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kvel

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Insgesamt 649 Bewertungen
Bewertung vom 13.05.2020
Entscheidung
Jecker Lambreva, Evelina

Entscheidung


ausgezeichnet

Bulgarische Lebenswirklichkeit im Kommunismus kurz vor der Wende.

Meine Meinung:
Es passiert nicht viel in diesem Roman. Man darf also keine große Action oder so erwarten. Aber die leisen Töne machen es.

Es wird davon berichtet, wie die Medizinstudentin sofort nach ihrem Abschluss in die Allgemeinarzt-Wirklichkeit ohne Vorbereitung und Unterstützung hineingeworfen wird.
Nebenbei erfährt man als Leser auch einiges von dem Land, dem Wesen und der Lebenswirklichkeit der Bulgaren.
Auch die politischen Umstände während des Kommunismus und (kurz vor) der Wende werden geschildert.
Die beschriebene „Brutalität“ (nicht körperliche Gewalt) und Vermessenheit im Bezug auf Gegenleistungen und Unterstellungen der Kommunismus-Vertreter erschreckte mich beim Lesen.

Fazit: Vielleicht ein Geheimtipp für Leser, die mal wieder etwas anders suchen.

Zitat von der Umschlaginnenseite:
„Mit genauer Beobachtungsgabe und Feingefühl gibt Evelina Jecker Lambreva Einblick in die bulgarische Gesellschaft unmittelbar vor und nach der Wende und schafft so eine literarische, intime Landeskunde ihrer Heimat.“
Dem kann ich voll und ganz zustimmen.

Bewertung vom 11.05.2020
Virus-Wahn
Engelbrecht, Torsten;Köhnlein, Claus

Virus-Wahn


ausgezeichnet

Hinweis: Mit Ausführungen zu Corona.

Meine Meinung:
Dieses Sachbuch ist, auch für Laien, sehr verständlich geschrieben und es bietet viele Informationen für den Leser.

Textbeispiel:
„Die Impfstoffhersteller hatten bereits begonnen, Thiomersal aus den Injektionen für Kinder zu entfernen – doch bis zum Jahr 2004 verschacherten sie ihre Impfstoffe auf Quecksilber-Basis. Die CDC und die FDA unterstützten sie dabei, indem sie die schädlichen Impfstoffe aufkauften, um sie dann in Entwicklungsländer zu exportieren.“ (S. 255)

Fazit: Sehr gut zu lesen und sehr informativ.

3 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.04.2020
Ein Hormon regiert die Welt
Lieberman, Daniel Z.;Long, Michael E.

Ein Hormon regiert die Welt


ausgezeichnet

Meine Meinung:
Für mich als Laie war dieses Sachbuch sehr informativ (und verständlich zu lesen).

Ganz besonders spannend fand ich die Ausführungen und Erläuterungen in dem Kapitel „Das Überleben der Bestangepassten“, in dem die Themen Wanderungsverhalten von Völkern, die Auswirkungen von Kriegen, Nahrungsangebot und Risikobereitschaft ausgeführt wurden.

Textbeispiel:
„1. Dopaminerge Gene trieben die Menschen an, nach neuen Möglichkeiten zu suchen. Deshalb finden wir diese Gene häufiger in Populationen, die ihre ursprüngliche Heimat verließen.
2. Etwas anderes veranlasste sie, nach neuen Möglichkeiten zu suchen, und die dopaminergen Gene ermöglichten einigen von ihnen, zu überleben und sich erfolgreicher zu vermehren als andere.“ (S. 243)

Anhand von Untersuchungen wurden die Wanderungen nach Nordamerika und somit die Verbreitung von Dopamin belegt.
Die Kurzform wäre somit: Je weiter im Westen, desto mehr Dopamin.
Und damit sind wir wieder ganz beim Titel dieses Buches!

Fazit: Sehr lesenswert!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.04.2020
Wirtschaftsmacht Fußball
Hintermeier, Dieter

Wirtschaftsmacht Fußball


sehr gut

Hintergründe, Fakten und Visionen eines globalen Milliardengeschäfts (Buchuntertitel)

Inhalt, gemäß Verlagshomepage:
Abseitsfalle Kommerzialisierung?

