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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
JosefineS
Wohnort: 
Schwarzenberg
Über mich: 
https://bibliomanie-hoch2.blog/

Bewertungen

Insgesamt 141 Bewertungen
Bewertung vom 13.03.2019
Tochter des Meeres / Die Frauen von Troja Bd.2
Hauser, Emily

Tochter des Meeres / Die Frauen von Troja Bd.2


ausgezeichnet

Geschichte die lebendig wird…
Wer kennt sie nicht? Griechische Helden und die unglaublichen Sagen die über ihre Abenteuer erzählt werden, auch noch tausende von Jahren nach deren Tod. Doch wie könnte sich das ganze anhören, wenn wir aus diesen Epen ein wenig Testosteron rausnehmen und den Frauen der Vergangenheit eine Stimme verleihen? Tochter des Meeres ist die Geschichte über ein junges, selbstbewusstes Mädchen. Eine geschickte Jägerin und Pfeilschnelle Läuferin, namens Atalante, die aus dem ihr angedachten, für damalige Frauen typischen Leben ausbrechen will. Sie erkämpft sich, verkleidet als Mann, Jasons ansehen und dass seiner Argonauten. Mit ihnen begibt sie sich auf eine lange, gefährliche Schiffsreise ans andere Ende ihrer Welt. Doch als Jason hinter ihr Geheimnis kommt, ist Atalantes härteste Stunde gekommen. Wird sie ihren Plan doch noch verwirklichen oder muss sie sich in dieser von Männern beherrschten Welt geschlagen geben?
Tochter des Meeres ist der zweite historische Roman von Emily Hauser, der eines der meist besungenen Sagen der mykenischen Kultur aus dem Blickwinkel einer Frau erzählt. Die Autorin verstrickt einzelne Sagen, die sich um Atalante ranken, zu einer wahren Heldinnen Geschichte, der es nicht an Spannung, Action, Herz und geschichtlichem Hintergrund mangelt. Die Protagonistin ist sehr unerschrocken, jedoch so waghalsig sie sich auch in Gefahren stürzt so deutlich spürt sie, dass es etwas Verborgenes in ihrem Leben gibt. Sie macht sich auf um den Ursprung ihrer Natur zu finden und steuert mehr oder weniger unbewusst dem größten Abenteuer, lebensbedrohlichen Gefahren und ihrem unweigerlichen Schicksal entgegen. Der Schreibstil ist so unfassbar mitreißend, dass man förmlich das Adrenalin spürt, wenn Atalante kämpft oder das ächzen der Argo hört, wenn der Bug sich durch die Wellen pflügt. Man fühlt sich als Leser zurück versetzt in diese Zeit und an diese Orte. Die bildgewaltige, klare Sprache und die präzisen Beschreibungen machen es dem geistigen Auge schwindelerregend einfach sich die Szenerie vorzustellen und lassen den Leser ganz in der Geschichte abtauchen. Auch ohne fundiertes Wissen über Atalante, Jason oder diese Zeit ist es problemlos möglich dem Roman zu folgen. Emily Hauser schafft es, wichtige geschichtliche Hintergründe ganz locker und scheinbar nebenbei in die Story einfließen zu lassen ohne dabei trocken oder ausschweifend zu werden. Sie lässt uns mit dem ganzen Herzen Geschichte spüren und leiert nicht familiäre Stammbäume oder Eckdaten herunter. Dabei greift sie eine allseits bekannte Sage auf und spinnt, um den Mythos -Atalante sei mit Jason und den Argonauten nach Kolchis gereist-, eine ganz eigene Geschichte und erzählt diese nicht aus dem alt bekannten Blickwinkel, sondern setzt dieses Mal eine Frau, ihr handeln, ihre Taten, ihre Gefühle und ihre Beweggründe in den Fokus. Wer hier also eine Heldensaga wie der Argonautika von Apollonios von Rhodos erwartet, mit seinen unglaublichen Schilderungen von Kentauren, Drachen, metallenen Vögeln, Männermordende Frauen, verführerischen Sirenen oder gar kreischende Harpyien der lieg hier falsch, denn auch im 2 Teil der Frauen von Troja Reihe dreht es sich wieder ausschließlich um die Geschichte einer Frau und die Autorin verzichtet dabei gänzlich auf Fabelwesen. Wer seine Bücher vielschichtig liebt wird hier nicht enttäuscht werden. Emily Hauser lässt alles mit einfließen was ein guter Roman dem Leser bieten sollte, legt aber in kein Gebiet zu viel Gewicht um den Roman schmalzig oder gar hanebüchen wirken zu lassen.
Fazit: sehr für Einsteiger im Bereich historischer Roman zu empfehlen aber natürlich auch für alle, die der griechischen Mythologie zu geneigt sind oder ein spannendes Abenteuer einer starken Frau erleben wollen. Ich fand das Buch großartig und konnte das Buch kaum aus der Hand legen.

