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Aglaya

Bewertungen

Insgesamt 135 Bewertungen
Bewertung vom 14.09.2015
Vergessen / Verena Irlenbusch Bd.1
Pistor, Elke

Vergessen / Verena Irlenbusch Bd.1


gut

Eine Reihe unklarer Todesfälle hält die Polizistin Verena Irlenbusch auf Trab. Die Verstorbenen scheinen sich gekannt zu haben, doch mehr als das ist nicht bekannt. Gleichzeitig häufen sich bei der Polizistin die privaten Probleme.

Die Geschichte wird aus wechselnder Perspektive erzählt. Auffällig ist dabei, dass die Autorin Elke Pistor zwar grundsätzlich die Vergangenheitsform gewählt hat, die Abschnitte aus Sicht des Entführungsopfers Mia aber in der Gegenwart erzählt. Dieser Stilwechsel hat mich etwas irritiert, denn es blieb mir unklar, was die Autorin damit bezweckt. Ob die beiden Erzählstränge zur selben Zeit stattfinden und was sie miteinander zu tun haben, wird erst im Laufe des Buches klar. Wie durch den Klappentext angetönt wird, nimmt das Privatleben der Ermittlerin Verena Irlenbusch einen grossen Teil der Geschichte ein. Nicht nur die Erkrankung ihrer Grossmutter, bei der sie aufgewachsen ist, sondern auch das Verhältnis zu ihrem neuen Partner Christoph Todt wird thematisiert.

Der Schreibstil der Autorin Elke Pistor lässt sich flüssig lesen, ich würde ihn als unauffällig bezeichnen. Die Autorin beschreibt die Geschehnisse eher nüchtern, lässt aber doch auch die Gefühle der Protagonisten in die jeweiligen Szenen einfliessen. Zunächst empfand ich Verena und Christoph als recht blass, doch im Laufe der Geschichte wird mehr über die Hintergründe und Motive der Figuren dargelegt, sodass ich ihr Verhalten dann gut nachvollziehen konnte.

Die Handlung ist ansprechend gestaltet, über lange Zeit hinweg ist absolut unklar, was oder wer hinter den Verbrechen steckt, erst ab Buchmitte gibt es erste Hinweise. Die grosse Spannung bleibt zwar aus, Überraschungen gibt es keine, doch „Vergessen“ ist durchaus unterhaltsam und wird nie langweilig. Bei einem Film würde ich von „Popcorn-Unterhaltung“ sprechen.

Mein Fazit
Unterhaltsamer Krimi mit Schwerpunkt auf dem Privatleben der Ermittler, der sich locker durchlesen lässt. Den zweiten Band der Reihe habe ich bereits auf meinem SuB und werde ihn gleich als nächstes lesen.

Bewertung vom 21.08.2015
Das Geheimnis des Genter Altars
Wrede, Klaus-Jürgen

Das Geheimnis des Genter Altars


gut

Nachdem Daniels Nachbar und Freund Juri ermordet wird, findet Daniel Hinweise auf die gestohlene Tafel des Genter Altars. Was hatte Juri mit diesem Kunstraub zu tun, und musste er deswegen sterben? Zusammen mit Juris Adoptivschwester Mara reist er quer durch Europa auf der Suche nach der Wahrheit.


Wie ich durch Wikipedia erfahren habe, und auch im Nachwort bestätigt wurde, basiert das Buch zumindest zum Teil auf einer wahren Geschichte: zwei der Tafeln des Genter Altars wurden tatsächlich 1934 gestohlen. Eine davon wurde zurückgegeben, die andere ist bis heute verschollen.


Die Geschichte wird in zwei Zeitsträngen erzählt, einerseits zur Zeit des Diebstahls 1934, wobei dieser Handlungsstrang bereits nach wenigen Seiten kommentarlos aufgegeben wird, andererseits zur heutigen Zeit. Der Haupthandlungsstrang wird dabei in der dritten Person aus der Sicht von Daniel geschildert, der zusammen mit Mara den Mord an seinem Freund und Maras Adoptivbruder Juri aufklären will. Der kurze Handlungsstrang aus dem Jahre 1934 dreht sich um den Diebstahl der Altartafeln und wird in wechselnder Perspektive erzählt.


