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Benutzername: 
wampy
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Issum

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Insgesamt 501 Bewertungen
Bewertung vom 15.12.2022
Schattenkrieger
Siebold, Henrik

Schattenkrieger


ausgezeichnet

Ein Buch voller Gegensätze mit einem sympathischen Killer als Hauptfigur

Buchmeinung zu Henrik Siebold – Schattenkrieger

Schattenkrieger ist ein Kriminalroman von Henrik Siebold, der 2022 bei Aufbau Digital erschienen ist.

Zum Autor:
Henrik Siebold ist Journalist und Buchautor. Er hat unter anderem für eine japanische Tageszeitung gearbeitet sowie mehrere Jahre in Tokio gelebt. Unter einem Pseudonym hat er mehrere Romane veröffentlicht. Er lebt in Hamburg.

Zum Inhalt:
Manuel Jessen lebt unauffällig in Hamburg und betreibt dort einen Imbiss. Er war früher Elitesoldat in Afghanistan, geriet in Gefangenschaft der Taliban und wurde befreit. Der CIA bezahlte seine Wiederherstellung und als Gegenleistung arbeitet er als Auftragskiller. Dann läuft etwas total schief und es wird nicht nur für Manuel ungemütlich.

Meine Meinung:
Dieses Buch verbindet eine actionreiche Handlung mit Elementen japanischer Philosophie und Kultur. Manuel ist eine sympathische Figur und bei seinen Freunden sehr beliebt. Er gilt als friedfertig und versucht Konfrontationen zu vermeiden. Gelegentlich muss er aber eine alte Schuld abarbeiten. Episodenhaft wird in eingestreuten Rückblenden sein Werdegang geschildert und sein Fable für japanische Kampfkunst wird verständlich. Auch möchte er alles was er tut möglichst perfekt erledigen. Man spürt die Sehnsucht nach Ruhe und Frieden bei der Hauptfigur, aber auch seine Bereitschaft und seinen Willen, eingegangene Verpflichtungen um nahezu jeden Preis zu erfüllen. Nach einem Auftragsmord wird er plötzlich zum Gejagten und beginnt sich mit allen Kräften zu wehren.
Natürlich wirkt die Geschichte in weiten Teilen märchenhaft, zeitigt aber auch eine hohe Spannung. Die Geschichte lebt von vielen Gegensätzen, die in der Hauptfigur aufeinandertreffen. Einerseits ist Manuell fast friedfertig, aber andererseits setzt er auch massive Gewalt rücksichtslos ein. Eindrucksvoll fand ich sein Aufeinandertreffen mit alten Kampfkunstexperten in Japan im Stile der klassischen Samuraischule.
Die Geschichte liest sich flüssig und wird nahezu ausschließlich aus der Perspektive der Hauptfigur erzählt. Alle anderen Charaktere werden nur angerissen und zeigen kaum Tiefe. Am Ende steht ein utopischer Showdown passend zum Märchencharakter der Geschichte. Manuel ist ein Mensch mit besonderen Fähigkeiten, der aber die meiste Zeit fremdgesteuert agieren muss. Der Schreibstil ist packend und empathisch. Selten habe ich mit einer Figur so mitgelitten.

Fazit:
Eine märchenhafte Geschichte voller Gewalt, aber auch mit einer Hauptfigur, die nach Ruhe und Frieden strebt. Mich hat die Geschichte um die charismatische Hauptfigur mit Elementen japanischer Kultur in ihren Bann gezogen. Deshalb bewerte ich den Titel mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten). Von mir gibt es eine Leseempfehlung, auch wenn dieser Mix sicher nicht jedem gefallen wird.

Bewertung vom 15.12.2022
Der Sturm (eBook, ePUB)
Harper, Jane

Der Sturm (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Kommt langsam aber gewaltig

Buchmeinung zu Jane Harper – Der Sturm

Der Sturm ist ein Kriminalroman von Jane Harper, der 2022 bei Aufbau Digital in der Übersetzung von Matthias Frings erschienen ist. Der Titel der australischen Originalausgabe lautet The Survivors und ist 2021 erschienen.

Zum Autor:
Jane Harper wurde 1980 in Manchester geboren, lebt aber schon lange in Melbourne, Australien. Sie war Journalistin, bevor sie mit dem Schreiben von Thrillern begann. Gleich mit ihrem Debütroman »Hitze« gewann sie neben zahlreichen anderen Preisen auch den wichtigsten britischen Krimipreis, den »Gold Dagger«.

