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La Calavera Catrina

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Insgesamt 633 Bewertungen
Bewertung vom 25.01.2024
Cosima und der Diamantenraub / Cosima Unfortunate Bd.1
Noakes, Laura

Cosima und der Diamantenraub / Cosima Unfortunate Bd.1


ausgezeichnet

"Cosima und der Diamantenraub" ist eine ungewöhnliche Geschichte über vier mutige Freundinnen mit Behinderungen, die in einer aussichtslosen Lage einen waghalsigen Plan schmieden, um sich und andere vor einem schrecklichen Schicksal zu bewahren.

Die Handlung spielt im November 1899 in London im Heim für beklagenswerte Mädchen, in dem Cosima, Diya, Mary und Pearl leben. Die vier Freundinnen halten zusammen und haben einzigartige Talente. Cosima ist zielstrebig und voller Ideen. Mit ihrem Tatendrang steckt sie die anderen an. Diya lässt sich von ihrem Rollstuhl nicht einschränken, sie ist, wissbegierig und erfindet nützliche Sachen, während Pearl echte Kunstwerke erschafft. Die Behinderungen, und die sich dahinter verbergenden chronischen Erkrankungen, spielen keine große Rolle. Ganz selbstverständlich gehen die Mädchen damit um, sind sehr respektvoll und einfühlsam im Umgang miteinander und damit eine große Inspiration für Wertschätzung und Genügsamkeit. Denn die grausamen Heimleiter-Geschwister Mr. und Miss Makel machen die Situation für die Mädchen unerträglich. Sie geben ihnen Nummern, statt sie beim Namen zu nennen. Sie demütigen sie mit Strafarbeit oder lassen sie frieren, um Kaminholz zu sparen. Die meisten Kinder haben Eltern und Geschwister, wurden ihren Familien aber wegen ihrer Behinderungen entrissen. Die haben jedoch keine Ahnung, wie die Kinder misshandelt werden. Cosima hat niemanden, der sie besucht und es ist ihr ein wichtiges Anliegen, dass Geheimnis ihrer Herkunft zu lüften. Als eines Tages der berühmte Entdecker Lord Francis Fitzroy das Heim besucht und alle zwanzig Mädchen adoptieren will, schlagen bei den Freundinnen alle Alarmglocken. Fortan versuchen sie, herauszufinden, was er vorhat, um ihn aufzuhalten und schmieden einen unglaublichen Plan - sie wollen das goldene Diadem aus der Empire-Ausstellung stehlen. Können vier Kinder mit Behinderung einen so großen Coup durchziehen?

Erzählt wird die Geschichte in der dritten Person, auch wenn Cosima den erzählerischen Mittelpunkt bildet. Mir hat sehr gefallen, dass die Geschichte so originell, humorvoll, vielschichtig und abwechslungsreich ist. Neben der Spannung und den tollen Charakteren, gibt es berührende und tiefsinnige Momente, besondere Details, wie die Bedeutung von Cosimas Namen oder dem Taschentuch, das sie findet. Die Botschaft dahinter ist klar: Kinder mit Behinderungen sind nicht weniger wert und sollten nicht weggesperrt werden. Dass dazu passende Finale und schlussendliche Ende, war sehr zufriedenstellend. Insgesamt eine richtig tolle Geschichte, mit vereinzelt passenden Illustrationen.

Bewertung vom 19.01.2024
Leuchtfeuer
Shapiro, Dani

Leuchtfeuer


sehr gut

»Wenn man die Zeit als Ganzes begreifen könnte, würde man sehen, dass die Vergangenheit bestehen bleibt und nicht im Rückspiegel verschwindet.«

Ein tragischer Unfall im August 1985 mit Todesfolge, versucht von den Zwillingen Sarah und Theo Wilf. Ihr Vater Benjamin war als Arzt der erste am Unfallort. Dani Shapiro beleuchtet verschiedene Perspektiven im Laufe der Zeit und zeigt, dass Traumata nicht einfach verschwinden und unsere Gegenwart und Zukunft beeinflussen. Im Fokus stehen die Familie Wilf und die Familie Shenkman aus der Nachbarschaft. Das meiste spielt sich im Jahr 2010 ab. Von da aus geht es in die Vergangenheit und in die Zukunft. Die vielen Perspektivwechsel und Zeitsprünge sind gut gekennzeichnet, erfordern aber konzentriertes Lesen. Berührend war die entstehende Verbindung zwischen Benjamin und dem Nachbarsjungen Waldo, der ihm ganz neue Blickwinkel ermöglicht und zeigt, dass es Dinge gibt, vor denen wir unsere Kinder und uns selbst nicht beschützen können. „Aber das sind nur ein paar mögliche Bahnen eines Lebens, eine Handvoll Sternschnuppen am Nachthimmel. Änderst du ein Element, ändert sich alles.“

