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Benutzername: 
bblubber
Wohnort: 
Bamberg

Bewertungen

Insgesamt 137 Bewertungen
Bewertung vom 01.09.2015
Das Kartell / Art Keller Bd.2
Winslow, Don

Das Kartell / Art Keller Bd.2


ausgezeichnet

Als eingefleischter Don Winslow-Fan war ich auf dieses Buch besonders gespannt. Der Vorgänger „Tage der Toten“ ist für mich das beste Buch dieses Autors und gehört im Bereich realistische Thriller im Drogenmilleu unangefochten an die Spitze.

Im ersten Band hat man viel über die Anfänge der beiden Hauptdarsteller, Art Keller und Adan Barrera, erfahren. Wie aus ihnen das wurde, was sie heute sind. Jeder war mir auf seine Weise sympathisch; ja auch der Drogenbaron hatte durchaus interessante und nachvollziehbare Stärken und war ebenso facettenreich, wie sein Gegenspieler, der, obwohl oberflächlich einer der good guys durchaus seine Schattenseiten hatte und einige von Arts Aktionen waren nicht nur illegal sondern auch ethisch hart an der Grenze. Aber gerade diese beiden schwierigen Männer machen den ersten Teil so gut. Und Don Winslow schafft es tatsächlich, sie auch in „Das Kartell“ weiterzuführen und lässt sie so hautnah und menschlich agieren, dass einem Angst und Bange wird um sie und um ihre Umwelt.

Es handelt sich um einen harten Thriller, der im Drogen- und Waffengeschäft spielt und der nichts beschönigt und die Brutalität und Grausamkeit dieses Millieus eindringlich und blutig schildert. Man muss wissen, worauf man sich hier einlässt, denn es ist keine reine Unterhaltungsliteratur, auch wenn der Spannungsfaktor hoch und die Geschichte kongenial erzählt ist. Es geht durchaus um die harten Fakten die mit guter Fiktion verwoben wurden und dem geneigten Leser vor Augen führen, wie hier mit unschuldigen Menschen und über jede Menge Leichen hinweg Geld gemacht wird. Die Gangster sind skrupellos und sie leben in allen Schichten der guten Gesellschaft sind nicht nur Randfiguren sondern mitten drinnen in Politik- und Finanzwelt und den meist „Guten“ wird es auf alle nur erdenkliche Weise schwer gemacht, diese Verbrechen aufzuklären oder gar sie zu unterbinden.

Mich hat das Buch gefesselt und begeistert und ich denke, es ist eine wirklich gut gelungene Fortsetzung des Vorgängers.

Bewertung vom 01.09.2015
Vom Glück, gemeinsam zu essen
Wrenkh, Karl;Wrenkh, Leo

Vom Glück, gemeinsam zu essen


sehr gut

Wie ist die Optik des Buches?
Mir hat sehr gefallen, dass das Buch alltagstauglich daherkommt. Nicht in Übergröße, jedes Gericht hat in der Regel seine eigene Seite, dazu viele Bilder, damit man weiß, wie das Ergebnis ungefähr ausschauen wird. Die Bilder sind schön, das Papier stabil, also auch wenn es mal spritzt, löst es sich nicht gleich in Wohlgefallen auf.

Wie ist die Einteilung und wie sind die Rezepte?
Anfangs dachte ich ja, es wäre ein Alltagskochbuch. Aber nachdem ich durch die Einteilung gemerkt habe, dass schon vor allem Feste und Feiern mit großen Tischen und mehreren Personen das Ziel sind, war mir auch einleuchtend, dass die Einteilung immer ein Thema/einen Tisch hat und dass dann geköchelt und dabei so variiert wird, dass für jeden Gaumen etwas passendes dabei ist. Und möglichst so, dass auch die Gastgeber mit am Tisch Platz nehmen können und nicht ständig in der Küche rumhängen. Eine schöne Idee und gut umgesetzt.
Auch die Rezepte waren auf eine sehr angenehme Weise einfach und klar strukturiert. Sehr gefallen hat mir auch, dass immer wieder Tipps für Variationen und Abwandlungen dabei standen auch mal, um das Gericht von vegetarisch auf vegan umzuswitchen oder ähnliches.

Wie hat es geschmeckt?
Die drei Sachen die ich dieses Wochenende gekocht habe waren lecker und genau so, wie ich es mir gewünscht habe. Allerdings habe ich manchmal ein klein bisschen nachgewürzt. Es ist kein Fehler, wenn man schon ein bisschen Erfahrung hat. Natürlich können auch Einsteiger die Sachen nachkochen auch wenn manches schon etwas ausgefallener daherkommt.

