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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
SusanK
Wohnort: 
Osnabrück

Bewertungen

Insgesamt 215 Bewertungen
Bewertung vom 29.08.2022
Liebe machen
Fröhlich, Susanne;Kleis, Constanze

Liebe machen


ausgezeichnet

Die Journalistinnen Susanne Fröhlich (geb. 1962) war lange Zeit Single und ist frisch verliebt, Constanze Kleis i(geb. 1956) lebt seit 30 Jahren in einer festen Beziehung.- und da offenbar jede so viele Fragen zu allen Themenbereichen hat, wenn es um die Liebe geht, stellen sie sich den lustigen, traurigen, intimen, peinlichen und trostlosen in ihrem Bestseller über die LIebe - wie wir sie finden, halten und genießen. Dass die beiden Frauen unterschiedliche Meinungen zu manchen Themen haben, sich andererseits aber auch sehr einig sind, ist kein Wunder. Und so setzen sich beide auseinander mit den höchst praktischen Fragen wie zum Beispiel: "Was tun, wenn sich der Mann in eine andere verliebt?", "MUss ich seine Mutter mögen?" oder einfach "Hat die Liebe einen BMI?".

Wie vielleicht schon das knallpinke Cover verrät oder bereits der Name der Autorinnen: zu erwarten ist hier keinesfalls ein langweiliges Sachbuch zum Thema Lebensführung. Vielmehr legen Fröhlich und Kleis ihre höchst persönlichen Gedanken zu den vielfältigen Fragen dar, ergänzt durch einige Fakten; auf jeden Fall aber äußerst unterhaltsam, immer mit einer Portion Humor und sehr viel Wärme und Menschlichkeit. So findet die Leserin sicher nicht allgemeingültige Antworten (gibt es die überhaupt?), sondern jede Menge Aregungen zum Nachdenken und Weiter-Diskutieren - oder wir sanft wieder eingenordet, wenn sie sich vielleicht doch verrannt hat ("Will man einen Mann, der eine Ü50jährige per se gar nicht in Betracht zieht,? Selbst, wenn er in derselben Altersklasse zu Hause ist?")

Der locker-leichte Schreibstil ist eine wahre Freude zu lesen. Aufgelockert wird das Ganze darüberhinaus mit passenden Zitaten zu Beginn jedes Kapitels, das sich jeweils um eine Frage dreht, die die Autorinnen von verschiedenen Seiten beleuchten. ("Everybody's got a hungry heart. - Bruce Springsteen.")

Ich habe mich fantastisch unterhalten, oftmals gelacht oder zumindest geschmunzelt und einige Fragen hallen auch immer noch nach.

EIne klare Leseempfehlung und fünf Sterne für dieses erfrischende Buch über die schönste Sache der Welt - die Liebe!

Bewertung vom 29.08.2022
Das letzte Grab / Carla Winter Bd.1
Erler, Lukas

Das letzte Grab / Carla Winter Bd.1


ausgezeichnet

Als die erfolgreiche Strafverteidigerin Carla Winter von ihrer Sekretärin aus dem Schlaf geklingelt wird, beginnt das Grauen: Zunächst wird ihr mitgeteilt, dass ihr Exmann und große Liebe einen tödlichen Autounfall in der Türkei hatte. Zurück in ihrer Wohnung, findet sie diese verwüstet vor und ihren One-night-stand der letzten Nacht brutal ermordet. Als sie dann noch erfahren muss, dass ihr geschiedener Mann wahrscheinlich in hochbrisante Schmuggeleien verwickelt war und ihr ein erbarmungsloser Killer auf den Fersen ist, der eine gestohlene, äußerst wertvolle Ishtar-Statue sucht, beginnt eine Jagd auf Leben und Tod ....

"Das letzte Grab" ist ein äußerst rasanter Thriller; nicht nur die spannende Handlung, die auf knappen 288 Seiten erzählt wird, sondern auch die prägnante, angenehm zu lesende Sprache und die kurzen Kapitel treiben die Geschichte voran und ich war schon bald am Ende angekommen.

Der Spannungsbogen zieht sich tatsächlich vom ersten Satz bis zum Ende auf äußerst hohem Niveau. Dass ein paar sehr zufällige Lösungen und schnelle Schnitte nicht uneingeschränkt lebensnah sind, lässt sich da sicher leicht verschmerzen.

