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leserattebremen
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Bewertungen

Insgesamt 623 Bewertungen
Bewertung vom 11.07.2018
Wenn das so weitergeht, kauf ich mir 'ne Katze (eBook, ePUB)
Carlson, Linette

Wenn das so weitergeht, kauf ich mir 'ne Katze (eBook, ePUB)


gut

Steffi ist Mitte 30 und in ihrem Leben passiert einfach nichts. Seit Jahren der gleiche Job, die gleiche Wohnung, die gleichen Freunde und kein Mann in Sicht, der sie vor den Traualtar führen würde. Um endlich auch mal wieder etwas zu erzählen zu haben, meldet sie sich bei der Fernsehsendung „Fashionista“ an. Gewinnen will sie zwar nicht, aber endlich etwas Abwechslung. Ob das reicht?
„Wenn das so weitergeht, kauf ich mir ‘ne Katze“ von Linette Carlson ist klassische leichte Lektüre mit einer Hauptfigur, die mit ihrem Leben hadert und eine Veränderung startet. Das ist an sich eine gute Grundsituation und viele Autorinnen haben bewiesen, dass das Schema immer aufs Neue funktioniert. Leider fehlen diesem Roman meiner Meinung nach zwei Dinge: Zum einen eine wirklich sympathische Hauptfigur, die einen als Leserin mitzieht und mit der man mitfiebern kann. Steffi war mir in ihrer Art, nie in die Gänge zu kommen und immer darauf zu warten, dass alles auf sie zukommt, leider gar nicht sympathisch und eher anstrengend als Protagonistin. Zum anderen finde ich den Gedanken, an einer Fernsehsendung teilzunehmen wie „Shopping Queen“ um sein Leben zu ändern, einfach keine ausreichende Idee. Das sich am Ende in Steffis Leben doch so einiges ändert, ist mal wieder nur auf Impulse von außen zurückzuführen, sie selbst hat sich gar nicht verändert und wirkt nach wie vor träge und ambitionslos. Der Stil von Linette Carlson ist sehr flüssig und auch gut lesbar, was die Probleme mit der Handlung jedoch nicht wirklich wettmachen kann.
Wer eine leichte Unterhaltung sucht, macht mit „Wenn es so weitergeht, kauf ich mir ‘ne Katze“ sicher nichts falsch, es gibt in dem Genre aber Romane mit schlüssigeren Stories und stärkeren Hauptfiguren, die mich mehr begeistern können.

Bewertung vom 09.07.2018
Der große Plan / Georg Dengler Bd.9
Schorlau, Wolfgang

Der große Plan / Georg Dengler Bd.9


ausgezeichnet

Anna Hartmann ist Mitarbeiterin des Außenministeriums und tätig für die Troika, die Griechenland nach dem Schuldenchaos wieder sanieren soll. Als Sie entführt wird, schaltet das Ministerium Georg Dengler, den Stuttgarter Privatermittler ein. Es könnte sein bisher größter Fall sein, doch jede Spur scheint sich in Luft aufzulösen. Woran hat Anna Hartmann gearbeitet? Um das zu verstehen, muss Dengler erst einmal die Verstrickungen um die griechischen Schulden aufdröseln – und darin steckt noch viel mehr Sprengstoff, als er vermutet hätte.
Wolfgang Schorlau ist bekannt für seine politisch brisanten und aktuellen Krimis. Seinen Ermittler Georg Dengler schickt er immer in ein Minenfeld aus Kriminalität und politischen Verwicklungen, daraus entstehen jedes Mal- und so auch dieses Mal- großartig recherchierte und spannende Krimis. Beim Lesen wird einem schwindelig über die Vorgänge der Finanzwirtschaft, die mit Ländern wie Griechenland und Italien Schach zu spielen scheint und sie bei Bedarf einfach aus dem Spiel kickt. Dengler braucht Hilfe bei dem Fall und mit Petra Wolff führt Schorlau eine spannende neue Figur ein, die die Entwicklung des Krimis bereichert. Ich hoffe sehr, dass sie auch zukünftigen Romanen an der Seite von Georg und seiner Freundin Olga ermitteln wird. Neben der aktuellen Griechenlandkrise spielt auch der historische Zusammenhang von Deutschland und Griechenland mit der Besatzung Griechenlands während des Zweiten Weltkriegs eine Rolle, was der Handlung zusätzliche Dynamik und Spannung verleiht. Schorlau versteht es wirklich ausgezeichnet, die Leser mit auf eine Reise zu nehmen, die sie nicht mehr loslässt.
„Der große Plan“ ist inzwischen Georg Dengler neunter Fall und es bleibt zu hoffen, dass Wolfgang Schorlau noch viele weitere Bände schreiben wird. Kein anderer Autor schafft es so bravourös, politische Inhalte mit einer fiktiven Kriminalhandlung zu verknüpfen. Eine unschlagbare Kombination, die einen als Leser aufrüttelt und gleichzeitig mitreißt. Ich konnte das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen!