Der Schreibstil des Autors Klaus-Jürgen Wrede lässt sich flüssig lesen. Die handelnden Figuren blieben währen des Buches ziemlich konturlos, ich konnte zwar ihre Beweggründe nachvollziehen, aber ich konnte sie nicht „fühlen“, sie schienen während des ganzen Abenteuers weder Angst noch Freude zu empfinden, oder zumindest kamen diese Gefühle nicht bei mir an. So schien der Tod Juris für die beiden Protagonisten schon nach wenigen Tagen emotional keine Rolle mehr zu spielen. Auch die einzelnen Schauplätze der Geschichte, Köln, Gent, Languedoc (der Autor Klaus-Jürgen Wrede baut hier übrigens geschickt eine Erwähnung seines Spiele-Hits „Carcassonne“ ein) etc. blieben blass, sodass ich sie mir nur schlecht vorstellen konnte.


Die Handlung selbst fand ich grundsätzlich sehr interessant, mit Krimis und Thrillern über verschollene Kunstschätze kann man mich immer locken. Über lange Zeit hinweg bleibt unklar, worum es auf der „Schatzsuche“ überhaupt geht. Während zu Beginn des Romans „nur“ die verschwundene Bildtafel das Ziel zu sein schien, stellte sich diese Annahme später in Frage. Die Auflösung fand ich dann aber doch etwas übertrieben, zudem habe ich bis zum Schluss nicht wirklich verstanden, was "der Feind" nun eigentlich genau wollte.


Einzelne kleine Logiklöcher haben mit etwas den Spass verdorben. So treffen die Protagonisten beispielsweise auf eine alte, verlassene Hütte (die Maras Vater gehört hat), bei der die Tür aufgebrochen und die Fenster eingeschlagen wurden, finden aber perfekte Ordnung in den Bücherregalen und im Kleiderschrank, sogar die Hemden hängen noch auf den Bügeln. Als die Protagonisten Maras Mutter zu einer Freundin in die Schweiz bringen sollen, fahren sie nach Metz, über 250km von der Schweizer Grenze entfernt. Dies und einigen weitere Textstellen sind zwar nur kleine Details, mich haben sie aber in der Summe dann doch gestört.


Übrigens: nett von Ihnen, Herr Wrede, dass sie einen Schweizer Akzent als hinterwäldlerisch betrachten (S. 303)…


Mein Fazit

Als grosser Dan-Brown-Fan bin ich immer auf der Suche nach ähnlichen Büchern. Leider kann „Das Geheimnis des Genter Altars“ hier nicht mithalten. Sowohl die Figuren wie auch die Umgebung konnten mich nicht mitreissen und einige Logiklöcher stachen mir ins Auge, sodass ich von dem Buch zwar nicht abraten, es aber auch nicht ohne Bedenken empfehlen will.

Bewertung vom 07.08.2015
Nachtland / Die Seiten der Welt Bd.2
Meyer, Kai

Nachtland / Die Seiten der Welt Bd.2


sehr gut

Der Widerstand gegen die adamitische Akademie ist immer noch aktiv, wenn auch eher im versteckten. Gelingt es Furia und ihren Helfern, die Akademie zu zerschlagen und den Exlibri die Freiheit zu schenken?

