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Benutzername: 
Sabine
Wohnort: 
Köln
Über mich: 
https://buchmomente.blogspot.com
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 404 Bewertungen
Bewertung vom 15.05.2015
Die Falle
Raabe, Melanie

Die Falle


gut

Die Idee des Buches gefällt mir: Nachdem die Protagonistin Linda ihre Schwester ermordet aufgefunden hat, den Täter zwar noch entkommen sah, er aber dennoch nie gefasst werden konnte, zieht sich Linda vollständig aus dem Leben zurück. Erst als sie Jahre später den Mörder im Fernseher wiedererkennt, reift in ihr der Gedanke, ihn zu stellen. Zwar ist diese Idee sehr konstruiert und auch wenig realistisch, dennoch aber bietet sie viel Potential für einen spannenden Roman. Doch spannend wurde es für mich erst in der zweiten Hälfte – in der ersten lernt man Linda kennen, das Haus, in dem sie lebt, was sie denkt und fühlt.
Mich konnte dieser Teil leider nicht berühren – weder war mir Linda sympathisch, noch habe ich sie in ihren Gedanken und Handlungen verstanden. Natürlich ist sie traumatisiert, dennoch aber kann ich ihre Art der Bewältigung nicht nachvollziehen. Die zweite Hälfte wird dann sehr rasant und spannend und hier konnte ich das Buch dann auch nicht mehr aus der Hand legen. Linda trifft auf den Mörder und es entwickelt sich ein interessanter Schlagabtausch. Auch wenn ich in der zweiten Hälfte einiges unlogisch fand, war es dennoch packend – und viele überraschende Wendungen haben auch mich als Leser immer wieder auf falsche Fährten gelenkt.
Dass ich vom Einstieg in die Geschichte nicht gefesselt war, liegt auch mit am Schreibstil: Es sind vorwiegend kurze, abgehackte Sätze, die zwar eine gewisse Atmosphäre und für mich vor allem auch Distanz schaffen, dafür aber leider auch keinen Lesefluss bei mir haben entstehen lassen. Es hat daher lange gedauert, bis ich in die Geschichte reingekommen bin, erst nach knapp 100 Seiten bessert sich der Schreibstil, die Sätze sind nicht mehr so kurz, werden länger und die Geschichte lässt sich dadurch flüssiger lesen.
Gefallen hat mir aber die Idee des Buches im Buch: Linda ist Autorin und in ihrem Thriller „Blutsschwestern“ beschreibt sie den Mord an ihrer Schwester und auch die Ermittlungsarbeit – von der Polizei und auch von ihr selbst. Mir haben die Auszüge aus diesem Thriller – der in anderen Schrift abgedruckt wurde und daher gut von der eigentliche Geschichte abzugrenzen ist – gut gefallen, denn man erfährt einiges über die ermordete Schwester, aber auch über die Beziehung der beiden Schwestern zueinander – und gerät durch diese Hintergrundinformationen immer wieder ins Grübeln, wer denn nun der Täter gewesen sein könnte. Und auch wenn es eigentlich nur zwei Möglichkeiten gab, hat die Autorin doch immer wieder für Überraschungen sorgen können.
Die zweite Hälfte war dann wirklich spannend und ich wollte unbedingt wissen, wie es denn nun ausgeht, dennoch aber fand ich vieles in der Geschichte konstruiert, unrealistisch und leider auch unlogisch. Deshalb bin ich mit meiner Bewertung auch sehr unentschlossen. Wer aber über solche Dinge hinwegsehen und sich auch mit einem eigenwilligen Schreibstil – zumindest auf den ersten 100 Seiten – anfreunden kann, dem würde ich dieses Buch durchaus empfehlen. Denn die Idee ist toll und nach einem etwas eigenwilligen und mich wenig fesselnden Einstieg wird es in der zweiten Hälfte dann auch rasant und spannend.

