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Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 136 Bewertungen
Bewertung vom 20.03.2013
Mein Herz ruft deinen Namen
Tamaro, Susanna

Mein Herz ruft deinen Namen


sehr gut

"Anfangs konnte ich dieses ständige Bedürfnis nach Definitionen nicht ertragen. Wenn es kein Adjektiv, kein Nomen gibt, um dich irgendwo einzuordnen, existierst du nicht." (S. 10)

Nach dem Todesfall seiner Liebsten verschließt sich Matteo, zieht sich zunehmend zurück und landet schließlich recht einsam und einbrödlerisch in einer kleinen Hütte mitten im Wald. Dort bekommt er eher selten Besuch, wird nachdenklich und verbringt fortan ein sehr anderes Leben, als er es zuvor tat - jahrelang, bis er unerwarteten Besuch erhält. Dieser Besuch rüttelt ihn auf und führt dazu, dass er - wie in Erinnerungen schwelgend - rekapituliert, was ihm in seinem Leben bisher widerfahren ist, und mit welchem Zweck.
"Mein Herz ruft deinen Namen" ist ein ruhiges, langsames Buch mit leisen Tönen, das das Leben von Matteo sowohl im Jetzt als auch in Rückblicken wiedergibt. Es schlägt mitunter sehr philosophische Töne an, und das große schwierige Thema Religion wird stark angesprochen. Das ist auch ganz logisch, denn es geht aus Matteos Sicht um die Frage nach Gott, nach dem Sinn des Lebens und des Todes, um Trauer und um das Zurück-ins-Leben-finden.

"Mein Herz ruft deinen Namen" ist ein Buch, für das man sich Zeit nehmen sollte, es liest sich nicht mal eben so weg. Vielmehr ist es ein Buch, das einem sehr viel geben kann, wenn man entsprechendes Interesse zeigt und sich darauf einlassen kann. Das war der Punkt, an dem ich leider ein wenig "aussteigen" musste. Ich konnte keinen rechten Draht zu Matteo und seiner Geschichte finden. Ich bin nicht religiös, habe mit spirituellen und Glaubensfragen nichts zu tun und sehe das Leben von einer anderen Perspektive als Matteo. Ich tat mich mit den vielfältigen und sehr ausgeschmückten Überlegungen, Fragen und Diskussionen im Buch daher schwer und habe sie eher distanziert betrachtet und gelesen. Überdies wurde mir die Geschichte einfach etwas zu "erzähllastig"; ein wenig mehr tatsächliche Handlung und Dialoge hätten dem Geschehen zwar einerseits mehr Tempo verliehen, gleichzeitig das Wesentliche des Buches - das In-sich-Gekehrte und Grüblerische nämlich - jedoch genommen.
Ich denke, dass der Autorin der Umgang mit dem sensiblen Thema Tod und Verlust sehr gut gelungen ist: vor allem findet sie die richtigen, weil einfachen Worte. Mehrmals beim Lesen habe ich innegehalten, einen Satz nochmal gelesen und mir gedacht "Das stimmt. Das ist genau richtig."
Insofern konnte mich "Mein Herz ruft deinen Namen" sprachlich durchaus berühren; inhaltlich konnte mir das Buch jedoch leider nicht ganz so viel geben.

Fazit:
"Mein Herz ruft deinen Namen" ist sprachlich eine Perle und behandelt das sensible Thema Tod und Trauer sehr eingehend. Mir persönlich fehlt einfach der religiös-philosophische Anspruch im Leben, um mich vollends in so eine Diskussion fallen lassen zu können. Inhaltlich habe ich die Geschichte von Matteo daher nur sehr distanziert betrachten können.

