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B. S.

Bewertungen

Insgesamt 148 Bewertungen
Bewertung vom 11.08.2022
Ingeborg Bachmann und Max Frisch - Die Poesie der Liebe / Berühmte Paare - große Geschichten Bd.3
Storks, Bettina

Ingeborg Bachmann und Max Frisch - Die Poesie der Liebe / Berühmte Paare - große Geschichten Bd.3


sehr gut

Eine Liebe zwischen Freiheit und Eifersucht

Die Liebe zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch war eine große Liebe, die 1958 in Paris beginnt und 1962 endet. Es war eine Liebe zwischen Extremen und geprägt von Widersprüchen.
Anfangs bringt die leidenschaftliche Liebe, die beide füreinander empfinden, sie näher, aber als ihre gegensätzlichen Lebenseinstellungen immer mehr aufeinanderprallen (Frisch ordnungsliebend und zutiefst eifersüchtig, Bachmann freiheitsliebend), beginnt die schleichende Entfremdung zwischen ihnen. Dementsprechend ist „Ingeborg Bachmann und Max Frisch – Die Poesie der Liebe“ von Bettina Storks auch keine glücklich endende Liebesgeschichte, sondern vielmehr eine einfühlsam geschriebene Annäherung an zwei Größen der Literatur mit komplexen Persönlichkeiten.

Erzählt aus der Sicht von Bachmann und Frisch ermöglicht den Leser*innen einen Einblick in das Innenleben der beiden, man kommt ihnen so näher, lernt sie mit all ihren Gedanken und Gefühlen kennen und versteht dadurch, wieso ihre Liebesbeziehung scheiterte.

„Ingeborg Bachmann und Max Frisch – Die Poesie der Liebe“ ist ein poetisch wundervoll erzählter Roman, der neben der Liebesgeschichte zwischen Bachmann und Frisch auch Einblick in den Literaturbetrieb der 1950er-Jahre gibt und einen die beiden als Schriftsteller und als Mensch glaubwürdig näherbringt. Spannend und bewegend erzählt und nicht nur für Fans von Bachmann und Frisch lesenswert.

Bewertung vom 11.08.2022
Snowflake
Nealon, Louise

Snowflake


sehr gut

Debbies Reise vom Land in die Stadt und zu sich selbst

Dieser zarte Coming-of-Age Roman fängt die Geschichte einer jungen Irin namens Debbie ein, der die Veränderungen von ihrem Landleben auf einer Milchfarm zum College in der Großstadt erzählt und wie sie versucht, neue Freundschaften zu schließen, einen Ort zu finden, an dem sie dazugehört, lernt in einer städtischen Umgebung zurechtzukommen sowie ihre Familie zu verstehen. Der Roman ist aus Sicht der 18-jährigen Debbie geschrieben. Man lernt ihre Mutter Maeve kennen, die einen Großteil ihrer Tage damit verbringt, in ihrer eigenen Welt zu leben und daran glaubt, dass ihre Träume wahr sind und ihren Onkel, der auf der Milchfarm lebt. Dann ist da noch Xanthe, mit der sich Debbie anfreundet und die ihr zeigt, wie unterschiedlich Debbies Leben von denen ist, die in der Stadt aufgewachsen sind.

Die Geschichte wird in einem schnellen Tempo erzählt und ist in einem leicht zu lesenden und teils humorvollen Ton geschrieben. Eingestreut in die Hauptgeschichte sind kleine Anekdote und Rückblicke, die der Handlung noch einen besonderen Reiz geben. Ebenso ist die Hauptfigur Debbie gut gezeichnet, sie kommt authentisch und menschlich rüber, ebenso wie ihre Beziehungen zu Familie und Freunden. Auch hat der Roman ernstere Momente und einiges über psychische Gesundheit zu sagen, so wird z. B. bipolare Störung, Depressionen und Suizid angesprochen. Trotz der manchmal schwierigen und traurigen Themen strahlt der Roman eine allgemeine Positivität aus.
Weniger gut gefallen hat mir das Element des magischen Realismus, der sich in Debbies Träumen über andere Menschen, die dann auf irgendeine Art und Weise dann wahr werden, äußert. Für mich war dieser Handlungsaspekt nicht wirklich entwickelt oder sogar notwendig. Die Geschichte hätte genauso gut ohne funktionieren können.

„Snowflake“ von Louise Nealon ist eine ehrliche und einfühlsame Geschichte über die ersten Schritte einer 18-Jährigen ins Erwachsenenleben fängt gekonnt die peinliche Angst eines naiven Teenager-Mädchens aus dem ländlichen Irland ein, das sich nach einem Leben jenseits seiner Familie ausstreckt, um eine neue Zukunft für sich selbst zu gestalten.

