Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Hennie
Wohnort: 
Chemnitz

Bewertungen

Insgesamt 268 Bewertungen
Bewertung vom 05.08.2020
Das große Feen-Schlamassel / Klara Katastrofee Bd.1
Sabbag, Britta

Das große Feen-Schlamassel / Klara Katastrofee Bd.1


ausgezeichnet

GESTATTEN, KLARA VOM KORNBLUMENFELD
„Eine herzerwärmende Feen-Geschichte über Mut, Freundschaft und das wichtige Thema Naturschutz - ideal zum Vorlesen und ersten Selberlesen.“
Diese Aussage über "Klara Katastrofee und das große Feen-Schlamassel“ trifft voll ins Schwarze!

Mir gefielen als zweifache Großmutter die Abenteuer der schussligen, kleinen Fee Klara mit den phantastisch schönen, farbenfrohen Illustrationen von Igor Lange außerordentlich gut. Für mich war es im Moment genau die richtige, wohltuende Lektüre. Emotional total im Ausnahmezustand bin ich zur Zeit nicht in der Lage meine Lieblingsgenres Krimi/Thriller zu lesen. Ich muss den plötzlichen Tod meiner Mutter verkraften und da kam mir diese zauberhafte Kindergeschichte gerade recht.

„Gestatten, Klara vom Kornblumenfeld!“, so beginnt die Geschichte und so probt die Jungfee aus dem Feenland Amrien ihre Vorstellung vor der großen Feenversammlung. Sie möchte doch einen guten Eindruck hinterlassen. Gerade das ist aber ihr großes Handicap. Tollpatschig tappt sie von einem Schlamassel in den nächsten. Ihre Zaubersprüche gehen oft daneben. Sie verzaubert sich ständig. Und plötzlich ist sie so groß wie ein Menschenmädchen. In der Gestalt lernt sie Oskar kennen. Damit beginnt ein reizendes, abwechslungsreiches Abenteuer, in dessen Verlauf ganz viele wichtige Themen wie nebenbei behandelt werden. Es geht um Freundschaft, um Aufmerksamkeit und Hilfsbereitschaft, dem Schutz von Pflanzen und Tieren...
Die liebenswerte Geschichte von Britta Sabbag wird charmant, mit viel Witz, wunderbaren Dialogen erzählt. Die kleinen Leser werden Klara in ihr Herz schließen!

Fazit:
Pädagogisch wertvoll!
Kindgerecht aufbereitet!
Äußerst gelungen mit den farbenfrohen, tollen Illustrationen!

Ich vergebe meine unbedingte Kauf-/Leseempfehlung.
Meine Bewertung: Fünf von fünf Sternen.

Bewertung vom 02.08.2020
Zwei fremde Leben
Goldammer, Frank

Zwei fremde Leben


ausgezeichnet

DEUTSCHE SCHICKSALE
Wie bei allen Büchern von Frank Goldammer, die ich bisher las, beinhaltet „Zwei fremde Leben“ eine hervorragend aufgebaute Geschichte.

Zu Beginn des Romans, der wie ein Krimi daherkommt, befindet sich der Leser in Dresden vor dem Frauenklinikum der Medizinischen Akademie, im März 1973.

Ein junger Polizist bei der Kripo, der werdende Vater Thomas Rust, zeigt außergewöhnlichen Einsatz als er von einem verschwundenden Baby erfährt. Das Interesse an der Sache verliert er über die gesamte Handlung nicht, obwohl er auch ganz schön was wegstecken muss.

Ausgehend von 1973 wird die Geschichte weitergeführt in den 80er/90er Jahren bis in die jüngste Gegenwart (2018).

Das mitreißende Buch, das mich sprichwörtlich an den Seiten kleben ließ, las ich an einem Tag. Es ist eine äußerst spannend entwickelte Geschichte, die das Leben mehrerer Personen in der DDR miteinander verbindet und über eine große Zeitspanne begleitet. Schicksale werden gezeichnet, die realistisch sind. Eine starke Persönlichkeit ist Ricarda Raspe, die über Jahrzehnte nicht an eine Totgeburt glaubt und damit ihre Ehe aufs Spiel setzt und das Verhältnis zu ihren eigenen Eltern schweren Schaden nimmt.