Bewertung vom 03.07.2018
Die Spionin
Coelho, Paulo

Die Spionin


sehr gut

Mata Hari umgibt bis heute etwas Geheimnisvolles: Berühmt geworden als Spionin und Tänzerin, wird sie 1917 zum Tode verurteilt und erschossen. Paulo Coelho beschreibt in seinem Roman „Die Spionin“ das Leben der Frau, die als Margarete Zelle in den Niederlanden geboren wurde und mit ihrem Mann nach Ostindien ging, bevor sie sie in verließ und unter dem Namen Mata Hari Berühmtheit erlangte.
Der Roman ist dreigeteilt und den Hauptteil bildet ein Brief, den Mata Hari aus dem Gefängnis an ihren Anwalt schreibt und in dem sie ihr Leben Revue passieren lässt. Sie betont mehrfach, dass sie davon ausgeht, begnadigt zu werden, doch die Geschichte beweist das Gegenteil. Durch diesen Brief bekommt der Leser einen sehr guten Einblick in das Denken und Handeln dieser fiktiven Mata Hari, denn auch wenn Coelho sich an der Biographie orientierte, kann er über ihr Innenleben immer nur spekulieren. Das macht er jedoch auf sehr spannende und bewegende Art und Weise. Obwohl ihre Handlungen sie kalt und berechnend wirken lassen, erreicht einen die Protagonistin schnell und man fühlt mit ihr mit, auch wenn einem bewusst ist, dass ihre Verantwortungslosigkeit sie unweigerlich in den Abgrund führt. Den Abschluss des Romans bildet ein Brief ihres Anwalts, in dem er seine Verteidigung erklärt und ihre Geschichte aus der Außensicht noch einmal in einem Zusammenhang rückt, der viele Zweifel an Mata Haris Version aufkommen lassen. Doch wie auch in der Realität, weiß man nie genau, was Erfindung von Mata Hari ist und was Realität. Und das macht die ganze Geschichte auch wieder so spannend.
Mit „Die Spionin“ ist Paulo Coelho eine äußerst unterhaltsame und kurzweilige Geschichte über eine der berühmtesten Spioninnen des 20. Jahrhunderts gelungen. Ein tolles Buch, das sich in einem Rutsch weglesen lässt, weil Mata Hari einen so in ihren Bann zieht – wie sie auch vor über 100 Jahren schon mit den Menschen tat, denen sie begegnete.