Zum Inhalt:
Kieran ist vor zwölf Jahren aus seinem Heimatort geflohen, weil seine Eltern ihn für den Schuldigen am Tod seines älteren Bruders halten. Während eines Sturms sind Kierans Bruder und dessen bester Freund bei einer Rettungsaktion für Kieran tödlich mit ihrem Boot verunfallt. Im Laufe der Geschichte stellt sich heraus, dass dies nicht die ganze Wahrheit ist.
Kieran ist zurück in seinen Heimatort gekommen, um mit seiner Mutter und seinem dementen Vater ins Reine zu kommen. Dann wird eine junge Saisonarbeiterin am Strand umgebracht und alte Wunden brechen wieder auf. Eine erfahrene Kommissarin wird beauftragt, den Mord an der jungen Frau aufzuklären.

Meine Meinung:
Die Erzählung spielt auf zwei Zeitebenen, zum einen um den Sturm herum und während der Jetztzeit. Kieran erinnert sich an Szenen mit seiner damaligen Freundin in einem Höhlenkomplex an der Felsenküste vor dem Sturm. In der Jetztzeit zeigt sich, dass etliche Bewohner noch unter den Auswirkungen der tragischen Ereignisse leiden, aber auch, dass manche Beteiligten ein Geheimnis hüten. Die Spannung steigt kontinuierlich, weil man wissen möchte, was damals wirklich geschehen ist und was der Mord an der jungen Frau damit zu tun hat. Eindrucksvoll beschreibt die Autorin die psychischen Belastungen der Beteiligten. Häppchenweise werden alte Lasten aufgedeckt und niemand scheint eine wirklich reine Weste zu haben. Das Tempo zieht mehr und mehr an bis schlussendlich die wahren Geschehnisse aufgedeckt werden. Nicht eine der Figuren wirkt dauerhaft sympathisch, aber andererseits wirken fast alle als Opfer.
Die wilde Schönheit der tasmanischen Küste ist stets verbunden mit den drohenden Gefahren, wenn man unachtsam ist. Die Figuren sind mit Ecken und Kanten versehen und wirken lebensnah und glaubhaft. Der Schreibstil ist oft nüchtern, beschreibt aber dennoch die psychologischen Elemente in aller Klarheit. Mich hat die Geschichte zunehmend fasziniert und am Ende war ich begeistert.

Fazit:
Psychologische Aspekte sind das Herzstück dieses Romans, der zudem mit einer überzeugenden Figurenzeichnung und einem tollen Spannungsbogen punktet. Deshalb bewerte ich den Roman mit fünf von fünf Sternen (95 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung für die Freunde ruhiger Kriminalromane aus.

Bewertung vom 10.12.2022
Schwarzer Schmerz / Mara Billinsky Bd.7 (eBook, ePUB)
Born, Leo

Schwarzer Schmerz / Mara Billinsky Bd.7 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein harter Kriminalroman der Spitzenklasse

Buchmeinung zu Leo Born – Schwarzer Schmerz

Schwarzer Schmerz ist ein Kriminalroman von Leo Born, der 2022 bei beTHRILLED erschienen ist. Dies ist der siebte Fall für die Frankfurter Kommissarin Mara Billinsky.

Zum Autor:
Leo Born ist das Pseudonym eines deutschen Krimi- und Thriller-Autors, der bereits zahlreiche Bücher veröffentlicht hat. Seine unkonventionelle Kommissarin Mara Billinsky hat zahlreiche Fans und auch in seiner neuen Reihe lässt der Autor LKA-Kommissar Jack Diehl gewohnt spannend auf Verbrecherjagd gehen. Der Autor lebt mit seiner Familie in Frankfurt am Main.

Klappentext:
In Frankfurt werden gleich mehrere Immobilienmakler grausam ermordet. Fieberhaft suchen Kommissarin Mara Billinsky und Jan Rosen nach dem Mörder, als plötzlich eine Ermittlerin aus Frankreich und ihr schwedischer Kollege um Maras Hilfe bitten. Sie jagen einen vermeintlich seriösen Geschäftsmann - der in Wahrheit eine blutige Spur durch Europa zieht und dabei jede Menge Leichen hinterlässt. Mara "die Krähe" hängt sich an seine Fährte. Noch ahnt sie nicht, was für ein tiefes Geflecht aus Beziehungen und tödlichen Abhängigkeiten der Geschäftsmann bereits gestrickt hat ...

