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Top-Rezensenten Übersicht

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Verena

Bewertungen

Insgesamt 148 Bewertungen
Bewertung vom 01.12.2021
Bilder meiner besten Freundin
Avallone, Silvia

Bilder meiner besten Freundin


gut

Der italienische Roman “Bilder meiner besten Freundin” klingt sehr interessant: die Geschichte zweier Freundinnen, geprägt vom Zeitalter der sozialen Medien. Die introvertierte, Bücherliebende Elisa und die extrovertierte Beatrice, Profi der Selbstinszenierung lange bevor es alle tun, was sie bald zur allseits bekannten Influencerin aufsteigen lässt. Hinzu kommt ein wirklich grandioses Cover, das zu den tollsten gehört, die ich dieses Jahr gesehen habe. Tatsächlich spielen die sozialen Medien aber nur eine untergeordnete Rolle, viel mehr geht es um die toxischen Beziehungen der Ich-Erzählerin Elisa, vor allem die zu Bea. Los geht’s als die beiden 14 Jahre alt sind. Zunächst ist es (auch wenn ich mir etwas ganz anderes vorgestellt hatte) spannend darüber zu lesen, bald aber verliert sich die Autorin in einer Endlosschleife an Wiederholungen. Eine Message fehlt und es ist wirklich erstaunlich, wie sowohl Elisa als Beatrice zwar erwachsen werden, sich aber kein bisschen weiterentwickeln. Das macht den Roman stellenweise sehr langatmig. Mir hat das besondere Etwas gefehlt. Das Ende – ohne spoilern zu wollen – habe ich gehasst. Bei einer italienischen Rezensentin habe ich gelesen, dass die Story als eine einzige Chiara Ferrangi Fanfiction anmutet; da ich mich in der Welt der Influencer:innen nun wirklich nicht auskenne, kann ich nicht beurteilen, wie sehr diese Aussage zutrifft.

Bewertung vom 25.11.2021
Kleines Hundeherz sucht großes Glück / Der Weihnachtshund Bd.1
Schier, Petra

Kleines Hundeherz sucht großes Glück / Der Weihnachtshund Bd.1


weniger gut

Darum geht’s: Lidia übernimmt die Stelle als Vertretungsköchin in einer Sozialstation. Dort arbeitet Noah als Street Worker. Die beiden fühlen sich sofort zueinander hingezogen, jedoch stammt Noah aus schrecklichen Verhältnissen und hat Angst, sich in einer Beziehung irgendwann genauso zu verhalten wie seine Eltern einst. Aber da ist ja noch ein kleiner, süßer Hund.

Was ich erwartete hatte: eine süße, kitschige Weihnachtsromanze mit flauschigem Vierbeiner. Ganz habe ich das nicht wirklich bekommen.

Unterhaltsam waren tatsächlich die Szenen, in denen der Weihnachtsmann und seine Elfen das Zusammenfinden von Lidia und Noah mithilfe des kleinen Streuners Amor “planen”. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet, aber hey, es ist Weihnachten, da darf es auch gerne mal over the top sein. Am liebsten mochte ich die Kapitel und Szenen aus der Perspektive von Amor, so niedlich, davon hätte ich gerne viel mehr gehabt.

Was ich nicht mochte wiegt leider umso schwerer. Noah wird natürlich als mürrischer, zu bändigender Typ dargestellt. Aber ich kann es einfach nicht ab, dass in der heutigen Zeit immer noch Sätze à la “wenn sie jetzt nicht geht, kann ich für nichts garantieren” auftauchen. Ständig soll Lidia doch besser die Flucht vor ihm ergreifen, weil er sich sonst nicht mehr kontrollieren könne. Ein absolutes No-Go solche Gedankengänge bei den männlichen Protagonisten. Erstaunlicherweise noch schrecklicher als diese Gedanken von Noah war das Verhalten von Lidias Eltern. Die beiden kennen sich erst kurze Zeit bevor sie zusammen, nachdem sie dann zwei Wochen lang zusammen sind, taucht Lidias Vater bei Noah auf und textet ihn zu, ob er Lidia liebe, zukünftiger Schwiegervater, willkommen in der Famillie, etc... Das ist so unglaublich schlecht gemacht (die Mutter macht ein paar Tage später das Gleiche), so übertrieben und unnatürlich - einfach nur cringeworthy.

