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Pharo72
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Zittau
Über mich: 
Büchersüchtige, introvertierte Leseratte!

Bewertungen

Insgesamt 461 Bewertungen
Bewertung vom 12.02.2020
Abgeschlagen / Paul Herzfeld Bd.1
Tsokos, Michael

Abgeschlagen / Paul Herzfeld Bd.1


sehr gut

Paul Herzfeld ist seit einem Jahr am Kieler Institut für Rechtsmedizin. Sein egozentrischer Chef, Professor Schneider, hat nur ein Ziel: sich durch eine möglichst bahnbrechende Aufklärung eines brutalen Mordes hervorzutun und dadurch den demnächst vakanten Posten des Leiters des Instituts zu erlangen. Doch bei den letzten Obduktionen verhält sich Schneider seltsam und Herzfeld lassen gewisse Ungereimtheiten keine Ruhe. Als auch noch der Hausmeister Hansen sich ihm mit einem Geheimnis anvertraut, muss Herzfeld schon bald nicht nur um seines, sondern auch um das Leben seiner Familie bangen.

Meine Meinung:

Nachdem man in „Abgeschnitten“ (gemeinsam mit Sebastian Fitzek) bereits schon mal von Paul Herzfeld lesen durfte, widmet sich der anerkannte Forensik-Experte Professor Michael Tsokos nunmehr in einer Trilogie den beruflichen Anfangsjahren der Figur und startet mit „Abgeschlagen“.

Das Cover mit der Machete ist schlicht, aber sehr eindrucksvoll und eines guten Thrillers würdig. Die Geschichte startet dann auch spannend und der Leser steht direkt mitten im Geschehen. Bei den Beschreibungen der verschiedenen Sektionen kommt natürlich das große Fachwissen von Tsokos zum Tragen, für meinen Geschmack fast ein wenig zu detailliert. Hier zeigt der Roman dann auch ein paar Längen und reißt erst zum Ende hin beim packenden Showdown wieder richtig vom Hocker.

Das liegt wohl aber auch daran, dass der Täter sehr früh feststeht und es quasi kaum Überraschungen oder Wendungen gibt. Dennoch ist der Thriller flüssig und solide geschrieben und weiß zu unterhalten. Die recht kurzen Kapitel und jeweils genauen Standortangaben sind dabei sehr hilfreich.

Ich bin schon gespannt, wie es mit Herzfeld weitergeht und werde sicher auch die Folgebände lesen. Für Fans von True Crime sicher nicht die falscheste Wahl.

Bewertung vom 08.01.2020
Offline - Du wolltest nicht erreichbar sein, Jetzt sitzt du in der Falle.
Strobel, Arno

Offline - Du wolltest nicht erreichbar sein, Jetzt sitzt du in der Falle.


ausgezeichnet

Digital Detox lautet das Zauberwort. Ein Reiseunternehmen möchte dieses besondere Erlebnis in seinen Katalog aufnehmen und akquiriert dazu eine Gruppe von jungen Leuten als Testpersonen. Fünf Tage ohne Handy, Internet und jeglichen Kontakt zur Außenwelt. Was als spannendes Experiment beginnt, wird schnell lebensgefährlich, als in dem durch extremen Schneefall total von der Welt abgeschlossenen Bergsteigerhotel bereits in der ersten Nacht einer der Teilnehmer brutal verstümmelt wird und kurz darauf stirbt. Einer von ihnen muss ein Mörder sein – und wer ist der Nächste auf seiner Liste?

Meine Meinung:

Mit „Offline“ hat mich Arno Strobel seit Längerem mal wieder vollends überzeugt. Die Idee einer digitalen Auszeit in unserer heutigen technikabhängigen Welt ist schon mal spannend, die Umsetzung ist es auch. Natürlich kein ganz neuer Plot – eine von der Außenwelt abgeschnittene Gruppe, in der ein Mörder sein Unwesen treibt. Damit hatte bereits Agatha Christie Erfolg. Aber schließlich kann man das Rad nicht immer wieder neu erfinden.

