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Benutzername: 
Sorko
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dem Harz

Bewertungen

Insgesamt 144 Bewertungen
Bewertung vom 12.04.2017
Die zwei Leben der Florence Grace
Rees, Tracy

Die zwei Leben der Florence Grace


sehr gut

Eigentlich ist Florrie glücklich und zufrieden mit ihrem Leben am Rande des Moores. Sie lebt bei ihrer Großmutter und ist relativ frei, wenn auch das Geld recht knapp ist. Durch Zufall lernt sie als Aushilfsdienstmädchen auf einer Gesellschaft in der Stadt die Brüder der wohlhabenden und einflussreichen Familie Grace kennen. Sanderson und Turlington könnten unterschiedlicher nicht sein, doch sie faszinieren das junge Mädchen aus dem Moor. Der Tod ihrer Großmutter verändert das Leben von Florrie. Kurz vor ihrem Ende offenbart ihr die Grandma, dass auch Florrie ein Teil der Familie Grace ist, weil ihre Mutter diesem Hause einst angehörte. Die reiche Familie ist nicht gerade begeistert von dem neuen Mitglied, doch sie wird widerwillig aufgenommen. Einzig ihr Cousin Turlington zeigt Verständnis für ihre schwierige Situation in der gehobenen Gesellschaft. Aus dem Wildfang Florrie wird nun die Lady Florence Grace. Das Moor in Cornwall wird durch das aufstrebende, aber konservative London ersetzt. In den Kreisen der Wohlhabenden gelten strenge Regeln. Das ruft in einigen Fällen den Widerspruch des wilden Landmädchens hervor, das in Florence immer noch schlummert. Für Turlington entwickelt sie starke Gefühle, doch ihn umgibt ein dunkles Geheimnis, was sie zunächst nicht erkennt.
Die Geschichte aus dem 19. Jahrhundert lässt sich gut lesen, der Stil von Tracy Rees ist eingängig, unterhaltsam und streckenweise auch spannend. Allerdings finde ich dieses Buch nicht so stark wie ihr Erstlingswerk über die Reise der Amy Snow. Dennoch auf jeden Fall lesenswert.

Bewertung vom 08.04.2017
Die Grausamen
Katzenbach, John

Die Grausamen


ausgezeichnet

Das neue Team: Er, Gabriel Dickinson, ist nach dem Tod seines Schwagers dem Alkohol verfallen. Sie, Marta Rodriguez-Johnson, hat aus Versehen ihren Kollegen im Einsatz erschossen hatte. Beide hadern mit ihrem Schicksal, stehen kurz vor dem Ausscheiden aus dem Polizeidienst. Doch sie werden nicht entlassen. Sie werden abgeschöben in die neu eingerichtete Abteilung Cold Cases. Dort können sie nach Meinung ihrer Vorgesetzten keinen großen Schaden mehr anrichten. Alte ungelöste Fälle sichten und schauen, ob sich da neue Erkenntnisse ergeben. Und genau das passiert. Der zwanzig Jahre alte Fall eines entführten Mädchens weckt das Interesse des neuen Teams. Tessa war 13 Jahre alt, als sie auf dem Weg von ihrer Freundin nach Hause verschwand. Sie wurde nie gefunden. Marta und Gabe müssen sich zusammenreißen, jeder hat noch mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen. Und sie müssen sich zusammenraufen – als Team müssen sie funktionieren, um diesen alten Fall zu lösen. Der Mord an vier jungen Männern scheint mit dem Verschwinden von Tessa zusammen zu hängen. Langsam arbeiten sich die beiden Detectives in diesen Fall ein. Erstaunlicherweise scheinen ihre Vorgesetzten gar nicht interessiert an der Aufklärung zu sein. Haben sie möglicherweise etwas zu verbergen? Marta und Gabe müssen einige Felsen aus dem Weg räumen, um der Lösung näher zu kommen. Und sie sind plötzlich selbst in großer Gefahr. Was gegen Ende der Geschichte zu großer Spannung und einer Überraschung führt.
Die beiden Protagonisten sind sehr einfühlsam dargestellt, ihre Probleme, ihre Schwächen, ihre Zweifel werden gut herausgearbeitet. Die Spannung steigt kontinuierlich an, am Anfang noch verhalten, dann aber kräftig. Sehr gut zu lesen, sehr gute Unterhaltung!

