Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
KristallKind

Bewertungen

Insgesamt 240 Bewertungen
Bewertung vom 29.11.2022
Wintersterben
Krüger, Martin

Wintersterben


sehr gut

Die Interpolagentin Valeria Ravelli wird in die Walliser Alpen gerufen, wo ein deutscher BKA-Beamter grausam ermordet wurde. Im nahe gelegenen Dorf Steinberg hat allerdings niemand Interesse daran Valerias Fragen zu beantworten. Hat dieser schwerreiche Geschäftsmann, der in einer abgelegenen Villa mitten in den Bergen wohnt, vielleicht seine Finger im Spiel? Die Agentin ahnt noch nicht, dass sie einem gefährlichen Kult auf der Spur ist.

Martin Krüger präsentiert hier einen überaus spannenden Fall, umhüllt in einer unschlagbar beklemmenden Atmosphäre, welche mich nicht nur einmal zum Gruseln brachte! Der Autor transportierte die Stimmungen und das Erleben seiner Protagonisten hervorragend, blieb bei allen anderen Charakteren aber betont vage, was ich oft als kalt und schaurig wahrnahm, und was damit die Einsamkeit und Abgeschiedenheit des Handlungsschauplatzes unterstrich.

Valeria Ravelli war mir zwar sympathisch, doch ihr Charakter fühlte sich für mich einfach nicht stimmig an. Sie wurde als beste Ermittlerin der Züricher Truppe gepriesen, was ich ihr aber einfach nicht abnehmen konnte. Sie stellte im Laufe ihrer Ermittlungen gute Fragen, schien mir aber im Großen und Ganzen mit diesem Job überfordert. Ihre Vergangenheit nagte in einem Ausmaß an ihr, das sie psychisch recht schnell an ihre Grenzen brachte. Aber auch ihr neuer Partner Colin Bain verbarg etwas aus seiner Vergangenheit, die bis zum Ende allerdings mysteriös blieb und mit der im Laufe der Geschichte eher vernachlässigt wurde. Wobei mir diese berufliche Partnerschaft etwas komisch vorkam, da beide an getrennten Orten ermittelten und sich somit vor Ort nicht den Rücken freihalten konnten. Jedenfalls rückte Bain für mich als Figur sehr in den Hintergrund, und manchmal schien er mir sogar überflüssig.

Die Handlung fand ich jedoch unheimlich spannend! Allerdings verstand ich so einiges am Verhalten der Protagonistin nicht, vor allem ihr wiederholter Besuch beim Verdächtigen: Alleine und unbewaffnet. Etwas zu unrealistisch für meinen Geschmack, allerdings konnte ich aufgrund des interessanten Falls darüber hinwegsehen. Am Showdown hätte man meines Erachtens auch noch feilen können, denn mir erschien für das Thema und die Brisanz der Situation das Ende ein klein wenig zu schnell abgehandelt.

Trotzdem freue ich mich auf den nächsten Fall von Valeria Ravelli! „Wintersterben“ war für mich nämlich insgesamt gesehen ein Thriller, der mich nicht losließ. Spannend vom Anfang bis zum Schluss, mit außergewöhnlicher Atmosphäre.

Bewertung vom 16.11.2022
Der eiserne Herzog
Schiewe, Ulf

Der eiserne Herzog


ausgezeichnet

11.Jh.n.Chr.: Guilhem (Wilhelm) ist der Herzog der Normandie. Doch diese Stellung musste er sich hart erkämpfen. Er hielt seit seiner Kindheit seinen Feinden stand und schlägt am Ende auch noch die letzte Revolte nieder. Derart gestärkt wirbt er nun mit Erfolg um die schöne Matilda, und wird bald darauf von seinem Onkel, König Edweard von England, zum Thronerben erklärt. Guilhems Leben und Wirken könnte nicht besser sein, wären da nicht die perfiden Ränke am englischen Hof und sein Gegner Harold Godwinson, der ebenfalls ein Anrecht auf die Königswürde erhebt.