„Nachtland“ ist der zweiten Band der Reihe „Die Seiten der Welt“ und spielt sechs Monate nach dem Vorgänger. Ohne Einleitung beginnt das Buch gleich mitten im Geschehen. Schon auf den ersten Seiten zeigt sich, dass das Buch sich nicht als Einzellektüre eignet. Die Geschehnisse im vorherigen Band werden nicht rekapituliert, und auch die sich von der unsrigen doch recht unterscheidenden Welt wird nicht weiter erklärt. Ich hatte den ersten Band glücklicherweise erst vor wenigen Monaten gelesen, sodass ich gut in die Geschichte hineinfand, wer den Vorgänger aber nicht mehr gut im Kopf hat (oder gar nicht kennt), dem werden die vielen ungeklärten Fragen wohl etwas den Lesespass vermiesen.

Die Geschichte wird aus in beinahe jedem Kapitel wechselnder Perspektive erzählt. Der Schreibstil von Kai Meyer lässt sich gewohnt flüssig lesen, wie man es von ihm kennt verliert er sich stellenweise aber etwas zu stark in den üppigen Beschreibungen, sodass die Welt, in der die Geschichte spielt, zwar überaus plastisch dargestellt wird, teilweise aber auf Kosten einer flüssig voranschreitenden Handlung. Bei den Figuren jedoch hat sich der Autor für meinen Geschmack etwas zu sehr zurückgehalten. Diese bleiben eher blass, ihr Handeln war für mich nicht immer nachvollziehbar. Dies betrifft vor allem die bereits aus Band 1 bekannten Charaktere, die neu eingeführten wie beispielsweise den Exlibro Patience oder die Gründungsfamilien-Tochter Pandora fand ich da schon deutlich überzeugender.

Die Handlung in diesem mittleren Band der geplanten Trilogie ist sehr actiongeladen, in fast jedem Kapitel wird entweder gekämpft oder geflohen. Für ruhigere Momente zum Durchatmen sorgen die Kapitel über das Zuhause von Furia, in dem aber kaum sie anzutreffen ist, aber ihr Bruder Pip und der bereits erwähnte Patience.


Mein Fazit
Gute Unterhaltung. Der „Sog“, den ich bei Band 1 noch verspürt habe, hat mir hier aber etwas gefehlt. Ich kann nicht wirklich sagen, woran es liegt, aber das „gewisse Etwas“ war hier nicht wirklich dabei. Für Fantasyfans spreche ich dennoch gerne eine Empfehlung aus, die Kenntnis des Vorgängers ist aber zwingend nötig. Den dritten Band, der 2016 erscheinen soll, werde ich mir auch jeden Fall auch holen.

Bewertung vom 07.08.2015
Treuetat / Verena Irlenbusch Bd.2
Pistor, Elke

Treuetat / Verena Irlenbusch Bd.2


gut

Drei Mordfälle und eine Grossmutter mit Alzheimer – die Polizistin Verena Irlenbusch ist mit ihrem Leben etwas überfordert. Zum Glück helfen ihre Kollegen Christoph und Leonie beruflich und auch privat weiter.

„Treuetat“ ist bereits der zweite Krimi der Reihe um Verena Irlenbusch. Es gibt im Laufe des Buches zwar immer wieder Hinweise auf den Vorgänger, Vorkenntnisse sind aber zum Verständnis nicht zwingend nötig.

Wie schon aus dem ersten Band der Reihe, „Vergessen“ bekannt, wechselt auch in „Treuetat“ die Erzählperspektive oft und schnell. Auch hier werden einzelne Abschnitte aus der Sicht eines (entführten?) Kindes in der Gegenwartsform geschildert, wie auch schon im Vorgänger.

Auch die Gestaltung der Geschichte orientiert sich stark am Vorgänger. Auch in „Treuetat“ nimmt das Privatleben der Ermittler Verena, Christoph und nun auch Leo, die nach ihrem Unfall zumindest wieder Teilzeit arbeiten kann, einen grossen Teil der Geschichte ein. Wer sich lieber nur auf den Kriminalfall konzentriert, wird mit dieser Reihe nicht glücklich.

Der Schreibstil von Elke Pistor ist eher nüchtern, lässt sich aber flüssig lesen und bietet ausreichend Einblicke in das Gefühlsleben der Protagonisten (auch wenn dies für mich nicht immer nachvollziehbar war).