Das Besondere, was mir an dem Erzählten in der Figurenentwicklung im sozialistischen Alltag auffällt, dass Frank Goldammer immer authentisch bleibt. Er beschönigt nichts an der Realität, aber er kommt auch nicht mit erhobenem Zeigefinger daher. Das empfinde ich als sehr angenehm und fair gegenüber den Menschen. Ich kann das als Zeitzeugin (Jahrgang 1953 aus Chemnitz) sehr gut beurteilen. Den Autoren bewundere ich sehr, wie er das Flair der betreffenden DDR-Jahre eingefangen hat und wie er die Charaktere nach der Wende zeichnet. Er war ja zum Beginn der Handlung noch gar nicht geboren bzw. ein junges Kind (Jahrgang 75). Da liegt eine gründliche Recherche und viel Einfühlungsvermögen dahinter, um in diese Zeit so einzutauchen. Chapeau, Herr Goldammer!

Für mich ist „Zwei fremde Leben" eins der besten Bücher zu dem Thema, die ich bisher gelesen habe. Es ist mein Lesehighlight 2020.

Ich vergebe meine tiefüberzeugte Lese- und Kaufempfehlung. Fünf von fünf Sternen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.07.2020
Expedition Natur: WILD! Der Steinkauz
Stütze, Annett;Vorbach, Britta

Expedition Natur: WILD! Der Steinkauz


ausgezeichnet

RETTET DEN STEINKAUZ!
Wie schon bei der Wildkatze, so bin ich auch hier beim Thema "Expedition Natur“ in der Reihe WILD! beim Buch über den Steinkauz total begeistert! Es ist tatsächlich eine „eine einzigartige Mischung aus spannender Geschichte und Sachbuch. Was für eine wunderbare Erzählung, was für eine gründliche Recherche von den beiden Autorinnen Annett Stütze & Britta Vorbach.
Aufgeteilt ist dieses unübertreffliche Buch in eine Geschichte über den Steinkauz, sein Leben und Überleben (über einen Zeitraum von November bis Ende August), sowie in ein Sachbuch, wo alles Wissenswerte detailreich dargestellt wird. Es erfolgt eine Sensibilisierung für die Belange des kleinen Eulenvogels in einer besonderen Art und Weise, fesselnd und berührend.

Vieles wurde an Fakten zusammengetragen und die Fragen zur Arterhaltung und zum Naturschutz werden thematisiert. Was benötigen sie und andere Tiere unserer Heimat, um zu leben und zu überleben? Sehr eindringlich wird der brutale, erbarmungslose Kampf um die blanke Existenz dargestellt, der tägliche Kampf ums Futter. Es geht oft nur darum, wer geht als Sieger vom Platz, wer ist der Stärkere, wer hat die meisten Reserven. Da ist es enorm wichtig, dass Lebensräume erhalten bleiben und die Lebensbedingungen stimmen. Einige der Fragen, die ungeheuer bedeutsam für die Erhaltung des Steinkauzes sind, möchte ich herausgreifen.
Wie können wir sie schützen? Welche Maßnahmen müssen ergriffen werden? Was kann der einzelne Mensch tun, egal ob Kind oder Erwachsener?

Gemeinsam mit dem BUND gelang dem Verlag Moses mit dem Autorinnenduo ein pädagogisch wertvolles, reich und wunderschön bebildertes Buch – eine Art Lexikon über den Steinkauz.

Die Illustrationen von Bente Schlick bereichern zusätzlich das Gesamtbild.

Lesealter ab 8 Jahre.

Voller Begeisterung gebe ich fünf von fünf Sternen und meine unbedingte Kauf- und Leseempfehlung für große und kleine Leute!

Bewertung vom 07.07.2020
Expedition Natur: WILD! Die Wildkatze
Stütze, Annett;Vorbach, Britta

Expedition Natur: WILD! Die Wildkatze


ausgezeichnet

EIN LEBEN MIT GROSSEN UND KLEINEN RISIKEN
Was für eine wunderbare Erzählung, was für eine gründliche Recherche von den beiden Autorinnen Annett Stütze & Britta Vorbach zu einem der kleinsten Raubtiere Europas! Großformatig schaute mir das attraktive Gesicht der Wildkatze mit den ausdrucksvollen, grünen Augen vom Cover entgegen, als ich es aus der Verpackung befreite. Ich nahm das als Geschichte & Sachbuch ausgewiesene Buch gern in die Hand. Ich hatte es mir viel kleiner vorgestellt. Es hat ein Format von 23,5 cm x 23,5 cm.