Bewertung vom 11.03.2019
Die ewigen Toten / David Hunter Bd.6
Beckett, Simon

Die ewigen Toten / David Hunter Bd.6


weniger gut

Enttäuschender 6. Teil
Ein, in die Jahre gekommenes, still gelegtes Krankenhaus, dass kurz vor dem Abriss steht. Doch das St. Jude birgt mehr als verlassene Klinikbetten, düstere Flure und Fledermäuse. Auf dem Dachboden des einstigen Krankenhauses wird eine Leiche gefunden, die zum Teil mumifiziert ist. Nur lässt die Leiche sich nicht so einfach aus dem baufälligen Gebäude schaffen, wie zuerst gedacht. Beim dem Bergungsversuch passiert ein Unglück, welches einen fensterlosen Raum offenbart, der auf keinem Plan eingezeichnet ist. Warum existiert dort ein verborgener Raum und für was wurde er benutzt? Denn fest steht er wurde benutzt! In ihm stehen Krankenhausbetten, in denen noch jemand liegt…
Die ewigen Toten ist der 6. Teil aus Simon Becketts Reihe um den forensischen Anthropologen David Hunter. Da es sich um eine in sich abgeschlossene Geschichte handelt und Beckett alle für die Handlung wichtigen Fakten erneut einfließen lässt, ist es durchaus möglich diesen Teile der Reihe auch alleinstehend zu lesen. Wir begleiten David, der durch vorhergehende Ermittlungen etwas in Ungnade gefallen ist, bei seinem neusten Fall. Als freier forensischer Anthropologe ist er für eine Universität als Dozent und manchmal als Berater für die Polizei tätig. Dieses Mal wird er zur Begutachtung der mumifizierten Leiche gerufen und macht sogleich eine, für die Ermittlungen wichtige, sehr tragische Entdeckung. Hiernach kommt leider nicht mehr allzu viel Aufregendes. Beckett hat zwar für seinen 6. Teil eine Kulisse ausgewählt die mörderisch viel Potenzial bot, den Leser zu schaudern und in wahrhaftig beklemmende Stimmung zu versetzen. Dieses Potenzial ließ er leider völlig ungenutzt. Er langweilt, im Gegenteil mit immer gleichen Phrasen wie „dunkel“ und „stickig“ das Gebäude sei. Zu keiner Zeit hat er eine, dem Schauplatz angemessene Atmosphäre schaffen können, somit kam auch nie das Gefühl auf mitten im Geschehen zu sein und Hunter über die Schulter zu schauen. Man war keineswegs so gefesselt um sich ganz in der Geschichte vergessen zu können. Der zweite atmosphärische Killer war leider Hunters ständiges unterschwelliges Gewinsel. Was bleibt war eine vom Zufall arg beherrschte, an manchen Stellen sogar hanebüchene Story und ein Protagonist der seine Zeit mit Assistenzaufgaben rumbringt. Zu allem Übel fällt seine eigentliche forensische Arbeit so umfassend und detailliert, wie die Bauanleitung eines schwedischen Möbelhauses aus. Trauriger weise waren es genau diese beiden Punkte (die Kulisse und die Arbeit eines forensischen Anthropologen) die mich lockten dieses Buch zu lesen und beide fielen mehr als mau aus. Leider bleibt nicht viel übrig wenn die Beschreibung der Kulisse sich in immer gleiche Schilderungen ergießt, der forensische Anthropologe mehr den wohltätigen Samariter mimt und es der Story an Spannung fehlt. Auf den letzten 100 Seiten legt Beckett dann endlich einen Zahn zu und verleiht der Story noch etwas Tempo. Von der Idee her waren auch einige gute Ideen und ganz nette Twists dabei, leider ist er nicht gerade subtil und so war zu schnell klar in welche Richtung das ganze laufen sollte. Auch in diesem Teil ist David Hunter charakterlich sehr blass, ungreifbar, weinerlich und unternimmt jede Menge nicht nachvollziehbare Handlungen, welche ihn nur noch unglaubwürdiger und konstruiert erscheinen lassen. Die Story mutete zu Anfang etwas spektakulärer an als es die Auflösung wirklich hergeben konnte, was zum Teil auch an der vorher Sehbarkeit lag. Für mich bleibt am Ende die Frage: Waren die ersten Teile der Reihe wirklich um Längen besser oder ist meine Zuneigung zu dieser Reihe eher eine mit der Zeit verklärte, literarisch unerfahrene Jugendliebe?
Fazit: Ich möchte nicht mal eingefleischten Hunter Fans diesen Teil empfehlen. Wie sich aber herauskristallisiert hat: Wer den 5. Teil mochte war zumeist auch vom 6. Teil nicht enttäuscht. Wer hingegen den 5. Teil schon schwächelnd empfand konnte oft auch dem 6. Teil nichts abgewinnen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.02.2019
Tochter des Sturms / Die Frauen von Troja Bd.1
Hauser, Emily

