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Benutzername: 
Luisabella
Wohnort: 
Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 174 Bewertungen
Bewertung vom 05.06.2022
Und doch so fern
Di Paolo, Paolo

Und doch so fern


schlecht

In seinem Roman »Und doch so gern« von Paolo Di Paolo (übersetzt ins Deutsche von Christiane Burkhardt) erzählt der Autor ausschnittsweise von drei ungeplanten Schwangerschaften im Jahre 1982/83 in Rom (Italien). Die drei Frauen sind alle jung und werden in verschiedenen Lebenssituationen ungeplant schwanger.

Ich finde die Formulierungen nicht gelungen, die Innenansichten der Frauen aus der Sicht eines allwissenden Beobachters sowie die Beschreibungen der Frauen, der Schwangerschaften und später der Geburten sind allesamt oberflächlich und sehr männlich geprägt. Insbesondere kritisch finde ich, dass ALLE Frauen als schwierig dargestellt werden:
- Luciana ist sehr zickig zu ihrem bisherigen Partner, der nicht der Kindsvater ist, behandelt auch ihre (beste) Freundin nicht gerade freundlich und ihr Mutter-Tochter-Verhältnis wird darüber hinaus auch noch als schwierig angerissen (aber nicht weiter ausgeführt).
- Valentina wird als unmündige Minderjährige dargestellt, die zwar aus dem Elternhaus ausbricht, das Ganze wird aber nicht in passenden Auseinandersetzungen mit den Eltern erzählt, und auch die stößt den Kindsvater durch Ignoranz von sich - dieser sucht sie aber verzweifelt.
- Cecilia ist ebenfalls überraschend schwanger und hat als einzige Kontakt zum Kindsvater aufgenommen - auch sie wird …

Insgesamt fehlt mir an Tiefe - an einer Auseinandersetzung mit all den angeschnittenen Themen und den angerissenen ‚Neben‘-Schauplätzen; an einer authentischen Darstellung der Gefühlswelten und Leben. Man wird in die verschiedenen Situationen als Leser:in hineingeworfen - es bleiben aber mehr als viele Fragen, da einfach sehr viel nicht mehr aufgegriffen wird.

Mir stellt sich bei dem gesamten Roman die Frage: Warum muss ein Mann über diese Frauenthemen schreiben?! Ehrlich: Ich verstehe es nicht! (Und auch nicht, vor dem Hintergrund der letzten beiden Kapitel) Von mir keine Leseempfehung!

Bewertung vom 04.06.2022
Als Kennedy nach Frankfurt kam
Binkert, Dörthe

Als Kennedy nach Frankfurt kam


ausgezeichnet

Authentische Darstellung Deutschlands in den 1950er & 60er Jahren

In »Als Kennedy nach Frankfurt kam« erzählt die Autorin Dörthe Binkert die ersten 20 Lebensjahre der Protagonistin Rita, die 1949 geboren wird. Der Bucheinstieg ähnelt der Erzählweise des Filmklassikers »Die zauberhafte Welt der Amélie« und im gesamten Roman werden immer wieder geschichtliche Fakten der deutschen Geschichte aufgegriffen und die fiktive (oder vielleicht vielmehr autobiografisch geprägte?) Lebensgeschichte von Rita so in den realen Kontext der Bundesrepublik eingeordnet.

Der Autorin gelingt es durch ihre unsentimentale Erzählweise ein authentisches Stimmungsbild der 1950er & 60er Jahre in Deutschland zu zeichnen. Die Familie von Rita flüchtet im 2. Weltkrieg und beginnt ein neues Leben in Frankfurt. Rita wächst mit ihrer sehr emanzipierten Mutter Hanna, die sich früh von Rita’s Vater Karl scheiden lässt. Im Buch werden verschiedene Aspekte der Frauen-Rolle aufgegriffen, wie bspw. die Schuldzusprechung bei Scheidung oder die durch den Mann beschränkten Rechte von Frauen zur damaligen Zeit. Dies wird gekonnt in die Lebensgeschichte eingearbeitet, indem Rita in verschiedenen Familienmodellen lebt.

Der Roman gliedert sich nach den 4 Grundfragen der Philosophie in IV Teile. Ein Roman, der viele wichtige Themen der deutschen Vergangenheit aufgegreift und zwischen den Zeilen bewertet. Für mich hat der Roman eindrucksvolles Bild dieser Nachkriegsgeneration gezeichnet und ich habe viele geschichtliche Aspekte nachgelesen.

