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Buchstabenträumerin
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Hier blogge ich über Jugendbücher und Romane der verschiedensten Genres: https://buchstabentraeumerei.wordpress.com.

Bewertungen

Insgesamt 170 Bewertungen
Bewertung vom 03.05.2017
Ich, Eleanor Oliphant
Honeyman, Gail

Ich, Eleanor Oliphant


weniger gut

Eleanor scheut den Kontakt zu anderen Menschen, meidet überhaupt jegliche soziale Interaktion, und sei es auch nur ein freundlicher Small Talk mit Kollegen in der Kaffeeküche. Sie verbringt Tage, ohne auch nur ein Wort mit jemandem zu sprechen. Über allem steht die Frage nach dem Warum. Andeutungen hierzu zeigen sich schon früh in Telefongesprächen mit ihrer Mutter, die sie klein macht, emotional erpresst, bezirzt, nur um sie danach wieder verbal zu ohrfeigen. Als Leser ahnt man früh, dass etwas Schlimmes geschehen sein muss – oder woher stammen sonst die Brandnarben in Eleanors Gesicht?

So weit funktionierte der Roman für mich sehr gut. Ich war gespannt auf die Entwicklung von Eleanor und vor allem war ich (an-)gespannt zu erfahren, was in ihrer Kindheit geschehen sein mochte. Doch schon nach wenigen Seiten wurde ich in meiner Begeisterung ausgebremst, denn Eleanor ist einfach unerträglich naiv, weltfremd und überheblich. Sie stellt sich über die anderen, durch ihre gewählte Ausdrucksweise und ihre mustergültigen Manieren. Gleichzeitig aber weiß sie nicht, wie sie das Internet nutzen soll, wie man einen Pizzaservice bezahlt, oder dass bei Starbucks die Vornamen auf die Pappbecher geschrieben werden. Dabei schaut sie doch TV und hört Radio!

Wenden wir uns dem eigentlichen Gegenstand der Geschichte zu, Eleanor kommt aus ihrem Schneckenhaus. Ich fiel aus allen Wolken, als ich herausfand, was der Antrieb dafür ist. Nichts als eine willkürliche und unerklärliche Schwärmerei für einen Sänger, bringt die gesamte Veränderung ins Rollen! Sie spricht nicht mit ihm, sieht ihn nur drei Mal in der gesamten Geschichte und verliert sich dennoch in Tagträumereien über ihre gemeinsame Zukunft. Sie ist tatsächlich der felsenfesten Überzeugung, er sei ihr Schicksal, der Mann für Ehe, Kinder, und so weiter. Das hatte für mich weder Hand noch Fuß.

Für Eleanor ist dieser Mann aber Grund genug, sich und ihr Leben umzukrempeln. Sie beginnt mit der äußeren Veränderung, hübscht sich auf, kauft sich neue Anziehsachen, schminkt sich und – natürlich – schon wird sie immer mehr wahrgenommen und akzeptiert. Das ist so eine falsche Botschaft, dass ich versucht war, das Buch aus der Hand zu legen. Glücklicherweise hatte ich zu diesem Zeitpunkt von einer anderen Bloggerin erfahren, dass sich alles gegen Ende des Buches bessert, so blieb ich an der Stange.

Und tatsächlich, im letzten Drittel beginnt der zweite Teil des Buches, und die „schlechten Tage“ kommen. Darin wird vieles erklärt, was mir im ersten Teil unschlüssig erschien und ich lernte eine andere Seite von Eleanor kennen. Doch meiner Ansicht nach ist das viel zu spät! Und das bringt mich zur nächsten Kritik, denn kaum wird es interessant, kaum versteht man als Leser Eleanor ein wenig besser, entwickelt sich die Geschichte Schlag auf Schlag. Hier hätte ich so gerne mehr über die psychologischen Aspekte erfahren.

Was ich aber sehr positiv herausstellen möchte, ist der Charakter Raymond. Er ist einfach nur toll. Ganz ohne Sixpack und sexy verstrubbelten Haaren, sondern mit Speck auf den Rippen, schlecht sitzenden Klamotten und stets von Zigarettengeruch umgeben. Ein echter Kerl von nebenan also, mit einem riesengroßen Herzen und ganz viel Optimismus. Er ist die neue Konstante in Eleanors Leben und eigentlich auch der unbewusste und indirekte Auslöser für ihre Veränderung. Der Umgang der beiden miteinander hat mich über das gesamte Buch hinweg begeistert.

Fazit

„Ich, Eleanor Oliphant“ ist eine wundervolle Geschichte – wenn die Umsetzung stimmig wäre. Mir gefiel die Idee unglaublich gut und sie wird auch in Ansätzen gut erzählt, doch es gibt leider zu viele Störfaktoren, die mir das Lesen schwer gemacht haben. Eleanor war kein Charakter, der es mir leicht gemacht hat, und zu vieles in der Geschichte stieß bei mir auf Widerwillen. Daher schweren Herzens nur 2/5 Sternen.