Was war nicht so toll?
Die Umrechnerei hat mich teilweise etwas geschreckt. Ich dachte ja erst, man muss halt einfach alles malnehmen, je nach Anzahl der Personen. Aber Öl und Gewürze und andere Zutaten waren etwas kniffelig und am Ende habe ich mich auf mein Gefühl und meine Erfahrung verlassen und nur noch die „großen“ Zutaten potentiert.

Alles in allem also ein gutes Kochbuch mit einem sehr interessanten Ansatzpunkt.

Bewertung vom 12.08.2015
Teo
Gentile, Lorenza

Teo


ausgezeichnet

Die Ausgangslage dieses Büchleins ist denkbar einfach.
Der achtjährige Teo ist überzeugt, dass er seinen Eltern helfen muss, ihre Ehe und damit die Familie zu retten. die ständigen Streitereien machen ihn traurig und er ahnt, dass eine Trennung von Vater und Mutter in greifbarer Nähe sind. Und da ihm nicht mal seine große Schwester helfen will, da diese immer gleich so genervt von ihm ist, sucht er sich Hilfe bei einem Buch über Napoleon. Er findet, dass Bonaparte alle Schlachten gewonnen hätte und dass dieser Mann ihm helfen könnte, seine eigene größte Schlacht zu schlagen. 11 Tage lang begleitet der Leser den kleinen Kerl bei diesem Unterfangen.

Lorenza Gentile schreibt aus der Sicht eines Kindes und seine Gedankengänge sind einfach und klar. Er möchte, dass seine Fragen beantwortet werden und er sucht nach einem Helfer in der Not. Wenn er mit Napoleon sprechen will, muss er sterben, erkennt er. Ob ein Junge diesen Alters nicht schon weiß, dass das so nicht funktioniert, sei mal dahingestellt. Das muss man einfach so hinnehmen. Denn die Idee ist herzerwärmend und beängstigend zugleich.

Das dünne Büchlein hat ein imenses literarisches Gewicht. Es stellt die großen Fragen des Lebens auf ganz kindliche und naive Art und Weise und als Leser ist man ergriffen und gefangen von Teo’s Überlegungen und seinen Rückschlüssen. Ich habe in der Zeit, in der ich das Buch gelesen habe, die kleinen Kinder in meiner Bekanntschaft mit ganz anderen Augen gesehen und mich ständig gefragt, wie sie wohl die Welt der Erwachsenen sehen und wie ihre Gedanken zu den Gesprächen der Großen sind.

Ebenfalls hervorheben muss man die schöne Gestaltung des Buches, welches wie ein kleiner Schatz für den Leser sein kann, wenn er sich auf die Geschichte einlässt. Ich möchte es deshalb unbedingt weiterempfehlen.

Bewertung vom 28.07.2015
Der Glühwürmchensommer
Paris, Gilles

Der Glühwürmchensommer


sehr gut

Als erstes hat mich dieses kongeniale Cover angesprochen. Die Farbe ist Sommer und Sonne und gute Laune. Der Junge ist mitten im Schwung in ein typisches Sommer-Abenteuer, kurz vor dem Sprung ins Wasser. Im Laden hätte ich da sicherlich gleich zugegriffen und die Inhaltsangabe angesehen.

Die Geschichte ist in einem fast kindlichen Plauderton geschrieben. Der Ich-Erzähler Viktos ist erst 9 Jahre alt und erzählt aus seiner Sicht, wie seine Verwandten und Bekannten sich benehmen und was er so dahinter vermutet. Victor ist sympathisch, ein bisschen altklug, wie Kinder in dem Altern gerne mal sind. Er kommt aus einer ungewöhnlichen Familie, da er zwei Mütter hat und der Vater ein bisschen außen vor ist aber noch greifbar für den Jungen. Sowohl seine Schwester, als auch seine Mutter und deren Lebensgefährtin, der getrennt lebende Vater und auch Mädchen, die er kennenlernt, Nachbarn und überhaupt alles wird von ihm betrachtet und analysiert. Ich kenne schon andere Bücher aus Kindersicht und wie so oft ist auch hier manchmal der Protagonist fast etwas zu reif und erwachsen für sein Alter. Dies ist zwar lustig zu lesen aber doch etwas unglaubwürdig. Andererseits kommt das Sommergefühl gut rüber und die Familienverhältnisse sind schön verwickelt und die Gefühle der Menschen, werden gut beschrieben. Vor allem seine Eltern und ihre innere Zerrissenheit sind interessant und nachvollziehbar.