Mit diesem Erzählstil in der dritten Person gelingt Dani Shapiro eine komplexe Innenschau aller beteiligten Familienmitglieder. Die Zeitsprünge machen die Charaktere vielschichtiger und zeigen eine weite Bandbreite prägender Ereignisse. Ich kann mir dieses Konzept sehr gut verfilmt vorstellen, denn es ist eine Serien geplant, da es die Stärken wahrscheinlich noch besser ausleben kann, als der Roman es konnte. Der Schreibstil geleitet einen flüssig durch die Handlung und ich mochte den hochbegabten Waldo und seine Faszination für das Universum. Eine lebensnahe Perspektive, berührend dargestellt, Trost spendend und hoffnungsvoll. Eine ungewöhnliche Geschichte über Verlust, Verbundenheit und Schuldgefühle.

Bewertung vom 19.01.2024
Star Bringer
Wolff, Tracy;Croft, Nina

Star Bringer


sehr gut

Eine Sci-Fi-Romance auf einem Raumschiff mit einer Crew, die unfreiwillig zusammengefunden hat und nur gemeinsam überleben kann.

In der ersten Hälfte fällt auf, dass das Autorinnen-Duo den Fokus sehr auf die siebenköpfige Gruppe gelegt hat. Es sind Charaktere, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Kali, idealistische Kronprinzessin der Neun Planeten, Ian, sarkastischer Überlebenskämpfer, Schmuggler und Söldner mit Hang zum Pessimismus, sein Kumpel Max, Mechaniker Gage, die flüchtige Rebellin Beckett, Rain, Hohepriesterin der Schwesternschaft des Lichts und gute Seele der Crew, sowie ihr Leibwächter Merrick. Kali, Ian, Rain und Beckett ist man durch kapitelwechselnde Ich-Perspektiven ganz nah. Man erfährt, wie für die Prinzessin allmählich ihre goldene Blase platzt und die kaiserliche Fassade fällt, wie Ian versucht, ein verantwortungsvoller Captain zu sein, der eine Mission zu erfüllen hat, wie Rain sich verliebt und Beckett unter ihrer Vergangenheit leidet - all ihre Gedanken und Gefühle und den „riesigen Haufen sehr realer Probleme“, widmen sich die Autorinnen ausführlich. Man erlebt, wie die bunte Crew zusammenwächst und Vertrauen einzieht, die das ein oder andere Geheimnis offenbart. Die Innenschau, das Zusammenwachsen der Crew und die sexuellen Handlungen nehmen viel Raum ein. Sie wechseln sich mit actionreichen und dramatischen Passagen ab, die im Verhältnis jedoch schnell vorbei sind. Darunter leidet auch das Worldbuilding. Es fehlt an lebendigen Details, Weltraumathmosphäre und Informationen. Dabei ist die Ausgangslage vielversprechend: zerstörte Ökosysteme, rückläufige Landwirtschaft und zunehmende Sonneneruptionen. Es gilt Freunde zu befreien und für Gerechtigkeit zu kämpfen. Dieses Ungleichgewicht ist spürbar unangenehm. Steckt doch viel Potenzial in der Story. Zudem wird sich zahlreicher Klischees bedient, wie das ständige Triezen, Widersprüchlichkeiten, die nur zur eigenen Verblendung dienen und fehlerhafte Ausdrücke, wie „Nur über meine tote Leiche.“ Den weiteren Ausbau in der zweiten Hälfe fand ich etwas authentischer und vor allem spannender. Hier gibt es einige Überraschungen. Vor allem das letzte Viertel konnte mich packen. Das Ende ist ein fieser Cliffhanger, der aber neugierig auf die Fortsetzung macht.