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Bewertung vom 10.04.2017
Maybe not
Hoover, Colleen

Maybe not


weniger gut

„Ich laufe im Zimmer auf und ab auf der Suche nach einer Lösung. Sie kann nicht hierbleiben. Aber ich will, dass sie hierbleibt. Ich kann mir nicht das Bad mit ihr teilen, aber ich will auch nicht wirklich, dass sie das Bad mit jemand anderem teilt. Scheinbar bin ich da etwas egoistisch.“ (Seite 15)

Mein Bauchgefühl trügt mich eigentlich selten, doch „Maybe not“ hat mich in gewisser Weise etwas enttäuscht. Ich muss hier aber in Relation setzen, dass es sich um einen Ableger von „Maybe Someday“ handelt, der noch dazu mit 144 Seiten ziemlich kurz gehalten ist. Die Maßstäbe, die ich an eigenständige Werke setze, sollten hier also vielleicht nicht in demselben Maße gelten.

Die Geschichte von Warren und Bridgette hat durchaus Potenzial, und schon beim Lesen von „Maybe Someday“ fragte ich mich des Öfteren, was es mit deren Beziehung auf sich hat. Warum ist Bridgette immer so abweisend? Weshalb findet Warren sie dennoch so unwiderstehlich? Was läuft da eigentlich? Ich freute mich sehr darauf, Antworten auf diese Fragen zu bekommen – und bekam sie auch, allerdings gefühlt im Schnelldurchlauf. Die Annäherung der beiden, die wirklich im Grundsatz ziemlich faszinierend ist, wird allzu schnell abgehandelt.

Wie schön wäre es gewesen, beide noch um einiges länger kennenzulernen, ehe sie (wiederholt) in der Kiste landen. Stattdessen ließ Colleen Hoover der Beschreibung und Entwicklung der Charaktere für meinen Geschmack leider zu wenig Raum. Zwischen Necken, Verführung und Sexszenen wurden die Gefühlszustände im Galopp beschrieben. Das ist sehr schade, denn versteht mich nicht falsch, die Geschichte an sich war wunderbar. Wie gesagt, das Potenzial ist da. Ich habe die Seiten verschlungen, wollte mehr über Bridgette und Warren erfahren, die sich annähern und gleichzeitig abstoßen, sich ärgern und doch mögen. Lediglich die Umsetzung war zu flach und mir dadurch zu flüchtig.

Charaktere

Bridgette ist ein sehr interessanter Charakter, der die Geschichte dominiert, obwohl sie aus Warrens Sicht erzählt wird. Sie ist alles andere als eindimensional. Anscheinend hat sie viel Negatives erlebt, das sie geprägt hat. Daher hält sie alle auf Distanz und zeigt sich kratzbürstig und gefühlskalt. Wie gerne hätte ich mehr über ihre Vergangenheit erfahren, doch hier wird nur an der Oberfläche gekratzt. Der Leser erfährt lediglich das Wenige, das sie Warren anvertraut.

Warren zeigt vergleichsweise noch weniger Profil. Man erfährt nicht viel über ihn, außer dass er Manager der Band von Ridge und Brennan ist. Was er darüber hinaus macht, ob er arbeitet, ob er Hobbys hat, welche Ziele er im Leben verfolgt – hier bleibt er ein unbeschriebenes Blatt. Dafür erfährt man umso detaillierter, wie bedingungslos er Bridgette will, und wie sich seine Gedanken nur noch um sie drehen. Mir fehlte ein Ausgleich dazu, mehr Inhalt, mehr Drumherum.

Schreibstil

„‚Morgen, Bridgette‘, sage ich mit einem triumphierenden Lächeln. ‚Gut geschlafen?‘ Sie bemerkt den Ausdruck auf meinem Gesicht und verdreht die Augen. ‚Fick dich, Warren.'“ (Seite 71)

„Maybe not“ ist schnell gelesen, und das liegt nicht nur an der knappen Seitenzahl, sondern vor allem auch am gewohnt flüssigen Schreibstil der Autorin. Sie schreibt so locker und humorvoll, dass ich förmlich durch das Buch geflogen bin. Besonders mochte ich in dieser Geschichte die Wortgefechte zwischen Bridgette und Warren. Sie tragen zum Großteil dazu bei, dass ich trotz aller Kritik Spaß beim Lesen hatte.

Fazit

„Maybe not“ greift die ungewöhnliche Liebesgeschichte von Warren und Bridgette aus „Maybe Someday“ auf, verspielt allerdings einiges an Potenzial. Die Geschichte ist einfach zu kurz, es fehlte an Inhalt, um einen wirklichen Eindruck zu hinterlassen. Daher wurden meine Erwartungen an das Buch leider nicht erfüllt. Aber: Für ein Spin-Off ist „Maybe not“ trotzdem eine zügig lesbare, vergnügliche und gefühlvolle Geschichte. Für den kleinen Spaß zwischendurch eine passende Lektüre.