Schade, da die Hinweise auf die anderen Pärchen des Romans (Lidia hat viele Geschwister und die werden wohl alle vom Weihnachtsmann mit Hunde-Hilfe verkuppelt) bereits andeuten, dass ihre Liebesgeschichten sich ähnlich entwickelt haben, werde ich wohl kein weiteres Buch der Autorin lesen.

Bewertung vom 19.11.2021
Der Flug des Raben
Wagamese, Richard

Der Flug des Raben


sehr gut

Heimkehr
“Ich konnte ihre Stimmen dort hören. … Stimmen aus einer Geschichte, die gelöscht worden war. Eine Vergangenheit, die nie in mir hatte leuchten können.”

Garnet Raven ist Ende der 1970er Anfang 20. Er weiß, dass er indigener Abstammung ist, aber gleichzeitig weiß er nicht, was das für ihn bedeutet. Den als er grade einmal 3 Jahre alt war, wurde er seiner Familie gestohlen. Weggebracht, von der kanadischen Regierung, in Pflegefamilien, um ihm seine Kultur auszutreiben. Er kann sich nicht an seine Eltern und Geschwister erinnern, seine Vergangenheit, seine Geschichte, wurde gelöscht. Wie geht ein Mensch damit um? Mit dem Wissen, einer Familie, einer Kultur anzugehören, über die er nichts weiß außer den weitverbreiteten meist negativen Vorurteilen und kitschigen Stereotypen? Garnet versucht alles zu sein, nur nicht das was er ist. Bis einer seiner Brüder ihn ausfindig macht und ihn einlädt, nach Hause zu kommen, in das Reservat White Dog, wo im nördlichen Ontario seine Ojibwe Familie lebt.

Der erste Roman des First Nations Autors Richard Wagameses erzählt die Heimkehr Garnet Ravens. Behutsam und entschleunigt führt er nicht nur den jungen Protagonisten, sondern auch die Leser:innen an das einfache Leben im Reservat, an die (Familien)Geschichte, an die Kultur, die Traditionen der Ojibwe und die Verbundenheit der indigenen Völker Kanadas zum Land heran. Garnet, dessen Leben vor dem Reservat geprägt war von Verlorenheit, lernt seine Familie und seine Vergangenheit kennen und findet dabei auch zu seiner eigenen Identität. Die Erzählung ist dabei gespickt mit erstaunlich viel Humor (vor allem im Vergleich zu Wagameses Roman “Der gefrorene Himmel”). Ein toller Roman, bei dem ich viel lernen durfte.

[Einziger Wermutstropfen: Der 1994 veröffentlichte Roman wurde jetzt erstmals ins Deutsche übersetzt. Garnet verbringt in Toronto viel Zeit in der Schwarzen Community. Warum – ohne, dass es irgendeine inhaltliche Tragweite hat – in einer Übersetzung aus dem Jahr 2021 das N-Wort wörtlich übersetzt werden muss, erschließt sich mir nicht.]

“Das Land ist ein Gefühl. … Verlierst du die Verbindung, verlierst du das Gefühl, zu etwas zu gehören, was größer ist als alles andere. Das ist sozusagen der Zugang zum großen Geheimnis. Den Geist, die Seele des Landes zu spüren, die auch die Seele der Menschen und deine eigene Seele ist.”