Auf 96 Seiten wird die scheue Wildkatze umfassend und informativ vorgestellt. Die Reihe „WILD!“ wird empfohlen ab einem Alter von 8 Jahren. Aber auch ich als Erwachsene fühlte mich gut unterhalten, folgte gern der "Expedition Natur“ und erfuhr Dinge, die ich so noch nicht kannte.
Zu Beginn folgt man einer Wildkatzenmama mit ihren vier jungen Kätzchen durch den Wald, aus dem sie sehr abrupt durch die Baumfällarbeiten von Forstarbeitern vertrieben werden. Die lauten Geräusche und die fremdartigen Gerüche lassen sie schnell Reißaus nehmen. Sie muss nun für sich und ihre Kleinen schnell eine neue Unterkunft finden. Auf dem Weg dahin begegnen sie vielen Gefahren. Die mühsame Suche nach einem neuen Revier wird sehr anschaulich beschrieben. Nebenbei muss die Mutter auch noch für die Kinder und sich selbst Nahrung sorgen. Die Verpflegung für die kleinen Wildkatzen ist aufwändig, da sie noch nicht auf die Jagd gehen. Auch das müssen sie noch von der Mutter lernen wie so vieles andere.

Das Buch ist hervorragend eingeteilt, so dass der Leser eine Übersicht über dieses wunderbare Tier unserer Heimat aus allen möglichen Blickwinkeln erhält. Vor 100 Jahren war die Wildkatze fast ausgerottet, weil ihr kuschliges Fell überaus beliebt war.

Wo leben sie? Wie groß ist ihr Streifgebiet? Was unterscheidet die Wildkatze von der Hauskatze? Wie erkennt man eine Wildkatze? Was sagt sie uns durch ihre Körpersprache? Wie viele Wildkatzen gibt es in Deutschland? Wo sind ihre Verbreitungsgebiete? Das sind einige Fragen. Dazu gibt es z. B. übersichtliche Karten oder anschauliche Erklärungen mit herrlichen Fotografien, grünunterlegte Kästchen mit Extrawissen u.v.m.
Eine Vielzahl von Tieren begegnen einem beim Streifzug durch den Wald mit der Wildkatze: da sind u. a. Eichelhäher, Singdrossel, Hase, Buchfinken, Füchse, Waschbären, Ratten, Mäuse, Siebenschläfer, Kaninchen, Dachs, Marder, Amsel, Zaunkönig, Fledermäuse, Nachtfalter, Eidechse, Bienen, Hummeln...
Große Gefahr droht auch aus der Luft. Der Bussard wartet nur auf die günstige Gelegenheit ein kleines Kätzchen zu fangen. Deshalb ist die Mutter sehr vorsichtig und immer auf der Hut. Ein Leben mit vielen großen und kleinen Risiken!

Gemeinsam mit dem BUND gelang dem Verlag Moses mit dem Autorinnenduo ein pädagogisch wervolles, reich bebildertes Buch – eine Art Lexikon über die Wildkatze.

Voller Begeisterung gebe ich fünf von fünf Sternen und meine unbedingte Kauf- und Leseempfehlung für große und kleine Leute!

Bewertung vom 30.06.2020
Ozelot und Friesennerz
Matthiessen, Susanne

Ozelot und Friesennerz


sehr gut

Sylt aus der Sicht einer Einheimischen

Sylt! Das ist für mich einer meiner Sehnsuchtsorte. Ich war noch nie auch nur in der Nähe. Deshalb wollte ich auch sehr gern dieses Buch lesen.
Aus dem Blickwinkel von Susanne Matthiessen, die 1963 auf Sylt geboren wurde, bekam ich Einsichten in das Inselleben der 60er und 70er Jahre.
Die Autorin wächst in einer Westerländer Kürschnerfamilie auf. Das Pelzgeschäft beherrscht das Leben der gesamten Familie. Alles dreht sich um die Rauchwaren, wird dem untergeordnet. Es ist von Entbehrungen die Rede - zu Beginn der 60er Jahre gab es noch kein mondänes Sylt! Der Großvater hatte sein berühmtes Pelzmodeimperium in den Sand gesetzt und starb zudem noch vollkommen unspektakulär an "Gas" (O-ton der Ehefrau).
S. 42 "Von Prunk zu prekär brauchte es nur wenige Jahre."
Die nächste Generation musste einen Neubeginn wagen. Sylt befand sich im Aufbruch! Die Zeit der Wirtschaftswunderjahre begann!