Gefallen hat mir die Starlight und ihr abgefahrenes Eigenleben, sowie die mentale Verbindung zwischen Ian und Max.
Die Beziehungen nahmen mir zu viel Raum ein. Ich wollte wissen, wie es mit der Handlung weitergeht, während sich seitenweise mit unauthentischen Belanglosigkeiten befasst wird, ohne Atmosphäre zu schaffen. Trotzdem gab es immer wieder Momente, wo ich mich dem Sog nicht entziehen konnte. Kann die Gruppe der Gefahr entkommen? Werden sie finden, wonach sie suchen? Der Humor erinnert tatsächlich ein bisschen an "Guardians of the Galaxy“ und sorgt für ein paar Schmunzler. Zu Beginn gibt es eine Triggerwarnung der Autorinnen, die eindrucksvoll aufführt, was man zu erwarten hat. Besonders erwähnenswert finde ich die brutalen Gewalthandlungen, die derbe Sprache, Suizid, Tod und den Alkoholmissbrauch an Bord der Starlight. Ich bin trotzdem neugierig auf die Fortsetzung.

Empfehlenswert für Leserinnen und Leser, die an Star Wars besonders die aufkeimende Liebe von Han Solo und Leia mochten und es ihnen nicht weit genug ging. Das Hörbuch könnte durch die vier verschiedenen Sprecherinnen und Sprecher sogar besser sein, als das Buch. Ich vergebe 3,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 19.01.2024
Lila Leuchtfeuer
Sila, Tijan;Schneider, Lena

Lila Leuchtfeuer


ausgezeichnet

Lila Leuchtfeuer lebt mit ihrem Vater und ihrer Mutter in Siebenwirbelwinde in der Funkensprüherstraße 9. Sie ist voller Tatendrang und möchte selbst einmal Magichanikerin werden, wie ihr Vater, der der beste Magichaniker im Tiefenland ist.

In dieser fantasievollen Welt ist alles ein bisschen ungewöhnlich und schräg: statt Brieftauben gibt es Briefkrähen, statt Besen dienen Fässer als Flugobjekte und Kater Teufelchen bringt mit großem Vergnügen Pech über die Stadt. Man trifft hier ganz außergewöhnliche Wesen, wie Wurm-Fürsten, Sandteufel, Zauberer und Heizwanzen, die sich jeder im Winter an die Seite wünschen würde. Die Autorinnen Lena Schneider und Tijan Sila haben viele kreative Ideen („Erd-Apfels“- genial), spaßigen Wortwitz und Spannung einfließen lassen. Die Illustrationen von Ariane Camus verzaubern mit ihrer schlichten Individualität und zeigen vor allem die Charaktere in bestimmten Situationen. Die Umgebung wird so gut beschrieben, dass man sie sich wunderbar dazu vorstellen kann.

Es gibt magische Gegenstände, mit einer eigenen Persönlichkeit, wie Hubert, der kluge Hammer, der Lila, gemeinsam mit dem Waldgeist Willi, der in Form eines Eichhörnchens zwischen Tieren und Menschen vermittelt, auf ihrem Abenteuer begleitet. Denn Lilas Vater ist einige Tage verreist und, entgegen seiner Anweisung, übernimmt Lila den nächsten Auftrag. Ausgerechnet Hexe Smert braucht eine Reparatur, die zu einem unheimlichen Abenteuer einlädt, bei dem der Knecht der Hexe und ein Hahn die Freunde begleitet.

Es ist eine fantasievolle und aufregende Geschichte, die von Freundschaft, Mut, Tatendrang und Leidenschaft erzählt, und hin und wieder ganz schön gruselig wird, wenn dunkelste Magie und schrecklichste Alchemie ins Spiel kommt. Das empfohlene Mindestalter von 9 Jahren finde ich gerechtfertigt, denn es gibt hier einen fiesen Schurken, der ein bisschen an den Kinderträumen nagt.

Fazit:
Herrlich fantasievoll, mit viel Wortwitz und Magie entstand beim Lesen eine Atmosphäre, die ich sehr mochte. Ebenso wie den gradlinigen Verlauf, obwohl zeitweisen die Handlung aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt wird, was zur Spannung beiträgt. Die Geschichte ist zwar abgeschlossen, aber es könnte eine Fortsetzung geben, die ich definitiv lesen würde.

Bewertung vom 19.01.2024
Lichtungen
Wolff, Iris

Lichtungen


ausgezeichnet

In "Lichtungen" geht es um die Freundschaft zwischen Karo und Lev. Zwei ganz verschiedene Persönlichkeiten, die sich schicksalhaft kennenlernen und daran wachsen, sich halt geben. Kato reist durch Europa und schickt Lev eine ganz besonders Postkarte nach Rumänien.