Bewertung vom 02.07.2018
Wir sind dann wohl die Angehörigen
Scheerer, Johann

Wir sind dann wohl die Angehörigen


sehr gut

„Wir sind dann wohl die Angehörigen“, dieser Satz schoss Johann Scheerer durch den Kopf, als sich die Angehörigenbetreuer der Polizei nach der Entführung seines Vaters bei ihm vorstellen. Und wie es für die Angehörigen war, die berühmte „Reemtsma-Entführung“ hautnah mitzuerleben und wie sich die 33 Tage auf das Leben seines Sohnes auswirkte, beschreibt dieser in dem Buch mit dem gleichen Titel.
Das Besondere an dem Buch ist, dass Johann Scheerer es schafft, seine persönliche Perspektive aus der Sicht eines Jungen wiederzugeben, ohne mit dem heutigen Wissen zu verurteilen oder zu verändern. Er beschreibt sehr sachlich seine Wahrnehmung, das Gefühl, dass die Polizei die ganze Sache nicht im Griff hat und wie langsam die Zeit vergeht, wenn man das Haus kaum noch verlassen kann und nichts mehr mit sich anzufangen weiß. Die Spannung im Haus ist greifbar, während er seine Geschichte erzählt und all das geht einem als Leser sehr nahe, denn für Johann steht zwischendurch eigentlich schon fest, dass sein Vater entweder bereits tot ist oder bald getötet werden wird. Er will sich keine Hoffnungen machen, die enttäuscht werden könnten. Und gleichzeitig hat er nur den Wunsch, dass alles wieder so ist wie vorher. Doch ihm ist klar, dass es in dieses „vorher“ wohl nie zurückgehen wird, egal wie die Entführung endet.
Johann Scheerer hat mit „Wir sind dann wohl die Angehörigen“ eine ganz neue Perspektive auf eine der berühmtesten Entführungen der deutschen Geschichte geschaffen. Das Buch ist bei all seiner Sachlichkeit und Nüchternheit im Erzählstil hoch emotional und bewegend, spannend zu lesen und mitreißend von Anfang bis Ende – ich kann es nur weiterempfehlen.

Bewertung vom 22.06.2018
Der zauberhafte Trödelladen / Valerie Lane Bd.3
Inusa, Manuela

Der zauberhafte Trödelladen / Valerie Lane Bd.3


sehr gut

Ruby hat es nicht wirklich leicht im Leben, lässt sich aber auch nicht unterkriegen. Sie lebt gemeinsam mit ihrem etwas wunderlichen Vater und führt den Antiquitätenladen ihrer verstorbenen Mutter in der wunderbaren Valerie Lane im Studentenstädtchen Oxford. Obwohl ihre Freundinnen in der Ladenstraße alles versuchen, um ihr zu helfen, läuft das Geschäft einfach nicht gut und Ruby droht Pleite zu gehen. Und dann ist da ja auch noch Gary, ein Obdachloser aus der Straße, dem Ruby immer wieder zu helfen versucht und den sie sehr mag. Ob daraus mehr werden könnte?
„Der zauberhafte Trödelladen“ von Manuela Inusa ist der neueste Band der Valerie-Lane-Reihe, in der die Leser langsam alle Ladenbetreiber näher kennen lernen und sie ein Stück weit auf ihrer Lebensreise begleiten darf. Und wie die vorherigen Bände überzeugt die Autorin mit einer kurzweiligen und schönen Geschichte, die wie ein kleiner Urlaub vom Alltag wirkt. Ruby ist die scheuste der Frauen aus der Valerie Lane und so hat man in den bisherigen Romanen auch nur wenig über sie erfahren können. Doch in diesem Band dreht sich alles um Ruby und so erklärt sich auch ihr bisheriges Verhalten. Sie ist sehr zurückgezogen und glaubt nicht daran, jemals eine glückliche Beziehung zu führen, weil ihr Vater immer ihre Hilfe braucht und ihre gesamte Energie verbraucht. Gemeinsam mit dem Laden nimmt ihr das jede Hoffnung. Doch jetzt wird sie endlich aktiv, ändert ihr Ladenkonzept und lässt zu, dass sich aucj ihr Leben verändert. Das macht auch beim Lesen viel Spaß und der flüssige Schreibstil von Manuela Inusa nimmt einen schnell mit auf eine neue Reise in der Valerie Lane.
Für mich ist „Der zauberhafte Trödelladen“ eine tolle Ergänzung zu den bisher erschienen Büchern aus der Valerie Lane. Dass man neben der Geschichte um Ruby auch erfährt wie es bei Laurie und Mrs. Witherspoon weitergeht, wenn auch nur in Nebenhandlungen, finde ich großartig und ich hatte wieder viel Freude bei der Lektüre.

