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Benutzername: 
iGirl
Wohnort: 
Bad Nauheim

Bewertungen

Insgesamt 147 Bewertungen
Bewertung vom 26.04.2021
Weiter Himmel / Jackson Brodie Bd.5
Atkinson, Kate

Weiter Himmel / Jackson Brodie Bd.5


ausgezeichnet

Es gibt immer Zeiten aufzuräumen.

Kate Atkinson ist es gelungen gefühlte 1000 Erzählstränge einzuführen und letztendlich aufzulösen, wenn auch an unerwarteter Stelle und mit überraschendem Ausgang. Mittels eines hervorragenden Erzählstils, begleitet von teils ironischen Elementen, lässt sie den Lesenden über vielfältige Gedankenfetzen (in Klammern) an der Gefühlswelt ihrer Protagonisten teilhaben. Und derer gibt es viele: da ist das Dreiergespann um Tommy, Andy und Steve, die 'erfolgreichen' Unternehmer und Golfspieler und ihren 'speziellen' Ehefrauen. Dann sind da die wunderschönen, undurchsichtigen Frauen: Crystal und Tatjana. Daneben gibt es Vince als weiteren Golffreund, der irgendwie der Loser zu sein scheint und nicht richtig dazu gehört und dem sein Leben entglitten ist. Und da ist noch Jackson, der ehemalige Polizist mit seinen familiären Problemen. Das Duo von Ronnie und Reggie, die beiden 'kleinen' Polizistinnen, runden die ungewöhnliche Besetzung der Rollen ab.
Es scheint zunächst so als seien die Figuren gutbürgerlich in ihrem alltäglichen Leben und vielen Belanglosigkeiten verhaftet. Man erhält Einblicke zu den Beziehungen, den sozialen Verknüpfungen bis hin zur Charakterisierung der jeweiligen Familienhunde. Oftmals schweifen die Gedanken der Protagonisten ab und verlieren sich im Nichts und doch finden sie anhand metaphorischer Beschreibungen plötzlich wieder Anschluß. Allmählich verknüpfen sich die einzelnen Begebenheiten zu einer ganzen, gemeinsamen Geschichte. Der Lesende erahnt im Fortgang der Erzählungen einen schrecklichen Hintergrund und man erwartet dazu irgendwann die Schilderung von verstörenden Einzelheiten. Doch es gelingt der Autorin auch ohne Schilderung detaillierter Grausamkeit das Kopfkino des Lesenden in Gang zu setzen. Im Lauf der Erzählung bildete sich bei mir eine ziemlich konkrete Vorstellung von gerechten Strafen. Letztendlich findet jeder Protagonist seinen 'Weg hinaus', wenn auch auf sehr individuelle Weise und als Lesender verliert man sein eigenes Gefühl für Recht und Unrecht. Dennoch war ich am Ende der Geschichte sehr zufrieden, dass alles was es zu erledigen gab auch erledigt wurde – und es fühlte sich gut an.
Nein, 'Weiter Himmel' ist kein Thriller, sondern eine großartige Erzählung mit facettenreichen Figuren und zahlreichen, unerwarteten Wendungen zu einem dunklen, erschreckenden Thema.
Fazit: ein uneingeschränkt hervorragendes Leseerlebnis!

Bewertung vom 19.04.2021
Marias Geheimnis (eBook, ePUB)
Schmidt, Ilona

Marias Geheimnis (eBook, ePUB)