Der Schreibstil von Susanne Matthiesen gefiel mir zu Beginn in der Leseprobe. Sie bezeichnet sich selbst als „Mitglied einer bizarren Schicksalsgemeinschaft" S. 7. Da hatte sie die Charaktere recht gut beschrieben - die Mutter, "Twiggy-Mutter" S. 45 (klein, aber tatkräftig und willensstark), die Großmutter (pragmatisch, wenig emotional). Doch im weiteren Verlauf geriet mir die Erzählung aus der Ich-Perspektive dann doch zu sachlich und unterkühlt. Der Blick hinter die Kulissen zeigt zwar viele Facetten, viel Prominenz wird angeführt. Es gleicht aber mehr einer schlichten Aneinanderreihung von Fakten und Ereignissen, die hin und wieder humorvoll vorgetragen werden, im Fall der „Sache mit der Lederhose" einen hohen Ekelfaktor bereithielten oder bei dem Auffinden der beiden Leichen Unverständnis bei mir erzeugten. Warum mussten die Kinder in dem Hotel, in dem das geschah, unbedingt dabei sein und alles hautnah erleben?
So erhielt ich Einsichten auf die Bewohner der Insel, auf ihr Leben, auf ihre Privatsphäre, die sich bedingungslos dem Tourismus unterordnete. Selbst die Begegnungen mit berühmten Zeitgenossen hatten gewerbliche Hintergründe. Im Zusammenhang mit Gunter Sachs, der oft auf Sylt zu Gast war, wird auch der Niedergang der Pelzindustrie festgemacht. Seine Exfrau Brigitte Bardot wird vom Vater der Autorin wesentlich dafür verantwortlich gemacht. S. 129 „Brigitte Bardot war der Anfang vom Ende. Sie war wesentlich daran beteiligt, dass eine weltweit florierende, jahrtausendalte Traditionsbranche zum Einsturz gebracht wurde.“

Susanne Matthiesen erzählt im Roman aus ihrer Kindheit wie aus der Gegenwart. Das Buch besteht aus Prolog, Kapiteln und Epilog. Die acht Kapitel tragen die Überschriften „Die Sache mit...“ (und dann der Name eines Pelzes und in einem Fall eine Lederhose).

Mit Vor- und Nachwort vermittelte mir die Autorin umfassendere Einblicke in die gesellschaftliche Entwicklung von Sylt. Hier spannt sie den Bogen vom Damals zum Jetzt. Das gelingt ihr sehr gut. Hier zeigen sich ihre Sorgen über die Art und Weise der Verdrängung der einheimischen Bevölkerung, die steigenden Immobilienpreise, die touristische Vermarktung durch die Verwirklichung von Luxusbauprojekten, die Ausbeutung der Insel.

Fazit:
Unterhaltungsliteratur mit gesellschaftspolitischem Hintergrund, der zumindest zum Nachdenken anregen sollte.

Bewertung vom 05.06.2020
Dunkles Lavandou / Leon Ritter Bd.6
Eyssen, Remy

Dunkles Lavandou / Leon Ritter Bd.6


ausgezeichnet

DER RITUALMÖRDER
Remy Eyssen läßt auch in seinem 6. Fall wieder den smarten, charmanten Deutschfranzosen Leon Ritter die entscheidenden Anteile zur Lösung beitragen.

Le Lavandou:
Der herrliche Gesamteindruck einer Postkartenidylle von strahlendem Sonnenschein, blauem, unendlichen Meer, vielen unbeschwerten Touristen in Urlaubsstimmung wird jäh unterbrochen durch einen gräßlichen Lkw-Unfall. Eine junge Frau gerät von einer Brücke unter die Zwillingsreifen des 40-Tonners.
Bei der schwierigen Obduktion fördert Leon Ritter schaurige Aspekte am geschundenen Körper zutage. Sie wurde bereits als Tote auf die Straße geworfen! Zahlreiche unterschiedliche Verletzungen wurden ihr vermutlich durch rituelle Handlungen zugefügt, die letztendlich zu einem qualvollen Ende führten. Als bald darauf noch eine weibliche Wasserleiche gefunden wird, verfolgt die Polizei die Theorie des Selbstmordes in beiden Fällen. Die Ermittlungen verharren auf der Stelle. Nur Leon und seine Lebensgefährtin Isabelle, die stellvertretende Polizeichefin, spüren zunächst verschiedenen Verdächtigen nach. Der Polizeiapparat von Lavandou tritt erst voll in Aktion als zwei weitere junge Frauen spurlos in Lavandou verschwinden. Eine davon ist die Stieftochter des französischen Kultusministers, und damit bekommt die Sache politische Brisanz!