Meine Meinung:
Mara Billinsky, genannt „die Krähe“, ist eine Ermittlerin nach meinem Geschmack. Sie ist unangepasst mie einem auffälligem Äußeren und eckt gerne mal an. Sie ist kompetent, hartnäckig und kann sich meist auf ihr Bauchgefühl verlassen. Einzig ihr Kollege Jan Rosen kommt gut mit ihr zurecht und beide ergänzen sich vorzüglich. Doch nach einem schweren Schicksalsschlag will sich Jan aus dem aktiven Polizeidienst zurückziehen. Mara merkt sehr bald, wie wertvoll die Hilfe des beurlaubten Kollegen für sie ist.
Mara, Jan und ihr Chef sind sehr tief gezeichnet, während die übrigen Figuren oft nur grob skizziert sind. Neben den Morden an Consultants in der Immobilienbranche wird Mara einem internationalem Team zugeordnet, das den Einstieg eines Großkriminellen in die Immobilienbranche verfolgt. Die beiden Fälle überlagern sich und mögliche Zusammenhänge sind zweifelhaft. Der schwedische Kollege ist ähnlich unangepasst wie Mara, hat aber zusätzlich massive persönliche Probleme. Maras Gegenspieler sind ebenfalls starke Figuren und kompromisslis in ihrem Handeln. Die Sprache ist präzise und auch empathisch. Sie ist oft humorvoll angehaucht, insbesondere nach Passagen mit ausgeprägter Gewalt. Es werden aber eher die Folgen als die eigentliche Tat beschrieben. Die Handlung wird aus mehreren Perspektiven, auch der der Opfer, erzählt. Meist folgt der Leser aber der Hauptfigur.
Der Spannungsbogen ist beeindruckend aufgebaut. Nach einem Spannungshoch folgen ruhige Szenen, um dann erneut in die Höhe zu schnellen. Normale Polizeiarbeit ist durchaus geschildert, wirkt sich aber nicht negativ auf die Spannung aus. Immer wieder kommt es zu überraschenden Wendungen und auch die Kommissarin tappt lange Zeit im Dunkeln.
Am Ende gibt es einen passenden Showdown für den Fall in der Immobilienbranche, der die meisten Fragen beantwortet. Es gibt aber auch einen Cliffhaner, der vermuten lässt, dass es mit dem internationalen Team weiter gehen wird. Ich weiß noch nicht, ob ich das gut finden werden, denn Mara Billinsky, Jan Rosen und Frankfurt gehören einfach zusammen.

Fazit:
Mich hat dieser Fall um die charismatische Kommissarin und ihren stillen Kollegen mit seinem komplexen Plot, gekonntem Spannungsaufbau und gelungener Figurenzeichnung voll überzeugt. Das internationale Ermittlerteam bringt frische Ideen ein und sorgt für zusätzliche Spannung. Deshalb bewerte ich den Titel mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung für die Freunde harter und spannender Kriminalromane aus.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.11.2022
Der dünne Mann
Hammett, Dashiell

Der dünne Mann


sehr gut

Auch an Klassikern geht die Zeit nicht spurlos vorbei

Buchmeinung zu Dashiell Hammett – Der dünne Mann

›Der dünne Mann‹ ist ein Kriminalroman von Dashiell Hammett, der 2004 bei Diogenes in der Übersetzung von Tom Knoth erschienen ist. Der Titel der amerikanischen Originalausgabe lautet ›The Thin Man‹ und ist 1934 erschienen.

Zum Autor:
Samuel Dashiell Hammett (geboren 27. Mai 1894 bei Great Mills, Saint Mary’s County, Maryland; gestorben 10. Januar 1961 in New York) war ein US-amerikanischer Schriftsteller. Er veröffentlichte auch unter dem Pseudonym Peter Collinson. Hammett gilt noch vor Raymond Chandler als der Begründer des amerikanischen Kriminalromans (hardboiled novel).

Klappentext:
Nick Charles hat sich geschworen, um keinen Preis der Welt wieder einen Fall zu übernehmen. Schließlich klärt er als Privatmann auf, womit er sich beruflich nicht befassen möchte.