Bewertung vom 02.11.2021
Drive Me Crazy - Für die Liebe bitte wenden
O'Leary, Beth

Drive Me Crazy - Für die Liebe bitte wenden


weniger gut

Mit den beiden wirklich tollen Vorgänger-Romanen von Beth O’Leary “The Flatshare” und “The Switch” kann “The Roadtrip” (Drive me crazy) leider nicht mithalten. Darum geht’s: nach einer Autopanne auf dem Weg zu einer Hochzeit müssen Addie und Dylan, die seit ihrer Trennung vor 2 Jahren keinerlei Kontakt hatten, gemeinsam weiterfahren - 500 Kilometer im engen kleinen Auto mit Addies Schwester, Dylans Kumpel und einem weiteren Gast. Dabei wird in Rückblenden die Beziehung der beiden erzählt. O’Learys Schreibstil ist wie immer angenehm und man möchte auch gerne wissen, was passiert ist, das zur Funkstille führte. Leider spielt eine große Rolle das Klischee vom Mädchen aus einfachen Verhältnissen und dem reichen Jungen. Wann immer Dylans Elite-Sprössling-Clique auftauchte, fühlte ich mich unangenehm an Logan und die Life and Death Brigade aus Gilmore Girls erinnert. Die wirklich interessanten Aspekte, die sich auch auf eine Beziehung zwischen Menschen verschiedener sozialer Milieus auswirken können, bleiben hier zum Großteil außen vor bzw. geraten durch Parties und Co. in den Hintergrund. Der Trennungsgrund wirkt nach dem großen Spannungsaufbau sehr unspektakulär. Hinzu kommt, dass Addie und Dylan sich natürlich wieder annähern, was aber nur geht, wenn sie sich weiterentwickeln. Aber das passiert alles außerhalb der Erzählung - die Entwicklung aller Figuren, auch der Nebenfiguren – allen voran Addies Schwester Deb und Kumpel Marcus –, wird den Leser:innen als fertiges Ding präsentiert, man erlebt es nicht mit, was sehr schade ist. Zudem fand ich es sehr unnatürlich, dass diese recht intimen Details sozusagen vor dem Publikum der Mitfahrenden ausgetragen wird, das passt irgendwie nicht. Enttäuschend fand ich persönlich, wie mit einem sexuellen Übergriff umgegangen wird und dass es nicht nur einen, sondern gleich zwei Stalker gibt, die ebenfalls als relativ harmlos präsentiert, teilweise sogar als comic relief verwendet werden. Das kann Beth O’Leary besser.

Bewertung vom 29.10.2021
Wir trafen uns im Dezember
Curtis, Rosie

Wir trafen uns im Dezember


schlecht

Ich sollte wirklich lernen, vorher schonmal über Reviews anderer Leser:innen zu schauen, denn dann hätte ich mir ein langweiliges wie “Wir trafen uns im Dezember” erspart. Die Idee dahinter erinnert an “Ein Tag im Dezember” oder “Zwei an einem Tag”, was das Buch auch gerne wäre, aber meilenweit davon entfernt ist. Die Protagonisten Jess und Alex treffen sich im Dezember als sie in die WG einer gemeinsamen Freundin in London ziehen. Sie finden sich beide toll, aber super konstruiert wirkende Steine liegen ihnen im Weg (zum Beispiel die Regel, dass es in der WG keine Paare geben darf). Das ganze “Zueinanderfinden” wird auf so unispierierte Weise erzählt, dass ich nicht mal mehr “eine Braue heben” konnte – das tun die Leute im Roman eh schon ständig. Überhaupt tauchen so viele verschiedene unwichtige Figuren auf, über die man nichts erfährt, außer total Beschreibungen ihrer Kleidungsstücke, die total random sind. Türkise Tunikas oder graue Hosen sagen unglaublich viel aus über eine Person. Nicht. Auch sind Jess und Alex mehr oder weniger dieselbe Person, sie haben exakt gleiche Gedankengänge und ich musste mehrmals zum Kapitelanfang zurück um nachzuschauen, aus wessen Perspektive jetzt gerade erzählt wird. Die emotionalste Szene hatte wenig mit dem zentralen Paar zu tun, sondern war für mich als beschrieben wurde, wie beim London Marathon Läufer:innen für geliebte Menschen mitmachen, die schwer erkrankt sind. Es sagt schon viel aus über das Buch, wenn es ausgerechnet diese Szene ist, die mir nachhaltig in Erinnerung geblieben ist. Auch aus der Idee, dass Jess und Alex gemeinsam Spaziergänge durch London machen, wird nicht viel gemacht, weder, um die Stadt atmosphärischer wirken zu lassen und auch nicht um die Figuren weiterzuentwickeln. Echt schade.

