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Midnight-Girl
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NRW

Bewertungen

Insgesamt 853 Bewertungen
Bewertung vom 12.04.2020
Tote Bauern melken nicht / Kommissar Ratte ermittelt Bd.1
Tomkins, Benjamin

Tote Bauern melken nicht / Kommissar Ratte ermittelt Bd.1


gut

Ratte Ede, selbsternannter ADAC-Pannenfahrer, sieht sich im Stall bei den Kühen plötzlich mit dem toten Bauern konfrontiert. Eigentlich gar nicht sein Zuständigkeitsbereich, dennoch juckt es ihn in den Pfoten den Fall genauer zu beleuchten. Durch eine Verkettung diverser Zufälle und Umstände findet er sich auf dem Festland wieder, wodurch sich die Gelegenheit ergibt weitere Nachforschungen anzustellen. Ede stehen 24 wilde Stunden bevor, vollgepackt mit Ereignissen und Erkenntnissen, die eine Ratte so wohl noch nicht erlebt hat.

Allein die Vorstellung einer Ratte auf einem quietschgelben Spielzeugmotorrad hat bereits etwas für sich. Wenn sie dann noch beginnt in den Spuren Sherlock Holmes’ zu wandeln, stellt man sich als Leser allerdings durchaus die berechtigte Frage, ob es absurder noch werden kann. Soviel sei verraten: es kann!

In 24 Stunden kann wahrlich viel passieren. Vor allem für Situationen kurioser Natur scheint Ede eindeutig ein Pfötchen zu haben. Es gibt kaum ein Fettnäpfchen, in das er nicht fällt, und dabei ein Chaos sondergleichen anrichtet. Natürlich gibt es für den Leser dadurch einiges zu lachen, der humoristische Aspekt sollte auch keinesfalls außer Acht gelassen werden. Dennoch müssen auch die ermittlungstechnischen wie -taktischen Elemente berücksichtigt werden, schließlich darf die Tötung des Bauern nicht einfach unter den Teppich gekehrt werden.

Den Leser erwarten einige turbulente Stunden, in denen nicht immer klar ist welche Richtung nun eingeschlagen werden sollte. Es wird gewissermaßen frei Schnauze entschieden, in der Hoffnung nicht beim nächsten Schritt in einer Sackgasse zu landen. Dies gelingt mal mehr mal weniger elegant, mitunter überraschend, erntet hin und wieder aber auch einfach nur Kopfschütteln. Selbst nach Beendigung der Lektüre ist man nicht sicher wie das Werk einzuordnen und zu bewerten ist. Unterhaltsam trifft es vermutlich recht gut, alles weitere ist den subjektiven Empfindungen überlassen.

Bewertung vom 12.04.2020
Hamish Macbeth und der tote Witzbold / Hamish Macbeth Bd.7
Beaton, M. C.

Hamish Macbeth und der tote Witzbold / Hamish Macbeth Bd.7


gut

Arthur Trent hat alles und jeden mit seinen Streichen gegen sich aufgebracht, zumal seine ‘kleinen Gemeinheiten’ mitunter immer grausamer wurden. Kein Wunder, dass sämtliche Familienmitglieder sich erst auf seinem Anwesen einfinden, als sie glaubten Trents Ende stünde kurz bevor. Wie sich herausstellt, ein weiterer, makabrer Scherz des alten Herrn. Doch dann stirbt er plötzlich und unerwartet – Mord. Hat er es nun endgültig zu bunt getrieben?

Hamish Macbeth, seines Zeichens schottischer Dorfpolizist, wird zu einem ungewöhnlichen Tatort gerufen. Nicht nur, dass die Leiche bereits bewegt wurde, auch das entsprechende Zimmer wurde bereits penibel gereinigt. Eigentlich ist er in der Hauptsache auch gar nicht zuständig, plötzlich aber doch in die Ermittlungen involviert. Die Verwirrung wird perfekt, als die Zahl der Verdächtigen mit jedem Verhör ansteigt, die Mutmaßungen und Schuldzuweisungen aber ebenso absurde Ausmaße annehmen.