Meine Meinung:
Bei diesem Buch merkte ich erneut, dass ein Prunkstück meiner Jugend viel von seinem Reiz verloren hat. Die Geschichte ist rein aus der Sicht der Hauptfigur Nick Charles geschildert und besteht fast ausschließlich aus Dialogen. Auffällig ist der stete Alkoholkonsum von Nick und auch seiner Frau Nora. Stets hat Nick einen Drink zur Hand und lange Zeit hat man den Eindruck, dass er gar nicht ermitteln will, sondern die Ereignisse über sich ergehen lässt. Erst am Ende präsentiert er die Auflösung, die er seiner Frau danach im Detail erklärt. Vieles basiert auf Annahmen und Wahrscheinlichkeiten, aber sonst würde der Täter ja irgendwann unbestraft verschwinden.
Die Figuren sind durch die Bank nicht sonderlich sympathisch gezeichnet, selbst die Hauptfiguren nicht. Nick Charles ist ein verehrter Meisterdetektiv, der den Jahreswechsel an der Ostküste verbringen will und eigentlich nicht mehr ermittelt. Ungewöhnlich, vor allem für die damalige Zeit, ist das Verhältnis zwischen Nick und Nora, das von großem Vertrauen geprägt ist. Nick ist oftmals von attraktiven Damen umschwärmt und Nora hat dies akzeptiert, macht sogar Scherze darüber. Hin und wieder diskutieren sie den Stand der Ermittlungen und zeigen Möglichkeiten auf. Der Schreibstil ist eher leger und mit trockenem Humor durchsetzt. Die Stärke des Titel ist das Bild der amerikanischen Gesellschaft und seine Verknüpfungen in den Figuren. Vieles ist anrüchig und nicht in Ordnung und sorgt für eine dunkle Stimmung. Vermisst habe ich lange Zeit einen soliden Spannungsbogen, denn Nick Charles will ja eigentlich nicht ermitteln.

Fazit:
Dieser Klassiker hat mit der Zeit etwas von seinem Reiz verloren, ist aber immer noch ein Zeitdokument. Deshalb bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 19.11.2022
Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens / Monsieur le Comte Bd.1
Martin, Pierre

Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens / Monsieur le Comte Bd.1


gut

Begnügt sich damit, nett zu sein

Buchmeinung zu Pierre Martin – Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens

„Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens“ ist ein Kriminalroman von Pierre Martin, der 2022 im Knaur Verlag erschienen ist.

Zum Autor:
Hinter dem Pseudonym Pierre Martin verbirgt sich ein Autor, der sich mit Romanen, die in Frankreich und in Italien spielen, einen Namen gemacht hat. Für seine Hauptfigur Madame le Commissaire hat er sich eine neue Identität zugelegt.

Zum Inhalt:
Lucien ist ein zufriedener Restaurantbetreiber, der das Leben in vollen Zügen geniest. Doch dann gibt er seinem sterbenden Vater das Versprechen, die Familientradition fortzusetzen – als Auftragsmörder. Lucien hat die entsprechende Ausbildung erhalten, aber er will nicht töten. Dann erhält er seinen ersten Auftrag. Wie wird sich Lucien verhalten?

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich anfangs begeistert, aber die Begeisterung hat nicht lange gehalten. Lucien soll in die Fussstapfen seines Vaters im Familienunternehmen eintreten. Sein Onkel akquiriert die Tötungsaufträge und Lucien soll sie nun ausführen. Sein Problem dabei ist, dass er niemanden töten will. Wie er versucht, beiden Anforderungen gerecht zu werden, macht den Reiz der Geschichte aus. Die Geschichte spielt vorwiegend in der Welt der Reichen und der Schönen. So ist auch Lucien von zwei schönen jungen Frauen umgeben und dies sorgt für mehr als einen Schuss Romantik. Die Trickdiebin hat sich mit den falschen Leuten angelegt, während er die bildhübsche, aber unnahbar erscheinende Assistentin von seinem Vater übernommen hat. Bald merkt er, dass sie auch die Geliebte seines Vaters gewesen ist. Beide Frauenfiguren wirken sympathisch, sind aber recht einfach gezeichnet. Lucien selbst kommt noch eine Spur sympathischer rüber, ist mir aber viel zu perfekt gezeichnet. Grautöne sind ähnlich wie bei seinen Gegenspielern Mangelware.
Positiv wirkt die atmosphärische Schilderung der Küstenregion und des Hinterlandes. Die ein oder andere Sehenswürdigkeit findet den Weg ins Buch, ebenso wie eine Reihe lukullischer Genüsse.
Der Schreibstil ist empathisch und mit Humor durchzogen, so dass ein angenehmes Lesegefühl entsteht. Der Spannungsbogen wird öfter unterbrochen, steigert sich aber zum Ende hin. Lucien agiert ideenreich, wird aber von vielen Zufällen bei seinem Vorhaben, nicht selber zu töten, unterstützt. Etwas mehr Tiefgang hätte der Geschichte gut getan.

Fazit:
Ein angenehm zu lesender Kriminalroman mit einer bestechenden Grundidee, der aber eher mit Atmosphäre als mit den Charakteren punktet. Deshalb bewerte ich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten).

Bewertung vom 18.11.2022
Herzschuss / Kreuthner und Wallner Bd.10
Föhr, Andreas

Herzschuss / Kreuthner und Wallner Bd.10


sehr gut

Auch der Jubiläumsband bleibt dem Erfolgsrezept treu

Buchmeinung zu Andreas Föhr – Herzschuss

„Herzschuss“ ist ein Kriminalroman von Andreas Föhr, der 2022 bei Knau HC erschienen ist.