Der Autor erzählt fesselnd, sehr spannend in anschaulicher, ausdrucksvoller Sprache von der ersten bis zur letzten Seite. Die Story nimmt sofort Fahrt auf und ich bin mit viel Lesebegeisterung von Kapitel zu Kapitel geeilt. In diesen kurzen Kapiteln bringt er neben der packenden, düsteren Handlung die Schönheit der Landschaft und die wunderbar leichte, lebensbejahende Lebensart der Franzosen zum Ausdruck. Das passiert sehr ausgewogen und wirkt nicht aufgesetzt. Ab und zu gibt es das eine oder andere Klischee (z. B. der arrogante Schnösel aus Paris, der den Provinzlern Polizeiarbeit beibringen wollte), aber es störte mich nicht wesentlich. Es brachte Schwung und das gewisse Etwas in den Fortgang der Geschehnisse.
Mit Leon Ritter hat Remy Eyssen eine Figur geschaffen, der ich die Freude am Beruf, an seiner kleinen Familie, dem Nachspüren von Zusammenhängen, der Lust am Leben in der französischen Kleinstadt abnehme. Nach sechs Fällen bin ich immer noch überzeugt, dass der Rechtsmediziner noch viel Potential besitzt. Deshalb freue ich mich auf weitere Fortsetzungen mit ihm in der Hauptrolle und natürlich auch auf die anderen fabelhaft konzipierten Charaktere. Ich wurde hervorragend unterhalten. Nebenbei bekam ich Lust auf eine Reise nach Frankreich.

Von mir eine unbedingte Leseempfehlung für einen wirklich guten Krimiautoren. Man muss die Vorgängerbände nicht gelesen haben. Jedes spricht für sich. Ich vergebe fünf Sterne.

Bewertung vom 02.06.2020
Blutgott / Clara Vidalis Bd.7
Etzold, Veit

Blutgott / Clara Vidalis Bd.7


weniger gut

Detailreiche Beschreibung von Grausamkeiten
Das ist das erste Buch aus der Clara-Vidalis-Reihe für mich. Da ich sehr gern Thriller lese und der Titel sowie das geheimnisvolle Zeichen auf dem Cover mich neugierig machten, wagte ich den Einstieg in den immerhin schon 7. Band.
Nun musste ich nach der Lektüre feststellen, dass „Blutgott" eine große Enttäuschung für mich darstellte.

Schon im Prolog war ich darauf gefaßt, dass es sehr blutig werden könnte. Der abartige Wunsch des Jungen Tim in der Schule deutete bereits darauf hin.
(S. 11) „ich hätte gern eine Klinge statt einer Zunge.“
Der Leser wird bald darauf eingeführt in eine äußerst brutale Abfolge von eklig grausamsten Verbrechen in ganz Deutschland, die ausgeführt werden von minderjährigen, nicht strafmündigen Kindern. Das heißt, sie sind noch nicht 14 Jahre alt. Diese Killer rekrutiert ein gewisser "Blutgott" übers Internet, zieht von dort aus seine hinterhältigen Fäden in die Kinderzimmer.