Im Profifußball geht es um das große Geld, das ist nichts Neues. Doch die aktuelle Entwicklung lässt Außenstehende nur staunen: Wahnwitzige Ablösesummen, astronomische Gehälter für Jungspunte, die die Zahl ihres Gehalts womöglich gar nicht aussprechen können, börsennotierte Fußballclubs usw., usw. Auf der anderen Seite Fans, die sich die Tickets für den Stadionbesuch nicht mehr leisten können, Vereine, die ums Überleben kämpfen.
Macht sich der Fußball selbst kaputt? Oder braucht der Fußball in einer globalen Welt Kommerzialisierung? Welche Rolle spielen die Medien oder solvente Investoren? Wer sind die Gewinner? Und wer sind die großen Verlierer? Sind wir mit dieser Reise am Anfang oder steht das Ende bevor?
Der Autor, Dieter Hintermeier, selbst Fußballtrainer und gleichzeitig Wirtschaftsexperte, liefert Antworten auf diese Fragen und viele weitere Einblicke in die hochkommerzielle und globale Welt des Fußballs - mit kritischem Blick, aber doch stets ohne anzuklagen. Denn aus der Tiefe des Raums muss das Runde immer ins Eckige …

Highlights
- Top-Thema zur Jubiläums-EM
- Wirtschaftliche Zusammenhänge des Profifußballs greifbar gemacht
- Inklusive Interviews mit Trainern, Managern, Fußballprofis und Experten

Meine Meinung:
Insgesamt bietet dieses Sachbuch einen umfangreichen und detaillierten Einblick in das Geschäft mit dem Fußball.
Bundesliga, Vereine, Medien und Berichterstattung, Profigehälter, Fußballtrainer, „Steigende Umsatzzahlen bei stagnierenden Besucherzahlen“ … so viele Themen rund um das Runde werden angesprochen.

Sehr interessant fand ich den Blick auf die nicht-deutschen Fußballligen und -Vereine, wie England, Frankreich, Italien und Spanien.

Textbeispiele:
„Dass Medien im Fußballgeschäft ständig Prominente produzieren müssen, ist unabdingbar, denn die optimale Vermarktung des Fußballs verlangt nach Protagonisten mit Ikonenstatus.“ (S. 138)

„Wie viele Fußballprofis wendet auch die UEFA bei ihren Events am liebsten das 'Netto-Prinzip' an. Das heißt: Steuerzahlungen sind von den … Verbandsfunktionären nicht gerne gesehen. So hatte schon bei der EM in Frankreich …. der UEFA eine weitgehende Steuerbefreiung auf ihre Einnahmen zugestanden.“ (S. 185)

Persönliche Anmerkung:
Die nicht-textuellen Anteile, sprich die Graphiken und optische Faktendarstellungen, wirkten auf mich etwas altbacken.

Fazit: Sehr interessant.

Bewertung vom 27.04.2020
Mordskerl
Edelmann, Barbara

Mordskerl


sehr gut

Allgäu Krimi.

Inhalt, gemäß Buchrückseite:
Alter schützt vor Vollrausch nicht.

Gestern war Norbert, der wohlhabende ehemalige Alleinunterhalter, noch quietschfidel. Heute treibt er, bis in die Haarspitzen voll mit Alkohol, Beruhigungsmitteln und Potenzpillen, tot im Pool einer luxuriösen Senioren-WG in Legau. Sissi Sommer und Klaus Vollmer merken schnell, dass auf dem Altersruhesitz alles ein wenig anders ist als erwartet: Es wird gezockt und getrunken, alle haben Dreck am Stecken, jeder verdächtigt jeden. Und offenbar gab es für Norberts Mitbewohner mehr als einen Grund, den lebenslustigen Rentner um die Ecke zu bringen …

Ein urkomischer, hundsgemeiner Allgäu-Krimi.

Meine Meinung:
Dieser Krimi sprüht quasi vor Situationskomik und genialen Situationsbeschreibungen. Hier passt der Ausdruck „Feuerwerk“ wie die „Faust auf's Auge“.
„Je oller, desto doller“ beschreibt die Protagonisten dieser Story auf den Punkt.