sehr gut

Maria Courage

Wie der Titel des Buches und das Buchcover schon aufzeigt: alles dreht sich um Maria. Die Geschichte Marias spielt in München im Frühjahr des letzten Kriegsjahrs. Maria und ihre Familie unterstützen eine jüdische Familie mit Lebensmitteln und bringen sich dadurch in große Gefahr. Ihr Blockwart setzt alles daran den Menschen in seiner Gegend das Leben schwer zu machen und die kleinsten 'Verstöße' gegen wahnwitzige Vorgaben des Naziregimes zu ahnden und Leute zu schikanieren und zu verraten. Allein Marias couragiertes Vorgehen verhindert schlimmstes. Soweit die Geschichte der Vergangenheit. Parallel wird der Lesende in die Gegenwart mit Lukas und Daniela geführt. Beide sind Nachkommen Marias Familie und der Familie des Blockwarts. Und dann gibt es da noch 'die Bilder', Originale bekannter Maler. Handelt es sich um Raubkunst oder wie kam Lukas Familie zu diesen Schätzen? Wer wissen möchte was die Protagonisten erleben und ob bzw. wie sich die Geheimnisse klären sollte das Buch lesen.
Ich fand, dass das Buch eine gute Unterhaltung ist. Obwohl es sich um ein sehr dunkles Kapitel der deutschen Geschichte handelt und immer wieder die Gemeinheiten, Bedrohungen und Schrecken des Krieges sichtbar gemacht werden, bleiben dem Lesenden doch grausame, detaillierte Schilderungen erspart. Die einfache, leichte Sprache erlaubt es sich der schnellen Handlung auch nach einem anstrengenden Arbeitstag noch zu widmen und sich von der Spannung mitziehen zu lassen.

Bewertung vom 17.04.2021
Jenseits der Fronten
Lessing, Lara

Jenseits der Fronten


sehr gut

Reise in das Land der 1000 Eindrücke, Wunder und Unwägbarkeiten.

Lisa Lessing (Pseudonym der Autorin), Krankenschwester, macht sich auf die Reise in ein unglaubliches Land und lässt uns Lesende an Ihren Erlebnissen teilhaben. Bereits auf dem Buchcover, als auch durch Fotos von Land und Leuten im Inneren des Buches, werden diese Erlebnisse visualisiert und wir können uns selbst 'ein Bild' machen. Obwohl Lisa anfangs von Zweifeln und zahlreichen Fragen geplagt ist, findet sie in ihrem starken christlichen Glauben den erforderlichen Mut und das Zutrauen sich auf das Abenteuer 'Afghanistan' einzulassen. Sie berichtet über die Schwierigkeiten eine Organisation zu finden, die ihren Einsatz unterstützt und das Erfordernis die Finanzierung sicher zu stellen, machen es ihr bereits zu Beginn schwer und auch während ihres Aufenthalts erfährt sie kaum Unterstützung seitens der Organisation. Doch trotz aller Unbillen wird sie durch ein unvergessliches Jahr in Afghanistan entschädigt. In leichter Sprache erzählt sie Ihre Sicht auf die zahlreichen Erlebnisse ihres Tagesgeschehens und sie lässt uns teilhaben an der Gastfreundschaft der Menschen, an der erlebten Offenheit und Zuneigung, an leckerem Essen bei großen Feiern und Bräuchen. Andererseits konfrontiert sie uns auch mit den negativen Aspekten zur Rolle der afghanischen Frau, der Kinderehe, der fehlenden Bildung, der katastrophalen Infrastruktur, der Korruption und der Bedrohung durch die Taliban. Lebendig berichtet sie über den Alltag in ihrer 'Wohnzimmer-Praxis' und über ihre Kurse zur Gesundheitsbildung für Frauen, Kinder und Schwangere. Dabei geht es immer um die Menschen, deren Leben und deren Würde und Stolz. Vielleicht können wir hier in Deutschland ja alle etwas lernen von einem Volk, das uns wie aus biblischer Zeit erscheint. Und doch finden wir im Buch etwas, das uns in unserer arbeits- und geldorientierten westlichen Welt oft fehlt, nämlich Gemeinschaft, Gelassenheit, Improvisationstalent und im hier und heute zu leben. So habe ich als Fazit mitgenommen: lieber nicht vorschnell urteilen über eine Kultur und über eine Lebensweise, die wir nicht verstehen.

