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Milienne
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Essen

Bewertungen

Insgesamt 135 Bewertungen
Bewertung vom 29.05.2022
Iva atmet
Lasker-Berlin, Amanda

Iva atmet


weniger gut

Iva, eine junge Mutter und Krankenschwester, hat keine Ausweichmöglichkeit mehr: Ihr Vater liegt im Sterben, sie kann nicht anders, sie muss in das alte Familienanwesen in Dresden zurückzukehren, um die in seiner Nähe zu sein. Dafür muss sie ihr Baby Shlomo und ihren Mann Roy einige Tage allein lassen muss. Iva sieht sich in der alten Heimat mit Erinnerungen konfrontiert: Die von der Großmutter geliebten Köcherbäume, die genau wie sie selbst entwurzelt wurden, die Geschwister, die sich auf unterschiedlichen Wegen vom Vater abgewandt haben, die Mutter, die nicht mehr da ist. Iva ist eine aufgewühlte junge Frau, gezeichnet von einem Trauma, dessen Ursprünge durch verschiedene Rückblicke deutlich wird. Die Treffen der Erwachsenen im Haus, das seltsame Verhalten der Mutter und dann noch die Großmutter, mit ihren Zeichnungen und ihren Erinnerungen an Afrika. Roy, den sie als Kind kennenlernt und sein Vater, der sie über ihren Vater und Großvater ausfragt und sich mit der Vergangenheit ihrer Familie auseinandersetzt. Das Alles hatte sie hinter sich gelassen.
Zurück in Dresden lernt Iva Ismene kennen, eine ebenfalls junge und gebrochene Frau, auf ihre eigene Art und Weise von der Vergangenheit markiert. Die beiden entwickeln eine unkonventionelle Beziehung zueinander. Irgendwie steht Iva die 18 Tage bis zum Tod ihres Vaters durch, zu dem die eigentlich gar keine Beziehung mehr hatte, bevor sie in ihr altes Leben zurückkehrt.
Im Rahmen eines Lesefestivals durfte ich das Buch lesen und daraufhin an einer Gesprächsrunde mit der Autorin teilnehmen. Das Lesen fiel mir schwer, die Story zog sich für mich, aber ich versuchte, mir Fragen zu stellen und die vielen Fragezeichen der Erzählung als Grundlage von verschiedenen Deutungen zu nutzen. Das Gespräch mit der Autorin war dahingehend ziemlich ernüchternd, als habe sie sich tatsächlich wenig bei der Umsetzung gedacht. Abgesehen von dieser persönlichen Erfahrung, kratzt der Roman meiner Meinung nach an verschiedenen Oberflächen, ein Blick in die Tiefe hätte sich gelohnt, entstand jedoch nie. Die Erzählperspektive passt zu dem Werk, ein unpersönlicher, nicht Iva selbst, tatsächlich wäre Iva meiner Meinung nach nicht in der Lage selber zu erzählen. Sie ist sehr schweigsam und passiv, was eine Figur ruhig sein darf, jedoch besteht ihr Charakter meines Empfindens nach nur aus ihrem Trauma und ist ansonsten sehr flach. Eigentlich sind alle Figuren beschädigt, in ihrer Beschädigung gefangen und dadurch determiniert, sodass es nicht zu einer Entwicklung der Handlung kommt und auf dem emotionalen Status Quo der Figuren verharrt wird. Dabei lassen sich viele spannende Motive entdecken: Ivas Probleme mit der Mutterschaft, die Köcherbäume als Symbol für Entwurzelung, die Frage nach Schuld und den Umgang damit und der eine Vater, der zu viel über die Vergangenheit redet und der, der alles verschweigt. Alles wird genannt, aber sonst nicht weiter behandelt. Für mich wurde letzten Endes viel geschrieben, aber wenig gesagt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.04.2022
Die andere Schwester / Karlstad-Krimi Bd.2
Mohlin, Peter; Nyström, Peter