Ich mag solche Psycho-Experimente, wo Personen mit unterschiedlichsten Charakteren in Extremsituationen aufeinandertreffen. Wo jeder jeden verdächtigt und so nach und nach auch bei fast jedem eine Leiche im Keller gefunden wird, sodass zumindest die Möglichkeit besteht, er wäre der Täter. So kann man als Leser fleißig miträtseln. Die Auflösung habe ich in ähnlicher Form zwar erahnt, aber der Weg dorthin war dennoch außerordentlich aufreibend.

Vor allem aus der Perspektive eines der Opfer zu lesen, war extrem aufwühlend. Unvorstellbar, was ein Mensch in dieser Situation wohl durchmachen muss. Hier beweist der Autor extremes Einfühlungsvermögen.

Ich kann im Moment wirklich nur noch sehr wenig privat lesen und brauche teilweise unheimlich lange für ein Buch. Mit „Offline“ hat es Arno Strobel jedoch geschafft, mich bedingungslos an seine Geschichte zu fesseln und das Buch in kürzester Zeit zu beenden. Daumen hoch und weiter so, lieber Arno!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.01.2020
Postscript - Was ich dir noch sagen möchte / Holly Kennedy Bd.2
Ahern, Cecelia

Postscript - Was ich dir noch sagen möchte / Holly Kennedy Bd.2


gut

Als Holly Kennedy vor sieben Jahren viel zu früh ihren Mann und damit die Liebe ihres Lebens durch den Krebs verlor, half ihr seine Idee einer Reihe von Briefen mit bestimmten Aufgaben wieder zurück ins Leben. Inzwischen ist sie gefestigt und hat auch einen neuen Lebenspartner gefunden. Als eine Gruppe Todgeweihter auf ihre Geschichte aufmerksam wird, einen „PS. Ich liebe dich“-Club gründet und um ihre Unterstützung bittet, ist sie ganz und gar nicht begeistert, fürchtet sie doch, wieder in die Zeit der Trauer zurückgezogen zu werden. Doch je mehr sie sich auf die Menschen einlässt, desto größer erachtet sie das Geschenk, das Gerry ihr hinterlassen hat und findet endlich ihren eigenen Sinn im Leben.

Meine Meinung:

Als ich erfuhr, dass mit „Postscript“ eine Fortsetzung von „PS. Ich liebe Dich“ erscheinen soll, war ich einerseits hocherfreut, aber auch skeptisch, da ich mir nicht wirklich vorstellen konnte, was zum Ende einer meiner Lieblingsgeschichten noch kommen könnte. Das Buch, wofür ich überdurchschnittlich lange gebraucht habe, hat mich dann auch zwiegespalten zurückgelassen.

Vielleicht liegt es daran, dass die Lektüre des Buches einfach doch zu lange her ist und mir die Verfilmung, die ich vor allem wegen Gerry Butler über alles liebe, wesentlich präsenter in Erinnerung ist. Auf jeden Fall konnte ich mit Holly und auch dem Rest ihrer Familie nicht mehr richtig warm werden und trotz einiger sehr berührender Szenen hat mich die Story insgesamt doch eher kalt gelassen.

Sehr schön fand ich die Rückblenden in die Zeit mit Gerry, weil mich der Mann damals einfach umgeworfen hat und ihn wiederzutreffen, ein tolles Gefühl war. Besonders auch sein letzter Brief hat mich tief berührt.

Allerdings finde ich dieses ganze Aufleben der Vergangenheit, indem sie sich der Aufgabe stellt, anderen Todgeweihten mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, für Holly persönlich nicht so gut, auch wenn sie darin aufzugehen scheint. Doch Gerrys Schatten wird somit wieder übermächtig und ich möchte nicht in der Haut ihres neuen Partners stecken.

Insgesamt muss ich einschätzen, dass es diese Fortsetzung nicht wirklich gebraucht hat. Es war ganz nett zu lesen, konnte mich aber weder so emotional fesseln wie der Vorgänger noch richtig tief berühren.