Dieses heillose Durcheinander springt schnell auf den Leser über, der sich teilweise nicht sicher ist, ob er es hier mit einem Possenspiel oder ernsthafter Dramatik zu tun hat. Sicherlich lebt das Geschehen teilweise auch von eingestreuten humoristischen Elementen, nichtsdestotrotz sollte die Gratwanderung hin zur Lächerlichkeit nicht außer Acht gelassen werden. Allzu schnell kann die Stimmung kippen und alles zunichte machen. Auf Grund des eher lockeren Stils und der Zerstreutheit einiger Charaktere ist es sowieso schwierig spannungstechnisch Fuß zu fassen. Dennoch gelingt es der Autorin ein gewisses Niveau zu erreichen und zu halten. Zugleich gibt sie viel Freiraum für eigene Theorien, die sich mal mehr mal weniger mit den im weiteren Verlauf stattfindenden Ereignissen decken.

Ist es für den Leser die erste Begegnung mit Hamish und seinem Umfeld, mag das ein oder andere sicherlich gewöhnungsbedürftig erscheinen. Dennoch findet man relativ schnell einen Zugang zu Land und Leuten, auch wenn man womöglich nicht mit allen Methoden und Denkweisen konform geht. Trotz allem eine interessante Geschichte, die durchaus mehr preisgibt als zunächst vermutet, vor allem durch das was nicht laut ausgesprochen wird..

Bewertung vom 12.04.2020
Insel-Krimi - Nebel über Neuwerk

Insel-Krimi - Nebel über Neuwerk


sehr gut

Sophie Schuster und Leon Keller begegnen sich einmal jährlich auf Neuwerk und verbringen gerne Zeit miteinander. Dann aber ist Keller plötzlich tot und Sophie malt ein verstörendes Bild. Den Schriftsteller Maximilian Ackermann und die Teilnehmer seines Schreibkurses, der gerade auf der Insel abgehalten wird, lassen das Ereignis ebenfalls nicht los. Doch je tiefgründiger das Leben des Opfers beleuchtet wird, desto umfangreicher entwickelt sich dessen Geschichte…

Es wirkt zunächst alles ein bisschen zusammengewürfelt, in vielerlei Hinsicht.Wer ist Hauptfigur, wer Statist und wer fliegt womöglich unter dem Radar? Und auch inhaltlich springt man einige Zeit im Geschehen herum, in der Hoffnung Querverbindungen zu entdecken, um die korrekten Schlussfolgerungen ziehen zu können. Natürlich ist die Inszenierung bewusst gewählt und unbedingt notwendig, um den Spannungsbogen aufrecht zu erhalten, nichtsdestotrotz treiben Neugierde wie Ungeduld den Hörer an.

Zahlreiche Theorien treten zutage – bei Protagonisten und Hörern – werden geprüft, und wieder verworfen. Die Indizienlage ist dünn und mehr als bloße Vermutungen hat man häufig nicht zu bieten. Immer wieder scheint etwas genau ins Bild zu passen, nur vergisst man dabei gerne, dass der Autor genau darauf abzielt, so ist die Verwirrung schnell perfekt. Es bleibt entsprechend nichts anderes übrig als dem Fortgang der Geschichte zu folgen, in der Hoffnung auf bahnbrechende Erkenntnisse.

Ein gut konstruierter Insel-Krimi, der vielleicht an der ein oder anderen Stelle noch minimal hakt, den Hörer im Großen und Ganzen aber mit einbindet und Spannung nicht nur verspricht, sondern auch hält.

Bewertung vom 12.04.2020
Kretische Feindschaft / Michalis Charisteas Bd.1
Milonás, Nikos

Kretische Feindschaft / Michalis Charisteas Bd.1


gut

Voller Vorfreude wartet nicht nur Kommissar Michalis Charisteas auf die Ankunft seiner Freundin Hannah. Sie lebt in Deutschland und verbringt nur alle paar Monate ein paar Wochen mit ihrem Freund. Dieses Ereignis versetzt jedes Mal die gesamte kretische Familie in Aufregung und hektisches Treiben. Kein Wunder also, dass wirklich jeder darauf bedacht ist Michalis daran zu erinnern rechtzeitig am Flughafen zu sein. Wie es das Schicksal jedoch will, scheint sich ein neuer, recht pikanter, Fall anzubahnen. Der Bürgermeister des Nachbarorts, zunächst noch vermisst, wird tot aufgefunden. Schnell wird von einem tragischen Unfall gesprochen – für Michalis jedoch zu schnell…

Im ersten Band rund um Kommissar Michalis Charisteas ist einiges los. Vor allem familiäre Einblicke erhält der Leser en masse. Teilweise ist dieser persönliche Aspekt natürlich interessant und für das allgemeine Verständnis durchaus nützlich, andererseits erscheint die Detailliertheit, mit der hier gearbeitet wird, doch ein bisschen zu viel des Guten. Denn sie überlagert in gewisser Weise den eigentlich im Vordergrund stehenden Fall.