Tochter des Sturms / Die Frauen von Troja Bd.1


ausgezeichnet

Die bewegende Seite des trojanischen Krieges
Der Krieg zwischen den Trojanern und den Griechen ist einer der ältesten in der Menschheitsgeschichte, er brachte viele Helden und Sagen hervor. Ohne großen Fakten dreh erdenkt sich Emily Hauser für die, zum Teil bedeutenden Frauen dieser Schlacht eine ganz eigene Gefühls- und Gedankenwelt aus und lenkt die Aufmerksamkeit des Lesers auf ihr handeln. In diesem Buch steht weniger der Krieg an sich im Vordergrund als mehr das wirken zweier, vom Schicksal auserkorener Frauen, die trotz ihrer Stellung einen wichtigen Anteil am Ausgang der Geschichte haben. Bei den Frauen von Troja handelt es sich um Chryseis, der Tochter des Hohepriesters von Troja und Briseis, der Prinzessin von Pedasos. Beide könnten in ihrer Herkunft und in ihrem Charakter nicht unterschiedlicher sein. Als der Krieg plötzlich tobt eint sie jedoch die Liebe, ihr Zuversicht und ihr unerschütterlicher Kampf für die Freiheit des trojanischen Volkes und derer, die sie lieben.
Emily Hauser baut auf der, in der Ilias erzählten Prosa über den trojanischen Krieg und seine Helden, auf. Ihre Protagonistinnen sind keinesfalls nur der Story dienliche Figuren. Sie sind vielmehr fester Bestandteil, dieser zu Grunde liegenden Geschichte. Die Autorin lenkt lediglich die Aufmerksamkeit von den allseits bekannten Kriegshelden auf diese beiden Frauen. Sie lässt sie nicht einfach nach ihrem „Auftritt“ aus der Geschichte treten und vom Leser vergessen. Man begleitet abwechselnd Chryseis und Briseis durch den bedeutendsten Teil ihres Lebens und erfährt einen Teil ihrer ganz eigenen Geschichte aber auch von ihrem beeinflussenden Zutun zum Ausgang dieses Krieges. Dabei steht weniger der geschichtliche Aspekt im Vordergrund, als mehr das dramatische Schicksal und das tapfere annehmen eben jenes, das mutige kämpfen der beiden Protagonistinnen und die tiefen Spuren die, die Ereignisse in jenen hinterlassen haben. Die Frauen von Troja ist keine Heldensage im herkömmlichen Sinne und kein Lobes Lied auf Kriegshelden und deren errungene Schlachten. Das Buch nimmt den Leser an die Hand und führt ihn drei tausend Jahre zurück nach Troja, wischt trockene Fakten wie Jahreszahlen und seitenlange Stammbäume beiseite und lässt (uns die wir um den Ausgang der Geschichte wissen) einen Teil davon emotional miterleben und trotz unseres Wissens mit hoffen, schwärmen, fiebern, bangen und trauern.
Mir hat Buch (mein erster historischer Roman) unfassbar gut gefallen. Es hatte von allem etwas aber von keinem zu viel. Es hatte historischen Background, starke Protagonistinnen, dramatische Szenen, Charme, Tiefsinn und unter all dem fand auch noch die Liebe etwas Platz. Doch keine dieser Fassetten nahm im Buch zu viel Raum ein es war ein ausgewogenes miteinander.
Dieses Buch trägt Geschichte in sich, wird von ihr berührt und geleitet aber keinesfalls dominiert.
Fazit: das must-have für alle, die einen ersten Schritt in das historische Genre wagen wollen und natürlich für Fans der griechischen Mythologie. Wer straffe geschichtliche Daten und eine erneute Heldendarstellung gleich der Ilias von Homer erwartet, könnte allerdings im Lesevergnügen geschmälert werden.

Bewertung vom 28.01.2019
Tief im Wald und unter der Erde
Winkelmann, Andreas

Tief im Wald und unter der Erde


ausgezeichnet

… geht tief in die Seele und unter die Haut
Es ist dunkelste Nacht, nur das Rotsignal der verschlossenen Bahnschranke kämpft vergebens darum die Dunkelheit zurück zu drängen. Ausgerechnet an diesem Bahnübergang starben bei einem mysteriösen Unfall Melanies Freunde. Pure Panik und Angst packen sie, wenn sie hier des nachts halten muss. Jedes Mal fühlt es sich so an, als würde das schwärzeste der Nacht sich zu einer unheilvollen Gestalt manifestieren und seine dunklen Hände nach ihr ausstrecken. Keiner glaubt ihr, dass der angebliche Unfall, keiner war. Selbst ihre Familie denkt, sie kämpfe noch mit dem Schicksal ihrer Freunde als plötzlich ein junges Mädchen Namens Jasmin verschwindet. Nur ihr Fahrrad bleibt zurück – im Unterholz, genau an eben jener Bahnschranke…
Tief im Wald und unter der Erde ist Andreas Winkelmanns Auftakt zur Nele Karminter Reihe. Erstmals erschienen 2009, erfreut sich das Buch Ende 2018 einer Neuauflage mit sehr ansprechendem Coverdesign. Ebenfalls zur Reihe gehört der Titel: Bleicher Tod. Man begleitet Kriminalhauptkommissarin Nele Karminter bei dem Versuch die verschwundene Jasmin ausfindig zu machen. Was zunächst nach einem entlaufenen Teenager aussieht bekommt mit dem Fund ihres Fahrrades eine grausige Bedeutung. Nele ist auf sich und ihr Team gestellt um den Täter zu finden. Das Problem ist nur er hinterlässt, wie von Geisterhand, keine Spuren. Die Suche wird zur schier unlösbaren Aufgabe für sie, da der Täter immer einen Schritt voraus zu sein scheint.
Andreas Winkelmann wechselt zwischen Neles Sicht der Ermittlungen, der Opferperspektive und sogar in die des Täters. Es gibt zum Teil ziemlich tiefgreifende Erinnerungen an die Vergangenheit des Entführers. Winkelmanns Beschreibungen lassen dem Leser den Atem stocken und die Tränen in die Augen treiben. Gerade das Geheimnis um die Identität des Täters gestaltet er wie ein Puzzle dessen zu legende Teile er erst nach und nach aufdeckt. Spannung ist durch das alternieren der Perspektiven immer vorhanden. Er schafft es sowohl ein Teil von Neles Privatleben, als auch die Ermittlungsarbeit darzustellen ohne langatmige Passagen zu erzeugen. Die Idee hinter der Story ist ausgefallen und die Umsetzung ist gut durchdacht. Es gelingt ihm dank seines Schreibstils und der Umgebung eine drückende, gar beklemmende Atmosphäre zu schaffen, in der man förmlich den Hauch des bösen im Nacken spürt. Besonders ergreifend fand ich die tief emotional und psychisch belastete Seite des Täters und den Showdown der zwar länger als üblich, jedoch sehr fulminant und Nervenzerreißend ausgearbeitet war. Die Sog Wirkung war enorm, man konnte zum Schluss das Buch kaum aus der Hand legen, geschweige denn alleine in einem dunklen Raum sitzen. So muss ein Thriller sein!
Fazit: Tief im Wald und unter der Erde ist eine klare Empfehlung an alle, die gerne durchweg Spannung haben und eine mitreißend beängstigende Thriller Story wollen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.01.2019
Die andere Frau / Joe O'Loughlin & Vincent Ruiz Bd.11
Robotham, Michael