Während die Autorin in der ersten Hälfte des Buches mit Hinweisen auf den Täte rund das Motiv stark geizt, wirft sie die Hinweise in der zweiten Hälfte etwas zu schnell um sich. Vor allem die Auflösung ist in meinen Augen etwas zu überhastet geraten. Eine bessere Aufteilung hätte das Miträtseln etwas flüssiger gestaltet. Das Ende des Buches wurde bewusst offen gestaltet, da wurde wohl schon der Weg für Band 3 der Reihe geebnet.

Mein Fazit

Der Schwerpunkt liegt für meinen Geschmack etwas zu stark auf dem Privatleben der Ermittler, mehr Krimi wäre hier wünschenswert. Zudem ist der Schluss etwas überhastet geraten. Als Zwischendurch-Unterhaltung aber durchaus lesenswert.

Bewertung vom 04.08.2015
Wohin du auch gehst / Bad Romeo & Broken Juliet Bd.1
Rayven, Leisa

Wohin du auch gehst / Bad Romeo & Broken Juliet Bd.1


gut

Die Schauspielerin Cassie trifft während ihrer aktuellen Produktion auf Holt, den sie schon seit Jahren kennt und liebt, der sie aber schon zu oft verletzt hat.

Das Buch ist in der Ich-Perspektive der Protagonistin Cassie in der Gegenwart geschrieben, teilweise in Form von Tagebucheinträgen. Das Datum der Handlung springt dabei oft hin und her, von der heutigen Zeit 6 Jahre nach hinten, als sich die beiden Hauptcharaktere frisch kennenlernten. So vermischen sich im Grunde zwei Handlungsstränge, auch wenn sie jeweils die selben Personen betreffen. Eine durchgehende Handlung enthält das Buch nicht, es besteht mehr aus einer losen Aneinanderreihung einzelner Episoden aus dem Leben von Cassie, wobei diese Szenen nahezu ausschliesslich Holt zum Inhalt haben. Ein Leben ohne ihn scheint für Cassie nicht zu existieren, obschon die beiden zum „Jetzt-Zeitpunkt“ bereits drei Jahre getrennt sind.

Mit den beiden Hauptcharakteren, Cassie und Holt, wurde ich leider nicht warm. Während Holt schlicht ein arroganter, egozentrischer Arsch ist (was er auch selber zugibt), der seine eigenen Unzulänglichkeiten überdeckt, indem er andere verletzt, ist Cassie eine naive und zutiefst unsichere junge Frau, die sich lieber selbst verleugnet, als irgendwo anzuecken. Ausserdem scheint sie eine starke masochistische Ader zu haben, da sie sich immer wieder auf Holt einlässt, obschon sie weiss, dass er sie verletzen wird. Die beiden Protagonisten sind also gerade das Gegenteil von Identifikationsfiguren. Ich konnte auch nicht nachvollziehen, was die beiden aneinander finden, abgesehen von der offensichtlichen körperlichen Anziehung. Für eine Liebesgeschichte hat es mir an Gefühlen gefehlt, die Beziehung der beiden schien sich rein auf das Körperliche zu beschränken. Erst ganz zum Schluss kamen die Gefühle auch zu mir als Leserin rüber. Über die weiteren Figuren erfährt der Leser wenig. So bleiben die Nebencharaktere ziemlich blass, aber auch die Protagonisten werden mit wenig anderen Attributen als ihrer gegenseitigen körperlichen Leidenschaft ausgestattet.

Mein Fazit
Es fällt mir schwer, „Wohin Du auch gehst“ als Liebesgeschichte zu bezeichnen, da mit hier einfach die Gefühle gefehlt haben (dafür kann das Buch mit Humor punkten). Ein Erotikroman ist es aber eigentlich auch nicht, dafür passiert zu wenig Körperliches zwischen den Figuren. Den Figuren wird wenig Leben eingehaucht. So ist das Buch leider weder Fisch noch Vogel und konnte mich nicht wirklich überzeugen. „Wohin Du auch gehst“ ist der erste Teil der „Bad Romeo and Broken Juliet“-Geschichte, der zweite Teil wird im November 2015 erscheinen.

