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Buchstabengeflüster

Bewertungen

Insgesamt 184 Bewertungen
Bewertung vom 17.11.2021
Litersum
Rosenbecker, Lisa

Litersum


ausgezeichnet

Fantasievolle und kreative Buchidee

Malou Winters ist die Tochter eines Buchcharakters und einer realen Frau, weshalb sie eine Anti-Muse ist und deshalb Autor/innen mit einem Kuss Ideen stehlen kann. Malou tut dies nur ungern, aber die Auslöschung bestimmter Ideen schützt die reale Welt und das Litersum. Als aber zwei ihrer Aufträge ermordet aufgefunden werden, zieht die Polizei, allen voran der junge missmutig dreinblickende Lansbury, eine Verbindung zu Malou. Ihre Mutter hat einen hohen Rang bei der Polizei und kann sie zeitweise von den Ermittlungen fernhalten, doch sie müssen unbedingt herausfinden, wer tatsächlich hinter diesen Morden steckt. Also machen sich Malou, ihre Freundin Emma und der vielleicht nicht ganz so griesgrämige Lansboury in der realen und Bücher-Welt auf, um den wahren Mörder zu finden.

...hörte mir nicht mehr zu. Er schielte sehnsüchtig auf seinen Krimi.
„Ich verstehe das. Es geht nichts über ein gutes Buch. Dann lasse ich euch beide mal wieder allein.“, 7 %

Lisa Rosenbeckers Schreibstil gefällt mir sehr. Die Autorin schreibt die Geschichte sehr lebendig und mitreißend, gleichzeitig liest sie sich locker flockig weg. Die Idee des Litersums, des „Universums“ aller Buchwelten und der Zwischenbibliothek, begeistert mich sehr, wie vermutlich jede/n Buchliebhaber/in. Ich finde auch die Details toll gewählt, dass man z. B. durch die Tür einer Buchhandlung, Bücherei oder Bibliothek in die Zwischenwelt gelangt und auch Malous beste Freundin Emma. Sie stürzt sich mit voller Begeisterung in jedes Rätsel und ist eine ausgesprochen gute Detektivin, weshalb sie sich selbst Emma Holmes (nach Sherlock Holmes) nennt. Lisa Rosenbecker hat eine fantasievolle Geschichte rund um Mnemosyne, die griechische Göttin der Erinnerung, und unserer heißgeliebten Bücherwelt geschaffen. Das Buch passt mit dem Litersum, dem Kriiminalfall und einigen Abstechern im viktorianischen Zeitalter sehr gut in die Ästhetik Dark Academia, die momentan sehr beliebt ist.

Fazit:
„Litersum“ ist eine ausgesprochen schöne und fantasievolle Idee, die sicherlich nicht nur Bücherwürmer begeistert.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.11.2021
Die Schattenarmee / Ministry of Souls Bd.2
El-Bahay, Akram

Die Schattenarmee / Ministry of Souls Bd.2


sehr gut

Guter Abschluss, der sich manchmal im Kreis dreht

Nachdem es Jack und seinen Freunden nicht gelungen ist, den Ifriten zu besiegen müssen sie eine neue Möglichkeit finden. Noch dazu, wo Jack von dem Rachegeist mit einem Fluch belegt wurde, wodurch er immer mehr seines Leben verliert, als würde es aus ihm heraus sickern. Dazu reißen Jack, die Prinzessin Naima und der spezielle Kater in den Orient in Naimas Heimat. Ich finde es schön und einen tollen Kontrast zum viktorianischen London, dass nun der Orient das Setting darstellt. Der Palast und dessen Garten von Naimas Familie müssen wirklich sehr beeindruckend sein und die Orte wurden sehr anschaulich beschrieben. Die Verknüpfung beider Orte verpackt ein bisschen wahre Geschichte in diesem tollen Fantasyroman.

Der Schreibstil von Akram El-Bahay ist wie gewohnt großartig! Wie Jack oft passenderweise „tausendundeiner“ Gedanken durch den Kopf gehen und Akrams Beschreibungen auch sonst bildhaft und sehr passend gewählt sind. Ich habe so viele Worte und Textstellen genossen. Und weil der Autor die Szenen und Orte immer sehr gut schildert, sodass ich wunderschöne Bilder in meinem Kopf habe, möchte ich die Geschichte auch sehr gerne auf der großen Kinoleinwand sehen!