Ich verfolge Ulf Schiewes Werke nun schon seit ein paar Jahren mit Begeisterung, und war daher sehr gespannt, in welche Zeit und Kultur er mich mit seiner diesjährigen Neuerscheinung entführen würde. Als ich dann das hochwertige, ansprechende Cover zum ersten Mal sah, freute ich mich umso mehr, mit dem „eisernen Herzog“ wieder einmal einen von mir noch unentdeckten Geschichtsfaden näher in Augenschein nehmen zu dürfen. Unwahrscheinlich hilfreich empfand ich in diesem Fall das Verzeichnis der Orts- und Personennamen und auch die Landkarte im Innenteil des Einbandes.

Abgesehen von den historischen Fakten, die ausgezeichnet recherchiert wurden, sowie dem umfangreichen Detailwissen, mochte ich die Ideen des Autors, die fiktiven Elemente, welche sich um tatsächliche Gegebenheiten woben und mir damit ein angenehmes Lese- und Lernerlebnis ermöglichten.

So erfuhr ich die Geschichte um Wilhelm den Eroberer, mit allen überlieferten, wie auch fiktiven Machtkämpfen und Intrigen, der Rohheit der damaligen Zeit, die sich teilweise auch in Dialogen niederschlug, mit grausamen Entscheidungen, aber auch mit der großen Liebe des charismatischen Führers zu Matilda von Flandern. Ich registrierte hier nicht nur die kriegerischen Ambitionen der Völker, sondern freute mich ebenfalls über freundschaftlichen und respektvollen Umgang mit Freund und Feind.

Guilhem zeigte sich mir in dieser Geschichte als Ehrenmann, der Eroberungen und gewalttätige Auseinandersetzungen nicht zum Zeitvertreib betrieb, sondern die Grenzen seines Landes verteidigte und für sein Geburtsrecht kämpfte. Ich mochte den eisernen Herzog, denn er wirkte klug, freundlich, gerecht und verständnisvoll und blieb dabei zielorientiert und besonnen. Vor allem die etwas tiefer gehenden Gespräche, die der Protagonist mit seiner Frau oder anderen Figuren des Romans führte, bewegten mich sehr. Sie hauchten den Charakteren Leben ein, und ließen mich einen Blick auf die Menschen hinter den Titeln werfen.

Neben den sagenumwobenen Hauptakteuren gefiel mir vor allem die Interpretation der Frauenfiguren, welche stets mit Willensstärke und Fürsorge an der Seite ihrer Männer standen. Schön, dass hier auch die Gattinnen eine Stimme hatten, die sich nicht nur in Familienfragen, sondern ebenso in der wertvollen Unterstützung und Beratung in politischen Fragen ausdrückte.

Beeindruckend kam allerdings der bildgewaltige Showdown, die Schlacht von Hastings, daher. Von der Planung bis zum letzten Schwerthieb wurden mir nochmals die taktischen Fähigkeiten der Eroberer vor Augen geführt. Letztlich aber auch das Leid des Volkes, welches dabei unbarmherzig ausgebeutet wurde. Leider endete die Geschichte nach meinem Empfinden zu abrupt, ich hätte mir nach dieser aufreibenden Schlacht noch ein paar Kapitel als Cool Down, mit einem Zukunftsausblick der Charaktere gewünscht. Diese Informationen kann man allerdings den Anmerkungen des Autors, am Ende des Buches entnehmen.