Die Ermittlungen geraten über sehr viel Geplänkel bei den Besprechungen ins Hintertreffen. Es wird über alles Mögliche debattiert, nur nicht darüber, wie Kinder in so eine Situation geraten können. Wie ist es möglich, dass ein Einzelner aus dem Dark Web sogenannte „slash mobs" organisiert und inszeniert? Kriminalkommissarin Clara Vidalis, ihr Mann MacDeath und die Kollegen vom LKA, BKA schweifen immer öfter ab in Vergleichen zu längst vergangenen Mordfällen, zu bekannten Serienmördern in der Historie, zu Nebensächlichkeiten, die nicht zielführend sind. Es wird diskutiert über IT-Themen, sogar über die Marke einer Kettensäge und über deren Effektivität. Seitenweise geht das so. Immer wieder erfolgen Unterbrechungen durch detailliert geschilderte Gewalttaten, verübt von den Kinder-Killerkommandos, den Wortmeldungen des Blutgottes und einem ebenfalls blutigst agierenden Mörder namens Slaughterman. Dessen Existenz wusste ich irgendwie in den vielen Gewaltorgien bis zuletzt nicht einzuordnen. Der Höhepunkt des Wahnsinns war für mich erreicht als die Schwester eines Mörderjungen für die Polizeiarbeit an vorderster Front, als Köder für den Blutgott eingesetzt wurde. Das war für mich nicht mehr als ein irrer Plan. Was sollte das eigentlich bringen? Das Ende der gewaltverherrlichenden Story fand ich hanebüchen! Die Polizisten vom SEK sind allesamt Trottel, ebenso der Notarzt und die Sanitäter? Keine Ahnung von ihren Berufen? Ich konnte das nicht begreifen.

Es hätte eine interessante Geschichte werden können. Mir drängte sich bei der Lektüre der Eindruck auf, dass die Story mit der heißen Nadel gestrickt wurde und das Buch schnell fertig sein sollte. Außerdem gab es mir zu viele Ungereimtheiten. Was ist mit dem Zeichen auf dem Cover? Welche Bedeutung hat es?
Nur detailliert beschriebene Grausamkeiten machen für mich keinen Thriller aus. Sie gehören zwar dazu, aber hier stellte sich für mich keine in sich stimmige Handlung ein. Und: Wer so grausam handelt wie diese Kinder wird sicher nicht straffrei davonkommen. Gesetze kann man ändern.

Von mir gibt es nur 2 von 5 Sternen. Die nachfolgenden Bände möchte ich nicht lesen - die vorherigen sechs vielleicht.

Bewertung vom 18.05.2020
Das Dorf der toten Seelen
Sten, Camilla

Das Dorf der toten Seelen


weniger gut

SCHLÜSSELFIGUR
Mit großer Erwartung ging ich an dieses Thrillerdebüt heran. Nicht ganz unschuldig daran waren die Worte, mit denen das Buch der Tochter von Bestsellerautorin Viveca Sten beworben wurde. "Stranger Things meets Scandinavian Crime".

Alice Lindstedt, die Ich-Erzählerin, die gerade ihren Abschluß der Stockholmer Filmhochschule erhalten hatte, wollte sich einen lang gehegten Traum erfüllen und einen Film über Silvertjärn drehen. Als Projektleiterin begibt sie sich mit ihrem vierköpfigen Team in den entlegenen Grubenort im dünn besiedelten Waldgebiet von Norrland. Durch ihre Großmutter, die kurz zuvor von dort weggezogen war, erfuhr sie von dem mysteriösen Fall, der sich dort vor 60 Jahren zugetragen hatte. Die Einwohner verschwanden spurlos. Nur ein weiblicher Säugling blieb schreiend zurück und eine grausam zugerichtete Leiche hing an einem Pfahl.

Mit dieser Ausgangssituation wurden bei mir schon klare, fesselnde Spannung und eine gesicherte Hoffnung auf eine interessante Geschichte aufgebaut. Ich wollte natürlich wissen, was es mit den Verschwundenen auf sich hat. Doch der gesamte Ablauf der Handlung ist für meinen Lesegeschmack zu langatmig geraten. Vor allem der Teil aus der Gegenwart ("Heute"), der sich zudem ständig mit dem "Damals" Strang abwechselte, geriet zu ausschweifend, dümpelte zu lange vor sich hin, verharrte im Übernatürlichen. Die Querelen, die Alice mit Emmy, der ehemaligen Freundin hatte, empfand ich als uninteressant. Was nun eigentlich in ihrer gemeinsamen Vergangenheit passiert war, warum die Beziehung kompliziert war, erschloß sich mir nicht. Auch die anderen Charaktere des Teams blieben blaß und waren für mich nicht mehr als Staffage. Ein Knistern im Walkie-Talkie, eine scheinbar fremde Gestalt im Schatten, ein Fußabdruck, leere, dunkle Fensterhöhlen. Das und noch weitere unerhebliche Gruselelemente, selbst die Todesfälle erzeugten bei mir kaum Spannung, höchstens Verwunderung. Um das zu erklären, müsste ich spoilern!

