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SBS

Bewertungen

Insgesamt 362 Bewertungen
Bewertung vom 30.07.2021
Ausweglos
Faber, Henri

Ausweglos


ausgezeichnet

Noah will eigentlich nur Wäsche abmachen, als ihn ein Mann mit einem Messer bedroht. Er soll ihn sofort zu Noahs Frau führen. Was er von ihr will? Fraglich! Noah hat zufällig auch den Schlüssel der Nachbarn einstecken und glaubt, dass jene schon im Urlaub sind. Entsprechend führt er den Täter in diese Woche – doch die junge Nachbarin ist überraschenderweise doch zuhause. Während Noah verletzt überlegt, wir die junge Emma von dem Täter getötet. Allem Anschein nach ist ein Serienmörder, der eine längere Mordpause eingelegt hatte, wieder aktiv… oder ist Noah etwa der Täter? Die Polizei hat ihn zumindest im Visier und ein Alptraum beginnt.

Der Plot klang genau nach meinem Geschmack und daher musste ich das Buch einfach haben. Ich kann schon verraten: Ich habe es nicht bereut, ganz im Gegenteil. Dieses Debüt hat mich immer und immer wieder überrascht und vor allem schon quasi ab Seite eins gefesselt. Das ist sicher auch einer der Gründe, warum es quasi „ausweglos“ war, dass Buch nicht binnen zweier Tage zu lesen, obwohl es immerhin 500 Seiten umfasst. Ein weiterer ist, dass der Schreibstil extrem flüssig ist und die Geschichte aus drei Perspektiven und der Täterseite geschildert wird. Die Kapitel sind alle nicht lang, enden oft mit kleineren Cliffhangern, sodass man rechtrecht durch das Buch hetzt. Die Schilderungen sind auch extrem bildlich, sodass das Kopfkino sofort startet.
Die Charaktere sind authentisch und detailliert dargestellt, ihre Verfassung – körperlicher als auch seelischer Art – wird deutlich. Man ist mal dem einen, mal dem anderen mehr zugeneigt, aber insgesamt ist man immer interessiert, was wirklich los ist.

Immer wieder fragte ich mich: „Was zur Hölle geht denn hier nun wirklich ab?“. Die Frage hat sich wirklich immer und immer wieder gestellt, weil es doch einige sehr unerwartete Wendungen und (böse) Überraschungen gab, die mich mal an dem Protagonisten, mal an jenem zweifeln ließen. Auf die Lösung bin ich so jedoch bei keinem meiner Gedankenspiele bekommen – oder zumindest nicht bis kurz vor der tatsächlichen Auflösung. Der Autor versteht es den Leser an der Nase rumzuführen und falsche Fährten zu legen. Vieles von dem geschilderten wirkt an sich auch nicht so extrem spannend, aber man versucht in jeder kleinen Information die Wahrheit zu erkennen, bis man wieder widerlegt wurde.

Die Auflösung fand ich gut durchdacht und die losen Fäden wurden gelungen verknüpft. Zum Inhalt als solchem will ich gar nicht wirklich viel sagen, denn zu schnell wäre etwas verraten, aber so geht Thriller, also empfehle ich es gerne allen Liebhabern des Genres. Den Autor werde ich mir auf jeden Fall merken!