Bewertung vom 25.10.2021
Das Glück des Wolfes
Cognetti, Paolo

Das Glück des Wolfes


gut

Der Klappentext suggeriert, dass es sich bei “Das Glück des Wolfes” um eine Art Liebesgeschichte zwischen Fausto und Silvia, die sich im Bergdorf Fontana Fredda begegnen, wo beide eine Art Neuanfang wagen wollen. Überhaupt ist der Klappentext sehr irreführend, denn die “Beziehung” zwischen Fausto und Silvia spielt nur eine untergeordnete Rolle – Gott sei Dank, denn sie ist unglaublich klischeehaft, Silvia ein typisches Manic Pixie Dream Girl, das perfectly imperfect ist und eher auf komplizierte Männer als auf attraktive steht. Die Dialoge zwischen den beiden sind cringeworthy. Da kommt tatsächlich jede Passage, jedes Kapitel über Natur als absolute Erleichterung daher, denn das ist es was Paolo Cognetti gut kann, warum ich ihn lese. Man fühlt sich transportiert in die Bergwelt des Monte Rosa Massivs, die Wälder, die Abgeschiedenheit, die Einsamkeit und Einfachheit des dortigen Lebens. Schade, dass er sich nicht mehr diesem Aspekt seiner Erzählung gewidmet hat, denn obwohl er auch nach der Bedeutung der Natur für den Menschen und andersrum fragt, verliert er sich in zu vielen, zu oberflächlich angeschnittenen Figuren. Auch die essentiellen, philosophischen Fragen (wer bin ich? wer möchte ich sein? wo ist mein Platz? etc.) bleiben dadurch irgendwie in der Luft hängen.

Bewertung vom 12.10.2021
Das Fest der Weihnachtsschwestern
Morgan, Sarah

Das Fest der Weihnachtsschwestern


sehr gut

Den deutschen Titel finde ich wenig gelungen für den Roman. Klar, zwei Schwestern spielen eine Rolle, aber die Mutter wird dadurch irgendwie außenvorgelassen. Und mit ihr beginnt der Roman: einer zutiefst unsympathischen Person, die jegliche Mantras zur “Persönlichkeitsoptimierung” verinnerlicht hat und als superduper erfolgreiche Businessfrau selbst zwei Selbsthilfebücher geschrieben hat. Einer dieser Leitsprüche besagt es Menschen, die einem nichts nützen, aus seinem Leben zu entfernen. Weshalb sie ihr schickes, teures Leben ganz alleine führt. Denn nach einem Streit mit ihren Töchtern, die nicht nach dem Motto der Mutter leben wollen, hatte sie seit 5 Jahren keinen Kontakt mehr zu den beiden. Samantha und Ella hören erst wieder von ihrer Mutter, als diese nach einem Unfall allein im Krankenhaus liegt. Eine wirklich emotionale Bindung konnte Gayle Mitchell nie aufbauen zu ihren Töchtern, aber es verletzt sie, weder von Samanthas beruflichem Erfolg mitbekommen zu haben, noch davon, dass Ella verheiratet ist und eine kleine Tochter hat. Um die Streitigkeiten beizulegen und sich als Familie neu kennenzulernen, reisen alle gemeinsam über Weihnachten nach Schottland, wo sich die drei Frauen der Vergangenheit stellen müssen und lernen müssen, ihre Gefühle zu erkennen und zu kommunizieren.