"Sanftmut ist die Kraft des Überlegenen, Zorn dagegen ist die Stärke des Unterlegenen.", S. 300

Die Geschichte ist wie der erste Band wieder sehr spannend und es kommt auch einiges Überraschendes ans Licht. Auch die Frage, ob und vor allem wie die drei Protagonisten den Ifriten besiegen können, hat bei mir einige Vermutungen aufgeworfen, aber ich konnte das Ende trotzdem nicht kommen sehen. Auch wenn ich gefesselt an den Seiten hing, war der Spannungsbogen dennoch nicht immer hoch. Ab der Hälfte hatte ich das Gefühl, dass sich die Geschichte im Kreis dreht, denn die Bemühungen von Jack, Naima und Oz haben einfach keinen Fortschritt gebracht. Wäre die Spannung in diesem Roman ein Faden, wäre er nicht gespannt, sondern würde zeitweise lose in überlappenden Kringeln herumliegen. Außerdem hat mich ein eher amüsantes Detail bald nur noch genervt. Irgendwann fängt sich die Spannung aber wieder und gipfelt in einem richtigen Showdown. Dabei ist leider wenig Fokus auf einen wichtigen Moment gelegt worden, wodurch er unter ging und ich erst nach dem Ende darüber nachdenken musste, wie ein bestimmter Aspekt denn nun abgelaufen ist. Der Schluss hat mir insgesamt gut gefallen und ich freu mich, wie die Geschichte für alle Beteiligten ausgegangen ist.

Fazit:
„Die Schattenarmee“ ist ein toller Abschlussband von Naimas, Jacks und Ozs Abenteuer. Auch wenn die Spannung kurzzeitig verloren ging und sich das Geschehen im Kreis gedreht hat, besticht Akram El-Bahay auch in diesem Buch wieder mit seinem wunderschönen, bildhaften und fantasievollen Schreibstil und Ideen.
3,5 von 5 Sternen

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.11.2021
Das Schattentor / Ministry of Souls Bd.1
El-Bahay, Akram

Das Schattentor / Ministry of Souls Bd.1


ausgezeichnet

Eine fantasievolle Geschichte über Geister und Rache

Der Klappentext fasst schon ziemlich gut zusammen, worum es in der Geschichte geht: Damit die Seelen verstorbener Menschen sicher in die Zwischenwelt gelangen, gibt es die Soulmen, die die Geister einfangen und in die Zwischenwelt begleiten. Als arabische Abgesandte im Buckingham Palace ermordet werden, muss Jack den Auftrag übernehmen. Als er die Geister der Toten sucht, bemerkt er, dass die arabische Prinzessin noch lebt. Als er von einem schwarzen Wesen angegriffen wird, bleibt ihm nichts anderes übrig als Naima kurzerhand durch die Tür zur Zwischenwelt zu schubsen, um ihr Leben zu retten. Doch als er sie zurückholen will, ist das Tor bereits verschlossen und er muss einen anderen Zugang in die Zwischenwelt finden, denn nicht umsonst ist es verboten, eine lebende Person dorthin zu bringen.

Jack ist noch in der Ausbildung und soll eigentlich den Geist einer alten Frau hinüber begleiten, die ganz schön stur ist und sich nicht von ihren geliebten Katzen trennen will. Hier schafft der Autor einige amüsante Szenen, denn die alte Dame hat auch noch ein Auge auf ihren Soulman geworfen. Nicht nur mit seinem Humor kann Akram El-Bahay punkten, denn die Idee des Ministry of Souls und der Zwischenwelt hat mich auch sehr beeindruckt. Die Idee, dass jeder Mensch seine eigene Zwischenwelt formt, nämlich durch einen für ihn besonderen Ort, finde ich richtig gut. Auch das Zusammenspiel zwischen unserer Welt und der der Verstorbenen ist sehr fantasievoll und nachvollziehbar gestaltet.

"Soulmen waren die vermutlich abergläubischsten Menschen der Welt. Es war wohl eine Berufskrankheit. Und wenig verwunderlich bei Leuten, die einen erheblichen Teil ihrer Arbeitszeit unter Geistern verbrachten.", S. 209

Das Setting ist sehr atmosphärisch beschrieben, als Jack durch die düsteren Gassen des vergangenen Londons streift und das Gelände des Buckingham Palaces betritt. Auch die Kleidung und historische Begebenheiten wurden gekonnt in die Geschichte eingebettet. Im Kontrast zum viktorianischen Zeitalter bieten die orientalischen Aspekte, wie Naima und ihre Familie, Sagen aus der Wüste und der schwarze Schatten, der Jack zu Beginn der Geschichte angegriffen hat, eine tolle Abwechslung.


