend den Wirren der Nachkriegszeit und schließlich der Teilung Deutschlands. Diese erlebt man dann einerseits zusammen mit André , der in der DDR bei systemtreuen Adoptiveltern aufwächst, und andererseits auch aus der West-Perspektive durch Brigitte, deren Eltern mit ihr aus der DDR geflohen waren und die später in die Kreise der RAF geriet.

Dadurch erlebt man beim Lesen viele prägende Ereignisse der deutschen Geschichte hautnah aus der Perspektive der Beteiligten mit und kann sich so gut vorstellen, vor welche Konflikte sie die politischen Rahmenbedingungen oft stellten. Die verschiedenen Erzählstränge sorgen für zusätzliche Spannung, sodass mich der Roman sehr gefesselt hat. Der Schreibstil der Autorin war gut lesbar und ich empfehle das Buch gerne an alle weiter, die historische Romane mögen, die sich mit den vergangenen Jahrzehnten deutscher Geschichte beschäftigen.

Bewertung vom 24.09.2023
Kleine Probleme
Pollatschek, Nele

Kleine Probleme


ausgezeichnet

In ihrem neuen Buch schreibt Nele Pollatschek, selbst Mitte 30, aus der Sicht von Lars, 49, der seine Stelle als Redakteur beim Fernsehen aufgegeben hat, um sein eigenes Buch zu schreiben. Er schiebt das aber schon sehr lange vor sich her, wie so vieles andere. Und nun steht zum Jahresende die Rückkehr seiner Frau, die sich eine Auszeit im Ausland genommen hat, und seiner Kinder (vom Auslandsschuljahr) an und er möchte noch alles Mögliche auf die Schnelle schaffen, um einen guten Eindruck auf sie zu machen. Natürlich schweift er trotzdem immer schnell wieder ab und dann kommt auch immer wieder Unglück dazwischen.

Nele Pollatschek ist es sehr gut gelungen, diese Stimmung einzufangen und ein sehr genaues Bild von ihrem Protagonisten zu zeichnen, sodass man sich, auch als weibliche Leserin, in ihn und seine Lage hineinversetzen kann. Immer wieder gibt es dabei Momente des Wiedererkennens und des Schmunzelns, aber auch eine Portion Tragik fehlt nicht. Dabei schreibt die Autorin in einem sehr sprachgewaltigen Stil voller sprachlicher Bilder und Aufzählungen, was mich teils auch an Poetry Slam erinnert hat. Zwischendurch gibt es zudem auch philosophische Anklänge, die zum Nachdenken anregen. Auf jeden Fall ein lesenswertes Buch.

Bewertung vom 24.09.2023
Unsafe / Seaside Hideaway Bd.1
Lastella, Leonie

Unsafe / Seaside Hideaway Bd.1


sehr gut

Nevah muss mit ihrer Familie in einen anderen Bundesstaat der USA ziehen und wirklich alle Kontakte aus ihrem bisherigen Leben abbrechen, weil alle gemeinsam wegen ihres älteren Bruders Miller im Zeugenschutzprogramm landen. Miller freundet sich am neuen Wohnort mit dem feierwütigen Nachbarn Jackson an, während Nevah zunächst versucht, ihn auf Distanz zu halten, was ihr aber spätestens dann nicht mehr so recht gelingt, als er ihr bei ihren Panikattacken beisteht. Allerdings darf sie ihm nicht verraten, wer sie wirklich ist und warum sie so große Angst hat, da sie sich und ihre Familie so gefährden könnte. Da ist es ungut, dass Jackson nichts mehr hasst, als Unehrlichkeit.

Das Buch bot mir eine kurzweilige Unterhaltung und der Schreibstil ließ sich sehr gut und flüssig lesen, sodass die Seiten nur so dahin flogen. Auch der Schauplatz der Handlung war sehr reizvoll, ich könnte mir sehr gut vorstellen, dort zu leben, wo es Nevah und ihre Familie unfreiwillig hin verschlagen hat. Die beiden Hauptpersonen, Nevah und Jackson waren mir beide sympathisch und ihre Handlungen erschienen mir auch meist nachvollziehbar. Weniger warm wurde ich mit Nevahs Bruder, aber das ist wahrscheinlich auch beabsichtigt. Etwas gestört hat mich die explizite Beschreibung von Sex-Szenen, wie es für dieses Genre aber (leider) mittlerweile typisch ist. Hier wäre es mir lieber gewesen, wenn mehr Platz für Phantasie bliebe. Das Cover des Buches passt von der Farbgestaltung her gut zur Geschichte, ich finde aber weniger abstrakte Gestaltungen meist besser.