Die andere Frau / Joe O'Loughlin & Vincent Ruiz Bd.11


gut

Auf der Suche nach der Wahrheit
Nach dem verstörenden Anruf eines Krankenhauses, Joes Vater läge im Koma, eilt er sofort zu ihm auf die Intensivstation. Erschreckender jedoch, als William zugerichtet auf dem Krankenbett liegen zu sehen, ist die neben ihm sitzende Person, die die Hand seines Vaters hält. Wo eigentlich Joes Mutter sitzen sollte, befindet sich eine, für ihn völlig fremde Person. Wer ist diese Frau, woher kommt sie und was weiß sie über Williams Verletzungen? Auf der Suche nach Antworten, stoßen Joe und Vincent auf jede Menge Ungereimtheiten und verstörende Geheimnisse.
Die andere Frau, ist der mittlerweile 11. Band von Michael Robothams Reihe um Joe O´Loughlin und Vincent Ruiz. Nach einer kleinen Pause und einem Einzelband (die Rivalin) widmet sich Robotham wieder seinem Parkinson geplagten forensischen Psychologen und dessen unverwechselbaren Ex Cop Sidekick. Das Buch knöpft zwar inhaltlich an den 10. Band an, könnte aber auch unabhängig von der Reihe gelesen werden, da alle wichtigen Details eine kurze Erwähnung finden. Trotz, dass mich der letzte Teil etwas unbefriedigt und traurig zurückgelassen hat, wollte ich unbedingt die andere Frau lesen. Joe ist leider vom angesehenen forensischen Psychologen zu einem, vom Leben stark gebeutelten, kranken Mann geworden. Diese Grundstimmung war in diesem Buch nicht mehr ganz so überpräsent aber doch hier und da deutlich zu spüren. Der Fall und die abgründigen Geheimnisse um das Leben seines Vaters, seine eigene Beziehung zu ihm und die Wahrheitsfindung waren sehr interessant. Leider hätte der Protagonist so gut wie jeder sein können. Joes herausragende Fähigkeit, die Menschen zu lesen, wie ein offenes Buch, kam leider nur 1-2-mal kurz zum Einsatz. Für meinen Geschmack viel zu wenig, das kann Robotham besser. Joes Praxis und seine Arbeit finden kaum eine Erwähnung und der Parkinson ist auch mehr eine sporadische Sache, quasi immer wenn es gerade nicht so ran passt, findet sie Erwähnung. Was in den letzten Büchern zu viel Raum einnahm, war hier nur eine Art „nettes Beiwerk“, welches mal eben mit Medikamenten ruhiggestellt wurde. Die Darstellung wird diesmal dem Ausmaß einer fortschreitenden, degenerativen Krankheit nicht so ganz gerecht. Die Story an sich war spannend und unterhaltsam aber stellenweise wollte Robotham einfach zu viel. Es wirkte mit all seinen Geheimnissen, Verdächtigen und Anschuldigungen plötzlich etwas überfüllt, unorganisiert und hektisch. Das waren leider zu viele Baustellen auf einmal. Für meinen Geschmack hätte er dafür etwas mehr in die Auflösung/ den Showdown investieren können. Der Backround war gut konstruiert und hätte Platz gegeben das Ende zu vertiefen. Die Familiäre Nebenstory war zwar zeitweise etwas dominant, zeichnete aber die Charaktere sehr schön rund und gab ihnen Tiefe. Der Schreibstil ist einfach gehalten. Kurze klare Sätze ohne hochtrabenden Aufbau. Das machte den Text sehr flüssig zu lesen und ließ auch längere Abschnitte nicht langatmig wirken.
Fazit: Alles in allem eine gute Story, deren Umsetzung an einigen Stellen noch ausbaufähig gewesen wäre. Robothams Bücher waren schon mal packender aber so farblos und uninteressant wie der letzte Teil war es diesmal nicht. Für Fans von Joe und Vincent ist -die andere Frau- natürlich ein muss aber auch für alle, die keine Neuerfindung des Thriller Genre wollen, ist es sicher eine unterhaltsame Lektüre.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.12.2018
Blutacker / Nicholas Meller Bd.2
Stassen, Lorenz