Mein Fazit
Ich bin zweigespalten bei diesem Buch: Die erste Hälfte hat mich durch seinen abgehackten Schreibstil mit vielen kurzen Sätzen leider gar nicht überzeugen können, in der zweiten Hälfte ändert sich aber der Schreibstil, die Geschichte nimmt Fahrt auf und ist fesselnd und sehr rasant. Auch wenn ich das Buch dann kaum noch aus der Hand legen konnte, war die Geschichte leider doch sehr unrealistisch und in manchen Teilen auch unlogisch. Trotzdem wurde ich – zumindest in der zweiten Hälfte – gut unterhalten und gebe daher insgesamt gute 3,5/5 Sternen.

Bewertung vom 15.05.2015
Lügentanz
Keller, Ivonne

Lügentanz


sehr gut

Das Buch ist eine Mischung aus Spannungsroman und Familiendrama. Michaela ist wie vor den Kopf geschlagen, als ihr Mann ihr morgens sagt, dass er sie nicht mehr liebe – und Stunden später behauptet, niemals so etwas gesagt zu haben. Und es häufen sich Situationen, in denen Michaela Dinge anders wahrnimmt und ihr Verstand einfach aussetzt. Während ihr Mann und ihre beste Freundin ihr zu einem psychiatrischen Aufenthalt raten, entschließt Michaela sich zu einer Auszeit von ihrer Familie. Denn langsam glaubt sie, ihr Mann spielt ein Spiel mit ihr.
Das Buch spielt auf drei Zeitebenen. Einmal in der Gegenwart, in der die merkwürdigen Dinge geschehen und Michaela sich ihre Auszeit nimmt, dann gibt es immer wieder Rückblenden in die Vergangenheit, durch die man nicht nur Michaela, sondern auch ihre neue gewonnene Freundin Lena besser kennenlernt, und schließlich tauchen immer wieder Emails von Bea – Michaelas bester Freundin – auf, die zeitlich etwa 2-3 Monate in der Zukunft geschrieben sind. Durch diese verschiedenen Handlungsstränge lernt man nach und nach die verschiedenen Figuren besser kennen, jeder hat irgendein Trauma in seiner Vergangenheit, und nach und nach bröckeln die Fassaden der Charaktere. Man kommt den Figuren näher und kann vielleicht die eine oder andere Handlung besser nachvollziehen. Mir hat die Charakterzeichnung gut gefallen, die Figuren wirken wie Menschen aus dem richtigen Leben, lebendig und echt. Zwar war mir die Protagonistin Michaela nicht immer sympathisch, oft wirkt sie sehr naiv und zurückhaltend und insgesamt fand ich sie einfach zu passiv, dafür mochte ich umso mehr Lena, ihre neu gewonnene Freundin, die zwar zunächst etwas skurril wirkt, mich aber durch ihre Art, die Dinge anzupacken und sich nicht unterkriegen zu lassen, überzeugen konnte.
Der Schreibstil ist angenehm und lässt sich leicht und flüssig lesen, von der ersten Seite an war ich gefesselt und gepackt von der Geschichte. Zwar verliert sich im Mittelteil die Spannung ein wenig, dennoch ist es nicht langweilig, sondern einfach nur ein wenig ruhiger. Doch es braucht nicht lange, bis die Geschichte wieder Fahrt aufnimmt und in einem tollen Finale mündet. Hier hat es die Autorin geschafft, alle Fragen zu klären und wirklich alle Fäden zusammenlaufen zu. Ich fand das Ende passend und sehr schlüssig – es hat der Geschichte einfach einen runden Abschluss gegeben.
Zwar habe ich als Leserin geahnt, wer hinter den ganzen merkwürdigen Situationen steckt, dennoch aber schafft es die Autorin immer wieder zu überraschen und ungeahnte Wendungen in die Geschichte einzubauen. Das hat die Spannung natürlich noch mal erhöht. Dennoch würde ich das Buch nicht als Thriller bezeichnen, eher als wirklich gelungenen psychologischen Spannungsroman, in dem man interessante Einblicke in menschliche Seelen erhält.