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Bewertung vom 20.03.2013
Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde
Sumners, Shelle

Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde


gut

"Tyler Wilkie" war eins jener Bücher, die lange auf meiner Wunschliste warten mussten, bis sie überhaupt erst erschienen sind, dann jedoch umgehend von mir gekauft und auch direkt gelesen wurden. Die Inhaltsangabe klang außerordentlich nett, und schon alleine der Titel ist so originell und interessant, dass ich unweigerlich neugierig auf die Geschichte von Grace und Tyler wurde.
Was ich dann zu lesen bekam, war zunächst auch wirklich vielversprechend. Grace ist ein echter Kumpeltyp, und ihre Art, die Dinge zu erzählen, ist sympathisch. Man kann sich in Grace wiederfinden, so etwas mag ich beim Lesen.
So schön ich die Geschichte von ihrem Kennenlernen mit Tyler dann aber anfangs fand, entpuppte sich das weitere Lesen zunehmend als Flop, der darin gipfelte, dass ich die letzten Seiten eigentlich nur noch entnervt überblätterte und querlas.
Mit Tyler und Grace prallen zwei völlig verschiedene Welten aufeinander: sie ist ordnungsliebend, zurückhaltend und beherrscht, hat ihr Leben im Griff. Er - ist all das nicht. Er steckt voller Ideen und Elan, und lebt diese durch seine Songs aus. Während für ihn recht schnell klar ist, dass er mehr für Grace empfindet, windet sich diese und klammert sich an ihre Beziehung mit Steven.
Die Anfangsstory, die die ersten Wochen der Bekanntschaft zwischen beiden enthält, fand ich höchst amüsant und unterhaltend. Beide haben Sinn für Humor, für beide spielt Musik eine wichtige Rolle im Leben (diese kommt daher auch im Buch nicht zu kurz) und es knistert zwischen ihnen. Dennoch wurde ich von Beginn an ein Gefühl nicht los: beide passen nicht so recht zusammen. Da stimmt die Chemie nicht. Grace lässt ständig die besserwisserische Oberlehrerin raushängen, die ihn immer wieder berichtigt. Er dagegen erscheint wie ein kleiner unbedarfter Junge, der sich erstmalig in seinem Leben ausprobiert und damit - natürlich! - prompt einen Riesenerfolg hat. Nicht zuletzt deswegen hält sie ihn anfangs wohl auch (nicht nur optisch) für einen 17-jährigen, obwohl Tyler so alt ist wie sie. Und dieses Bild eines ungleichen und nicht zusammen passenden Pärchens hatte ich permanent im Kopf und bin es auch im Fortlauf der Handlung nicht wieder losgeworden.
In eben dieser Handlung war für mein Empfinden irgendwann die Luft raus mit dem ständigen Hin und Her zwischen beiden. Das Verliebtsein habe ich Tyler und Grace nicht abgenommen. Die Story zieht sich über diverse Monate, ohne dass so recht etwas passieren will und bringt schließlich kaum Überraschungen mit sich. Im Gegenteil nahm die Geschichte dann sogar sehr überzogene und absurde Daily-Soap-artige Züge an: Missverständnisse, verletzter Stolz, vorhersehbarer Herzschmerz - alles dabei. Ich habe wirklich die Augen verdreht und die Lust am Lesen verloren. Daher war ich hier ausnahmsweise wirklich nicht böse, als ich die letzte Buchseite erreicht hatte.

Fazit:
Der originelle Titel verspricht mehr, als die Story tatsächlich hält. Die Geschichte zwischen Tyler und Grace startete äußerst liebenswürdig, verlor für mich dann aber ihren Reiz und konnte nicht mehr zünden. "Wie Tyler Wilkie..." behalte ich als eher mittelmäßig im Kopf.

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Bewertung vom 20.03.2013
Die Scanner
Sonntag, Rob M.