Lukas Erler kennt sich aus mit dem hochaktuellen und brisanten Thema des Raubkunstschmuggels.und präsentiert seinen Leser*Innen viele informative und sehr interessante Informationen über den globalen Handel mit antiker Kunst. Auch, weil das Thema für mich recht neu war und ich wenig Detailwissen hatte, habe ich vieles nebenbei gelernt. Gerade, weil dieses Gebiet mittlerweile den zweiten Platz nach Drogen in der internationalen Kriminalstatistik einnimt, finde ich es wichtig, sich damit zu beschäftigen. (Selten wird so deutlich ausgesprochen, dass Museen, die illegal aus dem Nahen Osten geschmuggelte Artefakte ankaufen, damit direkt unter anderem den IS unterstützen! "Ihre Nachfrage setzt alles in Gang!")

Carla Winter ist eine toughe Strafverteidigerin, die gerade bei der Polizei und Gericht nicht besonders beliebt ist, weil sie einen Clan-Chef erfolgreich verteidigt hat. Sie ist allerdings ehrlich und gradlinig und sieht viel Positives in ihren Mitmenschen, so dass sie mir sehr sympathisch war. Leider nimmt Lukas Erler sich nicht die Zeit, Carla und die weiteren Figuren genauer vorzustellen, sondern wir müssen uns mit wenigen Spotlights begnügen; hier hätte ich mir manchmal etwas mehr gewünscht, da sowohl Carla als auch weitere Figuren durchaus mehrdimensional schienen und interessante Charaktere durchblitzten.

Dass der Untertitel "Ein Fall für Carla Winter" lautet, lässt darauf hoffen, dass noch mehr Fälle mit dieser Anwältin in Planung sind! Ich würde mich jedenfalls sehr über ein Wiedersehen mit Carla, ihrer eigenwilligen Sekretärin Mathilde und dem kauzigen Professor Tillmann Bischoff freuen.

Ich vergebe vier Sterne für diesen atemberaubenden ersten (?) Fall.

Bewertung vom 14.08.2022
Elternhaus
Mentges, Jennifer

Elternhaus


gut

Der Pianist Tobias Winkler hat ein besonderes Interesse an einer alten leerstehenden Villa in Hamburg. Als sich der Traum von Yvette Winkler erfüllt und ihr Mann ihr den sehnlichen Wunsch erfüllt, zurück nach Hamburg zu ziehen und ausgerechnet dieses Haus das ersehnte neue Zuhause ihrer Familie wird, treffen sich die Wege von Yvette, Tobias, der Putzfrau Consuelo und der blinden Gerda Hoff. Alle werden von ihrer Vergangenheit beeinflusst und haben ihre Geheimnisse ....

Jennifer Mentges erzählt aus verschiedenen Perspektiven die Ereignisse rund um die alte Hamburger Villa, und immer wieder fließen Rückblicke auf eine traumatische Kindheit in die Erzählung ein. Dabei ist der Schreibstil flüssig und bildhaft und sehr angenehm zu lesen.

Die Spannung baut sich allerdings nur langsam auf und viele der kommenden Ereignisse zeichnen sich schon früh ab, so dass sich kaum von unerwarteten, überraschenden Wendungen sprechen lässt, bis es schließlich zum psychologisch grausamen Finale kommt. Allerdings fährt die Autorin hier noch zu guter Letzt eine Entdeckung auf, die einen Fortgang der Handlung offen lässt. Und hier überraschtesie auch tatsächlich noch mit einem vorher nicht geahnten Zusammenhang. Auch nahmen einige Längen etwas vom möglichen Thrill.

Obwohl Mentges ihre Figuren und deren Gedanken und Gefühle genau und anschaulich zeichnet, blieben diese mir seltsam fremd; wirklich sympathisch wurde mir - außer der alten Nachbarin Gerda Hoff - keine und ihre Schicksale berührten mich nur am Rande. Dass Tobias Winkler einen kranken Verstand besitzt, der mit seinem Elternhaus zu tun hat, war schon früh klar; und so wollte ich Yvette, Consuelo und Gerda oftmals zurufen: Haltet euch von diesem Pianisten fern!

Insgesamt fühlte ich mich von diesem Thriller gut unterhalten und empfehle ihn gerne weiter an Leser*Innen, die sich für die Psychologie der Figuren und ihre menschlichen (Ab-)Gründe interessieren und dies noch vor atemlose Spannung setzen.