Stellenweise ist der Roman etwas langatmig, aber die Figuren bringen für das Genre doch erstaunliche Tiefe mit. Hinter Gayles Selbstoptimierungszwang verbirgt sich ein nicht aufgearbeitetes Trauma, das in Schottland erstmals ans Tageslicht kommt und Samantha und Ella hilft, die eigene Mutter zu verstehen. Obwohl Weihnachten natürlich eine große Rolle spielt, fühlt es sich nie kitschig überladen an. Ein angenehmer Roman, der für mich durchaus eine positive Überraschung war.

Bewertung vom 11.10.2021
Die Letzte macht das Licht aus
Clift, Bethany

Die Letzte macht das Licht aus


gut

3,5 Sterne
Dieser Roman belastete mich mehr als erwartet. Was v.a. daran lag, dass er nicht so lustig war wie erwartet. Beworben wird er mit “Fleabag trifft Apokalypse”, aber statt des schwarzen Humors & der Tragikomik war mit Fleabag wohl eher das selbstzerstörerische Handeln der namenlosen Protagonistin gemeint. Überhaupt versprach “Die Letzte macht das Licht aus” eine Heldin, die laut Klappentext “ihr Leben lang versucht hat, ihre eigenen Gefühle zu verstecken und sich an andere Menschen anzupassen”. Tatsächlich ist sie jemand, der andere schonungslos ausnutzt. Im Dezember 2023, ist dann plötzlich die Apokalypse da & sie die einzige Überlebende. Mit einem Hund im Schlepptau muss sie allein zurechtkommen. Als ich mich auf die Protagonistin eingelassen hatte, las ich den Großteil des Romans gern, belastend war er aber doch, v.a. die dystopische Hälfte der Geschichte. Auslöser des Weltuntergangs ist ein Virus, das brutal & innerhalb weniger Wochen die Zivilisation auslöscht. Hier hatte ich auf Fleabag-esquen Humor gehofft, stattdessen ist die beschriebene Realität echt heftig. (Die Autorin war mitten im Lektorat, als 2020 die Corona-Pandemie begann – auch wenn es nicht die Inspiration für den Roman war, rückblickend sicher hilfreich fürs worldbuilding.) Die andere Hälfte der Erzählung spielt vor der Apokalypse & zeichnet das Bild einer selbstzerstörerischen Heldin, die unter heftigen psychischen Problemen leidet, sich diese aber meist nicht eingesteht & die sie natürlich alle untherapiert mit sich rumschleppt, als sie plötzlich ganz alleine ist. Was mir nicht so gut gefällt: nach vielen unschönen Eskapaden scheinen sich die Probleme mit dem Rest der Menschheit irgendwie in Luft aufgelöst zu haben. Das finde ich zu einfach. Was mir besser gefallen hat: die Reise der Protagonistin & ihres Begleiters Lucky durch Großbritannien, auf der Suche nach Überlebenden. Zum Schluss noch einige Inhalte, die möglicherweise triggernd sein könnten: dystopietypische Brutalität; Krankheit; Suizid; Angststörung; Depression; Fehlgeburt; Medikamentenmissbrauch.