Blutacker / Nicholas Meller Bd.2


gut

Thriller mit Tatort- Fernseh- Flair
Anwalt Nicolas Meller, der seit seinem spektakulären Angstmörder Fall vor einem Jahr, privat wie beruflich auf dem aufsteigenden Ast scheint, bekommt von Hauptkomissar Rongen eine ungewöhnliche Nachricht. In der Nähe seiner neuen Kanzlei wurde ein Paketbote ermordet und das einzige gestohlene Paket war an ihn adressiert. Doch was hat das alles mit Nicolas zu tun? Er ahnt von nichts, findet sich aber bald von großer Gefahr bedroht, vor einem Rätsel stehend wieder.
Blutacker ist der mittlerweile 2. Roman des, in Köln lebenden, freischaffenden Drehbuchautoren Lorenz Stassen. In Blutacker setzt er die Hauptfiguren: Nicolas Meller, Nina Vonhoegen und Thomas Rongen, die aus seinem Debütthriller Angstmörder stammen in ein neues Story Set ein. An sich war es schön den weg der drei erneut verfolgen zu können obwohl es für meinen Geschmack zwischen Nina und Nicolas etwas zu oft in Beziehungsstress abdriftete. Allgemein merkt man dem Buch das Tagewerk seines Autors sehr an. Viele Details waren zu schnell bekannt und für eher nebensächliche, kleine Hintergrundinformationen wurde eine gar ausschweifende, teils langatmige Szenerie entworfen. Im Prime Time Fernseh Krimi ist das sicher eine gute, unterhaltsame, Programm füllende Idee mit einem netten Aha Effekt. In Buchform blieb, bei mir als Leser aber eher ein „ja wo will er denn hin?“ und „hm, das war´s jetzt?“ Effekt. An sich war die Story gut durchdacht und wirklich mal etwas Anderes vor allem, weil sie zum Teil auf einer wahren Begebenheit basiert und von Herr Stassen sehr kreativ als Thriller umgesetzt und weitergesponnen wurde. Am Ende wurde der Hintergrund (für alle die, die sich bei all den bereits gelüfteten Geheimnissen immer noch keinen Reim machen konnten) gut und verständlich erläutert. Der Showdown war an sich aber wieder viel zu sehr im TV Format. Ein Bösewicht hier, ein Hintermann da, Kommissar Zufall polterte auch noch rein, es machte Peng! Peng! und der Fall ist gelöst. Als 90-minütigen Spielfilm stell ich mir das unterhaltsam vor als Buch hatte das Ganze aber seine Schwächen. Die Story war interessant und die Charaktere gut gezeichnet doch, die allgemeinen Umsetzung war manchmal viel zu Effekt heischend und an anderer Stelle fehlte der Tiefgang, gerade wenn es an den Nervenkitzel ging war es zu schnell vorbei. Wären ein paar Hintergrunddetails etwas später verraten worden, hätte das der Story und der Spannung ganz gutgetan. Denn es war leider zu früh klar wohin der Hase unterwegs war und das konnte auch das unklare Schurken-misch-masch am Ende nicht mehr rausreißen.
Die kurzen Kapitel und die recht flüssige Schreibweise lockerten das Ganze dann aber doch etwas auf und machten aus Blutacker eine schnell zu lesende Lektüre.
Fazit: die Idee hinter der Story war gut, die Umsetzung hätte aber eher für eine TV Produktion getaugt. Trotzdem war Blutacker ein gut zu lesender, interessanter, kurzweiliger Thriller mit der ein oder anderen koketten aber unnötigen Ausschweifung und ab und an wenig Tiefgang.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.11.2018
Mörderische Renovierung
Cantero, Edgar