Der lebendige Schreibstil ist genussvoll, beinahe poetisch, zeichnet ein eindrucksvolles Bild der Momente, auch wenn ich mich erst daran gewöhnen musste, mein Tempo runterzufahren. Auch die Erzählweise ist außergewöhnlich interessant. Neun Kapitel, die rückwärts erzählt, erlebt und verstanden werden. Beides passt zu der berührenden Freundschaft, die beinahe leicht daherkommt, obwohl sie so emotional und zart ist. Wie der Titel vermuten lässt, zeichnen sich helle Momente ab, wo man Schatten vermuten könnte. Ich habe Lichtungen sehr genossen und mochte, welche Gedanken mir dabei kamen. Leseempfehlung!

Bewertung vom 19.01.2024
OUTLIVE
Attia , Peter

OUTLIVE


sehr gut

"Outlive" konnte mich absolut überzeugen. Die Erklärungen sind verständlich, wenn auch komplex, und geben einen spannenden Einblick in vergangene und zukünftige Studien, und daraus resultierende Erkenntnisse. Autor Dr. Peter Attia versteht es die Zusammenhänge anschaulich und vor allem interessant darzustellen - immer mit einer persönlichen Note, die seine eigene Reise widerspiegelt. Man merkt, dass er sich dieser Aufgabe mit Leidenschaft und Initiative widmet. Er plädiert für eine proaktive Herangehensweise, Krankheiten zu verhindern, bevor sie beginnen oder ihren Ausbruch zumindest zu verschieben.

Mir hat besonders gefallen, dass viel Wissen vermittelt wird, das andere Blickwinkel ermöglicht. Mit dieser neuen Denkweise kann man dann die eigenen Gewohnheiten betrachten, statt blind Anweisungen zu folgen und wird zu eigenen gesunden Entscheidungen ermutigt. Zudem misst Attia Bewegung eine hohe Bedeutung bei, was sich mit meinen Erfahrungen und Recherchen deckt. „Sportliche Betätigung schenkt uns nicht nur ein längeres Leben, sondern bewahrt uns auch vor geistigem wie körperlichem Verfall – besser als jede andere Maßnahme.“

Der Alterungsprozess macht uns anfällig für „die vier apokalyptischen Reiter“: Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, neurodegenerative Erkrankungen und Typ-2-Diabetes. Das Ergebnis ist eine beeinträchtige Gesundheit und verkürzte Lebenszeit, während die Medizin ausschließlich darauf konzentriert ist, uns am Leben zu erhalten. Sie tritt erst auf den Plan, wenn die Krankheit bereits eingetreten ist. Attia nennt es Medizin 3.0, deren (vereinfachte) Vorsorge sich auf „sportliche Betätigung, Ernährung, Schlaf, seelische Gesundheit und exogene Moleküle, sprich Arzneimittel, Hormone oder Nahrungsergänzungsmittel“ stützt. „Unser Ziel ist es, ohne Krankheiten länger zu leben. (…) Das ist es, was wir für uns wollen: länger leben mit einem gut funktionierenden Körper und ohne chronische Krankheiten und einer kürzeren Krankheitsphase am Ende unseres Lebens.“ Dazu gibt es einige Anregungen im dritten Teil des Buches. Besonders das letzte Kapitel unterscheidet sich von den anderen, in der es um körperliche Gesundheit ging, weilDr. Peter Attia aus seiner persönlichen Erfahrung als Patient berichtet und seelischer und psychischer Gesundheit große Bedeutung beimisst.

Wer die Zusammenhänge verstehen möchte und dies in Motivation umwandeln kann, für den könnte dieses Buch große Veränderungen bereithalten. Es ist nie zu spät.

Bewertung vom 19.01.2024
Die Perlenjägerin
Beck, Miya T.

Die Perlenjägerin


ausgezeichnet

Die Aufmachung ist ein echtes Schmuckstück. Imposantes Cover, ein dazu passender Farbschnitt, der sich mit der Rückseite verbindet, vorne und hinten eine Karte vom Kaiserreich Heiwadei und ein Glossar am Ende des Buches. Die angenehme Schriftgröße hat es für mich dann komplett rund gemacht. "Die Perlenjägerin" ist die fantasievolle Geschichte der Zwillingsschwestern Kai und Kishi. Kai ist eine Perlentaucherin und als ihre Zwillingsschwester von dem legendären Geisterwal verschlungen wird, versucht Kai, Kishis Seele aus dem Reich der Toten zurückzuholen. Was sich nach einem fantastischen Abenteuer anhört, ist auch ein mitreißendes Märchen im japanischen Stil: wendungsreich, spannend, mit einer heldenhaften Hauptfigur, die sich ohne ihren Zwilling zahlreichen Herausforderungen stellen muss und schließlich daran wächst.