Bewertung vom 24.07.2021
Wild Card
Thompson, Tade

Wild Card


ausgezeichnet

Weston ist als Jugendlicher aus Alcacia, Westafrika nach England geflüchtet. Wegen Studentenunruhen hatte seine Tante ihn in den Flieger gesetzt. Jahre später sitzt er wieder im Flieger, allerdings auf dem Rückweg, denn die Tante ist gestorben. Bei der Beerdigung trifft Weston auf einen alten Bekannten und trägt ein wenig dick auf, was sein Leben in England betrifft – mit fatalen Folgen.
Auf das Buch muss man sich einlassen können. Es ist so anders, als „gewöhnliche“ Thriller und genau das machte für mich den Reiz aus. Es herrscht Bürgerkrieg, Rebellengruppen terrorisieren die Bevölkerung und sich gegenseitig, die Geheimpolizei geht auch nicht gerade mit Samthandschuhen an ihre Aktionen. Das Setting ist fernab des Gewöhnlichen. Es werden Rituale, die man nicht kennt und die fremd erscheinen immer und immer wieder eingebunden, das Essen ist anders, das Klima und vor allem der Umgang mit Menschen. Mitten im Bürgerkrieg ist es mit der Menschlichkeit nicht weit her. Das bekommt auch Weston immer wieder zu spüren, als er bei den Ermittlungen zum Tod eines Konsenspolitikers zwischen die Fronten gerät. Ein zermürbendes Ermitteln steht an. Weston muss bestechen, tricksen, taktieren – nicht immer gelingt das. Dann verschwindet auch noch seine Freundin, die Ermittlungen stocken und Weston muss immer wieder mal abtauchen und/oder seine Wunden lecken. Es geht oft extrem brutal zu, vieles schockiert und entsetzt. Der Schreibstil ist unverblümt offen – ich erinnere hier an den „Kadaver an den Baum drücken- Vergleich“ und brutal, dennoch kommt es nie so effektheischend rüber, sondern einfach als eine Beschreibung mitten aus der Hölle, in der Mord und Totschlag, Korruption und Gewalt einfach allgegenwärtig sind. Das Tempo ist hoch, die Wendungen sind manchmal nicht nur überraschend, sondern einfach extrem, aber es fügt sich alles zu einem runden Bild.
Mir hat auch der Protagonist ausgesprochen gut gefallen. Er ist nicht der Superman, er macht Fehler, ist alles andere als perfekt, hat das Herz aber dennoch irgendwie am rechten Fleck. Weston, ein Spielball der Rebellen versucht sein möglichstes und arbeitet sich nach und nach aus dem Sumpf, in dem er steckte und allein das ist schon heldenhaft.
Wer einmal einen Thriller lesen will, der alles andere als gewöhnlich ist, ist mit diesem Buch sehr gut beraten. Selbst Leser, die sonst Thriller mit politischen Verwicklungen nicht mögen, werden hier – Offenheit für Anderes vorausgesetzt – gut unterhalten, aber Achtung: Es ist so gar nichts für Zartbesaitete…

Bewertung vom 24.07.2021
Wir für uns
Kunrath, Barbara

Wir für uns


gut

Josie ist 41 und schwanger. Zum ersten Mal und das in verhältnismäßig „hohem“ Alter ´- doch das ist nicht mal das Hauptproblem. Das ist Bengt ihr sogenannter „Freund“, der immer den Dienstagabend für sie reserviert hat und das seit immerhin neun Jahren. Kathie ist 70 und hat gerade ihren Mann verloren. Es gab nicht immer nur glänzende Zeiten und mit dem Sohn läuft es auch nicht gerade rund… Nun will das Schicksal, dass die beiden Frauen aufeinandertreffen und es entsteht eine Freundschaft, die Früchte trägt.

Zu Beginn hatte ich meine Schwierigkeiten mit der Figur der Josie, die sich von einem Mann über Jahre hinhalten lässt. Mir erschien sie für ihn als Betthäschen, während sie wirklich von ihm abhängig war. Für eine Frau mittleren Alters und einer guten Position im Jugendamt schon ein bisschen speziell. Da konnte ich mit Kathie, der frischen Witwe doch mehr anfangen, aber auch da taten sich schon bald Abgründe auf.

