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Leseratte
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Frankfurt

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Insgesamt 127 Bewertungen
Bewertung vom 07.11.2021
Berauscht vom Leben
Libaire, Jardine;Ward, Amanda Eyre

Berauscht vom Leben


gut

Das Cover finde ich etwas einfallslos und nicht besonders ansprechend. In der Buchhandlung hätte ich sicher nicht danach gegriffen.
Aber: Man soll ja nichts nach dem Äußeren beurteilen und so habe ich mich auf das Buch eingelassen. Die Idee hinter dem Ganzen erschließt sich mir nicht so ganz.
Die Autorinnen berichten aus ihrem Leben und von ihren Erlebnissen mit Alkohol, die durchaus als Exzesse bezeichnet werden können. Irgendwann entschließen sich beide, alkoholfrei zu leben und sich allein vom Leben berauschen zu lassen.
Das Buch besteht aus zwölf Kapitel, die jeweils aus kurzen, teilweise nur zwei, drei Seiten umfassenden, unzusammenhängenden Unterkapiteln bestehen. Der Schreibstil ist sehr einfach, die angesprochenen Themen auch. Die Autorinnen geben Tipps, wie man aus ihrer Sicht auch ohne Alkohol ein schönes, spannendes und genussvolles Leben führen kann. Tipps für alkoholfreie Getränke, Badezusätze und Rezepte runden das Buch ab.
Mich persönlich hat dieser Mix aus Lebenshilfe, Erfahrungsbericht und Kreativ-Ratgeber nicht überzeugt. Wer Probleme mit Alkohol hat, findet in diesem Buch sicher keine Ansätze zur Lösung. Und warum sich ein gelegentliches Glas Wein und die in dem Buch angeführten Tipps zu mehr Genuss und Lebensfreude ausschließen sollen, erschließt sich mir nicht wirklich. Immerhin - einige dieser Tipps, die auf mehr Achtsamkeit mit sich selbst zielen, finde ich durchaus umsetzbar und interessant.
Deshalb gebe ich gute drei Punkte!

Bewertung vom 02.11.2021
Die unhöfliche Tote / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.2
Bennett, S J

Die unhöfliche Tote / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.2


ausgezeichnet

Eine charmante Idee, ein hübsches Cover, eine Prise englischer Humor, interessante Charaktere und ein angenehmer, spannender Schreibstil – „Die unhöfliche Tote“ ist ein Buch ganz nach meinem Geschmack!
Im Buckingham Palace geht es drunter und drüber. Eine Angestellte des Palasts wird tot im Swimmingpool entdeckt, es geht weiterhin um ein verschwunden geglaubtes Gemälde und Drohbriefe. Die Queen kann das alles natürlich nicht einfach so hinnehmen und setzt Rozie, ihre sympathische Privatsekretärin auf den Fall an. Im Verlauf der Handlung kommt es zu weiteren schockierenden Ereignissen.
Die Queen als Ermittlerin im Hintergrund, die klug und geschickt die Strippen und ihre Schlüsse zieht – „Die unhöfliche Tote“ ist ein Lesevergnügen erster Klasse. Die Personen werden respektvoll und voller Sympathie gezeichnet. Auch aktuelle Ereignisse wie der Brexit und die Wahl in den USA finden Eingang in die Geschichte.
Mein Fazit: Das Buch punktet durch eine unterhaltsame, dabei niemals platte Handlung, ein interessantes Setting und liebenswerte Charaktere. Ein weiterer Reiz ist die Spannung, die daraus resultiert, dass die Hauptpersonen prominente Figuren des öffentlichen Lebens sind, die wohl jede*r kennt oder zu kennen glaubt. Die Queen als pfiffige Ermittlerin – das ist eine Facette, die mir jedoch neu ist.

Bewertung vom 05.10.2021
Ein Buch, vier Jahreszeiten
Funk, Kristin

Ein Buch, vier Jahreszeiten


gut

Der Verlag ars edition hat viele schöne Bücher in seinem Programm und auch das vorliegende Werk gefällt durch seine hochwertige Gestaltung. Schon der Leinen-ähnliche Einband macht einen guten Eindruck, auf dem stabilen, festen Papier kommen die schönen Fotos besonders gut zur Geltung. Allerdings fühlt sich das Papier für mich etwas komisch an – es wirkt beschichtet, fast gummiartig.
Die einzelnen Kapitel sind alle nach demselben Prinzip aufgebaut: Zuerst folgt ein einstimmender Text, dann eine „Schöne Dinge-Liste“, ein Gedicht, zahlreiche DIY-Tipps, Rezepte und Ähnliches. Ergänzt wird das Ganze durch Sinnsprüche, kurze Geschichten und Zitate.
Ganz schön zum Durchblättern, aber für mich ist nichts wirklich Inspirierendes oder Neues dabei. Tatsächlich ist es kein Buch, mit dem ich den ohnehin knappen Platz in meinem Bücherregal füllen möchte. Den Vögeln lauschen, eine Fahrradtour unternehmen oder einen Zitronenkuchen backen – keine besonders originellen Tipps für den Frühling und Tee trinke ich das ganze Jahr hindurch und nicht bloß im Herbst. Sowieso sind die Rezepte sehr simpel gehalten – da kenne ich bessere Rezepte für Marmelade oder Schokokuchen! Auch die DIY-Tipps - beispielsweise selbstgemachten Badreiniger und Lavendelwaschmittel - finde ich doof.
Insgesamt ist das Buch für mich eine Enttäuschung und ich denke, dass man da viel mehr hätte rausholen können. Sowohl qualitativ als auch quantitativ. Drei Punkte gebe ich für die schönen Fotos und den hochwertigen Eindruck – der sich aber leider beim näheren Hinsehen nicht bestätigt hat.