Bewertung vom 07.08.2022
Toxische Tiefe: Ostsee / Ein Fall für Journalistin Arnold Bd.3
Kliewe, Karen

Toxische Tiefe: Ostsee / Ein Fall für Journalistin Arnold Bd.3


ausgezeichnet

Die angehende Journalistin Johanna Arnold wird von dem Forschungsleiter Dr. Hanke Martens eingeladen, die nächste Expedition zu begleiten und einen wissenschaftlichen Artikel für eine renommierte Fachzeitschrift zu schreiben. Mitten auf hoher See verschwindet mit Alett Roux ein Mitglied des Forschungsteams spurlos und schnell fällt der Mordverdacht auf einen weiteren Forscher. Als eine weitere Person verschwindet, beginnt Johanna selbst zu ermitteln und sucht den großen Zusammenhang.

Mit "Toxische Tiefe" legt die Autorin Karen Kliewe bereits den dritten Band um die Journalistin Johanna Arnold vor. Obwohl ich die vorhergehenden zwei Bände nicht kannte, hatte ich keine Probleme einzusteigen und den Fall um das Forschungsschiff Neptun zu verfolgen; die zahlreichen Anspielungen auf Trauma von Johanna Arnold blieben für mich allerdings im Dunklen.

Die Spannungskurve ist in diesem Krimi um die Hobbydetektivin Arnold ungemein hoch und es machte Spaß, mitzurätseln und eigene Gedanken zu den Vorkommnissen zu entwickeln. Die Auflösung um die Verschwundenen war keinesfalls vorhersehbar, aber absolut schlüssig und befriedigend.
Zusammen mit dem überaus lebendigen und flüssigen Schreibstil von Karen Kliewe war das Buch ein wahrer Page-Turner.

Kliewe gelingt es, die Figuren mehrdimensional zu entwickeln; sie wirken authentisch und interessant. Gerade die Zusammenarbeit auf einem Schiff und das Zusammentreffen mit höchst unterschiedlichen Charakteren habe ich gerne gelesen.

Besonders hervorheben möchte ich auch das wichtige Thema:
Die Klimakrise und die daraus folgende Erwärmung der Ostsee hat zahlreiche verheerende Folgen, die letztlich auch für uns Menschen von Bedeutung sind. Über den Sauerstoffgehalt von Ost- und Nordsee und den Wasseraustausch konnte ich viel Neues lernen. Die Autorin beschreibt die wissenschaftlichen Vorgänge und ihre Auswirkungen für den Laien sehr gut verständlich und auf spannende und unterhaltsame Weise. Obwohl für die Geschichte völlig ausreichend, hatte ich zusätzlich die Motivation weiteres zu googlen und mich zu informieren.

Für diese spannende und intelligente Unterhaltung mit Lerneffekt vergebe ich fünf Sterne und kann "Toxische Tiefe" nur wärmstens empfehlen! Ich freue mich, diese Autorin für mich entdeckt zu haben und freue mich schon auf das nächsten Buch von ihr.

Bewertung vom 07.08.2022
Carolas Chance / Das Haus der Hebammen Bd.2
Adams, Marie

Carolas Chance / Das Haus der Hebammen Bd.2


sehr gut

Mittlerweile feiert das von den drei Hebammen Susanne, Carola und Ella gegründete Geburtsthaus in Köln seinen fünften Geburtstag. Immer mehr Frauen möchten hier anstatt in nüchterner Klinikatmosphäre ihr Kind bekommen, und so gibt es auch genug Arbeit für die neu hinzugekommene Annett. Als eingespieltes Team kümmern die vier Hebammen sich fürsorglich und kompetent um ihre Patientinnen. Doch jede von ihnen hat auch privat einiges durchzustehen....

"Das Haus der Hebammen - Carolas Chance" ist der zweite Band der "Die Hebammen von Köln"-Trilogie von der Autorin Marie Adams, die bereits diverse Romane und Sachbücher unter ihrem echten Namen veröffentlicht hat; es lässt sich aber auch problemlos lesen ohne das der erste Band "Susannes Sehnsucht" bekannt ist.

