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amena25

Bewertungen

Insgesamt 278 Bewertungen
Bewertung vom 20.05.2019
Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem / Golden Cage Bd.1
Läckberg, Camilla

Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem / Golden Cage Bd.1


sehr gut

Trau ihm nicht – und ihr auch nicht!

Nach außen hin wirken Jack und Faye als das absolute Traumpaar: schön, erfolgreich, vermögend, mit einer süßen Tochter gesegnet.... Doch das scheinbare Glück hat sich schon lange ins Gegenteil verkehrt. Faye, die einst mit ihrer Geschäftsidee den Grundstein für das heutige äußerst erfolgreiche Unternehmen ihres Mannes gelegt hat, langweilt sich nun zu Hause. Zum Hausfrauen- und Mutterdasein verpflichtet, obwohl sie damit eigentlich kaum etwas zu tun hat, da Kindermädchen, Putzfrau und Köchin ihr alle Arbeiten abnehmen, hat sie nichts anderes zu tun, als sich mit den anderen Frauen anderer erfolgreicher Männer zu treffen. Verzweifelt versucht sie, ihrem Mann zu gefallen, von ihm begehrt und respektiert zu werden. Doch damit ist es wohl schon lange vorbei, Jack hat nur noch Verachtung für sie übrig und sein Interesse gilt nur noch der Firma und vermutlich anderen Frauen. Interessant ist, dass dies alles in der Ich-Form aus Fayes Perspektive geschildert wird. Dennoch kann – oder will – man sich nicht mit ihr identifizieren, auch wenn man ihr Verhalten teilweise verstehen kann.
Eher will man Faye nur noch schütteln, um ihr die Augen zu öffnen, wie sehr sie sich durch ihr Verhalten erniedrigt.
In einem zweiten Teil wird beschrieben, wie sich Faye und Jack als junge Studenten begegnet sind und was für eine starke und intelligente Persönlichkeit Faye damals war. Doch man erkennt auch ihre dunkle und gewalttätige Seite und immer wieder wird angedeutet, dass in ihrer Familie etwas Schlimmes passiert sein muss.
Als Faye ihren Mann inflagranti mit einer anderen Frau erwischt, versucht sie immer noch, ihn zu halten. Doch Jack nutzt die Situation, um Faye loszuwerden. Völlig mittellos, nur durch ihre treue Freundin Chris unterstützt, baut Faye sich eine neue Existenz auf – und sie sinnt auf Rache. Auch wenn man sich ausmalen kann, wie diese Rache aussieht und wie sie ausgehen wird, ist dieser dritte Teil doch spannend.
Insgesamt ist ,,Golden Cage“ ein spannender Roman, allerdings haben mich die klischeehaften Männer- und Frauenverhaltensweisen zunehmend gestört.
Auch wenn Läckberg mit dieser Thematik eine ganz andere Geschichte erzählt, kommt der Roman meiner Ansicht nach nicht an die Falck/Hedström-Reihe heran.

