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Benutzername: 
atzekrobo
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Zeven
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Bücherfreak

Bewertungen

Insgesamt 176 Bewertungen
Bewertung vom 20.12.2013
Jesus von Nazareth

Jesus von Nazareth


ausgezeichnet

Es gibt schon zahlreiche Geschichten, Mythen und angeblich neue Sichtweisen über Jesus von Nazareth und sein Leben. Die historischen Fakten haben einige Spiegel-Autoren, Kirchenhistoriker und Theologen gesammelt, und in einem von Annette Großbongardt und Dietmar Pieper herausgegebenen Buch gesammelt. Und wie so oft bei historisch möglichst genau belegten Fakten ist die Lektüre für gläubige Christen nicht unbedingt angenehm.
Die verschiedenen Autoren beleuchten die historischen Weggefährten wie Maria Magdalena, Johannes den Täufer, Pontius Pilatus oder den Apostel Paulus genauer, aber auch die Welt, in der sich Jesus und seine Zeitgenossen bewegten. Das Buch gliedert sich in vier Teile und beleuchtet zunächst das Leben Jesu, danach die antike Welt, den Alltag in Palästina und im vierten Teil die Ausbreitung des neuen Glaubens.
Das Werk gibt einen guten Einblick in verschiedene Bereiche des Lebens der Zeit um Jesu Geburt. Die Darstellung ist informativ – und doch gut lesbar geschrieben. Es verwundert kaum, dass die Autoren um eine historisch-kritische Darstellung bemüht sind. Ergänzt wird das Buch durch ein Glossar mit wichtigen religiösen Begriffen, eine Chronik und zahlreichen Hinweise zur weiteren Lektüre.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.08.2013
Billionenpoker
Fichtner, Ullrich; Schnibben, Cordt

Billionenpoker


ausgezeichnet

Es gibt zahlreiche Bücher zum Thema Finanzkrise, aber Ullrich Fichtner und Cordt Schnibben beschreiben in „Billionenpoker“ die Zusammenhänge auch für Laien überaus anschaulich, und zeigen sogar mögliche Auswege auf. Im Zuge der Weltfinanzkrise haben Regierungen mit insgesamt acht Billionen Euro in die Krise geratene Banken und ganze Volkswirtschaften vor dem Zusammenbruch gerettet. Nun stecken die Akteure in einem wahren Teufelskreis – ständig wechseln sich Rettungsschirme und Hilfsprogramme ab. Fichtner und Schnibben – unterstützt von einem ganzen Team von Experten und Reportern - die Kreditschwemme über Jahre verfolgt. Ihr Fazit des „Geldbebens“ ist dabei eindeutig: Es macht die Menschen ärmer, die Akteure an den Märkten mächtiger und die Politiker noch machtloser als sie ohnehin schon sind.
Die beiden Autoren haben sich bemüht, die Regeln des Finanzsystems ausführlich und verständlich zu schildern. Das ist ihnen hervorragend gelungen, und deshalb ist die Lektüre dieses Werkes nur zu empfehlen. Fichtner und Schnibben geben auch klare Empfehlungen – es sollte nach ihrer Auffassung eine echte, politische Union in Europa geben. Nur so könne die Kraft für massive Schuldenschnitte mit all den Verwerfungen, die dies mit sich bringen würde, aufgebrachte werden. Das Buch ist ein überzeugendes und fundiertes Werk.