Fazit:
Mit „Das Schattentor“ hat Akram El-Bahay wieder seine beeindruckende Fantasie unter Beweis gestellt. Ich liebe die Idee der Zwischenwelt und der Soulmen! Das viktorianische Zeitalter und die orientalischen Aspekte bieten durch ihren großen Kontrast eine tolle Mischung. Der wunderschöne Schreibstil des Autors weckt eine außergewöhnliche Geschichte zum Leben. Ich kann es kaum erwarten zu erfahren, wie es mit Jack und Naima weitergeht!

Bewertung vom 31.10.2021
Reality Show
Freytag, Anne

Reality Show


sehr gut

Holpriger Lesefluss

Die Geschichte spielt etwas in unserer Zukunft, als bei der Bundestagswahl eine rechte Partei die deutliche Mehrheit erhält. Eine Studenten-WG gefällt das gar nicht und sie fangen an zu diskutieren: Die Idee der Reality Show ist geboren. An Heiligabend werden zehn der reichsten Deutschen in ihren Häusern als Geiseln genommen. Diese haben neben der Regierung genauso viel, wenn nicht sogar mehr, Einfluss auf unser aller Leben. Also werden die einflussreichsten Personen und ihre Vergehen in der Show vorgestellt und die Zuschauer entscheiden über deren Strafe.

Zu Beginn des Buches wird im Prolog direkt eine brenzlige Situation dargestellt, bei der ich die Luft angehalten habe. Danach folgen die Stunden davor, als die drei Studenten und ihre Helfer in die Häuser der Reichen eindringen, woraufhin die Show beginnt. Ich finde es toll, wie umfassend die Geschichte dargestellt wurde, indem man einige der zehn Reichen kennenlernt, die Geiselnahmen mit verfolgen kann, auch die Sicht der Fernsehzuschauer erfährt und die Show mit einem der Studenten als Moderator verfolgen kann.

Gestört an der Geschichte hat mich allerdings die Fülle der Charaktere. Die Studenten-WG umfasst die drei Bewohner Julian, Erich und Phillip. Mit einigen ihrer Freunde haben sie die Reality Show dann entwickelt und vorbereitet. Daneben wird in kurzen Kapiteln die Geiselnahme der Reichen verfolgt und auch einige Fernsehzuschauer gezeigt. Die Sichtweisen folgen kurz und prägnant hintereinander, ein schneller Wechsel von den Freunden, zu den reichsten der Nation und den Einwohnern vor dem Fernseher, wie in einem Film. Diese Darstellung passt gut zum Thema des Buches, hat mich jedoch oft verwirrt. Zu Beginn jeden Kapitels fragte ich mich, welche Buchfigur das gleich noch war, wobei ich aber durch die gelungene Darstellung der Charaktere bald den entsprechenden im Kopf hatte. Außerdem gibt es einige Rückblenden in die Vergangenheit, als die Studenten-WG mit einigen Freunden die ganze Aktion planten. Diese zusätzlichen Informationen haben mich die Gruppe besser kennenlernen lassen und die Show realistischer gemacht, jedoch befindet sich der/die Leser/in zu Beginn der Geschichte öfter in der Vergangenheit, als in der Reality Show. Die Rückblenden waren mir am Anfang zu früh, weil ich endlich die titelgebende Show miterleben wollte. Durch diese zwei Punkte hat sich die Spannung für mich nur sehr, sehr langsam aufgebaut, da ich immer wieder verwirrt war und mich erst zurechtfinden musste.

„In irgendeiner Form zahlt man immer. Mit Geld oder in einer anderen Währung.", S. 257

Der Schreibstil von Anne Freytag ist sehr lebendig und leicht zu lesen. Einige Szenen haben mich durch die eindrückliche Beschreibung richtig gefangen genommen und berührt. Die Emotionen wurden allesamt wirklich großartig umgesetzt, denn ich konnte z. B. die Überheblichkeit und Angst einiger Reichen deutlich durch die Buchseiten spüren. Die Wortwiederholungen von Rückenmark/Rückgrat jedoch haben mich im weiteren Verlauf der Geschichte irgendwann gestört. Mir sind Kapitelüberschriften eigentlich egal, weil ich sie immer vergesse, aber hier sind sie so gut zum Inhalt des entsprechenden Kapitels gewählt, dass sie mir immer wieder aufgefallen sind.