Bewertung vom 04.12.2019
Lena Halberg: Der Cellist
Nybørg, Ernest

Lena Halberg: Der Cellist


sehr gut

Eher durch Zufall stößt die Journalistin Lena Halberg auf der Suche nach einer neuen Story auf den mysteriösen Selbstmord eines Bankers. Sie nimmt die Fährte auf und wird in den Panama-Papers fündig. Martin Kurkov, ein eiskalter Finanzhai, der sich gern als Kunst-Mäzen und Förderer des jungen Cellisten Andrej Majinski präsentiert, scheint in diverse krumme Geschäfte verwickelt zu sein. Wie schmutzig diese sind und dass sich Lena auf der Jagd nach Beweisen in höchste Gefahr begibt, bemerkt sie fast zu spät.

Meine Meinung:

Eigentlich schien die Geschichte um Lena Halberg mit dem letzten Teil der Trilogie (Paris ´97, New York ´01 und London ´05) von Ernest Nybørg beendet, aber die Journalistin ist zurück und kein bisschen ruhiger geworden. Sie lebt mittlerweile in der Nähe von Bozen und arbeitet für einen italienischen Sender. Nachdem sie einen Aufhänger gefunden hat, verbeißt sie sich in gewohnter Manier in die Story und trotzt jeder Gefahr. Das tut sie für meinen Geschmack manchmal ein wenig zu verantwortungslos und ohne Rücksicht auf ihr Umfeld.

Der Autor hat einmal mehr hervorragend recherchiert und bedient sich echter Pressemeldungen, um daraus eine spannende Story zu konstruieren. Diese wirkt denn auch äußerst authentisch und wirklichkeitsnah. Die Spannung nimmt diesmal etwas langsamer Fahrt auf und auch der Leser muss eine anfängliche Verwirrung aufgrund recht vieler Schauplätze in Kauf nehmen. Die Jagd nach Informationen und verschiedenste Verbrechen führen quer über den Erdball und verdichten sich zu einem Sog, dem man sich spätestens ab der Hälfte des Buches nicht mehr entziehen kann.

Natürlich sind die Hintergründe der Bücher der Trilogie aufgrund ihrer Brisanz und Öffentlichkeitswirksamkeit für viele sicher noch spannender zu lesen, ich bilde da keine Ausnahme, aber wer sich für politische Verstrickungen speziell auf dem Finanzsektor interessiert, ist mit diesem Roman definitiv gut bedient. Ein Thriller, der einen mitfiebern lässt, aber auch nachdenklich macht.

Bewertung vom 07.11.2019
Die Frau des Kaffeehändlers
Rubin, Susanne

Die Frau des Kaffeehändlers


ausgezeichnet

Im Jahr 1896 lässt sich der Hamburger Kaufmann Paul Magnussen auf einen Deal mit dem Bankier Ferdinand Claasen ein, um sein Unternehmen voranzubringen. Für einen großzügigen Kredit soll er dessen älteste Tochter Amalia heiraten. Doch eigentlich ist es ihre schöne Schwester Helene, für die vom ersten Augenblick an sein Herz höherschlägt.

2018 findet Melina Peters im Nachlass ihrer Großmutter einen Ordner voll mit Informationen über die Familie Magnussen. Sie nimmt es als Zeichen, sich bei dem traditionsreichen Familienunternehmen zu bewerben und wird die persönliche Assistentin des Juniorchefs Leonard Magnussen, für den sie bald mehr empfindet, als gut für sie ist. Wie tief sie jedoch selbst in die Familiengeschichte verstrickt ist, hätte sie sich nie träumen lassen.

Meine Meinung:

Schon lange habe ich mich auf den Roman von Susanne Rubin gefreut, die ich bereits unter ihrem Pseudonym Susanne Schomann sehr zu schätzen gelernt habe. „Die Frau des Kaffeehändlers“ hat einfach alles, was man von einer packenden Familiensaga erwarten darf. Nicht eine Minute habe ich mich bei diesem Buch gelangweilt und sowohl die Ausflüge in die Vergangenheit (1896 und 1945) als auch den Handlungsstrang, der in der Jetztzeit spielt, sehr genossen.