Es handelt sich also um eine Art Entwicklungsroman, der sich schnell weg liest, der bemüht ist auch an der Oberfläche seiner Protagonisten zu kratzen. Gute Unterhaltung mit Luft nach oben.

Bewertung vom 27.07.2015
Unendlich wir
Harmon, Amy

Unendlich wir


ausgezeichnet

„Unendlich wir“ hat mich sofort sehr angesprochen. Das schöne Cover und der ungewöhnliche Titel gefallen mir. Ich kannte die Autorin Amy Harmon vorher zwar nicht, aber nach der kurzen Leseprobe hatte ich bereits Feuer gefangen.

Die Hauptpersonen in dieser Geschichte sind Finn und Bonny Rae. Und beide waren mir schnell sympathisch. Bonny Rae ist eigentlich ein sonniges Gemüt, zumindest versucht sie nach außen hin immer gute Laune und Optimismus zu versprühen. Das ist natürlich in ihrem Job als Countrysängerin auch nötig, um die Fans nicht zu enttäuschen und die anstrengenden Auftritte gut über die Bühne zu bringen. Aber im Inneren ist sie traurig über den Tod ihrer Zwillingsschwester und auch ihre anstrengende Arbeit kann sie nicht mehr richtig begeistern. Die Familie ist ihr keine Hilfe, versteht nicht, was in ihr vorgeht. So findet sie Finn auf einer Brücke, wo sie überlegt, sich in die Tiefe zu stürzen. Auch Finn hat seine Probleme und er versucht alles mit dem Verstand zu kompensieren. Er ist ein Mathefreak und errechnet und vermisst sein ganzes Leben, was manchmal sehr lustig zu lesen ist.
Beide begeben sich auf eine Reise, die sie zueinander führt und die ihnen hilft, einen neuen Weg zu finden, um das Leben wieder lebens- und liebenswert zu finden.

Amy Harmon erzählt auf eine angenehme und unaufdringliche Weise und versteht es, auch schwierige Themen wie z.B. Trauer dem Leser nahe zu bringen und ihm Einblicke in die Seele der Protagonisten zu gewähren, so dass man deren Motivationen verstehen und nachempfinden kann. Die Geschichte ist trotz allem leicht und harmonisch und hat eine gesunde Prise Humor . Es macht großen Spaß und ist am Ende richtig spannend, dieses Buch zu lesen und ich werde mir jetzt auch den Erstling besorgen müssen.

Bewertung vom 27.07.2015
Nachruf auf den Mond
Filer, Nathan

Nachruf auf den Mond


sehr gut

„Nachruf auf den Mond“ ist ein überraschendes Werk. Dies beginnt schon bei dem liebevoll gestalteten Cover, welches zwar im ersten Moment - vor dem Genuss der Lektüre - keinen logischen Sinn macht , mich aber trotzdem sehr angesprochen hat. Ich wollte wissen, was es mit der Ameise und dem Mond auf sich hat. Schon beim schnellen Durchblätter sieht man, dass das Buch mit verschiedenen Schrifttypen spielt, um den Eindruck zu vermitteln, dass hier eine Sammlung von verschiedensten Papieren in die Geschichte einfließt. Beim Lesen erfährt man dann, dass es sich tatsächlich um Blätter von Matthew handelt, der all seine Gefühle und Gedanken auf unterschiedlichste Weise festhält. Auch kleine Zeichnungen und Kritzeleien gehören dazu und man bekommt ein Gefühl, als wäre man ganz nah dran an dem Ich-Erzähler.

Matthew leidet an Schizophrenie – von der ich wenig Handfestes weiß – und wird in der Psychatrie deswegen behandelt. Seine Erzählungen prasseln ungefiltert und zeitlich ohne Chronologie auf den Leser ein und anfangs musste ich mich erst mal etwas einlesen und hätte mir vielleicht auch einige wirkliche Fakten vorab gewünscht, um die Zusammenhänge in ihrem Kontext besser zu verstehen.

