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Der Medienblogger
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- Alles rund um Medien Für alle Serienjunkies, Leseratten, Kinoliebhaber, Eurovisionfans und Lautaufdreher genau das Richtige. Website: http://medienblogger.wixsite.com/jstreb.

Bewertungen

Insgesamt 132 Bewertungen
Bewertung vom 10.09.2018
Heilstätten

Heilstätten


gut

Der deutsche Film hat international einen recht schlechten Ruf. „Es werden nur belanglose und klischeehafte Rom-Coms gedreht, in jedem zweiten Film spielt entweder Til Schweiger oder Matthias Schweighöfer mit“ – das alles sind solche Vorurteile, die gegenüber in Deutschland gedrehten Filmen herrschen. Umso erfreulicher tun sich dann die Streifen hervor, welche sich an einem anderen Genre versuchen. „Heilstätten“ von Michael David Pate ist ein solcher „Ausreißer“, er bewegt sich in dem breit gefächerten Horror-Milieu und möchte eine schockierende Handlung erzählen. Wie überzeugend ihm das letztendlich gelingt und wem ich vorliegendes Werk weiterempfehlen würde, das erfährst du in der folgenden Rezension.


Schon in den ersten Minuten merkt der Zuschauer schnell, dass der Film, obwohl er einige heftige Szenen zu bieten hat, sich doch eher einem jugendlichen Publikum widmen will. Er referiert über die „YouTube-Stars“ und „Influencer“-Thematik, welche der Zielgruppe angemessen ist und mit der sich der Großteil des Publikums identifizieren können müsste.

Der Film kann über seine kurze Lauflänge kurzweilig und spannungsreich erzählen. Die Heilstätte Grabowsee für Lungentuberkulose bietet ein atmosphärisches und düsteres Setting, in welchem man sich selbst nicht gerne aufhalten würde. Die auftretenden Figuren und ihre jeweiligen Motivationen sind nachvollziehbar, jedoch teilweise stark überzogen inszeniert. So wirken Emilio Sakraya und Timmi Trinks als die „Pranksters“ so übertrieben, dass sie dem Zuschauer durch ihre naive und sensationsgeile Art auf die Nerven gehen.

Ich kann verstehen, wenn man hier die Charakterisierung überspitzen will, um Parallelen zu tatsächlich realen Personen ziehen zu können (z.B. BibisBeautyPalace oder PrankBros) und einen abschreckenden Effekt zu verstärken, aber wenn die eigenen Filmhelden den Geduldsfaden ihrer Zuschauer überstrapazieren, dann ist dies für mich kein gutes Zeichen, welches für den Film spricht. Die schauspielerische Leistung insgesamt zahlt sich jedoch recht schnell aus, da man allen Akteuren die stetige Angst und steigende Verzweiflung in jeder Minute des Streifens abkauft.

Vorliegendes Werk wurde im Found-Footage-Stil gedreht, das bedeutet größtenteils aus der Perspektive der verschiedenen Kameras der Protagonisten. Dieses Stilmittel wird hier geschickt eingesetzt, da sich dieser Horrortrip dadurch wie ein tatsächliches „YouTube“-Video ansehen lässt. Teilweise sieht man das geschehen sogar durch eine Wärmebildkamera, was wiederum die aufkommende Hilflosigkeit der Figuren verdeutlicht. Die einzelnen Splatter-Elemente können durch gelungene Spezialeffekte begeistern und werden hier verwendet, um schockierende, aber nicht gewaltverherrlichende Wirkung zu erreichen, was ihnen gelingt.

Durch bedrückende Musik, verwackelten und beängstigenden Bildern und isolierendem Ambiente schafft es der Film, atmosphärischen Grusel entstehen zu lassen. Dieser wird gespickt von teilweise vorhersehbaren, oft aber auch überzeugenden Jumpscares, die dem Zuschauer das Blut in den Adern gefrieren lassen. Ein unerwarteter Plot-Twist am Ende des nur etwa achtzigminütigen Streifens kann zwar überraschen und eine markante Botschaft an das Publikum richten, möchte aber im nachträglichen Revuepassieren nicht hundertprozentig überzeugen.