Mörderische Renovierung


ausgezeichnet

Okkulter Mysteryroman, mit viel Humor…
Einige Monate nach dem tragischen Selbstmord des Axton House Besitzers, Ambrose Wells, beziehen das eigenartige Pärchen, der Erbe A. und seine stumme Begleiterin Niamh das Anwesen. Das eher eigenwillige Gespann lässt sich von den Mythen die rund um Axton House kursieren, nicht abbringen es sich in selbigem gemütlich zu machen. Die Folgen bleiben nicht lange aus, doch sind die Geister wirklich der Grund für Ambrose Wells ableben gewesen oder birgt das Haus gar dunklere Geheimnisse?
Edgar Cantero, spanischer Schriftsteller und Cartoonist hebt mit seinem Roman -Mörderische Renovierung- die Messlatte der traditionellen Spukhausgeschichten auf ein neues und modernes Niveau. Vom Grunde her ist es eine ganz normale Grusel Geschichte aber das was er daraus macht ist so gar nicht normal. Der Leser begleitet A. und Niamh durch die Erforschung des Hauses, seiner Rätsel, seiner Geschichten und dessen Geheimnisse. Die beiden recht ungewöhnlichen Charaktere harmonieren, wie ein eingespieltes Team mit einander und lassen sich von der ein oder anderen Anekdote über das alte Axton Anwesen keines falls von ihren Nachforschungen abbringen. Die Ansicht wechselt immer wieder zwischen Tagebuch Einträgen, Video Aufzeichnungen, Tonaufnahmen, handschriftlichen Notizen, Briefen, Zeitungsartikeln und Rätseln hin und her. Während die Story an sich jede Menge Spannung mit sich bringt sorgt diese Form der Darstellung für eine ganz spezielle Dynamik und Atmosphäre. Der Autor entführt uns wahrhaftig in ein Spukhaus. Es hat eine aufreibende Vorgeschichte, eine Vielzahl an Räumen, verborgene Gänge und birgt etliche Geheimnisse, die der Leser aufspannende Weise mit entdecken darf.
Die beiden Charaktere sind einem sofort sympathisch, besonders die stumme Begleiterin Niamh hatte es mir angetan. Trotz ihrer doch recht eingeschränkten Kommunikationsmöglichkeiten, fanden ihr Gedanken immer einen Weg gehört zu werden. Die Geschichte bekommt mitten drin einen Okkulten touch und das war genau, dass was mich endgültig in den Bann zog. Auch wenn man meint zwischen drin Dinge zu lesen die überhaupt keinen Sinn ergeben, fügt der Autor zum Schluss alle Informationen zu einem vollständigen und beeindruckenden Bild zusammen. Mit dem Buch hat Cantero genau meinen Gespenster-, Spukhaus-, Rätsel- und konspirativen Nerv getroffen. Ich habe die 400 Seiten nur so verschlungen und fand das Buch, die Story, seine Charaktere aber vor allem seine Umsetzung und die Aufmachung einfach nur grandios.
Fazit: ein großartige, postmoderne Mystery- Spuckhaus- Story mit jeder Menge, keckem Humor. Nicht nur für Fans von Gruselgeschichten geeignet, sondern auch für alle, die sich im Thriller-, Krimi-, Spannungsroman Genre wohl fühlen, eine gelungene Abwechslung.

Bewertung vom 26.10.2018
Rachewinter / Evelyn Meyers & Walter Pulaski Bd.3
Gruber, Andreas

Rachewinter / Evelyn Meyers & Walter Pulaski Bd.3


sehr gut

Walter Pulaski wieder in Hochform…
Walter Pulaski, wird Routinemäßig zu dem Fundort einer Leiche gerufen, alles sieht nach einem Unfall aus, wenn da nicht ein paar Ungereimtheiten und eine verschwundene Begleiterin wären. Niemand hat sie gesehen, hat es sie überhaupt gegeben? Doch Pulaski kennt den Toten und kann die Zweifel nicht auf sich beruhen lassen. In seiner Raubein Manier geht er dem ganzen auf die Spur, doch diesmal ist jemand schneller als der Kriminalhauptkommisar. Das sorgt jedoch für mehr Schwierigkeiten als für Hilfe. Am Ende kann nur noch, Evelyn Meyers helfen, doch damit sind die Probleme noch lange nicht gelöst.
Rachewinter ist Andreas Grubers 3.Teil, seiner Walter Pulaski Reihe. Der in Wien geborene Schriftsteller, ist Autor zahlreicher Kurzgeschichten und anderer erfolgreicher Thriller. In Rachewinter spielt Andreas Gruber wieder ein sehr perfides Verwirrspiel mit seinen Lesern. Walter Pulaski, Hauptkomissar beim Kriminaldauerdienst in Leipzig und Strafverteidigerin Evelyn Meyers aus Wien ermittelt auch in dieser Geschichte wieder. Doch zunächst jeder in seiner Heimat, an seinem eigenen Fall. Für beide sehen ihre neuen Aufgaben am Anfang nach Routine aus. Doch Pulaski wäre nicht Kriminalhauptkomissar wenn ihn nicht die leisesten Zweifel zum Grübeln bringen würden. Eher unfreiwillig bleibt er bei dem, als Unfall zu den Akten gelegten Fall dran. Denn Unterstützung gibt es diesmal von zwei ganz ausgebufften Mädels die zwar eine gute Spürnase haben, dafür jedoch noch sehr grün hinter den Ohren sind. Ob ihnen das zum Verhängnis wird? Auch Evelyns Fall eines Mannes der des Mordes verdächtigt wird, ist zunächst noch ein gewöhnlicher Fall. Doch nach dem ersten Gespräch mit ihrem Mandanten hat Evelyn mehr Fragen als Antworten. Gemeinsam mit ihrem angehenden Anwaltsgehilfen Flo, der mehr Detektiv-, Spionage- und Polizeitricks auf Lager hat als man ihm im ersten Augenblick zutrauen würde, versucht sie diese Ungereimtheiten zu lösen. Dabei kommt sie fiesen Machenschaften viel zu nahe. Ist sie dem ganzen überhaupt gewachsen oder ist ihre Karriere schneller zu Ende als sie gedacht hatte? Es war wirklich wahnsinnig unterhaltsam den beiden bei ihren Ermittlungen über die Schulter schauen zu dürfen und Haut nah in deren Geschehnisse verwickelt gewesen zu sein. Andreas Gruber hat hier sehr aufwendig eine Story konstruiert. Am Anfang ist es unmöglich den Zusammenhang des Ganzen zu überblicken, doch Stück für Stück laufen die Fäden der Geschichte zusammen und ergeben ein Bild. Einige Sachen ließen sich zwar erahnen, waren jedoch in ihrer Auflösung immer noch spannend und interessant gestaltet. Zu dem geizt Gruber weder mit Todesopfern noch mit Skurrilität. Sowohl sein Antagonist als auch die Todesarten waren wirklich nicht 0815. Wenngleich ich gestehen muss mir die Mordszenen etwas too much waren, nicht direkt in ihrer Brutalität, dafür mehr in ihrer Darstellung und Beschreibung. Das ist jedoch das einzige was ich an Rachewinter auszusetzen habe. Ich mag beide Charaktere sehr, Pulaski mit seiner sarkastischen Art und Evelyn die für Gerechtigkeit immer aufs Ganze geht. Sie sind meiner Meinung nach auch gut erdacht und haben trotz ihrer Stärken auch die menschlichsten Schwächen. Doch nicht nur Grubers Charaktere sind beachtlich, auch sein Schreibstil ist es. Er ist so leicht und Flüssig das der Leser förmlich über die Seiten gleitet. Das und die unterschwellig mit Spannung durchsetzte Handlung lassen die Kapitel nur so verfliegen. Dank der zunehmenden Cliffhanger und dem dramatischen Zuspitzen der Lage, fällt es vor allem gegen Ende des Buches immer schwerer, es aus der Hand zu legen.
Fazit: Für Rachewinter kann ich eine klare Lese Empfehlung geben. Ein wirklich gutes, spannendes Buch. Nur vom Essen während einiger Szenen wurde ich abraten ;)