In diesem Band steht die Hebamme Carola im Fokus, die neben ihrem heißgeliebten Beruf damit zu kämpfen hat, dass ihr einst als Hausmann tätiger Ehemann nun große Erfolge als Autor feiert und ihr Engagement immer kritischer sieht, so dass sie mehr und mehr zwischen Beruf und ihrer Familie mit drei Kindern zerrissen ist und auf einen Burnout zu geht.
Allerdings liegt das Augenmerk der Autorin auch weiterhin auf den Mitgründerinnen Susanne und Ella, die ebenfalls ihre privaten Sorgen haben: Susanne leidet unter ihrem unerfüllten Kinderwunsch und denkt an eine Kinderwunschbehandlung, Ella scheint in ihrem Leben keinen Platz für einen Partner zu haben.
Marie Adams hat drei so unterschiedliche Figuren geschaffen, die einen so großen Bereich abdecken, dass sich (fast) jede Leserin in der ein oder anderen Szene wiederfindet. Dabei sind alle Figuren authentisch und lebensnah beschrieben und ich konnte beim Lesen direkt in ihre Gedanken und Gefühlswelt eintauchen, ihre Sorgen und Nöte, aber auch ihre Freude und Begeisterung spüren.

Großartig finde ich, wie Marie Adams - neben dem Thema "Geburt" selbst - viele aktuelle gesellschaftliche Fragen und Probleme thematisiert und mit Fakten untermauert. Ob es nun Emanzipation, künstliche Befruchtung, Überforderung oder Intersexualität (Chapeau: endlich einmal ein wichtiges Thema, das so oft unbeachtet bleibt!) betrifft - das Buch regt zum Nachdenken an, ohne in eine Richtung zu drängen oder den Zeigefinger zu erheben.

Der flüssige, lebhafte Schreibstil ließ mich geradezu durch das Buch fliegen auch ohne eine große Spannungskurve, da eben die vielen kleinen Geschichten in und um das Geburtshaus so schön zu lesen sind.

Dass die Handlung in den frühen 90er Jahren angesiedelt ist, ist sogar noch ein gewisser Mehrwert, da bei mir viele Erinnerungen geweckt wurden und ich so auch immer gleich einen Vergleich vor Augen hatte, was sich seither geändert hat. Joschka Fischer in Turnschuhen bei der Vereidigung, Punica-Saft oder die Meinung der Bevölkerung über "arbeitenden Frauen" - es gab vieles Wiederzuentdecken.

Man muss sicher nicht zwingend Kinder haben oder wollen, um Freude an diesem Buch zu haben!! Ich freue mich auf den nächsten Band und vergebe vier Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.08.2022
Susanna
Capus, Alex

Susanna


ausgezeichnet

1844 kommt Susanna Faesch als jüngstes von vier Kindern von Anna und Lukas Faesch in Kleinbasel zur Welt. Bereits als Kind zeigt sie ein selbstbewusstes, aber ungewöhnliches Verhalten. Susannas Mutter, die unglücklich in der Ehe mit dem zwar wohlhabenden, aber selbstverliebten und oft in Kriegsdiensten abwesenden Lukas ist, folgt dessen Söldnerkameraden, dem Arzt und Revolutionär Karl Valentiny, nach Amerika und nimmt einzig ihre Tochter mit. In Brooklyn zeigt Susanna ihr großes Talent für die Kunst und beginnt Portraits zu malen, was sie unabhängig macht. Während ihre aus pragmatischen Gründen geschlossene Ehe bald wieder geschieden wird, bekommt sie einen Sohn aus einer Affaire. Von ihrem intellektuellen Stiefvater beeinflusst, wendet sie sich den amerikanischen Ureinwohnern und ihrer traurigen Geschichte zu und tritt mit ihrem Sohn Christie eine große Reise an, um den legendären Stammeshäupting Sitting Bull zu warnen....

In seinem neuen biografischen Roman wendet sich der Schweizer Autor Alex Capus der schon fast in Vergessenheit geratenen Künstlerin und Bürgerrechtlerin Caroline Weldon zu, die unter dem Namen Susanna Carolina Faesch in Kleinbasel zur Welt kam.Doch quasi nebenbei schildert Camus einen großen Epochenumbruch, die bürgerlich-revolutionären Erhebungen gegen politische und soziale Strukturen in Europa, die Geschichte der nordamerikanischen Ureinwohner und nicht zuletzt ein Stück Emanzipationsgeschichte.