Textbeispiel:
„Sie war der festen Überzeugung, dass für Personen ab siebzig Jahren frei Fahrt zu jeder Zeit und an jedem Ort gelten sollte, und hielt die Straßenverkehrsordnung für eine redundante Sammlung an überflüssigen Vorschlägen.“ (S. 119)

Ich war beim Lesen ehrlich begeistert.

Warum es dann letztendlich doch nicht zu 5 Sternen gereicht hat, war, dass mir diese mit Worten permanent ausgetragene Gifterei von jeden gegen jeden einen Ticken zu viel war; also ab und zu mal ein normal gesprochener Satz hätte meinem Lesegenuss gut getan.

Auf jeden Fall fühlte ich mich bestens unterhalten; und schon allein damit hat der Roman seinen Sinn und Zweck erfüllt ;)

Bewertung vom 27.04.2020
Carbon
Mähr, Christian

Carbon


gut

„die reelle und die imaginäre Achse sind verschwunden“ (S. 239)

Meine Meinung:
Aufgrund der Verlagsinformationen habe ich mich für diesen Roman interessiert.
Aber leider konnte mich diese Erzählung nicht wirklich fassen, weshalb ich dann auch „nur“ 3 Sterne vergeben habe.

Sehr spannend fand ich den Einstieg in diesem Roman, das Setting mit den riesigen Gewächsen mit ihren Pheromonen und deren Auswirkungen auf die Menschen.
Quasi die Erklärung der Ursache von allem; auf den Seiten 239 und 240; fand ich eine sehr gute Idee.

Allerdings empfand ich im Laufe des Romans diesen immer weniger attraktiv; viele (lose) Fäden wurden für meinen Geschmack nicht zusammengeführt, so dass bis zum Ende die Anzahl der Fragen „Was ist aus … geworden?“ oder „Wie passt das Geschehen mit … zusammen?“ immer zahlreicher wurde.

Ja, mir ist schon klar, dass ein Roman nicht unbedingt logisch oder „schön“ sein muss; da am Ende aber immer die Frage steht, wie mir das Gelesene gefallen hat, komme ich leider über ein „gut“ nicht hinaus.

Bewertung vom 14.04.2020
Niemandsstadt
Goldfarb, Tobias

Niemandsstadt


ausgezeichnet

Fantasy-Jugendroman.

Inhalt, gemäß Buchrückseite:
In der Niemandsstadt gibt es alles, was man sich in der Wirklichkeit erträumt. Drachen ziehen durch die Wolken, Statuen zwinkern einem freundlich zu. Gleich drei Sonnen wärmen Gesicht und Rücken. Räume entstehen immer dann, wenn man sie braucht. Hier fühlt sich Josefine wohl. Doch diese Stadt, ihre Geschöpfe und ihr Zauber sind in Gefahr. Bedroht von spionierenden Crowbots, von Magie raubenden Maschinen, von einer weiten, weißen Leere. Ausgerechnet Josefine soll eingreifen – aber wie bekämpft man einen Gegner, der nicht existiert?

Für Leserinnen und Leser ab 13 Jahren.

Meine Meinung:
Das Grundthema dieses Jugendromans erinnert mich stark an die „Unendliche Geschichte“ von Michael Ende.
Da aber dieser Klassiker wohl in der heutigen Generation Jugend bestimmt nicht mehr so präsent ist, finde ich es absolut legitim diese Idee aufzugreifen und in ein neues, modernes Setting zu verpacken.
Ich möchte hier keine Abhandlung über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten dieser beiden Werke verfassen, denn das würde hier definitiv den Rahmen sprengen.
Aber falls Jemand ein Geschenk für einen Jugendlichen sucht, dann wäre es gut sich thematisch an dessen Lesegeschmack zu orientieren.

Sprachlich fand ich diesen Fantasy-Jugendroman, sehr angenehm geschrieben.

