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Benutzername: 
PMelittaM
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 428 Bewertungen
Bewertung vom 04.10.2023
Shi Yu
Morosinotto, Davide

Shi Yu


ausgezeichnet

Shi Yu ist ein Findelkind. Sie lebt und arbeitet in einem Gasthaus in Kanton, dessen Wirt nicht freundlich zu ihr ist. Als Sechsjährige erhält sie durch einen Zufall die Chance, bei einem Lehrer das Wushu, also die Kampfkunst, der Luft und des Wassers zu lernen. Dies wird die Richtung ihres Lebens für immer verändern.

Yu war mir vom Fleck weg sympathisch, und blieb es bis ich den Roman zugeklappt habe, ihr Leben nimmt viele Höhen und Tiefen, sie lebt in einer brutalen Welt, und ist selbst nicht sehr zartfühlend, sie weiß sich durchzusetzen, und das mit allen Mitteln, die ihr zur Verfügung stehen. Mir hat nicht immer alles gefallen, was sie getan hat, aber ich mochte ihre Klugheit, und dass es sie immer nach Auswegen gesucht hat, sei ihr Leben auch noch so verfahren. Auf diese Weise hat sie es auch geschafft, den Respekt anderer zu erlangen. Ihr Leben zu verfolgen, hat mir sehr gut gefallen, zumal der Roman äußerst spannend ist und man ihn kaum aus der Hand legen mag.

Yus Kampfkunst ist vielleicht nicht für jeden zu greifen, doch wenn man Martial Arts-Filme, wie z. B. „Tiger and Dragon“ gesehen und gemocht hat, wirkt sie nicht eigenartig. Mir als Fan der Phantastik kam es sowieso nicht seltsam vor. Mir hat es im Gegenteil großen Spaß gemacht, die gut durchkomponierten Kampfszenen zu lesen, ich konnte mir alles, nicht nur diese Szenen sehr gut vorstellen, mein Kopfkino hatte viel zu tun.

Auch bei den Charakteren sind dem Autor echte, im Kopf bleibende Typen gelungen, die man sich allesamt sehr gut vorstellen kann. Yu steht im Mittelpunkt, aber es gibt viele andere, die ebenfalls wichtig sind, und dazu sehr klangvolle Namen besitzen wie „Kleiner Zorn“ oder „Goldener Drache“.

Erzählt wird, immer aus Yus Perspektive, anhand der Jahre, die sie alt ist, beginnend mit 6 Jahren, endend mit 46 Jahren, es gibt dadurch immer wieder Zeitsprünge, aber alles wichtige wird erzählt. Vom ersten Satz, und es ist ein guter Satz, nahm mich der Roman gefangen, auch wenn ich wohl eigentlich nicht mehr zur Zielgruppe gehöre, aber, der Roman kann auch Erwachsenen gefallen.

Der Roman ist sehr schön ausgestattet, anhand des Covers erhält man bereits einen gewissen Eindruck von Shi Yu, es stammt von Rebecca Dautremer, während die sehr passende Innenausstattung, einschließlich einer Karte, die sich im späteren Verlauf als sehr nützlich erwies, von Timo Kümmel stammt. Nützlich ist auch das Glossar im Anhang.

Was soll ich sagen, dieser Roman hat mir sehr gut gefallen, mich unterhalten, mir spannende Lesestunden beschert, und mich am Ende traurig gemacht, dass er nun ausgelesen ist. Und natürlich bin ich auch neugierig geworden auf andere Romane Davide Morosinottos.

Bewertung vom 03.10.2023
Der Mondmann - Rote Spur
Haskin, Fynn

Der Mondmann - Rote Spur


ausgezeichnet

Jens Lerby wird zu einem besonders brutalen Mord gerufen, auf Grund der Umstände, des Modus Operandi, vermutet er einen Serientäter, was bald bestätigt wird, als eine zweite Leiche gefunden wird. Doch dann wird ihm der Fall entzogen. Gleichzeitig bekommt er eine Nachricht aus Grönland, mit der Bitte, baldmöglichst seine Inuit-Freunde dort zu besuchen.