Susanne Rubin hat einen wunderbaren Schreibstil, sehr bildhaft, detailreich, aber auch romantisch. Sie spielt gekonnt mit den Gefühlen der Leser. Ich war einige Male den Tränen nah, die Schicksale der Protagonisten lassen einfach niemanden kalt. Die durchaus verzwickten Familiengeheimnisse werden häppchenweise aufgelöst, sodass die Spannung bis fast zur letzten Seite auf hohem Niveau bleibt. Man will einfach immer weiterlesen und ist regelrecht traurig, dass es dann doch schon vorbei ist.

Man merkt der Autorin ihre Liebe zu ihrer Heimatstadt Hamburg an, aber auch, dass sie zu einer guten Tasse Kaffee nicht Nein sagen würde. Ihre Recherchen zum Kaffeehandel der damaligen Zeit sind unverkennbar.

Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet, besonders Amalia glänzt als starke und energiegeladene Frau, die ihrer Zeit weit voraus ist und auch unbequeme Wege nicht scheut.
Der Roman hat mich rundum bestens unterhalten und kann Liebhabern von dramatischen Liebesgeschichten mit einer Prise Historie nur empfohlen werden.

Ich freue mich bereits jetzt auf den nächsten Roman der Autorin, der im September 2020 wieder bei Heyne erscheinen wird.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.10.2019
Erebos Bd.2
Poznanski, Ursula

Erebos Bd.2


gut

Nick Dunmore kann es kaum glauben, als auf seinem Handy das Icon von Erebos auftaucht, ein Fantasy-Rollenspiel, das ihn vor zehn Jahren fest im Griff hatte und beinahe seine Zukunft zunichte gemacht hätte. Selbstverständlich will er nichts damit zu tun haben, doch Erebos findet Mittel und Wege, ihn zum Mitspielen zu animieren.
Derek hingegen, im Alter von sechzehn Jahren wie damals Nick, zögert nicht lange und lässt sich schnell von der Spielewelt gefangen nehmen. Auch als er in der realen Welt Aufgaben erledigen muss, die für ihn keinen Sinn ergeben, ist sein Misstrauen nur marginal vorhanden. Beide ahnen nicht, welches Ziel Erebos verfolgt und werden zu willigen Schachfiguren.

Meine Meinung:

Ich habe nachgeschaut, Erebos habe ich 2011 gelesen. Zu lange her, um sich an alle Details zu erinnern. Aber ich weiß noch sehr gut, wie mich das Buch damals in seinen Bann geschlagen hat. Als ich erfuhr, es würde eine Fortsetzung geben, war ich hellauf begeistert und habe das Buch direkt bei Erscheinen geordert.

Es fing auch ganz gut an und schnell war ich wieder von Erebos‘ Spielewelt gefangen genommen. Aber dann kam auch bald die Ernüchterung. Alles plätscherte nur so dahin, so richtige Spannung gab es erst wieder zum Ende. Viel Neues hat Erebos dann doch nicht zu bieten, außer dass es inzwischen sämtliche technischen Geräte nach seinem Belieben manipulieren kann und man quasi nie ohne Beobachtung ist. Das wirkt in manchen Teilen dann schon wieder unglaubwürdig, wobei andere Möglichkeiten, wie z. B. soziale Medien, fast gar nicht Anwendung finden.

Positiv ist, dass durch die unterschiedlich verteilten Aufgaben, die Erebos stellt, der Leser unmöglich herausfinden kann, um was es eigentlich geht. Bis fast zum Schluss bleibt daher das eigentliche Ziel undurchsichtig, was auch dazu führt, dass die Grundspannung bestehen bleibt, weil man einfach wissen will, worauf alles hinausläuft. Aber Suchtgefahr besteht meines Erachtens diesmal nicht.

Die Auflösung selbst fand ich dann auch ein wenig an den Haaren herbeigezogen. War es wirklich nötig, dafür Erebos zu reaktivieren, wenn mit den vorhandenen Informationen sicher auch auf anderem Weg das gleiche Ergebnis erzielt hätte werden können?