Mein Fazit
Wen der Plot anspricht und wer gerne Spannungsromane liest, dem kann ich dieses Buch nur empfehlen. Es ist fesselnd von Anfang an, liest sich angenehm und flüssig und bietet interessante Einblicke in verschiedene menschliche Psychen. Zwar verliert sich die Spannung etwas im Mittelteil, dies konnte ich aber gut verschmerzen bei dem gelungenen Ende, in dem alle Fäden geschickt zusammenlaufen und alle Fragen geklärt werden. Mir hat „Lügentanz“ fesselnde Lesestunden geschenkt, und ich gebe daher gerne 4/5 Sternen.

Bewertung vom 14.05.2015
Die letzten Tage von Rabbit Hayes (5 Audio-CDs)
McPartlin, Anna

Die letzten Tage von Rabbit Hayes (5 Audio-CDs)


sehr gut

Ein schwieriges Thema hat sich die Autorin in diesem Buch ausgesucht, dementsprechend war ich neugierig, vor allem aber gespannt auf die Umsetzung – und ich muss sagen, dass die wirklich exzellent gelungen ist.
Es geht um die 40jährige Rabbit, die unheilbar an Brustkrebs erkrankt ist und nun ins Hospiz gebracht wird. 9 Tage bleiben ihr noch, und man weiß als Leser bzw. Hörer, wie die Geschichte enden wird. Doch nicht alleine Rabbit ist die Protagonistin dieses Buches, vielmehr geht es um ihre Familie, ihre Eltern und Geschwister, ihre Freunde und vor allem auch um ihre Tochter, die sie in ihren letzten Tagen begleiten.
Es ist eine Achterbahn der Gefühle, die dieses Buch bei mir ausgelöst hat, natürlich ist es traurig und sehr bewegend, Rabbit beim Sterben zu begleiten, aber immer wieder gibt es auch lustige Stellen, die mich zum schmunzeln gebracht haben. Es ist eine Gratwanderung, bei einem solchen Thema auch Humor und Witz einfließen zu lassen, mit viel Feingefühl für die jeweilige Situation und Gespür für die jeweils passenden Worte ist der Autorin diese Gratwanderung aber wunderbar gelungen.
Die 9 letzten Tage von Rabbit werden chronologisch beschrieben, immer aber gibt es Rückblenden in die Vergangenheit – und nicht nur in die von Rabbit selber sondern auch in die aller anderen Menschen, die Rabbit begleiten. So lernt man wirklich alle Personen sehr gut kennen, denn jeder hat eine eigene Geschichte, die ihn geprägt und zu dem gemacht hat, was er ist. Und so lassen sich Gedanken und Handlungen der verschiedenen Figuren viel besser nachvollziehen. Die Charaktere sind alle sehr gut gezeichnet und es gab keinen, der mir nicht sympathisch war – alle sind mir ans Herz gewachsen und ich fühlte mich schon fast als Teil der Gemeinschaft.
Man lernt sie alle aber nicht nur durch die Rückblenden kennen, sondern auch durch die Art und Weise, wie sie mit Rabbits Erkrankung und dem bevorstehenden Sterben umgehen. Und da ist jeder wirklich anders – zwischen Verzweiflung, Wut, Resignation, Kampf, Angst, Schmerz und Liebe sind wirklich alle Gefühle vertreten - und ich habe mich den Einzelnen sehr nahe gefühlt.
Gefallen hat mir auch, dass die Autorin sehr gut recherchiert hat, gerade auch in Details zur Struktur eines Hospizes oder zu medizinischen Dingen, so dass die Geschichte sehr authentisch ist und ich sie mir genau so vorstellen kann.
Nina Petri als Sprecherin hat mir sehr gut gefallen. Mir gefällt ihre Stimmfarbe und sie schafft es immer wieder, genau die passende Emotion beim Zuhörer zu erzeugen - egal ob es traurige Situationen sind, die nachdenklich machen und berühren, oder humorvolle Szenen, die einen zum Lächeln bringen.

Mein Fazit
Ein wunderbares Buch, das sich mit einem schwierigen Thema auseinandersetzt, die Gratwanderung zwischen Ernst und Humor aber wunderbar meistert. Tolle Charaktere, eine angenehme Sprecherin und eine Geschichte, die gerade auch durch ihre Authentizität den Leser und Hörer auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle mitnimmt. Auch wenn ich bei der Geschichte nicht zu Taschentüchern greifen musste, war ich doch berührt und kann das Buch jedem nur empfehlen, der sich auf dieses schwierige Thema einlassen möchte.