„Rote Spur“ ist der zweite Band der Reihe um Jens Lerby, man kann ihn problemlos auch dann lesen, wenn man den ersten Band nicht kennt. Man weiß dann zwar nicht, warum der Mondmann „Mondmann“ genannt wird, und auch nicht, wie die Grönländer und Lerby so vertraut miteinander wurden, aber das tut der Geschichte des zweiten Bandes keinen Abbruch. Allerdings wird man wahrscheinlich Band 1 noch lesen wollen.

Mir hat der Ausflug nach Grönland sehr gut gefallen, ich war bereits in anderen Werken dort, und so war mir einiges schon vertraut. Dass hier viel grönländische bzw. Inuit-Mythologie einfließt, hat mir gut gefallen, es passt einfach. Der Kriminalfall ist spannend, und man kann gut mitraten, auch, weil es immer wieder Einschübe gibt, „Erinnerungen“ betitelt, die vielleicht mit dem aktuellen Geschehen zu tun haben könnten. Ob das so ist, erfährt man erst relativ spät, einhergehend mit der einen oder anderen Überraschung. Die Auflösung empfand ich als nachvollziehbar. Trotzdem hatte ich am Ende das Gefühl, als blieben ein, zwei Fragen offen, allerdings keine sehr relevanten, so dass mich das nur unwesentlich stört.

Die Charaktere sind mir schnell ans Herz gewachsen, sieht man mal von den weniger sympathischen ab. Auch hier kann ich sagen, es ist nicht schlimm, wenn man Band 1 nicht kennt, man lernt sie alle auch hier gut kennen. Und nicht nur die Charaktere, auch das Land, die Eisberge, die Kälte, der Ort waren mir schnell vertraut, und ich fühlte mich wie selbst dabei. Ich bin auch sehr schnell wieder ins googeln gekommen, für mich je nach Lektüre auch ein Qualitätsmerkmal.

„Der Mondmann – Rote Spur“ ist kein konventioneller Krimi/Thriller, sondern deutlich mehr, denn er nimmt nicht nur Grönland als weiteren „Darsteller“ mit auf, sondern verwebt auch die Mythologie (und Geschichte) Grönlands mit einem spannenden Kriminalfall. Die interessanten Protagonist:innen fügen sich darin gut ein. Mich hat der Roman von Anfang an gepackt und große Lust auf weitere der Reihe gemacht.

Bewertung vom 30.09.2023
Die Legende von König Arthur und den Rittern der Tafelrunde
Matthews, John

Die Legende von König Arthur und den Rittern der Tafelrunde


ausgezeichnet

König Arthur, oder auch Artus, kennt sicher jeder, aber eigentlich sind es immer die selben Geschichten, die man hört: Das Schwert im Stein, die Tafelrunde, Lancelot und Guinevere, der Heilige Gral, Mordred … John Matthews hat es sich zur Aufgabe gemacht, weniger bekannte Geschichten um Arthur und die Tafelrunde zu sammeln, zu bearbeiten und zu veröffentlichen.

In den Anmerkungen im Anhang erfährt man ausführlich über seine Recherchen, die Hintergründe und Quellen jeder einzelnen in diesem Band veröffentlichten Geschichte. Das hat einen großen Mehrwert, man sollte also die sehr ausführlichen Anmerkungen unbedingt auch lesen.

Unterteilt wird in fünf Bücher, das erste handelt von Merlin, und erzählt Geschichten aus der Zeit vor Arthur, u. a. auch von Merlins Geburt. Im zweiten lernt man Ritter der Tafelrunde, inkl. Arthur selbst, näher kennen, vor allem einige der weniger bekannten Ritter wie Palomides, Laval und Marrok. In Buch 3 geht es dann um einen der bekanntesten Ritter der Tafelrunde, um Gawain, man erfährt von seinen Anfängen und einigen Abenteuern. Buch 4 widmet sich dem Gral und Perceval, das fünfte und letzte schließlich dem Ende der Tafelrunde und Arthurs Tod.