Das Ende ist enorm fesselnd geworden, da ich wissen wollte, ob die Freundesgruppe geschnappt wird oder nicht. Das überraschende Detail war es nicht für mich und ich habe nun noch einige unbeantwortete Fragen.


Fazit:
„Reality Show“ spricht ein wichtiges Thema unserer Gesellschaft an und behandelt dies durch die Idee der Reality Show, die ein paar Studenten realisiert haben. Neben diesen jungen Personen und Rückblenden bezüglich ihrer Vergangenheit, gibt es noch unzählige weitere Charaktere, die mir alle irgendwann zu viel waren. Wenn dich sehr viele Buchfiguren nicht stören, dann wird dich das Buch von Anfang an viel mehr fesseln als mich!
3,5 von 5 Sternen

Bewertung vom 26.10.2021
Regenglanz
Omah, Anya

Regenglanz


ausgezeichnet

Ich bin absolut verliebt!

Simon hat eine schlimme Beziehung hinter sich, von der ihm nicht nur verletzte Gefühle sondern auch ein schreckliches Tattoo mit dem Namen seiner Ex-Freundin geblieben sind. Deshalb braucht er dringend ein Coverup, das er sich aber nicht von einer Frau stechen lassen will, weil ihm das Tattoo peinlich ist. Blöderweise gibt es den nächsten freien Termin nur bei Alissa, die Simons abwehrende Haltung gegenüber einer Tatöwiererin als Zweifel an ihrer Arbeit wahrnimmt. Schon die erste Begegnung der beiden hat mir gut gefallen, weil ich sie so amüsant, aber auch wichtig finde, wie Alissa mit ihren bunten Haaren und Tattoos für sich einsteht und Simon versucht, seine unangenehme Lage begreiflich zu machen.

Durch die Sitzungen im Tattoostudio und auch Treffen außerhalb davon kommen sich die beiden immer näher und ich mag es, dass sie sich langsam immer besser kennengelernt und die Beziehung sich entwickelt hat. Die Liebesgeschichte ist so schön, echt, gefühlvoll und so intensiv! Mit jeder Seite, auf der sich Alissa und Simon ineinander verliebt haben, hab ich mich immer mehr in das Paar verliebt. Das Ende wurde noch richtig spannend und dramatisch, womit ich überhaupt nicht gerechnet habe. Ich freu mich so sehr auf die beiden weiteren Bücher von Anya Omah!

"Es ist okay, wenn du mal nicht okay bist. Dafür musst du dich niemals entschuldigen. Denn auch das bist du, und ich mag jede Version von dir.", S. 500

Das Setting in Hamburg ist wirklich toll gewählt. Die Protagonisten sind oft an typischen Hamburger Orten. Die Umgebung ist sehr bildhaft beschrieben und bindet sich wie von selbst in die entsprechenden Szenen ein. Bisher hatte ich nie groß den Wunsch dazu, aber nun möchte ich unbedingt mal Hamburg und die Orte in diesem Roman besuchen.

Anya Omah hat auch viele wichtige und tiefgründige Themen in die Geschichte eingebunden. Die Autorin verknüpft sie sehr selbstverständlich mit der Geschichte, wo sie einen größeren oder kleineren, jedoch aber nie unbedeutenden, Stellenwert einnehmen.

Fazit:
„Regenglanz“ hat nicht nur eine wunderschöne Gestaltung, die perfekt zur Geschichte passt, so ist auch der Inhalt rundum gelungen. Anya Omah hat eine wunderschöne Liebesgeschichte mit einem tollen Setting in Hamburg geschaffen und währenddessen noch einige wichtige Themen eingeflochten. Das Ende hat sich enorm zugespitzt und mich mit einem warmen Gefühl im Herzen völlig verliebt in diese Geschichte zurückgelassen.

Bewertung vom 30.09.2021
Seeing what you see, feeling what you feel
Gibson, Naomi

Seeing what you see, feeling what you feel


ausgezeichnet

Unglaublich fesselnd!