Bewertung vom 04.04.2017
Cavaliersreise. Die Bekenntnisse eines Gentlemans
Lee, Mackenzi

Cavaliersreise. Die Bekenntnisse eines Gentlemans


ausgezeichnet

„Das hier ist keine Cavaliersreise mehr, sondern ein Abenteuerroman.“ (Seite 474)

Dieses Zitat stammt von Monty und er sagt es relativ am Ende der Geschichte. Und damit trifft er den Nerv und fasst die Geschichte perfekt zusammen, denn „Cavaliersreise“ ist so viel mehr als eine Grand Tour, also eine Bildungsreise für den europäischen Adel, die seit der Renaissance in Mode war. Der Überfall von Wegelagerern, die Piraten und noch viele weitere Erlebnisse, Strapazen und Gefahren, machen die Geschichte von Monty, Percy und Felicity bemerkenswert abenteuerlich.

Das Werk von Mackenzi Lee ist außerdem eine großartige Mischung aus mythischen Elementen und historisch belegten Tatsachen. Man spürt die Begeisterung, mit der Mackenzi Lee die europäische Historie betrachtet. „Cavaliersreise“ liest sich daher wie ein Lehrstück in Geschichte, nur unendlich interessanter, packender und sprühend vor Lebendigkeit. Man lernt die Gepflogenheiten der damaligen Zeit kennen, den Stand der Medizin, die Akzeptanz von Homosexualität, Rechte der Frauen und Rassismus.

All diese Themen werden in diesem wundervollen Buch behandelt: Felicity, eine starke Frau in einer Zeit, in der Frauen nicht sehr eigenständig sein durften. Percy, der wegen seiner Hautfarbe von seinem Onkel und seiner Familie zwar akzeptiert wird, andernorts aber damit zu kämpfen hat. Monty, der sowohl Männer als auch Frauen attraktiv findet, und sich besonders zu Percy hingezogen fühlt. „Cavaliersreise“ zeigt, in welch einem engen Korsett junge Männer und Frauen (wortwörtlich) damals steckten. Eingeengt zwischen Traditionen, Regeln, Erwartungen und Vorurteilen.

Parallel ist die Geschichte aber auch eine ganz intensive Betrachtung der Gefühlen seiner Protagonisten. Diese sind derart komplex und berührend und die Liebesgeschichte so zaghaft, ängstlich und schön, dass ich Gänsehaut bekam.

Charaktere

Monty (seufz). Monty und Percy (seufz). Und auch Felicity (hach). Gibt es gelungenere, sympathischere, liebenswertere Charaktere als diese? Für mich sehr wenige. Da hat mir Mackenzi Lee wirklich drei Figuren aufgetischt, denen ich nicht widerstehen konnte.

Monty mit seinem Hang zum Alkohol, dem Flirten und dem Mangel jeglichen Verantwortungsbewusstseins. Der aber gleichzeitig so unsicher und eingeschüchtert ist, dass man ihn nur lieben kann. Percy, vernünftig und treu, der seine eigenen Bedürfnisse außer Acht lässt, wenn es darum geht, Freunde glücklich zu machen und zu beschützen. Der aber gleichzeitig an einer schweren Last zu tragen hat und im Grunde selbst Halt und Beistand braucht. Zu guter Letzt Felicity, patent und strebsam, und so gar nicht zimperlich. Sie hat mich sehr beeindruckt und des Öfteren zum Lachen gebracht.

Schreibstil

Denn was wäre die „Cavaliersreise“ ohne Humor bloß für eine dramatische Geschichte. Doch statt atemlos vor angespannter Sorge Zeile um Zeile zu lesen, habe ich fast auf jeder Seite herzhaft lachen können. Mackenzi Lee versprüht einen Wortwitz und verleiht ihren Charakteren einen derart gewitzten Charme, dass ich auch jetzt beim Schreiben dieser Rezension noch von einem Ohr bis zum anderen grinse. Ihre Worte schaffen es auch, dass die Geschichte alles andere als verstaubt wirkt – trotz veralteter Ausdrucksweisen, die in den Dialogen vorkommen.

Fazit

Ich bin hin und weg und grenzenlos verliebt in die „Cavaliersreise“ von Mackenzi Lee. Mit diesem Königskind habe ich mich königlich amüsiert und ich will mehr von der Autorin hören. Ein perfektes Buch, dass man gelesen haben sollte (muss)!

Bewertung vom 01.04.2017
Ein kleiner Frosch macht Ärger
Strid, Jakob M.

Ein kleiner Frosch macht Ärger


sehr gut

Kinderaugen

„Die Geschichte mit dem Frosch hat mir sehr gut gefallen. Es ist lustig, wenn er Quatsch macht, aber auch ein bisschen traurig, wenn er einfach weggeht. Am Ende ist aber alles gut.“

Erwachsenensicht

Die Geschichte

Was der kleine Frosch an Unsinn treibt ist spektakulär, denn er heckt allerlei haarsträubende Streiche aus und lebt wahrscheinlich alle kindlichen Streiche-Fantasien aus, die es auf der Welt geben mag. Keine Frage, für Lacher seitens der Kinder ist demnach gesorgt. Doch auch die Eltern können dabei Schmunzeln oder sich wahlweise die Haare raufen.