Das Buch kann auch ohne Kenntnis des ersten Bandes gelesen werden. Wie gesagt, sind meine Erinnerungen auch nur bruchstückhaft und ich hatte keine Probleme, mich zurechtzufinden. Wer einen echten Pageturner lesen mag, sollte dennoch zum Erstling greifen und sich dann selbst ein Bild über die Fortsetzung machen.

Meiner Meinung nach ein solider Nachfolger, aber nichts wirklich Aufregendes und man hätte auch gut darauf verzichten können.

Bewertung vom 28.08.2019
Für immer die Deine
Voosen, Jana

Für immer die Deine


ausgezeichnet

Der Hamburger „Zeitgeist“-Verlag will eine Sonderausgabe zum Beginn des Zweiten Weltkrieges bringen, der sich zum 80. Mal jährt. Die nach wie vor nicht so ganz ernst genommene Journalistin Marie sieht hier ihre Chance, sich zu profilieren. Ihr Noch-Ehemann Simon weist sie auf eine Anzeige hin, in der das Ehepaar Hansen ihr 79. Ehejubiläum feiert. Das betagte Paar wäre genau der richtige Aufhänger für eine spannende Geschichte, denkt sich Marie und macht sich auf den Weg ins Alte Land.

Klara ist erst 17, als sie von ihrem Jugendfreund Fritz schwanger wird. Um den Skandal möglichst gering zu halten, heiraten die beiden. Ihr Glück währt nicht von langer Dauer, denn der Zweite Weltkrieg bricht an und Fritz muss an die Front. Klara schlägt sich mehr schlecht als recht mit ihrem kleinen Sohn Paul in Hamburg durch. Sie hilft dennoch ihrem älteren Nachbarn, der allerdings ein Geheimnis hegt. Dieses bringt sie in große Gefahr und ihre Ehe ins Wanken.

Meine Meinung:

Ich lese immer wieder gern Geschichten, die zu Kriegszeiten spielen, wo manche Menschen über sich hinausgewachsen sind. Daher hat mich die Buchbeschreibung von „Für immer die Deine“ auch sofort angesprochen. Das Buch hat mir dann letztlich mehr gegeben, als ich mir davon versprochen hatte.

Die dramatische Lebens- und Liebesgeschichte des Ehepaares Hansen zieht den Leser von der ersten Seite an in seinen Bann. Die wenigen glücklichen Zeiten, die die beiden vor Kriegsbeginn miteinander haben, berühren ebenso wie die dann folgenden Entbehrungen, einschneidenden Veränderungen und grausamen Ereignisse. Klara ist nicht ohne Fehler, aber genau das macht sie so authentisch. Bis zuletzt bangt man um die große Liebe der Hansens und auch Marie wird klar, dass Verzeihen einen Großteil zu einer langjährigen Lebensgemeinschaft beiträgt und überträgt es auf ihr eigenes Leben.

Ich war wie Klara beim Lesen hin- und hergerissen zwischen Verantwortung, schlechtem Gewissen, aber auch überbordenden Gefühlen in einer Welt, wo nichts mehr ist, wie es mal war. Jana Voosens Roman hat mich tief bewegt und einmal mehr gewisse Wertevorstellungen überdenken lassen. Uneingeschränkte Empfehlung für Leser tiefgründiger Liebesgeschichten, die einen so schnell nicht loslassen.

Bewertung vom 30.07.2019
Islandsommer
Johansson, Kiri

Islandsommer


ausgezeichnet

Als Merits Beziehung zerbricht und sie kurzerhand eine neue Wohnung braucht, die in Berlin gar nicht so leicht zu finden ist, nimmt sie spontan das Angebot an, den Sommer über ein Haus in Reykjavik samt Kater zu hüten. Nicht damit gerechnet hat sie, dass es einen weiteren Mitbewohner gibt. Kristján ist von seiner neuen Nachbarin, die sein ruhiges Leben ordentlich durcheinanderwirbelt, anfangs wenig begeistert, hat er doch genug eigene Probleme. Haben die beiden dennoch eine Chance auf eine neue Liebe?

Meine Meinung:

Ich habe mich sehr gefreut, dass unter dem offenen Pseudonym Kiri Johansson seit langer Zeit mal wieder etwas Neues von Jeanine Krock auf dem Buchmarkt erscheint, deren fantastische, magische Romane ich immer sehr gern gelesen habe.