Bewertung vom 16.04.2019
SCHWEIGEPFLICHT / Stockholm-Reihe Bd.1
Lapidus, Jens

SCHWEIGEPFLICHT / Stockholm-Reihe Bd.1


sehr gut

Überfrachtet

Als in einem Ferienhaus in den Stockholmer Schären die schrecklich zugerichtete Leiche eines Mannes gefunden wird und in der nächsten Umgebung ein bewusstloser junger Mann aufgefunden wird, wird dieser sofort in Untersuchungshaft genommen. Trotz seines schlechten Zustands kann der junge Mann, Benjamin Emanuelsson, sich dahingehend äußern, dass er Emelie Jansson unbedingt als seine Verteidigerin will. Doch Emelie ist erst seit einigen Wochen Anwältin, hat einen Job bei einer der renommiertesten Kanzleien des Landes ergattert – und ist außerdem spezialisiert auf Steuer- und Wirtschaftsrecht. Von Strafsachen hat sie eigentlich keine Ahnung, dennoch fühlt sie sich Benjamin Emanuelssons Wunsch verpflichtet. Mit der Annahme des Falls widersetzt sie sich aber der ausdrücklichen Anweisung ihres Chefs und riskiert damit nicht nur ihren Job in der Kanzlei. Unterstützt wird sie von Teddy, einem Ex-Knacki, der für die Kanzlei Spezialaufträge übernimmt. Zwischen Teddy und Emelie herrscht eine merkwürdige Anziehung, der aber beide nicht nachgeben wollen. Pikant an dem Auftrag ist außerdem, dass Teddy vor Jahren den Vater von Benjamin, Mats Emanuelsson, entführt hat. Zwar geschah dies nur für einen ihm unbekannten Auftraggeber und Teddy bereut diese Tat inzwischen zutiefst. Doch Mats Emanuelsson hat sich kurze Zeit nach der Entführung durch einen Sprung von einer Fähre umgebracht. Emelie und Teddy versuchen nun, Licht in die Vergangenheit von Benjamin und seinem Vater Mats zu bringen, um so herauszufinden, wer der unbekannte Tote ist und um Benjamin verteidigen zu können. Für Teddy bedeutet dieser Fall auch die Chance einer Wiedergutmachung an der Familie Emanuelsson.
Der Fall ist äußerst komplex, sodass man sich von Beginn an mit sehr vielen Namen und zahllosen unterschiedlichen Konflikten herumschlagen muss. Die schnellen Perspektivwechsel sorgen für Abwechslung, aber auch für Verwirrung. Stellenweise führt dies zu einer Überfrachtung der Handlung, was auch der Spannung leider abträglich ist. Dennoch packt einen der Fall. Und man leidet mit Emelie mit, die als blutige Anfängerin zwar einige Dinge unorthodox angeht, aber gerade dadurch sympathisch und erfrischend wirkt.
Ein spannender, aber leider etwas ausufernder Thriller.

Bewertung vom 06.04.2019
Rückwärtswalzer
Kaiser, Vea

Rückwärtswalzer


ausgezeichnet

Schwungvolle und skurrile Familiengeschichte

Lorenz, erfolgloser Schauspieler und phlegmatisch, lebt gerne auf großem Fuß. Als seine in Heidelberg lebende Freundin Stephanie sich von ihm trennt, versinkt er in Selbstmitleid. Zuflucht und Trost findet er bei seinen drei Tanten Mirl, Hedi und Wetti und Onkel Willi, die ihn mit guten Ratschlägen und viel gutem Essen wieder aufpäppeln. Bei den exzentrischen Tanten findet er Familie, Heimat und Geborgenheit.
Als dann plötzlich Onkel Willi stirbt, der unbedingt in seiner Heimat Montenegro begraben werden wollte, ist klar, dass die Familie diesen Wunsch erfüllen muss. Da die legale Überführung viel zu teuer ist, wird der in der benachbarten Metzgerei tiefgekühlte Leichnam des Onkels in die Familienkutsche, ausgerechnet einen Fiat Panda, gepackt und Lorenz und seine drei Tanten machen dich auf die 1029 Kilometer weite Reise.
Passend zum Titel ,,Rückwärtswalzer" wird die Schilderung der Reise immer wieder unterbrochen durch Rückblicke in die Vergangenheit, durch Kapitel, die das Leben der drei Schwestern, aber auch das von Lorenz Eltern erzählt. Die teils tragischen, teils skurrilen Begebenheiten werden mit viel Humor und Wärme, aber ohne Pathos oder Gefühlsduselei geschildert, was den besonderen Reiz des Buches ausmacht.
So verweben sich die Lebensgeschichten der ungleichen Schwestern zu einer Art Patchwork-Familiengeschichte und am Ende versteht man, warum die drei im Alter zusammenleben. Auch der recht unentschlossene Lorenz scheint durch den abenteuerlichen Roadtrip erwachsener zu werden und endlich eine Richtung für sein Leben zu finden.
Ein unterhaltsames Buch über Familienbande, das einen tief berührt und zum Nachdenken und Lachen gleichzeitig bringt.

Bewertung vom 31.03.2019
1793 / Winge und Cardell ermitteln Bd.1
Natt och Dag, Niklas