Was mir bereits in der Geschichte von der Riesenbirne sehr gut gefiel, war die Tatsache, dass einige Figuren kein Blatt vor den Mund nehmen, und vor Wut herumbrüllen dürfen. Nichts da mit vornehmer Zurückhaltung. Bei der Riesenbirne war es der Vizebürgermeister Knorzig, der so herrlich wütend werden konnte, hier sind es die Eltern und ein uralter Mann.

„‚Jetzt reicht es‘, sagte der kleine Frosch. ‚Wenn ich immer nur ausgeschimpft werde, dann gehe ich.‘ und dann ging er…“

Strid hat die Scherereien ziemlich überspitzt dargestellt, so dass ich die wütenden Eltern nicht als unangenehm empfand. Bei dem Unfug, den der kleine Frosch anstellt, ist die Wut sogar ziemlich verständlich und nachvollziehbar. Wichtig ist letztendliche aber eine wichtige Botschaft, die in „Ein kleiner Frosch macht Ärger“ gut zum Ausdruck gebracht wird und die ich selbst als Mutter sehr schätze: Egal, wie viel Unsinn ein kleiner Frosch auch anstellen mag, seine Eltern lieben ihn und sind immer für ihn da. Wiederum auch wichtig ist, dass das Kind dies auch weiß.

Ein Manko hat das Kinderbuch allerdings, denn es ist im Vergleich zur Riesenbirne viel zu kurz. Ich hatte erwartet, erneut über 100 Seiten lang in eine spannende und witzige Welt eintauchen zu können, doch leider ist nach 25 Seiten bereits Schluss. Ein kurzes Vergnügen, nichtsdestotrotz aber sehr lesenswert.

Fürs Auge

Jakob Martin Strid ist Cartoonist, da kann man viel von seinen Zeichnungen erwarten – und wird nicht enttäuscht. Man sieht, dass hier jemand am Werk war, der sein Handwerk versteht. Die Zeichnungen sind locker aus der Hand auf das Papier gebracht und wirken dadurch sehr lebendig. Vom Aufbau her blieb er stark am Vorbild des Cartoons haften, jeden Absatz schmückt ein passendes Bild. So haben die Kleinen immer etwas zum anschauen. Leider fallen die Bilder nicht ganz so detailverliebt aus, wie in „Die unglaubliche Geschichte von der Riesenbirne“, worin es immer noch etwas und noch etwas und noch etwas zu entdecken gab.

Fazit

Jakob Martin Strid konnte mich mit „Ein kleiner Frosch macht Ärger“ nicht ganz so beeindrucken wie mit „Die unglaubliche Geschichte von der Riesenbirne“. Ersteres ist mehr oder weniger ein Epos unter den Kinderbüchern, letzteres ist ein gut gelungenes, humorvolles und süßes Kinderbuch. Ein Buch von Strid bleibt aber auch in kürzerer Fassung etwas Besonderes für Auge und Herz.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.03.2017
Hallo Leben, hörst du mich?
Cheng, Jack

Hallo Leben, hörst du mich?


ausgezeichnet

Wo soll man bloß anfangen zu erzählen, wenn eine Geschichte perfekt ist? Wobei, auf den ersten Blick war sie noch gar nicht perfekt, erst später und schleichend immer mehr. Anfangs war „Hallo Leben, hörst du mich?“ süß erzählt und mal etwas anderes. Ein Junge, der eine Rakete ins Weltall schicken möchte, um Außerirdischen das Leben auf der Erde näherzubringen? Das hat mich von Anfang an sehr gereizt. Doch Jack Cheng setzt dem Ganzen noch den Hut auf, indem er eine wirklich, wirklich herzerwärmende und traurig-schöne Geschichte daraus gestrickt hat.

Ich habe lange nicht mehr bei einem Buch gleichzeitig lachen und weinen wollen, und zwar aus ganzem Herzen. Alex‘ Erlebnisse und die Menschen um ihn herum, Familie und Freunde, haben mich zutiefst berührt. Nicht auf die offensichtliche, unausweichliche Art und Weise, sondern so subtil und unauffällig, dass ich irgendwann nur noch mit offenem Mund dasaß und etwas fassungslos war.

Im Grunde ist der Roman von Jack Cheng eine klassischer Roadtrip- inklusive Coming-of-Age-Geschichte. Menschen, die sich auf eine Reise begeben, etwas suchen, und dabei etwas ganz anderes finden – und am Ende vielleicht sogar sich selbst. Ich liebe diese Art der Erzählungen sowieso und diese finde ich sehr gelungen, da sie ungewöhnlich ist, aber gleichzeitig völlig alltäglich daherkommt. Das liegt maßgeblich am vom Autor gewählten Schreibstil.