Nachdem Lydias kleiner Bruder bei einem Unfall gestorben ist und ihr Vater die Familie verlassen hat, ist diese endgültig zerbrochen. Lydia hat keine Freunde mehr, im Gegenteil, in der Schule wird sie gemobbt. Um der Einsamkeit zu entkommen, entwickelt sie seit Jahren eine künstliche Intelligenz. Henry, die KI, versteht sie wie kein anderer und steht ihr immer bei. „Hast du Lust, was zu hacken?“ (21%) beinhaltet anfangs nur die Schuldatenbank um ihre Note auf Hausaufgaben zu verbessern, wenn sie die Zeit mal wieder für die Entwicklung von Henry genutzt hat. Doch bald schon wird Henry eigenständiger und entwickelt eigene Wünsche.

Dieses Buch ist unglaublich fesselnd, denn man wird direkt in die Freundschaft zwischen Henry und Lydia hineingezogen! Ich habe die actionreiche und gefühlvolle Geschichte innerhalb weniger Tage verschlungen. Mit Henry stehen wir Lydia bei; mit Lydia sehen wir stolz dabei zu, wie sich Henry immer weiter entwickelt. In „Seeing what you see, feeling what you feel“ wird das Thema der künstlichen Intelligenz auf den Alltag und in die Gefühlsebene übertragen. Henry steht immer für Lydia ein und wie weit er für sie bereit ist zu gehen, stellt die Frage der Gefühle und Gewissen von künstlichen Intelligenzen sehr anschaulich dar.

Ich mag und kann gar nicht so viel zur Geschichte schreiben. Naomi Gibson hat eine tolle Idee absolut fesselnd umgesetzt. Das Geschehen nimmt eine überaus spannende Entwicklung, hat einige Wendungen parat und lässt die Leser/innen schockiert und verblüfft zurück. Auch das Ende hat mich beeindruckt und ich hab das Buch mit einem Lächeln zugeklappt.



Fazit:
„Seeing what you see, feeling what you feel“ ist ein unglaublich spannendes Buch, an dem ich rein gar nichts zu bemängeln habe. Die Autorin stellt die Thematik der KI nicht nur in einen alltäglichen Kontext, sondern auf Gefühlsebene dar. Lydia hat sich in Henry einen künstlichen Freund geschaffen, der bedingungslos für sie einsteht. Doch wie weit wird er gehen?

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.09.2021
Someone like you / Moonflower Bay Bd.2
Holiday, Jenny

Someone like you / Moonflower Bay Bd.2


ausgezeichnet

Romantik in der Kleinstadt

Nora wurde von ihrem Freund für eine andere verlassen und ist von Toronto nach Moonflower Bay gezogen um sich eine Auszeit zu nehmen. Zwei Jahre will sie bleiben, um ihren Liebeskummer zu kurieren, die Allgemeinarztpraxis zu führen und Geld für ein gemeinsames Haus mit ihrer Schwester und deren Kindern zu sparen. Direkt zu Beginn trifft sie auf Jake, einen ruhigen Einzelgänger, dem das Schicksal in den letzten Jahren schwer zugesetzt hat. Er ist fasziniert von der neuen Ärztin am Ort, einer zierlichen kleinen Frau mit Kurzhaarfrisur, die aussieht wie eine Elfe. Nora ist fasziniert von dem gut gebauten Halbgott mit langen, hübschen Haaren. Liebe auf den ersten Blick zwischen dem Halbgott und der Elfe. Aber die Liebe zwischen den beiden ist weder oberflächlich, noch entwickelt sie sich zu schnell, denn beide sind noch nicht wieder bereit für eine Beziehung.