Wenn man mich also fragt, ob ich „Heilstätten“ weiterempfehlen kann, dann lautet meine Antwort: „Ja.“ Ich finde es gut, dass man sich an dieses Genre auch in Deutschland herantraut. Dieser Film garantiert nicht mehr und nicht weniger als spannenden und kurzweiligen Grusel, in dem durch seine knappe Lauflänge keine einzige Länge entsteht und meist überzeugend seine Zielgruppe unterhalten kann.


„Heilstätten“ ist ein atmosphärischer und schockierender Horrorfilm, der kurzweilige Unterhaltung bietet.

Gerne vergebe ich drei von fünf möglichen Sternen.

Bewertung vom 06.09.2018
Meersalzküsse
Janz, Tanja

Meersalzküsse


gut

Stell dir vor, du darfst mit deiner besten Freundin in einen vielversprechenden Sommerurlaub nach Italien fahren, du musstest mehrere Wochen um die Erlaubnis deiner Eltern kämpfen, die Ferien stehen kurz vor der Tür – und du erfährst, dass du das Jahr nicht bestanden hast, und statt Italien auf ein Feriencamp gehst, in welchem du den Stoff vertiefen sollst, um die Nachprüfung zu bestehen. Keine besonders angenehme Vorstellung, oder? Emma, die Protagonistin aus „Meersalzküsse“, muss genau dieses Szenario durchleben. Was vorliegender Roman taugt und welche weiteren Leseeindrücke gewonnen werden können, das erfährst du in der folgenden Rezension.


Tanja Janz schreibt bildhaft und altersgerecht. Ihr leicht zu lesender Schreibstil macht ein flüssiges Einsteigen in die Handlung möglich und es benötigt keine lange Eingewöhnungszeit, um sich in dem Szenario zurechtzufinden. Gelungen schafft sie es, atmosphärisch, sodass man sich wunderbar während des Lesens die in die Nase steigende Meeresluft, den böigen Wind und das Rauschen des Meeres wie eine Melodie vorzustellen kann, und gleichzeitig dermaßen kurzweilig zu erzählen, auf dass das Lesevergnügen genauso schnell wieder endet, wie es begonnen hat.

Mit den Figuren verläuft es sich ebenso. Auch wenn die Überzeugungen und Motivationen der vorkommenden Personen teilweise etwas klischeehaft daherkommen, wird ihnen genügend charakterliche Tiefe verliehen, als dass man sie nachvollziehen und sich mit ihnen identifizieren kann. Sie verhalten sich jederzeit ihrer Altersgruppe entsprechend, die Glaubwürdigkeit ist daher gewährleistet.

Dieser leichte, nicht zu tief schürfende, aber jederzeit sympathische Eindruck lässt sich auf das gesamte Produkt übertragen. Für eine kurze Zeitspanne kann man sich dem nördlichen Flair hingeben und eine Liebesgeschichte genießen, die man auf irgendeine Art und Weise schon kennt, aber die dennoch unterhalten kann.

Es gibt keine konkret schlechten Aspekte, welche ich im Zusammenhang mit „Meersalzküsse“ anbringen kann und möchte. Alles stimmt, auf eine leicht schmierige-schnulzige Art. Die Thematik „süßer Junge mit Geheimnis“ ist nicht neu, aber für eine neue Geschichte nie zu müde.