„Der eiserne Herzog“ hat mich letztlich sehr gut unterhalten. Dieser Roman glänzt mit mehr als nur mit kriegerischen Auseinandersetzungen oder ausgeklügelter Kampfplanung. Auch hinreißende Liebeserklärungen oder fiese Intrigen haben hier ihren Platz. Anspruchsvolle Unterhaltung, die ich wirklich gerne weiterempfehle. / 4,5 Sterne

Bewertung vom 15.11.2022
EAST. Welt ohne Seele / Jan Jordi Kazanski Bd.1
Jensen, Jens Henrik

EAST. Welt ohne Seele / Jan Jordi Kazanski Bd.1


gut

CIA-Agent Jan Jordi Kazanski kommt mit einem schrecklichen Verlust nicht klar und greift immer wieder zur Flasche. Somit sollte er eigentlich von Dienst suspendiert werden, wird allerdings überraschenderweise nach Krakau befohlen, wo er „Die Witwe“ aufspüren soll, welche die größte Verbrecherorganisation vor Ort führt. Kaum angekommen, muss er um sein Leben bangen, und ein Sumpf aus Korruption und Gewalt enthüllt sich nach und nach vor ihm.

Ein Agenten-Thriller – wie spannend! Bisher kannte ich den Autor nur vom Namen her, in Verbindung mit seiner erfolgreichen OXEN-Reihe. Daher nutzte ich die Gelegenheit mit diesem (neu veröffentlichten) Auftakt von EAST einen Einstieg in die Thrillerwelt von Jens Henrik Jensen. Allerdings bin ich im Nachhinein ziemlich enttäuscht, denn ich hatte definitiv mehr erwartet!

Als erstes bin ich über den Schreibstil gestolpert, der mir eine Spur zu blumig für dieses Genre war. Ich hatte den Eindruck, dass der Autor hier mehr seine durchaus beachtenswerten künstlerischen Fähigkeiten ausdrücken wollte, damit jedoch den Nervenkitzel dieser Geschichte zu sehr untergrub. Das führte meines Erachtens auch dazu, dass es unheimlich lange dauerte, bis die Story an Fahrt zunahm. Mehr als die Hälfte des Buches empfand ich sehr schleppend und legte den Thriller deswegen auch mehrmals zur Seite, um mich einer anderen Lektüre zu widmen. Trotz brenzliger Situationen kam für mich im Fall der Witwe kaum Spannung auf, was vielleicht auch daran lag, dass so manche Erzählstränge einfach fallengelassen wurden, und die auch nicht immer einfach zu verstehen waren.

Außerdem konnte ich mich für den Protagonisten wenig begeistern. Mir war die Figur zu unnahbar und seine ständige Trinkerei nervte mich. Meines Erachtens war dieser Punkt absolut unrealistisch, denn ich glaube nicht, dass ein Agent in diesem Zustand für einen Auftrag rekrutiert werden würde, selbst als Kanonenfutter nicht. Ich mag es einfach nicht, wenn Besonderheiten für Hauptfiguren mit Gewalt herbeigezerrt werden, um ein Alleinstellungsmerkmal zu schaffen.

Kurzum, „EAST – Welt ohne Seele“ war für mich als Thriller nicht besonders attraktiv. Daher werde ich die Fortsetzungen der Reihe auch nicht lesen. Schade nur um meinen ersten Eindruck von der Herangehensweise des Autors, von der ich nun doch etwas ernüchtert bin. / 2,5 Sterne

Bewertung vom 13.11.2022
This (Last) Christmas (eBook, ePUB)
Pelzer, Julia

This (Last) Christmas (eBook, ePUB)


sehr gut

Finn brach Romy einst das Herz, daher möchte sie unbedingt über ihn hinwegkommen. Allerdings ist das gar nicht so einfach, denn Finn war und ist der Nachbarsjunge in ihrer Heimatstadt. Als sie ein entspanntes Weihnachtsfest bei ihren Eltern verbringen will, läuft er ihr unverhofft über den Weg – mit allem Charme der Welt ausgestattet. Um sich abzulenken, meldet Romy sich kurzerhand bei einem Weihnachtswettbewerb an, dessen Preisgeld ihr sogar eine neue Gitarre verschaffen könnte. Überraschenderweise erweist sich Finns Hilfe dort als sehr nützlich für ihr Weiterkommen, wobei auch ein Blick mehr auf ihn nicht schaden kann. Ob sich Finn eine zweite Chance bei Romy erkämpfen kann?