Etwas seltsam finde ich, dass er sich immer an den Leser direkt wendet und ich habe mich gefragt, ob er vielleicht diese Blätter auch für seinen Psychater verfasst hat. Auf jeden Fall muss er ja damit gerechnet haben, dass es jemand liest. Könnte natürlich auch ein weiterer Ausdruck seiner Schizophrenie sein, die sich sonst vor allem dadurch äußert, dass er seinen verstorbenen Bruder sieht oder wahnhafte Vorstellungen anderer Art hat. Man durchschaut das natürlich nicht immer gleich und stolpert manchmal in die Fallen des Autors/Erzählers, bis man merkt, hoppla, das war jetzt nicht die Wirklichkeit.
Ich bin ja prinzipiell nicht so der Fan von Ich-Erzählungen, da diese Sicht manches Mal zu eindimensional ist. In diesem Buch hätte mir gut gefallen, wenn man noch mehr vom Leid der Eltern erfahren hätte, denn diese hatten erst ein krankes Kind, dass ein Kind das stirbt und das zweite Kind wird dafür schwer krank. Aber Matthews Krankheit und seine Erlebniswelt kommen gut rüber und das Buch hat einen anspruchsvollen und eindringlichen Ton, der mir gut gefallen hat.

Bewertung vom 24.06.2015
Umweg nach Hause
Evison, Jonathan

Umweg nach Hause


sehr gut

Benjamin sucht dringend einen Job um sich über Wasser zu halten. Seit er mit seiner Frau in Scheidung lebt, geht es ständig bergab mit seinem Finanzen. Also sucht er sich einen Job als Pfleger bei Trevor. Dieser leidet an einer Krankheit, die seine Muskeln schwinden lässt. Unheilbar sitzt er bereits im Rollstuhl und seine Laune ist echt mies, wenn er darüber nachdenkt. Aber er spürt wohl, dass er in Ben einen Gleichgesinnten gefunden hat, obwohl sie altersmäßig ziemlich weit auseinander liegen. Denn auch Ben ist schlecht drauf. Ein Schicksalsschlag in seiner Vergangenheit hat ihn in ein schwarzes Loch gestürzt. Die beiden werden schnell ein gutes Team und beschließen schließlich eine Reise zusammen, die als Besuch von Trevs Vater getarnt ist. Aber in Wirklichkeit will Trevor ausbrechen, Abenteuer erleben und endlich sein Liste der seltsamen Orte besuchen.

Jonathan Evison hat einen lockeren und leicht lesbaren Schreibstil. Die beiden Männer sind sympathisch, obwohl sie beide auf ihre Art unglücklich sind und nach dem Sinn des Lebens suchen. Daraus wird im Laufe des Buches ein Roadmovie, welches allerdings nur als Katalysator für jede Menge erstaunlicher Erlebnisse und Erkenntnisse ist.
Trevor lernt sein Leben und seine Krankheit zu akzeptieren. Er lernt, dass jeder sein Päckchen zu tragen hat und auch andere Menschen Sorgen haben, die sie niederdrücken wollen, die aber immer wieder einen Weg zu Freude und Positiven finden. Ben, der in der Ich-Perspektive die Geschichte erzählt, muss ebenfalls erst mal mit seiner Vergangenheit abschließen, wozu auch die endgültige Scheidung von seiner Frau gehört. Außerdem versucht er, über den Verlust seiner Kinder hinwegzukommen und dem Leben wieder schöne Seiten abzugewinnen.

Die Geschichte hat unerwartet viel Tiefgang, wenn sie mir auch manchmal fast etwas zu flapsig erzählt war. Aber so was ist ja Geschmackssache. Von Thema her ähnelt sie natürlich ein bisschen anderen Büchern dieses Genres aber der Autor findet durchaus eigene Worte und lässt vor allem die diversen Nebendarsteller wichtige Rollen in diesen Buch einnehmen. Ein gelungenes Buch über zwei kaputte Typen, die sich gegenseitig wieder auf die Beine helfen.

Bewertung vom 24.06.2015
Still
Raab, Thomas

Still


ausgezeichnet

Jettenbrunn ist ein kleines Dorf. Hier kennt jeder jeden und jeder hat ein Auge auf jeden. Dort wird dem Ehepaar Heidemann endlich ein Kind geboren. Aber der kleine Karl ist vom ersten Tag an schwierig und überfordert vor allem die Mutter mit seinem ununterbrochenen Geschrei. Als das Gefühl von Ohnmacht bei ihr Überhand nimmt und das Kind sich selbst die Ohren verletzt, sucht der Vater Rat im Krankenhaus. Durch Zufall findet er dort selbst heraus, was dem kleinen Baby fehlt. Es hat ein übermenschlich feines Gehör und die Menschen und ihre laute Welt fügen dem Kind körperliche Schmerzen zu. Deshalb lebt Karl von da an im Keller – in der Stille, die er selber sucht, die aber einhergeht mit Isolation und dem Unverständnis der Mitmenschen . Selbst seine Mutter kann sich mit seiner körperlichen Besonderheit, seiner Sprachlosigkeit und seiner Ablehnung, nicht abfinden, leidet seitdem an Depressionen und sucht alle Schuld bei sich.