Wie es Legenden, Sagen, und auch Märchen so an sich haben, folgen viele der Geschichten einem ähnlichen Faden, die Frauen sind immer die schönsten, die Männer tapfer und schier unbesiegbar, die Feinde oft, wenn auch nicht immer, trotz allem edel. Viele Geschichten sind sehr umfangreich, vieles wiederholt sich auf gewisse Weise – und manchmal muss man auch daran zweifeln, ob die Ritter so edel waren, wie es immer heißt.

Die berühmten Geschichten fehlen hier, immerhin sind sie hinlänglich bekannt, werden zum Teil aber zumindest angesprochen. John Matthews hat einen Erzähler etabliert, der hin und wieder Verweise zu anderen Geschichten herstellt und auch manchmal dezent kommentiert.

Ich habe „nur“ das Ebook gelesen, aber auch dieses bietet eine schöne Ausstattung, es gibt zehn farbige Bildtafeln, die jeweils Szenen aus Geschichten illustrieren, sowie eine Vielzahl weiterer schwarzweißer Zeichnungen, die oft einzelne Wesen, Gegenstände oder Orte darstellen. Diese wurden von John Howe beigesteuert. Das Vorwort lieferte Neil Gaiman.

Dieser Band ist nicht nur, aber wohl vor allem, für König Arthur/Artus-Fans eine wahre Freude. Nicht nur, dass es viel eher Unbekanntes über den König bzw. seine Tafelrunde enthält, es ist auch optisch eine Genuss.

Bewertung vom 24.09.2023
Der wundersame Dr. Darwin
Sheffield, Charles

Der wundersame Dr. Darwin


ausgezeichnet

Erasmus Darwin lebte von 1731 bis 1802, war Arzt, Naturforscher, Erfinder und Dichter und der Großvater von Charles Darwin. In diesem Band sind sechs Geschichten über ihn enthalten, die vorher bereits in verschiedenen Magazinen veröffentlicht worden waren.

Darwin war ein interessanter Mann, und Charles Sheffield hat sich in seinen Geschichten nicht allzu viel Freiheit herausgenommen/herausnehmen müssen, wie man auch dem Nachwort entnehmen kann. Darwin war nicht nur sehr berühmt, vor allem wohl als Arzt, sondern auch sehr modern denkend.

Allen sechs Geschichten ist gemeinsam, dass sie zunächst etwas Übernatürliches an sich zu haben scheinen, was zum Teil auch durch den Titel bekräftigt wird, wie „Das Phantom von Dunwell Cove“ oder „Der Solborne-Vampir“, Erasmus Darwin wird gebeten, das Rätsel zu lösen. Da er ein guter Beobachter ist, Zusammenhänge erkennt und einen regen Verstand hat, schafft er das am Ende auch regelmäßig. Auf seinen Abenteuern begleitet ihn sein Freund Colonel Jacob Pole, den er in der ersten der Geschichten kennenlernt und der nebenbei auch Schatzsucher ist. Daneben trifft man auf weitere bekannte Persönlichkeiten jener Zeit, wie etwa James Watt, der wie Darwin zur Lunar Society gehörte.

Mich haben die Geschichten allesamt gut unterhalten, sie sind spannend erzählt, Erasmus Darwin ist ein sympathische Protagonist, und auch der Humor fehlt nicht. Die Themen der Geschichten sind genauso interessant wie Darwin, bergen Überraschungen und lassen miträtseln, im Anhang geht der Autor auf jede einzelne noch einmal ein und erklärt Hintergründe.

Wer hätte gedacht, dass Charles Darwin so einen interessanten Großvater hatte? Ich bisher nicht, und bin nun froh, ihn kennengelernt zu haben. Diese Geschichtensammlung ist absolut lesenswert.