Bewertung vom 10.08.2022
Elternhaus (eBook, ePUB)
Mentges, Jennifer

Elternhaus (eBook, ePUB)


sehr gut

Gefährliche Geheimnisse

Yvette Winkler zieht mit ihrem Mann und den Kindern nach Hamburg in eine alte Villa in einem noblen Elbvorort. Sie hofft mit dem Umzug ihre sich verschlechternde Ehe zu retten. In Hamburg angekommen, macht sie Bekanntschaft mit Tobias Hansen, einen Barpianisten, der später der Klavierlehrer ihrer Kinder wird und nebenbei zum Freund der Familie wird, was ihm ermöglicht, bei ihnen frei ein und auszugehen. Doch ist Hansen nicht, als der er sich ausgibt und er hat eigene Pläne, was das Haus und die Familie Winkler betrifft. Als er eines Abends alleine mit Yvette und den Kindern ist, zeigt er sein wahres Gesicht.

Von der ersten Seite an schafft es der Psychothriller „Elternhaus“ von Jennifer Mentges einen in seinen Bann zu ziehen. Detailreich und bildlich wird ein atmosphärisches und fesselndes Porträt der verschiedenen Charaktere und der Villa erzeugt. Die Spannung wird nach und nach aufgebaut und dann konstant hochgehalten. Mittels der wechselnden Perspektiven und der Rückblenden in die Vergangenheit erfährt man mit fortschreitenden Lesen, was es mit der Villa und Hansens Besessenheit mit dieser auf sich hat und auch welche Rolle Yvette in dem Ganzen spielt. Dabei ist nichts, wie es auf dem ersten Blick zu sein scheint.Das Augenmerk der Geschichte liegt hierbei mehr auf Psychospielen und nicht auf Blut und Gewalt.

Der Psychothriller „Elternhaus“ überzeugt insgesamt durch seine gut gezeichneten und beschriebenen Charaktere, einer unterschwelligen und leicht bedrohlichen Stimmung sowie dem tollen Schreibstil. Ein Buch, das einen nicht mehr so schnell loslässt und spannende Lesestunden bereitet.

Bewertung vom 03.08.2022
Matrix
Groff, Lauren

Matrix


gut

Sprachlich top, inhaltlich eher ein Flop

Erzählt wird „Matrix“ von Lauren Groff in der dritten Person und ohne Dialoge aus der Perspektive von Marie de France und spielt hauptsächlich in einer Abtei aus dem 12. Jahrhundert, die von Nonnen mit einer Sensibilität für das 21. Jahrhundert bewohnt wird. Marie de France, ein königlicher Bastard, wächst in einer Familie starker Frauen abseits des Hofes auf. Während sie sich in Eleanor von Aquitanien verliebt, ist sie zu unattraktiv und anspruchslos, um in einer politischen Ehe nützlich zu sein, sie wird deswegen in ein armes englisches Nonnenkloster geschickt. Marie nutzt ihre Stärke und die politischen Fähigkeiten, die sie durch die Beobachtung von Eleanors Macht erlernt hat, um in ihrer religiösen Gemeinschaft ein eigenes kleines Königreich zu errichten.

Der Schreibstil hat mir gut gefallen, atmosphärisch und poetisch zugleich. Jedoch konnte die Handlung mich überhaupt nicht fesseln. Nach vielversprechenden ersten Seiten verlor ich schnell das Interesse. Obwohl in dem Buch viel passiert, fühlte es sich beim Lesen so an, als würde nichts wirklich etwas passieren. Zum einen liegt es daran, dass Konflikte oder Probleme nahezu im gleichen Moment gelöst werden, wie sie entstehen, dass häufig Jahre innerhalb einer oder weniger Seiten vergehen und dass Marie nahezu heldengleich rüberkommt: Sie kann nichts falsch machen und kann alles. Aufgrund der fehlenden Tiefe fiel es auch schwer, eine emotionale Bindung zu Marie oder den anderen Charakteren aufzubauen.
Insgesamt denke ich, dass das Buch meine Aufmerksamkeit viel besser hätte aufrechterhalten können, wenn sich die Autorin stärker auf ein paar Jahre in Maries Leben oder wichtige Ereignisse fokussiert hätte, anstatt durch sie durchzurasen. So empfand ich den Roman leider als oberflächlich und belanglos.