Leseempfehlung für diesen vielschichtigen und historisch geprägten Roman

Bewertung vom 31.05.2022
Vom Gehen und Bleiben
Hucke, Petra

Vom Gehen und Bleiben


sehr gut

Ein wunderbarer Roman über Abschiede & Neuanfänge, Klimakrise und Naturkatastrophen und uns Menschen

»Vom Gehen und Bleiben« erzählt die Geschichte des kleinen, idyllischen Dorfs Vischnanca in den Schweizer Alpen, das aufgrund der akuten Gefahr eines Bergrutsches des Piz Brunclia entscheiden muss, ob sie als Dorfgemeinschaft bleiben oder gehen. Die Entscheidung kann nur einstimmig von allen Dorfbewohner:innen getroffen werden, wenn sie die Entschädigungszahlungen für die Räumung vom Kanton erhalten wollen. Dies erschwert die Situation und führt zu großem Druck innerhalb der Dorfgemeinschaft. Wie kann man seine Heimat, seine Existenzgrundlage und sein bisheriges Leben aufgeben und verlegen? Was ist wichtig - der Ort, die Menschen, das Haus, der Hof? Wie leben wir mit den zunehmenden Naturgefahren und Katastrophen, die menschengemacht sind?

Die Handlung wird abwechselnd aus der Sicht der neu-zugezogenen, deutschen Familie Blom, genauer aus der Sicht des Familienvaters Fabio und der Tochter Johanna, sowie der Einheimischen und aus der ältesten Bauernfamilie des Dorfes stammenden Ria erzählt.

Der Schreibstil ist leise, mitfühlend, bildhaft und erzählt vieles zwischen den Zeilen. Nicht nur durch den Einbau von schweizerischen Spracheigenarten und rätoromanischen Wörtern, sondern vor allem durch die detaillierten Beschreibungen von Umgebung und Personen wird die bisherige Idylle des Schweizerdorfes sowie die Eigenheiten und einzelnen Schicksale der Dorfbewohner:innen sehr gut transportiert. Zudem hat jede:r der drei Protagonist:innen - Ria, Johanna & Fabio - eigene Probleme und diese werden von der Autorin gekonnt aufgegriffen. Nachdrücklich wird die Geschichte von Vischnanca erzählt, die aktuelle Themen gekonnt aufgreift und unseren Umgang mit Klimakrise, Naturgefahren, Umgang mit der Umwelt durch den Menschen, etc. leise aber nachdrücklich in Frage stellt.

Ich kann das Buch von der Autorin Petra Hucke sehr empfehlen! Ein leiser, bewegender und einfühlsamer Roman über Klimakrise, Naturkatastrophen, Fridays For Future, Abschiede und Neuanfänge.

[4.5 | 5 ☆ ]

Bewertung vom 30.05.2022
Ein unendlich kurzer Sommer
Pfister, Kristina

Ein unendlich kurzer Sommer


gut

»Ein unendlich kurzer Sommer« erzählt in 30 Kapiteln die Geschichte der Sommer-Freundschaft von Lale, Gustav, Flo, Christophe und James. Nach einem schweren Schicksalsschlag fährt Lale mit einem Zug bis zur Endstation und trifft hier auf den alten Gustav, der schwer krank ist und einen in die Jahre gekommenen Campingplatz und Haus besitzt. Kurzerhand entschließt sich Lale bei Gustav zu helfen und schläft dafür in einem seiner alten Wohnwagen. Die Geschichte des Buches ist durch Zufälle (oder eher Glück?) gekennzeichnet und der erzählte Sommer macht aus 5 Fremden sehr enge Freunde.

Meine Meinung | Mir war die Geschichte insgesamt zu vorhersehbar und zu kitschig. Der Schreibstil konnte mich nicht überzeugen: Mir fehlte es an Emotionen, Humor und Tiefgang - wie bspw. in dem Buch ‚Mariannengraben‘ von Jasmin Schreiber, das ähnliche Themen aufgreift … Die ‚Probleme‘ der Protagonist:innen aus »Ein unendlich kurzer Sommer« waren sehr vorhersehbar und mir insgesamt einfach zu viele ‚Baustellen‘ auf einmal, damit auf alles passend eingegangen werden kann. Zusammenfassend ein leichter Freundschaft- und Liebesroman, der vor allem dadurch besticht, dass Leser:innen schnell wissen, worauf sie sich einlassen und keine dunklen/fiesen Überraschungen bereit hält.