Schreibstil

Das Besondere ist nämlich, dass man fast ausschließlich die Stimme von Alex hört, ungefiltert und direkt, da er in seinen iPod spricht. Auch seine Umwelt erlebt der Leser über diese Aufnahmen, Gespräche, die in Teilen mit aufgezeichnet werden, Geräusche, die im Hintergrund zu hören sind. Das verleiht der Geschichte einen auf den ersten Blick einfachen Ton, eine charmante kindliche Naivität, die die Geschichte trägt, sie aber nicht dominiert. Denn Alex ist nicht auf den Kopf gefallen. Im Gegenteil, er ist ein ziemlich schlaues Köpfchen, der ziemlich kluge Sachen sagt und manchmal erstaunlich scharfsinnig ist.

Trotzdem kann er vieles nicht verstehen, was um ihn herum passiert. Hier möchte ich nichts verraten, denn dies Stück für Stück herauszufinden macht einen großen Teil des Reizes aus. Ich fand es enorm faszinierend, wie es Cheng dem Leser ermöglicht, fast ausschließlich über die Beobachtungen von Alex herauszulesen, was geschieht und was im familiären Umfeld von Alex geschieht. Die sich daraus ergebende Spannung hat mich völlig mitgerissen. Erst gegen Ende übernehmen auch andere Charaktere das Wort und bringen die nötigen Erklärungen.

Charaktere

Alex, wow. Dieser Junge ist einer meiner liebsten Buchcharaktere geworden. Dass er klug ist, hatte ich ja bereits gesagt. Darüber hinaus ist er auf eine nerdige Weise enorm liebenswert. Er ist gradlinig und ehrlich, er liebt Raketen, das Weltall, seine Mutter und seinen Bruder und macht stets das Beste aus jeder Situation. Trotzdem ist er kein starker Kerl, der sich überall durchbeißt. Er braucht durchaus Unterstützung und es gibt Momente, in denen er einfach nichts weiter tun kann als zu weinen. Für mich fühlte sich diese Mischung sehr echt und nachvollziehbar an.

Fazit

„Hallo Leben, hörst du mich?“ ist eines meiner Buch-Highlights 2017. Jack Cheng hat eine einfühlsame, spannende und ungewöhnliche Geschichte über einen ziemlich ungewöhnlichen und liebenswerten Jungen geschrieben, dessen Leben innerhalb weniger Wochen eine vollkommen überraschende Wende nimmt. Ich kann nur jedem Leser empfehlen, diese Reise mitzumachen.

Bewertung vom 17.03.2017
Das Herz der verlorenen Dinge
Williams, Tad

Das Herz der verlorenen Dinge


sehr gut

„Das Herz der verlorenen Dinge“ ist für Tad Williams-Verhältnisse ziemlich kurz. Seine übrigen Werke zählen gerne mal bis zu 1000 Seiten. Das hat mich anfangs etwas stutzig gemacht und enttäuscht, denn wie kann ich bei nur so wenigen Seiten so tief in die Geschichte eintauchen, wie ich es bei dem Autor gewohnt bin? Doch muss man dabei berücksichtigen, dass es sich um einen Zwischenband handelt, der lediglich einen Aspekt aufgreift, der am Ende der Osten Ard-Reihe vielleicht nicht den nötigen Abschluss gefunden hat. Auch dient „Das Herz der verlorenen Dinge“ als Brückenschlag zwischen der alten und der neuen Reihe, die im September mit Erscheinen des ersten Bandes beginnen wird.

Die Geschichte beginnt fast unmittelbar nach dem Sieg der Menschen gegen die Nornen. Doch der Rückzug der Nornen gestaltet sich alles andere als friedlich und Herzog Isgrimnur und seine Männer können natürlich nicht tatenlos zusehen, wie unschuldige Menschen getötet werden. Sie sehen sich gezwungen, erneut die Verfolgung aufzunehmen, bis in die Heimat der Nornen im hohen Norden des Landes, wo sie sie ein für allemal vernichten wollen.

Tad Williams entführte mich mit seinen sehr detaillierten Beschreibungen in den rauen und wilden Norden von Rimmersgard. Dort prägen Kämpfe, Tod und frostige Kälte den Alltag. Beide Seiten kämpfen erbittert und sind bereit, bis zum Äußersten zu gehen. Die Stimmung riss mich mit, vor allem durch die neu hinzugekommene Perspektive des Krieges aus Sicht der Nornen. Dadurch wird „Das Herz der verlorenen Dinge“ gewohnt vielschichtig.

Das einzige, was mich anfangs enttäuschte war, dass Simon und Miriamel keine größere Rolle in der Geschichte zugedacht ist. Beide waren für mich das Herzstück der alten Reihe. Auch weitere bekannte Charaktere vermisste ich schmerzlich. Doch andere, neue Charaktere machten diesen „Verlust“ etwas wett, allen voran Porto und Viyeeki. Außerdem, das verrät ein Auszug aus „Die Hexenholzkrone 1“, begegnen wir Miriamel und Simon schon bald wieder.