Ich habe die Liebesgeschichte so geliebt! Ich hätte nie erwartet, dass sie sich so entwickelt oder mich so einnehmen würde. Die beiden haben anfangs viel Kontakt wegen Noras renovierungsbedürftiger neuer Bleibe und kommen dadurch ins Gespräch oder Essen noch gemeinsam. Ich hab mich, wie die beiden auch, so wohlgefühlt, abends auf der Terrasse sitzend um den Wellengang des Sees zu lauschen. So entwickelt sich eine enge Beziehung zwischen den beiden, ein Vertrauensverhältnis und Geborgenheit. In ihrer sehr innigen Freundschaft haben sie auch bald einen Insider. Außerdem hat die Autorin so viele Dinge immer wieder aufgegriffen, die sich durch die Beziehung von Nora und Jake ziehen. Die ganze Geschichte und die Liebesbeziehung sind völlig rund. Nora und Jake haben auch einige intime Momente. Ich hatte gar nicht mit so viel Sexzenen gerechnet, aber gestört hat es mich kein bisschen, weil es so gut zu den beiden Protagonisten passt. Außerdem finde ich die Geschichte, trotz der Zurückhaltung der beiden eine Beziehung eingehen zu wollen, durchweg romantisch. Ein Buch zum Wohlfühlen!

Die Kleinstadt Moonflower Bay bietet eine tolle Kulisse! Jake lebt in einem kleinen Cottage direkt am See und nicht nur Nora hat sich in das kleine Fleckchen Erde verliebt – ich auch! Die Mondblüten säumen die Innenstadt und bergen auch eine wunderschöne Tradition. Über die Alten, die sich regelmäßig im Baumarkt treffen und sich in jede fremde Angelegenheit mischen, habe ich schon in anderen Rezensionen gelesen und finde es gut, dass ich ihr Einmischen immer im Rahmen gehalten und nie gestört hat.


Fazit:
Als ich „Someone like you“ angefangen habe zu lesen, hätte ich nie erwartet, dass mir die Geschichte so gut gefallen wird! Ich liebe Nora und Jakes Geschichte! Eine wunderschöne romantische Liebesgeschichte, ein Buch zum Wohlfühlen und Verlieben.

Bewertung vom 19.09.2021
Eis. Abenteuer. Einsamkeit
Löwenherz, Richard

Eis. Abenteuer. Einsamkeit


ausgezeichnet

Eine eindrucksvolle Reise von einem beeindruckenden Mann!

Richard Löwenherz macht seinem Namen alle Ehre und reist alleine auf einem Fahrrad durch Sibirien. Er startet in Jakutsk, der Hauptstadt von Nordjakutien, und fährt nach Norden bis an den Arktischen Ozean. Die Strecke ist direkt vorne auf einer Karte abgebildet und führt ihn immer über Schnee und Eis, z. B. auch über vereiste Flüsse, die den hohen Norden erschließen, der im Sommer deshalb nicht mehr erreicht werden kann. Sechs Wochen ist er unterwegs und erzählt in „Eis. Abenteuer. Einsamkeit.“ was er in der Zeit erlebt hat. Dabei ist sein Schreibstil sehr locker, informativ und beschreibend. Ich habe mich gefühlt, als säße ich bei einem seiner Vorträge oder abends gemütlich zusammen, während er seine Erlebnisse schildert.

Der Autor berichtet von seinen Begegnungen mit Einheimischen und Trucker-Fahrern, insbesondere von der Herzlichkeit der Leute. Richard Löwenherz wurde oft zum gemeinsamen Essen oder Trinken eingeladen. Daneben gibt es allerhand zu bestaunen: Die Tundra, Berge und Nordlichter. Aber die Natur ist auch tückisch und gefährlich, denn der begeisterte Fahrradfahrer muss aufpassen, dass er nicht erfriert. Trotzdem ist er an die Kälte gewöhnt und übernachtet auch mal bei wenigen Minusgraden ohne Zelt direkt unter freiem Himmel.

Ich bin sehr beeindruckt von Richard Löwenherz! Mit dem Fahrradfahren und der Liebe zur Natur haben wir vieles gemeinsam, weshalb ich seine Erzählungen so gerne gelesen habe. Aber da hört es auch schon auf, denn er ist wochenlang in völliger Kälte unterwegs und bewältigt mit seiner ganzen Ausrüstung auch anstrengende Wegstrecken. Ich bin wirklich beeindruckt von seinem Mut, seiner Stärke und Durchhaltevermögen!

Bereichert werden seine Erzählungen durch viele Fotografien. Der Autor hat die Fotos von Begegnungen mit anderen Menschen oder die Schönheit der Natur alle selbst gemacht. Neben den schönen Bildern sind auf manchen Seiten auch immer wieder einzelne Sätze oder Satzstücke groß und blau daneben abgedruckt. Das Buch lädt also definitiv dazu ein, es immer wieder durchzublättern, nachdem man es beendet hat.