Julia Pelzer war mir als Autorin bisher noch kein Begriff, doch nach dieser wunderbaren Weihnachtsgeschichte werde ich mir diesen Namen merken. Ihr Schreibstil hat mich begeistert, denn sie schreibt sehr natürlich, bringt Nähe zwischen Leser und Figuren und kann Atmosphäre ausgezeichnet transportieren. Diese Qualitäten machten für mich letztlich sogar einige meiner Beanstandungen wieder wett.

Die Protagonisten erschienen mir anfangs nämlich etwas blass, Finn sogar respektlos gegenüber Romy. Ihn mochte ich lange überhaupt nicht, er war mir zu undurchsichtig, zu glatt und zu provokant. Sein Auftreten besserte sich zwar nach und nach, aber selbst gegen Ende wurde ich nicht richtig warm mit ihm. Romys Charakter wurde mir etwas zu wenig behandelt, denn ich konnte beispielsweise ihre Liebe zur Musik und ihr musikalisches Talent im Rahmen der Erzählung nicht wirklich ausmachen. Bezüglich Finn und Romy war mir sowieso einiges zu verwischt, und auch die Emotionen zwischen ihnen erreichten mich erst etwa im letzten Drittel des Romans. Vielleicht lag es an der etwas faden Handlung, die zwar stimmungsvoll und freundlich wirkte, in der sich aber eine vorhersehbare Szene an die nächste reihte und daher keinen Raum für wirkliche Überraschungen und prickelnde Aufregung ließ.

Trotzdem kann ich „This (Last) Christmas“ als Weihnachtsschmöker nur empfehlen. Die Geschichte lädt unweigerlich in eine warmherzige und versöhnliche Atmosphäre ein, in welcher Lichterglanz und Keksbäckerei eine wohlige Stimmung zaubern.

Bewertung vom 07.11.2022
Die Kaiserin
Griffis, Gigi

Die Kaiserin


ausgezeichnet

Helene soll Kaiserin von Österreich werden und an der Seite von Kaiser Franz das Land regieren. Zumindest so haben es ihre Mutter und ihre Tante Sophie seit langem geplant. Helene ist begeistert von diesen Aussichten, und mit Inbrunst bereitet sie sich auf ihre künftige Aufgabe vor. Doch als Elisabeth, Helenes Schwester und beste Freundin, während der Geburtstagsfeierlichkeiten des Kaisers, im Schlosspark von Bad Ischl Franz begegnet, ist es um die beiden geschehen. Doch das darf nicht sein, denn Elisabeth will Helene nicht den Mann stehlen. Als die Anziehungskraft zu Franz allerdings immer stärker wird, steht Elisabeth vor schweren Entscheidungen.

Wer kennt sie nicht, die Sissi-Spielfilme, die jedes Jahr an Weihnachten rauf und runter gespielt werden? Ich liebe diese Filme, darum wollte ich dieses Buch unbedingt lesen.

Etwas enttäuscht las ich die ersten Kapitel der Erzählung, denn im Grunde wurde hier haargenau die Geschichte des ersten Sissi-Films erzählt. Daher bekam ich die Gesichter und die Präsenz der Schauspieler bis zuletzt nicht aus meinem Kopf, und es fiel mir sichtlich schwer, offen und mit Neugier den Erlebnissen der Geschwister Helene und Elisabeth zu folgen.

Als ich mich jedoch aus meiner Befangenheit weitestgehend befreit hatte, konnte ich diese Erzählung doch als modern, lebendig und feinfühlig wahrnehmen. Und ich war begeistert! Ich durfte an den offen gezeigten Ansichten, und vor allem viel am Seelenleben der Hauptfiguren Franz, Elisabeth und Helene teilhaben. Vor allem Helenes Sicht, ihr Sammelsurium an Gefühlen hinsichtlich ihres Schicksals, haben mich sehr berührt. Ebenso wie Elisabeths Zerrissenheit und Hilflosigkeit, welche die dramatische Situation mit sich brachte.