Der Tod der Mutter im Wasser wird zu einem einschneidenden Erlebnis für Karl und er erkennt für sich, dass die absolute Stille des Todes allen Menschen Erlösung bringen könnte. So beschließt er, den Menschen Gutes zu tun und im Dorf und andernorts sterben die Leut‘ mit seiner vermeindlichen Hilfe.

Karl Heidemann ist ein Gequälter, ein Getriebener, ein Suchender. In der Abgeschiedenheit des Kellers, in der Stille, wächst er in seiner ganz eigenen Gedankenwelt auf und die erscheint dem Leser durchaus logisch und nachvollziehbar. Lange weiß er nicht, dass er sich nach Liebe sehnt, weil er nicht weiß, wie sich menschliche Nähe anfühlt. Sein Wunsch nach Stille wird nicht weniger aber er erkennt, dass er alleine ist in seinem tonlosen Leben. Man empfindet Mitleid mit ihm, wünscht ihm einen Helfer an die Seite, der ihn aus seiner verkehrten Welt herausholt. Einen der ihn versteht und der ihm zeigt, dass das Leben schöner ist als der Tod.

Es war mein erstes Buch von Thomas Raab und es war definitiv kein Thriller, sondern ein anspruchsvoller Entwicklungsroman, den ich hier mit „Still“ lesen durfte. Mit einer unerwarteten Eindringlichkeit findet der Autor einen ruhigen und fast nüchternen Erzählton, der den Leser von der ersten Seite an in die sonderbare stille Welt des Karl Heidemann hineinzieht, ihn gefangen nimmt und erschüttert und wer sich auf das teilweise gemächliche aber stetige voranschreiten der Handlung einlässt, wird mit einem wirklich interessanten Roman belohnt.

Bewertung vom 22.05.2015
Lotusblut / Emilia Capelli und Mai Zhou Bd.2
Winter, Judith

Lotusblut / Emilia Capelli und Mai Zhou Bd.2


gut

Von Judith Winter hatte ich leider noch keinen Krimi gelesen. Also war ich gespannt darauf, ob ich auch ohne Vorwissen gut in den zweiten Teil dieser Reihe reinkomme. Die Autorin springt erst mal in die Vergangenheit, wo die Kommissarin Eilia Capelli noch ein Kind ist und ihren ersten Toten in einem Badesee findet. Ein traumatisches Erlebnis und der Mörder des Jungen wurde scheinbar nie gefunden. Erst dann lernen wir den aktuellen Fall kennen. Kaylin. Warum ist sie bei den Klatts, warum wurde sie mit ihnen in ein Hotelzimmer verfrachtet? Und warum wurde das Ehepaar dann getötet? Geht es in Wirklichkeit um das Mächen? Waren die Klatts Entführer.

Jede Menge Rätsel werden eingeführt und der Roman beschäftigt sich damit sie zu lösen. Nachdem Doppelmord verschwindet Kaylin erst mal und die Polizei sucht also nicht nur nach dem Mörder sondern auch nach dem kleinen Mädchen. Immer in der Sorge, dass der Killer schneller sein könnte. Auf der zweiten Ebene sind die beiden Kommissarinnen damit beschäftigt, endlich zu einem besseren Team zusammenzuwachsen. Das gelingt ihnen, wie ich finde, schon recht gut. Beide verfügen über weibliche Intuition und sind hartnäckig und pfiffig auch wenn jede natürlich Eigenheiten hat, die die andere im ersten Augenblick als störend empfindet. Der Fall ist geradlinig, ohne große Überraschungen oder Wendungen. Die Polizeiarbeit wird intensiv und genau geschildert, dadurch wird es manchmal vielleicht etwas langatmig.

Ein flüssiger Schreibstil und kleine Rückblenden und Erklärungen machen es auch einem Quereinsteiger wie mir leicht, in die Reihe einzusteigen. Wer weibliche Kommissarinnen mit einem kleinen Hang zum Rumzicken mag und es schätzt, wenn wenig Blut und Brutalität vorkommen und die Handlung übersichtlich und logisch zu einem kurzweiligen Ende führt, der ist hier genau richtig mit dem Buch „Lotusblut“. Für meinen Geschmack hätte es gerne noch etwas trickreicher und kniffeliger sein dürfen. Aber für Zwischendurch wurde ich gut unterhalten.