Die Scanner


ausgezeichnet

Die Welt, die in "Die Scanner" entworfen wird, ist vor allem für wahre Bücherfreunde ein echter Albtraum - leider erscheint sie aber gar nicht mal so unwirklich, wenn man einige Zeit in unseren Errungenschaften und unserem Fortschritt voraus denkt. In dieser Welt ist es das Ziel, jede Information für jeden zugänglich zu machen. "Jederzeit! Kostenlos!" ist das Motto der machthabenden Firma Ultranetz. Und so arbeiten Rob und sein Freund Jojo als Scanner: sie stöbern lesende Menschen und ihre Bücher in einer nahezu bereits bücherfreien Welt auf, bieten ihnen Unsummen an Geld für ein Buch und scannen diese dann ins Netz ein, bevor sie für immer vernichtet werden - damit das geschriebene Wort für jeden jederzeit erreichbar ist.
Zunächst war ich angesichts des sehr schmalen Büchleins überrascht, allerdings sollte man sich von der nicht vorhandenen Dicke des Buches keinesfalls täuschen lassen: die Geschichte zwischen den beiden Buchdeckeln hat es in sich! Es dauert nur einige wenige Seiten, dann ist man vollends gefangen in der Welt von Rob und Jojo; einer Einheitswelt, in der jeder uniform herumläuft, und in der Traditionalisten verpöhnt werden, also jene Personen, die gern an der Vergangenheit festhalten: die Bücher lesen, sich die Haare trotz des Glatzen-Schönheitsideals wachsen lassen, die sich nicht Ultranetz unterwerfen wollen. Die Geschehnisse, die passieren, als Rob Bekanntschaft mit einem Herrn der Büchergilde macht, sind unglaublich spannend und atemberaubend geschildert. Ich habe das Buch innerhalb kürzester Zeit verschlungen.
Das Szenario in "Die Scanner" ist futuristisch, beängstigend, irgendwie unglaublich. Und trotzdem gar nicht mal so abwegig - und das war das Erschreckendste daran.

Fazit:
Ein echtes Lesehighlight 2013, das einen die Bücherwelt und Zukunft des geschriebenen Wortes mit ganz anderen Augen sehen lässt. Jeder sollte seine Lieblingsbücher lieber sofort vorsichtshalber wegschließen!

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Bewertung vom 20.03.2013
Antonia Lucia Labellas brillanter Plan
Freitas, Donna

Antonia Lucia Labellas brillanter Plan


sehr gut

Die Geschichte von Antonia ist schlichtweg ... süß. Unter der Fuchtel ihrer schwer katholischen Mutter versucht sie - natürlich unbemerkt - wie eine ganz normale 15-Jährige zu sein und rebelliert daher im eher kleinen Rahmen mit ihr zur Verfügung stehenden Hilfsmitteln, indem sie z.B. in der von Nonnen geführten Schule ihre Kniestrümpfe weglässt und deutlich zuviel Bein zeigt. Wie bei allen Jugendlichen dreht sich auch ihre kleine Welt vor allem um eins: Jungs, der erste Kuss und - wie kommt man mit einer so strengen und katholischen Mutter wenigstens an eins von beiden ran?!
Antonia flüchtet sich in eine Wunschvorstellung: sie möchte die erste noch lebende (!) Heiliggesprochene werden. Dafür schreibt sie seit Jahren an den Papst und macht die interessantesten Vorschläge für Schutzpatronen. Bisher leider erfolglos, aber Antonia gibt nicht auf.

Klingt alles ein wenig übertrieben? Nun, das ist es wohl auch, aber Antonias Geschichte ist dennoch äußerst sympathisch geschrieben. Antonia hat einen wunderbaren - teils sarkastischen - Humor und sieht die ganze Heiligenverehrung zwar ernst, aber dennoch locker und mit dem nötigen Witz, um damit im Alltag auszukommen, dann z.B. wenn sie den Schutzpatron der Sportler mal eben insgeheim als "sexy Sebastian" betitelt. Und solange ihr ihre Gebete dabei helfen, die Aufmerksamkeit von Andy Rotellini zu sichern - umso besser.
Natürlich ist Antonias Story eher mit einem Augenzwinkern zu sehen, und ihr Antrieb zur Heiligsprechung mag einem auch nicht so ganz wirklich einleuchten. Andererseits kann ich mir gut vorstellen, dass die Grundlage für den Roman zumindest teilweise autobiographisch entstanden ist, also gar nicht so abwegig erscheint.

Fazit:
Wer Filme wie "My big fat greek wedding" kennt und mag, weiß, was ihn/ sie in "Antonia Lucia Labellas brillianter Plan" erwartet: eine amüsante, lustige, gleichzeitig authentisch wirkende und sehr lesenswerte Geschichte über das erste Verliebtsein unter erschwerten Bedingungen.