Auch wenn andere es verhindern wollen, so lässt Michalis sich nicht davon abbringen, dass es sich bei dem Tod des Bürgermeisters um ein Verbrechen handelt. Konkrete Beweise hat er zwar noch lange nicht vorzuweisen, aber doch ist es ein wenig mehr als ein Bauchgefühl, das ihn antreibt. Kleinere Indizien für seine gewagte These zeichnen sich mit der Zeit immer deutlicher ab und lassen auch den Leser nicht ruhen. Trotz gebotener Neugierde entwickelt sich die Spannungskurve zwar stetig, aber langsam, so dass auch die Handlung als solche zeitweise nur stockend vorangetrieben wird.

Natürlich bleibt man bis zum Schluss am Ball, auch wenn es zugegebenermaßen vor allem zu Beginn tatsächlich schwierig ist sich voll und ganz auf die Geschichte zu fokussieren. Nichtsdestotrotz besteht die mitunter begründete Hoffnung auf überraschende Ereignisse und lange verborgene Geheimnisse. Und wer weiß, vielleicht schafft Michalis’ Familie es ja im nächsten Band sich ein klein wenig zurückzunehmen.

Bewertung vom 04.04.2020
Zeit der Jäger / Secret Keepers Bd.2
Stewart, Trenton Lee

Zeit der Jäger / Secret Keepers Bd.2


sehr gut

Ruben ist sicher, sein Ziel, den Schatten in die Schranken zu weisen oder gar zu vernichten, erreichen zu können. Sicherlich wird er sich dabei auch der ein oder anderen Gefahr gegenübersehen, doch mit der geheimnisvollen Taschenuhr fühlt er sich stark. Zudem hat er auch noch Penny an seiner Seite, die ihm immer wieder unter die Arme greift, egal wie ausweglos eine Situation erscheint. Aber wie gerissen ist ihr Gegenspieler wirklich?

Da die „Secret Keepers“ im Original nur einen Band umfassen, ist es nicht verwunderlich, dass hier inhaltlich nahtlos an den Vorgänger angeschlossen wird. Sollte eine gewisse Zeitspanne zwischen den beiden Lektüren liegen, so wird das Gedächtnis sehr schnell wieder aufgefrischt, da man sich bereits mitten im Geschehen befindet, und manche Gegebenheiten kurz reflektiert werden. Manchmal ist bereits ein einzelnes Stichwort ausreichend, um vorangegangene Ereignisse direkt wieder vor Augen zu haben.

Ebenfalls der formalen Aufmachung geschuldet ist, dass die Spannungskurve sich deutlich zügiger aufbaut und einiges mehr zu bieten hat als noch der erste Band. Im Grunde läuft alles auf einen wahrhaftigen Showdown hinaus, doch bis es so weit ist, gibt es noch einige Hindernisse zu überwinden, die nicht nur den Protagonisten mitunter den Atem stocken lassen. Doch obwohl das Tempo sich deutlich steigert und die Neugierde des Lesers ständig angestachelt wird, fehlt so ein bisschen das gewisse Etwas. Man kann es gar nicht richtig greifen, aber emotional läuft es nicht bis ins letzte Detail rund.

Mit diesem zweiten Band schließt sich das Kapitel der „Secret Keepers“ und beendet den Wettlauf gegen die Zeit. Nichtsdestotrotz ist bis zum Schluss nicht hundertprozentig sicher welchen Verlauf das Geschehen nehmen wird. Einige Theorien sind denkbar, außerdem kommt es regelmäßig zu Wechseln in der Navigation, weshalb der Leser sich nicht schon im Vorfeld auf eine Lösung festlegen sollte. Vielmehr gilt es sich überraschen zu lassen und Unglaubliches zu erfahren.