Wieder einmal bestechend für mich ist der unglaublich poetische, teils überraschend ironische Schreibstil, der mich vollkommen in seinen Bann zog. Oftmals blieb ich an einzelnen Sätzen oder Abschnitten hängen, die mich amüsiert auflachen ließen oder in weitere Gedanken hineinzogen. LIebevoll und detailgetreu beschreibt Camus manche Kleinigkeiten, um dann wieder Jahre zu überspringen, wobei er doch nie das große Ganze aus den Augen verliert. So unaufgeregt und ruhig die Erzählweise auch ist, so stark konnte der Autor mich wieder in seinen Bann ziehen. Lediglich das abrupte Ende mitten in der Begegnung mit dem großen "Chief" ließ mich ein wenig frustriert zurück - hier hätte ich zu gerne noch weitergelesen!

Wenn gleich Camus sich seinen Figuren eher von außen als durch ihr Innerstes nähert, bekommt der Leser doch einen tiefen Einblick in ihre Psyche. Hierzu springt die Erzählersicht ab und zu auf unterschiedliche Protagonisten, was mir durchaus gefiel.

Der gut recherchierte zeitliche Hintergrund, die sozialen und wirtschaftlichen Umbrüche des 19. Jahrhunderts, aber auch das Schicksal der indigenen Bevölkerung, ihre Geistertänze als Krisenkult wurden auf höchst unterhaltsame Art und dennoch sehr einprägsam dem Leser nähergebracht.

Mit "Susanna" beweist ALex Capus wieder einmal seine Klasse.
Ich vergebe (mit einem halben Punkt Abzug aufgrund des ENdes) 4,5 Sterne.

Bewertung vom 25.07.2022
Das Leuchten vergangener Sterne
Fischer, Rena

Das Leuchten vergangener Sterne


sehr gut

Nina Winter ist Unternehmensberaterin in München und schlägt einem Großkunden vor, seinen Ruf durch eher ungewöhnliche Investitionen zu verbessern. Für dieses Projekt reist sie nach Andalusien, um die Ausgrabungen unter der Leitung des Dr. Taran Sternbergs zu prüfen und ihrem Kunden näherzubringen. Für die fachliche Expertise heuert sie den Archäologen Orlando Torres an, nichts ahnend, dass dieser die rechte Hand eines berüchtigten Clan-Chefs ist. Schnell beginnen die beiden Männer um die Ausgrabungen selbst, aber auch um die attraktive Nina zu revalisieren ....

Eher durch Zufall bin ich zu diesem Roman gelangt, denn die Beschreibung "eine Frau zwischen zwei Männern" hätte mich wohl eher abgeschreckt. Doch schnell konnte die Autorin Rena Fischer mich überzeugen - dieses Buch ist viel mehr als eine seichte LIebesgeschichte!

Rena Fischer hat umfassend recherchiert und es gelingt ihr, die oft als trocken betrachteten Themen "Archäologie" und "Ausgrabungen", aber auch "Schatzsuche" sowie das Sondeln nachvollziehbar, einfühlsam und spannend aufzugreifen; durch die kriminalistischen Fragen nach Raubgrabungen, Hehlerei mit antiken Kunstschätzen und Drogenmafia verleiht sie der LIebesgeschichte einen gewissen Thrill und treibt die Leser*Innen durch das Buch. So habe ich quasi nebenbei viel lernen können.

Besonders ist in diesem Roman auch das Setting: Als Schnittpunkt zwischen Afrika und Europa und Treffpunkt von Mittelmeer und Atlantischem Ozean wurde Andalusien jahrhundertelang von dem Beginn der Geschichte und sogar Vorgeschichte an von zahlreichen Kulturen begehrt. NInas (Rund) Reise zu den andalusischen Städten Sevilla, Cordoba und Granada nimmt die Leser*Innen mit an bemerkenswerte Orte und macht Lust, sofort die Koffer zu packen und selbst auf Entdeckungsreisen zu gehen!

Vor allem besticht "Das Leuchten vergangener Sterne" aber durch seine Figuren. Auch, wenn alle drei Protagonisten durch ein traumatisches Erlebnis in ihrer Kindheit geprägt wurden, finden wir in Nina, Taran und Orlando drei völlig unterschiedliche Charaktere, deren Leben in extreme Richtungen ging, und die nun durch das Zusammentreffen neu überdacht werden müssen. Die Figuren sind mehrdimensional angelegt, spannend beschrieben und die Autorin legt Wert auf ihre Entwicklung im Rahmen der Handlung, was sehr gut gelungen ist.

