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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
gagiju
Wohnort: 
Kaiserslautern

Bewertungen

Insgesamt 126 Bewertungen
Bewertung vom 09.07.2021
Die Frau im Park
Janek, Ella

Die Frau im Park


gut

Auf eine detaillierte Inhaltsangabe verzichte ich; die kann man im Klappentext und auf jeder Website nachlesen. Es geht um eine Frau, die sich nach dem Wegzug ihrer Tochter nutzlos und ihrem Ehemann entfremdet fühlt und bei Sapziergängen im Englischen Garten Ruhe und Gelassenheit sucht und dabei einen anderen Mann kennen lernt.
Der Schreibstil ist ruhig, gelassen und flüssig und passt insofern zur Geschichte. Die einzelnen Personen erreichen für mich keine ausreichende charakterliche Tiefe, vor allem die beiden Männer nicht. Insofern konnte ich auch die Entwicklungen von Anziehung und Distanz zu den beiden nicht richtig gut mitfühlen, was ich schade fand.
Die Sprache ist mir an manchen Stellen ein wenig zu oberflächlich, zu klischeehaft.
Der Schluss erscheint vorhersehbar, die Entwicklung dahin ist aber für mich auch nicht wo ganz schlüssig.
Alles in allem eine nette leichte Sommerlektüre für Strand, Liegestuhl oder die Parkbank...

Bewertung vom 04.06.2021
Im Reich der Schuhe
Wise, Spencer

Im Reich der Schuhe


ausgezeichnet

Anderer Blickwinkel auf das Reich der Mitte
Am Anfang fand ich es nicht so leicht, in den Lesestil hinein zu kommen, die verschiedenen auftretenden Figuren haben mich eher verwirrt. Das hat aber nicht lange gedauert, das Buch hat für mich sehr schnell einen ganz eigenen Sog entwickelt.
Entgegen vieler Meinungen in den Rezensionen blieben die Figuren für mich nicht flach, sondern waren sehr lebendig und kamen mir immer näher. Das gilt besonders für Alex und Ivy. Der Vater-Sohn-Konflikt zwischen Alex und dem „Kaiser“ entwickelt und verschärft sich nachvollziehbar; ivy und ihre Mitstreiter wirken hier als Katalysator, ebenso wie beim „Erwachsenwerden“ des ewigen Sohnes.
Sehr interessant war für mich der Blick in die chinesischen Arbeitsverhältnisse, so wie sie im Roman dargestellt sind und wie ich sie leider für realisitisch halte. Gut gezeigt aber auch der innere Konflikt vieler Chinesen aufgrund kultureller Verwurzelungen…
Ein spannendes, sehr menschliches Buch, gut und flüssig zu lesen.
Das Cover mit dem Affen und den Früchten fand ich auch sehr passend….

Bewertung vom 14.05.2021
Viktor
Fanto, Judith

Viktor


sehr gut

Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, wenn ich mich auch am Anfang auf die vielen Namen und die Zeitsprünge konzentrieren musste. Sehr dankbar war ich für den "Familienstammbaum" auf den ersten Seiten - ich habe immer wieder dort nachgesehen im Verlauf des Buches.

Das Cover finde ich wunderschön gestaltet, es passt zum Inhalt - einerseits Ästhetik und gefühlter Reichtum, aber auch Nachdenklichkeit und Traurigkeit im Gesicht der schönen Frau, und daneben der Teil eines leicht düsteren Schwarz-Weiß-Fotos.

Die Geschichte ist gut erzählt, für mich spannend das (Er-)Leben der Ursprungs-Familie in Wien während des Nazi-Regimes, wobei sich erst gegen Ende des Buches herausstellt, wer auf welche Weise über-lebt hat. Insbesondere die Person des Viktor finde ich gut dargestellt, nicht in Schwarz-Weiß-Malerei, sondern in den nicht leicht einordenbaren und sich verändernden Charakterzügen, die ihn ausmachen. Er wurde im Verlauf des Buches immer deutlicher sichtbar, fühlbar, greifbar für mich.

Auch der 2. Erzählstrang, aus der Sicht der jungen Studentin Geertje im niederländischen Nijmegen gefiel mir gut, ihre Zweifel und Fragen, ihr Hin- und Hergerissensein, für das es erst gegen Ende eine gewisse "Auflösung" gibt. Ich mochte sie.

Insgesamt habe ich auch viel über das Jüdisch-Sein erfahren und gelernt, was ich bisher nicht wusste.

Ein erfrischend anderes Buch über jüdisches Leben und Glauben, fernab von "Unorthodox" oder "Schndlers Liste" - ohne Wertung!!!

Bewertung vom 11.05.2021
Sommernacht
Foley, Lucy

Sommernacht


ausgezeichnet

Ich hatte ein paar Monate zuvor "Neuschnee" von Lucy Foley gelesen und war nun sehr gespannt auf das Nachfolgebuch.

Und - meine Erwartungen wurden sogar noch übertroffen.

Es ist eine superspannende Geschichte, von der ersten bis zur letzten Seite. Sehr flüssig geschrieben und wirklich gut zu lesen, ein echter "Pageturner", fast genauso ein Beziehungs- und Freundschaftsdrama wie ein Psychothriller.

Besonders prickelnd ist der Kontrast zwischen der Szenerie einer prachtvollen romantischen Hochzeit mit allen zugehörigen vorstellbaren Details wie Rosenbläätern, Tanz, romantischen Kleidern und feiner Küche - und das vor dem Hintergrund der Abgeschiedenheit einer düsteren sturmumtosten Insel.