Bewertung vom 04.10.2021
Wut und Böse
Hoeder, Ciani-Sophia

Wut und Böse


gut

Die Autorin beschäftigt sich in ihrem Buch mit der – allzu oft – unterdrückten Wut von Frauen. Basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, eigenen Erfahrungen oder Berichten aus ihrem Bekanntenkreis beschreibt wie, dass viele Frauen die Fähigkeit verloren haben, Wut zu empfinden, weil ihnen dies von klein auf abtrainiert worden ist. Sie stellt fest, wie unterschiedlich Wut bei Männern und Frauen wahrgenommen wird – Männer wirkten kompetent, Frauen dagegen hysterisch. Sie ruft Frauen dazu auf, zu ihrer Wut zu stehen und sie anzunehmen, weil sich die Unterdrückung von Gefühlen negativ auf die Psyche auswirkt. Nur indem wir uns unserer Wut bewusst werden, können wir Veränderungen in Gang setzen.
Die Autorin schafft es, ihr Anliegen und die Thematik sowohl unterhaltsam als auch wissenschaftlich fundiert zu vermitteln und so habe ich das Buch sehr gern und in einem Rutsch gelesen. Ich stimme der Autorin darin zu, dass es wichtig ist, Kinder und ihre Gefühle ernst zu nehmen. Das bedeutet natürlich auch, dass man kleinen Mädchen erlaubt, ihre Wut auszudrücken. Soweit, so gut. Allerdings sollte man ihnen auch Wege und Möglichkeiten an die Hand geben, mit ihrer Wut konstruktiv umzugehen.
Ich bin nach wie vor nicht davon überzeugt, allein durch Wut etwas erreichen zu können. Im Gegenteil: Ich empfinde Wut als zerstörerisch. Wer wütend ist, wird von seinen Gefühlen derart überwältigt, reagiert allzu oft übereilt und unvernünftig. Wenn wir nicht wissen, wie wir diese Wut kanalisieren sollen, neigen wir dazu, uns selbst oder andere zu verletzen - physisch oder auch psychisch. Das ist keine gute Basis, um im persönlichen Umfeld oder im politischen Rahmen Veränderungen zu erzielen – und genau das möchte die Autorin doch für uns Frauen erreichen.

Bewertung vom 18.09.2021
Der Gesang der Berge
Que Mai, Nguyen, Phan

Der Gesang der Berge


sehr gut

Das wunderschön gestaltete Cover und der poetische Titel lassen nicht erahnen, dass es sich bei diesem Buch um eine zutiefst tragische Geschichte handelt. Die Autorin erzählt die Geschichte einer / ihrer Familie vor dem Hintergrund des Indochina- und des Vietnamkriegs.
Die Geschichte spielt demzufolge auf zwei Zeitebenen. Die erste umfasst die Jahre 1930 - 1965, Erzählerin ist die 1920 geborene Diệu Lan. Die zweite Ebene spielt in den Jahren 1972 - 1979, das Geschehen wird von ihrer Enkelin, der 1960 geborenen Hương erzählt. Beide berichten aus ihrer Perspektive von den Schrecken des Krieges, vom verschollenen Vater, von der Teilung des Landes, der abwesenden Mutter, von fremder Besatzung, vom Zerbrechen der Familie, von Vertreibung und unsäglichem Leid. Der / die Leser*in erfährt aber auch von der Stärke der Frauen und am Ende kann er zusammen mit dem geschundenen Volk wieder halbwegs hoffnungsvoll in die Zukunft schauen.
Die Autorin berichtet bildgewaltig, eindringlich und schonungslos über ein Land, von dessen Geschichte und Traditionen ich bislang nicht allzuviel wusste. Allein aus diesem Grund war das Buch sehr interessant für mich. Die Figuren fand ich ziemlich schematisch gezeichnet - auf der einen Seite die Guten, auf der anderen Seite die Bösen. Aber das ist vielleicht der Tatsache geschuldet, dass das Geschehen aus der Perspektive der Opfer geschildert wird.
Der Schreibstil ist unkompliziert und auch für den / die westliche Leser*in angenehm und spannend, was vielleicht auch daran liegt, dass die Autorin das Buch auf Englisch geschrieben hat.
Was mir an dem Buch gut gefallen hat, ist seltsamerweise auch gleich ein Kritikpunkt: Das Ende stimmt allzu hoffnungsfroh, allzu optimistisch, allzu versöhnlich. So fand ich das Buch vor allem gegen Ende ziemlich klischeehaft. Das tut dem überaus positiven Gesamteindruck aber nur geringen Abbruch.