Bewertung vom 03.08.2015
Mind Games
Terry, Teri

Mind Games


ausgezeichnet

In einer zeitlich nicht näher definierten Zukunft (irgendwann nach dem dritten Weltkrieg) verbringen beinahe alle ihr Leben fast nur noch Online über ein Gehirnimplantat. Luna gehört zu den wenigen „Verweigerern“, doch wie lange kann sie ihr Offline-Leben in einer Online-Welt noch weiterführen? Wie stark wird die Welt durch den Technik-Anbieter PearCo kontrolliert?


Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Luna in der Gegenwart erzählt. Eigentlich mag ich diese Erzählweise überhaupt nicht, hier hat mich aber die Handlung so gefesselt, dass es mir schon nach kurzer Zeit kaum mehr aufgefallen ist. Da Luna eine Aussenseiterin ist und ihr Leben lieber offline verbringt, sind ihr viele technische Fragen unbekannt und müssen ihr von ihren Kameraden erklärt werden. Dies dient gleichzeitig dazu, den Leser mit der futuristischen Welt bekannt zu machen. Luna ist ein sehr skeptisches Mädchen, das zwar die Vorteile der neuen Technologien erkennt, sich aber gleichzeitig auch vor den Nachteilen fürchtet. Sie war mir gleich sympathisch, da sie lieber selber denkt, als dies andere für sich erledigen zu lassen. Über die anderen in der Geschichte vorkommenden Personen erfährt man eher wenig, was aber auch mit der Erzählperspektive zusammenhängt, Luna kann ja schliesslich nicht in die Köpfe der anderen hineinschauen.


Der Schreibstil der Autorin Teri Terry lässt sich flüssig lesen. Vor allem die Dialoge sind mir positiv aufgefallen, sie sind sehr lebensecht gestaltet, nicht so hölzern und „schriftsprachlich“ wie dies oft in Büchern der Fall ist. Hier wirken sie, wie aus einem echten Gespräch entnommen, inklusive unfertigen Sätzen, Ähs und Ha!s. Mit Beschreibungen geht Teri Terry eher sparsam um, sodass die Fantasie der Leser stark gefordert ist, um sich die Welt, in der „Mind Games“ spielt, auch gut vorstellen zu können.


Die Handlung hat mich wirklich begeistert. Von Beginn weg war das Buch sehr spannend und auch ein wenig unheimlich. Was ist hier genau los, und wer steckt dahinter? Der Schluss ist ein wenig konfus und hat mich nicht so überzeugt, die Gesamtwertung konnte er aber dann doch nicht runterreissen. Die in „Mind Games“ erschaffene Welt erschien mit gleichzeitig fremd und doch vertraut. Diese Zukunft scheint noch weit weg zu sein, seit dem dritten Weltkrieg sind schon viele Jahre vergangen, aber die Tendenz, dass das Leben nur noch Online stattfindet und wer sich verweigert, bekommt nichts mehr mit, ist ja schon heute zu erkennen (wenn den Schülern die Hausaufgaben per WhatsApp mitgeteilt werden, beispielsweise).


Mein Fazit

Fesselnde Jugend-SciFi ohne Raumschiffe, die in Anbetracht der momentanen Entwicklung durchaus mal zur Realität werden könnte. Top-Empfehlung, nicht nur für Jugendliche.

Bewertung vom 03.07.2015
Nun ruhet sanft / Kommissar Dühnfort Bd.7
Löhnig, Inge

Nun ruhet sanft / Kommissar Dühnfort Bd.7


sehr gut

Nach einem Hausbrand werden drei Leichen gefunden, eine Mutter und ihre beiden Kinder. Schnell wird offensichtlich, dass die drei ermordet wurden. Für Kommissar Dühnfort ist die Sache klar, der Ehemann und Vater war der Täter. Doch ist der Fall wirklich so einfach gelagert?