Vor allem stellte die Autorin die jungen Leute als das dar, was sie im Innersten auch waren: Frisch verliebt, mit Hunger nach dem Gegenüber und nach dem Leben, und dabei bemüht ihre politischen Rollen zu erfüllen. Man spürte regelrecht, wie dieser Druck, diese Diskrepanz, sie fast in die Knie zwang. Fantastisch!
Außerdem durfte ich auch schwierige Menschen am Hof erleben, Intrigen und Machtspielchen, die mich mehr als einmal wütend werden ließen. Langweilig wurde die Geschichte für mich also nie. Ganz im Gegenteil, ich hätte nach dem ziemlich abrupten Ende gerne noch weitergelesen.

„Die Kaiserin“ hat mich überraschend berührt und peppte meine Erinnerungen an die, auch dem breiten Publikum bereits bekannte Geschichte entschieden auf. Es ist eine persönlichere Variante der oberflächlichen Kostümstory, die sich wirklich zu lesen lohnt. / 4,5 Sterne

Bewertung vom 04.11.2022
The Other Side of the Sky - Die Göttin und der Prinz
Kaufman, Amie;Spooner, Meagan

The Other Side of the Sky - Die Göttin und der Prinz


sehr gut

Zwei Welten, die nichts voneinander wissen. Der Prinz aus den Himmelsstädten stürzt auf die Erde, wo die letzte lebende Göttin auf die Erfüllung einer langersehnten Prophezeiung wartet. Beide gemeinsam haben die Macht ihre beiden Welten zu retten oder sie zu zerstören.

Die Idee der beiden Autorinnen hat mich sofort begeistert! Dieses Buch musste ich haben, trotz des schrecklichen Covers, und so konnte ich es kaum erwarten, mich so bald wie möglich ins Lesevergnügen zu stürzen.

Doch obwohl ich die detailreiche Beschreibung von Nimhs Heimat sehr gerne mochte, stellte sich bei mir recht schnell ein wenig Melancholie ein, die mich unterschwellig durch die ganze Geschichte begleitete. So nahm ich mit der Zeit auch die Protagonistin wahr. Sie wirkte zwar stark, bodenständig und freundlich auf mich, aber auch mit Schwermut gesegnet, was es mir nach und nach immer schwerer machte, das Buch wieder in die Hand zu nehmen und weiterzulesen.

Glücklicherweise zeigten sich aber auch sehr spannende Szenen, die sich allerdings mit langatmigen Episoden abwechselten. So richtig warm wurde ich damit nicht – nicht mit der Handlung und auch nicht gänzlich mit Nimh. North schien mir dagegen aufgeweckt, lebhaft und diplomatisch, trotz seiner Unsicherheit in dieser für ihn unbekannten Welt. Doch die Liebe der beiden zueinander konnte ich leider nur in Ansätzen wahrnehmen, Emotionen blieben für mich meist außen vor. Ferner konnte ich der Handlung, inklusive der rätselhaften Prophezeiung, manchmal nicht so recht folgen. Manche Szenen fühlten sich für mich daher etwas unklar an. Die Intrigen und Machtkämpfe um die Königswürde fand ich allerdings super spannend, wie auch den gewaltigen Showdown am Ende, einschließlich des fiesen Cliffhangers.