1793 / Winge und Cardell ermitteln Bd.1


ausgezeichnet

Nichts für Sensible

Auch wenn 1793 in meinen Augen mehr historischer Roman als Krimi ist, kann das Werk mit fast 500 Seiten restlos überzeugen. Der Autor Niklas Natt och Dag führt den Leser nach Stockholm am Ende des 18. Jahrhunderts und wartet mit einer spannenden und vielseitigen Geschichte auf.
Bemerkenswert ist schon allein die Struktur des Romans. Das Geschehen beginnt im Herbst 1793. Ein bis zur völligen Unkenntlichkeit verstümmelter Mensch treibt in der Stadtkloake. Dem Kriegsveteranen Jean Michael Cardell, der das Bündel aus der Kloake gezogen hat, lässt der Fund keine Ruhe. Als er erfährt, dass Cecil Winge, bei der Stockholmer Polizei für besondere Verbrechen zuständig, Ermittlungen aufnimmt, schließt er sich ihm an. Cecil Winge, an Tuberkulose erkrankt und vermutlich mit seinem allerletzten Fall beauftragt, treibt die Suche nach Gerechtigkeit an. Für Cardell sind die Ermittlungen ein Ausweg aus seiner sinnlosen Existenz. Der zweite und der dritte Teil des Buches schildert die vorausgehenden Ereignisse im Sommer und Frühling des Jahres 1793. So werden für den Leser allmählich die Zusammenhänge erkennbar und die Spannung sozusagen in chronologisch umgekehrter Reihenfolge aufgebaut. Im vierten Teil werden dann alle Fäden zu einem schlüssigen und überzeugenden Ganzen zusammengeführt.
Äußerst anschaulich schildert der Autor die Schauplätze und die Atmosphäre. Als Leser meint man, das Geschehen hautnah und unmittelbar mitzuerleben. Dies führt aber auch dazu, dass manche Szenen schwer zu ertragen sind. Die Darstellung des Elends, der Armut, der hygienischen Zustände, die teils himmelschreiende Ungerechtigkeit und die sehr düstere Stimmung schlagen einem bisweilen ziemlich aufs Gemüt. Dennoch will man unbedingt wissen, was Cecil Winge und sein ,,Assistent“ fürs Grobe herausfinden.
,,1793“ ist ein absolut empfehlenswerter historischer Kriminalroman, allerdings nichts für allzu sensible Leser.

Bewertung vom 31.03.2019
Zara und Zoë - Rache in Marseille / Die Profilerin und die Patin Bd.1
Oetker, Alexander

Zara und Zoë - Rache in Marseille / Die Profilerin und die Patin Bd.1


sehr gut

Spannend, aber auch klischeehaft

Zara und Zoe sind Zwillingsschwestern und sie sind verfeindet. Außerdem stehen sie Recht und Gesetz gegenüber wie der Nord- und der Südpol. Während Zara von Hardenberg die beste Profilerin Europols ist, alles sieht, sich alles merkt, sich im menschlichen Umgang aber äußerst distanziert bis fast schon autistisch wirkt, ist Zoe eine der besten Auftragskillerinnen, die in der Unterwelt respektiert und gefürchtet ist und sich vom Leben nimmt, was sie kriegen kann. Dies klingt schon etwas klischeebehaftet und ähnlich klischeebehaftet wirken auch die ersten Szenen, in denen Zoe bei einem Go Fast über die Autobahn jagt und nebenbei mal kurz einen Helfer erschießt, weil er ihr nicht in den Kram passt. Ähnlich stereotyp wirkt die Situation, als Zara von Hardenberg die Leiche eines 14-jährigen Mädchens in den Calanques inspiziert, das mit zahllosen Messerstichen getötet wurde. Während sie die Tote und den Fundort betrachtet, rührt sich keiner ihrer Mitarbeiter, da alle wissen, dass Zara sich alle Details einprägt. Dennoch ist das Interesse des Lesers geweckt, warum gerade Europol und die Antiterrorbrigade sich um einen Mädchenmord kümmern soll. Auch will man wissen, was die beiden Handlungsstränge um die beiden ungleichen Schwestern zusammenführt. Nur durch einzelne Andeutungen erfährt man, was in der Vergangenheit in Zaras und Zoe Familie und zwischen den Schwestern vorgefallen ist, dass die beiden sich so entfremdet und sogar verfeindet haben.
Oetkers Stärke besteht meiner Meinung nach eher in der Schilderung der Landschaft, der Atmosphäre, sei es im nächtlichen Marseille oder am Meer. Die Kriminalhandlung selbst ist zwar spannend, wirkt aber auch recht konstruiert und stellenweise zu gewollt brutal.
Insgesamt hat mich ,,Zara und Zoe – Rache und Marseille“ zwar gut unterhalten, allerdings nicht restlos überzeugen können. Auch würde ich eher von einem Krimi als von einem Thriller sprechen.