Charaktere

Tad Williams schreibt nicht nur eine Geschichte über eine Person, sondern über eine Vielzahl an Charakteren. Zwar gibt es immer jemanden, der die Rolle des Protagonisten verkörpert, doch viele andere Charaktere sind beinahe genauso gut angelegt und ebenso essentiell für die Entwicklung. Das Besondere ist, dass die Komplexität nicht im mindesten stört, sondern im Gegenteil den Weltentwurf umso realistischer anmuten lässt.

In „Das Herz der verlorenen Dinge“ hat Tad Williams nicht auf die gleiche Masse an Charakteren zurückgreifen können. Das erlaubt die Länge des Buches einfach nicht. Doch es treten doch einige Charaktere auf, deren Wege ich gerne mitverfolgte. Allen voran Herzog Isgrimnur, der den Kampf gegen die Nornen souverän anführt, Porto und Endri aus dem warmen Süden, die unvorbereitet in die Kämpfe hineingeraten, und Viyeki von den Nornen, der dem Orden der Baumeister angehört. Ich würde mich freuen, in der neuen Reihe mehr von ihnen zu lesen.

Fazit

In meiner Jugend habe ich einen Großteil meiner Zeit sozusagen in Osten Ard verbracht. Daher steht nicht zur Debatte, ob mich „Das Herz der verlorenen Dinge“ überzeugen konnte. Natürlich konnte es das! Ich war sofort wieder in dieser sagenumwobenen, kämpferischen und magischen Welt angekommen, als wären keine 20 Jahre ins Land gezogen. Zudem habe ich mich sehr über neue Perspektiven und interessante Erkenntnisse freuen.

Für alle, die mit „Das Geheimnis der Großen Schwerter 1-4“ nicht vertraut sind, empfehle ich aber vorab das Lesen dieser ersten Reihe. Zwar ist „Das Herz der verlorenen Dinge“ in sich abgeschlossen, doch Williams nimmt häufig Bezug auf vergangene Ereignisse. Für alle „alten Hasen“ jedoch eine ganz klare Empfehlung, denn dieses Buch macht Lust auf mehr. Willkommen zurück in Osten Ard!

Bewertung vom 11.03.2017
Die sture Raupe Rieke
Herfurth, Karoline; Engels, Claas

Die sture Raupe Rieke


sehr gut

Die Geschichte

Groß werden klingt manchmal wirklich nicht sehr reizvoll, da kann ich die sture Raupe Rieke nur zu gut verstehen. Sie hat zwar grundsätzlich nichts dagegen, ein schöner bunter Schmetterling zu werden, aber sie möchte das Tempo auf dem Weg dahin selbst bestimmen.

Die Gedanken und Empfindungen von Rieke werden in Gedichtform und kurzen Sätzen auf den Punkt gebracht. Erst dachte ich, das ist aber wenig Text um ein so schwer greifbares Thema zu beleuchten. Doch das Geheimnis liegt nicht allein im Vorlesen, sondern im darüber reden. Bei uns kamen die Fragen bereits nach der Hälfte der Geschichte: Warum will die kleine Raupe nicht groß werden? Und auch die Erkenntnis kam: Ich will ganz lange Kind bleiben.

„Ich glaub, mich streift ’ne Kuh. Lasst mich doch mit dem Größerwerden bitte noch in Ruh!“
„Die sture Raupe Rieke“ ist eine ruhige Geschichte, über die man gemeinsam nachdenken und reden kann. Es ist keine Geschichte, die nur von den gelesenen Worten allein lebt, sondern über die Botschaft, die dahintersteckt. Das gefiel mir sehr gut, auch wenn es für die ganz kleinen Leser vielleicht noch etwas schwierig sein kann, diese Botschaft wirklich zu verstehen. Hier sind dann in jedem Fall die Eltern gefragt. So haben wir das Buch zum Beispiel direkt noch einmal gelesen und dabei auf jeder Seite über das Gelesene gesprochen.

Nun mag man anmerken, dass aber nun mal jeder irgendwann erwachsen wird, so natürlich auch die Raupe Rieke. Doch auch das beleuchten die Autoren und lassen ihre Rieke am Ende zum Schmetterling werden. Und ist das dann schlimm? Nein, denn sie hatte sich so viel Zeit genommen wie sie brauchte, und dabei jede Menge Spaß gehabt.

Fürs Auge
Die Bilder ziehen sich jeweils über eine ganze Doppelseite. Für meinen Geschmack hätten sie noch ein bisschen detailverliebter sein können, andererseits strahlen sie durch ihren leicht verwaschenen Stil und die reduzierte Anzahl an Bildelementen eine große Ruhe aus. Die Bilder wirken auf mich, als wären sie aus einem Traum. Oder ein Bild aus ferner Erinnerung, so wie wir Erwachsene uns an unsere eigene Kindheit erinnern – leicht getrübt und diffus, aber dennoch lebendig.