Bewertung vom 28.03.2017
Lost in Fuseta / Leander Lost Bd.1
Ribeiro, Gil

Lost in Fuseta / Leander Lost Bd.1


ausgezeichnet

Kommissar Leander Lost kommt im Rahmen eines internationalen Austauschprogramms für ein Jahr zu einer Polizeidienststelle an der Algarve. Fuseta in Portugal. Lost ist ein Autist mit Asperger-Syndrom, er hat ein fotografisches Gedächtnis, kann aber mit Menschen nur schlecht umgehen. Er denkt logisch, er kann nicht lügen und Gefühle sind ihm nur schwer verständlich. Das führt zu Missverständnissen mit seinem neuen Team, den Sub-Inspektoren Graciana und Carlos. Situationskomik und -tragik liegen dicht beieinander. Aber die Schwierigkeiten können überwunden werden, nicht zuletzt dank der sympathischen Kollegen aus Portugal. Schließlich gilt es, einen Mörder zu ermitteln. Eine gute Zusammenarbeit ist dafür die Voraussetzung.
Ein spannender Fall mit einem überraschenden Ende, sympathische Charaktere in landschaftlich beeindruckender Atmosphäre – ein guter Krimi. In der Realität würde ein Polizist wie Lost vermutlich nicht im ermittelnden Außendienst tätig sein können, in der Spurensicherung vielleicht. Aber es ist eben ein Roman, und wie ich finde, ein sehr gelungener. Die Örtlichkeiten werden sehr gut beschrieben, bei mir entstand sogar so etwas wie ein Feeling für die portugiesische Lebensart. Man merkt, dass der Autor da von etwas schreibt, was er persönlich gesehen und erlebt hat. Sehr gut rübergebracht! Mir hat das sehr gefallen, absolut lesenswert und gerne mehr von Leander und seinem neuen Team.

Bewertung vom 09.03.2017
So, und jetzt kommst du
Frank, Arno

So, und jetzt kommst du


ausgezeichnet

Lachen und Weinen, das liegt beim Lesen dieser Geschichte dicht beieinander. Jedenfalls bei mir war es so. Wunderbar erzählt aus der Sicht eines Kindes, mal begeistert und mal frustriert, aber immer mit einer Prise Humor. Die Kinder versuchen, ihre Eltern und ihr manchmal seltsames Verhalten zu verstehen; sie können es nicht. Die Eltern, die ihre Kinder ja verstehen könnten, versuchen es nicht. Der Vater hat Geld unterschlagen, er muss fliehen und nimmt seine Frau und seine drei Kinder mit. Für die Kinder wirkt das zunächst wie ein Abenteuer, das Familienleben scheint intakt zu sein, jedenfalls so lange, wie sie ein Auskommen haben. Doch irgendwann in Südfrankreich ist das Geld aufgebraucht. Was dann kommt, ist zwar auch noch ein Abenteuer, aber für die Kinder wird es zunehmend zur Belastung. Und auch die Eltern sind bald überfordert, es kommt zu unschönen Situationen. Das Leben wird zum Überlebenskampf, auch das Essen wird knapp. Der Vater weigert sich bis zuletzt, sich in das Unvermeidliche zu fügen. Die Mutter steht nur noch neben sich. Es sind die Kinder, die schließlich dem Grauen ein Ende bereiten.
Da die Geschichte wahr ist, hat sie die Kinder natürlich geprägt. Sie haben auf dieser Odyssee am meisten gelitten, aber sie haben auch wichtige Erfahrungen gesammelt. Man muss die Erfahrungen sammeln, wie sie kommen. Und sie sind nicht immer gut. Es ist, wie es ist. Ein tolles Buch, den Schreibstil fand ich großartig, sehr lesenswert!