„The other side of the sky“ glänzte vor allem mit einer außergewöhnlichen Idee, dem bildhaften Schreibstil und einigen überaus spannenden Szenen. Nimh und North rückten für mich als Paar jedoch eher in den Hintergrund. So richtig rund fand ich die Geschichte nicht, werde aber trotzdem Band 2 lesen. Ich hatte den Eindruck, dass die Geschichte mit dem Ende von Band 1 lediglich den ersten Höhepunkt erreichte. / 3,5 Sterne

Bewertung vom 03.11.2022
Happy New Year - Zwei Familien, ein Albtraum
Stehn, Malin

Happy New Year - Zwei Familien, ein Albtraum


gut

Eine ausgelassene Silvesterfeier. Doch es harmoniert nicht so richtig zwischen den Freunden. Als plötzlich ein Mädchen verschwindet, fallen nach und nach die Masken. Kennst du deine besten Freunde wirklich?

Cover, Klappentext und eine schwedische Autorin haben meine Vorstellung von dieser Geschichte in eine Richtung gedrängt, die leider rückblickend nicht so zum Zuge kam, wie ich es mir erhofft hatte. Das Buch präsentierte sich mir im Vorfeld unheildrohend und abgründig, doch so richtig aufregende Wendungen zeigten sich mir letztlich eher nicht. Es gab Ansätze davon - Aufdeckungen, die eine andere Sicht verlangten, die aber eher einem ausschweifenden Beziehungsroman ähnelten und im persönlichen Drama der einzelnen Figuren schwelgten.

Die Charaktere an sich gefielen mir allerdings recht gut. Die Freunde kamen aus verschiedenen sozialen Schichten und jeder hatte dementsprechend sein Päckchen zu tragen. Aber als das nach Außen gezeigte Auftreten bröckelte, war diese brutale Ehrlichkeit in der Summe für mich fast schon widerlich. Diese oberflächlichen Freundschaften, in denen jeder einfach nur glänzen wollte, fand ich erbärmlich. Dieser Aspekt wurde von der Autorin meines Erachtens jedoch außerordentlich gut getroffen. Gestört hat mich dabei allerdings die Weitschweifigkeit, die mich stellenweise ziemlich langweilte. Mehr als einmal dachte ich, ich müsste der Handlung Beine machen.

Auch den Fall an sich fand ich im Endeffekt überraschend fad, denn die Idee hatte wirklich Potenzial. Ich denke es lag daran, dass das Buch meines Erachtens in der Aufmachung als Thriller verkauft wurde, aber lediglich ein Kriminalroman war. Leider nützt das niemand, denn wie oft hatte ich selbst schon ganz andere Erwartungen an eine Geschichte, weil mich ein Klappentext oder ein Übermaß an Promotion in eine falsche Richtung lenkte. So hatte die Autorin bei mir leider keinen guten Start und ich bin mir nicht sicher, ob ich ein weiteres ihrer Werke lesen möchte.

„Happy New Year“ konnte bei mir leider nur zum Teil punkten. Ich vermisste das Tempo in der Handlung und mehr Thematisierung der brisanten Aspekte im vorliegenden Fall. Mir war dieser Krimi im Ganzen etwas zu lau und hat leider keinen signifikanten Eindruck bei mir hinterlassen. / 2,5 Sterne

Bewertung vom 01.11.2022
Maybe this year - Dieser eine Tag im Winter
Bell, Emily

Maybe this year - Dieser eine Tag im Winter


gut

Norah und Andrew lernen sich in Italien kennen und sind sofort ineinander verliebt. Nach einer gemeinsamen Nacht und ein paar romantischen Tagen ruft jedoch der Alltag. Aber leider passen ihre Zukunftspläne nicht zusammen, und so schließen sie einen Pakt: Sollten beide zehn Jahre später an Heiligabend noch Single sein, treffen sie sich in Dublin. Da Norah jedoch über die Jahre Andrews Kontaktdaten verliert, bleibt ihre einzige Hoffnung ihn wiederzusehen, ihr verabredeter Treffpunkt. Also macht sie sich auf den Weg. Ob Andrew noch Gefühle für sie hegt?