Bewertung vom 21.09.2023
Nur eine Lüge - Zwei Familien, eine tödliche Verbindung
Stehn, Malin

Nur eine Lüge - Zwei Familien, eine tödliche Verbindung


ausgezeichnet

Die schwedischen Familien Brandt und Nihlzén kennen sich schon sehr lange, weil die etwa gleichaltrigen Söhne Erik und William miteinander aufgewachsen sind, die gleiche Schule besuchten und im selben Fußballteam spielten, was auch die Eltern miteinander verbunden hat. Vor acht Jahren, kurz nach dem Schulabschluss der beiden Jungs ändert ein einschneidendes Ereignis aber alles. Dennoch verlieben Eriks Schwester Emily und William sich ein paar Jahre später ineinander und nun brechen bei der schicken Traumhochzeit acht in einem Schloss alte Wunden auf, als die Familien und die damaligen Freunde alle wieder aufeinandertreffen und es kommt sogar jemand ums Leben.

Die Geschichte wird einerseits auf verschiedenen Zeitebenen, also vor etwa acht Jahren, wenige Monate vor der Hochzeit und am Hochzeitstag selbst, erzählt. Andererseits auch aus verschiedenen Perspektiven, der der Brautmutter, der des Brautvaters, der des Bruders der Braut, der des Vaters des Bräutigams und der von Emily und William selbst. Dadurch erfährt man bruchstückhaft immer mehr kleine Details, die zur Auflösung beitragen, es bleibt aber bis fast zum Schluss spannend und gibt immer wieder neue Wendungen. Diese Art des Aufbaus trägt zudem dazu bei, dass man die einzelnen Charaktere sehr gut kennenlernt und sich in sie hineinversetzen kann. Der Schreibstil der Autorin ließ sich gut und flüssig lesen und auch die Covergestaltung hat mich angesprochen.

Bewertung vom 18.09.2023
Wellenkinder
Bahrow, Liv Marie

Wellenkinder


sehr gut

Bei Liv Marie Bahrows Roman "Wellenkinder" haben mich der Titel und das Cover direkt neugierig gemacht, weil sie mich einen Schauplatz an der Ostsee vermuten lassen haben.

Der historische Roman spielt auf drei Zeitebenen, der Gegenwart, in der DDR um das Jahr 1970 herum und 1945 zum Kriegsende, als viele Frauen und Kinder über die Ostsee aus Ostpreußen flohen.

Jan lebt 2022 frisch getrennt von der Mutter seines Kindes in Berlin, stammt aber aus Rügen. Seit seine Mutter vor gut 30 Jahren, kurz nach der Wiedervereinigung verschwand, hält er sich von dort fern und pflegt ein sehr distanziertes Verhältnis zu seinem Vater, bis ein Vorfall dafür sorgt, dass er zurück in seine Heimat muss. Oda versuchte 1970 von Boltenhagen über die Ostsee fliehen und landet dann aber schwanger in einem DDR-Gefängnis und Margit, selbst noch ein Kind, rettete 1945 auf einem Flüchtlingsschiff einen kleinen Jungen vor dem Ertrinken. Inwiefern alle miteinander in Zusammenhang stehen, klärt sich erst im weiteren Verlauf der Handlung.

Grundsätzlich fand ich die verschiedenen Handlungsstränge und ihren jeweiligen historischen Hintergrund sehr spannend und die Autorin schildert die Bedingungen in Deutschland um das Kriegsende herum und im DDR-Gefängnis auch sehr authentisch und ungeschönt, sodass man eine Vorstellung von den Grausamkeiten bekommt, die den Menschen widerfahren sind. Allerdings blieb mein Verhältnis zu den Protagonist:innen eher distanziert und ich konnte mich so nicht so richtig in sie hineinversetzen, wodurch mich die Handlung nicht so sehr gefesselt hat, wie die anderer historischer Romane, die sich mit der DDR und/oder der Nachkriegszeit beschäftigen. Nichtsdestotrotz ist dies ein wichtiger Roman, der an interessanten Schauplätzen spielt und dazu beiträgt, dass dies alles nicht so schnell in Vergessenheit gerät.