Bewertung vom 02.08.2022
Drei Tage im August
Stern, Anne

Drei Tage im August


sehr gut

Eine Chocolaterie, die verbindetIn Anne Sterns Roman „Drei Tage im August“ folgt man unaufgeregt Elfie, Trude, Franz Marcus und anderen Personen drei Tage lang durch Berlin, in dem die Olympischen Spiele von 1936 stattfinden. Was alle näher betrachteten Charaktere gemeinsam haben, ist, dass sie irgendeine Verbindung zur Chocolaterie Sawade habe. In ebenjener Chocolaterie arbeitet Elfie und sie liebt die Zeit, die sie dort verbringt, da sie so für kurze Zeit ihren schwermütigen Gedanken entfliehen kann. Als sie Madame Conte kennenlernt und mit ihr auch ein Geheimnis hinter einer Praline der Chocolaterie Sawade, werden Sehnsüchte in ihr geweckt. Sie fragt sich, ob sie ihnen folgen sollte. Für die kurze Zeit der Wettkämpfe tritt das Nazi-Regime in den Hintergrund trotzdem ist sich Franz Markus der Gefahr bewusst, die er als jüdischer Buchhändler ausgesetzt ist und stellt dementsprechend Planungen für seine Zukunft an. Verkompliziert wird seine Gefühlslage durch die aufkommenden Liebesgefühle zu Trude, eine Mitarbeiterin von Elfie.

Auf über 300 Seiten schafft es die Autorin in einen ruhigen, aber nicht minder spannenden Erzählton die Leser*innen am Leben von Elfie und den anderen handelnden Personen teilzuhaben. Man wird Zeuge ihrer Gedanken und Gefühle und wie sie versuchen, auf ihre Art und Weise in den immer dunkler werdenden Zeiten zu überleben. Der Roman lebt dabei vor allem von seiner bildlichen und atmosphärischen Sprache und seinen authentischen Charakteren, die man schnell ins Herz schließt.
Insgesamt ein toll geschriebener Roman, der beim Lesen Lust auf Schokolade macht.

Bewertung vom 29.07.2022
Denk ich an Kiew
Litteken, Erin

Denk ich an Kiew


sehr gut

Der Schrecken des Holodomor berührend erzählt

„Denk ich an Kiew“ ist eine emotional berührende Geschichte. Die Art und Weise, wie die Autorin die Erinnerungen ihrer Familie, Fakten und Fiktion miteinander vermischt hat, ist gut gelungen und sorgt für eine bewegende Lektüre. Der Roman wird durch zwei sich abwechselnden Zeitebenen erzählt, Katjas in der Vergangenheit und Cassies in der Gegenwart.

Seit Cassies Mann vor 14 Monaten bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam, kämpfen ihre fünfjährige Tochter Birdie und sie darum, ihre Trauer loszulassen. Als Cassies Großmutter Bobby anfängt, unter Gedächtnisproblemen zu leiden, entscheidet Cassies Mutter, dass es das Beste für Cassie und Birdie wäre, zu Bobby mit ins Haus zu ziehen, um sich gegenseitig zu unterstützen. Hier entdeckt Cassie ein auf Ukrainisch geschriebenes Tagebuch, das einige Geheimnisse der Vergangenheit zu enthalten scheint.
Die sechzehnjährige Katja hat im Leben viel vor. Sie ist Teil einer glücklichen Familie und wohnt nicht weit von ihrer Jugendliebe Pavlo entfernt. Doch als Stalins Aktivisten in ihr Dorf kommen und fordern, dass sich alle der Initiative der kollektiven Landwirtschaft anschließen, sieht die Zukunft düster aus und soll noch schlimmer kommen.

Es gibt viele Parallelen zwischen der vergangenen und der gegenwärtigen Zeitachse, wie z. B. dem Umgang mit Trauer und der Suche nach Liebe nach einem Verlust. Die Geschichten funktionieren gut synchron. Jedoch fiel die Handlung rund um Cassie im Vergleich zu der mit Katja schwächer aus, sie war zwar interessant, aber es fehlte für mich etwas an Tiefe und Emotionalität. Im Gegensatz dazu war Katjas Geschichte besonders wegen der brutalen Darstellung der Realitäten des ukrainischen Lebens unter Stalins Kollektivierungsschema teils sehr düster und bedrückend zu lesen, sie ist aber auch voll von Stärke, Mut und Hoffnung.

Alles in allem ist „Denk ich an Kiew“ von Erin Litteken ein toll geschriebener und bewegender historischer Roman mit einer zu Herz gehenden Geschichte, die auf der menschengemachten Hungersnot (Holodomor) in der Ukraine basiert, die von der Sowjetunion verursacht wurde und fast 4 Millionen unschuldige Todesopfer forderte. Besonders die fiktive Geschichte der Großmutter, die als junge Erwachsene durch den Holodomor ging, war besonders bewegend und tragisch. Es ist eine Geschichte über Stärke und Tapferkeit, und die Darstellung ihres Traumas fühlte sich sehr real an.