Ganz ohne Magie geht es auch diesmal nicht ab, dafür sorgt schon das sagenumwobene Setting, denn der Glaube an Elfen und Trolle spielt auf Island noch immer eine große Rolle. Überhaupt nimmt die Vulkaninsel mit ihrer wilden Natur einen besonderen Platz im Roman ein. Der Leser erfährt durch die bildhaften Beschreibungen der Autorin sehr viel über Land und Leute, was den Wunsch erweckt, das alles einmal mit eigenen Augen sehen zu wollen.

Das Cover erweckt den Eindruck einer locker-leichten Liebesgeschichte, aber das ist ganz und gar nicht der Fall. Beide Protagonisten haben schweres Gepäck zu tragen und stellen sich nur langsam ihrer Vergangenheit. Sensibel und einfühlsam nimmt Kiri Johansson sich die Zeit, ihre Traumata aufzudecken. Kristján bleibt bis zum Ende etwas undurchsichtig, dafür lernt man Merit, aus deren Sicht auch meist erzählt wird, mit allen Facetten kennen. Wie sie neue Freunde findet, sich wieder ihrem künstlerischen Talent öffnet und schlussendlich auch der Liebe eine neue Chance gibt, ist berührend beschrieben.

Mir hat auch sehr gefallen, dass die Figuren nicht bis zum Ende umeinander herumschleichen, sondern sich, natürlich in gegenseitigem Einverständnis, nehmen, worauf sie Lust haben. Liebenswerte Nebenfiguren tragen ebenfalls zur rundum gelungenen Geschichte bei.

Somit kann ich für diesen tiefgründigen, sehr informativen Roman über einen Neubeginn im Ausland nur meine wärmste Empfehlung aussprechen.

Bewertung vom 01.07.2019
Tödliches Klassentreffen
Jakob, Adriana

Tödliches Klassentreffen


sehr gut

Als Kommissar Rauch nach einem feucht-fröhlichen Klassentreffen mit einem Kater erwacht, rechnet er nicht damit, umgehend mit einem äußerst persönlichen Fall konfrontiert zu werden. Denn ausgerechnet in der Turnhalle seiner alten Schule wird eine Leiche gefunden. Und Rauch kennt nicht nur das Opfer sehr gut, sondern vermutlich auch den Täter. Er weigert sich jedoch, daran zu glauben, dass einer seiner engsten Freunde ein Mörder sein könnte. Seine geschätzte Kollegin und Fallanalytikerin Dr. Sophie Hagen hilft ihm bei den Ermittlungen, bei denen Rauch den Täter vorerst bewusst außerhalb seines Freundeskreises auf die Spur kommen will.

Meine Meinung:

Die erfolgreiche Autorin Adriana Popescu wagt sich mit neuem Pseudonym erstmals ins Krimi-Genre, welches sie persönlich sehr schätzt. Ich war gern bereit, ihren Kommissar Rauch bei seinem ersten Fall zu begleiten.

Das Buch liest sich äußerst flüssig, hält unter anderem auch aufgrund der kurzen und dialoglastigen Kapitel konstant ein hohes Spannungsniveau und lässt den Leser bis zur Auflösung miträtseln. Auf dem Weg dahin gibt es die ein oder andere überraschende Wendung. Genau so, wie ich es mag. Allerdings hat der Kommissar an der erfolgreichen Klärung des Falls keinen wirklich großen Anteil. Beinahe täglich fliegt ihm quasi ein neues Detail zu, wobei auch Kollege Zufall keine kleine Rolle spielt, und schlussendlich setzt sich das Puzzle eher selbsttätig zusammen.

Dass der Autorin ihr Stuttgart sehr am Herzen liegt, spürt man auf jeder Seite. Obwohl ich die Stadt noch nie besucht habe, wird alles so bildhaft beschrieben, dass ich mir vieles gut vorstellen konnte und der Wunsch in mir erwachte, ihr einmal einen Besuch abzustatten.