Die andere Schwester / Karlstad-Krimi Bd.2


gut

Der zweite Teil der Karlstadt-Reihe

Das Opfer ist das hübsche Gesicht, das hinter der innovativen Dating-Plattform Raw steckt_ Stella Bjelke. Dass eigentlich ihre Schwester, die aufgrund eines Unfalls als entstellt gilt, in Wahrheit der treibende Motor des genialen Algorithmus ist, hat immer wieder zu Spannungen geführt. Klebt auch an ihren Händen Blut?
John Adderly befindet sich dank des Zeugenschutzprogramms in Schweden und ermittelt in diesem Fall. Doch er kann sich nicht nur auf diesen konzentrieren, er selbst wird bedroht und verfolgt, das Zeugenschutzprogramm scheint keinen vollständigen Schutz zu bieten. So kommt es zu zwei Handlungssträngen: Der Fall der ermordeten Frau und John Adderlys eigener Fall.

Den ersten Teil habe ich nicht gelesen, jedoch weiß ich aus Erfahrung, dass man auch so in die Teile einer Krimireihe ganz gut reinfindet, vor allem da die aktuellen Fälle selten etwas mit den Vorgängern zu tun haben. John Adderlys Geschichte rund um seine Vergangenheit, seine Probleme und die Machenschaften des FBI’s haben mir, trotz genügender Aufklärung durch den Erzähler, jedoch einfach nicht gefallen. Ich empfand seinen Handlungsstrang als wenig realistisch und viel zu amerikanisch angehaucht, gerade im Vergleich zum Inhalt der anderen Untersuchung. Diese fand ich gerade im Kontrast sehr interessant, es werden verschiedene Aspekte auf Basis zwischenmenschlicher Beziehungen und gesellschaftlicher Ebene beleuchtet. Alleine die Beziehung der beiden Schwestern wäre einen eigenen Roman wert, die privaten Angelegenheiten des Ermittlers haben absolut gestört. Auch die Idee, wie die Dating-Plattform Raw funktioniert zeugt einerseits von Kreativität, andererseits zeigt sich hier, wie sehr sich das Dating-Verhalten der Gesellschaft verändert hat. Gerne hätte ich mehr über all diese Gesichtspunkte und auch den eigentlichen Fall gelesen. Obwohl die Verknüpfung der beiden Angelegenheiten am Ende tatsächlich sehr gelungen ist, kann ich über den Störfaktor der Handlung rund um John Adderly leider nicht hinwegsehen.

Bewertung vom 15.04.2022
Vertrauen
Mishani, Dror

Vertrauen


gut

Ruhiger Krimi

"Vertrauen" ist das erste Buch, was ich von Dror Mishani lesen durfte. Von einem israelischen Krimi habe ich mir Abwechslung erhofft, in dieser Hinsicht wurde ich auch nicht enttäuscht. Über die europäischen Grenzen hinaus werden solche Fälle natürlich anders gehandhabt, alleine dieser Einblick, vor allem in Hinblick auf den Einfluss des Mossads, ist natürlich sehr spannend.

Der Oberinspektor Avi Avraham möchte sich nicht mehr Fällen widmen, die von Hoffnungslosigkeit geprägt sind, er möchte das Böse bekämpfen BEVOR es zu spät ist. Dieses Motiv, das die Handlung des Protagonisten antreibt, hat bei mir das Interesse an dem Kriminalroman geweckt, da es mir einfach einleuchtete. Wie die Thematik weiter behandelt wurde, stellte mich auch zufrieden. Allerdings fiel es mir schwer, den beiden Fällen zu folgen, bzw. ließ meine Aufmerksamkeit doch sehr nach und ich empfand das Lesen als sehr langatmig. Das ist nicht unbedingt dem Schreibstil des Autoren zuzuordnen vielmehr dem Inhalt. Keiner der beiden Handlungsstränge berührte mich genug, um aktiv den Überblick behalten zu wollen. Umso dankbarer war ich, als zumindest partiell eine Verknüpfung stattfand.

Wer die Nase voll von "klassischen", schwedisch Krimis hat und Spannung sowieso nur im gewissen Maße erträgt, sollte diesem Kriminalroman trotz allem eine Chance geben, so leicht bekommt man sonst keinen Einblick in die israelische Kriminalarbeit!