Der Debütroman »Ein unendlich kurzer Sommer« von Kristina Pfister ist am 01.05.2022 im FISCHER Taschenbuchverlag erschienen.

Bewertung vom 29.05.2022
Plant. Based.
Ahluwalia, Marie;Merten, Laura

Plant. Based.


sehr gut

Plant Based Ernährung einfach erklärt mit Praxistipps und tollen Rezepten
Laura Merten & Dr. med. Marie Ahluwalia: »Plant.Based. Mehr pflanzliche Lebensmittel essen - für Immunsystem, Darm, Haut und Hormone«

In ihrem gemeinsamen Buch »Plant.Based« erklären die beiden Autorinnen in 4 Teilen das Konzept der pflanzenbasierten Ernährung und die Rolle der Ernährung für unsere Gesundheit. Plant-based Ernährung

Bewertung vom 23.05.2022
Anleitung für dein Leben
Mort, Dr. Sophie

Anleitung für dein Leben


gut

»Emotionen sind wie Wellen. Sie kommen und gehen, nehmen ab und wieder zu.« (S. 314)

Bewertung vom 11.05.2022
Clit
Lorenz, Louisa

Clit


ausgezeichnet

Ein MUST-Read für alle Menschen - egal ob mit oder ohne Klitoris

Louisa Lorenz: »CLIT: Die aufregende Geschichte der Klitoris«

Bewertung vom 02.05.2022
Liebe ist gewaltig
Schumacher, Claudia

Liebe ist gewaltig


ausgezeichnet

Literatur ist gewaltig - dieses Buch ist sprachgewaltig, intensiv und pointiert

Der Roman »Liebe ist gewaltig« ist das Debüt der Autorin und Journalistin Claudia Schumacher und erscheint am 18. Mai im DTV. [TW: Gewalt, Selbstverletzung, Suizid]

Die Protagonistin Juli Elise Ehre wächst als das jüngste der vier Geschwister Alex, Max und Bruno in einer Kleinstadtvilla in Ederfingen bei Stuttgart auf. Die Eltern sind erfolgreiche Anwälte, es könnte alles harmonisch und liebevoll sein. Aber der Vater verprügelt nicht nur die Mutter, sondern und vor allem die gemeinsamen Kinder - wenn diese nicht erfolgreich genug sind, wenn diese zu erfolgreich sind - egal.

»In der Wagner-Straße 7 wurde Durchschnittlichkeit verachtet. Wert hatte nur das Herausragende.« (S. 213)

Die Mutter tröstet die Kinder und späteren Jugendlichen, indem sie die mit materiellen Dingen beschenkt, die die seelischen Verletzungen niemals heilen können. Insbesondere, da die gewalttätige Realität in der Familie Ehre auch von ihr geschützt und negiert wird.

»Jeder erzählt eine andere Geschichte über dieselben Dinge. Die Wahrheit ist reine Verhandlungssache.« (S. 66)

Der Roman setzt sich aus vier Teilen (2007, 2014, 2016 & Epilog) zusammen und erzählt in kurzen, überschriftslosen Kapiteln die Lebensgeschichte von Juli - hauptsächlich aus ihrer Perspektive. Leser:innen lernen Juli als Jugendliche und Jungerwachsene kennen, die ihren frühen Studienwunsch Mathematik nachgeht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.05.2022
Die Propheten
Jones Jr., Robert

Die Propheten


sehr gut

Ein bewegender Roman über eine tiefe Liebe während der Sklaverei in der Kolonialzeit

Der Roman »Die Propheten« von Robert Jones , Jr. (Original

Bewertung vom 19.04.2022
Eine Frau ist eine Frau ist eine Frau
Kühnert, Phenix

Eine Frau ist eine Frau ist eine Frau


ausgezeichnet

Großartiges und wichtiges Sachbuch & Autobiografie über Trans-Sein

»Die Geschlechtsidentität besagt, wer ich bin. Diese kann, wie bei mir, abweichen von dem Geschlecht, das bei der Geburt zugewiesen wurde - und sie hat vor allem nichts mit der Sexualität zu tun.« Phenix (S. 172)

Phenix Kühnert ist eine Frau