Bewertung vom 19.09.2023
Buffy The Vampire Slayer, Staffel 8, Band 6 (eBook, PDF)
Whedon, Joss

Buffy The Vampire Slayer, Staffel 8, Band 6 (eBook, PDF)


ausgezeichnet

Durch Harmonys Realityshow sind die Jägerinnen nicht mehr beliebt, sondern werden selbst zu Gejagten. Vor allem die Dämmerung tut sich dabei hervor, und scheint sie über ihre Magie zu finden. Also muss die Magie weg, doch wie. Hilfe verspricht ein Besuch in Tibet – bei Oz und seiner Familie.

Oz ist einer meiner Lieblingscharaktere in der Serie gewesen, wie schön, dass auch er nun wieder dabei sein darf, auch wenn es ihm die Jägerinnen nicht leicht machen. Apropos Jägerinnen, dieses Mal sind sie wirklich alle beisammen, die Gruppe um Buffy, Willow, Xander und Dawn, Andrew und „seine Mädchen“, und auch Giles und Faith. Das gefällt mir gut, ist wie in alten Zeiten, nur eben mit deutlich mehr Jägerinnen. Neben Oz ist übrigens ein weiterer alter Bekannter dabei, der zuerst Rätsel aufgibt.

Die Dämmerung fährt schwere Geschütze auf, und es kommt zu einer richtigen Schlacht, die die Gruppe um Buffy kaum gewinnen kann.

Wie immer gibt es auch eine Covergalerie mit vielfältigen Motiven, die mir wieder gut gefällt.

Band 6 der Reihe ist ziemlich düster, Verzweiflung herrscht vor, und es gibt viele Opfer. Da ist wenig Platz für den Humor, der die Serie/Reihe meist auszeichnet, aber auch das ist nicht untypisch, denn es geht langsam dem Ende der Staffel zu. Ich bin gespannt auf die beiden noch folgenden Staffelbände.

Bewertung vom 18.09.2023
Greta Garbo / Ikonen ihrer Zeit Bd.10
Lüding, Kristina

Greta Garbo / Ikonen ihrer Zeit Bd.10


weniger gut

Greta Garbo wurde 1905 in Schweden geboren, verlor früh ihren Vater, und machte als 15jährige im Rahmen ihrer Arbeit in der Hutabteilung des bekanntesten Stockholmer Kaufhaus Fotoaufnahmen für Kataloge, was letztlich dazu führte, dass sie Werbefilme drehte und schließlich ein Stipendium für die Theaterakademie erhielt. Durch ihren Mentor Mauritz Stiller kam sie schließlich in die USA, wo sie sich zu einem der größten Filmstars entwickelte.

Ich kenne einige Filme, die die, auch als „Göttliche“ bekannte, Schauspielerin gedreht hat, besonders gut gefällt mir „Ninotschka“, einer ihrer letzten Filme. So habe ich mich sehr gefreut, einmal etwas mehr über das Leben des Stars zu erfahren. Der Roman ist der neunte Band der Reihe „Ikonen ihrer Zeit“, und ganz sicher war Greta Garbo eine Ikone.

Leider hat mich der Roman sehr enttäuscht. Greta kam mir kein bisschen nahe, es fehlte mir sehr an Emotionen, die zwar zum Teil benannt wurden, die ich aber nicht fühlen konnte. Ich hatte auch den Eindruck, dass der Roman viele Belanglosigkeiten thematisiert, da wird z. B. lange und immer wieder über Gretas Probleme, sich beim Drehen fallen zu lassen, geschrieben, aber vieles, über das ich gerne mehr gewusst hätte, in einem Satz abgetan.