Bewertung vom 26.03.2022
Fritz und Emma
Leciejewski, Barbara

Fritz und Emma


ausgezeichnet

Ein Auge lacht, das andere weint

Als ich den Klappentext gelesen habe, erinnerte mich die Geschichte sofort an eines meiner Lieblingsbücher aus der Jugend: Salzige Küsse, geschrieben von der niederländischen Kinder- und Jugendbuchautorin Tine Bergen. Eine alte Liebe, die in Kriegszeiten viel Leid durchmachen musste und daran zerbrach, Rückblicke, Krieg, eine Gegenwart, die immer noch Spuren dieser einstigen Bindung enthält, ein Umzug und eine Protagonistin, die sich auf die Suche nach Antworten begibt, um zu verstehen: Was bringt zwei Menschen, die eigentlich füreinander bestimmt waren, auseinander? Und kann mir das auch passieren?

Wie bereits Tine Bergen, webt Barbara Leciejewski aus starken Gefühlen, persönlichen Leidensgeschichten, Traumata, Veränderung und Neugier eine bittersüße Geschichte, die das Leben von Fritz und Emma ummantelt. Es wird gezeigt, das Liebe alleine nunmal manchmal nicht reicht, welchen Einfluss traumatische Erfahrungen auf eine Beziehung haben, wie diese einen im Weg stehen und dass wir nie zu alt für ein Happy End sind.

Die Autorin hat beim Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart genau das richtige Maß gefunden und ich war sehr dankbar, dass wir im Gegensatz zu Marie früh erfahren, was zwischen Fritz und Emma vorgefallen ist, jedoch so rationiert, dass die Spannung bleibt. Auch Marie ist die ideale Protagonistin, sie stellt in der Gegenwart die richtigen Fragen und Anforderungen, die die Handlung erst so richtig in Schwung bringen.
Wie Fritz den Krieg schildert, als das Schlimmste, was Menschen anrichten können, ist momentan leider von unvorhersehbarer Relevanz und umso treffender.

Über verpasste Chancen reden, jedoch ohne Reue, ohne Vorwürfe- “Fritz und Emma”zeigt, wie die Liebe und das Leben nunmal auch laufen können und wie sehr man schätzen sollte, was man hat. Mein Herz wurde beim Lesen gleichermaßen gebrochen wie auch zum Hüpfen gebracht, ein wunderbares Buch.

Bewertung vom 15.03.2022
Jeder Tag für dich
Greaves, Abbie

Jeder Tag für dich


ausgezeichnet

Unfassbar rührend!

Eine 1,80 m große Frau am Bahnhof in Earling, in den Händen ein Schild, auf diesem geschrieben: “Komm nach Hause, Jim” - das fällt so oder so auf. Dank eines Videos wird auch eine junge Reporterin aufmerksam, die sich bei der Suche nach Jim nicht auf ein Schild beschränken möchte. Sie taucht in das Leben der Dame mit dem Schild, Mary, ein. Dazu gehören im Prinzip nur die Schichten in einem Supermarkt, die freiwillige Arbeit bei dem Seelsorge-Telefon Nightline, das Warten auf Jim und damit das Klammern an Erinnerungen einer einzigartigen Liebe. Kann diese wirklich schon vorbei sein?