Der überaus romantischen Idee und der versprochenen Weihnachtsstimmung konnte ich wirklich nicht widerstehen! Obwohl ich das Cover nicht gerade ansprechend fand, ließ ich mich dennoch voller Vorfreude auf Emily Bells Geschichte ein.

Letztlich denke ich rückblickend mit gemischten Gefühlen an die Erzählung, denn langatmige Rückblicke und so manche unverständliche Szenen schmälerten mein Leseerlebnis doch erheblich. Im Grunde mochte ich die Handlung, die sich jedoch überraschend anders gestaltete, als ich erwartet hatte. Für unvorhergesehene Wendungen bin ich in der Regel immer zu haben, solange sie nur nachvollziehbar sind. Doch vor allem gegen Schluss kamen mir hier Entscheidungen und Verhaltensweisen der Protagonistin ganz schön seltsam vor. Außerdem suchte ich die angekündigte Weihnachtsstimmung vergeblich. Ab und an ließ die Autorin zwar eine Ahnung davon aufblitzen, aber fühlen konnte ich sie so gut wie überhaupt nicht. Ebenso wenig, wie einen Großteil an Emotionen, die ihre Figuren durchlebten.

Norahs Lebensgeschichte und ihre langjährigen Freundschaften wurden meines Erachtens über die Maßen behandelt, wobei die Verbindung zu Andrew recht stiefmütterlich ausgearbeitet wurde. Das führte dazu, dass ich mich ständig fragen musste, wann die Geschichte denn nun endlich richtig losginge. Es war einfach etwas seltsam, was wohl daran lag, dass mal wieder ein angedeutetes Klappentext-Versprechen in meine Offenheit für die Erzählung grätschte. Auf der einen Seite gefiel mir die Story, sie ließ sich gut lesen und war unterhaltsam. Andererseits empfand ich einen Großteil der Kapitel als Lückenfüller, als eine Aneinanderreihung irrelevanter Momente, die den Fortgang der Handlung mehr als einmal ausbremste.

Dafür mochte ich Norahs Offenheit und Freundlichkeit, und dass sie sich aufmachte ihr Weihnachtsabenteuer zu erleben, fand ich besonders mutig. Trotzdem ließ mich die Protagonistin ziemlich kalt, am Ende konnte ich mich ehrlich gesagt auch nicht wirklich für sie freuen. Ein kleiner Lichtblick kam allerdings mit Norahs Freund Joe ins Spiel. Seine zurückhaltende Art gefiel mir sehr, und er wirkte unheimlich sympathisch auf mich. Joe sorgte mit seiner Geduld und seinem Verständnis für eine liebevolle Dynamik im Geschehen und brachte damit in Ansätzen eine warmherzige Atmosphäre in die Geschichte.

„Maybe this year“ bleibt für mich jedoch ein Liebesroman, der mir eher nicht im Gedächtnis bleiben wird. Hier fehlte mir definitiv Gefühl und ein sicherer Fokus auf den Kern der Erzählung. Wer ein heimeliges Weihnachts-Flair sucht, ist zudem mit diesem Buch schlecht beraten. Mehr als eine neutrale Haltung kann ich Norahs Geschichte letztlich leider nicht entgegenbringen.

Bewertung vom 31.10.2022
Aquitania
García Sáenz, Eva

Aquitania


gut

Frankreich, 1137:Der Mord an ihrem Vater macht die blutjunge Eleonore von Aquitanien viel zu früh zur Herrscherin über ihr Land. Glücklicherweise ist Eleonore mit einem einem scharfen Verstand gesegnet und macht sich gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem König von Frankreich, dessen Vater ebenfalls unter mysteriösen Umständen starb, auf die Suche nach dem Mörder. Die Frage, wer von der Unerfahrenheit des Königspaares profitieren könnte, lässt Eleonore nicht los.

Das edle Cover und die Autorin des Buches, die ich bereits von ihrer „Inspector Ayala“-Reihe kannte, weckten mein Interesse für diesen historischen (Kriminal-)Roman. Ich versprach mir viel von dem Fall mit royalem Hintergrund und erwartete daher ein aufregendes Rätselraten um den Täter.