Bewertung vom 09.05.2015
Jakobs Mantel
Weaver, Eva

Jakobs Mantel


ausgezeichnet

Ich bin durch das tolle Cover auf das Buch aufmerksam geworden – ich finde es sehr atmosphärisch und es passt richtig gut zur Geschichte. Und da ich gerne Bücher lese, in denen es um die Judenverfolgung und den zweiten Weltkrieg geht, musste ich dieses natürlich lesen. Und ich wurde nicht enttäuscht – ganz im Gegenteil – meine Erwartungen wurden übertroffen.

Es ist die Lebensgeschichte eines jüdischen Mannes, der in seiner Kindheit das Leid und die Angst, den Hunger und die Not in einem Warschauer Ghetto miterleben musste, der aber das Puppenspiel beherrschte und damit anderen Menschen – ob jung oder alt – Hoffnung geschenkt hat und auch das eine oder andere Lächeln entlocken konnte. Dass er auch für die Deutschen spielen musste, hat ihn dabei sehr belastet, ihm aber auch ermöglicht, im Untergrund aktiv zu werden.

Doch es ist nicht nur die Geschichte von Mika, dem Puppenspieler, es geht auch um einen deutschen Soldaten, Max, der zwar seine Befehle befolgt, der aber mit seiner Schuld nicht umzugehen weiß und schließlich an ihr zu zerbrechen droht.

Mir hat die Verknüpfung dieser beiden Lebensgeschichten sehr gut gefallen und gerade auch, Einblick in die Gedanken der Täter zu erhalten, fand ich sehr interessant und war für mich in diesem Maße neu. Die Art, wie die beiden Handlungsstränge miteinander verwoben sind und wie dann zum Schluss die Fäden zusammenlaufen, fand ich zwar gut gelöst, am Ende aber vielleicht ein bisschen überzogen – dennoch war auch ich berührt von der Geschichte und habe das Buch mit einem hoffnungsvollen Gefühl im Bauch zugeschlagen.

Die Geschichte liest sich sehr flüssig und angenehm, was zum einen an dem bildreichen und gefühlvollen Schreibstil liegt, der eine ganz eigene, zur Geschichte passende Atmosphäre schafft, zum anderen aber auch an der Sogwirkung, die das Buch auf mich ausgelöst hat. Die Geschichte hat mich einfach gefesselt, ich wollte wissen, wie es weitergeht und konnte daher das Buch kaum aus der Hand legen.

Die Charaktere sind toll gezeichnet, allen voran natürlich Mika und Max. Selten habe ich so viel Einblicke in die Gedanken und Gefühle von Protagonisten erhalten, wie bei diesen beiden. Ich habe mit ihnen gefühlt und gelitten, geliebt und gefiebert. Und stets habe ich die geheimen Helden der Geschichte, die Puppen von Mika, vor Augen gehabt, habe deren Entstehung miterleben dürfen und durch die detailverliebten Beschreibungen sie fast als lebendig empfunden.

Auch wenn der Titel „Jakobs Mantel“ sehr passend gewählt wurde – denn in dem Mantel waren immer alle Puppen Mikas versteckt und er war ein wertvolles Erbstück seines verstorbenen Großvaters Jakob – gefällt mir der Originaltitel „The Puppet Boy of Wasaw“ doch besser, denn er stellt Mika und das, was er tut mehr, mehr in den Mittelpunkt und legt das Augenmerk mehr auf die Puppen, die in dem Roman eine große Rolle spielen.

Die Geschichte selber ist erfunden, dennoch aber ist sie glaubhaft und könnte genau so passiert sein. Toll ist aber, wie die Autorin Wahrheit und Fiktion miteinander verknüpft hat, wie sie ihre Geschichte in historische Fakten eingebettet hat und wie sie verschiedene historische Persönlichkeiten hat aufleben lassen. Ein tolles Buch, das ich jedem nur empfehlen und ans Herz legen kann!