Miya T. Beck lässt einen beinahe mühelos in die japanische Mythologie eintauchen. Die vorkommenden Figuren reihen sich in dieses fantastische Bild ein und lassen keine Wünsche offen. Kais Entwicklung hat mir gut gefallen, besonders die enge Verbundenheit zu ihrer Schwester, ihre Willensstärke und ihren Mut. Zielstrebig geht sie ihren Weg und lässt sich auch von einer aufkeimenden Romanze nicht abbringen. Hier fand ich die Balance wirklich gelungen. Der bildhafte Schreibstil ist etwas anspruchsvoll, aber wenn man sich daran gewöhnt hat, ist es etwas Einzigartiges, wie die Sagen über Dämonen oder andere Wesen, die mich begeistern konnten. Auch das einige Wendungsmanöver vorhersehbar waren, hat mich nicht so gestört, denn es gab auch Überraschungen.
"Die Perlenjägerin“ konnte mich in ihren Bann ziehen und das Ende konnte mich schließlich vollends begeistern, weil es so originell, tiefsinnig und mal etwas ganz anderes war. Empfehlenswert für Groß und Klein ab 12 Jahren.

Bewertung vom 13.01.2024
Himmelfahrt
Binge, Nicholas

Himmelfahrt


ausgezeichnet

Im Winter 1990 löst der Physiker Harold Tunmore sich in Luft auf. Lediglich drei Briefe an seine Nichte Harriet, sind seinen Geschwistern geblieben. Sein Bruder Ben findet ihn erst Jahrzehnte später wieder, nachdem er bereits für Tod erklärt wurde. Harold leidet unter paranoiden Wahnvorstellungen und es bleibt ein Rätsel, was mit ihm geschehen ist. Doch als in seinem Besitz weitere Briefe an Harriet gefunden werden, erzählt Harold selbst seine Geschichte, die in einem gesammelten Werk veröffentlicht wurde.

Die Schreibweise ist nicht konsequent, denn zwar richtet sich Harold immer wieder an seine Nichte, aber die meiste Zeit liest es sich wie ein Roman aus der Ich-Perspektive, der wenig an einen Briefroman erinnert, obwohl es sich um Briefe handelt. Eine gute Wahl, denn so entfaltet die Handlung eine ungemeine Sogkraft. Harold Schicksal ist zwar bekannt, aber alles dazwischen ist ungewiss, rätselhaft, unheimlich und abenteuerlich.

Ich möchte gar nicht zu viel verraten. Es macht am meisten Spaß, wenn man sich einfach mitreißen lässt, denn dieser Thriller überrascht mit dem Unerwarteten und ist hervorragend atmosphärisch. Besonders gut haben mir die wissenschaftlichen Theorien gefallen, die unsere Realität völlig auf den Kopf stellen, die stimmungsvolle Naturgewalt des Berge, in eisiger Kälte und das Misstrauen, das für ständige Unsicherheit sorgt, und ganz besonders die berührenden Momente, wenn Harold sich seiner tragischen Vergangenheit stellt.

Es ist eine gelungene Mischung aus Abenteuergeist, Überlebenskampf eines wissenschaftlichen Expeditionsteams in beängstigender Fremde, Rätselhaftem, Science-Fiction, Glaube vs. Wissenschaft und Selbsthass, denn es geht auch um starke Gefühle, wie Schuld, Scham, Reue und die verlorene Liebe. Sehr empfehlenswert.

Bewertung vom 13.01.2024
Ein Fluss so rot und schwarz
Ryan, Anthony

Ein Fluss so rot und schwarz


sehr gut

Anthony Ryan rechnet in "Ein Fluss so rot und schwarz" apokalyptisch mit der Menschheit ab, in der Hoffnung auf Rettung. Genau so, wie die sechs Protagonisten, wird man in ein absurdes Szenario geworfen, ohne zu verstehen, worum es eigentlich geht. Alle Charaktere befinden sich fünfzig Meilen vor der Südostküste Großbritannien auf einem Boot voller Waffen, Richtung Themse, die direkt nach London führt. Es sind fähige Leute: ein Polizist, eine Medizinerin, ein Historiker, ein Soldat und zwei Wissenschaftlerinnen. Sie alle haben keine Erinnerungen daran, wer sie sind und wie sie auf dieses Boot kamen. Lediglich ein Tattoo zeigt einen Namen und ihre Fähigkeiten verraten, was sie einmal gelernt haben. Die Gruppe misstraut sich, aufgrund der explosiven Anspannung. Schließlich war eine siebte Person an Bord, tot durch Suizid. Man hat etwas mit ihrem Gedächtnis gemacht, beobachtet sie wohlmöglich. Ist es ein Experiment? Eine Mission? Ein grausamer Scherz? Mit welchem Ziel? Rätselhaft, mitreißend und actionreich inszeniert, nimmt ein dieses spannungsgeladene Menschenexperiment gefangen und erzählt über Erinnerungen, die Grenzen der Wissenschaft, Hass und tödliche Gefahren.