Gelungen fand ich die Auseinandersetzung mit der Schwangerschaft und auch dem Thema Trisomie 21. Hier wird gezeigt, dass Menschen mit der Erkrankung auch ein völlig zufriedenes Leben haben können und man manchmal einfach nur seine Haltung vielleicht überdenken sollte. Gleiches gilt für einen anderen Themenbereich, der mit einer Behinderung oder Krankheit so gar nichts zu tun hat, aber auch eine Frage der Haltung ist. Um Spoiler zu vermeiden bleibe ich sehr vage. Warum kann denn im 21. Jahrhundert noch immer nicht einfach jeder so leben, wie er/sie das möchte? Warum muss wegen so etwas ein Fass aufgemacht werden? Hier der Autorin ein Hoch, wie sie Josie argumentieren ließ – und zwar in beiden Belangen. Es war eine tolle Entwicklung, die die zu Beginn des Buches so abhängige und scheinbar völlig unselbstständige Frau gemacht hat und dabei war es auch wirklich authentisch. Gewachsen mit den Aufgaben und Herausforderungen, macht sie eine immer bessere Figur und wirkt auch auf Dritte positiv ein. Darunter natürlich Kathie, die ihren Laden schon immer geliebt hatte, auf Drängen der Ökonomie und ihrer Familie vor 12 Jahren jedoch die Pforten schloss und nun überdenkt ihn wieder zu öffnen.

Der Schreibstil mit den wechselnden Perspektiven ist lebendig und es lässt sich auch sehr gut lesen, sodass ich nach zwei Tagen mit dem Buch durch war. Die Entwicklung der Charaktere war überzeugend und die Freundschaft der beiden Frauen hat mir sehr gut gefallen. Ebenso die Tatsache, dass in beiden Familien so einiges nicht immer bilderbuchmäßig war und seine Auswirkungen bis heute bestehen, aber auch Wege aufgezeigt werden, wie man sich solchen Situationen stellen kann, sodass sie ein wenig von ihrem Schrecken verlieren können.

Es gab viele Baustellen in dem Buch, wie im echten Leben. Allerdings wurde mir dann manches einfach zu schnell und zu nebensächlich mal eben eingestreut. Das waren schon elementare Dinge im Roman, die dann plötzlich da waren und auf die dann nicht so eingegangen wurde, wie ich das erwartet hätten. Auch der Schluss kam mir ein bisschen plötzlich, als habe schnell alles notiert werden müssen, da die Seitenzahl erreicht ist. Und dennoch hat mich die Geschichte an sich gut unterhalten, sodass ich unter dem Strich drei Sterne gebe. Ich muss aber auch einfach noch anfügen, dass es nicht so ganz mein Genre ist und ich vielleicht begeisterter wäre, wäre es nicht nur mal eine Abwechslung zu meinen Krimis und Thrillern gewesen, die ich neben Sachbüchern, am häufigsten lese.

Bewertung vom 21.07.2021
Wann gehts rund beim Hund?/ Wann macht die Katz Rabatz?: Ein Wendebuch
Reider, Katja