Die Ereignisse des Jahres 1959, das Jahr des geheimnisvollen Verschwindens der Bewohner, werden dramatischer erzählt und ich erhielt bald eine Ahnung, worauf es hinauslaufen würde. Es gibt eine Schlüsselfigur, die die Geschicke des Ortes lenkte. Bis Bewegung in die Geschichte kommt, dauerte es leider viel zu lange. Das geschah erst um S. 250 herum bei meinem 333 Seiten umfassenden ebook. Das Ende überraschte mich nicht sonderlich.

Die Autorin verfügt über Schreibtalent. Das möchte ich ihr nicht absprechen. Das Debüt von Camilla Sten besitzt großes Potential, was leider unzureichend und nicht schlüssig umgesetzt wurde. Für mich war vor allem das abrupte Ende mehr Fantasy als Thriller!

Bewertung vom 04.05.2020
Das wirkliche Leben
Dieudonné, Adeline

Das wirkliche Leben


ausgezeichnet

DAS LACHEN DER HYÄNE
Ich kann es vollkommen nachvollziehen, dass Adeline Dieudonnés Romandebüt in Frankreich so erfolgreich angenommen und mit Preisen überhäuft wurde. Das einzigste, was mich an dem Buch stört, ist die Tatsache, dass es nur 239 Textseiten hat.
Zum Inhalt:
Aus der Sicht des namenlosen Mädchens erfolgt die Erzählung über einen ungefähren Zeitraum von fünf Jahren. Zu Beginn ist sie 10 Jahre alt und der kleine Bruder Gilles vier Jahre jünger. Mit ihren Eltern bewohnen sie ein schönes Haus am Waldrand. Rein äußerlich erscheint ihr Leben normal. Doch hinter der Fassade herrscht alles andere als Idylle. Es sind sehr schlimme Verhältnisse, in der die Geschwister aufwachsen.
Da ist zum einen der gewalttätige, sauffreudige Vater mit seinem rauschhaften Hang zur Jagd und auf der anderen Seite die stoische, duldsame und unscheinbare Mutter, die ihre uneingeschränkte Gunst nur den Haustieren widmet! Das Mädchen nennt sie die Amöbe.
Mit dem schrecklichen Unfall des Eismannes, der vor den Augen der beiden Kinder geschieht, erlischt die Lebensfreude des kleinen Jungen. Sein herzliches „Milchzahnlachen“ verstummt und nur seine Schwester kämpft für ihn. Sie will die Zeit überlisten, eine Zeitmaschine bauen und tut alles in ihrer kindlichen Auffassung dafür. Mit großem Eifer und mit immer stärker werdenden Selbstbewußtsein beginnt sie Wissen in sich aufzusaugen, auch noch, nachdem sie von einer vermeintlich Verbündeten schwer enttäuscht wird. Die Zeit vergeht und wendet sich gegen das Mädchen. Ihr Bruder nimmt die brutalen Verhaltensmuster des Vaters an und sie erregt immer öfter die Aufmerksamkeit des Vaters, der seine Wutausbrüche nicht mehr nur gegen die Mutter wendet. Die Katastrophe kündigt sich an...
Meine Meinung:
Von Beginn an spürt man das Bedrohliche, das Düstere. Die Geschichte fesselt mich von der ersten Seite an. Ich bin sehr beeindruckt von der Schreibweise und der Erzählung aus der Sichtweise des Mädchens. Ich fühlte mich in ihre Gefühlswelt vollkommen hineingezogen. Wie ein roter Faden zieht sich die ausgestopfte Hyäne aus dem furchteinflößenden Trophäenzimmer des Vaters durch ihre Vorstellung. Sie ist regelrecht davon angefixt und verbindet das Tier mit dem Bruder und seiner negativen Entwicklung, seiner sichtbaren Wesensänderung seit dem Unglück.
In einer wunderbaren, klaren und einfachen Sprache wird die dramatische Familiensituation plastisch und nachvollziehbar dargestellt. Die Erzählweise erfolgt sehr eindringlich, ohne Schönfärberei, sehr authentisch und ließ bei mir ein ums andere Mal Bilder im Kopf entstehen, die sicher noch lange nachwirken werden. Dabei drückt sich die Autorin hin und wieder in einer poetischen Art und Weise aus, die ich bei dem erdrückenden Thema der häuslichen Gewalt so nicht erwartet hatte. Also: Die Macht der Sprache haut mich wirklich um. Viele einprägsame Sätze habe ich in meine Zitatensammlung aufgenommen.
Ihre Stärke, die psychische Widerstandskraft des Mädchens, ihre Fähigkeit sich in schwierigsten Familiensituationen zu behaupten, sich nicht verbiegen zu lassen, wird eindrucksvoll über den gesamten Roman beschrieben. Sie ist die Hauptperson, aber am Ende geht sie trotzdem nicht als Siegerin hervor. Es gibt keine Gewinner! Wie erwartet eskaliert die Situation in der Familie schließlich aufs Äußerste. Die Gewalt wird mit Gewalt beantwortet. Übrig bleiben drei Menschen, die mit ihrem weiteren Leben klarkommen müssen. Es endet hoffnungsvoll, aber läßt offen, ob und wie sie es schaffen werden.
Das Monster, die Hyäne wurde besiegt.