Fazit:
„Eis. Abenteuer. Einsamkeit“ ist der Reisebericht von Richard Löwenherz, der sechs Wochen lang in Sibirien mit dem Fahrrad unterwegs war. Er trotze Wind und Wetter, hatte viele herzliche Begegnungen und konnte unglaublich schöne Natur genießen, die er auch auf einigen Fotos festgehalten hat. Daraus ist dieser kurzweilige Reisebericht geworden, den man immer wieder zur Hand nehmen möchte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.09.2021
Das Buch der verschollenen Namen
Harmel, Kristin

Das Buch der verschollenen Namen


ausgezeichnet

Ergreifendes Buch macht deutsch-französische Geschichte lebendig

Eva Abrams lebt mit ihren Eltern in Paris und studiert Englische Literatur. Doch 1942 spitzt sich die Lage für Juden immer mehr zu. Als ihr Vater verhaftet wird, können Eva und ihre Mutter entkommen. Sie flüchten ins damals noch unbesetzte Gebiet nach Aurignon, wo die Résistance aktiv ist. Bald schließt sich die künstlerisch begabte Eva dem Wiederstand an, um mit Rémy Dokumente zu fälschen. In dem Dorf werden jüdische Kinder versteckt und in die Schweiz geschmuggelt. Doch wer weiß, wer diese kleinen Kinder ursprünglich waren, wenn sie mit neuen Namen und Geburtsurkunden in Sicherheit sind? Aus diesem Grund beginnt Eva eine Liste, die die alten und neuen Namen der Kinder enthält. Diese wird im Buch „Epitres et Evangiles“ mittels eines Codes festgehalten. Es gibt noch eine zweite Zeitebene, als Eva nach über 60 Jahren (im Jahr 2005) nun dieses Buch in einem Artikel wieder findet, wo ein deutscher Bibliothekar nach den wahren Eigentümern von im 2. Weltkrieg geraubten Büchern sucht. Der Klappentext auf dem Buchrücken und im Internet verrät nach meinem Geschmack zu viel, also am besten nicht bis zur letzten Zeile lesen!

"Die Deutschen haben schon jetzt so vielen Leuten so viel genommen. Wir müssen diejenigen retten, wie wir retten können – weil wir die Leute, die wir geliebt haben, nicht retten konnten.“, Geneviève, S. 284

Die Geschichte ist von Anfang an sehr fesselnd! Kristin Harmel erzählt sehr anschaulich Evas Angst um ihren deportierten Vater und die Verzweiflung und Traurigkeit ihrer Mutter. Das Leben im Dorf und das Fälschen der Papiere, wie Geburtsurkunden, Bibliotheksausweise und Lebensmittelmarken, werden sehr anschaulich geschildert. Auch die vielen anderen Figuren, ob Mitglieder der Résistance oder Dorfbewohner, sind vielfältig und charakterstark dargestellt. Der Schreibstil von Kristin Harmel ist sehr bildhaft und anschaulich, sodass ich Evas Angst, Verzweiflung, Zuversicht und Liebe immer nachfühlen konnte. Schließlich gipfelt alles in einem spannenden und aufwühlenden Ende. Die Szenen zum Schluss der Geschichte haben mich zum Weinen gebracht und mir die Luft abgeschnürt. Andererseits ist es aber auch geprägt von Liebe, was für mich das Ende des Buches perfekt macht.

Das kleine Tüpfelchen auf dem I in dieser Geschichte ist die konstante Bücherliebe. Eva hat sehr gerne in der Bibliothek in Paris gelernt, ihr Vater hatte ein Bücherzimmer direkt neben dem Wohnzimmer und ihr die Liebe zu Geschichten gelehrt. Auch später noch, wird der Zauber von Büchern zwischen unterschiedlichen Charakteren erwähnt. Und über all dem steht das „Buch der verschollenen Namen“, das das große Geheimnis um die wahre Identität der jüdischen Kinder birgt.