Bewertung vom 27.07.2022
An den Ufern von Stellata
Raimondi, Daniela

An den Ufern von Stellata


ausgezeichnet

Fesselnd erzählte Familiengseschichte

Die Familie Casadio ist eine Bauernfamilie, die in Stellata, in einem Kolonialhaus lebt, das am Ufer des Po gebaut wurde. Alles beginnt mit der Hochzeit von Giacomo Casadio und Viollca Toska. So vermischt sich die bäuerliche Tradition des Casadio mit der Magie des fahrenden Volkes von Viollca Toska, bestehend aus Glauben, Visionen und Tarotkarten. Im Jahr 1800, nach dem Tod ihres Mannes, hat Viollca eine schreckliche Vision von der Zukunft der Familie, in der eine falsche Ehe, Schwangerschaft und dunkles Wasser zu einem tragischen und unerklärlichen Tod führen werden. Die schreckliche Prophezeiung von Viollca schwebt von nun an über die Familie Casadio, die man dann über mehrere Generationen hinweg begleitet wie sie leben, sterben, das Land bearbeiten, in den Krieg ziehen, an revolutionären Aufständen teilnehmen, sich verirren und sich wieder finden.
Dies alles wird mit 200 Jahren italienischer Geschichte verknüpft. Die Verflechtung der fiktiven Geschichte der Familie Casadio mit der italienischen Geschichte ist neben dem atmosphärisch tollen und teilweise leicht poetischen Schreibstil, das was mir am besten am Roman gefallen hat.

Insgesamt hat mir der Roman sehr gut gefallen: Die Geschichte war interessant und wurde toll sowie sehr atmosphärisch erzählt, sodass sie einen von Anfang bis Ende fesseln konnte. Jede Generation von Charakteren hat etwas Eigenes und Einzigartiges in die Geschichte eingebracht und dafür gesorgt, dass keines der ihnen gewidmeten Kapitel langweilig oder oberflächlich war.

Bewertung vom 26.07.2022
Violeta
Allende, Isabel

Violeta


sehr gut

100 Jahre Leben

„Violeta“ von Isabel Allende ist im Wesentlichen die Geschichte von Violeta, die 1920 zu Zeiten der Spanischen Grippe in eine ziemlich reiche Familie in Chile geboren wird, und was in ihrem 100-jährigen Leben bis zu ihrem Tod im Jahr 2020 alles passierte. Die Geschichte wird aus der Sicht von Violeta selbst durch Briefe an ihren Enkel Camilo erzählt. In diesen Brief berichtet sich offen und ehrlich von ihrem Aufwachsen erst in Reichtum und dann in Armut, von ihren Liebesbeziehungen, ihren Kindern und ihren Tätigkeiten und Engagements. Durch Violetas Augen nimmt man auch teil an vielen verschiedenen geopolitischen Ereignissen und wie diese Violeta und die Menschen um sie herum beeinflusst haben – von der Weltwirtschaftskrise in den 1920er-Jahren über eine Reihe von Staatsstreichen in ihrem und den Nachbarländern bis hin zu Kämpfen für mehr Frauenrechte. Die Handlung steuert dabei nicht auf einen bestimmten Höhepunkt zu, es wird einfach eine Lebensgeschichte mit all ihren Höhen und Tiefen erzählt. Wobei die erste Hälfte des Buches mir besser gefallen hat als der zweite Teil. Im zweiten Teil verschob sich der Fokus von Violeta mehr auf die politischen Ereignisse und Camilo, wodurch der Roman etwas an Tiefe und Spannung für mich verlor.

Alles in allem ist „Violeta“ einfach eine wunderschön erzählte Geschichte, die einen in den Bann zieht. Allendes Prosa ist elegant und eine Freude zu lesen.
Empfehlenswert für Fans von Isabel Allende sowie Liebhaber atmosphärischer und charakterfokussierter historischer Romane.