Bewertung vom 19.06.2018
Das Mädchen, das in der Metro las
Féret-Fleury, Christine

Das Mädchen, das in der Metro las


gut

Jeden Morgen nimmt Juliette die Metro, jeden Morgen sieht sie die gleichen Menschen in der Bahn. Der ältere Herr, der in einem Buch über Insekten liest ebenso wie eine Dame, die jeden Morgen ein altes Kochbuch durchblättert. Bücher bedeuten Juliette viel, doch als sie eines Tages Soliman und seine Tochter Zaide kennen lernt, sollen sie ihr Leben in neue Bahnen lenken. Soliman glaubt daran, dass jedes Buch das Leben eines Menschen verändern kann, es muss nur das richtige für die betreffende Person sein. Und so wird Juliette zur Bücherbotin und versucht, Menschen und Bücher zusammen- zubringen. Bis ein Schicksalsschlag noch einmal alles durcheinander wirbelt.
„Das Mädchen, das in der Metro las“ ist ein wunderschöner Titel und auch das Cover und die Aufmachung des Buches finde ich sehr gelungen. Und wie wohl alle Leseratten fühlt man sich von Menschen, die in der Bahn lesen, gleich angesprochen, zählt man doch selbst dazu. Doch die Geschichte von Juliette, so schön ich die Idee auch finde, konnte mich nicht richtig erreichen. Die Protagonistin war mir zu unscharf, ich habe keinen Zugang zu ihr gefunden und sie wurde mir auch nicht sympathisch. Soliman als Charakter ist sehr spannend angelegt, taucht jedoch viel zu wenig auf, um die Geschichte wirklich voranzutreiben und so plätschert die Handlung einfach nur dahin, ohne wirkliche Höhen und Tiefen zu haben. Die Wandlungen, die Juliette durchmacht, fand ich oft einfach unglaubwürdig, weil die Autorin mir ihre Beweggründe nicht klarmachen konnte. So blieb Juliette für mich nur ein Schatten, kein starker Charakter, der mich an das Buch binden könnte.
Die Autorin Christine Féret-Fleury hatte eine sehr schöne Idee für ihren Roman „Das Mädchen, das in der Metro las“ und besonders die Gestaltung des Dumont Verlags ist großartig gelungen. Die Geschichte selbst konnte mich jedoch nicht überzeugen. Ich empfand sie als etwas gewollt und nicht überzeugend dargestellt.

Bewertung vom 19.06.2018
Leinsee
Reinecke, Anne

Leinsee


sehr gut

Carl hat ein schwieriges Verhältnis zu seinen Eltern. Die berühmten Künstler hatten selten Zeit für ihn, früh kam er auf ein Internat und hat sich später in der Kunstszene unter anderem Namen selbst durchgesetzt. Als seine Mutter erkrankt und sein Vater sich das Leben nimmt, kommt Carl zurück nach „Leinsee“ und beginnt, das Refugium seiner Eltern für sich zu entdecken. Dabei lernt er Tanja kennen, ein kleines Mädchen aus der Nachbarschaft, die ihn mit ihrer besonderen Art fasziniert.
Anne Reineckes erster Roman „Leinsee“ setzt sich intensiv mit Carls Beziehung zu seinen Eltern und deren Aufarbeitung auseinander. Das idyllische Haus am Leinsee, in dem seine erfolgreichen Eltern lebten und arbeiteten, steht dabei fast sinnbildlich für eine Welt, aus der er als Sohn stets ausgeschlossen blieb. Der Kontakt war nur spärlich, die Eltern hatten einfach kein Interesse an dem Sohn, die Kunst war weit wichtiger und ihr Erfolg überragend. Das kritische Kinderauge analysierte schon damals mit bitterem Blick die Oberflächlichkeit, die sich hinter der Inszenierung der Eltern verbarg, doch als Erwachsener sieht sich Carl dennoch in der Pflicht und kann sich nicht von der kranken Mutter abwenden. Anne Reinecke beschreibt Carls Gedanken und Gefühle sehr intensiv und lässt einen als Leser ganz nah heran an die Figur und ihre Auseinandersetzungen. Dabei würde ich Carl keineswegs als uneingeschränkt sympathische Hauptfigur bezeichnen, er ist teilweise sehr egoistisch und verschroben und macht es seinem Umfeld sehr schwer, an ihn heranzukommen. Doch für den Leser ebnet Reinecke diesen Weg, der seiner Freundin Mara beispielsweise versperrt bleibt und so erfährt man mit Carl gemeinsam wie es für ihn ist, das neue Verhältnis zu seiner Mutter aufzubauen, das zunächst seltsam anmutet, dann aber wie eine zweite Chance für die beiden erscheint. Und auch mit Tanja gibt es neue Chancen, ihre faszinierende Beziehung erwachsen werden zu lassen.
„Leinsee“ ist ein faszinierender Roman, auf den man sich von der ersten Seite an einlassen muss, um sich von Carl bewegen und mitziehen zu lassen in seine Welt am Leinsee, die so anders sein soll als die seiner Eltern. Ein tolles Buch und ein äußerst gelungenes Debüt.