"Nun ruhet sanft" ist der siebte Band um Kommissar Dühnfort, und der erste, den ich von der Autorin Inge Löhnig gelesen habe. Obschon während der Lektüre klar wird, dass sich die Ermittler schon seit längerem kennen und eine gemeinsame Vorgeschichte haben, sind Vorkenntnisse zum Verständnis nicht nötig.

Die Geschichte wird abwechseln vom leitenden Ermittler, Tino Dühnfort, und Karsten Prittwitz, dem besten Freund des Haptverdächtigen erzählt. In einzelnen Kapiteln wird auch aus der Perspektive des Schülers Moritz geschildert, bei dem über lange Zeit unklar bleibt, was er mit der Geschichte zu tun hat. In kurzen, kursiv gedruckten Zwischenkapiteln kommt zudem auch eine über weite Teile des Buches unbekannte Person zu Wort, die in der Ich-Perspektive erzählt. Tino Dühnfort war mir sofort sympathisch, obschon er sich sein Urteil über den Fall sehr schnell gebildet hat, ist er auch immer bereit, in andere Richtungen zu ermitteln und blendet nicht alles ausser seinem Hauptverdächtigen aus. Neben dem Mordfall kommen auch das Privatleben des Kommissars sowie des zweiten Protagonisten zur Sprache, ohne den Kriminalfall und die Ermittlungen in den Hintergrund zu drängen.

Die Autorin Inge Löhnig hat einen eingängigen, leicht lesbaren Schreibstil. Der Krimi ist spannend aufgebaut, wenngleich er auch zwischendurch durch die ausführliche Schilderung des Lebens von Karsten Prittwitz etwas langfädig erscheint. Die Auflösung des Falles ist in sich stimmig, auch wenn die Aufklärung eher dem Zufall geschuldet ist.

Fazit
"Nun ruhet sanft" hat mich gut unterhalten, und ich bin freue mich bereits darauf, auch die anderen Krimis um Kommissar Dühnfort zu lesen. Ich empfehle dieses Buch gerne an Fans von guter Krimi-Unterhaltung weiter, egal ob mit oder ohne Vorkenntnisse der Reihe.

Bewertung vom 03.07.2015
Mann ohne Herz / Siri Bergmann Bd.4
Grebe, Camilla;Träff, Åsa

Mann ohne Herz / Siri Bergmann Bd.4


gut

Die Psychotherapeutin Siri Bergmann steigt neu bei der Täterprofilgruppe der Stockholmer Polizei ein. Bereits ihr erster Fall wirft viele Fragen auf. Fiel der homosexuelle Getötete einem Hassverbrechen zum Opfer?



Bei „Mann ohne Herz“ handelt es sich um den vierten Teil der Buchreihe um die Psychotherapeutin Siri Bergmann, und um meine erste Begegnung mit der Protagonistin. Vorkenntnisse sind zum Verständnis nicht nötig, was der Leser über das Privatleben der Beteiligten wissen muss, wird ihm auch hier mitgeteilt. Da die Protagonistin selbst durch den Einstieg bei der Polizei einen neuen Abschnitt in ihrem Leben beginnt, eignet sich der Band wohl gut zum Einstieg (ich hatte jedenfalls nicht das Gefühl, einen unpassenden Zeitpunkt gewählt zu haben). Die Kriminalfälle selbst sind in solchen Reihen typischerweise ohnehin in sich abgeschlossen, so auch hier.