Bewertung vom 13.04.2021
Wir bleiben noch
Wisser, Daniel

Wir bleiben noch


ausgezeichnet

Liebe, Familie und andere Ärgernisse

Alles dreht sich um Victor und Karoline – Cousin und Cousine. 30 Jahre lang haben sich die beiden nicht gesehen und treffen sich nun wieder zum Familientreffen anlässlich des Geburtstags der 99-jährigen Oma Urli im schläfrigen Ort Heiligenbrunn in Österreich. Sofort entdecken sie ihre Zuneigung zueinander wieder. Aber Cousin und Cousine, das darf doch nicht sein, oder doch? Nun entspinnt sich eine Geschichte in der jedes Familienmitglied eine besondere Rolle einnimmt, aber eben jeder auf seine spezielle Weise. Eigentlich kennt jeder ähnliche Typen aus dem eigenen Familienumfeld. Die Frage ist nur wie geht jeder mit einer Liebe unter nahen Verwandten um. Interessant werden die Protagonisten im Roman geschildert mit allen ihren Eigenheiten. Victor, der Unscheinbare, eingeschworener Sozialist, lebt in allen seinen Vergangenheitserinnerungen und ist eher ein Einzelgänger. Wie verträgt sich das mit seiner quirligen, erfolgreichen und hübschen Cousine Karoline? Eine eigentlich alltägliche Familiengeschichte über mehrere Generationen mit den üblichen Spannungen und Reibereien ums Geld, aber auch mit vielen kleinen und größeren Gemeinheiten und Geheimnissen, wird verknüpft mit einer engen Zweierbeziehung zwischen Cousin und Cousine. Alles ist detailreich in wohlklingender Sprache geschildert. Und irgendwie schaut man als Lesender den Figuren der Geschichte bei den Familiengesprächen dabei direkt über die Schulter. Und so ganz nebenbei geht es auch immer wieder um Politik.
Gut gefallen haben mir die eingestreuten Chatverläufe der beiden Liebenden, die sowohl aussagekräftig als auch witzig sind. Teilweise kamen sie mir vor wie ein Kinderbuch für Erstleser durch das Einbinden zahlreicher Emojis. An manchen Stellen konnte ich ähnliche Charaktere aus meiner eigenen Familie wieder erkennen - gerade einige Sätze kamen mir durchaus bekannt vor. „Wir bleiben noch“ ist eine unterhaltsame Geschichte für viele entspannte Lesestunden.