Mein Fazit
Ein tolle Geschichte über einen jüdischen Jungen, der mit seinem Puppenspiel im Warschauer Ghetto Hoffnung schenkt und sich schließlich dem Widerstand anschließt; ein Buch aber auch über die nationalsozialistischen Täter, ihre Schuld und ihrem Weiterleben mit genau dieser. Eine eindringliche Geschichte, die fesselt und berührt und vor allem durch tolle und sehr gut gezeichnete Charaktere überzeugen kann, dabei aber angenehm und flüssig lesbar bleibt. Von mir 5/5 Sternen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.04.2015
Das Lachen und der Tod
Webeling, Pieter

Das Lachen und der Tod


ausgezeichnet

Ich war skeptisch, wie es gelingen soll, Humor und Lachen mit dem Thema Tod und KZ zu verknüpfen - trotz der vielen guten Rezensionen, die ich gelesen hatte. Doch ich bin begeistert, wie der Autor diese Gratwanderung geschafft hat.
Das Buch ist keine leichte Kost, und oft musste ich innehalten, um Gelesenes sacken zu lassen. Schonungslos und ehrlich schildert Pieter Webeling die Lebensumstände der Gefangenen im KZ, den grausamen Alltag in diesem unfassbaren und unvorstellbaren Leid, den unglaublichen Schmerz und Hunger und den täglichen Kampf ums pure Überleben. Dabei ist die Geschichte nicht reißerisch aufgemacht, sondern ehrlich und glaubhaft, vor allem aber respektvoll den Gefangenen gegenüber.
In dieses Elend gerät der niederländische Komiker Ernst Hoffmann, der zunächst genau wie alle anderen versucht zu überleben. Doch schon bald erkennt er, wie wichtig Hoffnung ist, das nur sie die Menschen überleben lässt und beginnt, das zu tun, was er am besten kann – nämlich seinen Mitgefangenen Witze zu erzählen.
Ein schwieriges Thema. In einem solch grausamen Szenario, Witze zu erzählen, diese durchaus sarkastisch und zynisch, und damit die Mitgefangenen zum Lachen zu bringen, erscheint zunächst geschmacklos – schon bald aber merkt man beim Lesen, dass es das gar nicht ist – ganz im Gegenteil. Jedes Glitzern in den abgestumpften Augen macht Mut, jedes Lachen befreit und gibt wieder Hoffnung und Zuversicht, das Ganze doch irgendwie überleben zu können. Ich finde, der Autor hat diese Gratwanderung zwischen Lachen und Tod, zwischen Humor und Hoffnungslosigkeit wunderbar gelöst und in einer für mich glaubhaften und authentischen Art rübergebracht. Die dabei eingestreute Liebesgeschichte wirkte für mich zu keinem Zeitpunkt aufgesetzt oder unglaubwürdig, hat doch auch sie gezeigt, unter welchen Umständen die Menschen leben und leiden mussten, wie viel Kraft aber die Liebe und auch der Glaube geben kann.
Das Buch liest sich sehr flüssig, durch einen zwar einfachen, dennoch aber auch eindringlichen Schreibstil, der unverblümt beschreibt und schonungslos schildert – und mich dadurch sehr berührt hat. Zwar musste ich immer wieder das Buch beiseitelegen, um Gelesenes zu verdauen, lange war diese Pause aber nie, denn ich wollte wissen, wie es weitergeht. Gleich zu Beginn des Buches erfährt man als Leser, dass Ernst Hoffmann überlebt – und für mich war das auch gut so, denn sonst hätte ich nicht gewusst, ob ich all das Gelesene hätte aushalten können. So aber wollte ich wissen, wie Ernst das grausame Szenario überleben konnte.
Auch wenn das Lesen nicht immer einfach war, bin ich doch froh, auf dieses beeindruckende Buch gestoßen zu sein und in einer zwar schonungslosen, dennoch aber auch Hoffnung schenkenden Geschichte wieder etwas mehr über das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte gelernt zu haben.