Bewertung vom 15.06.2018
Rollmopskommando / Thies Detlefsen Bd.3
Koch, Krischan

Rollmopskommando / Thies Detlefsen Bd.3


sehr gut

Bei Polizist Thies Detlefsen in Fredenbüll droht Langeweile auszubrechen, zudem muss er die Existenz seiner Polizeistation immer wieder rechtfertigen. Dringend bräuchte er einen ordentlichen Kriminalfall! Und das geht schneller als erwartet: Ein Banküberfall und eine ermordete Geisel bringen ordentlich Schwung in des Alltag von Thies. Und natürlich eilt auch Kommissarin Stappenbeck aus Kiel wieder zu Hilfe, um ihn bei den schwierigen Ermittlungen zu unterstützen und von Kurzschlusshandlungen abzuhalten.
Man muss Regionalkrimis mögen, dann kann einen Krischan Kochs Fredenbüll-Reihe wirklich begeistern. Mit typisch norddeutscher Schnoddrigkeit ermitteln nicht nur Thies und Nicole Stappenbeck, der ganze Ort fühlt sich berufen, mit wilden Diskussionen im Imbiss „De Hidde Kist“ seinen Beitrag zu leisten, dazu Rollmops oder Putenschaschlik Hawaii. Nur Hund Susi ernährt sich nach wie vor vegetarisch. Das Personal wächst einem sehr schnell ans Herz und man wird hineingezogen in die Nordfriesische Fredenbüll-Welt. Ganz nebenbei gilt es den Kriminalfall zu lösen, der dieses Mal äußerst spannend und sehr schlüssig gelungen ist. Hinter dem Bankraub scheint doch mehr zu stecken, als am Anfang zu vermuten war.
„Rollmopskommando“ von Krischan Koch hat alles was ein guter Regionalkrimi mitbringen sollte: viel Lokalkolorit, tolles Personal, einen spannenden Fall und ordentlich Humor. Eine tolle Urlaubslektüre – nicht nur in Nordfriesland.