Wenn man mich also abschließend fragt, ob ich vorliegende Lektüre weiterempfehlen kann, dann lautet meine Antwort: „Ja.“ Diejenigen, die sich nach dem Klappentext angesprochen fühlen, werden mit diesem Buch ihre Freude haben – und es ist ja für eine spezielle Zielgruppe, die eben genau das erwartet, was das Buch verspricht. Im Vergleich zu allen anderen Büchern, die derzeit auf dem Markt kursieren, kann „Meersalzküsse“ nicht bestehen. Somit reiht es sich in die Liste der Werke an, die gut unterhalten können, nach wenigen Wochen jedoch wieder aus meinem Gedächtnis gelöscht sein werden. Ob man für dieses Erlebnis glatte zwölf Euro investieren möchte, bleibt jedem potentiellen Kunden selbst überlassen.


„Meersalzküsse“ kann durch eine überzeugende und stimmige Atmosphäre, glaubwürdige und sympathische Figuren und einem netten Ambiente punkten.

Dafür vergebe ich gerne drei von fünf möglichen Sternen.

Bewertung vom 06.09.2018
Teenie Voodoo Queen
MacKay, Nina

Teenie Voodoo Queen


sehr gut

Eine rothaarige, tollpatschige Voodoo-Hexe, ein Kindskopf von Junge, der 20 Jahre als Alligator verwandelt war, ein nun sterblicher Ex-Gott und eine Projektion der mächtigsten Zauberin der Stadt – ja, genau diese Figuren ergeben ein kurioses Heldenquartett in „Teenie Voodoo Queen“, das unterschiedlicher nicht hätte sein können. Ob das Buch mit seinem ansprechenden Äußeren mithalten kann und welche weiteren Leseeindrücke aus der Lektüre gewonnen werden können, das erfährst du in der folgenden Rezension.

Zunächst möchte ich betonen, dass es sich bei „Teenie Voodoo Queen“ um eines der sonderbarsten und skurrilsten Bücher handelt, welche ich bisher gelesen habe. Ich glaube auch, dass vorliegende Lektüre nicht jedermanns Geschmack ist. Im Folgenden möchte ich die Pro- und Kontraargumente nennen und abwägend die Leseempfehlung für eine bestimmte Zielgruppe geben.

Der Schreibstil von Nina MacKay benötigt einige Eingewöhnungszeit, bis ich mich in das Szenario und die Handlung hineinversetzen konnte. Sie schreibt auf lebendige und glaubwürdige Art aus der Sicht der Protagonistin Dawn Decent, welche ihr trostloses und aus den Fugen geratenes Leben mit einer gehörigen Portion Sarkasmus betrachtet. So sind die verschiedenen Kapitel mit kuriosen Gedankenspielen und ironischen Bemerkungen gespickt, an welche man sich erst einmal gewöhnen muss, bevor eine hundertprozentige Einlassung auf die tatsächliche Geschichte möglich ist.

Die Autorin bietet uns hier eine Fülle von kreativen und verrückten Ideen. Das Team, welche die Welt vor einer bevorstehenden Bedrohung retten soll, könnte vielschichtiger kaum sein. Dabei beleuchtet die Autorin ihre Charaktere facettenreich, sodass man sie kennen und lieben lernen kann. Mit der Zeit werden auch die Figuren untereinander warm und liefern sich im Laufe des Romans amüsante Auseinandersetzungen, dass auch ich mir das ein oder andere Grinsen bzw. laute Lachen nicht unterdrücken konnte.

In „Teenie Voodoo Queen“ wird jederzeit die überzeugende Balance zwischen Humor und Spannung gehalten. Man bemerkt als Leser die stetige Steigerung hin zur großen Bedrohung, welche das Quartett herausfordert. Wilde Kämpfe mit Zombies werden mit einem guten Schuss Sarkasmus „aufgepeppt“, nachdenkliche Sequenzen mit einem dämlichen Spruch aus den Fugen gerissen. Dabei wirkt die Lektüre alles andere als übertrieben, weil die Welt innerhalb ihrer Grenzen funktioniert und Sinn ergibt. Der unerwartete und schockierende Plot-Twist am Ende hebt noch eine ganz andere Note in dem Buch hervor und kann mich noch immer in seinen Bann schlagen.