Erzählt wird von den Jahren 1921 - 1941 sehr episodenhaft, mit teilweise großen Lücken dazwischen, sehr oberflächlich, öfter fehlt mir die Entwicklung oder auch nähere Erklärungen. Warum z. B. konnte William Daniels Gretas „persönlicher“ Kameramann werden, das hatte er doch sicher nicht alleine zu entscheiden. Viele Dialoge empfand ich als banal. Tatsächlich habe ich mich im Laufe des Romans immer mehr geärgert, über viel Blabla und darüber, dass ich jetzt immer noch nicht weiß, wer Greta Garbo war, das hat bei anderen Bänden dieser und ähnlicher Reihen wesentlich besser geklappt, als hier. Wenigstens habe ich ein ein bisschen mehr über Gretas Umfeld erfahren, was mich auch zum Googeln animiert hat.

Der Roman hat seinen Sinn und Zweck bei mir leider verfehlt. Greta Garbo, die ich aus einigen Filmen kenne und mag, ist mir als Mensch nicht nahe gekommen, für mich gibt es zu viele Belanglosigkeiten und zu wenige Emotionen. Immerhin habe ich ein bisschen mehr über Gretas Umfeld erfahren, aber das alleine reicht mir nicht. Schade!

Bewertung vom 17.09.2023
Die Liebe des Pilgers / Pilger Bd.3 (eBook, ePUB)
Schier, Petra

Die Liebe des Pilgers / Pilger Bd.3 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

1379: Benedikt von Heidenstein hat Koblenz verlassen und ist auf dem Weg nach Amberg, um seine Familie wiederzusehen. Doch, was ihn dort erwartet, hatte er nicht ahnen können.

Palmiro Bongert leidet unter Benedikts Fortgang, doch beim Rest der Familie und dem Freundeskreis blüht die Liebe, auch wenn manche Paarung überraschend ist. Doch nicht nur Palmiro geht es weniger gut, Oswald von Langenreth muss nicht nur mit seiner veränderten Gesundheit zurecht kommen, was alleine ihm alles andere als leicht fällt.

Es ist wieder viel los, im dritten und abschließenden Band der Pilger-Trilogie, bei der am Ende alle Fäden miteinander verknüpft sind, Offenes aus den Vorgängerbänden, aber auch neue Problematiken werden geklärt, und auch das Kreuz gibt wieder seinen Teil dazu, das Kreuz, das man schon in der Kreuz-Trilogie kennen lernen konnte, und dass immer mehr seine eigene Agenda zu haben scheint. So entkommen ihm auch Menschen, die in der Ferne weilen, nicht.

Da ich bereits die Kreuz-Trilogie gelesen habe, sind mir die Charaktere sehr vertraut, auch, wenn in dieser Trilogie die nächste Generation die Protagonist:innen stellt, spielen natürlich auch die Älteren noch eine Rolle. Die Charaktere sind, wie immer bei der Autorin, liebevoll und tiefgehend gezeichnet, sie wirken nach allem, was man mit ihnen schon erlebt hat, wie Freunde, und ich bin traurig, dass man sich wieder einmal trennen muss. Aber, vielleicht kommt Petra Schier ja noch einmal auf die Bongerts, von Mantens, Wieds und von Langenreths zurück? Ich würde mich sehr freuen.

Die Geschichte spielt im historischen Koblenz, die Autorin hat wie immer gut recherchiert und auch die Sprache angepasst, so dass man sich gut vorstellen kann, mit z. B. Palmiro durchs historische Koblenz zu gehen – die Karte des Koblenz jener Zeit hilft zusätzlich dabei. Petra Schier übt durchaus auch Kritik an den damaligen gesellschaftlichen Verhältnissen, z. B. an der Heiratspolitik, geht aber auch auf gesellschaftliche Veränderungen ein, z. B. der zunehmenden Wichtigkeit der Kaufleute.

Eine Hilfe kann auch das Personenregister sein, neben den Hauptcharakteren gibt es doch eine ganze Reihe weiterer Personen. Ich persönlich habe es nicht benötigt, es spoilert auch ein bisschen. Unbedingt lesenswert ist auf jeden Fall aber das Nachwort der Autorin, hier wird manches in den richtigen Kontext gestellt.