Zum Autor:
Andreas Föhr, Jahrgang 1958, gelernter Jurist, arbeitete einige Jahre bei der Rundfunkaufsicht und als Anwalt. Seit 1991 verfasst er erfolgreich Drehbücher für das Fernsehen, u.a für „SOKO 5113“, „Ein Fall für zwei“ und „Der Bulle von Tölz“. Seine preisgekrönten Kriminalromane um das Ermittlerduo Wallner & Kreuthner stehen regelmäßig monatelang unter den Top 10 der Bestsellerlisten. Zuletzt war "Unterm Schinder" Platz 3 der Spiegelbestsellerliste. Andreas Föhr lebt zusammen mit seiner Frau und zwei Katzen in einem alten Bauernhaus in der Nähe von Wasserburg. Wenn er nicht gerade schreibt, geht er am liebsten in die Berge, wandert auf unbekannten Wegen in unberührter Natur.

Klappentext:
Ein frischer Wind weht durch die Polizeiinspektion Miesbach – oder wohl eher eine steife Brise: Clemens Wallners neue Chefin Karla Tiedemann ist nicht nur 10 Jahre jünger als der Kommissar und mit einem Sinn für beißende Ironie gesegnet; sie scheint auch mindestens so sehr an ihrer Karriere interessiert wie an Gerechtigkeit.
Als der Abgeordnete Gansel in seinem eigenen Haus ermordet wird, gerät Kommissar Wallner von zwei Seiten unter Druck: Karla drängt auf einen raschen Abschluss des Falls – und der Hauptverdächtige ist ausgerechnet Polizeihauptmeister Leonhardt Kreuthner! Denn Gansel war mit Kreuthners Jugendliebe Philomena verheiratet und hat sie offenbar geschlagen. Das wiederum hatte Kreuthner herausbekommen und wollte es in der ihm eigenen unkonventionellen Art unterbinden …

Meine Meinung:
Während Clemens Wallner wie gewohnt an der Lösung des Falles arbeitet, setzt Leonhardt Kreuthner seinen Eskapaden noch einen drauf. Mit der neuen Chefin Karla Tiedemann zieht Frauenpower in die Polizeiinspektion Miesbach. Sie eckt gleich ordentlich an und erhebt Anspruch auf die Alpha-Rolle. Auch Kreuthner Senior mischt wieder mit.
Der Schreibstil ist humorvoll und empathisch. Man spürt die Liebe zur Region und zu den Figuren. Die Handlung ist noch eine Spur unglaublicher wie in den vorherigen Fällen. Man spürt das Vergnügen des Autors an hanebüchenen Situationen mit viel Situationskomik und auch manchen Klamauk. Erstaunlicherweise schafft es der Autor, die skurrilen Szenen zu einem logischen Universum zu verbinden. Es ist spannend und die Auflösung ist nachvollziehbar. Mir hat auch dieser Fall wieder gut gefallen, aber es ist sicherlich nicht jedermanns Geschmack.

Fazit:
Der zehnte Fall um Wallner und Kreuthner reiht sich nahtlos in die Vorgängerfälle ein. Mir hat dieser Titel gefallen und deshalb bewerte ich ihn mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten). Es gibt eine Leseempfehlung von mir, aber es wird sicherlich nicht allen gefallen.

Bewertung vom 16.11.2022
Solothurn blickt in den Abgrund
Gasser, Christof

Solothurn blickt in den Abgrund


sehr gut

Eine rasante Mischung, die es in sich hat

Buchmeinung zu Christof Gasser – Solothurn blickt in den Abgrund

„Solothurn blickt in den Abgrund“ ist ein Kriminalroman von Christof Gasser, der 2022 im Emons Verlag erschienen ist.

Zum Autor:
Christof Gasser, geboren 1960 in Zuchwil bei Solothurn, ist seit 2016 Autor von Kriminalromanen und Kurzgeschichten. Zudem schreibt er als Gastkolumnist für die Solothurner Zeitung. In seinen Romanen, die regelmäßig Spitzenplätze auf der Schweizer Bestsellerliste belegen, spielt seine Heimatstadt stets eine wichtige Rolle. Gasser lebt mit seiner Frau unweit von Solothurn am Jurasüdfuß.