Bewertung vom 03.04.2021
Als wir uns die Welt versprachen
Casagrande, Romina

Als wir uns die Welt versprachen


ausgezeichnet

Ein beeindruckender Weg zurück in die Vergangenheit

Was für eine beeindruckende Geschichte. Es geht um wahre Freundschaft, tiefe Gefühle, düstere Geheimnisse und eine verdrängte Vergangenheit. Edna, Jakob und Emil – was für ein lebenslanges Gespann hätte das werden können. Aber es sollte nicht sein. Die Armut der Südtiroler Familien zwingt die Eltern ihre Kinder zur Arbeit nach Schwaben, zu reichen Großbauern, zu senden. Edna und Jakob sind zwei der 'Schwabenkinder' und erleben auf dem Bauernhof harte Arbeit, Ausbeutung und Grausamkeit. Auf einem Markt erwirbt Jakob Emil, den Papagei, der ab dann ein Teil des Dreiergespanns wird. Jakob, der Mutige, schützt und hilft Edna wo er kann. Die enge Freundschaft der beiden hilft beiden, um das harte Leben überhaupt aushalten zu können. Lange planen sie ihre Flucht, um dem Leiden zu entgehen. Zu ihrem großen Unglück verlieren sich die beiden dabei. Jahrzehnte später sieht Edna zufällig einen Zeitungsbericht, in dem über Jakob berichtet wird. Obwohl Edna mittlerweile hochbetagt ist beschließt sie umgehend sich, zusammen mit Emil, auf den langen Weg zurück zu Jakob zu begeben. Nun beginnt ihre unglaubliche Reise, auf denen sie viele verschiedene Menschen trifft mit erstaunlichen Erlebnissen. Es ist jedoch auch ein Weg zurück in die Vergangenheit, der sie zwar an ihre Grenzen führt, sie aber dennoch immer bei sich selbst bleibt.
Der Roman hat mich unglaublich beeindruckt. Die Schatten der Vergangenheit, die den Lesenden, in unnummerierten Kapiteln, konfrontieren, werden Stück für Stück und in beklemmenden Bildern ans Licht gebracht -begleitend zur aktuellen Geschichte. Eigentlich könnte die Geschichte eine Art Roadmovie sein, aber das wäre zu einfach. Die Gedanken und Auseinandersetzungen Ednas, der Protagonistin, auf ihrem Weg zu ihrem -weit mehr als nur- Jugendfreund, werden in gefühlvoller, fast zarter Sprache geschildert. Der Charakter Edna zeigt eine zwar alte, aber zielgerichtete sowie jederzeit lebensbejahende und nach vorne blickende starke Frau. Und nein, sie ist auf keinen Fall eine Zimperliese.
Für mich ist es eine sehr nahe gehende Geschichte, bei der ich mitgelitten habe, die mich teilweise wütend gemacht hat, bei der ich gerne mitgeholfen hätte und die dennoch so voller Hoffnung und Zuversicht ist, dass ich mir gewünscht hätte sie würde noch ewig weitergehen.

Bewertung vom 27.03.2021
»Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen« (eBook, ePUB)
Schörle, Martin

»Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen« (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

1. Teil: Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten

Martin Schorle bearbeitet in seinem Theaterstück die Figur des Beamten Fredenbek mit wahrhaft bürokratischer Genauigkeit, ja gar mit mikroskopischen Blick in die Beamtenseele. Fredenbek, ein Charakter gefangen zwischen Ordnung und Schizophrenie, lebt sein Beamtentum in Sprache und Verhalten. Im Monolog beschreibt Fredenbeck wahnhaft und in personalisierter Weise z.B. „die Mitglieder“ seiner Radiergummisammlung, um dann zu seinem Italienurlaub über zu schwenken. Selbst dort pocht er beim Aufsuchen des Bahnhofsklos auf seinen gewohnten bürokratisch korrekten Rahmen durch das Anbringen von Öffnungszeiten und Antragsformularen. Die Annäherung an eine Kollegin kann so nur in einer Katastrophe enden. So folgt eine Begebenheit der nächsten in höchster Dynamik.
Köstliche Beschreibungen von Banalitäten begleiten den Lesenden, oder hier eher das Publikum, durch den vorschriftenbehafteten Ablauf eines Beamtenalltags, der vor allem geprägt ist durch möglichst wenig Aktivität. In fulminanter Sprache und mit einem wahren Wortfeuerwerk erlaubt Martin Schorle dem Publikum dabei keine Atempause. Jede Unkonzentriertheit würde ein Ableitungskonstrukt, eine Wort(er)findung oder einen satirischen Kommentar verpassen lassen.
Ja, es ist ein Theaterstück, aber es ist ebenso gut geeignet für einen satirischen Beitrag auf der Kabarettbühne.

2. Teil: Einladung zum Klassentreffen

Hier finden wir einen klassischen Aufbau eines Theaterstücks. Ausgangspunkt ist ein geplantes Klassentreffen des Abi-Jahrgangs nach 20 Jahren. Im telefonischen Dialog ziehen Carsten, der Organisator des Treffens, und Marina über ihre ehemaligen Schulkameraden her und knüpfen schließlich an ihre zu Schulzeiten stattgefundene kurze Affäre an. Marina sitzt während des Telefonats im Zug und gewinnt im Laufe des Gesprächs eine interessierte Hörerschaft von Mitreisenden. Schlagfertig und wortgewandt umkreisen sich die beiden Protagonisten und berühren dabei ihre Beziehungserfahrungen und ihre Verletzungen daraus. Dabei spielt der Ex-Mann Marinas eine Schlüsselrolle. Wer den unerwarteten Ausgang der Geschichte wissen möchte, sollte sich das Stück ansehen oder nachlesen.
Die Dialoge bringen eine hohe Geschwindigkeit in die Handlung und werden durch Rückblicke in die Vergangenheit Marinas inhaltlich unterlegt. Ich kann mir gut vorstellen, dass das Theaterstück mit der passenden Besetzung an Schauspielern eine hervorragende Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 27.03.2021
Der Liebesbrief
Saberton, Ruth