Die Geschichte ist für alle die die Vorgängerbände mochten, ein Muss, denke ich, man will unbedingt wissen, wie es weiter geht. So hat es einige spannende Momente, aber auch ein paar Zufälle. Für mich ist klar, dass auch das wahre Leben oftmals, teils sogar fast unglaubliche, Zufälle bereit hält. Also ja, so lange es nicht zu viele Zufälle sind, kann ich damit in einem Roman gut leben. Hier hatte ich nur gegen Ende, als jemand genau zum richtigen Zeitpunkt am genau richtigen Platz ist, das Gefühl von „vielleicht ein bisschen zu viel Zufall“. Aber immerhin wurde damit eine, wenn auch nur ganz kurz angesprochene, Storyline zu einem Ende geführt. Und, ganz ehrlich, es fühlte sich gut an.

Nun ist also auch die Pilger-Trilogie zu einem Ende gebracht, einerseits freue ich mich, nun alles erfahren zu haben, andererseits bin ich traurig, weil ich mich von liebgewonnenen Charakteren trennen muss. Es ist ein sehr passender Abschluss, der alle Fäden verknüpft, und mich zufrieden das Buch zuklappen lässt. Wie bereits für die beiden Vorgängerbände, gibt es natürlich auch hier volle Punktzahl und eine Leseempfehlung für Fans gut recherchierter historischer Romane.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.09.2023
Snehild - Die Seherin von Midgard
Vedsø Olesen, Anne-Marie

Snehild - Die Seherin von Midgard


ausgezeichnet

Snehild wird in einer eisigkalten Nacht geboren, während ihr Dorf überfallen wird. Ihre Mutter Asdis ist gerade noch die Flucht gelungen. Mutter und Kind überleben nur, weil die Riesin Hyrrokin sich ihrer annimmt.

Siebzehn Jahre später leben Mutter und Tochter in Himlinge, Asdis ist die Heilerin dort, während Snehild zu Visionen zu neigen scheint. Leider haben sie den Neid der Priesterin Ragnfrid erweckt, und dieses Mal ist es Snehild, die fliehen muss. Ihr Weg führt sie aus Midgard heraus nach Jötunheim, wo sie vieles lernt, über sich und ihre Fähigkeiten.

Bereits der Prolog hat mich in die Geschichte hineingezogen, die atmosphärisch und bildhaft erzählt wird. Der Roman ist in drei Teile aufgeteilt, jeder Teil einer Norne gewidmet, jeweils passend zum Geschehen. Während die Szenen in Midgard historisch angelegt sind, sind andere stark mythologisch. Es treten allerhand mythologische Wesen auf, vielleicht nicht immer exakt den bekannten Sagen entsprechend (wobei auch diese nicht immer einheitlich sind), aber meiner Meinung nach auch nicht allzu davon abdriftend. So wird z. B. Hyrokkin mit Angrboda verknüpft . Nun, immerhin liest man hier einen Roman und kein Sachbuch über nordische Sagen.

Es gibt ein reiches Figurenensemble, wer Probleme mit fremden/fremdklingenden Namen hat, könnte das auch hier haben, es gibt kein Personenverzeichnis. Aber die Namen sind alle gut unterscheidbar, und so sollte, wenn überhaupt, das Problem bald keines mehr sein. Ich persönlich hatte keinerlei Probleme damit. Die Charaktere sind meiner Meinung nach gut ausgearbeitet, nicht immer allzu tiefgehend, das ist aber auch nicht bei jedem nötig. Ich persönlich konnte gut Gefühle aufbauen, positive wie auch negative, denn vor allem in Midgard ist nicht jeder Charakter sympathisch.

Ich fand das Geschehen spannend und interessant, vor allem der mittlere Teil, der nicht in Midgard spielt, hat mir sehr gut gefallen. Erst im Laufe des Romans habe ich realisiert, dass es sich um einen ersten Band handelt, zwei weitere sind im Original bereits erschienen, und werden hoffentlich auch ins Deutsche übertragen.