Besonders interessant war es, die Charakter in dieser Extremsituation kennenzulernen, mit dem selben Wissensstand, den sie haben. Der begrenzte Raum und die übersichtliche Anzahl handelender Personen schafft einen angenehmen Rahmen, der actionreicher wird, als man denken könnte. Die Entwicklung hält Überraschungen bereit, sowohl der finale Ausgang, als auch die Entwicklung der Charaktere. Besonders die Hauptfigur Huxley, der einmal Polizist gewesen sein muss, macht die Frage zu schaffen, wer er ist und warum er von einer Frau am Meer träumt. Der Thriller überzeugte mit seiner guten Inszenierung, unerwartet gestörtem Bösewicht und mitreißendem Schreibstil. Allerdings war mir die Handlung manchmal zu abgedreht, unheimlich und überzogen. Insgesamt aber ein ungewöhnliches Leseabenteuer ins Ungewisse.

Bewertung vom 13.01.2024
Lily Halbmond - Magie ist nur der Anfang
Bonet, Xavier

Lily Halbmond - Magie ist nur der Anfang


ausgezeichnet

"Lily Halbmond - Magie ist nur der Anfang" ist der zauberhafte Auftakt einer spanischen Comicbuch-Reihe von Xavier Bonet über eine neunjährige Heldin, die ihre magischen Fähigkeiten entdeckt. Lily ist mit ihren Eltern und ihrer kleinen Schwester gerade erst in die Gegend gezogen, und blickt sorgenvoll auf ihren ersten Tag an der neuen Schule. Passieren ihr doch gerade so merkwürdige Dinge, die sie nicht kontrollieren kann. Als Lily jedoch schnell Freunde findet und sich als zukünftige Hexe entpuppt, die drei Prüfungen bestehen muss, ist man bereits nach wenigen Seiten mittendrin, im Magie-Schulalltag an einer Zauberschule, Flugstunden, magischen Steinen, niedlichen Wächtern und einer königlichen Bibliothek.

Man merkt dem Autor seine Liebe für alte Comics, Geschichten und Zeichentrick an, dessen inspirierenden Einflüsse sich in vielen Details wiederfinden. Dies als Erwachsener zu entdecken, ist eine Freunde und weckt nostalgische Erinnerungen, an ähnliche Geschichten, die man selbst als Kind verschlungen hat. Damalige Erfolgskonzepte funktionieren auch hier. Vor allem ist es ein bildgewaltiges Abenteuer in harmonischen Pastellfarben, das man erleben kann, ohne viele Sprechblasen lesen zu müssen. Denn es sind gar nicht viele Worte nötig: liebevolle Details und aussagekräftige Mimik transportiert alles, was es braucht, um sich ganz in dieser Welt zu verlieren. Das Erzähltempo ist flott, die Szenen kurz, die Handlung einfach und spannend erzählt. Dabei schafft es Xavier Bonet, dass man sich beim Lesen wohlfühlt und bei jeder umgeblätterte Seite hofft, es möge noch nicht so schnell vorbei sein. Was sicherlich auch an dem harmonischen Zeichenstil liegt. Durch die Doppelseiten im Lehrbuchstil wird man über alles Wissenswerte informiert, als würde man wie Lily nun an die Zauberschule gehen. Eine Karte der Gegend, Steckbriefe und eine Übersicht der Lehrer helfen dabei, gebündelt die Charaktere und ihre Welt kennenzulernen. Sogar ein magisches Rezept zum Ausprobieren, animiert, selbst aktiv zu werden.

Es ist eine magische Geschichte, mit liebenswerten Helden, die von Herausforderungen, Mut, Freundschaft und Zusammenhalt erzählt, während am Ende eine bedrohliche Gefahr, die Neugier auf die Fortsetzung erhöht. Viel zu schnell vergehen diese 80 Seiten, die eine runde Heldenreise zeigen. Ein Comicbuch-Auftakt mit Suchtgefahr. Sehr empfehlenswert.