Bewertung vom 16.02.2013
Das Labyrinth erwacht / Labyrinth Bd.1
Wekwerth, Rainer

Das Labyrinth erwacht / Labyrinth Bd.1


ausgezeichnet

Kennt ihr den Film "Cube"? Falls ja, wisst ihr in etwa, was den Leser in "Das Labyrinth erwacht" erwartet. Ich habe mich beim Lesen häufiger sowohl an diesen Film als auch an die Grundidee von "Die Tribute von Panem" erinnert gefühlt. Trotz dieses daher vielleicht schon bekannten Rahmens bin ich dennoch völlig begeistert von diesem Buch Wekwerth's.
Denn er lässt hier 7 sehr unterschiedliche Personen aufeinandertreffen, die nicht wissen, wo sie sind, was sie dort tun, wer sie eigentlich mal waren und was noch auf sie zukommt. Völlig ahnungslos und mit kaum Ausrüstung versehen begeben sie sich auf einen Trip, der ihnen alles abverlangt - und der dazu führen wird, dass ihre Gruppe nach und nach schrumpft.
Ich habe von diesem Buch zwar eigentlich zunächst etwas völlig anderes erwartet. Zum Beispiel sollte man auch das Wort "Labyrinth" im Titel nicht allzu wörtlich nehmen, denn ein Labyrinth im tatsächlichen Sinne war hier bisher nicht zu finden. "Das Labyrinth erwacht" ist trotzdem ohne Ende spannend und aufregend, und die Zusammensetzung der Figuren fand ich sehr gelungen. Zunächst weiß man als Leser nicht sehr viel mehr als die Personen selbst über sich. Ihre Vergangenheit wurde bis auf einzelne aufblitzende Bilder offenbar gelöscht, bis auf ihren Namen hat niemand so recht Erinnerungen an das Leben vor dem Labyrinth. Daher bekommt man als Leser zunächst nur plakative Eindrücke aller Personen, die hier umschichtig zu Wort kommen - die Handlung ist also aus der Perspektive von allen erzählt. Doch ebenso, wie man aufgrund des Gesagten und Gemachten schnell dazu neigt, die eine Person als Zicke, die nächste als Naivling usw. abzustempeln, erlebt man beim weiteren Lesen sein blaues Wunder, weil jede Figur noch so viel mehr Facetten auspackt und sich von ganz anderen Seiten zeigt. Hier ist nichts, wie es auf den ersten Blick scheint, und das gilt für die Handelnden genauso wie für die Welten, durch die sie sich kämpfen müssen. Diese Welten bergen zahlreiche und gänzlich verschiedene Gefahren, denen sich die Gruppe stellen muss; und dabei bekommen alle Beteiligten mehr und mehr den Eindruck, dass es sich um eine ganz individuelle, für jeden ganz persönliche Gefahren handelt...
In "Das Labyrinth erwacht" werden gewissermaßen die ersten zwei Welten des Labyrinths durchlaufen, und das in kurz gehaltenen Kapiteln, die sich rasant weglesen lassen.

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Bewertung vom 16.02.2013
Das Haus am Abgrund
Gerdom, Susanne

Das Haus am Abgrund


sehr gut

Auf der Suche nach einem Buch, das mich gruseln lässt, landete ich bei "Das Haus am Abgrund" im neuen bloomoon Verlag. Kurzerhand bestellt und ebenso kurzerhand gelesen. Denn einmal angefangen, kann man das Buch nur schwer aus der Hand legen, und so klappte ich bereits am selben Abend nach einigen aufregenden Lesestunden das Buch wieder zu.

Am Anfang fiel es mir ungewöhnlich schwer, in das Buch hineinzufinden. Mir schien es, als würde gerade auf den ersten Seiten ein roter Faden fehlen, als würde einfach nicht klar sein, in welche Richtung sich alles entwickeln soll. Adrian, der an einem Hirntumor leidet, spricht mit zahlreichen Personen und nennt Namen, die mir zunächst gar nicht einleuchteten. Präsens- und Präteritumsformen wechseln sich - anfänglich scheinbar willkürlich - ab und ließen mich zunehmend die Stirn runzeln. Irgendwann machte es jedoch Klick: infolge seines Hirntumors hat Adrian mit Halluzinationen zu kämpfen und spricht mit eben diesen Visionen, als wären es normale Menschen. Das bringt ihn ab und zu natürlich in verzwickte Situationen, auch wenn seine Familie - die aus seinem Vater und dessen Partner besteht - diese besondere Eigenheiten längst kennen. Den 3er-Männerhaushalt fand ich mal erfrischend anders und auch irgendwie besonders im Vergleich zum Familienmodell zahlreicher anderer Geschichten. Die damit verbundenen Probleme und Anfeindungen (ja, denn das 21. Jahrhundert hat offenbar noch nicht bis in das kleinste kornische Dorf Einzug gehalten) werden von der Autorin ebenso beleuchtet und gut in die Gesamthandlung verpackt.