Textbeispiel (S. 6):
„Ich schalte das Licht an. Drüben wird es nie sofort hell, es gibt immer eine kleine Verzögerung, fast wie bei den Energiesparlampen, die es früher gab. Aber doch ein bisschen anders. Das Licht schleicht sich schnell ins Zimmer, als wäre es gerade aufgewacht und wollte wiedergutmachen, dass es ohne Erlaubnis eingenickt war.“

Fazit: Hat mir sehr gut gefallen.

Bewertung vom 08.04.2020
Sabotierte Wirklichkeit
Klöckner, Marcus B.

Sabotierte Wirklichkeit


ausgezeichnet

„Oder: Wenn Journalismus zur Glaubenslehre wird“ (Buchuntertitel)

Inhalt:
Text von der Buchrückseite:
Massenmedien und Elitendemokratie
Sagen Medien wirklich, „was ist“? Eindeutig nein! In den tonangebenden Medien ist ein kanonisierter Meinungskorridor entstanden, in dem unliebsame Fakten viel zu oft keinen Platz finden. Das Versagen der Qualitätskontrolle des Spiegel im Fall Relotius, die fehlgeleitete Berichterstattung zur Skripal-Affäre und die NATO-Reklame großer Nachrichtensendungen sind nur die prominentesten Beispiele einer grundlegenden Fehlentwicklung im Journalismus, die bereits bei der Rekrutierungs- und Ausbildungspraxis der großen Medienkonzerne beginnt. Anhand vieler konkreter Fälle zeigt Marcus B. Klöckner, wie Medien eine verzerrte Wirklichkeit schaffen, die ähnlich der viel gescholtenen Filterblasen der „sozialen“ Medien mit der Realität oft nur noch wenig zu tun hat. Die Konsequenzen sind weitreichend – für unsere Demokratie, für uns alle.

Text von der Umschlaginnenseite:
Viele Medien haben sich jeder Fundamentalkritik verschlossen. Insbesondere so manche Leitmedien haben eine Demarkationslinie gezogen, um sich von einem Teil ihrer Rezipienten, die Kritik an dem gebotenen Journalismus üben, abzugrenzen. Die Kritik von außen, also von denjenigen, die Realität anders wahrnehmen und die gesellschaftlichen und politischen Ereignisse anders deuten, wird als Angriff, als eine Bedrohung aufgefasst. Medien führen die 'Wahrheit' ins Feld, der sie unaufhörlich vorgeben zu dienen und verknüpfen diesen edlen Anspruch mit einer scheinbaren Fürsorge gegenüber den Mediennutzern, die man bekanntlich vor 'Fake News' beschützen und aus der 'Filterblase' befreien muss. So versuchen sie unter anderem, die Besitzansprüche auf das Weltdeutungsmonopol zu legitimieren und zu untermauern. Einem Mantra gleich wiederholen Vertreter von Leitmedien, dass sich der Leser, der Zuschauer mit seiner Kritik an ihnen irrt, dass die eigenen Analysen die richtigen sind, dass der Leser, wenn er um ein breites Meinungsspektrum quasi bettelt, sich täuscht und nicht erkennt, dass es doch eine 'Vielfalt' an Meinungen in dem jeweiligen Medium gibt. Ein Verhalten wird sichtbar, das längst jeden Betrieb, jedes Geschäft in den Ruin getrieben hätte.

Auszug aus dem Inhaltsverzeichnis:
Zensur durch Zusammenwirken von Sozialisation und sozialer Zusammensetzung des journalistischen Feldes
Warnung vor Dritten Weltkrieg? Egal! Bundesregierung will Parlament nicht informieren? Unwichtig!
Journalisten und Politiker: Weltanschauung eng miteinander verbunden

Meine Meinung:
Der Autor führt an, dass eine Vielzahl von Lesern durchaus erkennen, dass das Dargebotene (z.B. über die Ukraine oder den Euro) eigentlich nur Propagandaniveau hat (S. 45).
Oder der Autor führt an, dass den Mediennutzern meist nicht mitgeteilt wird, ob ein Journalist nur sagt 'was ist' oder ob er gerade aus einer transatlantischen Denkfabrik kommt (S. 79).
Er zeigt auch klar auf, dass wenn Bürger nicht über Themen informiert werden, dass diese dann natürlich auch keine Stellung beziehen oder ihre Stimme erheben können (S. 99).