Dieses Buch konnte mich überzeugen - auch, wenn es nicht zu meinen bevorzugten Genres gehört und ich vergebe ein "sehr gut" mit vier Sternen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.07.2022
Wenn das Meer spricht (eBook, ePUB)
F. Ingersson, Peter

Wenn das Meer spricht (eBook, ePUB)


sehr gut

Als der pensionierte Kapitän Jonny Naragossa die Journalistin Flanka um Unterschlupf bittet, weil sein Leben von einem Fluch bedroht sei, glaubt Flanka an Seemansgarn, doch schon bald gibt es einen Toten. Flanka und der Kapitän beginnen, gemeinsam mit Flankas bestem Freund Sokrates, zu ermitteln und stoßen bald auf die Nachfahren von Klaus Störtebeker und Somalische Piraten ....

Was zunächst wie ein Mysterie-Thriller beginnt, entwickelt sich bald zu einem spannenden Krimi mit einem durchaus aktuellen Thema: Den vor Somalia operierenden Piraten. Gerade auch die Sicht von eigentlich unschuldigen jungen Männern, die aus Not von skrupellosen Drahtziehern zu Terroraktionen missbraucht werden, hat mich sehr berührt. Peter F. Ingersson versteht es, ein wichtiges Thema, was schnell aus dem Fokus der Öffentlichkeit verschwand, auf spannende und menschliche Weise in eine spannende Geschichte einzubauen und verschiedene Genre zu verschmelzen.

Auf humorvolle Weise und immer wieder durch (mindestens) ein Schmunzeln unterbrochen, begleiten wir die drei Protagonisten bei ihren spannenden Ermittlungen durch halb Europa; nicht nur durch die dänische Journalistin Flanka, den deutschen Kapitän genannt "Rosi" und den griechischen Freund Sokrates ist die Reise international.

Die skurrilen Figuren haben alle ihre Ecken und Kanten und nicht nur Kapitän Naragossa, bei dem man nie ganz weiß, ob er Seemannsgarn spinnt oder bei der Wahrheit bleibt, sorgt für einige überraschende Wendungen, bis es zum großen Showdown am Ende und einem befriedigenden Happy End kommt. Die toughe Dänin, den weitgereisten Kapitän mit einer traurigen Vergangenheit und den kiffenden patenten Griechen musste man einfach mögen - nicht nur, wenn es um die weltbeste Fischsuppe geht. ;) Nicht zu vergessen ist auch der völlig von sich eingenommene Chefredakteur Flankas, der trotz seines klischeehaften Verhaltens für manches Augenverdrehen sorgte, aber die Ermittlungen immer unterstützte.

Mir hat dieser "Salzwasser-Krimi" der besonderen Art viel Vergnügen bereitet und ich vergebe 4,5 Sterne. Den Namen Peter F. Ingersson muss man sich merken!

Bewertung vom 04.07.2022
Wie man sich einen Lord angelt
Irwin, Sophie

Wie man sich einen Lord angelt


gut

Kittys verstorbene Eltern haben ihr einen Haufen Schulden, ein marodes Haus auf dem Land und die Verantwortung für ihre jüngeren Geschwister hinterlassen. Die einzige Möglichkeit, ihre Familie zu retten, sieht Kitty darin, reich zu heiraten. So zieht sie vorübergehend zu einer alten Freundin ihrer Mutter nach London, um hier unter Zeitnot einen Heiratsantrag zu erlangen, wobei sie ihr Glück hinter das ihrer Schwestern stellt ....

Im Stil von Bridgerton und Jane Austen erzählt Sophie Irwin die Geschichte der findigen Kitty, die möglichst schnell einen vermögenden Ehemann fangen muss. Und auch, wenn Irwin hier mit der Qualität einer Jane Austen nicht mithalten muss, so ist ihr ein durchaus unterhaltsamer und vor allem amüsanter Roman aus der Feder geflossen.

Ohne den Anspruch auf geschichtliche Korrektheit, fühlt man sich beim Lesen zurückversetzt in die Zeit der großen Bälle, des Standesdünkels des Adels und der Heiratsplanungen zu Gunsten der Beteiligten. Die spritzigen Dialoge, der SArkasmus und die geschilderten Probleme auf der Männerjagd sorgen für eine gute Unterhaltung und machen einfach Spaß.