Die letztendliche Bedrohung, der die Protagonisten ausgesetzt sind, erweist sich als nichtig. Es ist den vielen Vorbereitungen, welchen sich die Hauptfiguren hingegeben haben, nicht wert und lässt den gelungen aufgezogenen Spannungsbogen in Luft auflösen. Das Motiv hinter dem Antagonisten – schon tausendmal gehört. Hier teilweise in eine Nullachtfünfzehn-Schiene hinein zu rutschen, hat das Buch einfach nicht nötig.

Wenn man mich also fragt, ob ich „Teenie Voodoo Queen“ weiterempfehlen kann, dann lautet meine eindeutige Antwort: „Ja!“. Zwar braucht der Schreibstil ein wenig Zeit, um wirken zu können, einige Logiklöcher führen zu Stirnrunzeln und der Klimax des Buches kann nicht hundertprozentig überzeugen – aber dem stehen zahlreiche Aspekte gegenüber, die das Werk zu einer wahren Freude machen.

Wer also Lust auf ein lustiges, verkorkstes und verrücktes Buch hat, welches mit den Regeln von Voodoo nur so um sich schmeißt, der sei hiermit gut beraten. Für Fans von Fantasy und Humor, auch gerne gemischt, spreche ich hier eine klare Kaufempfehlung aus. Wer aber keine Lust auf sarkastischen Humor, schräges Fantasy und Steckrüben und Frösche hat, der sollte hier lieber die Finger von lassen.

„Teenie Voodoo Queen“ ist ein Feuerwerk aus kreativen und amüsanten Ideen, die die Lektüre zu einem wahren Lesegenuss machen.

Sehr gerne vergebe ich starke vier von fünf Sternen.

Bewertung vom 03.09.2018
Ohne Gnade / Gwen Bd.1
Bergstrom, Scott

Ohne Gnade / Gwen Bd.1


sehr gut

Spätestens seit dem hochgradig spannenden Actionthriller „Red Sparrow“ ist mir klar geworden, dass ich mit Agententhrillern sehr wohl etwas abgewinnen kann. Mein Interesse gegenüber vorliegendem Werk, welches mit auffälligem Design aus lilafarbenem Umschlag und orangenem Schnitt daherkommt, war also geweckt. Welche meiner Erwartungen eingehalten werden konnten und weitere Leseeindrücke zur Lektüre – in der folgenden Rezension.

Schon auf den ersten Seiten kann man als Leser in die Geschichte eintauchen. Ein rasanter und fesselnder Schreibstil machen einen flüssigen und problemlosen Einstieg in die Handlung möglich. Autor des Werkes, Scott Bergstrom, weiß über die vierhundert Seiten gelungen und packend zu erzählen. Es ist nicht die Sorte von Buch, die einem noch Monate oder gar Jahre im Gedächtnis bleiben werden, aber eines, das im Hier und Jetzt grandiose Unterhaltung liefert – und das rechne ich ihm hoch an.

Mit der Protagonistin komme ich gut zurecht. Ihre Motive bleiben jederzeit nachvollziehbar, man kann sich in ihre Lage gut hineinversetzen. Mir ist klar, dass die Handlung nicht realistisch ist, und auch die Hauptfigur Gwendolyn verhält sich ein bisschen reifer und mutiger, als man es von einer Siebzehnjährigen erwarten würde – aber solche kleine Ungereimtheiten gewinnen nicht zu sehr Oberhand, als dass sie schwer ins Gewicht fallen könnten.

Das rasante Tempo, mit welchem der Autor erzählt, hält den Leser jederzeit auf Trab, sodass das Lesevergnügen recht schnell wieder zu Ende ist. Er führt seine Leserschaft überzeugend in die Welt der Geheimdienste und Mafiabosse ein, sodass man sich selbst ständig dabei ertappen kann, wenn man überlegt, welcher Figur man selbst tatsächliches Vertrauen schenken kann. Uns wird ein erschreckendes Bild der Welt geboten, in der Gesetze, gesellschaftliches Verhalten und Hoffnung nicht die Stützpfeiler des Lebens sind – und jeder merkt das, es wird aber nicht infrage gestellt.