Bewertung vom 07.09.2021
Wellenflug
Neumann, Constanze

Wellenflug


sehr gut

Bei dem Buch handelt es sich um eine Familiengeschichte, in deren Mittelpunkt zwei Frauen stehen. Im ersten Teil des Buchs ist der Fokus auf Anna gelegt. Ihr Lebensweg ist der einer Tochter aus großbürgerlichem Haus: Wie es von ihr erwartet wird, heiratet sie in eine wohlhabende jüdische Familie ein und bekommt mehrere Kinder, von denen ihr Sohn Heinrich, ein spielversessener Hallodri, eine einzige Enttäuschung ist. Als er sich dann noch in die aus einfachen Verhältnissen stammende Marie verliebt, kann Anna das nicht akzeptieren.
Im zweiten Teil des Buchs steht Marie im Fokus. Sie liebt Heinrich und folgt ihm, wohin auch immer es ihn verschlägt. Die Wirren des ersten Weltkriegs bringen das Paar aus den USA zurück nach Deutschland – ein durch die Wirtschaftskrise und den erstarkenden Judenhass geprägtes Land.
Die Autorin verarbeitet in „Wellenflug“ ihre eigene Familiengeschichte. Ihrer eigenen Aussage nach hat sie sehr viel recherchiert, die Mitglieder ihrer weit verzweigten Familie interviewt und auch mit Historikern zusammengearbeitet. „Anna“ deckt die Zeit von 1864 – 1905 ab, „Marie“ schließt mit 1905 – 1957 daran an.
Für mich lebt die Geschichte vor allem von dem Reiz der Authentizität der Familiengeschichte. Abgesehen von diesem Aspekt fand ich den Roman wenig spannend, es fehlte mir der rote Faden, die Handlung plätschert so an der Oberfläche dahin. So ist das Buch von allem etwas: Frauenschicksal, Generationenkonflikt, Familienchronik, Zeitroman und bei allem fehlt die Tiefe.
Der sehr angenehme Schreibstil der Autorin macht dieses Manko jedoch wett und so habe ich das Buch mit großem Vergnügen gelesen.
Leser*innen, die gern gut geschriebene Familiengeschichten vor historischem Hintergrund lesen möchten, sei "Wellenflug" uneingeschränkt empfohlen!

Bewertung vom 12.08.2021
Die Teehändlerin / Die Ronnefeldt-Saga Bd.1
Popp, Susanne

Die Teehändlerin / Die Ronnefeldt-Saga Bd.1


sehr gut

Das Cover wirkt auf mich leider etwas einfallslos und reiht sich nahtlos ein in die Reihe ähnlich gestalteter Bücher, die meist in Reihen wie "Ikonen ihrer Zeit" oder "Frauen zwischen Kunst und Liebe" erscheinen und deren Handlung - eine mutige Frau setzt sich gegen Widerstände durch - absolut vorhersehbar ist. Im Grunde funktioniert "Die Teehändlerin" genau nach demselben Schema. Trotzdem sticht das Buch aus der Menge der anderen Frauenschicksal-Bücher vor historischem Hintergrund heraus.
Die Geschichte ist in Frankfurt im Jahr 1838 angesiedelt. Als der Teehändler Tobias Ronnefeldt zu einer langen Chinareise aufbricht, ist seine Frau Friederike gezwungen, sich um die Geschicke der Firma zu kümmern. Das ist gar nicht so einfach, denn sie ist schwanger und der neue Prokurist entpuppt sich als ziemlich zwielichtige Gestalt.
Durch seinen flüssigen Schreibstil liest sich das Buch sehr angenehm. Die Schauplätze sind gut und authentisch beschrieben und der / die Leser*in fühlt sich direkt in das Frankfurt des 19. Jahrhunderts zurückversetzt. Man erfährt viel über die Stadtgeschichte, den Teehandel und die Firma Ronnefeldt und so ist das Buch nicht nur unterhaltsam, sondern auch als historischer Roman sehr interessant.
Die Protagonistin Friederike ist als moderne, vergleichsweise starke Frau ohne merkliche Ecken und Kanten geschildert, ihr Gegenspieler offenbart gleich am Anfang seine Durchtriebenheit. So habe ich beim Lesen des Romans keine großen Überraschungen erlebt, mich aber ausgezeichnet unterhalten gefühlt.
Die Verbindung von historischem Roman, Frauenschicksal, Stadt- und Firmengeschichte ist der Autorin sehr gut gelungen und macht "Die Teehändlerin" zu einem tollen Schmöker und lehrreichen Lesevergnügen.