Wann gehts rund beim Hund?/ Wann macht die Katz Rabatz?: Ein Wendebuch


sehr gut

Kinder lieben Tiere, das ist sicher kein Geheimnis. Was jedoch für kleine Kinder oft ein Geheimnis ist, ist was die Tiere so den ganzen Tag und in der Nacht erleben. Das Wendebuch gibt Aufschluss über den Alltag von Hund und Katz – den Tieren, die Kinder nicht selten aus dem eigenen Haushalt kennen.
Wendebücher stehen bei Kindern allgemein hoch im Kurs und wenn sie dann so wunderschön illustriert sind, wie dieses, dann hat es schon die Chance zum Lieblingsbuch zu avancieren. Von vorne beginnend, begleitet man den Hund Max vom Aufstehen oder das Fressen, Gassigehen, Toben bis zum Schlaf in der Nacht. Von hinten angefangen, ist der Alltag der Katze Mieze mit Futtern, Streunen und Ausruhen zu verfolgen. Wie Hund und Katz zusammengeführt wurden, hat mir richtig gut gefallen und zeigt Kindern, dass man noch so verschieden sein kann und dennoch zusammen auskommt. Hier möchte ich nicht so ins Detail gehen, denn auch bei Kinderbüchern sind Spoiler fies. Verraten kann ich jedoch, dass zwar Hund und Katze im Fokus sind, aber auch andere Tiere im Buch zu entdecken sind, die in unseren Breiten Kindern im Alltag auch immer wieder einmal begegnen. Es gibt immer wieder Neues auf den niedlichen, detailreichen Illustrationen zu entdecken und der Alltag der Haustiere ist gut nachvollziehbar geschildert.
Haptisch ist das Buch auch für Kinderhände sehr gut gelungen. Die Seiten haben eine angenehme Dicke und lassen sich entsprechend leicht blättern. Das Wendebuch und seine Geschichte als solche überzeugen, auch die Haptik ist gelungen und die Illustrationen sind extrem gut gelungen - ansprechend und anschaulich.
Und trotz aller Begeisterung gibt es auch einen Aspekt an dem Buch, der meiner Schwester (Erzieherin) nicht ganz so zusagt und zwar der Text. Kindgerecht ist der nur bedingt. Ja, der Schreibstil ist extrem simpel gehalten, aber ein wenig sprunghaft und was ein Gassibeutel ist, wird ihren Kleinsten in der KiTa nicht klar sein. Sie wird das Buch gerne in der KiTa einsetzen, jedoch mit ihrer eigenen Erzählung bzw. jener der Kinder, deren Fantasie von den tollen Bildern sicher angeregt wird.
Unter dem Strich empfehlen wir das Buch für Kinder ab zwei Jahren gerne weiter, ob Hunde- oder Katzenfan.

Bewertung vom 17.07.2021
Fräulein Mozart und der Klang der Liebe / Ikonen ihrer Zeit Bd.4
Maly, Beate

Fräulein Mozart und der Klang der Liebe / Ikonen ihrer Zeit Bd.4


gut

Salzburg, 1751, 1766-1785: Nannerl, die große Schwester von Wolfgang Amadeus Mozart, muss immer zurückstehen. Ihr Bruder steht im Zentrum und hat als Junge bzw. Mann viele Freiheiten, die einer Frau in der Zeit einfach nicht eingeräumt wurden. Die Geschwister eint jedoch die Liebe zur Musik. Doch während Wolfert sein Leben nach Belieben leben kann, muss Nannerl sich den Konventionen beugen und für die Familie einstehen.
Ich mag historische Bücher und ganz besonders solche, die sich mit Frauen und ihrer Lebenswelt beschäftigen. Darum musste ich hier einfach zugreifen. Nannerl, die eine begnadete Musikerin war, wurde von den Menschen verehrt, jedoch stand sie schon früh im Schatten ihres Bruders. Dass sie zurückstecken muss fällt ihr nicht so leicht, aber sie liebt ihren Bruder und vertreibt sich ihre Zeit mit gesellschaftlichen Anlässen. Dort lernt sie auch einen Mann kennen. Die beiden empfinden sehr viel füreinander, jedoch ist eine Ehe nicht möglich. Wird Nannerl ihr Glück finden? Das ist die Frage, die über allem schwebt. Wird sie in einer so stark an den Männern und ihren Bedürfnissen ausgerichteten Welt ihren Weg finden?
Ich fand es super, dass Nannerl hier aus dem Schatten ihres Bruders heraustrat und im Fokus stand. Zwischendurch fehlte mir ein wenig die Tiefe und ich fand den Schreibstil stellenweise ein bisschen arg simpel gestrickt. Die Geschichte als solche ist interessant, leicht nachvollziehbar und hat mich auch emotional angesprochen. In Teilen ist sie aber plötzlich erschreckend banal, bevor wieder irgendein Knaller kommt. Wie Frauen damals zu leben hatten – ich bin so froh im Hier und Heute zu leben, das wurde mir hier wieder einmal so richtig vor Augen geführt. Leider fand ich die Charaktere teilweise nicht so richtig ansprechend beschrieben (Nannerl ist aber wirklich hervorragend gezeichnet, und das ist ja besonders wichtig), dafür war der Zeitgeist richtig gut rübergekommen.
Unter dem Strich gab es viel Licht, aber auch einiges an Schatten. Für mich war es das schwächste Buch der Reihe.