Die Hauptfigur Kitty ist eine eher moderne selbstbewusste Frau, die nicht so recht in ihre Zeit passt, aber ich konnte mich schnell mit ihren Gedanken, Hoffnungen und Wünschen anfreunden und fieberte bei ihrer Suche nach dem willigen Heiratskandidaten mit. Die weiteren Figuren blieben überwiegend eindimensional in ihrer Rolle.

Spannung erhielt die Geschichte durch die Frage, ob es Kitty gelingen würde, rechtzeitig den Heiratsantrag und damit das nötige Kapital zu erhalten oder ob ihre Hochstapelei vorher aufgedeckt würde. Das Ende war, dem Genre geschuldet, recht vorhersehbar, aber dennoch zufriedenstellend. Und auf dem Weg dorthin gibt es doch einige überraschende Wendungen.

"Wie man sich einen Lord angelt" ist eine schöne leichte Unterhaltungslektüre für zwischendurch und macht einfach Spaß.

Bewertung vom 04.07.2022
Blanche Monet und das Leuchten der Seerosen / Ikonen ihrer Zeit Bd.7
Paulin, Claire

Blanche Monet und das Leuchten der Seerosen / Ikonen ihrer Zeit Bd.7


ausgezeichnet

Blanche Hoschedé wächst behütet in vermögenden Verhältnissen in Montgeron auf; ihr Vater ist Kunstsammler und Förderer des jungen Claude Monets. Doch der Mäzen geht bankrott und Madame Hoschedé zieht mit allen Kindern zur Familie Monet. Während Blanche den innovativen Künstler beobachtet und selbst anfängt zu malen, zieht sich eine Reihe von Schicksalsschlägen durch das Leben aller....

"Blanche Monet und das Leuchten der Seerosen" ist mittlerweile schon der sechste Band aus der Serie Ikonen ihrer Zeit / Starke Frauen der Geschichte.

Claire Paulin hat umfangreich recherchiert und gibt ihren Leser*Innen ein genaues und farbenprächtiges Bild der zumeist unbekannten Künstlerin Blanche Hoschedé, der späteren Schwiegertochter des großen Künstlers Claude Monet; doch auch der berühmte Impressionist Claude Monet spielt eine entscheidende Rolle in Blanches Leben und in diesem autobiografischen Roman.
Im Nachwort grenzt die Autorin sauber Fiktion und Wirklichkeit voneinander ab, was mir sehr gut gefällt; ebenso ist das Schaubild der Familie und ihrer Verflechtungen am Ende sehr hilfreich, das ich einige Male zu Rate zog.

Ich muss zugeben, dass mir die Künstlerin Blanche Hoschedé, die ihre Werke auch tatsächlich nur mit ihrem Mädchennamen signierte, bisher gänzlich unbekannt war und ich habe mit großem Interesse ihre wechselhafte Lebensgeschichte verfolgt. Was für eine unglaublich starke Frau, die Unmenschliches zu leisten hatte! Aber auch über den von mir sehr geschätzten Claude habe ich viel Neues erfahren und so einiges gelernt aus den vorliegenden 400 Seiten.

DIe Autorin schreibt mit leichter Hand und entwirft ein höchst lesenswertes Porträt, das getragen wird von den vielen Bildern, deren Entstehung nicht nur beschrieben werden, sondern die dem Leser auch im Kopf entstehen. Nicht nur der Garten Monets in Giverny mit seinen riesigen Seerosenteichen und der neu entwickelte Impressionismus mit seiner Kunst, das Licht einzufangen, wird wunderschön beschrieben.
Doch neben der Kunst spielen auch die widrigen Umstände eine große Rolle und Claire Paulin entwirft ein genaues Bild der Zeit und der Gesellschaft in den Jahren von 1876 bis 1946, wobei leider auch die Zeitsprünge immer größer werden. Paulin konzentriert sich in diesem autobiografischen Roman eben auf die wichtigen Ereignisse für die Personen!

Insgesamt hat mich dieser Roman ungemein gefesselt und ich habe begierig Kapitel um Kapitel gelesen.

Nicht nur, weil ich Romane über starke Frauen liebe, bin ich begeistert von diesem Buch, für das ich fünf Sterne vergebe. Ich freue mich sehr, die bemerkenswerte Blanche entdeckt zu haben und möchte nun auch die weiteren Romane der Serie "Ikonen ihrer Zeit" lesen! Auch hoffe ich auf weitere Bücher der Autorin Claire Paulin, deren wunderbarer Schreibstil mir sehr gefallen hat.