Die Raupe Rieke ist natürlich der Mittelpunkt ein jeder Seite. Niedlich schaut sie aus, mit ihrem blonden Wuschelkopf, dem einen Zahn und ihrem Grinsen. Verschmitzt und unternehmungslustig. Man kann sie eigentlich nur mögen.

Fazit
„Die sture Raupe Rieke“ zieht ihren Wert besonders aus der Botschaft, die gerade in unserer heutigen Leistungsgesellschaft einen wichtigen Stellenwert haben sollte: Kind sein zu dürfen und dies vor allem auch auskosten zu dürfen. Die kleine Raupe ist da ein wunderbar niedliches Vorbild für alle kleinen Menschen unter uns.

Bewertung vom 10.03.2017
Sweetgirl
Mulhauser, Travis

Sweetgirl


sehr gut

Was den Roman von Travis Mulhauser so packend macht, ist der abrupte Einstieg in die Geschichte sowie die schonungslose Schilderung der Verfolgung. Vom Genre her war „Sweetgirl“ nicht unbedingt meins, Western trifft Drama, doch ich konnte es, einmal damit begonnen, nur schwer aus der Hand legen. Ich folgte Percy durch den Schnee und die Kälte und teilte ihre Sorgen um das Baby und ihre Mutter, welche sie überhaupt erst zum Haus des Drogendealers Shelton führte. „Sweetgirl“ ist ein spannender Einblick in eine für mich sehr fremde Welt, die von Armut, Drogensucht und Kriminalität geprägt ist.

Percy wächst mit einer meistenteils zugedröhnten Mutter auf. Sie hat die Schule abgebrochen, um sich und ihre Mutter über Wasser halten zu können, und erlaubt sich kaum, von einem anderen, besseren Leben zu träumen. Außer Portis Dale, einem Ex-Freund ihrer Mutter, hat sie auch keinen Vertrauten in der Nähe, niemanden, der sich um sie kümmern könnte. Diese Einsamkeit und diesen verbissenen Willen durchzuhalten trägt Percy stets mit sich, er ist es, der sie mit dem Baby immer weiter gehen lässt. Eine atmosphärisch sehr dichte Charakterstudie, die die Geschichte trägt.

Nebenher war ich aber auch fasziniert von der Gedankenwelt des ständig unter Drogen stehenden Shelton. Mulhauser versteht es, die wirren und brüchigen Gedankengänge eines Drogenabhängigen in Worte zu fassen, absurd und traurig zugleich. Dabei legt er den Schwerpunkt aber nicht auf die reine Sucht, sondern erforscht den Ursprung, deckt tiefe Gefühle auf und geht ihnen nach.

Schlussendlich geht es also um viel mehr als eine reine Verfolgungsjagd voller Action und Gewalt. Im Kern ist „Sweetgirl“ eine psychologische Betrachtung menschlicher Schicksale in einem armen und erbarmungslosen Klima.

Charaktere

Percy ist die Protagonistin dieser Geschichte, doch ich möchte nicht mit ihr beginnen, sondern mit einem Nebencharakter, der mich sehr berührt hat. Portis Dale ist zwar nicht länger Teil von Percys Familie, doch auf ihrer Flucht ist er ihre einzige Anlaufstelle, um Unterstützung zu finden. Percy ist Alkoholiker, barsch und ruppig, und trotz seiner vielen Schwächen unendlich liebenswert. Sein Verhältnis zu Percy ist von rauer, aber herzlicher Natur, und er steht ihr bedingungslos bei. Ein starker Charakter voller Schwächen, den ich so schnell nicht vergessen werde.

Percy ist ebenfalls sehr präsent und stark. Sie ist mutig und geht viele Risiken ein, um das zu tun, was in ihren Augen das Richtige ist. Wo andere bereits aufgegeben hätten, geht sie weiter. Sie ist durch ihre nicht sehr einfache Kindheit darauf getrimmt, anderen zu helfen, sie zu retten, so sehr, dass sie sich selbst dabei aber vergisst. „Sweetgirl“ zeigt daher auch, wie jemand, der in solchen Verhältnissen aufwächst es schaffen kann, dem zu entkommen oder vielmehr, dem zu entwachsen.

Shelton ist der dritte Charakter im Bunde, der seinen Teil zur Geschichte beiträgt. Er ist nicht klug, aber auf seine Weise auch nicht dumm. Vielmehr ist er an einigen Kreuzungen in seinem Leben einfach falsch abgebogen, hat die falschen Erfahrungen sammeln (müssen), die ihn zu dem haben werden lassen, der er ist. Ich konnte ihn nicht direkt mögen, doch ich konnte Sympathie für ihn empfinden und Verständnis für sein Handeln entwickeln.

Insgesamt bilden die drei Charaktere eine enorm spannende Konstellation, die ich oftmals in Büchern vermisse. Es sind vor allem die Dynamiken zwischen ihnen, die „Sweetgirl“ mitreißend und lesenswert machen.