All diese und noch viele weiter Themenpunkte fand ich sehr interessant zu lesen.

Fazit: Lesenswert.

Bewertung vom 08.04.2020
Wer schützt die Welt vor den Finanzkonzernen?
Berger, Jens

Wer schützt die Welt vor den Finanzkonzernen?


ausgezeichnet

„Die heimlichen Herrscher und ihre Gehilfen“ (Buchuntertitel)

Inhalt:
Text von der Buchrückseite:
Gigantische Finanzkonzerne beherrschen die Welt
BlackRock, Vanguard und State Street – allein die drei größten Finanzkonzerne verwalten Vermögen im Wert von 15 Billionen US-Dollar. Mit Anteilen an fast allen großen Unternehmen und dem Kapital für politisches Lobbying über Partei- und Ländergrenzen hinweg haben sie eine bisher ungekannte Machtfülle. Ihre komplexen Finanz-Algorithmen sind darauf programmiert, ganze Wirtschaftszweige auszuleuchten und gewinnbringend anzuzapfen. Zugriff auf den nächsten Billionen-Euro-Markt sollen die Finanzgiganten mit der geplanten Deregulierung der privaten Altersvorsorge in der EU bekommen. Doch welche Folgen hat es, wenn ganze Industrien von wenigen Finanzinstituten dominiert werden? Bringt die Finanzlobby unser ohnehin schon kaputtgespartes Rentensystem zum Kollaps? Welche Rolle spielen BlackRock-Gründer Larry Fink und sein deutscher Chef-Lobbyist Friedrich Merz? Spiegel-Bestsellerautor Jens Berger wirft ein Schlaglicht auf die heimliche Herrschaft der Finanzeliten und ihre beflissenen Gehilfen in Wirtschaft und Politik – und er zeigt, was jetzt getan werden muss, um das Schlimmste vielleicht noch zu verhindern.

Text von der Umschlaginnenseite:
Besitz bedeutet Macht. Wenn die großen Finanzkonzerne die größten Anteilseigner bei fast allen großen Konzernen sind, die die Geschicke unserer Welt bestimmen, kontrollieren sie diese Konzerne auch und bestimmen schlussendlich selbst die Geschicke unserer Welt. Und da macht es keinen Unterschied, ob das Kapital, mit dem sie operieren, ihnen selbst gehört oder ob sie es nur treuhänderisch für ihre Kunden verwalten. Nicht der Stahlarbeiter und noch nicht einmal der viele Milliarden US-Dollar schwere Pensionsfonds bestimmen, wie BlackRock, State Street und Co. auf den Hauptversammlungen der Unternehmen, an denen sie beteiligt sind, abstimmen und welche Einflüsse sie auf die Unternehmensführung ausüben. Die mit dem Besitz einhergehende Macht üben diese Finanzkonzerne ganz allein aus. Noch nie waren die Entscheidungsprozesse so undemokratisch. Noch nie war so viel Macht in den Händen so weniger.

Auszug aus dem Inhaltsverzeichnis:
BlackRock: Der Gigant im Schatten
Zins und Risiko: Die Grundlagen des Finanzwesens
Aladdin: Der Versuch, Risiken messbar zu machen
Die Finanzkrise: BlackRock wird zum Staat im Staate
Lobbyismus: Bestens vernetzt
Deutschland im Vormerz

Meine Meinung:
Dieses Sachbuch ist verständlich geschrieben und bietet viele Informationen für den Leser. Damit besitzt es sogar eine gewisse Spannung und regt auf jeden Fall zum Weiterlesen an.

Ganz besonders beeindruckend im Gedächtnis geblieben ist mir, dass ja der Algorithmus der Finanzkonzerne, der ja den Mix aus Risiko und Ertragschancen ermitteln soll, selbst das größte Risiko für die Finanzmarktstabilität sein kann.