Adrian macht die Bekanntschaft von November, einem Mädchen, das über viele Generationen mit dem alten Herrenhaus des Dorfes verbunden ist. Tiefer verbunden ist, als beide zunächst annehmen, und in der Folge taucht die Erinnerung an einen alten Familienfluch wieder und wieder auf und wird nicht nur für November immer bedrohlicher. Die leichten romantischen Anbandelungen zwischen ihr und Adrian, die von Beginn eher nur angedeutet sind, drohen daher stets durch die Familiengeschichte Novembers zu scheitern. Beide verstehen erst nach und nach, welches Schicksal auf das Mädchen warten wird und welche unglückselige Rolle Adrian dabei spielt.

Was ist "Das Haus am Abgrund" also? Es ist ein Buch, das spannende Lesestunden bietet, das einen in seinen Bann zieht, weil man unweigerlich wissen will, wie es weitergeht. Es liefert zwar Ansätze zu gruseligen Themen, aber eher oberflächlich, Gruselfans sollten also einfach nicht zuviel erwarten. Es ist aber vor allem auch ein Buch, bei dem mir am Ende ein "Klick"-Gefühl gefehlt hat, da ich das Gefühl nicht loswerde, irgendeinen wesentlichen Punkt am Ende, bei der Auflösung, verpasst zu haben. Beim Zuklappen des Buches machte sich bei mir neben leichtem Unverständnis auch eine kleine Unzufriedenheit breit.



Fazit:

"Das Haus am Abgrund" ist ohne Zweifel toll geschrieben und entwickelt - einmal angefangen zu lesen - unweigerlich eine Sogwirkung, der man sich nicht entziehen kann. Den Umgang sowohl mit der Krankheit Adrians als auch mit der ungewöhnlichen Familienkonstellation hat mir gut gefallen, ebenso wie die Grundidee des Romans. Für mich hätte es eine Spur gruseliger und "düsterer" sein können, und ich würde mir - ehrlich gesagt - eine Erleuchtung bezüglich des Ausgangs wünschen.

Bewertung vom 10.02.2013
Der kleinste Riese der Welt / Munkel Trogg Bd.1
Foxley, Janet

Der kleinste Riese der Welt / Munkel Trogg Bd.1


sehr gut

"Aber er ist ein Knirps", sagte der König.
"Er hat vielleicht einen kleinen Körper, Hoheit, aber große Ideen und großen Mut." (S. 234)

"Munkel Trogg - Der kleinste Riese der Welt" ist eine herzliche und unterhaltsame Geschichte, bei der nicht nur Kinder ihren Spaß haben düften. Munkel Trogg hat es als kleinster Riese der Welt ziemlich schwer - er ist gerade mal so groß wie ein gewöhnlicher Kleinling, ein Mensch also. Damit versagt er bei unzähligen Aufgaben, die den Riesen normalerweise leicht fallen, und Munkel ist daher auch des Öfteren Sticheleien und auch Witzen seines Bruders und anderen Riesen ausgesetzt.
Munkel lässt sich dennoch nicht unterkriegen und landet - eher durch Zufall - in einem gewaltigen Abenteuer, das ihm einiges an Herz und Überwindung abfordert. Er schlägt sich jedoch wacker, beweist seinen Mut und wird damit zu Recht am Ende zu einem kleinen Helden.
Das Buch selbst ist mit zahlreichen Bildern und Comics illustriert, beinhaltet Kommentare und Anmerkungen, die Kindern sicher gefallen dürften und zur Untermalung der Geschichte beitragen. Das Buch selbst liest sich - für einen Erwachsenen - recht schnell weg, was nicht zuletzt an der sehr großen Schriftgröße liegt, die sich zum ersten Selber-Lesen (aber auch Vorlesen) sehr gut eignen dürfte. Das einzige, was ich hier ein wenig kritisch sehe, sind manche Namen und Bezeichungen, die im Buch auftauchen, und die ein Kind vielleicht zunächst verwirren, vielleicht sogar überfordern könnten. Die Riesen sind alle nach ihren Eigenschaften benannt, was ich zwar eine lustige Idee finde. Beim Drüberlesen bleibt man - gerade als Kind - meiner Meinung nach jedoch unweigerlich an Namen wie "Trampel Stampf", "Raubauz" oder "König Gedankenarm" zunächst hängen.
Lässt man sich von diesen Namen jedoch nicht beirren, erwartet einen eine schöne Geschichte über mutige Helden mit Herz und Freude, die auch einige parallele Schlüsse zum realen Leben zulassen (Mut, Hilfsbereitschaft, für Fehler einstehen etc.) und Kindern ab 8 Jahren damit gut gefallen dürften. (Jungs vielleicht noch eher als Mädchen.)