Bewertung vom 13.08.2013
Wir Middle-Ager
Bainbridge, David

Wir Middle-Ager


sehr gut

Ein lesenswertes Buch
Der Brite David Bainbridge ist offensichtlich von der Mitte des Lebens überaus fasziniert. Und dafür bringt er gute Argumente vor. Zunächst wird jedoch die Frage geklärt, wann man sich in dieser Lebensmitte befindet. Und ob das eher finster ist – oder eben doch nicht? Bainbridge schildert die dann auftretenden menschlichen Empfindungen. Es geht um dicke Bäuche, schlechte Haut, Kurzsichtigkeit. Dem setzt der Autor eine Lobeshymne auf die besten Jahre entgegen, die man in der Mitte des Lebens habe. Es sei nicht so, dass das Gehirn abbaue, sondern jetzt würden die gesammelten Erfahrungen ausgespielt. Der Mensch werde scharfsinniger als in jungen Jahren, und könne vielfältige kulturelle Erkenntnisse an die Jüngeren weitergeben. Bainbridge referiert profunde Kenntnisse aus der Evolutionsbiologie, und rät den Menschen im mittleren Alter, diese Lebensphase keineswegs als Krise, sondern als ein so genanntes „Fließgleichgewicht“ zu betrachten, also eine ideale Zeit für Stabilität. Vor allem soll man sich jetzt nicht mehr stressen lassen. Viel wichtiger sei, so der Autor, das Leben jetzt tatsächlich zu leben. Ein wirklich guter Ratschlag – und ein lesenswertes Buch.

Bewertung vom 13.08.2013
Im Schatten des Schwertes
Holland, Tom

Im Schatten des Schwertes


ausgezeichnet

Mischung aus populärem Sachbuch und Abenteuergeschichte
Bücher über die Entstehung und die Geschichte des Islam gibt es schon zahlreich, aber der englische Autor Tom Holland hat eine Mischung aus populärem Sachbuch und Abenteuergeschichte vorgelegt, die wirklich lesenswert ist. Dabei macht Holland deutlich, dass der Islam sich auf Reste älterer Religionen gestützt hat, hier sind vor allem das Judentum und die christliche Religion zu nennen. Für Wissenschaftler mag das nicht neues sein, aber wer in Sachen Religionsgeschichte eher ein Laie ist, erfährt hier viele überraschende Aspekte. So berichtet der Autor beispielsweise, dass die heilige Stadt Mekka im Koran nur ein einziges Mal genannt wird. In Quellen außerhalb des Islam wird die Stadt sogar erst viel später erwähnt.
Man erfährt also den aktuellen Stand der Islam-Forschung, aber auch die spannende Geschichte vom Ursprung des arabischen Weltreichs und seiner Religion. Herakleios ließ nach der Wiedereroberung Jerusalems die Juden zwangsweise taufen. Im gleichen Jahr schloss der Prophet Mohammed mit seinen früheren Gegnern, darunter einige mächtige jüdische Stämme, im späteren Medina einen Vertrag. Nur zwei Jahre später, im Todesjahr des Religionsgründers, starteten die Angriffe auf Perser und Römer. In nur einem Jahrzehnt fielen Syrien, Palästina, Ägypten und das Zweistromland in muslimische Hand. Zu Muslimen, wie wir sie heute kennen, entwickelten sich die Araber allerdings erst im Laufe der Zeit, auch das macht Tom Holland in seinem Buch deutlich. Denn mit den unterworfenen Völkern und Kriegsgefangenen, die auf den Sklavenmärkten des Nahen Ostens landeten, hatten sich die Araber eine Bevölkerung unterworfen, die auch nach Erlösung strebte. Und aus den theologischen Schulen der Juden und Christen kamen geschulte Konvertiten in die Moscheen, und als Rechtsgelehrte übernahmen sie die Auslegung vielfältiger Religions- und Lebensfragen. Der Islam wurde immer weiter kodifiziert – ähnlich wie das Christentum mit seinen zahllosen Konzilen.
Holland vermittelt dem Leser, das die vielfältigen Offenbarungen der großen so genannten „Buchreligionen“ nicht nur mystischen, sondern vor allem höchst irdischen Ursprungs sind. Stets erklärbar auch mit dem historischen Kontext der Zeit ihres Entstehens. Den Wortführern in diesen Buchreligionen war das offenbar stets bewusst, aber das haben sie in allen Fällen lieber für sich behalten. Tom Holland hat diese Tatsachen wieder ins Licht gerückt, und das mit einer spannenden und lesenswerten Erzählung verbunden.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.08.2013
Plan D, 6 Audio-CDs
Urban, Simon