Bewertung vom 12.06.2018
Die verbotene Zeit
Winter, Claire

Die verbotene Zeit


ausgezeichnet

Nach einem schweren Verkehrsunfall leidet die Journalistin Carla unter Amnesie, die letzten sieben Monate ihres Lebens sind einfach ausgelöscht. Freunde und Familie sollen helfen, diese Lücken zu füllen, doch Carla bekommt das Gefühl, dass ihr Ehemann nicht ehrlich zu ihr ist. Was versucht er ihr zu verheimlichen und woran hat sie gearbeitet, bevor der Unfall passierte? Und was hat das alles mit ihrer verstorbenen Schwester zu tun?
Der Roman „Die verbotene Zeit“ spielt in den 70er Jahren, Carlas Eltern sind Deutsche und nach dem Krieg nach England gegangen um neu anzufangen. Sehr spannend beschreibt die Autorin Claire Winter in Rückblenden das Leben von Carlas Mutter Dora und deren bester Freundin Edith in Berlin von den 20er Jahren bis zum Ende des Weltkriegs und Stück für Stück entdeckt auch Carla ihre Familiengeschichte. Die Charaktere sind dabei durchweg außerordentlich detailliert beschreiben, zu Carla und auch in der andere Zeitebene zu Dora und Edith findet man als Leser sofort einen Zugang und lässt sich von der Geschichte mitreißen. Der Roman zeichnet sich zudem durch sehr gut recherchierte historische Details aus, ungeschönt zeichnet Claire Winter ein klares Bild der Machtergreifung der Nazis und wie sich das Klima veränderte, und auch, wie leicht es war, einfach wegzusehen, wenn Bekannte einfach verschwanden, spart sie nicht aus. Der Roman geht einem eben aufgrund dieser Beschreibungen sehr nahe, dazu kommt Doras persönliches Schicksal, welches sie langsam in eine Depression treibt. All diese Punkte sind zu einer tollen Story und einem schlüssigen Gesamtkonzept zusammengefasst und lassen einen das Buch beim Lesen gar nicht mehr aus der Hand legen
Claire Winter ist mit „Die verbotene Zeit“ ein großartiger Roman gelungen, der historische Hintergründe mit persönlichen Schicksalen verbindet und den Leser so von der ersten Seite an in seinen Bann zieht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.06.2018
Operation Bird Dog
Nüse, Jan-Christoph

Operation Bird Dog


gut

Victor Wrede war auf deutscher Seite beteiligt an der Währungsreform 1948 und der Einführung der D-Mark. Kurz danach nimmt er sich mit seiner Frau jedoch das Leben, sein Sohn Carl überlebt nur knapp. Zehn Jahre später ist Carl 24 Jahre alt und glaubt nicht daran, dass seine Eltern sich selbst umgebracht haben- er ist sich sicher, dass es Mord war und beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln.
„Operation Bird Dog“ war eine der wichtigsten Aktionen der Alliierten in den westlichen Besatzungszonen, denn nur durch die Währungsreform konnte sich die deutsche Wirtschaft langsam wieder erholen und die Menschen konnten sich damit auch wieder einen höheren Lebensstandard leisten. Doch die Zeiten waren turbulent und Deutschland immer noch vom Krieg zerstört, so dass viele unterschiedliche Interessen vorherrschten, die sich auch im Umgang mit Reform der Währung niederschlugen. Jan-Christoph Nüse schafft es in seinem gleichnamigen Krimi sehr gut, die historischen Gegebenheiten und Verwicklungen für den Leser verständlich und logisch nachvollziehbar zu machen. Die historischen Persönlichkeiten sind gut beschrieben und bringen einen sehr runden Überblick über die Situation im Nachkriegsdeutschland. Etwas weniger gut schafft es der Autor, seine fiktiven Personen und die Kriminalhandlung in das Geschehen einzubetten. Carl Wrede und sein Vormund Jennings bleiben mir als Charaktere einfach zu flach und richtige Spannung will jenseits der historischen Rahmenbedingungen auch nicht aufkommen. Auch werden mir oft nicht genug Informationen gegeben, um als Leser als Handlungen nachvollziehen zu können. Gerade die Bedeutung und Geschichte von Katharina, einer ehemaligen Dolmetscherin und Carls seltsame USA-Reise mit ihr, waren für mich als Leser ziemlich zusammenhangslos, für den Leser wurde überhaupt nicht deutlich, welche Rolle dieser Teil der Geschichte spielen sollte.
Als historischen Roman finde ich „Operation Bird Dog“ gelungen, die Kriminalhandlung mit den fiktiven Figuren konnte mich letztendlich aber nicht richtig mitreißen, auch wenn Jan-Christoph Nüse einen gut lesbaren Stil hat und die historischen Fakten sehr interessant dargestellt sind.