Klappentext:
Das Büro einer Frauenrechtsorganisation in Olten wird überfallen und in Brand gesetzt, dabei wird eine der Aktivistinnen schwer verletzt. Staatsanwältin Angela Casagrande und Polizeihauptmann Dominik Dornach nehmen rechtsextreme Kreise ins Visier, die bereits Anschläge gegen linke und grüne Politikerinnen verübt haben sollen. Kurz darauf verschwindet die Syrerin Rana Amidi, eine Freundin von Dornachs Tochter Pia spurlos – und Dornach gerät in ein Netz gefährlicher Verstrickungen zwischen Diplomatie, Wirtschaftsinteressen und globaler Machtpolitik.

Meine Meinung:
Dieses Buch kommt im Gewand eines Regionalkrimis daher, ist aber eher ein politischer Wirtschaftskrimi mit mehr als einem Hauch Thriller. Dominik Dornach und sein Team ermitteln gleich in mehreren Fällen und stoßen auf wirtschaftliche Verknüpfungen der Schweiz mit einem fiktiven Staat der arabischen Welt, der mit Menschenrechtsverletzungen in Verbindung gebracht wird. Auch Dominiks Tochter Pia will aufklären und gerät in große Gefahr.
Die Figuren sind interessant, meist mit Grautönen durchsetzt, und handeln manchmal eher emotionell als überlegt. Zudem scheint eine Killerin auf dem Weg zu Dominik zu sein.
Weite Teile des Romans wirken leider glaubhaft, aber ab einem bestimmten Punkt wird es wunderlich und zugleich sehr spannend. Viel Gewalt wird durch eine satte Portion trockenen Humors abgefedert und niemand kann sich seiner Haut sicher sein. In Nebenhandlungen spielen romantische Gefühle eine wesentliche Rolle und es bleibt kompliziert. Am Ende werden fast alle Fragen beantwortet, aber nicht alle Überlebenden sind glücklich.

Fazit:
Der Regionalkrimi wird zuerst zu einem politischen Wirtschaftskrimi, um dann als knallharter Thriller zu enden. Die Spannung steigt, aber mit der Glaubwürdigkeit geht es bergab. Meine Bewertung sind vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten). Diesen Titel kann ich den Thrillerfreunden empfehlen.

Bewertung vom 16.11.2022
Elbpakt (eBook, ePUB)
Wollschlaeger, Nicole

Elbpakt (eBook, ePUB)


sehr gut

Nimmt nach verhaltenem Beginn zunehmend Fahrt auf

Buchmeinung zu Nicole Wollschlaeger – Elbpakt

„Elbpakt“ ist ein Kriminalroman von Nicole Wollschlaeger, der 2022 bei Books on Demand erschienen ist. Dies ist der siebte Fall für das Kophusener Ermittler-Trio.

Zum Autor:
Nicole Wollschlaeger, 1974 in Pinneberg geboren, absolvierte zunächst eine Ausbildung zur Buchhändlerin. Danach schloss sie 2004 ihr Schauspielstudium in Hamburg ab und ist seitdem als freiberufliche Schauspielerin tätig. Es folgten Engagements u.a. am Ernst-Deutsch-Theater. Bis 2016 lieh sie ihre Stimme der Kinderbuchreihe Das magische Baumhaus und ging mit ihr durch ganz Deutschland auf Lesereise. 2013 erschien ihr Debüt Schatten über Nargon im Carlsen Verlag. Eine Fantasy-Geschichte ab 10 Jahren, welche 2017 neuaufgelegt wurde. ELBSCHULD ist der erste Band der schrägen Serie, um den Kommissar Philip Goldberg, der 2016 erschien. Inzwischen erscheint jedes Jahr einer neuer Fall um das Kophusener Ermittler-Trio. Sie lebt als freie Autorin in Schleswig-Holstein.

Klappentext:
Ursula Neumann meldet einen Einbruch. Doch als Kommissar Philip Goldberg und sein Kollege Hauke Thomsen bei der betagten Dame ankommen, behauptet sie plötzlich, sie habe sich geirrt, und schlägt den Beamten die Tür vor der Nase zu.
Bereits am nächsten Tag werden die Kophusener Polizisten zu einem aufgestellten Grabkreuz gerufen. Was sie dort vorfinden, ist ebenso rätselhaft wie makaber. Als im Park des Seniorenheims wenig später ein zweites Grab auftaucht, und Ursula Neumann spurlos verschwindet, ist sich Goldberg sicher, dass beide Ereignisse zusammenhängen.
Das Ermittler-Trio kommt einem weit zurückliegenden Geheimnis auf die Spur, dessen gefährlicher Schatten bis in die Gegenwart reicht.