Einzelne der Charaktere sind in ihren hellen und dunklen Details sehr gut getroffen, bei anderen hätte ich mir etwas mehr Tiefe in der Beschreibung der Person und etwas mehr Entwicklung in der Handlung gewünscht. Aber das ist fast Jammern auf hohem Niveau.

Mein Fazit: eine superspannende, wunderbar zu lesende Unterhaltungslektüre, gleichermaßen Psychodrama wie Psychokrimi, wunderbar geeignet für lange Wochenenden, Urlaub, den Liegestuhl auf der Terrasse oder perfekte Ablenkung während eines Klinikaufenthaltes.

Bewertung vom 11.05.2021
Warten auf Eliza
Arbuthnot, Leaf

Warten auf Eliza


ausgezeichnet

Das Buch hat mir sehr gut gefallen, wie schade, dass es zunächst noch keine weiteren von Leaf Arbuthnot gibt.

Es ist keine der üblichen Geschichten mit der Handlung "2 sehr unterschiedliche Menschen aus verschiedenen Generationen treffen sich und werden zu besten Freunden", ein Thema, das in letzter Zeit in Büchern und Filmen reichlich strapaziert und oft nicht sehr glücklich umgesetzt wurde.

Leaf Arbuthnot erzählt die Geschichte anders, ohne Kitsch, ohne Klischees, ohne spektakuläre Fallhöhen. Im Mittelpunkt stehen die beiden Frauen und ihre Leben, ihre Stärken und Schwächen, ihr Ängste und Sehnsüchte. Der ruhige Sprachstil passt dazu, dass die beiden sich langsam annähern und dennoch für sich bleiben. Sie lernen voneinander, aber sie betrachten sich auch mit einer gesunden Distanz.
Das ist sehr schön geschildert, liest sich leicht und flüssig.

Ich hätte mich gerne ab und zu zu den beiden Frauen dazu gesetzt, in den Garten oder vors Fenster, ein Tässchen Lapsang Souchong getrunken und mit ihnen geplaudert.

Ein Hauch von Melancholie liegt über der Geschichte, dennoch erfüllt sie mich beim Lesen mit sanftem Optimismus und Hoffnung.

Ein wirklich schönes Buch, das ich bestimmt nochmal verschenken werde.

Bewertung vom 23.04.2021
Nora Joyce und die Liebe zu den Büchern
O'Connor, Nuala

Nora Joyce und die Liebe zu den Büchern


gut

Ich habe mich sehr auf das Buch gefreut, da ich generell gerne Romanbiografien über Frauen lese, die an der Seite berühmter Männer eher ein Schattendasein führen, obwohl die Männer wahrscheinlich nicht den Grad von Berühmtheit erreicht hätten, wenn eben jene Frauen ihnen nicht den Rücken vor den "profanen Alltäglichkeiten des Lebens" frei gehalten hätten. Das klingt nach einem Klischee, war aber in der Vergangenheit wohl häufig wirklich so.

Über Nora Joyce wusste ich vor dem Lesen des Buches nicht viel, James Joyce's Bücher fand ich immer sehr schwierig zu lesen.

Nora geht es, was letzteres betrifft, ebenso. Generell liest sie, wenn überhaupt, gerne leichte bis seichte Literatur. Ihren Mann bewundert sie unendlich, ist und bleibt aber sehr weit von seinem geistigen Niveau entfernt, was aber sowohl sie als auch ihn nicht im mindesten zu stören scheint.

Insofern finde ich den Titel des Buches irreführend; die Liebe zur Literatur hat nur James.

"...er schreibt schon fleißig an etwas Neuem, wovon er sagt, es wird wie kein anderes je geschriebenes Buch. Das glaube ich ihm gern, denn wenn er mir daraus vorliest, ist es für mich ein einziges Kauderwelsch, nichts als Babygeplapper."

Nora kümmert sich um ihre Kinder, versucht, Freundschaften zu schließen, Essen und Geld zu beschaffen, betrachtet die Dinge des Lebens recht einfach und pragmatisch.

"Jim Joyce ist meine Liebe, aber er ist mir auch eine Plage am Herzen und für meinen Geist ein heikles Rätsel."

Oft ist sie wütend über James' Saufgelage, seine Weigerung, sich mit der - finanziellen und sonstigen - Realität auseinanderzusetzen, die permanenten Umzüge, seine Launen. Dennoch weicht sie meist nicht von seiner Seite, verehrt ihn geradezu, strengt sich unendlich an, ihm sein Wolkenkuckucksheim gemütlich einzurichten.

""Sie sind aber optimistisch, Nora". Ich seufze. "Nein, eigentlich nicht, Clotilde. Ich bin ihn nur gewohnt."... Ihn gewohnt, von ihm gequält und in ihn verliebt, alles drei."

Erotik wird als lebenslanges starkes Bindeglied zwischen den beiden geschildert; hier gefiel mir oft am Anfang des Buches die primitive Sprache nicht. Aber je näher man Nora "kennen lernt", desto leichter verzeiht man ihr das.

Ich habe mich trotz der relativ einfachen Sprache, die mich am Anfang nicht so recht gepackt hat, ganz gut hinein gelesen in das Buch und wollte dann schon wissen, wie es ihr und ihm und den Kindern und der ganzen Familie weiter ergeht.

Insgesamt vergebe ich drei bis 4 Sterne.