„Snehild – Die Seherin von Midgard“ hat mich von Anfang an gefangen genommen, ich mag den Mix aus historisch und Mythologie, der spannend und interessant erzählt wird, und würde sehr gerne weitere Romane der Reihe lesen.

Bewertung vom 10.09.2023
Die Schwarze Königin
Heitz, Markus

Die Schwarze Königin


sehr gut

Barbara von Cilli wird 1405 König Sigismunds zweite Frau. Sie interessiert sich stark für Alchemie, und beabsichtigt sich trotz ihrer Heirat darin weiterzubilden. An Sigismunds Hof lernt sie die Geisel Vlad, den späteren Vlad II, kennen, Sohn des walachischen Woiwoden Mircea. Beide fühlen eine Verbindung zueinander, und tatsächlich fällt ihnen im Laufe der Zeit eine besondere Verpflichtung zu, der Kampf gegen die Strigoi.

Lenny Nikolaus Lenau nimmt an Stelle seiner Großmutter an einer Busreise teil, die bis in die Heimat seiner Familie, das Banat, führen soll, aber für ihn vorerst in Prag endet, er wird dort in merkwürdige Vorkommnisse verwickelt und erfährt, dass er ein Nachkomme Vlads sein und dessen Aufgabe weiterführen soll.

Markus Heitz ist also wieder bei den Vampiren gelandet. Dieses Mal aber unter einer anderen Prämisse als bisher, nicht die Judaskinder stehen im Mittelpunkt, sondern tatsächliche historische Persönlichkeiten, denen aber auf gewisse Weise auch heute noch eine Verbindung zur Welt der Vampire nachgesagt wird, so kam Barbara in den Verdacht eine Vampirin zu sein und wurde „Schwarze Königin“ genannt, und Vlad ist der Vater jenes Vlad, der Bram Stoker zu „Dracula“ inspiriert hat.

Erzählt wird auf zwei Zeitebenen, der historischen, die über einige Jahre geht, und der heutigen, die eine deutlich kürzere Zeit einnimmt. In beiden Zeitebenen tauchen neben Menschen und Vampiren auch andere Wesen der „Anderwelts“ auf, wie z. B. Vlads treuer Begleiter Sorin. Und natürlich gibt es auch hier ein Wiedersehen mit bereits bekannten Charakteren aus Markus Heitz' Romanen. Ich selbst hatte von Anfang an auf Sia gewartet.

Ich bin ein großer Fan des Autors, auch wenn mir nicht alle Romane gleich gut gefallen. Dieser ist leider einer von denen, die ich weniger mag. So komme ich den Charakteren nicht wirklich nahe, sowohl Barbara und Vlad also auch Len bleiben in meinen Augen blass, und vor allem Barbara ist mir auch eher unsympathisch, so kann ich auch nicht wirklich mit ihnen fühlen. Das ist sehr schade, zumal es dem Roman zudem an Spannung fehlt, er teilweise zu langatmig ist, und der fehlende Bezug zu den Charakteren die Spannung noch zusätzlich senkt. Dennoch hat der Roman auch interessante und spannende Szenen zu bieten, beginnend mit dem Prolog.

Ansonsten gefällt mir der historische Part besser als der andere, zumal Markus Heitz gut recherchiert hat. Allerdings nimmt der geschichtliche Hintergrund nur einen Bruchteil der Geschichte ein. Am Ende bleiben Fragen offen, so dass ein zweiter Band möglich wäre, den Markus Heitz in seinem Nachwort auch nicht ausschließt. Dort könnten Vlad und sein Sohn größeren Raum einnehmen. Von beiden habe ich bereits in anderen Romanen gelesen, so dass ich es interessant finde, wie der Autor sie in seine(n) Roman(e) einbringt.

Den Roman runden ein Personenverzeichnis und ein Glossar ab, auch die schönen Illustrationen auf den inneren Klappen möchte ich nicht unerwähnt lassen.