Bewertung vom 10.03.2019
Lago Mortale / Simon Strasser Bd.1
Conti, Giulia

Lago Mortale / Simon Strasser Bd.1


sehr gut

Beschaulich

Hinter Giulia Conti versteckt sich keine neue italienische Autorin, sondern eine deutsche Journalistin und Reisebuchautorin, die ihre Wahlheimat, ein kleines Dorf am Lago d’Orta zum Schauplatz eines Krimis auserkoren hat. Warum deutsche Autoren immer unter einem italienischen, französischen oder sonstigem Pseudonym veröffentlichen müssen, bleibt mir ein Rätsel, das vermutlich nur die Verlage beantworten können. Immerhin kennt sich die Autorin in der Region und den landestypischen Gepflogenheiten offenbar gut genug aus, um daraus einen unterhaltsamen Krimi zu machen.
Ihr Protagonist Simon Strasser ist ein ehemaliger deutscher Polizeireporter, der sich von seinem hektischen Leben in Frankfurt an den Lago d’Orta zurückgezogen hat. Hier will er Ruhe finden und sein Leben mit oder ohne seine Partnerin neu ordnen. Dank seiner italienischen Wurzeln hat er sprachlich keine Probleme, dennoch ist er noch nicht ganz heimisch geworden.
Als er an einem heißen Augustmorgen auf einer herrenlose Yacht auf dem See die Leiche des jungen Marco Zanetti entdeckt, packt ihn seine berufliche Neugier und er beginnt auf eigene Faust zu recherchieren. Die Fabrikantenfamilie Zanetti ist reich und äußerst einflussreich, sodass Simon Strasser schon bald in deren Fokus gerät. Auch die leitende Ermittlerin Carla Moretti zeigt sich von Strassers Eigeninitiative wenig begeistert, bis Strasser dann aber auf eine heiße Spur stößt, die ihn selbst in große Gefahr bringt.
Da die Lösung des Falls recht früh schon vorhersehbar ist, hält sich die Spannung in Grenzen. Die Geschichte ist dennoch unterhaltsam und kurzweilig. Simon Strasser ist eine sympathische Figur und mit dem Lago d’Orta rückt ein etwas anderer Schauplatz ins Zentrum des Interesses.

Bewertung vom 27.02.2019
Der Patriot
Engman, Pascal

Der Patriot


sehr gut

Beängstigend


In Stockholms Zeitungsredaktionen gehören Shitstorms und sogar Morddrohungen zum Alltag. Als aber eine Journalistin kaltblütig in ihrer eigenen Wohnung ermordet wird, werden die Drohungen erst wirklich ernst genommen. Schon kurz darauf gibt es weitere Opfer. Und immer handelt es sich um Journalisten, die sich für Flüchtlinge und Migration, für Meinungs- und Pressefreiheit eingesetzt hatten.

Schon sehr bald wird dem Leser der Täter verraten: Carl Cederhielm will sich an all jenen rächen, die dazu beitragen, dass Schweden ,,überfremdet“ wird, dass immer mehr Flüchtlinge ins Land kommen. Mit zwei Kameraden plant und organisiert er die Jagd auf Journalisten. Sein Ziel ist dabei auch, als großer, patriotischer Held wahrgenommen zu werden. Beängstigend dabei ist, dass der Leser passagenweise in Carl Cederhielms Perspektive versetzt wird und damit in seine Gedankenwelt eintaucht, sodass man sich sehr intensiv mit seiner ,,patriotischen“ Sichtweise und seinem Hass auseinandersetzen muss.
Weitere Figuren, die zunächst ohne Zusammenhang mit Cederhielm erscheinen, werden nach und nach zu einem Handlungsgewebe verflochten.
So z.B. die junge Nachrichtenredakteurin Madeleine Winter, die skrupellos ihre eigene Karriere vorantreibt, oder der ehemalige Fremdenlegionär August, der in Chile ein neues Leben begonnen hat, aber nach Stockholm zurückkehren muss, da er sich mit den falschen Leuten eingelassen hat.
Nach und nach erschließen sich die Zusammenhänge zwischen den Figuren, zum Teil sehr überraschend, zum Teil vorhersehbar, aber dennoch spannend. Stellenweise sind die Schilderungen ziemlich brutal und nichts für Zartbesaitete. Trotzdem finde ich ,,Der Patriot“ ein unbedingt lesenswertes und wichtiges Buch. Da der Autor selbst aus dem Journalistenmilieu stammt, wirkt die Darstellung auch äußerst glaubwürdig und authentisch.