Textbeispiel:
„Beherrscht wird das ganze System von kleinen Gruppen von Managern, die bei allen Unterschiedlichkeiten die Ideologie des Shareholder-Value eint ... So kann es sein, dass der Stahlarbeiter seine private Altersvorsorge einem Finanzkonzern überträgt, der auf der nächsten Jahreshauptversammlung seines Arbeitgebers einen Personalabbau durchsetzt, der den Stahlarbeiter am Ende selbst seinen Job kostet.“ (S. 12)
„Der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien mag zwar unter bestimmten Bedingungen in Texas einen Orkan auslösen, in den allermeisten Fällen verhallt er jedoch ohne Folgen. Allmächtige Algorithmen, die das eine vom anderen unterscheiden können, sind eine Illusion.“ (S. 46)

Fazit: Lesenswert.

Bewertung vom 07.04.2020
Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen
Herrmann, Ulrike

Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen


ausgezeichnet

„Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind“ (Buchuntertitel)

Inhalt, Text von der Umschlaginnenseite:
Die Bundesrepublik wird jetzt 70 Jahre alt, und schon ihr Anfang ist sagenumwoben: Nach dem Zweiten Weltkrieg soll Westdeutschland angeblich ein einzigartiges „Wirtschaftswunder“ erlebt haben, das allein der Währungsunion zu verdanken sei. Wie in einem Märchen gibt es auch einen Helden: Ludwig Erhard. Selbst Grüne lassen sich inzwischen mit seinem Konterfei abbilden. Ganz alleine soll Erhard die neue D-Mark eingeführt und die „soziale Marktwirtschaft“ erfunden haben. In diesem Narrativ ist Erhard ein überragender Ökonom und Staatsmann, der Deutschland aus tiefster Not errettet hat. Nichts davon stimmt. Die deutsche Mark war keine westdeutsche Erfindung, sondern wurde von den Amerikanern durchgesetzt. Auch ein rein bundesdeutsches „Wirtschaftswunder“ gab es nicht – fast alle westeuropäischen Staaten wuchsen rasant. Besonders erfolgreich war übrigens Spanien. Die „soziale Marktwirtschaft“ war ebenfalls ein Märchen, denn die Bundesrepublik war nie besonders sozial, und eine „Wirtschaftsreform“ hatte auch nicht stattgefunden. Diese Legende sollte nur verbrämen, wie wenig sich seit der NS-Zeit ökonomisch verändert hatte: In den Großkonzernen dominierten weiterhin die alten Eliten.

Meine Meinung:
Ein sprachlich gut verständliches und sehr informatives Sachbuch.

Es machte mich wütend zu lesen, mit welcher Unwissenheit Regierungschefs, Minister und die Deutsche Bundesbank Entscheidungen fällten und / oder wissentlich das Volk belogen haben.
Nicht bewusst war mir bisher, wie viel Unterstützung Westdeutschland nach dem Krieg von Amerika erhalten hat.

Textbeispiel:
„Erhard hingegen konnte schon deswegen keinen Einfluss nehmen, weil er völlig uninformiert war, wie man auch in der Chemieindustrie ebenso amüsiert wie erfreut feststellte. Im September 1950 befasste sich Adenauers Kabinett mit dem Thema I.G.Farben, und ein Branchenlobbyist wusste anschließend zu berichten: 'Als der Kanzler zur Stellungnahme aufforderte, ergab es sich, dass der Minister (Erhard) keinen eigenen Plan hatte und auch keine Vorarbeiten für eine solche Meinungsbildung vorlagen.' Ein Vertreter der Chemieindustrie habe daher 'in seiner Gutmütigkeit … den gewünschten Bericht diktiert'.“ (S. 117)
„Die Wirtschaft war kein Einzelfall. Auch in den meisten anderen Sphären der Gesellschaft rückten Ex-Nazis wieder ein und auf: ob in Wissenschaft, Verwaltung, Justiz oder in den Ministerien. Nur allzu sichtbar durften sie nicht sein … Gerade weil die personelle Kontinuität so groß war, musste dringend der Eindruck erzeugt werden, als hätte es eine Wirtschaftsreform gegeben und als hätte sich die Bundesrepublik in eine 'soziale Marktwirtschaft' transformiert. In Wahrheit gab es diese neuartige Marktwirtschaft nicht, sondern es dominierten die alten Konzerne und die alten Eliten.“ (S. 124)

Fazit: Lesen!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.