Bewertung vom 04.04.2020
Winteraustern / Luc Verlain Bd.3
Oetker, Alexander

Winteraustern / Luc Verlain Bd.3


sehr gut

Luc Verlain ist bereit seinem Vater nahezu jeden Wunsch zu erfüllen und so kommt es, dass er sich in eisiger Kälte mitten auf dem Bassin d’Arcachon wiederfindet. Während dieser eigentlich doch recht gemütlichen Tour entdeckt Alain Verlain schreckliches: Die Leichen zweier junger Männer, einer Hinrichtung gleich drapiert. Commissaire Luc Verlain und seine Partnerin Anouk wirbeln während ihrer Ermittlungen einigen Staub auf und bringen den ein oder anderen Austernzüchter durchaus in Bedrängnis. Denn neben dem perfiden Mord gibt es noch ganz andere Verbrechen im Bassin…

Sein dritter Fall bringt Luc Verlain einige Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend zurück. Auch wenn dies nur am Rande geschieht, erhält der Leser einen recht persönlichen Einblick in vergangene Zeiten, Zusammenhänge und Empfindungen. Im Grunde nicht unbedingt fallrelevant, nichtsdestotrotz für die generelle Entwicklung des Geschehens nicht unwichtig. So begibt man sich auf eine spannende Reise in die Branche der Austernzüchterei, mit sämtlichen Tücken und Widrigkeiten. Was aber ist vorgefallen, dass zwei junge Männer dafür sterben mussten?

Langsam aber sicher strickt der Autor ein zunächst noch recht grobmaschiges Netz, das mit der Zeit immer feinmaschiger wird, dabei aber an keiner Stelle zu gewollt oder konstruiert wirkt. Einzig tempomäßig muss man sich auf ein wenig mehr Gemächlichkeit einlassen. Es entstehen an sich zwar keine Längen und auch die Handlung stagniert nicht, vielmehr wird der Fuß allgemein vom Gas genommen. Hat man sich aber einmal in der entsprechenden Stimmung eingefunden, ist und bleibt alles im Fluss.

„Winteraustern“ ist auch komplett ohne Vorkenntnisse les- und nachvollziehbar, denn tatsächlich relevante Elemente werden kurz eingeführt und erläutert, so dass auch Neueinsteiger zügig Zugang zu Erzählung und Charakteren finden. Eine spannende Geschichte, die Land und Leute sowie deren Eigenheiten näher beleuchtet. Überraschungsmomente sind ebenso vorhanden wie kleinere, unvorhersehbare Ereignisse, wodurch die Neugierde des Lesers immer neu angestachelt wird.

Bewertung vom 04.04.2020
Kronox - Vom Feind gesteuert
Acron, R. T.;Reifenberg, Frank Maria;Tielmann, Christian

Kronox - Vom Feind gesteuert


ausgezeichnet

Seit einiger Zeit plagen Paul extreme Kopfschmerzen, für die es keine physische Begründung zu geben scheint. Ist der Auslöser die Sorge um seine kranke Mutter oder steckt etwas anderes dahinter? Denn zusätzlich besitzt Paul plötzlich Fähigkeiten, die er bisher nicht hatte und erlebt sogar Dinge, die er im Nachhinein gar nicht mehr greifen kann. So ergeht es auch drei anderen Jugendlichen. Zu viert versuchen sie das Geheimnis zu ergründen und stoßen dabei auf Antworten, die ihnen schier den Atem rauben – und gleichzeitig eine Chance eröffnen…

Ist es denkbar, dass die Technik in ein paar Jahren so weit ist, dass man das menschliche Gehirn kontrollieren und manipulieren kann, wie es einem beliebt? So dass sogar der eigene Wille gebrochen wird und der Mensch zu einer Marionette wird? Ein solches Zukunftsszenario entwickelt das Autorenduo in ‘Kronox’ und bietet damit die Grundlage solche Überlegungen überhaupt zuzulassen. Abgesehen von direkt erkennbaren Chancen wie auch Risiken ist es zudem unbedingt notwendig das Für und Wider gegeneinander abzuwägen und keine leichtfertigen Entscheidungen zu treffen.