Plan D, 6 Audio-CDs


ausgezeichnet

Kenntnis- und nuancenreiche Politsatire
Die Geschichte ist schon ziemlich abgedreht. Als habe es die Wiedervereinigung nie gegeben, regiert Egon Krenz auch 2011 noch in Ostberlin. Seit 22 Jahren ist er nun Staatsratsvorsitzender – und die DDR im Grunde pleite. Die Stadt wird verpestet und verdreckt von den Motoren des Trabant-Nachfolgers Phobos. Nun soll es Wirtschaftsverhandlungen mit der BRD geben, und die wird regiert von Bundeskanzler Oskar Lafontaine. Was nach Realsatire anmutet, wird zu einem futuristischen Kriminalroman. Denn ein ehemaliger Berater von Krenz wird ermordet, und die Spuren führen zur Staatssicherheit. Westliche Medien, vor allem der Spiegel, greifen den Fall auf. Sollte sich die Beteiligung der Stasi bewahrheiten, ist die DDR wohl nicht mehr zu retten. Volkspolizist Martin Wegener und sein westdeutscher Kollege Richard Brendel nehmen fieberhafte Ermittlungen auf, und graben Dinge aus, die sie besser nicht wüssten. Denn schnell wird klar, warum die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung der DDR so katastrophal verlaufen musste.
Simon Urban dürfte einige literarische Vorbilder gehabt haben, als er seinen Roman „Plan D“ geschrieben hat. Der Autor lässt dabei seiner Fabulierlust freien Lauf, und auf Fakten darf man so ein Werk wohl auch nicht abklopfen. Aber das muss man auch nicht, es reicht, sich der hervorragend geschriebenen und auch gut gelesenen Geschichte zu widmen. Wer alle Anspielungen versteht, wird sich köstlich unterhalten fühlen, aber auch sonst ist dieses Buch lesens- und hörenswert. Die kenntnis- und nuancenreiche Politsatire darf als überaus gelungen bezeichnet werden. Und man sollte das Buch mit zeitlichem Abstand mindestens ein zweites Mal hören, um in den vollen Genuss zu kommen.

Bewertung vom 14.07.2013
Der Duck der Dinge / Disney Enthologien Bd.16
Disney, Walt

Der Duck der Dinge / Disney Enthologien Bd.16


ausgezeichnet

„Der Duck der Dinge“ ist bereits die 16. Folge der so genannten Entologien. Wie seine 15 Vorgänger bietet auch dieser Band eine thematische Sammlung von Geschichten, in deren Mittelpunkt einige Sagen, Fantasy-Geschichten und das „Asgardland“ stehen. Die hier versammelten Geschichten erschienen in Deutschland erstmals zwischen 1980 und 1996 in den Lustigen Taschenbüchern und den Donald Duck- und Onkel Dagobert-Taschenbüchern, zuletzt 2003 in genau dieser Zusammenstellung im Lustigen Taschenbuch Spezial, Band 9: „Sagenhaftes Entenhausen“. Sammler werden unter Umständen bedauern, dass auch die Entologien 16 keine bisher in Deutschland unveröffentlichte Geschichte enthalten. Dennoch wird es einige Fans geben, denen diese Geschichten in ihrer Sammlung fehlen, und für neue Disney-Enthusiasten ist das Buch ohnehin ein Schmuckstück.