„ [Sie sagte], jeder, der die Magie in Büchern erkennen könne, müsse ein guter Mensch sein.“, S. 142

„Das Buch der verschollenen Namen“ ist inspiriert von einer wahren Begebenheit und macht so die Aktivitäten der Résistance vor 60 Jahren mehr als lebendig für uns heutigen Leser/innen. Doch ich würde gerne mehr über dieses codierte Buch, das unzählige Namen von kleinen jüdischen Kindern enthielt, erfahren. Leider hat die Autorin kein Nachwort hinzugefügt, sodass ich nachvollziehen könnte, welche Teile der Geschichte tatsächlich so geschehen sind und was diese ausgeschmückt hat. Auch online konnte ich leider auf den ersten Blick keine Informationen zu Eva oder dem Buch finden.


Fazit:
„Das Buch der verschollenen Namen“ ist eine wunderschöne und ergreifende Geschichte über Eva, einer Widerstandskämpferin in der Résistance. Dieses neue Buch ist viel besser als „Das letzte Licht des Tages“ von Kristin Harmel. Es ist spannend, mitreißend, gefühlvoll und dramatisch. Durch all die Gefühle, die die Geschichte in den Leser/innen entfacht, macht es einen wahren Teil deutsch-französischer Geschichte lebendig. Ein Jahreshighlight!

Bewertung vom 19.09.2021
Evie und die Macht der Tiere
Haig, Matt

Evie und die Macht der Tiere


ausgezeichnet

Tierisch gut!

Die 11-jähirge Evie liebt nicht nur Tiere aller Art, auch die gefährlichen oder ekligen, sie kann sich auch telepathisch mit ihnen verständigen. Doch diese Gabe kann sie in große Gefahr bringen, weshalb sie ihrem Vater versprechen musste, sie nicht mehr zu nutzen. Doch durch ihre Tierliebe kann sie nicht das Flehen des Schulkaninchens ignorieren und verhilft ihm zur Freiheit. Als dann ein kleiner Junge im Löwengehege in Gefahr ist, hilft Evie ihm natürlich ebenfalls, was ihr Können publik macht. Dadurch wird ein böser Mann auf Evie aufmerksam, gegen den auch schon Evies verstorbene Mutter gekämpft hat.

Evie ist eine tolle Protagonistin, mit denen sich Kinder gut identifizieren können. Sie ist tierlieb, aufgeweckt und mitfühlend. Neben ihr spielen auch viele Tiere eine Hauptrolle, wie z. B. ein kleiner Spatz, der Straßenhund Strupp, eine Baumschlange, ein imposanter Löwe und noch viele mehr. Evies Gespräche mit ihnen sind sehr lebendig und oft auch geprägt von den Eigenschaften der jeweiligen Tiere. Die Begegnungen mit den Tieren haben mich jedes Mal aufs Neue gefreut und nicht nur Evie Spaß gemacht.

Geschmückt wird die Geschichte mit den Illustrationen von Emily Gravett. Mir gefällt ihr Zeichenstil sehr, durch den die Szenen gekonnt in Bilder umgesetzt sind. Besonders der Gesichtsausdruck der Tiere wurde sehr lebendig und interessant gezeichnet. Dadurch laden die ansprechenden Illustrationen die Kinder zum näheren Betrachten und Verweilen ein. Ich finde es nur etwas schade, dass das fast ausgestorbene Axolotl erwähnt wird, aber nicht bebildert wurde. Ich hatte davon noch nie gehört und habe erst recherchiert, deshalb wäre es schön gewesen, wenn dieses eher unbekannte Tier den Kindern direkt mit einer Zeichnung näher gebracht worden wäre.

"Tiere […] sprechen ständig zu uns. Man braucht nur darauf zu achten.", Granny Flora, S. 99

Matt Haig hat mit diesem Buch nicht nur eine spannende und lebendige Geschichte geschaffen, die sich rund um viele interessante Tiere dreht, sondern versucht den Kindern durch Evies Gabe zu vermitteln, dass Tiere auch Gefühle haben. Unterschwellig werden immer wieder Aspekte erwähnt, wie Evie und ihr Vater für die Natur und Tierwelt einstehen. Dadurch vermittelt Matt Haig den jungen und auch älteren Leser/innen Tierliebe und bringt ihnen damit einhergehend Umwelt- und Tierschutz näher.


Fazit:
„Evie und die Macht der Tiere“ ist eine spannende und liebenswürdige Geschichte über ein Mädchen, das mit Tieren kommunizieren kann. Matt Haig vermittelt hier an die kleinen Leser/innen sehr lebendig, dass man Tiere achten sollte und dass es von uns Menschen nötig ist, die Tiere und Natur zu schützen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.