Die Geschichte der vierzigjährigen Mary berührt den Leser auf vielen Ebenen. Jeder der einmal verliebt war weiß, wie süchtig dieses Gefühl machen kann, aber auch wie tief der Fall sein kann, wenn diese Liebe vorbei geht. Die Autorin zeigt nicht nur, wie schmal der Grat zwischen unendlichem Glück und bitterer Enttäuschung sein kann, sondern auch, wie es eben zur letzteren kommen kann. Dabei liegt der Fokus nicht nur auf der Beziehung zwischen zwei Menschen, viel wichtiger wird in diesem Kontext die Beziehung zu sich selbst, in Form von psychischer Gesundheit, beleuchtet. Ein sehr sensibles Thema, welches die Autorin mit einer Menge Feingefühl und Empathie angeht. Jede der Figuren ist auf irgendeine Art betroffen, was in diesem Werk besonders heraussticht, ist die männliche Perspektive. Wie geht es Männern mit Depressionen in unserer Gesellschaft? Abbie Greaves ist es gelungen, diese Frage sichtbar zu machen und durch die Einbettung in die Beziehung von Mary und Jim zudem auch nahbar zu gestalten.
Mary war generell eine, wenn doch verschlossene, sympathische Figur. Vor allem hat sie trotz der Warterei auf einen Mann immer sehr stark gewirkt, ich habe denoch sehr mit ihr gelitten.
Der Schreibstil packt einen, weckt Neugierde und lässt einen jede Emotion selbst fühlen, ich habe das Buch höchstens weggelegt, um meine eigenen Gefühle kurz zu sortieren. Ansonsten habe ich es in einem Durch weitergelesen. Die lange Ungewissheit, die sich am bereits am Anfang der Lektüre einstellt, wird am Ende belohnt. Die Fragen, die ich hatte, werden, wenn auch anders als erwartet, beantwortet und ich konnte das Buch trotz (oder gerade wegen) des ernsten Inhalts mit einem Lächeln beenden.

Bewertung vom 15.03.2022
Das Fundbüro der verlorenen Träume
Paris, Helen Frances

Das Fundbüro der verlorenen Träume


sehr gut

„[...]Manche Dinge sind wie eine Art Zeitmaschine; sie können Menschen heraufbeschwören, die wir verloren haben.”
„Aber sie können sie und nicht zurückbringen.”
„Nein. Nein, das können sie nicht … Aber sie helfen uns, ihre Nähe zu spüren.”

Dot, die einst große Ziele hatte, arbeitet mit 30 immer noch, wie seit Jahren, in einem Londoner Fundbüro und scheint genau darin aufzugehen. Mit viel Sorgfalt nimmt sie ihre beruflichen Pflichten wahr, kategorisiert jeden verlorenen Gegenstand gewissenhaft und trägt sogar freiwillig eine Arbeitsuniform. Sie scheint sich mit ihrer pedantischen Art vollkommen in diesem Beruf zu verlieren. Durch Einblicke in ihr Privatleben, welches eigentlich kaum vorhanden ist und durch die Auseinandersetzung mit den Erinnerungen der Protagonistin wird dem Leser schnell klar, warum sie so geworden ist: ein herber Verlust in der Vergangenheit duch Selbstmord.

Im Hier und Jetzt verliert ein älterer Mann, Mr. Appleby, die Tasche seiner verstorbenen Frau und in Dots Lrbrn verändert sich so einiges. Beruflich ist der neue, schmierige Chef verantwortlich, privat ist die ältere Schwester Phillippa mit ihrer ganz eigenen Art nicht gerade unschuldig an Dots Überforderung. Umso mehr verbeißt sich Dot in das Finden der Tasche - wenigstens Mr. Appleby soll das bekommen, was er sucht. Indes übermannen die Schuldgefühle und Fragen Dot. Doch wird auch sie das finden, was sie vor dem endgültigen Absturz rettet?


Der Titel mutet zunächst sehr kitschig an, jedoch geht der Stoff des Debüts von Helen Frances Paris tiefer als eine schnulzige Lektüre.
Auf feinfühlige Weise erschafft die Autorin eine Fundgrube an sprachlichen Bildern zum Thema Verlust. Hier muss die Übersetzung von Sophie Zeitz ein großes Lob ausgesprochen werden, auch auf Deutsch behielt die Wortwahl ihre geschickte Wirkung. Der Einschätzung des Daily Express (“ein witziges, kluges und warmes Buch”) bleibt hier nur zuzustimmen.
Auch die Idee, die Kapitel mit den Etiketten verlorener Gegenstände zu betiteln empfand ich als einfallsreich. Diese Liebe zum Detail lässt sich auch in der Erzählung selbst finden, jeder verlorene Gegenstand und jede Emotion wird durch die Beschreibungen fast echter als in der Realität. Außerdem hat mir gefallen, dass Liebe und Romantik hier wirklich nur eine kleine Rolle spielen- Dot wartet auf keinen Prinzen, der sie rettet, sondern versucht es aus eigener Kraft.
Tatsächlich fehlt mir bei diesem sensiblen Thema ein wenig die Vorwarnung, diese wäre hier meiner Meinung nach sogar spoilerfrei. Triggerwarnungen sind bei Büchern nicht unbedingt gängig, aber die Vorstellung, das eine betroffene Person hier ohne Vorahnung mit dem Thema Suizid und Depressionen konfrontiert wird, kann nicht die ideale Lösung sein.