Bewertung vom 26.01.2019
Der Hunger der Lebenden / Friederike Matthée Bd.2
Sauer, Beate

Der Hunger der Lebenden / Friederike Matthée Bd.2


sehr gut

Die Hoffnung der Überlebenden

Der 2. Fall für Friederike Matthée, die bei der Weiblichen Polizei in Köln arbeitet, spielt im heißen Sommer 1947. Die Stadt ist nach wie vor vom Krieg gezeichnet, Hunger plagt einen Großteil der Bevölkerung. Doch so langsam erwacht auch der Lebenshunger der Menschen wieder, man geht zum Tanzen, ins Kino. So ergeht es auch Friederike, die zwar inzwischen mit ihrer Mutter in einer Schrebergartensiedlung etwas außerhalb der Stadt eine Unterkunft gefunden hat und auch ihre Stellung bei der Weiblichen Polizei etwas gefestigt hat. Doch auch sie sehnt sich nach mehr, denkt noch über ein Kunststudium nach, hat endlich eine Verabredung mit einem jungen Mann. Doch in Gedanken ist sie immer wieder bei Richard Davies, Lieutenant der Royal Military Police, mit dem sie im Winter eng zusammengearbeitet und in den sie sich verliebt hat. Doch Davies ist nach England zurückgekehrt und hat seitdem nichts mehr von sich hören lassen.
Als Friederike den Mord an der schönen Ilse Röder, einer früheren Kollegin, untersucht, ist die Täterin scheinbar schnell gefunden. Eine junge Herumtreiberin, Franziska Wagner, wurde mit der Tatwaffe in der Hand beim Opfer gefunden. Als dann auch noch herauskommt, dass Ilse Röder während der Zeit des Nationalsozialismus für die Einweisung von jungen Mädchen in ein polizeiliches Jugendschutzlager mitverantwortlich war und Franziska von Röder dort hingeschickt worden war, steht die junge Herumtreiberin als Mörderin fest. Nur Friederike Matthée hat Mitleid mit der jungen Frau und findet bei der Befragung auch einen Draht zu ihr.
Auch Richard Davies kehrt nach Köln zurück. Die drei Leichen einer gegen Ende des Krieges verschwundenen Besatzung eines Kampfflugzeugs wurden in einem Waldstück verscharrt gefunden – sie wurden offenbar erschlagen. Er fordert Friederike Matthée erneut als Unterstützung an.
Doch ihr Wiedersehen steht zunächst unter keinem guten Stern. Zu viele Hoffnungen, Ängste und zu viel Unausgesprochenes stehen zwischen den beiden. Als dann auch noch Friederikes verschollener Bruder auftaucht, der in der Wehrmacht gekämpft hat, reißen alte Wunden auf.

Der Kriminalfall selbst ist zwar spannend, steht für mich aber gar nicht so sehr im Vordergrund. Überzeugen kann der Roman vielmehr durch die eindrückliche Schilderung des historischen Hintergrunds. Das Leben der Menschen, die den Krieg überlebt und nun unter Hunger zu leiden haben, aber auch das Fortbestehen alter Machtstrukturen sowie verdrängte Verantwortung und Schuld werden anschaulich und authentisch geschildert.
Friederike in ihrer Sensibilität, aber auch ihrem Willen, für Gerechtigkeit zu kämpfen, fand ich interessant und überzeugend charakterisiert.
Ein lesenwerter Krimi, wenn man sich für Zeitgeschichte interessiert.

Bewertung vom 24.01.2019
Die alte Dame am Meer / Die Inselkommissarin Bd.3
Johannsen, Anna