Bewertung vom 13.07.2021
Die Verlorenen / Jonah Colley Bd.1
Beckett, Simon

Die Verlorenen / Jonah Colley Bd.1


gut

Jonah Colley wird von einem alten Freund angerufen und zu einem Lagerhaus gebeten. Die beiden Polizisten hatten seit Jahren keinen Kontakt mehr, doch Jonah folgt dem Ruf des Freundes und gerät mitten in einen Alptraum. Der Freund ist tot und nicht nur er. Zudem wird Jonah schwer verletzt und gerät ins Fadenkreuz der Ermittlungen. Zudem werden alte Wunden aufgerissen…

Jonah hat vor zehn Jahren seinen Sohn verloren, seine Ehe ging in die Brüche und er lebt noch immer in einer heruntergekommenen Gegend. In der Zeit zerbrach auch die Freundschaft zu seinem langjährigen Freund Gavin. Mittlerweile hat sich Jonah mit all dem arrangiert, doch dann kommt Gavins Anruf und nichts ist mehr, wie es war. Wie aus einem Hilferuf so eine Geschichte wird, ist schon überraschend und war im Vorfeld so nicht zu erwarten. Teilweise ist die Geschichte völlig undurchsichtig, sodass ich schnell weiterlesen musste und wollte. Manches war verwirrend, einiges überraschend. Der Schreibstil ist in Ordnung, wenn mich auch manche Wiederholung (ich sage exemplarisch nur mal „lange Beine“) genervt haben. Schlimmer fand ich jedoch den Protagonisten Jonah. Er war mir mit seiner schweren Verletzung viel zu aktiv und auch deutlich zu stark. Dann kassiert er noch etliche Tritte und Schläge obendrauf – das hält ihn aber nur kurz auf, bevor er sich wieder in das Getümmel stürzt. Für mich wenig bis gar nicht nachvollziehbar und leider auch so gar nicht authentisch. Selbst für den härtesten Polizisten (denn das ist Jonah ja, auch wenn man im Buch davon gar nichts merkt….) ist das wenig authentisch.

Das Ende war dann irgendwann genauso und nicht anders zu erwarten – da kann ich nicht näher drauf eingehen, um Spoiler zu vermeiden, aber es ist genauso konstruiert, wie man das erwartet und entsprechend nicht mehr wirklich spannend.

Es ist sicher nicht das stärkste Buch des Autors, jedoch ist es auch deutlich besser als andere aus seiner Feder. Ich werde die Reihe wahrscheinlich fortsetzen, denn trotz aller Kritik habe ich Interesse entwickelt und ich glaube, dass Beckett das besser kann.