Mein Fazit
Schonungslos und ehrlich, aber auch Mut machend und Hoffnung schenkend – so habe ich diese Geschichte des Komikers Ernst Hoffmann empfunden, der im Jahre 1944 nach Polen deportiert wird. Das Thema „Lachen und Tod“ ist sicherlich brisant, ich finde aber, der Autor hat diese Gratwanderung zwischen Hoffnungslosigkeit und Humor wunderbar gelöst. Ein großartiges Buch über das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte – grausam und schonungslos, dennoch aber auch liebevoll und herzlich. Von mir gibt es volle 5/5 Sternen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.04.2015
Die Nacht der Frauen
Maybach, Katja

Die Nacht der Frauen


sehr gut

Ich muss zugeben, dass ich keine Erwartungen hatte, als ich diesen Roman angefangen habe zu lesen – ich wusste nur, dass mich die Autorin mit anderen Büchern schon überzeugen konnte. Und schon nach wenigen Seiten war ich drin in der Geschichte, in der es um eine tiefe Freundschaft zwischen zwei Frauen geht, um eine Liebe, die nicht sein darf und um ein Familiengeheimnis, das lange im Verborgenen lag.
Schon der Einstieg in die Geschichte ist interessant und sofort war ich gefangen von der Geschichte um Dalia, die nach 20 Jahren in ihre Heimatstadt zurückkehrt, weil ihr Vater schwer erkrankt ist, den sie aber seit 20 Jahren weder gesehen noch gehört hat, weil sie ihn für den Selbstmord der Mutter verantwortlich macht. Durch Zufall entdeckt sie alte Briefe, die eine Geschichte erzählen, die sie nicht kennt, Briefe, die auf vieles ein ganz neues Licht werfen.
Geschickt hat die Autorin es geschafft, den Handlungsstrang der Gegenwart mit dem der Vergangenheit zu verknüpfen und weiß man zunächst nicht, wohin die Geschichte führen wird, entwirren sich nach und nach die Fäden. Dabei sind beide Handlungsstränge – sowohl der in der Gegenwart, als auch der im Jahr 1939 – interessant und fesselnd; vor allem aber habe ich mit Leah und Irene, den beiden Protagonistinnen der Vergangenheit, mitgefiebert und gelitten. Zwar habe ich ab einem gewissen Punkt geahnt, wie die Geschichte verlaufen wird, dennoch aber war ich gefesselt und konnte das Buch kaum aus der Handlung legen.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und lässt sich flüssig lesen. Dabei hat mir vor allem gefallen, dass sie immer wieder die genau passende Stimmung und Atmosphäre für die verschiedenen Situationen schafft, so dass ich mich wirklich gut in das Geschehen hineinversetzen konnte.
Die Charaktere fand ich sehr gut gezeichnet – gefallen haben mir vor allem Irene und Leah in der Vergangenheit, zwei außergewöhnliche Frauen, die nicht nur eine ungewöhnliche Freundschaft verbindet, sondern die sich nicht scheuten, Entscheidungen zu treffen, die ihr weiteres Leben nachhaltig beeinflussen. Dabei zeigt sich der wahre Charakter beider Frauen wirklich erst im Verlauf der Geschichte, und war ich zunächst geneigt, die beiden zwar sympathischen Frauen als ein wenig oberflächlich und naiv abzustempeln, habe ich mein Urteil doch revidieren müssen – denn ich habe großen Respekt vor den Entscheidungen, die sie treffen mussten, ohne Rücksicht auf sich selber oder andere Verluste. Auch Dalia in der Gegenwart war mir sympathisch, und auch sie entwickelt im Verlauf der Geschichte eine ungeahnte Stärke, die ich ihr am Anfang gar nicht zugetraut hätte.
Den Rahmen der Geschichte fand ich vielleicht ein wenig konstruiert – Dalia, die sich bereit erklärt, für ihren kranken Vater Dokumente zusammenzusuchen, obwohl sie ihn doch seit über zwanzig Jahren weder gehört noch gesehen hat und das eigentlich auch nicht ändern wollte. Und auch das erste Treffen zwischen Tochter und Vater schien mir wenig realistisch – ich hätte gedacht, dass es ganz anders verlaufen wäre, schließlich trägt Dalia ja viele Vorwürfe gegen ihren Vater mit sich herum. Aber auch wenn ich diesen Teil der Geschichte sehr konstruiert fand, hat es mich aber nicht so sehr gestört, dass mich der Rest nicht trotzdem begeistern konnte und ich nicht richtig abtauchen konnte in die mich fesselnde Geschichte im Jahr 1939.
Das Buch hat mich wirklich von der ersten Seite an gepackt, der Autorin ist es gelungen, die Spannung durchweg zu halten – und selbst als das „große Geheimnis“ gelüftet ist, bleibt die Geschichte fesselnd und bietet ein zwar ungewöhnliches, aber sehr passendes Ende.