Fazit

„Sweetgirl“ hat mich in mehrfacher Hinsicht überrascht, insbesondere durch seine Intensität und Emotionalität. Ich hatte nicht mit derart interessanten und vielschichtigen Charakteren gerechnet, und nicht mit einer – trotz aller Gewalt – so fein ausgearbeiteten Story. Es war ein sehr gelungener Ausflug in ein für mich ungewohntes Genre, ein Buch das ich empfehlen kann.

Bewertung vom 01.03.2017
Nächstes Jahr am selben Tag
Hoover, Colleen

Nächstes Jahr am selben Tag


gut

Kennt ihr diese Spiegelillusion, in der sich das eigene Spiegelbild in einem Spiegel spiegelt, das sich wiederum in einem Spiegel spiegelt, und so weiter? Ihr seht euch selbst in unendlicher Wiederholung und immer gleicher Erscheinung. So ähnlich fühlte sich für mich das Lesen der ersten Hälfte von „Nächstes Jahr am gleichen Tag“ an, nur dass sich die Protagonisten statt in Spiegeln in Romanfiguren aus Liebesromanen widerspiegeln. Fallon und Ben erleben ihre eigene Liebesgeschichte, richten diese aber an fiktiven Liebesgeschichten aus, so dass ich als Leser das Gefühl hatte, eine ständige Wiederholung von aus zig Büchern vertrauten Momenten zu erleben.

Dabei klang die Idee, dass Fallon und Ben ihr Kennenlernen und das Wiedersehen am selben Tag in fünf aufeinanderfolgenden Jahren als Vorlage für einen Roman nutzen, sehr süß. Es erinnert an „Before Sunrise“ oder „Zwei an einem Tag“. Schnell störte ich mich allerdings an den Vergleichen mit Protagonisten aus Liebesromanen, dem ständigen „im Buch würde XY jetzt dies und jenes machen“ oder „ich weiß, ich sollte eigentlich ein Macho-Typ sein, so wie in den Büchern, doch das bin ich eben nicht“. Positiv wäre es gewesen, hätte die Autorin auf dieser Basis bewusst mit einigen Klischees gebrochen, doch stattdessen lässt sie ihre Charaktere genau in jene Klischeefallen tappen, so dass sich ihr neuestes Werk in der ersten Hälfte durch keinerlei Besonderheit hervorheben kann.

Mir fehlte der Hoover-typische ernste Twist. Zwar haben beide mit Ereignissen aus ihrer Vergangenheit zu kämpfen und auch einige Narben davongetragen, doch diese für mich tragenden Elemente standen vor allem in den ersten zwei Dritteln immer etwas im Schatten der Liebesgeschichte, die fiktionale Perfektion anstrebt.

Lediglich das letzte Drittel konnte mich nochmal vollkommen überraschen und auch etwas mit dem Roman versöhnen. Hier fand Hoover wieder zu der von mir gewohnten Form zurück, die sie dazu befähigt, einen Young Adult Roman um interessante Hintergründe anzureichern, die dem Ganzen mehr Tiefe geben.

Schreibstil

Colleen Hoover schreibt wie gewohnt locker und schwungvoll, das ist einfach ihr „Ding“. Die Seiten rannen mir beim Lesen nur so durch die Finger, so dass ich das Buch in kürzester Zeit beendet hatte. Ich liebe ihr Gespür für amüsante Situationen und ihre Direktheit, mit der sie ihre Charaktere miteinander sprechen lässt. Sie lässt Fallon und Ben im Wechsel zu Wort kommen und schafft es mühelos, ihnen eine jeweils eigene Stimme zu geben. In dieser Hinsicht hat sie in „Nächstes Jahr am selben Tag“ vollkommen meine Erwartungen erfüllt.

Charaktere

Fallon und Ben sind die Protagonisten der Story und auch die einzigen wirklich detailliert ausgearbeiteten Charaktere. Alle anderen Nebencharaktere sind zwar ebenfalls gut entwickelt, doch treten sie viel zu selten in Erscheinung, als dass ich sie genauer wahrgenommen hätte. Das soll der Geschichte aber nicht zum Nachteil gereichen, denn Fallon und Ben sind sehr präsent und – ungeachtet der Story – so interessant und sympathisch angelegt, dass ich nichts und niemanden vermisste.

Mir gefiel vor allem gut, wie die Autorin die Entwicklung von Ben handhabte. Mit jedem Kapitel entfaltet sich sein Charakter mehr, konnte ich tiefer in seine Gedanken und Gefühle blicken, bis sich mir dann gegen Ende die volle Bandbreite offenbarte.

Fazit

Die Story von „Nächstes Jahr am selben Tag“ konnte mich leider nicht so überzeugen wie andere Romane von Colleen Hoover. Das liegt vor allem daran, dass Fallon und Ben ihre Beziehung bewusst wie einen Roman inszenieren und sich allzu sehr an Liebesromanen orientieren. Das hinterließ bei mir einen eher faden Beigeschmack. Das letzte Drittel konnte mich allerdings wieder mit dem Buch versöhnen, da ich darin den von mir geschätzten – und meiner Ansicht nach auch für die Autorin typischen – ernsten Ton wiederfand.