Die Geschichte wird etwa zur Hälfte aus der Sicht der Protagonistin Siri erzählt, dabei verwenden die Autorinnen die Ich-Perspektive in der Gegenwart. Die andere Hälfte besteht aus Schilderungen aus der Sicht der Opfer (oder deren Angehörigen) und aus Rückblicken aus der Sicht des jungen Mannes Jens (in der Vergangenheitsform), die leider einen wichtigen Aspekt des Buches bereits vorwegnehmen. Der Schreibstil der beiden Autorinnen lässt sich flüssig lesen, ist aber eher geruhsam.

„Mann ohne Herz“ ist zwar oberflächlich betrachtet ein Krimi, im Grunde bildet der Kriminalfall aber nur einen losen Rahmen, um die Leben verschiedener Personen zu beleuchten. Im Mittelpunkt steht natürlich, wie könnte es anders sein, das Leben der Protagonistin Siri Bergmann. Ihre Gedanken, die der Leser dank der Ich-Perspektive direkt mitbekommt, drehen sich öfter um ihren Lebenspartner oder ihre (ehemalige) beste Freundin, als um ihre Arbeit. Auch die Erlebnisse von Jens (der sich selbst „das traurige Herz“ nennt) nehmen viel Platz ein. Wer sich in Krimis gerne mit den Leben der Ermittler und anderer Beteiligter beschäftigt, kommt hier voll auf seine Kosten. Wer sich, wie ich, eigentlich lieber auf den Kriminalfall und seine Auflösung konzentrieren würde, dem wird „Mann ohne Herz“ wohl zu viel „Drumherum“ bieten.



Mein Fazit

Alltagsstudie mit einem Klecks Krimi. Wer so etwas sucht, dem kann ich „Mann ohne Herz“ gerne weiterempfehlen. Wer einen spannenden, schweisstreibenden Krimi sucht, wird mit diesem Buch wohl nicht glücklich.

Bewertung vom 10.06.2015
Kaninchenherz / Gesine Cordes Bd.1
Wieners, Annette

Kaninchenherz / Gesine Cordes Bd.1


gut

Die Friedhofsgärtnerin Gesine stellt fest, dass die heute geplante Beerdigung die ihrer Schwester Mareike ist, mit der sie seit Jahren keinen Kontakt mehr hat. Und schon bald wird sie verdächtigt, mit dem Tod der Schwester etwas zu tun zu haben. Gesine will nicht nur ihre Unschuld beweisen, sondern auch herausfinden, was passiert ist.


Die Geschichte wird in erster Linie aus der Sicht der ehemaligen Polizistin und heutigen Friedhofsgärtnerin Gesine erzählt. Der Leser wird dabei ohne Einführung gleich mitten in die Handlung geworfen und erfährt erst mit der Zeit stückchenweise durch Rückblenden, was überhaupt alles vorgefallen war und worum es im Krimi geht. Gesine erscheint sehr verschlossen, der Leser erfährt zwar einiges über ihr Leben, ihre Gedanken und Gefühle, trotzdem sprang der Funke bei mir nicht über, sie schien mir sehr distanziert und fremd. Auch mit den anderen Beteiligten konnte ich mich nicht wirklich anfreunden, komplett sympathisch erschien mir keiner der übersichtlichen Anzahl Charaktere.

Der Krimi wird eher ruhig erzählt, in einem eingängigen, flüssig zu lesenden Schreibstil. Zwischen einzelnen Kapiteln sind kurze Abschnitte über Giftpflanzen zu finden. Der Schwerpunkt der Geschichte liegt dabei nicht in der Gegenwart, sondern in der Vergangenheit. Die Frage, was vor zehn Jahren geschah, als sich die beiden Schwestern entfremdet haben, ist wichtiger als die Frage nach den Geschehnissen der Todesnacht von Mareike. Ermittlungshandlungen treten in den Hintergrund und sind kaum zu erkennen, das Buch dreht sich hauptsächlich um die Gefühle und Gedanken von Gesine. So ist „Kaninchenherz“ weniger ein Krimi, sondern eher ein Familiendrama.