Der Liebesbrief


sehr gut

Reisen in die Erinnerungen

Mein Buch 'Der Liebesbrief' begrüßte mich mit einem geheimnisvollen Knistern beim ersten Öffnen, da die Seiten noch etwas zusammenhingen. Zusammen mit dem Cover, das sowohl den Blick auf eine spektakuläre Landschaft bietet, als auch eine gewisse Beklemmung durch den schmalen Klippenpfad, das graugrüne Wasser und die dunklen Wolken hervorruft, hatte ich von Anfang an den Eindruck in lange gehütete Geheimnisse einzudringen.
Zwei parallele Geschichte, die eine in der Zeit des 1. Weltkriegs, die andere in der Neuzeit spielend, führen den Lesenden in eine Welt prall angefüllt mit mächtigen Gefühlen um Liebe, Verlust, Schmerz, Verzweiflung, Ungewissheit und Sehnsucht. Die Protagonisten Chloe und Matt, sowie Daisy und Kit durchleben die komplette Skala von Himmel und Hölle von sich wahrhaft liebenden Menschen. Die Erzählung dreht sich um den jungen Dichter Kit Rivers, der in einem Ort an der Küste Cornwalls lebte und dort die junge und unabhängige Daisy Hills kennenlernt. Die kurze und intensive Liebe der beiden jungen Menschen wird durch die Einberufung Kits als Soldat im 1. Weltkrieg unterbricht das junge Glück jäh. Chloe, Landschaftsmalerin, die ihren Ehemann Neil vor einiger Zeit verloren hatte versucht ihre Trauer und ihre Malblockade an ebenjenem Ort zu bewältigen. Zusammen mit dem Geschichtsprofessor Matt begibt sie sich auf die Suche nach weiteren Werken von Kit Rivers. Eine spannende, hoch emotionale Spurensuche beginnt.
An zahlreichen Stellen fand ich die Geschichte in wunderschöner Sprache geschrieben. Die Beschreibungen der alten Räume, des verwilderten Gartens mit dem Geruch des Rosmarins und der wild-romantischen Landschaft, riefen malerische Bilder in meinem Kopf hervor. Der Roman führte mich, als Lesende, einerseits in die Zauberwelt des romantischen Liebesromans andererseits in eine spannungsgeladene Geschichte mit starken bildhaften Beschreibungen.
Mein Fazit: das Buch ist empfehlenswert, da es nicht nur um eine banale Liebesgeschichte geht, sondern um eine spannende Erzählung und einer Verknüpfung zweier Lebensgeschichten in zwei Epochen. Dieser Roman ist daher bestens geeignet zum Selbstlesen oder zum Verschenken.