Bewertung vom 06.03.2017
Wenn ich jetzt nicht gehe
Dueñas, María

Wenn ich jetzt nicht gehe


sehr gut

Mauro Larrea kommt aus einfachen Verhältnissen. Der Sohn eines Schmiedes verliert seine Frau bei der Geburt seines zweiten Kindes. Sein Weg führt ihn nach Mexiko, er arbeitet als Bergmann hart in den Minen, um seine Kinder und sich durchzubringen. Irgendwann beschließt er, selbst Minenbesitzer zu werden. Mit Hilfe eines skrupellosen Kreditverleihers kauft er seine erste Mine. Er hat Glück, die Mine ist sehr ertragreich. Bald bringt es Larrea zu mehreren guten Minen und zu Wohlstand. Er wird reich, doch er liebt das Risiko. Er investiert sein Vermögen in ein fragwürdiges Geschäft in den USA. Durch den dort ausbrechenden Bürgerkrieg verliert er alles. Er verpfändet sein prachtvolles Haus in Mexiko City, um noch ein wenig Bargeld zu bekommen. Seine Kinder sind inzwischen groß und stehen auf eigenen Füßen. Mauro verschwindet bei Nacht und Nebel aus Mexiko. Zuerst fährt er nach Kuba. Dort kommt es zu einigen schicksalhaften Begegnungen, die seinen weiteren Weg bestimmen. Er landet schließlich in Spanien, wo er in Jerez eine interessante Bekanntschaft macht. Es kommt zu weiteren Verwicklungen, außerdem wird er verfolgt. Was dann aus ihm wird, soll hier noch nicht verraten werden.
Aus einem Abenteurer und Glücksritter wurde ein wohlhabender Mann. Doch die Liebe zum Risiko blieb. Nachdem er oft Glück hatte, verlor er beim letzten Einsatz alles. Er wurde wieder zum Glücksritter, und das Glück kam langsam und auf Umwegen wieder zu ihm zurück. Eine Geschichte voller Abenteuer, sehr anschaulich geschildert von der Autorin. Sie verzichtet auf Kapitelwechsel von Ort und Zeit, sie bleibt immer nah an ihrem Protagonisten. Das hat mir gut gefallen, es lässt sich sehr gut lesen. Es ist nicht gerade Hochspannung, die hier vermittelt wird, aber der Spannungsbogen wird aufrecht erhalten, man möchte stets wissen, wie es weiter geht.
Abenteuer im 19. Jahrhundert, und auch die Liebe kommt nicht zu kurz. Komplexe und tragische Familiengeschichten runden das Gefüge ab. Alles ist nachvollziehbar. Das Buch hat mir gut gefallen.

Bewertung vom 23.11.2016
Die Spionin
Coelho, Paulo

Die Spionin


gut

Ich denke, es ist schwierig, und ich finde es mutig von Paulo Coelho, dieses Buch zu schreiben. Wir wissen von Mata Hari nicht viel Belegbares. Das, was über sie bisher geschrieben wurde, ist oft widersprüchlich. Die Gerichtsakten über sie dürfen meines Wissens erst 100 Jahre nach ihrem Tod, also 2017, geöffnet werden. Einige Dokumente sind bekannt, die hat Coelho im Buch abgebildet. Doch die sagen über ihre Person nicht wirklich viel aus.

Also, so sagt es der Autor ja auch selbst, handelt es sich um viel Fiktion. Sich als Fremder, viel später Geborener, und dann auch noch als Mann in die Persönlichkeit Mata Hari hinein zu versetzen, ist bestimmt nicht einfach. Wenn es überhaupt möglich ist. Ich vermute, das war der Grund, warum er in die Gefühlswelt dieser bemerkenswerten Frau nicht so tief eingestiegen ist. Er konnte das natürlich nicht. Ich habe mich an einigen Stellen im Buch dabei ertappt, dass ich mehr wissen wollte. Da wurde etwas nur kurz angerissen, dann ging es weiter. Aber dann fiel mir wieder ein, dass der Autor das nicht näher beleuchten konnte, denn er konnte das ja nicht wirklich wissen. Und wenn er da seiner eigenen Phantasie freien Lauf gelassen hätte, wäre das wohl zu konstruiert geworden. Nein, Coelho konnte da nicht tiefer einsteigen, aber man hätte es sich ausführlicher gewünscht. Wenn Mata Hari das Buch selbst geschrieben hätten, wäre es sicher ganz anders ausgefallen.
So, wie es sich darstellt, war sie ein beeindruckende Person. Eine Frau, die ihren eigenen Weg ging, die meiner Ansicht nach auf ihren eigenen Weg mehr oder weniger gezwungen wurde. Wenn sie als Kind in der Schule tatsächlich schon vergewaltigt wurde, dann hat das ihre Persönlichkeit und ihre Entwicklung sicher beeinflusst. Sie hatte Probleme mit intensiven Gefühlen, sie benutzte die Männer, und durch ihr gutes Aussehen kam sie offenbar an sehr einflussreiche Männer heran. Dadurch lernte sie den Luxus kennen und lieben, das prägte sie ebenfalls. Sie wollte nicht einfach leben, und dafür ging sie Risiken ein, die sie wohl selbst nicht richtig einschätzen konnte.