Bewertung vom 07.07.2021
Der Blutkünstler / Tom-Bachmann-Serie Bd.1
Meyer, Chris

Der Blutkünstler / Tom-Bachmann-Serie Bd.1


weniger gut

Tom Bachmann ist der Seelenleser, war beim FBI und hat Serienmörder gejagt. Nun ist er in Deutschland und das BKA ist auf seine Hilfe angewiesen. Ein Frauenmörder treibt sein Unwesen und die Frequenz seiner Taten wird immer höher. Der Blutkünstler kennt keine Gnade und ist auf seine ganz spezielle Art der Kunst fixiert…
Der Plot als solcher macht einen guten Eindruck und auch der Start hat es in sich. Ich will gar nicht so viel verraten, aber es gibt einen Strang in der Vergangenheit, der schon nicht ohne ist und in der Gegenwart wird es sogar noch extremer. Schnell war ich in der Geschichte drin, doch immer wieder wurde ich bei Charakter Tom etwas stutzig und es dauerte nicht lange, bis ich mir sicher war.
Tom Bachmann hat deutliche sowohl Parallelen zu Chris Carters Robert Hunter und Ethan Cross Figur Ackerman jr. – allein, dem deutschen Pendant fehlt der Charme, den die amerikanischen Vorbilder haben. Tom ist keine Kopie im ganz engen Sinne, in Teilen ist er auch ganz anders und benimmt sich vor allem nicht, wie es ein Ackerman tun würde, jedoch sind Parallelen da, ein grausamer Vater, Pflegefamilien, Schlaflosigkeit, Probleme mit Beziehungen, etc.
An sich hat die Geschichte Potenzial (auch wenn das Rad hier nicht neu erfunden wurde, um es mal so zu umschreiben) und der Schreibstil gefiel mir schon irgendwie recht gut, aber die Anleihen waren mir zu offensichtlich und ich bin wirklich unsicher, ob ich die Reihe fortsetzen werde. Da muss der Plot schon extrem überzeugen, damit ich dem Autor noch eine Chance gebe. Ohne Chris Carter und Ethan Cross zu kennen, wäre ich eher angetan, so bleibt ein „Gschmäckle“. Ein Geschmäckle haben auch der eine oder andere Schnitzer in Sachen Logik und Klischeehaftigkeit hinterlassen und das Ende war für erfahrene Thrillerleser auch keine echte Überraschung. Zartbesaiteten rate ich aber in jedem Fall von dem Buch entschieden ab, denn es ist, wie der Titel auch schon suggeriert, extrem blutig, brutal und teilweise extrem detailreich – ergo nichts für schwache Nerven.

Bewertung vom 05.07.2021
Betreff: Falls ich sterbe
Setterwall, Carolina

Betreff: Falls ich sterbe


gut

Carolina ist eine junge Mutter, die einfach überfordert ist und auch mit ihrem Partner und dem Vater des Kindes läuft nicht alles rund. Die junge Familie muss sich noch finden, doch eines Morgens ist Aksel tot. Er war erst 34 Jahre alt und Carolina steht nun vor einem Scherbenhaufen.

Schon der Titel und der Klappentext haben mich direkt angesprochen und dann ist die Geschichte auch noch autofiktional - da war schnell klar, dass ich die Geschichte lesen möchte. Zu Beginn war ich auch Feuer und Flamme, denn dank der Erzählform ist man direkt mittendrin und fand es richtig schlimm, wie Carolina ihren Partner gefunden hat. Gerade bei einem jungen Vater rechnet man mit so etwas ja nicht und der Schock ist unvorstellbar groß. Nicht nur bei Carolina, sondern auch bei ihrer und seiner Familie, denn von einer Erkrankung weiß niemand etwas. Ihr Schmerz und ihre Verzweiflung sind extrem spürbar und man fragt sich automatisch, wie es einem selbst in der Situation gehen würde. Das macht das Lesen nicht gerade leicht, aber es ist natürlich interessant und regt zum Nachdenken an.

Immer wieder gibt es Rückblenden, die das Kennenlernen und das Leben von Carolina und Aksel beleuchten und ihre „Liebe“ zeigen. Hier beginnt auch schon eine Sache bei der ich sehr zwiegespalten bin. Zum einen finde ich es natürlich super, dass die Autorin offen, ehrlich und schonungslos nüchtern die Dinge betrachtet, andererseits wird es so extrem kalt, und ihre Liebe, naja, ich verstehe da schon etwas anderes darunter.

Die Geschichte hat mich wirklich ziemlich oft bewegt, mal war ich entsetzt, mal genervt, mal traurig, mal von allem etwas. Zwischendurch war ich auch kurz davor quer zu lesen, da es ziemlich zäh und langatmig wurde. Manchmal konnte ich die Schilderungen der Protagonistin auch nicht mehr ertragen. Abzug gibt es zudem, da die Mail, die im Titel so präsent ist und zu der ich gerne deutlich mehr erfahren hätte, nur mal am Rande erwähnt wird.