Obschon „Kaninchenherz“ durchaus spannend geschrieben ist, sprang der Funke bei mir nicht über. Auch die Auflösung hat mich nicht überzeugt, ich wurde überrascht, ohne dass ich im Nachhinein die Täterschaft wirklich nachvollziehen konnte. So kann ich das Buch nur an Fans von Familiendramen weiterempfehlen, jedoch nicht an Leser auf der Suche nach Krimi-Unterhaltung.

Bewertung vom 09.06.2015
Unschuldslamm / Schöffin Ruth Holländer Bd.1
Arendt, Judith

Unschuldslamm / Schöffin Ruth Holländer Bd.1


gut

Die Bistro-Besitzerin Ruth Holländer wird als Schöffin einberufen. Sie soll über ein Tötungsdelikt in Berlin Moabit richten, bei dem es sich anscheinend um einen Ehrenmord handelt.


Ein Krimi einmal andersrum. Während die meisten Krimis sich um die polizeilichen (oder privaten) Ermittlungen zu einem Kriminalfall drehen und mit der Verhaftung des Täters enden, beginnt dieser mit der Gerichtsverhandlung, die sonst, wenn sie überhaupt erwähnt wird, in wenigen Sätzen abgehandelt wird. Zu Beginn dreht sich der Krimi in erster Linie um die Protagonistin, die frischgebackene Schöffin Ruth Holländer. Der Leser erfährt viel über ihr Leben, ihre Vergangenheit, ihre Familie. Dass diese als Laienrichterin über einen Mordfall zu entscheiden hat, wird beinahe zur Nebensache. Erst nach rund einem Drittel des Buches nimmt der Kriminalfall einen etwas grösseren Teil ein.

Die Geschichte wird in erster Linie aus der Sicht der Protagonistin Ruth Holländer erzählt, die Autorin Judith Arendt schiebt aber auch immer wieder Kapitel aus der Sicht des Mordopfers oder anderen Beteiligten ein, dazu kommen Befragungsprotokolle und ähnliches. Der Schreibstil von Judith Arendt liest sich dabei angenehm flüssig, die Charaktere werden ausreichend dargestellt, bleiben aber dennoch ziemlich klischeehaft und zweidimensional (so konnte ich beispielsweise die pubertierende Tochter der Protagonistin schon nach wenigen Sätzen nicht leiden). Da zum Zeitpunkt, in dem die Geschichte spielt, sowohl der Mord bereits geschehen ist wie auch die Ermittlungen schon abgeschlossen sind, wird vieles in Rückblenden erzählt, es gibt Sprünge bis in die Zeit vor dem Mord zurück. . Auch die Verhandlungstage werden teilweise nicht während der Geschehnisse, sondern rückblickend betrachtet, wenn Ruth Holländer bereits wieder erschöpft auf dem Sofa sitzt und sich an den vergangenen Tag erinnert. Dieses Stilmittel muss man mögen (oder sich zumindest damit abfinden können), um mit diesem Roman zurechtzukommen.

Für meinen Geschmack nimmt das „Drumherum“, das Privatleben und die Gedanken von Ruth Holländer, einen etwas zu grossen Platz in diesem Kriminalroman ein. Es gibt hier auch kaum Ermittlungen zu verfolgen, die Protagonistin fungiert im Grunde lediglich als Erzählerin. So kommt nur schwer Spannung auf.



„Unschuldslamm“ hat mich ganz gut unterhalten, jedoch nicht restlos begeistert. Ich kann mir durchaus vorstellen, noch weitere Bände der Reihe um Ruth Holländer zu lesen, werde jetzt aber nicht gleich den Buchladen stürmen, um mir diese zu holen. Wer einen unterhaltsamen Krimi für zwischendurch mit viel Gewicht auf dem Privatleben der Protagonistin sucht, ist hier gut bedient. Wer aber ein Buch lesen möchte, dass er vor Spannung kaum mehr aus der Hand legen kann, sollte sich lieber anderweitig umsehen.