Bewertung vom 28.03.2015
Der Geiger
Borrmann, Mechtild

Der Geiger


ausgezeichnet

Cover und Titel haben mir total angesprochen und irgendwie habe ich damit eine ruhige Geschichte verbunden. Doch es kam ganz anders: schon nach wenigen Seiten war ich gefesselt und konnte das Buch nicht aus den Händen legen.
Zwar geht es in dem Buch um den Geiger Ilja Grenko, doch ist das Buch eher ein Thriller als eine ruhige Geschichte. Nach einem Konzert wird Ilja Grenko im Jahr 1948 verhaftet – doch seiner Familie wird gesagt, er sei geflohen. Doch nicht nur Ilja ist verschwunden, sondern auch seine wertvolle Stradivari. Und das hat löst eine ganze Kette von Ereignissen aus, die bis ins Jahr 2011 reichen.
Das Buch hat mich direkt von der ersten Seite an packen können – und die Autorin hat es geschafft, die Spannung auch bis zum Schluss zu halten. Das liegt sicherlich auch an den Zeitsprüngen, denn es gibt drei Handlungsstränge: den von Ilja und seiner Frau in der Vergangenheit und einen in der Gegenwart, in dem der Enkel Sascha versucht, Licht in die damaligen Ereignisse zu bringen. Und jeder Handlungsstrang hat seinen eigenen Reiz – stets wollte ich wissen, wie es weitergeht und konnte das Buch einfach nicht aus der Hand legen.
Dabei ist die Geschichte keine leichte Kost, oft bedrückt sie mich, gerade bei dem, was in Russland passiert. Und so langsam zeichnet sich beim Lesen auch ab, was genau eigentlich damals passiert ist und vor allem warum. Die Zusammenhänge sind sehr komplex und man muss sich schon konzentrieren beim Lesen, das aber hat dem Lesespaß keinen Abbruch getan.
Der Schreibstil von Mechthild Borrmann ist gut zu lesen, klar und prägnant ohne Schnickschnack oder Schnörkel. Das hat sehr gut zur Geschichte gepasst, die insgesamt eine bedrückende, dunkle Atmosphäre hat und die ich gut habe spüren können. Auch die Charaktere sind sehr gut gezeichnet, ich habe – gerade bei Ilja – seinen Schmerz und seine Verzweiflung spüren können, aber auch die Schuld bei seiner Frau Galina, ihre Ahnungslosigkeit und dann das böse Erwachen. Die Gefühle der Protagonisten sind greifbar und nachvollziehbar, so treffend sie die Charaktere gestaltet. Nur mit Sascha habe ich mich etwas schwerer getan, nicht weil er unsympathisch ist, einfach weil ich niemals selber so handeln würde – dennoch aber habe ich auch ihn gerne begleitet.
Da die russischen Namen schon etwas gewöhnungsbedürftig waren, hat mir das Personenverzeichnis sehr gut geholfen – besser aber hätte ich gefunden, wenn es an den Anfang gestellt worden wäre. Denn am Ende wird es bestimmt von vielen Lesern übersehen und ist so dann nicht hilfreich.
Das ist aber nur ein kleiner Kritikpunkt und ich werde mich auf jeden Fall nach weiteren Büchern der Autorin umschauen.