Bewertung vom 08.10.2021
Das kleine Chalet in der Schweiz / Romantic Escapes Bd.6
Caplin, Julie

Das kleine Chalet in der Schweiz / Romantic Escapes Bd.6


gut

Lebensmitteltechnikerin Mina ist nicht wirklich glücklich mit ihrem Leben: als sie ihrem Freund einen Heiratsantrag macht, muss sie entsetzt feststellen, dass er sie mit ihrer besten Freundin betrügt; außerdem erfüllt ihr Job, indem sie Rezepte für Fertiggerichte erstellt, so gar nicht. Aber gleichzeitig ist sie viel zu umtriebig und impulsiv, als sich über ihre Situation klar zu werden. So richtig zur Ruhe kommt sie auch nicht als sie kurzerhand eine kleine Auszeit nimmt und zu ihrer Patentante Amelie in die Schweiz fährt, die dort ein kleines Gästehaus führt. Gleichzeitig merkt sie aber, dass ihr die Leute dort guttun, die Natur der Berge und vor allem das gemeinsame Werkeln mit Amelie in der Küche, wo sie sich endlich kreativ ausleben kann und allerlei Schweizer Leckereien zubereitet.

Das war mein erstes Buch aus der “Romantic Escapes” Reihe von Julie Caplin, obwohl sie ja sehr gehypt sind. Um ehrlich zu sein: ich war ein wenig unbeeindruckt. Das Buch war nett – eine schnell und leicht zu lesende Geschichte – aber auch nichts Besonderes. Stellenweise war es mir zu repetitiv, so wird zum Beispiel bei jeder Gelegenheit betont, was für eine tolle Gastgeberin Amelie ist und wenn neue Figuren auftauchen (was häufig der Fall ist), dann ist der erste Dialog mit Mina immer eine Art Kurzlebenslauf. Auch die Infos über die Schweiz, die regelmäßig in den Gesprächen eingeworfen werden, kommen sehr unnatürlich rüber, als würde jemand eine Wikipedia Seite zitieren. Da hatte ich mir irgendwie mehr erwartet. Appetit macht der Roman aber auf jeden Fall: ich esse, koche und backe selbst sehr gerne und obwohl ich wohl grundsätzlich ein wenig vertrauter mit der Schweizer Küche bin als Mina, so sind immerhin die Szenen, in denen geschlemmt wird richtig toll. Obwohl ich kein Kalbfleisch esse und Pilze hasse, hätte ich jetzt richtig Lust auf ein Zürcher Geschnetzeltes und die Baseler Kirschenbrottorte werde ich ausprobieren, sobald mal wieder ein altbackener Hefezopf rumliegt.

Bewertung vom 07.10.2021
Winterwunderglitzern
Toffolo, Georgia

Winterwunderglitzern


schlecht

Ich war skeptisch, nachdem ich feststellte, dass die Autorin Georgia Toffolo ein britisches Reality-Sternchen ist und “Winterwunderglitzern” ihr Debütroman. Aber da der Inhalt vielversprechend klang (fake dating ist ein Trope, das immer gut funktionieren kann) und durchschnittlich 4 Sterne bei Goodreads bekam, wollte ich dem Ganzen eine Chance geben. Zudem bin ich es eigentlich gewohnt, dass die weihnachtlichen Romane bei Harper Collins gut sind.

Leider, leider wurden meine Befürchtungen nicht nur bestätigt, sondern übertroffen. Bereits das erste Kapitel ist so dermaßen schlecht, dass man sich wirklich fragt, wie so etwas jemals ein Zuhause bei einem Verlag finden konnte. Sprachlich kommt es daher wie ein schlecht geschriebener Aufsatz eines unmotivierten Schülers, es wird mit Adjektiven und ausgelutschten sprachlichen Bildern nur so um sich geworfen, bei den Beschreibungen der beiden Protagonisten jagt ein Superlativ den nächsten. Als dann auch noch der erste Dialog der beiden, nun ja, ein Heiratsantrag war, war ich auch inhaltlich raus. Klischee um Klischee, das alles schlecht geschrieben und dann findet man bereits in den ersten paar Sätzen einen groben inhaltlichen Fehler, der der Autorin auf jeden Fall aber im Lektorat (oder der Übersetzung) hätte auffallen müssen.

Die vielen, vielen 5 und 4 Sterne Bewertungen sind zum Großteil generisch und wirken irgendwie nicht echt. Das gibt einen unschönen Beigeschmack ab.