Bewertung vom 09.10.2018
Mädchen aus dem Moor
Tremayne, S. K.

Mädchen aus dem Moor


gut

Das Dartmoor und sein dunkler Sog
Ein unachtsamer Moment und einen Eisklumpen, mehr brauchte es nicht um Kath Redways Auto von der Straße abzubringen und in den See stürzen zu lassen. Seit dem Unfall fehlen ihr zum Teil Erinnerungen, doch ihr Leben scheint nach dem doch recht glücklichen Ausgang erst recht in einen finsteren Abgrund zu trudeln. Was verheimlicht ihre Familie vor ihr? Wer steckt hinter all diesen merkwürdigen Vorkommnissen und was verbirgt sich hinter dem, was ihre kleine Tochter Lyla im nebligen Moor zu sehen glaubt?
Mädchen im Moor ist der 3. Psychothriller des britischen Schriftstellers und Journalisten Sean Thomas. Er veröffentlicht seine Werke unter anderem auch unter den Pseudonymen Tom Knox und S.K. Tremayne. In Mädchen aus dem Moor hat er den Schauplatz seines neusten Psychothrillers in das Sagen und Mythen umwobene Dartmoor gelegt. Kath ist auch Wochen nach dem Unfall noch längst nicht wieder die Alte. Es fehlen immer noch Erinnerungen an den Unfall und die Woche davor. Während sie versucht ihr Gedächtnis wieder zu erlangen, bricht ihr Leben an allen Ecken und Enden auseinander. Man meint Adam, ihr Mann, sollte vor Glück platzen, dass seine Frau einen schweren Unfall nahezu unverletzt überlebt hat, doch irgendwas steht zwischen ihnen, er hält etwas zurück. Irgendein dunkles Detail kennt er und verbirgt es vor Kath. Die Sorge um die besondere Tochter der beiden, lässt die Handlung auch nicht zur Ruhe kommen. Lyla zeigt Symptome des Asperger Syndroms, doch liegen die Eigenheiten und die Vorfälle einzig an ihrer Krankheit oder ist tatsächlich da draußen im nebligen Moor etwas, was ihnen böses will? Leider hat Kath die ganze Story hindurch keinen Fixpunkt und kommt nirgends zur Ruhe, niemandem kann sie trauen. Alle ihre Lieben verhalten sich merkwürdig und sie zweifelt zunehmend an sich selbst. Manche ihrer Aktionen/ Reaktionen waren nachvollziehbar andere Handlungen waren es hingegen überhaupt nicht. Es passieren zwar ständig Vorfälle und manchmal wird ein „Geheimnis“ gelüftet, jedoch fehlte dem Ganzen die Struktur, das Gefühl mit der Handlung vom Fleck zu kommen bleibt aus. Man dreht sich bei der Rekonstruktion der Geschehnisse leider immer wieder im Kreis. Auch wird viel über die Umgebung des Dartmoor geschrieben jedoch nur 1-2 Sagen und ein paar sprachliche Begebenheiten. Für meinen Geschmack und meine Erwartungen kam dieses ganze Dartmoor Mysterium zu kurz. Ich hätte mir da deutlich mehr Zusammenhang mit den Moor Sagen und der Story an sich gewünscht um die besondere Atmosphäre dieser doch recht bedrohlichen und unwirtlichen Natur aufkommen zu lassen. Die reine nebenher Erwähnung führte leider nicht dazu und entpuppte sich im Hinblick auf die Story nur als Stilmittel um die Wahl des Schauplatzes zu rechtfertigen. Die Idee der Geschichte war einigermaßen unterhaltsam, jedoch hat der Autor es zwischendurch etwas zu gut mit seinen Geheimnissen und vermeintlich bösen Menschen gemeint und den roten Faden leicht verloren. Mädchen aus dem Moor lässt sich zu weilen auch etwas abgehakt lesen, da die Protagonistin ständig abschweift, alles erneut durchdenkt und auch einen sehr bildgewaltigen Gedankengang hat. Sie beschreibt die Art am Ende sogar selbst sehr treffend: „Mitten hinein in meine Gedanken, mein endloses inneres Geplapper, das dahin fließt wie der silbrige Teigen des Drewe Wehr…“ Ihre Gedanken sind in der Tat oftmals ausschweifendes Geplapper das wenig zielführend, wenn nicht gar zunehmend langweilig ist.
Fazit: mäßig unterhaltsame Lektüre, von „Blut in den Adern gefrieren lassen“ ist das Buch jedoch meilenweit entfernt. Dank zu wenig Dartmoor Grusel und zu vielen erzählerischen Ausschweifungen lies die Spannung sich nur ab und an Blicken.