Mein Fazit
Ein spannender und fesselnder Roman, der in die 40er Jahre nach Russland entführt, in denen Ungeheuerliches passiert und was eine Kette von Ereignissen auslöst, die bis ins Jahr 2011 reichen. Spannend von der ersten Seite an, mit einem klaren und schnörkellosen Schreibstil schafft die Autorin eine ganz besondere Atmosphäre – ich auf jeden Fall konnte mich ihr nicht entziehen und habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen. Und trotz der Kürze ist es eines der Bücher, die noch nachhallen. Von mir gibt es 4,5/5 Sternen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.03.2015
Gloria und die Liebenden von Verona
Klaus, Marlene

Gloria und die Liebenden von Verona


sehr gut

Sucht man einen kurzweiligen Roman für zwischendurch, mag Krimis, in denen es eher unblutig zugeht und wo die Suche nach dem Täter noch den Mittelpunkt bildet, dann sollte man sich diesen viktorianischen Krimis mal anschauen.
Der Einstieg in die Geschichte gelingt mühelos. Durch die anschauliche Erzählweise ist man direkt mittendrin im Geschehen und in der viktorianischen Zeit. Man wird Zeuge, wie die Postkutsche, in der Lady Gloria mit ihrer Großtante Lady Josephine nach Verona reisen, von einer jungen Italienerin aufgehalten wird: Ein Mord sei geschehen und ihr Verlobter sei nun flüchtig. Sie bittet Gloria um Hilfe – sozusagen von Frau zu Frau – und da kann Gloria das spionieren natürlich nicht lassen.
Die Charaktere sind sehr liebevoll gestaltet, sofort habe ich Gloria und ihre Großtante Josephine ins Herz geschlossen. Beide sind nicht nur charmant, sondern auch pfiffig und nicht auf den Mund gefallen, besitzen aber das Talent, ihren Willen anderen geschickt unterzujubeln. Ihre Dialoge sind witzig und humorvoll, außerdem schaffen sie es immer wieder, ihre Reisebekanntschaften um den Finger zu wickeln und sie im wahrsten Sinne des Wortes zu veräppeln. Die Männer kommen im Buch leider nicht so gut davon – sie sind zwar nicht unsympathisch, wirken aber oft tollpatschig und unstrukturiert – gerade auch bei den Ermittlungen; gut, dass Gloria da die Führung an sich ziehen kann.
Die Geschichte entwickelt sich zügig weiter, es tauchen neue Personen auf, Indizien werden gefunden und zu keinem Zeitpunkt wird es beim Lesen langweilig. In klassischer „Whodunnit“-Manier wird dann natürlich auch der Täter gestellt – nur nicht von der örtlichen Polizei, die sich bei den Ermittlungen sehr im Hintergrund hält, sondern von Gloria, die einfach ein gutes Gefühl für Situationen und Menschen besitzt und vielleicht auch genug Krimis gelesen hat, um den Täter letztlich zu finden und zu stellen.
Der Schreibstil ist sehr angenehm, passt zur damaligen Zeit und ist sehr lebendig, humorvoll und spritzig. Schön fand ich die Beschreibungen von Verona, die aber nicht als langatmige Vorstellung verschiedener Lokalitäten erfolgt, sondern anhand eines klassischen Stadtrundganges mithilfe eines auch heute noch bekannten Stadtführers.
Leider ist das Buch nur sehr kurz, der Fall rasch gelöst und schon nach kurzer Zeit ist der Lesespaß vorbei. Zum Schluss hat man aber den Eindruck, dass sich eine zarte Liebelei anbahnt – außerdem lassen die letzten Sätze und Worte an eine Fortsetzung denken. Ich auf jeden Fall würde mich freuen!

Mein Fazit
Ein unterhaltsamer und sehr kurzweiliger Krimi, der zur viktorianisches Zeit in Verona spielt und den Leser in eine andere Zeit und Welt entführt. Durch den sehr lockeren Schreibstil fliegen die Seiten nur so dahin, außerdem macht es Spaß, den sympathischen Protagonisten beim Ermitteln über die Schulter zu schauen. Sicherlich kein Roman, der lange nachhallt, aber dafür einer, der bestens unterhält und schöne Lesestunden schenkt. Von meiner Seite gibt es 4/5 Sterne.