Das Buch hätte in deutlich abgespeckter Form sicher mehr überzeugt, so bleibt mir vor allem in Erinnerung, wie froh ich war, dass ich dieses fast 500 Seiten starke Buch erleichtert zugeschlagen habe und mich von Carolina verabschiedet habe, denn mit ihr konnte ich nun wirklich nichts anfangen. Sie wirkt einfach extrem unsympathisch und schon vor Aksels Tod war sie sicher alles andere als eine umgängliche Frau. An einigen Stellen hatte ich auch das Gefühl, dass sie ihren verstorbenen Lebensgefährten auch zu hart kritisiert. Einerseits war sie vielleicht nur ehrlich, andererseits denke ich, dass der Sohn vielleicht irgendwann das Buch lesen könnte und dann wird mir schon anders – sorry, das Leben ist zwar sicher kein Ponyhof, aber das muss ein Kind sicher nicht lesen – vor allem nicht in dem kühlen Tonfall.

Insgesamt bin ich sehr zwiegespalten und ich glaube nicht, dass ich dieses Buch jemandem empfehlen würde der gerade in einer ähnlichen Situation ist. Ich bewundere ihren Mut zur Ehrlichkeit und den Kampf zurück ins Leben, aber es gibt viele andere Dinge, die mich gestört haben, ergo drei Sterne.

Bewertung vom 28.06.2021
The Comfort Book - Gedanken, die mir Hoffnung machen
Haig, Matt

The Comfort Book - Gedanken, die mir Hoffnung machen


sehr gut

Wer kennt es nicht? Nichts läuft rund, dunkle Wolken scheinen überall zu lauern. Genau dann ist es Zeit für dieses Buch. Diese Sammlung von teils extrem kurzen Sätzen ist tatsächlich tiefgründig, regt zum Nachdenken an und macht Mut.
Ich habe es nicht mit so Phrasen und Kalendersprüchen, daher war ich schon ein wenig skeptisch, ob das Buch etwas für mich sein könnte. Und manches war vielleicht auch nicht ganz mein Ding, aber in Summe haben mich seine Gedanken wirklich überzeugt. Haig spricht offen über seine Depression, Panikattacken inklusive und nimmt kein Blatt vor den Mund. Er zeigt, damit so manches, auch worauf es im Leben wirklich ankommt. Ich werde hier bewusst nicht tiefer gehen, da ich nicht spoilern möchte. Allein: Ich kann seine Gedanken nur teilen. Vieles habe ich auch so schon in meinen Alltag integriert und kann daher sagen: Ja, es ist wirklich gut, wenn man weiß, dass man selbst genug ist – ganz egal, wie das möglicherweise Dritte sehen könnten. Viele seiner Ideen und Ratschläge kann ich daher aus eigener Erfahrung als gut und richtig bezeichnen. Doch es gibt nicht nur Ideen für dem Alltag und philosophische Ausführungen seinerseits, sondern auch passende Zitate, inspirierende Lebensgeschichten Dritter. Schön auch die Film- und Musiktipps.
Ich kann dieses persönliche Sachbuch nur empfehlen – auch wenn gerade die Sonne scheint, irgendwann ziehen doch mal dunkle Wolken auf und dann kann das Buch eine echte Hilfe sein (Depressionen natürlich ausgenommen, denn da brauch es in jedem Fall professionelle Hilfe, aber vielleicht ist das Buch eine gute Ergänzung zur Therapie). Man darf nur nie die Hoffnung verlieren und ich denke dieses Buch kann ein kleiner Hoffnungsschimmer sein. Und sei es nur, wenn man sich bewusst macht, dass es okay ist, wenn es eben mal nicht ganz rund läuft.
Schade fand ich nur, dass ich viel zu schnell mit dem Buch durch war, aber ich werde sicher immer wieder darin blättern. Ich war zwar nie so am Abgrund wie Haig, allerdings kennt jeder schlechte Phasen und da ist es sicher hilfreich. Es war auch ein bisschen chaotisch angeordnet, aber mir persönlich hat das gut gefallen, denn so wurde man immer wieder überrascht – ganz so, wie es im Leben auch immer wieder mal vorkommt.