Kein kitschiger Roman, der viele Gefühle und noch mehr schöne Worte schafft, man muss jedoch im richtigen Gemütszustand für die Lektüre sein.

Bewertung vom 28.02.2022
Strahlemann
Schaefer, Fritz

Strahlemann


ausgezeichnet

Noch nicht genug von Fritz Schaefer!

Eine nüchterne Aufzählung der im Buch dargestellten Inhalte wäre deprimierend: eine Schwester im Rollstuhl und damit im Zentrum der Aufmerksamkeit, Großeltern, deren Beziehung man heute vielleicht als toxisch bezeichnen würde, unerwiderte Liebe, Verlegenheit beim Thema Sex und sogar das Fließen von Blut. Gott sei Dank erzählt Fritz Schaefer seine Geschichte selber, bevor jemand andere auf die Idee kam eine dramatische Biografie über seine Entwicklung zu machen, die tatsächlich sehr beachtlich ist. Der Radio-Moderator lässt seine Kindheit und Jugend mit seinem Wissen von heute auf eine geistreiche, humorvolle und treffende Weise Revue passieren. Die Schwierigkeit, Erinnerungen aufzuschreiben ohne sie zu verschönern meistert er indem er Zweifel an seiner eigenen Gedächtnisleistung direkt äußert, was ihn als Erzähler sehr stark und zusätzlich sympathisch macht. Tatsächlich schafft er es jedoch, die Perspektiven seiner früheren Ichs authentisch darzustellen und man sieht die Welt teilweise durch die Augen eines jüngeren Fritz Schaefers, Nostalgie ist für gleichaltrige vorprogrammiert.
Wer gerne Oscar Wilde zitiert, um über das Schöne zu reden (“Wer in schönen Dingen Häßliches entdeckt, ist verdorben, ohne charmant zu sein. Das ist ein Fehler.”), sollte sich mit der Lehre auseinandersetzen, die Fritz Schaefer aus seiner Erziehung zieht: “Meine Mutter jedenfalls, fiel mir auf, tat gut daran immer für bittersüße, nie gänzlich perfekte Momente in ihrem Leben zu sorgen. [...] Schön wurde nur, was in direkter Nähe zum Schrecklichen lag. Nur aus den richtigen Kontrastverhältnis ergibt sich das individuelle Gleichgewicht.” Wie seine Mutter dieses Verhältnis bei Fritz ausgeglichen hielt und wie er seine Kindheit und Jugend mit allem drum und dran sonst so meisterte, sollte man unbedingt selbst lesen!
Noch lange nicht genug von Fritz Schaefer, aber genug von mir.

Bewertung vom 02.02.2022
Eine kurze Liste meiner Probleme (Mutter nicht mitgezählt)
Steinfeld, Mimi

Eine kurze Liste meiner Probleme (Mutter nicht mitgezählt)


gut

Man bekommt was man erwartet!

Mit Cressida möchte man nicht tauschen: ein mäßig erfolgreiches Datingleben, keinen Job, zu wenig Geld, komplizierte Familienverhältnisse. Als ihre Mutter stirbt muss sie sich trotzdem weiterhin mit ihren Wünschen und Versäumnissen zu Lebzeiten auseinandersetzen, was ihr eh schon turbulentes Leben alles andere als entschleunigt. Ob sie dabei zumindest ein wenig die verkorkste Beziehung zur Mutter und auch andere Baustellen aufarbeiten kann, erfährt man beim Lesen.