Besonders gelungen fand ich die Charakterisierung der Figuren. Nicht nur Rauch und seine Kollegin Hagen sind eindrucksvoll skizziert mit all ihren persönlichen Problemen, auch die weiteren Nebenfiguren wie EDV-Genie Frederike Jansen, der Gerichtsmediziner oder auch Kollege Dörflinger machen einen sehr sympathischen Eindruck, sodass man einfach mehr von ihnen lesen möchte. Es gibt keine explizite Liebesgeschichte, aber so ein bisschen unterschwellig ist bei Hagen und Rauch etwas zu spüren. Ich glaub, da geht noch was. Zu sehr leidet Rauch unter einem möglichen Verlust seiner Kollegin.

Was mir ein wenig Schwierigkeiten bereitet hat beim Lesen waren die Namen. Es wird von der Person relativ willkürlich mal mit Vor-, mal mit Nachnamen, mal mit Berufsbezeichnung gesprochen. Da Sophie nun aber mit Hagen auch noch einen Nachnamen hat, der ebenfalls als Vorname vorkommt und in meinem näheren Umfeld sehr präsent ist, hatte ich mitunter Schwierigkeiten bei der Geschlechterzuordnung.

Die Mischung zwischen persönlichen Befindlichkeiten der Ermittler und dem Fortgang der Ermittlungen war perfekt ausgeglichen, sodass nichts auf der Strecke blieb. Potential für weitere spannende Fälle ist auf jeden Fall gegeben und ich kann den Krimi Liebhabern weniger blutrünstiger Geschichten, die dafür aber viel Lokalkolorit und ausgefeilte Charaktere zu bieten haben, sehr empfehlen.

Bewertung vom 11.06.2019
Garten der Wünsche
Valentin, Kristina

Garten der Wünsche


ausgezeichnet

In einer kleinen Pension im idyllischen Örtchen Lindenbühl treffen Klara und Romy aufeinander. Die eine hingebungsvolle Besitzerin, deren Lebenswerk durch ein Bauprojekt in Gefahr gerät und deren Träume noch in eine ganz andere Richtung gehen. Die andere tief verzweifelt aufgrund eines unerfüllten Kinderwunsches, der sogar ihre Ehe in Gefahr bringt. Der wunderschöne Garten ist für beide Trost und Erdung. Kann er helfen, ihnen den richtigen Weg zu weisen?

Meine Meinung:

Der zweite von Kristina Valentin bei Diana erschienene Roman ist ein sehr ruhiges Buch. Und gerade das hat mir besonders gefallen. Ich konnte mich sehr gut fallen lassen und vom täglichen Alltagsstress Abstand nehmen. Der Garten mit all seinen Eigenheiten wurde von der Autorin wunderbar beschrieben und obwohl ich wahrlich kein großer Gärtner bin, momentan leider nicht mal Zugang zu einem Garten habe, zog es mich unweigerlich raus in die Natur und ich war versucht, auch mal einen Baum zu umarmen. Man spürt deutlich Kristinas Liebe zur Natur und wie wichtig ihr der richtige Umgang mit ihr ist. Es steckt auf jeden Fall Magie im Buch, vielleicht an der einen oder anderen Stelle ein wenig überzogen. Der feinsinnige Humor, den ich bei der Verfasserin schon seit Jahren so liebe, ist ebenfalls Bestandteil.

Die Hauptfiguren Klara und Romy, aus deren Perspektive immer im Wechsel erzählt wird, waren mir direkt sympathisch. Aber auch den Nebenfiguren, wie anderen Gästen oder auch den liebenswerten Lindenbühlern, versteht es die Autorin, Leben einzuhauchen. Das Buch bietet weder große Überraschungen hinsichtlich des Endes noch übermäßige Dramatik. Eben ein stilles Wunder, für das man sich öffnen muss. Der Anhang mit Balkon- und Gartentipps passt perfekt zum Buch und ich freue mich schon auf mein nächstes Waldbaden.

Fans der Autorin, vor allem aber Natur- und Gartenliebhaber können mit dem Buch absolut nichts falsch machen. Nehmt euch eine Auszeit und taucht ab in die verträumte Welt von Lindenbühl.