Das hat Coelho zum Ausdruck gebracht, in der Kürze der Darstellung liegt sicher ein Problem, aber es war für den Autor wohl nicht anders machbar. Die Sprache ist klar, die wenigen Fakten zu Mata Hari sind erwähnt worden. Trotzdem überzeugt mich das nicht ganz. Man möchte mehr über diese Frau wissen, aber vielleicht werden wir nie viel mehr erfahren. Vieles bleibt Spekulation. Und über unbekannte Geschehnisse und nur vermutete Gefühle eine fiktive Geschichte zu schreiben – das ist dann eine Spekulation mehr. Als Schriftsteller stelle ich Coelho nicht in Frage, er schreibt sehr gute Geschichten. Als eine bemerkenswerte Frau, die aller Wahrscheinlichkeit nach unschuldig verurteilt wurde, sehe ich Mata Hari. Dieses Buch mag dazu beitragen, sich an sie wieder zu erinnern. Das ist der positive Teil. Aber der fiktive Brief von Coelho spricht mich nicht an.

Bewertung vom 30.10.2016
Wintergewitter / Kommissär Reitmeyer Bd.2
Felenda, Angelika

Wintergewitter / Kommissär Reitmeyer Bd.2


sehr gut

München 1920. Der erste Weltkrieg ist gerade vorbei, die einfachen Menschen kämpfen ums Überleben. Die Monarchie ist beendet, doch mit einer Demokratie können die Menschen noch nicht viel anfangen. Sie sind mit ihrem eigenen Leben beschäftigt und müssen für Nahrung und eine warme Unterkunft im kalten Winter sorgen, was für die meisten gar nicht so einfach ist. Wer eine feste Anstellung hat, dem geht es noch einigermaßen. So auch dem Kriminalkommissär Reitmeyer, der bei seiner Tante wohnt und im Polizeidienst arbeitet. Doch seine schlimmen Kriegserlebnisse machen ihm immer wieder zu schaffen, die schrecklichen Bilder wird er nicht los. Heute würde man das wohl posttraumatische Belastungsstörung nennen. Aber damals hatten viele Menschen mit ähnlichen Symptomen zu kämpfen, eine psychologische Betreuung gab es nicht. Reitmeyer ist trotzdem froh, dass er einer geregelten Arbeit nachgehen kann, auch wenn diese nicht besonders gut bezahlt wird. Er ist ein aufrechter und ehrlicher Beamter, was zu der damaligen Zeit nicht unbedingt die Regel war. Es gab viele rechtsgerichtete Kräfte, die gerade eine linksgerichtete Regierung verjagt hatten. Nationalistische Gruppierungen verschiedener Ausrichtung wollten an Macht gewinnen, ihre Handlungen waren nicht selten ungesetzlich, doch es herrschte Vertuschung, Korruption und mitunter auch offene Gewalt. Ein aufrechter Polizist stieß da schnell an seine Grenzen, besonders wenn seine Vorgesetzten auch mit den rechten Gruppierungen sympathisierten. So ging es auch dem Kommissär Reitmeyer. Er ermittelt im Todesfall einer jungen Frau, den seine Vorgesetzten zunächst als Unfall abtun wollen. Als unzweifelhaft feststeht, dass es Mord war, und auch noch eine zweite junge Frau ermordet wird, versucht man auf subtile Art und Weise, den Fall in eine ganz bestimmte Richtung zu lenken. Reitmeyer merkt das und kann das Schlimmste verhindern, doch leicht hat er es nicht. Ein Bauernopfer ist schnell gefunden, doch der Kommissär lässt sich nicht täuschen. Eine wichtige Rolle spielt eine weitere junge Frau, Gerti Blumfeld aus Berlin, die in Bayern ihre verschwundene Schwester sucht. Was sie mit dem Fall zu tun hat, erkennt Reitmeyer erst spät, und auch diese Frau ist in Gefahr.
Die Geschichte hat mich angesprochen. Sie ist spannend und sie erinnert an historische Begebenheiten aus der damaligen Zeit. Der Kommissär ist eine sympathische Figur, und auch manche Menschen in seinem Umfeld sind Sympathieträger. Ein wenig mehr Klärung am Schluss hätte ich mir gewünscht. Was wurde aus Gertis Schwester? Und was wurde aus den Reichswehrschlägern, die ja auch für einige schlimme Taten verantwortlich waren? Reitmeyer hatte doch einen Zeugen gefunden, der aussagen wollte, kam es also zu einem Prozess? Vermutlich eher nicht, weil die Schläger ja von ganz oben gedeckt wurden, aber das hätte man ruhig noch erwähnen können. Abgesehen davon ein durchaus lesenswertes Buch.