Bewertung vom 01.10.2018
Escape Room - Nur drei Stunden
McGeorge, Chris

Escape Room - Nur drei Stunden


gut

1 Raum – 6 Personen – 1 Leiche
Morgan Shepard, bekannter TV- Star, erwacht in einem völlig fremden Hotelzimmer. Er findet sich gefesselt in einem Spiel der ganz besonderen Art wieder. Ein mörderisches Spiel. Eine Leiche, Fünf Verdächtige und Shepard hat nur 3 Stunden Zeit, den Mörder unter den Anwesenden zu entlarven. Sonst werden alle sterben. Doch wem soll er vertrauen, wenn er sich selbst nicht einmal trauen kann? Wird er es schaffen?
Chris McGeorge ist Kreative Writing Absolvent der City University London. In Escape Room merkt man deutlich seine Liebe zu literarischen Klassikern von Agatha Christie und Arthur Canon Doyle heraus. Der Grundgedanke des Thrillers ist einiger der Klassiker sehr ähnlich. Dem ganzen mischt er einige Komponenten hinzu, die etwas zeitgemäßer sind. Schließlich wird heute niemand mehr mit einem Kerzenständer in der eigenen Bibliothek erschlagen. Während man die Stunden mit Shepard in diesem Raum durchlebt wünscht man sich allerding er hätte mehr Ähnlichkeiten mit Holmes. Bis auf den Drogenkonsum haben die beiden, vor allem was den Spürsinn betrifft, leider keine Gemeinsamkeiten. Man verfolgt also die stümperhaften Versuche eines ausnüchternden Drogenabhängigen, irgendwelche Unstimmigkeiten in den Geschichten der Anwesenden zu finden. Zwischendrin erfährt man auch einiges über die Vergangenheit und dass wenig ruhmreiche Dasein des gefeierten TV- Stars. An sich hat mir das Buch oder besser deren Grundidee gut gefallen, obgleich ich mir etwas mehr Escape Room im Sinne von rätseln, versteckten Botschaften und geheimen Türen oder Gängen gewünscht hatte als dieses „wer könnte wohl der Täter sein?“ gerate. Auch die Rückblicke fand ich zum Teil interessant und gut, da sie die eingesperrte Stimmung für den Leser etwas auflockerte. Leider ist das Geheimnis um den Hintergrund des Ganzen viel zu früh gelüftet worden. Die letzten 150 Seiten waren zwar nett und reichten um das ganze zwei Mal bis ins letzte Detail zu erläutern aber leider fasst sinnlos. Die Luft war raus und es folgten nur noch 1-2 „achso“ Momente und über diese Länge wird wahrscheinlich jeder noch so gut gedachte Showdown zur langweiligen Zeitverschwendung. Da, zur Aufklärung des ganzen nach der Rückblende (nach der für den Leser alles klar war) noch die eigentliche Aufklärung im Buch folgte, weil Shepard ja auch noch dahinterkommen sollte wirkte es am Ende als Seitenfüllerei. Man erfuhr zwar noch einige Details wie es zur Escape Room Situation gekommen ist aber letzten Endes war das meiste doppelt gemoppelt. Das Ende wäre ohne diese unnötige zusätzliche Auflösung erfrischender gewesen. Alles in allem hat McGeorge aber potenzial da der Schreibstil wirklich flüssig zu lesen war und der Grundgedanke nicht schlecht war. Etwas weniger rumhakerei auf den Schwächen des Protagonisten und etwas mehr ausbrechen aus dem Lehrbuch würden dem ganzen guttun. Die Idee war gut, leider fehlte es in der Ausführung an Tiefe.
Fazit: Escape Room ist ein passabler Thriller mit kriminalistischem Einschlag, den man zwischen durch mal lesen kann.