Bewertung vom 14.07.2013
Die Erfindung des Landes Israel
Sand, Shlomo

Die Erfindung des Landes Israel


gut

Der Tel Aviver Historiker Shlomo Sand geht in seinem Buch der Frage nach, wessen Nachkommen die Diaspora-Juden sind, die in der Mehrzahl im 20. Jahrhundert in das britisch verwaltete Palästina und nach 1948 nach Israel kamen. Der Autor macht deutlich, dass er die Antworten des zionistischen Establishments für historisch falsch, er sieht sie sogar als Ergebnis einer gezielten Geschichtsklitterung, Damit soll nach seiner Überzeugung der Anspruch sämtlicher Juden auf „Eretz Israel“ politisch und rechtlich legitimiert werden. Diese Geschichtsauffassung, die von mehreren Vertreibungswellen, wird von Sand eher umständlich nachvollzogen. Bevor er jedoch dazu kommt, gibt es für den Leser eine akademische Einführung zur Nationalismusforschung, sowie zur Entstehung der modernen jüdischen Historiographie.
Kritiker werfen Sand vor, dass er viele Begriffe eher manipulativ benutzt. Allein seine Formel von der „Erfindung des jüdischen Volkes“ beinhalte schon eine klare Meinungstendenz. Der vom Autor beschriebene Erfindungsprozess mündete in die frühe israelische Nationalhistoriographie, die bezüglich der antiken Periode streng der biblischen Erzählung folgte. Damit wurde dann die verknüpft, und so konnte behauptet werden, dass die Diasporajuden tatsächlich die biologischen Nachfahren der biblischen Hebräer sind.
Ich will den Inhalt hier gar nicht weiter referieren. Fachleute werden dieses Buch sicher anders beurteilen als Leser, die schlicht an geschichtlichen Zusammenhängen interessiert sind, oder an einer Einordnung moderner politischer Debatten. Israelische Kritiker werfen Sand vor, die Legitimität des jüdischen Anspruchs auf „Eretz Israel“ zu untergraben. Der Autor hat dem bereits vehement widersprochen. Sein Buch ist auf jeden Fall nicht nur eine historische Abhandlung, sondern auch ein politisches Statement, das auf aktuelle Debatten abzielt. Wie weit man seinen Thesen dabei glauben mag, muss letztlich jeder Leser für sich entscheiden. Vorzugsweise indem er weitere Quellen zu diesem Thema heranzieht.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.05.2013
Europa braucht den Euro nicht
Sarrazin, Thilo

Europa braucht den Euro nicht


sehr gut

„Europa braucht den Euro nicht“ ist der Titel des zweiten Buches von Thilo Sarrazin, in dem er die europäische Gemeinschaftswährung als überflüssig bezeichnet. Wie bei so vielen Debattenbüchern hat man auch hier nach der Lektüre den Eindruck, dass es viele der Kritiker allenfalls quer gelesen haben. Und ebenso gilt – wie bei vielen anderen Autoren – dass man nicht alle Schlussfolgerungen teilen muss, aber die Analyse durchaus schlüssig zu sein scheint.
So stellt Sarrazin richtig fest, dass i Zuge der deutschen Währungsunion nach der Wiedervereinigung rund 1500 Milliarden Euro an Transfergeldern von West nach Ost geflossen seien, mit der überwiegenden Zustimmung der Deutschen. Derzeit sei man aber offenbar nicht bereit, eine auch nur annähernd vergleichbare Summe zur Rettung der Euro-Zone aufzubringen. Die Stimmung werde auch nicht besser, wenn von verantwortlichen Politikern der Euro als Vorbedingung für ein funktionierendes Europa genannt werde. Wichtig sei, dass in Europa Frieden herrsche, stabile Demokratien da seien, und die Menschen aus eigener Kraft ihre Lebensverhältnisse verbessern könnten. Dazu brauche es den Euro nicht. Das mag sogar richtig sein, aber der Euro ist für all diese Dinge auch kein Hemmnis – das verschweigt der Autor allerdings. Die Argumentation gegen den Euro ist also nicht wirklich schlüssig, sondern erscheint eher als eine Frage des Standpunktes.
Für Deutschland hätten Eurobonds nach Auffassung von Sarrazin überwiegend Nachteile, da vor allem Länder mit weniger solider Finanzpolitik durch Eurobonds von den wirtschaftlichen Folgen ihres finanziellen Handelns entlastet würden, andere hätten dagegen höhere Haftungsrisiken auf sich zu nehmen. Die größten Freunde der Eurobonds sieht der Autor bei den Banken und großen institutionellen Investoren. Zum Thema Griechenland liefert der Autor erstaunliche Zahlen, mindestens dieser Teil des Buches ist überaus spannend. Abschließend geht der ehemalige Bundesbanker mit dem hektischen Krisenmanagement in der Eurozone ziemlich hart ins Gericht. Wie gesagt, seine Schlussfolgerungen muss man nicht teilen, aber zum Nachdenken über das gesamte Thema hat Sarrazin mit seinem lesenswerten Buch einiges beigetragen.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.