Bewertung vom 20.10.2016
Im Wald / Oliver von Bodenstein Bd.8
Neuhaus, Nele

Im Wald / Oliver von Bodenstein Bd.8


gut

Sehr viel Lokalkolorit, das kennt man aus den Taunuskrimis dieser Autorin. Man kennt auch die Hauptprotagonisten, deren Familienverhältnisse und persönliche Probleme. Ich hatte sogar Bilder vor meinem geistigen Auge, denn einige Neuhaus-Krimis wurden ja bereits verfilmt und liefen im Fernsehen. Man beginnt also zu lesen und trifft auf alte Bekannte und neue Sorgen.

Spannende Geschichte an sich, wenn auch nicht neu. Vor langer Zeit geschah etwas Schreckliches, ein Kind verschwand spurlos. Das Dorf scheint einiges darüber zu wissen, doch das Dorf schweigt. Nun passieren Morde, die irgendwie im Zusammenhang mit dem Geschehen von damals stehen könnten. Die Ermittler stehen vor Problemen, die Aufklärungsarbeit gestaltet sich schwierig. Ein besonderes Problem ist, dass Oliver, der Chef der Mordkommission, selbst aus diesem Dorf stammt. Und dass das verschwundene Kind von damals mit ihm befreundet war. Er will den ungeklärten Fall unbedingt lösen, seine Emotionen stehen ihm manchmal im Weg.
Die Autorin geht sehr ausführlich auf die Gefühle der Protagonisten ein, die auch noch mit anderen persönlichen Problemen zu kämpfen haben. Es gibt viele Dörfler, Oliver kennt sie alle, und jeder hat seine eigene Geschichte. Mir fiel es mitunter schwer, den Überblick zu behalten, wie das alles mit den verschiedenen Familien zusammen hängt. Manchen Spuren, die das Team erst spät verfolgt, wäre ich als Ermittler viel früher nachgegangen. Manches erschien mir auch fragwürdig, darauf kann ich hier leider nicht näher eingehen, es würde zu viel verraten. Auf jeden Fall bleibt die Geschichte bis zum Schluss spannend (und mitunter traurig). Insgesamt ein lesenswerter, auch nachdenklich stimmender Krimi, der mich gut unterhalten hat.

Aber das Lektorat muss ich doch kritisieren, auch wenn die Autorin es am Schluss gelobt hat. Abgesehen von ein paar Druckfehlern im Text, wie kann es denn sein, dass nach Montag, dem 13. Oktober 2014 (S. 316) dann Dienstag, der 15. Oktober 2014 (S. 415) folgt? Hätte man nur den ersten Tag (Donnerstag, 9. Oktober) und den letzten Tag (Donnerstag, 17. Oktober) betrachtet, hätte doch sofort auffallen müssen, dass hier was nicht stimmen kann. Vielleicht bin ich da kleinlich, tut mir leid, aber so etwas sollte bei einem gut lektoriertem Buch nicht vorkommen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.09.2016
Was geschah um 16:08? / Travis Delaney Bd.1
Brooks, Kevin

Was geschah um 16:08? / Travis Delaney Bd.1


gut

James Bond würde vor Neid erblassen. Dieser 13jährige Junge Travis ist ein Superheld, der es allein mit ganzen Teams von Geheimagenten aufnehmen kann. Und das, obwohl er gerade mal vor zwei Wochen seine Eltern verloren hat. Auf der Beerdigung entdeckt der Junge einen verdächtigen Mann mit einer Knopflochkamera. Das macht ihn misstrauisch, und er fragt sich im weiteren Verlauf der Geschichte, ob seine Eltern, die eine Privatdetektei betrieben hatten, wirklich bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind. Das Detektivgen im Blut, beginnt der Junge selbst zu ermitteln. Die Figur des Travis ist für mich überzeichnet. Seine Trauer wird zwar immer mal wieder erwähnt, aber er agiert offenbar besser, als jeder normale 13jährige das unter diesen Umständen wohl tun würde. Zugegeben, die Handlung ist sehr actionreich, das spricht jugendliche Leser vermutlich mehr an als ein trauriger Held. Spannung ist auf jeden Fall vorhanden, das Buch ist flüssig zu lesen. Die Geschichte wird fortlaufend erzählt in kleinen Abschnitten, ohne jeden Sprung, das empfand ich als angenehm. Die Auflösung am Ende hat mich nicht ganz überzeugt, es bleiben Fragen offen, doch es sollen ja noch Fortsetzungen folgen. Meiner Ansicht nach wurde Travis etwas zu heldenhaft dargestellt, aber für jugendliche Leser mag das durchaus eine interessante Story sein.