Das Buch soll trotz der durchaus ernsteren Bausteine definitiv keine tiefgründige Lektüre sein, wie man schon an Titel und Cover erahnen kann. Es soll vor allem unterhalten und die chaotische Protagonistin Sympathiepunkte sammeln lassen. Dies gelingt auch durchaus, wenn man genau mit dieser Erwartungshaltung ans Lesen geht wird man definitiv nicht enttäuscht! Wem das zu seicht ist, hat sich im Genre vergriffen. Allerdings finde ich auch, dass die toxische Mutter-Tochter-Beziehung zu lapidar dargestellt wurde - und letzten endes können die “kleinen Probleme”, die Cressida hat, für andere Ursache ernster psychischer Beschwerden sein. Das lockerleichte Abhandeln von ernsthaften Lebenskrisen könnte durchaus ein Trigger sein, aber wie gesagt - man darf nicht zu ernst an die Sache dran gehen.

Cressida ist mir sehr sympathisch, trotz oder vielleicht gerade wegen ihrer chaotischen Art, die durch den Schreibstil der Autorin gut rüberkommt. Insgesamt glaube ich, dass es definitiv genug Menschen gibt, die viel Freude mit dem Buch haben werden, auch wenn es nicht 100% mein Fall war!

Bewertung vom 03.01.2022
606
Fox, Candice

606


ausgezeichnet

Genau mein Geschmack!
Das ist das erste Buch von Candice Fox und ich war sehr begeistert. Ich liebe Thriller, aber kennt man den einen, kennt man nach einer Weile gefühlt alle. Doch hier haben wir Exemplar, das dem typischem Schema abweicht und uns gleich mehrere üble Täter liefert- allerdings bereits gefasst. Eigentlich. Unvorstellbar, sich dieses Szenario in der Realität auszumalen, da schon der Ausbruch eines Gefangenen für Aufregung sorgt. Die Idee finde ich, obwohl sie in ihren Nachwirkungen so offensichtlich Thrillerpotential hat, sehr kreativ.
Hier mochte ich auch den Perspektivwechsel, bei keiner einzigen Figur habe ich mich gelangweilt. Die Hauptfigur Kradle ist mir sogar sehr ans Herzgewachsen. Celine Osbourne fand ich äußerst unsympathisch, was einen hervorragenden Ausgleich zu dem sympathischen Kradle geschaffen hat und auch ihre Story empfand ich als äußerst spannend.
Das Ende lässt den Leser nicht fragend zurück, was auch nicht unbedingt bei jedem Thriller der Fall ist. Eine klare Empfehlung!

Bewertung vom 22.11.2021
Regenglanz
Omah, Anya

Regenglanz


ausgezeichnet

Einfach nicht meins

Alissas und Simons Kennenlernen scheint zunächst holprig, doch die beiden fangen sich und merken schnell, dass da sogar viel Zuneigung im Spiel ist. Doch da Simon von Alissa eigentlich nur tätowiert werden soll, lassen sie es langsam angehen- so langsam es eben zwei Personen angehen lassen können, deren Anziehung aufeinander nicht zu leugnen ist. Doch nicht nur die „geschäftliche“ Beziehung bereitet Komplikationen. Beide sind geprägt von ihrer Vergangenheit und gerade Alissa wird von dieser im Alltag oft eingeholt. Ihre größte Hürde, entdeckt die aufkommenden Liebe viel zu spät. Und diese könnte ihr Glück endgültig zerstören.

Die Geschichte der beiden hat viele gute Bewertungen bekommen. Der Schreibstil der Autorin gefällt mir auch sehr gut, ihre Worte an sich werden nie langweilig, in Anbetracht des Inhalts eine schwierige Aufgabe - zumindest in meinen Augen. Diese Chemie von Simon und Alissa von Beginn an schien mir doch sehr willkürlich und irgendwie nicht nahbar. Klar, wer wünscht sich nicht genau so etwas und ja, Literatur darf da übertreiben, aber ich habe es beim Lesen einfach selber nicht gefühlt. Außerdem war mir die Beziehung der beiden zu eindeutig