Fazit:
„Das wirkliche Leben" ist eine Geschichte, die betroffen macht und mich nachdenklich zurückließ. Es ist ein wichtiges Buch und macht aufmerksam auf gewalttätige Situationen in Familien, die leider aktuell und tatsächlich Alltag sind. Es erhält von mir das Prädikat "besonders wertvoll"!
Ich kann die Lektüre allen empfehlen und bewerte dieses außergewöhnliche Buch mit fünf von fünf Sternen und bedenke es zusätzlich mit vie

Bewertung vom 06.04.2020
Calypsos Fohlen / Pferdeflüsterer Academy Bd.6
Mayer, Gina

Calypsos Fohlen / Pferdeflüsterer Academy Bd.6


sehr gut

KLEINER HENGST IN GROSSER GEFAHR
„Pferdeflüsterer Academy - Calypsos Fohlen“ ist schon der 6. Band aus der Reihe, geschrieben von Gina Mayer.
Der Leser begegnet wieder mit wenigen Ausnahmen den gleichen Personen. Neben den wunderschönen Pferden ist erneut das Mädchen Zoe die Hauptperson. In einer herrlichen Gegend Kanadas besucht sie Snowfields, eine Schule, in der sie lernt, wie man traumatisierte, mitunter schwer mißhandelte Pferde heilt. Sie überschreitet in bester Absicht ihre Kompetenzen und das neue Problempferd Macareno geht ihr prompt durch. Daraufhin bekommt Zoe Ärger mit ihrem Lehrer Caleb. Eclipse, der Apaloosa-Hengst von ihrem Freund Cyprian hat sich noch immer nicht von seinen Qualen, den schlechten Haltungsbedingungen erholt. Auch ein ganz neuer Handlungsstrang wird eingeführt. Die wertvolle Stute Calypso, deren Besitzerin die strenge, unsympathische stellvertretende Direktorin Mrs. de Cesco ist, bekommt bald ein Fohlen. Und bevor dieses das Licht der Welt erblickt, passiert einiges und erst recht danach...
Es geht also sehr spannend weiter. Die jungen Leser*innen erwartet erneut ein Krimi!

Das Buch ist in 17 Kapitel unterteilt. Sie haben eine angenehme Länge und enden oft mit einem kleinen Cliffhanger, so dass man gerne schnell weiterliest. Unterbrochen werden die Kapitel von wenigen kursiv geschriebenen Zeilen. Was es mit diesen "Gedanken" auf sich hat, erfährt der Leser kurz vor dem Ende. Der Schluß ist optimistisch für Mensch und Pferd und macht schon neugierig auf den Fortgang der Geschichte.
Die Charaktere konnte ich mir gut vorstellen, wobei einige doch recht holzschnitt- und schablonenartig daherkommen. Doch das ist mein subjektives Empfinden aus der Sicht meiner reichlichen Lebenserfahrung. Hier handelt es sich ja um ein Jugendbuch und da darf es vielleicht auch so sein.

Das Cover fügt sich wunderbar in die Reihe ein. Wieder ist im Vordergrund ein junges Mädchen und im Hintergrund Pferde. Eine Leseprobe im Anhang weist mit Band 7 auf die Fortsetzung der Pferdeflüsterer Academy-Reihe hin. Das Lesealter ab 10 Jahre finde ich in Ordnung.

Ich hoffe, dass meine 15jährige Enkelin, die kleine Pferdenärrin, ebensolche Lesefreude hat an diesem Buch wie ich.
Meine Bewertung aus Sicht der Erwachsenen: Vier von fünf Sternen!