Wendungsreich führt Scott Bergstrom durch eine sprunghafte Reise über den gesamten Globus, während welcher die Protagonistin, die der Leser in der Ich-Perspektive begleitet, eine frappierende charakterliche Veränderung durchschreitet. Diese wirkt, den Umständen entsprechend, glaubwürdig und lässt an dieser Stelle keine Nachfragen übrig.

An einigen Stellen hätte ich mir von dem Autor jedoch ein wenig mehr Konsequenz gewünscht. Er erzählt mit Beharrlichkeit eine düstere Handlung und doch wirkt es teilweise so, als wären die Herausforderungen, denen die Hauptfigur gegenüber gestellt wird, zu simpel überwindbar. Wenn ein böser Mafiaboss beispielsweise als Genius figuriert wird, vor dessen Intellekt sich viele fürchten, dann erwarte ich als Leser automatisch, dass er die beinahe schon „läppischen“ Tricks, welche angewendet werden, vorhersieht und daher mühelos parieren kann. Dies ist hier aber nicht der Fall.

Das Ende lässt eine Weitererzählung offen. Von meiner Seite aus gebe ich einer Fortsetzung grünes Licht, da ich gerne weiterhin mitverfolgen möchte, wie sich die Geschichte rund um Gwendolyn Bloom entwickeln wird. Laut Informationen des Verlags soll der zweite Band der Reihe, der den deutschen Titel „Ohne Skrupel“ tragen wird, im Februar nächsten Jahres erscheinen. Ich bin gespannt. Kleine Anmerkung: Vorliegendes Werk wird im selben Monat als Taschenbuchausgabe unter dem Namen „Ohne Gnade“ neu veröffentlicht und momentan wird an der Kinoverfilmung gearbeitet.

Wenn man mich abschließend fragt, ob ich „Cruelty – Ab jetzt kämpfst du allein“ weiterempfehlen kann, dann lautet die Antwort, allein in Anbetracht der überwiegenden Mehrheit positiver genannter Aspekte: „Ja.“ Dieses Buch kann unterhaltsame und atemlose Spannung bieten und einige gut gefüllte Lesestunden bieten. Wer gerne Thriller und Action, auch gerne mit Agententhematik, liest, der ist mit diesem Buch sehr gut beraten.

„Cruelty – Ab jetzt kämpfst du allein“ ist ein spannungsreicher Actionthriller der Extraklasse.

Bewertung vom 03.09.2018
Die Gabe / Aura Trilogie Bd.1
Benedict, Clara

Die Gabe / Aura Trilogie Bd.1


weniger gut

Eine deutsche Fantasygeschichte für Jugendliche, welche überwiegend positive Resonanzen bekommen und ein traumhaft schönes Cover aufzuweisen hat, trudelte vor einigen Wochen, Monaten in meinen Briefkasten. Der Klappentext zu vorliegendem Werk versprach ein geheimnisvolles, romantisches und magisches Abenteuer – welche Versprechungen davon eingehalten werden und weitere Leseeindrücke findest du in der folgenden Rezension.


Der Schreibstil von Clara Benedict, der Autorin dieses Auftaktes zur „Aura“-Trilogie, braucht ein wenig Eingewöhnungszeit und verhindert somit ein einwandfreies Einsteigen in die Geschichte. Er wirkt an zahlreichen Stellen so gewollt jugendlich – und erzielt leider überwiegend genau den gegensätzlichen Effekt. So schade ich es auch finde, bis zur letzten Seite kann mir die Schriftstellerin nicht das Gefühl vermitteln, dass ich in der Handlung „drin“ stecke.