Innerhalb des Geschehens entwickelt sich eine regelrechte Hetzjagd, bei der weder Protagonisten noch Leser so genau wissen wer auf welcher Seite steht und welche Ziele verfolgt werden. Umso wichtiger ist es auf jede Kleinigkeit zu achten, mit der der Feind sich womöglich selbst entlarvt. Dies gestaltet sich allerdings als äußerst schwierig und kräftezehrend, denn zusätzlich sitzt den Vieren der Faktor Zeit im Nacken. Mit einer detaillierten Darstellung, viel Brisanz und hohem Spannungsgehalt gelingt ein rasantes Abenteuer, dass wohl niemand so schnell vergessen wird. Vor allem mit dem Hintergrund der Technik, die womöglich schon weiter entwickelt ist als wir bisher erahnen können.

Die Autoren greifen eine Thematik auf, die uns sicherlich immer mal wieder beschäftigen wird, auch wenn natürlich die ethische Frage dabei sehr präsent im Raum steht. Nichtsdestotrotz verpacken sie das Ganze in eine ansprechende wie nachhallende Geschichte, die nicht nur die eigentliche Zielgruppe ins Grübeln bringt.

Bewertung vom 29.03.2020
Spur nach London / Mydworth Bd.3 (eBook, ePUB)
Costello, Matthew; Richards, Neil

Spur nach London / Mydworth Bd.3 (eBook, ePUB)


sehr gut

Lizzie Spence ist überzeugt davon, dass es noch mehr geben muss als das ruhige, vorbestimmte Leben in Mydworth. Daher beschließt sie still und heimlich fortzugehen, um am Theater in London ihr Glück zu versuchen. Als sich ihre Spur vollends verliert, wendet Lizzies Mutter sich in ihrer Verzweiflung an Kat und Harry, mit der Bitte ihre Tochter zumindest ausfindig zu machen. Ihr geht es ausschließlich um die Gewissheit, dass es Lizzie gut geht. Obwohl Mr. Spence den Auftrag seiner Frau sofort und vehement zurückzieht, sind Kat und Harry gedanklich bereits in London, denn sie spüren, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt…

Es kann wohl niemand einem jungen Mädchen den Wunsch verwehren die eigenen Träume zu verwirklichen, so sie denn halbwegs realistisch sind. Die Gefahr allerdings besteht, dass es immer Menschen gibt, die so etwas auszunutzen wissen und dies auch rigoros tun. Eine solche Vermutung scheint Kat und Harry sofort durch den Kopf zu schießen, weshalb sie sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen lassen und Lizzies Spur verfolgen.

Nicht nur für die Protagonisten ist es interessant und spannend einmal abseits der Kleinstadtidylle zu ermitteln. Auch dem Leser wird so das London der 20er Jahre näher gebracht. Sicherlich wird mit einigen Klischees gespielt, andere Elemente aber orientieren sich stark an tatsächlich dagewesenen Gegebenheiten, die es womöglich in ähnlicher Form noch immer innerhalb der Gesellschaft zu finden gibt – nicht nur in London. Somit stellt man natürlich schnell eigene Theorien auf, die Möglichkeiten an sich sind sowieso stark begrenzt, aber immer noch kann es zu unerwarteten Einschüben kommen. Zu voreilig sollte man also nicht von genereller Vorhersehbarkeit ausgehen.

Die dritte Folge rund um Mydworth und seine Bewohner reiht sich erzähl- wie spannungstechnisch in das bereits bekannte und gewohnte Niveau ein. Man könnte lapidar sagen ‘da weiß man, was man bekommt’, obwohl der Ausspruch negativer behaftet ist als eigentlich gemeint. Denn der Leser kann sich durchweg darauf verlassen ein paar Lesestunden der besonderen Art zu erhalten.

Bewertung vom 29.03.2020
Alabasterball
Gurian, Beatrix

Alabasterball


sehr gut

Um den Alabasterball ranken sich zahllose Mythen und Legenden, doch was wirklich auf der Insel Kallystoga geschieht, wissen scheinbar selbst die Teilnehmer nicht so genau. Nur sechs Auserwählte pro Jahr erhalten die Chance Ballkönig und Ballkönigin zu werden. Doch Amys Reise nach Kallystoga ist nicht nur geprägt von sehnsüchtigen Erwartungen, sondern vor allem dem Wunsch ihre Schwester zu finden, die just ein Jahr zuvor während des Alabastermondes auf der Insel weilte – und nicht mehr nach Hause kam. Mit jedem Moment, der verstreicht, verdichten sich die Anzeichen, dass der Ball nach außen schillernd erscheint, im Inneren jedoch zahlreiche düstere Gefahren birgt…

Die Beschreibungen rund um den sagenumwobenen Ball erscheinen absolut traumhaft, so dass die Anziehungskraft sogleich spürbar ist. Dennoch merkt der Leser sofort, dass hinter der Fassade einiges im Argen liegt, auch wenn man es noch nicht sofort konkret benennen kann. Vielmehr ist es ein Bauchgefühl, das sich immer stärker äußert und durch diverse Hinweise zur Gewissheit verdichtet.