Die alte Dame am Meer / Die Inselkommissarin Bd.3


gut

Zu wenig Dynamik und Spannung


Als die 79-jährige Gesa Jensen tot in ihrem Haus auf Sylt aufgefunden wird, kommt eher zufällig durch einen besonders genauen Pathologen heraus, dass die alte Dame keines natürlichen Todes gestorben ist, sondern erstickt wurde. Da Gesa Jensen einer sehr einflussreichen und alteingesessenen Sylter Familie angehört, wird Kriminalhauptkommissarin Lena Lorenzen von ihrem Chef gebeten, zu ermitteln. Dabei soll sie aber möglichst diskret und mit Fingerspitzengefühl vorgehen, um die Sylter Gesellschaft nicht zu verprellen oder zu beunruhigen. Lena Lorenzen ermittelt wieder mit Hilfe ihres Kollegen Johann Grasmann, mit dem sie auch in den vorigen beiden Fällen ein gutes Team gebildet hat. Bei ihren Recherchen stoßen sie bald auf alte Konflikte in der Jensen-Familie, die offenbar noch immer schwelen. Neben der Haushälterin benimmt sich aber auch der Arzt, der den Totenschein ausgestellt hat, sehr verdächtig. Außerdem taucht ein dubioser Erbenermittler auf, der offenbar mit dem Jensen-Clan zu tun hat. Lenas Suche führt sie in die Vergangenheit der Toten und in die Hamburger Künstlerszene der 50er Jahre.
Neben dem eigentlichen Kriminalfall rückt immer wieder Lena Lorenzens private Situation in den Fokus. Die Beziehung zu ihrem Jugendfreund Erck, der auf Amrum lebt, liegt derzeit auf Eis, da sie sich nicht für, aber auch nicht gegen ein Leben an seiner Seite entscheiden kann.
Die Idee des Plots ist durchaus originell und die Schauplätze wären eigentlich interessant. Allerdings hat man als Leser den Eindruck, Lena Lorenzen von einer Befragung zur nächsten zu folgen, dazwischen geht sie mal mit ihrem Kollegen essen oder allein am Strand spazieren. Dies bringt in meinen Augen wenig Lokalkolorit, aber auch zu wenig Dynamik und Spannung. Trotz wechselnder Schauplätze wirkt die Handlung merkwürdig statisch.
Auch bleiben die meisten Figuren etwas oberflächlich und blass. Lena Lorenzen ist zwar eine starke Frau, die aufgrund ihrer Familiengeschichte auch ihr Päckchen zu tragen hat. Allerdings wirkt sie oft emotionslos und distanziert und nicht unbedingt sympathisch.
Letztendlich konnte mich ,,Die alte Dame am Meer“ leider nicht so recht fesseln.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.01.2019
Fehltritt / Doggerland Bd.1
Adolfsson, Maria

Fehltritt / Doggerland Bd.1


sehr gut

Interessante Kommissarin

Fehltritt - welche ein passender Titel für dieses Buch! Denn nicht nur Kommissarin Karen Eiken Hornby, fast fünfzig, realisiert gleich auf der allerersten Seite des Krimis einen für sie besonders unangenehmen Fehltritt. Wacht sie doch am Morgen nach dem großen Austernfest betrunken neben ihrem arroganten Chef in einem Hotelzimmer auf. Diese Szene und die anschließende ,,Flucht" aus dem Hotelzimmer liest sich äußerst witzig und amüsant. Endlich mal ein Krimi, der nicht mit einem grausamen und blutigen Prolog beginnt.
Auf ihrer Fahrt nach Hause erkennt Karen beim Vorbeifahren Susanne Smeed, die Ex-Frau ihres Chefs, wie sie gerade von einem morgendlichen Bad im Meer ins Haus zurückgeht.
Noch am selben Tag wird Susanne Smeed brutal in ihrem Haus erschlagen. Zu den Verdächtigen zählen in erster Linie natürlich ihr Ex-Mann. So soll nun Karen den Fall übernehmen. Dies ist zwar äußerst unangenehm, da sie nun gegen ihren eigenen Chef ermitteln muss und eigentlich nur sie selbst ihm - zumindest für die Nacht - ein Alibi geben kann. Andererseits kann Karen ihren männlichen Kollegen nun endlich beweisen, was sie kann. Ihre Recherchen führen sie in die Kindheit und Jugend des Mordopfers. Susanne kam in einer Art Aussteiger-Kommune zur Welt. Ist der Täter in diesem Umfeld zu suchen? Auch in der Vergangenheit spielten Fehltritte diverser Personen eine große Rolle und wirken bis heute nach. Die ausführliche Schilderung dieser Verwicklungen nimmt dem Krimi leider etwas Spannung und Dynamik.

Die Handlung spielt hauptsächlich auf der fiktiven Inselgruppe Doggerland, zwischen Großbritannien, den Niederlanden und Dänemark gelegen. Geprägt durch die verschiedenen Nationen, die sich dort ansiedelten, die Insellage und das raue Nordseeklima entsteht so eine ganz eigene, noch unverbrauchte, jedoch deutlich skandinavisch geprägte Atmosphäre.
Besonders gut gefallen hat mir Kommissarin Karen Eiken Hornby in ihrer sehr direkten und kompromisslosen Art. Erst nach und nach erfährt man von ihrer schweren Bürde, was den Krimi noch einmal menschlicher und interessanter wirken lässt.