Fazit:
Schöne kurzweilige Geschichte, die trotz ihres Kinderbuchs-Anspruch auch mich unterhalten hat.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.02.2013
Die erste Nacht / Lost Land Bd.1
Maberry, Jonathan

Die erste Nacht / Lost Land Bd.1


gut

Ich weiß eigentlich nicht so recht, was ich von "Lost Land: Die Erste Nacht" halten soll. Ich schätze, ich habe einfach etwas anderes erwartet, und das habe ich letztlich nicht zu lesen bekommen. Meiner Meinung nach trägt dazu auch der Klappentext bzw. die Inhaltsangabe wesentlich bei, denn die weckt meines Erachtens nach falsche Erwartungen; gleichzeitig deckt in sie in wenigen Sätzen genau das ab, was tatsächlich passiert - sehr viel mehr als das nämlich nicht.
Auf den Punkt gebracht würde ich sagen, "Lost Land" war mir nicht aufregend genug. Denn das ist ein Anspruch, den ich an eine apokalyptische Zombie-Geschichte schlicht und einfach stelle - nicht, dass ich so etwas ständig lesen würde. Aber wenn mir der Klappentext schon die Bahnen legt in Richtung Weltuntergangs-Stimmung, Jagd auf Untote und fiese Entführung, gespickt mit Worten wie "kaltblütig, brutal, ungewisser Ausgang" - dann erwarte ich eigentlich keine schleppende Handlung ohne richtige Würze, die durch ständige pseudo-philosophische Gespräche zwischen den beiden Brüdern unterbrochen und ausgebremst wird. Von einer Abenteuergeschichte, oder gar einem Action-Faktor, würde ich hier kaum sprechen, dafür passiert mir einfach zu wenig. Die Ausflüge ins Leichenland (Lost Land) sind spärlich, die wenigen kampfartigen Aufeinandertreffen finden zwischen den Menschen statt, und das auch erst im zweiten Teil des Buches. Tatsächlich dauert es gute 180 Seiten, bis tatsächlich so etwas wie In-Aktion-Treten geschieht und man erahnen kann, in welche Richtung sich "Lost Land: Die Erste Nacht" überhaupt entwickeln wird.
Mir hat gefallen, welchen Ansatz Jonathan Maberry hier als Begründung für die Zombie-Apokalypse gefunden hat, und wie er rigoros verkauft, dass die Untoten trotz ihres Daseins letztlich auch nur Menschen waren, die für all das nichts können - wie er also die menschliche Seite an dem ganzen Elend vertritt. Das geschieht vorrangig durch die Darstellungen und Handlungen von Tom Imura, dem "gutmütigen" Zombiejäger, der seinem Bruder Benny zeigt, was hinter seinem Job steckt. Es waren aber gerade diese beiden Träger der Geschichte, mit denen ich einfach nicht "warm wurde". Benny war mir mit seinen 15 Jahren einfach zu jung und naiv, hat sich manchmal einfach dümmer und in seinen Vorurteilen festgefahrener präsentiert, als ich es noch hätte akzeptieren können, und kam mir teilweise unglaublich trotzig vor. Tom dagegen, mit seinen 30 Jahren älter und reifer, hat ständig den weisen und altklugen Oberlehrer raushängen lassen, der Benny durch Selbsterkenntnis auf den richtigen Weg leiten möchte. Nix für ungut, aber diese philosophische Weltverbesserer-Ader hat mich irgendwann nur noch genervt; vor allem aber hat sie dazu geführt, dass sich die Handlung trotz der 528 Seiten auf nur wenige Sätze reduzieren lässt, in denen tatsächlich etwas passiert.
"Lost Land: Die Erst Nacht" zeichnet sich durch die Annäherung der beiden Brüder, die seit Jahren ein schwieriges Verhältnis zueinander haben, aus, und dieser Aspekt wurde auch gut und glaubhaft umgesetzt, ebenso wie das langsame Erwachsenwerden von Benny. In diesem Setting einer Zombiegeschichte jedoch hätte ich mir einfach mehr Action, mehr Spannung, mehr Grusel, ja, vielleicht sogar mehr "Ekelfaktor" gewünscht.