Mystische und magische Elemente vermischen sich mit der Realität, so dass die Grenzen fast schon fließend erscheinen. Hinzu kommen diverse Themen wie Freundschaft, Liebe, Familie, aber auch Schuld, Wut und Trauer. Ein gelungener Mix, bei dem man sich dennoch hin und wieder fragt, ob es ein bisschen weniger nicht auch getan hätte. Gleichzeitig aber wirkt die Vielzahl der integrierten Aspekte noch einmal potenzierend auf das sowieso schon pompöse Gehabe rund um Kallystoga und die Nacht des Alabasterballs.

Mit einer interessanten Geschichte und Charakteren samt Wiedererkennungswert, gelingt es der Autorin den Leser einzufangen. Sie spinnt ein ebenso feines Netz wie es auch innerhalb des Geschehens zum Einsatz kommt, allerdings weitaus ungefährlicher. Wie tief der Leser tatsächlich in die geheimnisvolle Welt der Insel eintaucht ist jedem selbst überlassen, mitunter kann es nämlich durchaus sinnvoll sein eine rationale Denkweise beizubehalten.

Bewertung vom 29.03.2020
Mitten im August / Capri-Krimi Bd.1
Ventura, Luca

Mitten im August / Capri-Krimi Bd.1


gut

Auf Capri geht es verbrechenstechnisch eher ruhig zu, weshalb Inselpolizist Enrico Rizzi durchaus Zeit und Möglichkeit hat privaten Gefälligkeiten wie Verpflichtungen nachzukommen. Dann aber gibt es einen Toten und schnell ist klar, dass sie es mit einem Mordfall zu tun haben. Eine fieberhafte Suche nach dem Motiv, handfesten Beweisen und schlussendlich dem Täter beginnt und führt Rizzi sowie seine Kollegin Antonia Cirillo an zahlreiche Orte zu unterschiedlichsten Menschen und Gegebenheiten – über Land und zu Wasser..

Die Ruhe und Besonnenheit, die Land und Leute ausstrahlen, spiegelt sich zunächst auch inhaltlich und stilistisch wider. Alles wirkt ein bisschen gemächlicher und gar nicht mal so hektisch wie man manches Mal meinen könnte. Entsprechend verzögert tritt auch die Spannungskurve in Erscheinung, da der Fokus erst einmal auf der Einführung einiger Charaktere liegt. Natürlich verstecken sich auch dort interessante Informationen, die mitunter für den weiteren Verlauf hilfreich sein können, nichtsdestotrotz wird die Handlung nicht unbedingt ergebnisorientiert vorangetrieben.

Dies ändert sich zwangsläufig – man könnte auch sagen glücklicherweise – mit Auffinden der Leiche und den daraus entstehenden Ermittlungen. Auch diese laufen zunächst schleppend an und scheinen keinem klaren Muster zu folgen, aber nach und nach ziehen Rizzi und Cirillo an einem Strang und bringen Schwung ins Geschehen. Dem frischen Wind kann sich schließlich auch der Leser nicht mehr entziehen, so dass er vollkommen eintaucht in die Erzählung und auch zuvor Gelesenes noch einmal Revue passieren lässt, um eventuell gestreute Hinweise zu filtern. Voller Elan, trotz zahlreicher Hindernisse, werden die Nachforschungen angetrieben, die mitunter Details ans Tageslicht bringen, mit denen niemand gerechnet hätte.

Im Großen und Ganzen bildet „Mitten im August“ einen soliden Reihen-Auftakt. Sicherlich gibt es noch einiges zu entdecken, sowohl Capri als auch die Charaktere betreffend, es wäre aber auch zu langweilig hätte man alle Geheimnisse bereits gelüftet.