Ich hatte jedoch etwas Schwierigkeiten in die Geschichte einzusteigen, denn die Figuren ließen mich erstaunlich kalt. Sympathiepunkte konnte ich bis zuletzt für keine der Figuren verteilen, selbst nach den vielen Schicksalsschlägen, welche die Protagonisten im Laufe der Handlung ertragen mussten. Zudem war ich etwas erschreckt von der Liebelei zwischen der 13-jährigen, überaus klugen Eleonore und ihrem erwachsenen Onkel, sowie der Verantwortung die der jungen Adligen in dem Alter auferlegt wurde.

Abgesehen von den historischen Gegebenheiten und politischen Verknüpfungen der damaligen Epoche, kann ich nicht behaupten, dass mich die Geschichte fesseln konnte. Ich brauchte lange, bis ich mit dem Erzählstil zurechtkam und Eleonores Erlebnissen konzentriert folgen konnte. Die Suche nach dem Mörder rückte meines Erachtens zu weit in den Hintergrund und zeigte sich wenig spannend. Erst gegen Ende kam die Sache ins Rollen, wobei ich die Aufklärung einfach akzeptierte, ohne ein Gefühl von Erstaunen oder Ähnlichem. Kurz gesagt, Langeweile und Interesse am historischen Geschehen wechselten sich ab, doch von einem Lesehighlight würde ich aus meiner Sicht hier nicht sprechen.

Von „Aquitania“ hatte ich mir definitiv mehr versprochen. Da der Klappentext mit der Suche nach einem Mörder warb, hatte ich deutlich andere Erwartungen an die Geschichte. Trotzdem werde ich mir die kommenden Werke von Eva Garcia Sáenz näher anschauen, da ich ihre Ideen bisher sehr mochte. / 2,5 Sterne

Bewertung vom 31.10.2022
Love Like Fire
Shen, L. J.

Love Like Fire


ausgezeichnet

Graces Schönheit verblasste durch einen Autounfall. Ihr Gesicht ist seitdem mit deutlichen Narben gekennzeichnet, die sie stets mit viel Make-up kaschiert. Sie lebt ihr Leben mit viel Zurückhaltung, daher fällt sie an der Sheridan University kaum jemandem auf. Bis eines Tages der berüchtigte Bad Boy und Untergrundkämpfer West St. Claire als Arbeitskollege in ihr Leben tritt. Von Beginn an besteht zwischen den beiden eine spürbare Verbindung, denn West hat ebenfalls Narben - die meisten davon allerdings auf seiner Seele.

Die Stärke dieser Geschichte lag meines Erachtens in den spannenden Persönlichkeiten der Protagonisten, die so unterschiedlich schienen, sich aber recht schnell akzeptierten und respektierten. Zwischen Grace und West lag permanent eine unterschwellige Spannung in der Luft, die unheimlich aufregend war und dafür sorgte, dass ich das Buch kaum noch aus der Hand legen wollte.
Mir gefiel vor allem der Verzicht auf wiederholt exzessive Bettszenen, die den Fokus auf die berührende und sensible Seite der Beziehung hätten untergraben können. Ich mochte die Protagonisten, die sich in ihrer Entwicklung mehr oder weniger unbewusst unterstützten und eine sehr zurückhaltende, aber unausgesprochen enge Verbindung lebten. Trotz einiger etwas überzogenen Szenen, wirkte Graces und Wests Liebe ziemlich ehrlich auf mich.

L.J. Shen schreibt sprachlich authentisch und transportiert auch Emotionen ausgezeichnet. Ich konnte mich daher vollkommen in die Geschichte einfühlen und das Herzklopfen zwischen den Zeilen genießen. Von mir aus darf also gerne losgelesen werden! / 4,5 Sterne