Bewertung vom 25.07.2022
Der Aufstieg - In eisiger Höhe wartet der Tod
McCulloch, Amy

Der Aufstieg - In eisiger Höhe wartet der Tod


sehr gut

Tödliche Bergbesteigung - fesselnd erzählt

Die Journalistin Cecily Wong wurde ausgewählt, um einen Sonderartikel über den angesehenen Bergsteiger Charles McVeigh zu schreiben. Der Haken an der Sache ist, dass er ihr das Interview nur gewährt, wenn sie im Rahmen seiner Bergbesteigung des achthöchsten Gipfel der Welt, den Mount Manaslu, erklimmt. Dies ist die Gelegenheit ihres Lebens für Cecily. Obwohl sie die am wenigsten erfahrene Bergsteigerin in der Gruppe ist, ist sie entschlossen, sich und ihren Teamkollegen zu beweisen, dass sie den Gipfel erreichen wird. Zunächst geht alles gut. Als sie jedoch weiter den Berg hinaufsteigen, beginnen Menschen zu verschwinden und die Leichen beginnen sich zu stapeln. Gefangen auf einem Berg mit einem Mörder gibt es kein Versteck. Es ist der ultimative Kampf ums Überleben. Wird Cecily es überleben, bevor der Mörder oder die Elemente sie holen?

„Der Aufstieg“ von Amy McCulloch hat mir ziemlich gut gefallen. Als jemand, der nur wenig Ahnung vom Bergsteigen hat, fand ich, dass es der Autorin gut gelungen ist, die verschiedenen Bergsteigetechniken und Vorbereitungen für den Aufstieg zu erklären, ohne es langweilig zu machen. Auch schaffte sie es gut, die Atmosphäre am Berg einzufangen. Überzeugen konnte mich auch die eigentliche Handlung an sich. Wer jedoch einen spannenden Thriller über 400 Seiten erwartet, wird leicht enttäuscht sein, denn es handelt sich hier eher um einen Slow-Burn-Thriller, der erst zum Ende hin richtig an Fahrt aufnimmt, um dann in einem tollen Ende zu gipfeln.

Insgesamt schafft es „Der Aufstieg“ von Amy McCulloch vor allem durch seinen atmosphärischen Schreibstil und dem interessanten Setting zu fesseln und ist besonders für Leute, die Thriller und Berge mögen zu empfehlen.

Bewertung vom 24.07.2022
Die Cellistin / Gabriel Allon Bd.21
Silva, Daniel

Die Cellistin / Gabriel Allon Bd.21


gut

Geld und Politik machen nicht unbedingt einen spannenden Mix

Als die ehemalige CIA-Agentin Sarah Bancroft die Leiche des wohlhabenden Zeitungsverlegers Wiktor Orlow entdeckt, gibt die anschließende Untersuchung unter der Leitung von Gabriel Allon diesem die Mittel an die Hand, den inneren Machtkreis des russischen Präsidenten zu infiltrieren und so große Teile seiner Vermögenswerte auszulöschen. Diese Vermögenswerte werden nämlich größtenteils dazu verwendet, den Westen durch umfangreiche Desinformationskampagnen und Cyberangriffe zu destabilisieren.
Behilflich ist Gabriel dabei Isabel Brenner, eine äußerst begabte Cellistin, die für die fiktive RhineBank arbeitet, die – durch eine Vielzahl hinterhältiger Praktiken – Schurkenstaaten finanziert und Geld für die russische Regierung wäscht. Nachdem Brenner Zeuge einer Reihe von Illegalitäten geworden ist, hat sie beschlossen, sich gegen ihre Arbeitgeber zu stellen.

„Die Cellistin“ von David Silva ist eine unterhaltsame Reise quer durch Europa, die in Amerika endet und mit aktuellen geopolitischen Themen aufwartet. Die Geschichte war zwar temporeich, aber doch fehlte es mir an Spannung, was auch am Thema gelegen haben könnte, nämlich Geldwäsche ist an sich wenig fesselnd und Silva schafft es auch nicht wirklich, es spannend darzustellen. Auch konnten mich nicht alle Charaktere vollständig überzeugen. Besonders Isabel Brenner für mich zu oberflächlich, so ist überhaupt nicht richtig klar, warum sie den Übergang von der Funktionärin einer schmutzigen Bank zur Amateurspionin macht, die bereit ist, ihr Leben zu riskieren, um Oligarchen zu ruinieren. Als titelgebende Protagonistin habe ich da mehr erwartet. Auch die Bösewichte waren zwar toll, aber zu schablonenmäßig. Des Weiteren stand mir teils der politische Aspekt der Handlung zu sehr im Vordergrund im Gegensatz zum eigentlichen und interessanteren Agententeil der Handlung. Ich kann das Anliegen des Autors verstehen auf die Gefahren, die die Demokratie aktuell in vielen Ländern (nicht nur in Amerika) ausgesetzt ist, aufmerksam zu machen und zu warnen, aber die Umsetzung gefiel mir weniger gut.

Alles in allem ist „Die Cellistin“ von David Silva zwar ein interessanter und temporeicher neuer Band der Reihe um Gabriel Allon, aber auch mit einigen Schwächen und eher was für Fans der Reihe.