Ich hatte mich sehr auf den neuen Roman des Autors gefreut, vielleicht etwas zu viel, denn letztlich bin ich nun eher enttäuscht. Die Charakter kamen mir nicht nahe, und es mangelt in meinen Augen an Spannung, so dass ich auch relativ lange brauchte, den Roman zu lesen. Markus Heitz Fans empfehle ich ihn trotzdem, und eine Fortsetzung würde ich sicher lesen wollen. Ich vergebe 3,5 Sterne, die ich, wo nötig, aufrunde.

Bewertung vom 04.09.2023
Die Windsor-Akte
Husemann, Dirk

Die Windsor-Akte


sehr gut

1940: Der Student Ajax Doggerton wird vom britischen Geheimdienst angeheuert, er soll den abgedankten Königs Edward VIII als Bediensteter im Auge behalten. Man befürchtet, Edward könne sich den deutschen Nationalsozialisten andienen. Als Ajax keine aussagekräftigen Informationen liefern kann, soll seine Mission abgebrochen werden. Doch Ajax möchte zum einen die versprochenen Belohnungen nicht verlieren, zum anderen den Haushalt Edwards nicht verlassen, da er Gefühle für das Hausmädchen Lydie entwickelt hat. So setzt er seine Phantasie ein, und liefert ab sofort Aussagekräftigeres. Das wird allerdings auch in Deutschland bekannt, und man setzt eine deutsche Prinzessin auf Edward an.

Edward VIII hat 1936 abgedankt, weil er als König die geschiedene Amerikanerin Wallis Simpson nicht heiraten konnte, mit dieser lebt er nun auf großem Fuß in Paris. Doch Paris wird nicht lange Schauplatz der Geschichte sein, denn mit der Besetzung Frankreichs durch die Deutschen ändert sich die Situation und mit vielen Parisern verlassen auch Edward und sein Haushalt die Stadt. Quer durch Frankreich bis nach Spanien und Portugal geht die Reise, die mit allerhand Gefahren verbunden ist. Besonders im Mittelteil ist der Roman sehr turbulent, und herrlich zu lesen.

Leider lässt der Roman nach diesem spannenden und actionreichen Teil nach, so dass er mich zum Ende hin enttäuscht hat. Vielleicht liegt es daran, dass das Geschehen zeitlich noch zu nah ist, zumindest für uns ältere Leser:innen, vielleicht auch einfach, weil vieles historisch eben gegeben ist. Vielleicht auch das Überangebot von Action – mir haben andere Romane des Autors jedenfalls besser gefallen.

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die Charaktere wenig Tiefgang haben und mir nicht wirklich nahe kamen. Edward bleibt blass, Wallis kommt man ein kleines bisschen näher, beide wirken aber eher unsympathisch. Auch Ajax bleibt in meinen Augen blass. Interessanter ist da schon die deutsche Prinzessin, Katharina von Braunschweig-Lüneburg, eine fiktive Person, die ihr eigenes Süppchen kocht, und mir im Mittelteil, trotz ihres Hintergrunds, fast ein bisschen sympathisch wurde. Sie trägt viel zur Spannung und Action bei. Der wirkliche „Star“ der Geschichte ist aber Lydie, auch wenn ich die große Liebe zwischen ihr und Ajax nicht fühlen konnte. In ihr steckt so viel mehr, als zunächst gedacht, sie ist patent, schlau und weiß sich zu helfen.

Das Nachwort des Autors ist lesenswert, hier werden Fiktion, Unklares und Fakten erwähnt, was ich bei einem historischen Roman immer wichtig finde. Es macht auch Lust, sich noch weiter zu informieren.

Leider konnte mich dieser Roman nur bedingt überzeugen. Den Charakteren hätte mehr Tiefgang gut getan und die Spannung konnte, zumindest für mich, nicht gehalten werden. Andererseits ist Edward und seine mögliche Beziehung zum nationalsozialistischen Deutschland ein interessantes Thema und der Roman, vor allem im Mittelteil, unterhaltsam. Ich vergebe 3,5 Sterne, die ich, wo nötig, aufrunde.