Fazit:
Interessierte sollten keine actiongeladene Geschichte um Zombiejagden und Kämpfe erwarten. Dafür legt "Lost Land: Die Erste Nacht" erste Bahnen für eine Geschichte um zwei Brüder, die sich hier nähergekommen sind, und in Folgebänden sicher noch das ein oder andere Abenteuer erleben werden - die dann hoffentlich atemberaubender sind.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.02.2013
Die Rückkehr / Kyria & Reb Bd.2
Schacht, Andrea

Die Rückkehr / Kyria & Reb Bd.2


ausgezeichnet

***Dies ist der zweite Teil, Hinweise auf Inhalte aus Teil 1 sind daher zwar nicht beabsichtigt, aber nicht auszuschließen***

Die Fortsetzung von "Kyria & Reb" habe ich sehnsüchtig erwartet und ich wurde auch nicht enttäuscht von den neuen Entwicklungen in NuYu. Die Geschichte von Kyria & Reb kann zwar gemeinhin sicher als Dystopie bezeichnet werden, trotzdem erscheint mir die Welt, in der beide leben, geradezu erträglich und ... ja, bunt. Während man in anderen Dystopien ständig die Verzweiflung, Enttäuschung und Ausweglosigkeit mit Händen greifen kann, während dort eine weitgehend apokalyptisch-beklemmende Stimmung herrscht - ist für mich hier nicht viel davon zu finden, wenn Frau Schacht von NuYu und seinen Bewohnern schreibt. Natürlich herrscht Unterdrückung und eine merkwürdige Einteilung in Adel und Unterschicht, aber merkwürdigerweise hab ich immer nicht das Gefühl, als würde das hier - bis auf ein paar Ausnahmen - jemanden arg stören. Eher wirken alle recht zufrieden mit der Welt, in der sie leben. Überhaupt finde ich manche Ideen, die Frau Schacht in ihre NuYu-Welt eingebaut hat, geradezu putzig, und dahr passen auch solche Sätze wie die Faust aufs Auge: "Das propagierte Schönheitsideal ist der pummelige Mann in modischer Kleidung und Frisur." (S. 7) Hier ist die Welt trotz aller Verdrehtheit in Ordnung, wenn die Männer in quietschbunten Farben und lackierten Nägeln munter durch die Straßen laufen und es das höchste Ziel für sie ist, in der Hausarbeit aufzugehen - in welcher Dystopie findet man so etwas schon?!
Die Geschichte wird weiterhin vorrangig aus Kyrias Sicht erzählt, auch wenn man in manchen Kapiteln das Geschehen mit den Augen von Reb erleben kann. Das fand ich eigentlich ganz schön, denn es führte unweigerlich dazu, dass Reb erneut direkt Sympathiepunkte bei mir sammeln konnte. Reb ist trotz seiner Schrammeligkeit einfach ein Charakter, den ich mögen muss, und so tat er mir bei den zahlreichen Pleiten, die er als frisch aufgestiegener Wagenlenker bei Quadriga-Rennen einstecken muss, auch ziemlich leid. Seinen Humor hat er auch hier nicht verloren, leider kam der nur viel zu kurz.
Und Kyria? Die war mir hier in der Fortsetzung - ehrlich gesagt - zu wankelmütig. Zwar beteuert sie, dass sie ihr Herz an Reb verloren hat; glauben konnte ich ihr das jedoch nicht durchweg. Denn gleichzeitig ist sie Cam nicht abgeneigt, und gerade zum Ende der Geschichte fand ich diese Dreiecks-Kompliziertheit etwas unpassend.
Das Ende ist trotzdem gelungen und vor allem: es ist abgeschlossen. Ich finde es so erfreulich, dass die Geschichte von Kyria und Reb allem Anschein nach nicht zur Trilogie aufgebauscht wird, sondern offensichtlich zu Ende ist - mit einem Ende, das zwar abgeschlossen ist, recht Friede-Freude-Eierkuchen-mäßig erscheint und das bei mir dennoch die eine oder andere Unklarheit zurücklässt.