Einerseits liegt das an den Figuren, die wir in diesem Roman kennen lernen. Sie werden recht oberflächlich behandelt und ich konnte mich nie wirklich mit ihnen identifizieren. Die Protagonistin Hannah beispielsweise, aus deren Sicht die Vorkommnisse geschildert werden, verfolgt teilweise hirnrissige Gedankengänge über belanglose Themen. Ich meine, wer denkt denn ernsthaft daran, wenn ein Junge auftaucht, den man heiß findet, und man sich fragt, wie man am besten verhält, ob man jetzt aufspringen und jodeln soll? So etwas meine ich.

Zudem erschließt sich mir als Leser über weite Strecken hinweg keine Struktur hinter dem Erzählten. Ein Spannungsbogen wird erst in den letzten gut fünfzig Seiten ersichtlich, wenn die Autorin merkt, dass sie noch irgendetwas Aufregendes bringen muss, um in der Leserschaft Interesse für die nächsten Bände zu wecken. So zwängt sie in den letzten Bruchteil ihres Werkes einen wendungsreichen Plot, der eine schockierende Wirkung ausübt, aber letztendlich nicht schmecken will, weil davor so wenig passiert.

Die Figurenentwicklung finde ich persönlich ziemlich unrealistisch. Stell dir vor, du merkst eines Tages, dass du eine außergewöhnliche Kraft besitzt, mit welcher du mit bloßer Gedankenkraft Dinge verändern und Menschen manipulieren kannst. Wie würdest du dich verhalten? Mit großer Sicherheit kann ich behaupten, dass die Ideen, welche dir gerade in den Sinn gekommen sind, sich nicht mit Hannahs decken.

Es ist an dieser Stelle weder meine Aufgabe noch mein Ziel, dieses Buch unnötig in den Dreck zu ziehen. Wer Interesse nach dem Klappentext hat und auf seichte Romantasy-Bücher steht wie „Rubinrot“, der könnte mit „Aura – Die Gabe“ tatsächlich seine Freude haben. Allen anderen würde ich hiermit von einem Kauf abraten. Als Leser wird man nicht in die Handlung involviert und mitgerissen, die Figuren bleiben oberflächlich und somit belanglos und die tatsächliche Geschichte, die sich ereignet, hätte man auch in der Hälfte der hier benötigten Zeit erzählen können – das alles sind nun einmal aber Punkte, die ein Jugendbuch lesenswert machen. Das Ende – und der damit verbundene Plot-Twist – ist eines der wenigen Aspekte, die mich an dem Buch überzeugen konnten, und trotz der überwiegend negativen Kritik meinerseits verspüre ich leichte Neugier, wie die Trilogie wohl weitergeführt wird.


Fazit:
„Aura – Die Gabe“ ist ein Auftakt zur gleichnamigen Jugendbuchtrilogie, der den Erwartungen nicht ganz gerecht werden kann. Dennoch bin ich gespannt auf die Fortsetzungen.

Ich möchte hierfür zwei von fünf möglichen Sternen vergeben.

Bewertung vom 01.09.2018
Das Böse in deinen Augen
Blackhurst, Jenny

Das Böse in deinen Augen


gut

Ein kleines Mädchen in einst weißem, zerschlissenem Kleid, dessen dreckige schwarze Haare ihr wild im Gesicht hängen – ein oft genutztes Bild in Horrorfilmen, welches in vielen Menschen sofort ein mulmiges Gefühl auslöst. Auch Jenny Blackhurst macht von dieser Erscheinung in ihrem Psychothriller „Das Böse in deinen Augen“ Gebrauch. Wie mir das Buch gefallen hat und welche weiteren Leseeindrücke ich bei der Lektüre gewinnen konnte, erfährst du in der folgenden Rezension.