Bewertung vom 20.06.2021
Die Karte / Kerner und Oswald Bd.4
Winkelmann, Andreas

Die Karte / Kerner und Oswald Bd.4


sehr gut

Im Herzen Hamburgs wird eine Joggerin mit einem Hundehalsband stranguliert, einem Mann wird ein Auge ausgestochen, ein alter Mann fährt mit einem amputierten Unterschenkel durch die Gegend. All das an einem Abend und bald stirbt die nächste Joggerin. Ermittler Jens Kerner hat viele Spuren zu verfolgen, eine führt zu einer Instagram-Laufgruppe. Die Mitglieder tracken ihre Strecken und posten diese fleißig. Wie kann Kerner mit seinem Team dem Täter auf die Spur kommen? Warum tötet er genau diese Frauen und wie können weitere geschützt werden?

Bei einem neuen Winkelmann muss ich mittlerweile nicht mehr überlegen, ob ich das Buch möchte, sondern nur planen, wie ich es möglichst schnell zuhause habe. Entsprechend war der vierte Teil der Kerner-Reihe „Die Karte“ quasi in meinem Warenkorb, noch bevor ich überhaupt einen Blick auf den Klappentext geworfen hatte. Seine Pageturner haben mich schon aus Leseflauten geholt und daher hatte ich auch hier wieder extrem hohe Erwartungen.

Hier ist mal wieder ein aktuelles und spannendes Thema verarbeitet worden, der Schreibstil ist extrem rund, gut lesbar, mit recht kurzen Kapiteln samt Cliffhangern und trägt so dem Verschlingen des Buches bei. Dafür sorgten auch hier wieder die Perspektivwechsel, die z.B. auch Einblicke in die Gedanken des Mörders zuließen. Auch Spannung baut sich schnell auf, viele kleine Fallstricke liegen für Kerner und sein Team in der Gegend, es wird brandgefährlich und emotional. Kerner wird diesen Fall sicher so schnell nicht vergessen…
… und ich auch nicht, denn wieder nimmt sich der Autor die sozialen Medien vor und zeigt eindrucksvoll ihre Gefahren. Teilweise machen es die Opfer den Tätern einfach zu leicht, ganz wie die Opfer in diesem Buch.

Ein Manko war, dass ich dieses Mal schon verhältnismäßig schnell eine Idee zum Ausgang hatte, die dann auch so tatsächlich zutreffend war. Zwar fehlte noch der Name, und ich konnte natürlich auch keineswegs sicher sein, dass es wirklich so kommen würde, aber ich hätte schon eine kleine Wette abgeschlossen. Bisschen gestört hat mich auch der fast schon oft thematisierte Männerhass – und das sage ich als Frau. Ich möchte hier keine Gender-Debatte eröffnen und Frauen haben auch heute noch mit gewissen Vorurteilen zu kämpfen, aber eine taffe Frau muss nicht gleich ein Problem mit Männern haben.

Unter dem Strich war der Fall echt spannend, die Ermittlung unterhaltsam, es gab schockierende Momente, aber es war für mich trotzdem eher eines der schwächeren Bücher der Reihe. Dennoch empfehle ich diesen Thriller gerne weiter und hoffe, dass es eine nächste Geschichte um Kerner & Oswald geben wird, denn ein Pageturner war dieses Buch auch, nur eben nicht ganz so sehr, wie die Vorgänger.

Wer die Reihe nicht kennt, kann hier theoretisch einsteigen, denn die Fälle sind in sich geschlossen, aber ich würde dennoch mit dem ersten Teil beginnen, auch um die Beziehungen im Kommissariat besser nachvollziehen zu können.