Bewertung vom 19.03.2021
Ich kann das
Schäfer, Bodo

Ich kann das


ausgezeichnet

Der perfekte Moment.
'ICH KANN DAS.' ist wahrlich ein Mutmacher. Schon auf dem Buchcover springt uns in großen dreidimensionalen Lettern diese Botschaft entgegen. Das Buch ist ein Ratgeber, um Selbstbewusstsein aufzubauen, aber eben nicht nur. Es ist ebenso eine schöne Geschichte um Freundschaft und Liebe, um Zutrauen und Vertrauen.
Alles beginnt mit einem Unfall. Karl lernt Marc kennen als er in dessen Auto fährt. Marc ist Berater für Selbstbewusstsein. Karl, Jurastudent, jobbt als Lichtdouble in der Filmbranche. Aus der Unzufriedenheit über den Ablauf seines Lebens heraus stimmt Karl einer Beratung durch Marc und dessen Freunde zu. Ab dann beginnt ein emotionales Auf und Ab für Karl. Während einer schrittweisen Transformation von Unsicherheit zu Selbstbewusstsein lernt sich Karl neu kennen und seine Potentiale zu entdecken. Gleichzeitig lernt er zu unterscheiden zwischen den Menschen, die für ihn hilfreich sind und jenen, die ihn behindern und belasten. Der Prozess wird von starken und leicht einprägsamen Bildern und Botschaften begleitet und durch das Anwenden von Ritualen und Handlungshilfen befördert. Als dann noch Anna und der schwer kranke junge Michael in Karls Leben treten bekommt die Geschichte eine starke Dynamik, so dass man als Lesender zusammen mit Karl leidet und zugleich um dessen Erfolg fiebert.
Die Geschichte ist ansprechend geschrieben und daher flüssig zu lesen. Da man soviel für sich selbst mitnehmen kann, mag man das Buch eigentlich gar nicht weglegen. Zusätzlich findet man am Ende des Buches noch links zu weiteren Informationen mit Videos, um die im Buch gewonnenen Erkenntnisse weiter zu vertiefen.
Ich finde, dass 'ICH KANN DAS.' viele wertvolle Ratschläge enthält, die Mut zur Veränderung machen und sich gut im täglichen Leben umsetzen lassen. Gerade in Zeiten von Verunsicherung oder Frustration können die beschriebenen Vorgehensweisen helfen den Weg hinaus zu finden. Meine Motivation zur Erhöhung von Selbstbewusstsein wurde auf alle Fälle geweckt.

Bewertung vom 13.03.2021
Sommer der Träumer
Samson, Polly

Sommer der Träumer


sehr gut

Das Gefühl der Freiheit

Sommer der Träumer ist wahrlich eine Erzählung für Träumende. Junge Menschen, Aussteiger, Künstler, Musiker, Schriftsteller und welche die es gerne noch werden möchten treffen sich in den 60er-Jahren auf der griechischen Sonneninsel Hydra. Erica und Bobby erleben den Tod der Mutter und die Unerträglichkeit des eigenen Vaters. Nach dem Tod der Mutter trifft ein Brief einer alten Freundin der Mutter, die auf Hydra lebt, ein. Daraufhin entschließen sich die gerade 18-jährige Erica und ihr älterer Bruder Bobby, samt Ericas Freund Jimmy sowie Bobbys Freundinnen, auf die Insel auszuwandern. Ab dann entsteht ein buntes Durcheinander an Freundschaften, Beziehungen und schillernden Menschen. Hier bedarf es hoher Lesekonzentration, um nichts Wesentliches zu verpassen. Wem das gelingt wird mit einem wunderbaren Lesegenuss belohnt. Erica schildert aus der Ich-Perspektive ihre Erlebnisse und Beobachtungen, ihre Gefühle und Empfindungen, die Interaktion der zahlreichen Akteure in der Künstler-/Schreibergemeinde mit Freundschaft, Feindschaft und Liebe. Ebenso beschreibt sie in teils ungewöhnlichen, unerwarteten Worten Orte, Geräusche, Musik, Farben und Gerüche. So zeichnet sie wundervolle Bilder eines unbeschwerten Lebens, ungezwungenem Miteinanders und dem Gefühl der Freiheit in einer herrlichen Landschaft. 'Sommer der Träumer' ist kein Buch für kurz mal zwischendurch lesen. Vielmehr sollte sich der Lesende auf das Besondere einlassen und dafür genügend Zeit einräumen. Als Gegenleistung wird man ein wunderbares Gefühl von Sonne, Meer, duftendem griechischen Essen, Freiheit und Freundschaft spürbar erleben.