Ein einfach zu lesender und spannungsgeladener Schreibstil macht für den Leser einen flüssigen Einstieg in vorliegenden Roman möglich. Über eine Lauflänge von etwas mehr als vierhundert Seiten gestaltet die Lektüre erstaunlich kurzweilig, sodass ich „Das Böse in deinen Augen“ nach nur zwei Tagen ausgelesen hatte. Die kurze Kapitellänge tut dabei ihr Übriges.

Die Figuren werden gut ausgearbeitet. Der Großteil der Kapitel wird aus der Sicht der Kinderpsychologin Imogen Reid erzählt, in die ich mich gut hineinversetzen konnte, da ihre Handlungen glaubwürdig dargestellt wurden. Einige Erzählpassagen werden auch aus Ellies Perspektive wiedergegeben, jedoch wurde hier dennoch die Dritte Person verwendet, um den „Rest“ Geheimniskrämerei und Distanz, welche zu diesem mysteriösen Mädchen gewahrt wird, aufrechtzuerhalten. Die Nebenfiguren werden überwiegend nicht näher beleuchtet, sondern dienen der Handlung nur als Mittel zum Zweck.

Jenny Blackhurst schafft es geschickt, ihre Leser auf die falsche Fährte zu führen. Man möchte die ganze Zeit herausfinden, was hinter dem gruseligen Mädchen und den damit verbundenen mysteriösen Geschehnissen steckt. Sie baut eine dichte Atmosphäre auf, die den Leser so schnell nicht loslässt, und gelungen zu überzeugen weiß.

Verwunderlich fand ich jedoch, wie erwachsen und bedacht die Kinder und Jugendlichen in diesem Roman handeln – ganz im Gegenteil zu den volljährigen Figuren des Buches. Mich konnte die Vorstellung, dass die jugendlichen Akteure, die alle jünger sind als ich, zu solchen Dingen fähig sind, wie sie hier präsentiert werden, nicht rumkriegen.

Die große Wendung, auf die das Buch letztendlich hinarbeitet, möchte nicht schmecken. Die Motive, die hinter den schrecklichen Dingen steckt, sind mir zu schwach, als dass sie einleuchten. Von Kapitel zu Kapitel wird zunehmend Spannung gesteigert – und dann wird sie mit einem solch unausgereiften Plot-Twist entlohnt? Das möchte sich mir nicht erschließen. Zwar ist die Unvorhersehbarkeit gewährleistet, das liegt meiner Meinung nach daran, dass kein „Standard-Thrillerleser“ einen dermaßen hanebüchenen Umschwung kommen sieht. Ausstehende offene Fragen werden fast lieblos mit nicht interessanten Begründungen beantwortet.

Genau an dieser Stelle merkt man: Die Autorin hat sich zu viel vorgenommen. Spannende Ereignisse türmen sich übereinander, Geheimnisse warten darauf, entschlüsselt zu werden, eine fesselnde Atmosphäre spannt den Leser wie in einem Kokon ein. Jedoch kann Jenny Blackhurst ihre Handlung nicht überzeugend auflösen. Aspekte, die im Roman lediglich der Spannungserhöhung dienten, werden unausgereift zu Ende geführt. Das ist schade.

Wenn man mich abschließend fragen würde, ob ich „Das Böse in deinen Augen“ weiterempfehlen könnte, dann würde meine Antwort trotz einiger Kritikpunkte „Ja“ lauten. In wem der Klappentext Interesse geweckt hat, sollte tatsächlich überlegen, sich das Buch zu Gemüte zu führen. Trotz seinem enttäuschenden Ende weiß das Buch nämlich sehr gut zu unterhalten und eine beklemmende Atmosphäre aufzubauen. Wer an solchen Romanen seine Freude findet, sei hiermit gut beraten.


„Das Böse in deinen Augen“ ist ein atmosphärischer und spannender Psychothriller, der spannende Unterhaltung liefert, die über ein unausgegorenes Ende hinwegtäuschen kann.

Gerne vergebe ich drei von fünf Sternen.