Meine Meinung:
Dieses Buch ist durch und durch ein Regionalkrimi und doch ist es in einigen Belangen ungewöhnlich. Die drei Kophusener Polizisten Philip Goldberg, Hauke Thomsen und Peter Brandt haben alle ihre Probleme und sind keine wahren Sympathieträger. Und doch geht von ihnen ein Reiz aus, ihrem Leben zu folgen. Vielleicht liegt es daran, dass sie einfach ziemlich normal daherkommen. Keiner ist ein Überflieger und zwischen ihnen herrscht eher selten eitel Sonnenschein. Sie haben auch Geheimnisse voreinander, aber bei der Lösung des Kriminalfalls ziehen sie an einem Strick. Der Prolog ist ziemlich irritierend, weil er kein Verbrechen belegt. Überhaupt fängt es ruhig an, aber dann nimmt der Fall mehr und mehr Fahrt auf. Als Familienangehörige bedroht werden ist es mit der dörflichen Ruhe endgültig vorbei. Die Ermittler finden den roten Faden und in einem ordentlichen Showdown werden fast alle Fragen geklärt.
Der Schreibstil ist angenehm, mit humorvollen Passagen durchsetzt und flüssig zu lesen. Die dörfliche Atmosphäre wird empathisch beschrieben und Kophusen gewinnt an Ausstrahlung. Die Handlung ist komplex und weist einige Nebenhandlungen auf. Der Kriminalfall rückt zunehmend in den Mittelpunkt und entsprechend steigt die Spannung stetig. Die Figuren sind mit etlichen Grautönen gezeichnet, aber manchmal redet das Ermittlertrio zu wenig miteinander.

Fazit:
Es dauerte ein wenig bis ich in Kophusen angekommen bin und Figuren und Geschichte zu wirken begannen. Aber dann war es ein spannender Fall mit interessanten Figuren, der mich sehr gut unterhalten hat. Deshalb bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten). Freunden eher ruhiger Kriminalromane kann ich das Buch uneingeschränkt empfehlen.

Bewertung vom 14.11.2022
Das Geheimnis des Pilgers / Pilger Bd.2
Schier, Petra

Das Geheimnis des Pilgers / Pilger Bd.2


ausgezeichnet

Geschichte wird lebendig

Buchmeinung zu Petra Schier – Das Geheimnis des Pilgers

„Das Geheimnis des Pilgers“ ist ein Historischer Roman von Petra Schier, der 2022 bei Harper Collins erschienen ist.

Zum Autor:
Petra Schier, Jahrgang 1978, lebt mit Mann und Hund in einer kleinen Gemeinde in der Eifel. Sie studierte Geschichte und Literatur an der Fernuniversität Hagen, und seit 2003 arbeitet sie als freie Autorin.

Klappentext:
Koblenz 1379: Erst seit Kurzem trägt Conlin den Titel Graf vom Langenreth, der für ihn mehr Pflicht als Ehre bedeutet, denn nun ist es an ihm, den guten Ruf und den Wohlstand der Familie zu retten, die sein Bruder zugrunde gerichtet hat. Doch um als Händler von Sicherheiten erfolgreich zu sein, braucht er Kapital. Als ausgerechnet seine Verlobte Reinhild ihn finanziell unterstützen will und dann auch noch ihr lang gehütetes Geheimnis ans Licht kommt, droht die noch junge Liebe zu scheitern.

Meine Meinung:
Auch in diesem Buch zeigt die Autorin, dass Frauen im Mittelalter durchaus ihre Möglichkeiten hatten, gerade im Adel und im Handel. Reinhild, ihre Mutter Elisabeth und die Geldverleiherin Reynette demonstrieren dies eindrucksvoll. Doch das Hauptthema bleibt die gleichgeschlechtliche Liebe zwischen Männern, dargestellt am Beispiel Palmiros. Als er sich im Bekanntenkreis outet stürzt er seinen besten Freund Conlin in arge Verlegenheit. Conlins Erziehung sagt, Palmiro ist ein ganz Übler, aber seine Erfahrungen sagen etwas anderes.
Benedikt, der neue Spion der Inquisition, bringt neue Gefahren für die Bewahrer der Kreuzreliquie. Erstaunlicherweise hat mir diese Figur trotz ihres Vorhabens gut gefallen. Überhaupt gibt es sehr viele Figuren, die für Überraschungen und unerwartete Wendungen gut sind. Es gibt tragische Momente aber auch Zeiten des Glücks. Palmiro, Reinhild und Conlin suchen und finden ihren Weg, wenn auch nicht immer auf einer geraden Strecke. Es ist Platz für romantische Gefühle und auch für humorvolle Einschübe. Mit der Familie Boos bahnt sich ein ernsthafter Widersacher für den Manthen-Clan an.
Der Schreibstil ist empathisch und die historischen Gegebenheiten sind vorzüglich recherchiert. So gewinnen die Figuren an Leben und laden zum Mitfiebern ein. Die Figuren selbst sind mit vielen Grautönen durchsetzt. Die Handlung ist überaus komplex, doch der rote Faden bleibt erkennbar.