Fazit:
Die Fortsetzung der Geschichte von Kyria Und Reb hat bei mir gepunktet - die beiden Bücher behalte ich mit schönen Erinnerungen im Kopf. Wirklich lesenswert.

Bewertung vom 10.02.2013
Jeden Tag ein Happy End
Sipher, Devan

Jeden Tag ein Happy End


gut

"Als Single konnte man sich nicht unzählig viele Hochzeiten antun, ohne zu implodieren." (S. 165)

Gavin hat wohl einen der schönsten Jobs der Welt: er darf für eine Zeitung über Hochzeiten berichten, die Brautpaare daher schon lange vor dem großen Tag begleiten, interviewen, und dann natürlich bei der Feier selbst so ziemlich alles festhalten, was eine Hochzeit eben ausmacht. An und für sich mag Gavin seinen Job auch, es gibt nur ein Problem: er selbst ist eher ungewollt seit Jahren Single, und es fällt ihm zunehmend schwer, die ganzen glücklichen Paare wohlwollend zu begleiten. Auf einer Party trifft er dann Melinda; für ihn ist sofort klar, dass er sie näher kennenlernen will - bis er einige Wochen später feststellen muss, dass gerade ER über IHRE Hochzeit mit einem anderen schreiben soll...
An und für sich fand ich "Jeden Tag ein Happy End" eine gelungene kurzweilige Story. Allerdings hat mir ein wenig Pepp gefehlt, und gerade der romantische Aspekt an der ganzen Sache ließ für mich arg zu wünschen übrig. So kommt die eigentliche Geschichte um Gavin und Melinda sehr schleppend in Gang; tatsächlich erfährt Gavin erst weit nach der Hälfte des Buches, dass sie einen anderen heiraten will - was man angesichts des Klappentextes natürlich nicht erwarten würde. Die Geschichte nimmt auch erst dann ein wenig an Fahrt auf und entwickelt sich, wie man es von einer rosaroten Liebeskomödie erwartet: ein wenig vorhersehbar, trotzdem nett und unterhaltsam.
Mir hat gut gefallen, dass Gavin ein ehrlicher und romantischer Typ ist, der es eben offen zugibt, dass ihn sein Single-Dasein annervt. Der sich tatsächlich die Frau fürs Leben wünscht und dem es auch nicht peinlich ist, sich selbst schon Gedanken über seinen hypothetischen Hochzeitstag gemacht zu haben. Das macht ihn sympathisch, ohne verweichlicht rüberzukommen. Überhaupt fand ich manche Gedanken von ihm sehr schön, die ihm der Autor in den Mund gelegt hat. Beispiel:

"Hope versuchte, mich zu trösten. Ich wollte aber nicht getröstet werden. Ich wollte verliebt sein." (S. 31)

Mich hat "Jeden Tag ein Happy End" an manchen Stellen sehr an den Film "27 dresses" (mit Katherine Heigl) erinnert, und tatsächlich spielt eben dieser Film im Buch auch eine nicht unwichtige Rolle. Ebenso, wie ich mich aber nie so recht mit diesem Film anfreunden konnte, blicke ich auch auf das Buch eher mit mittelmäßigen Eindrücken zurück.

Fazit:

"Jeden Tag ein Happy End" schildert aus der männlichen Sicht die Suche nach Mrs. Right, ist dabei zwar sympathisch und durch vielerlei lustige Sätze auch amüsant; der Geschichte mangelt es jedoch ein wenig an Tempo und Überraschungen.