Fazit:
Ein historischer Roman der Spitzenklasse, der mit interessanten Figuren, einer komplexen Handlung und einem ungewohnten Hauptthema punktet. Mich hat dieser Titel bestens unterhalten und deshalb bewerte ich ihn mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung für die Freunde lebendiger Geschichten aus.

Bewertung vom 11.11.2022
Tod einer Hundertjährigen (eBook, ePUB)
Rossmann, Eva

Tod einer Hundertjährigen (eBook, ePUB)


gut

Hintergrundinformationen überzeugen mehr als die Mordermittlungen

Buchmeinung zu Eva Rossmann – Tod einer Hundertjährigen

„ Tod einer Hundertjährigen“ ist ein Kriminalroman von Eva Rossmann, der 2022 im Folio Verlag erschienen ist.

Zum Autor:
Eva Rossmann, geboren 1962, lebt im Weinviertel/Österreich und auf Sardinien. Verfassungsjuristin, politische Journalistin, ab 1994 freie Autorin, Publizistin, Radio- und TV-Moderatorin. Zahlreiche Sachbücher. Seit ihrem Krimi Ausgekocht auch Köchin in Buchingers Gasthaus Zur Alten Schule. Ihre gesellschaftspolitischen Kriminalromane rund um die Wiener Journalistin Mira Valensky und ihre bosnisch-stämmige Putzfrau und Freundin Vesna Krajner wurden zu Bestsellern und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.

Klappentext:
"A kent'ànnos! Mögest du hundert Jahre alt werden", wünscht man sich in Sardinien. Es wirkt: In der Ogliastra, dem rauen Hochland, leben die Menschen besonders lange. Das Geheimnis der Hundertjährigen zieht nicht nur Wissenschaftler an. Mit der Sehnsucht, gesund und glücklich alt zu werden, lassen sich auch gute Geschäfte machen. Präparate, die Zellgesundheit und Immunsystem stärken sollen, boomen. Doch dann stirbt Tzia Grazia mit hundertzwei Jahren und ihre beste Freundin behauptet, das sei kein natürlicher Tod gewesen. Die Wiener Journalistin Mira Valensky und ihre Freundin Vesna Krainer ermitteln: Hat der Hirte nur fantasiert? War es Blutrache? Oder gibt es ein viel profaneres Motiv? Nach einem weiteren Todesfall überschlagen sich die Ereignisse.

Meine Meinung:
In diesem Buch widmet sich die Autorin dem Thema ‚gesund alt werden‘. Mira und Vesna erfahren von Vesnas Tochter von einem Todesfall einer Hundertjährigen auf Sardinien, bei dem nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sein soll. Nach Recherchen im Wiener Umland geht es nach Sardinien und dort bleibt es nicht bei einer Toten.
Mira und Vesna wirken engagiert, kommen aber nicht recht voran. Ihr Besuch im Dorf der Toten endet in einer panischen Flucht. Überhaupt hapert es mit der Auskunftfreudigkeit der Menschen vor Ort. Hartnäckig verfolgen die beiden Ermittlerinnen ihre Ziele, ohne dabei allzu sympathisch zu wirken. Schnell werden wirtschaftliche Interessen deutlich, aber auch zwischenmenschliche Konflikte spielen eine Rolle. Das Tempo und die Spannung ist lange Zeit moderat. Erst mit dem zweiten Toten nimmt die Geschichte Fahrt auf. Mira und Vesna kommen dem Täter näher, geraten dabei aber in große Gefahr. In einem ansehnlichen Showdown wird der Täter überführt.
Der Mordfall spielt lange Zeit nur die zweite Geige. Die Wirtschaftskriminalität spielt dort die Hauptrolle. Mir hat dieser Abschnitt besser gefallen, weil die solide Recherche einen Einblick in die Abläufe ermöglicht.
Der Schreibstil ist präzise und angenehm zu lesen. Bei der Beschreibung der Landschaft und der ländlichen Atmosphäre wird die Faszination der Insel spürbar. Die Handlung ist vielschichtig, während die Figuren meist nur grob skizziert werden.

Fazit:
Bei diesem Fall hat mich die Darstellung des wirtschaftlichen Hintergrundes besser gefallen als die Ermittlungen im Mordfall. Deshalb bewerte ich das Buch mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten).