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Lesehonig
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Berlin

Bewertungen

Insgesamt 178 Bewertungen
Bewertung vom 27.02.2022
Meine kleine Welt
Arenz, Ewald

Meine kleine Welt


ausgezeichnet

In diesen Tagen hat Ewald Arenz mit seinem neuen Buch bei mir für Zerstreuung gesorgt. Er gewährt uns mit dieser Sammlung an Kurzgeschichten, Einblicke in sein Familienleben. Alltagssituation sind abstrus und witzig überspitzt dargestellt und doch findet man sich als Elternteil und Katzenbesitzer in allem wunderbar wieder. Seine drei Kinder Theo, Philllys und Otto, aber auch seine Frau Juliane und sie Familienkatze bringen den Familienvater regelmäßig an den Rande des Wahnsinns. Während Theo und Phillys mitten in der Pubertät stecken und meistens verbale Kämpfe ausfechten, ist der kleine Otto mit kreativen, zerstörerischen Idee am Werk. Ich habe wirklich an einigen Stellen herzhaft lachen müssen und gerne auch meinem Mann einige Geschichten vorgelesen. Wir haben uns in den einzelnen Anekdoten wiedergefunden und waren begeistert vom Wortwitz und Humor des Autors. Familie ist etwas Wunderschönes, aber sie kann auch wirklich anstrengend und energiesaugend sein. Dies offen auszusprechen und sich selbst dabei nicht so ernst zu nehmen ist unglaublich sympathisch und liebenswert.

Bewertung vom 22.02.2022
Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße
Leo, Maxim

Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße


sehr gut

Was bezeichnen wir als Wahrheit? Eine Übereinstimmung von Aussagen zu einem Sachverhalt? Oder ist die Wahrheit das was die meisten Menschen als die Wahrheit ansehen?
Der mittellose Videothekenbesitzer Hartung, fällt einem Journalisten in die Hände der eine aufregende Story wittert. Vor einigen Jahrzehnten passierte Hartung als Mitarbeiter der Bahn Berlin-Ost ein Missgeschick. Dies sorgte dafür, dass 127 DDR Bürger mit der S-Bahn plötzlich in den Westen fuhren. Passend zum 30. Jahrestag des Mauerfalls lässt sich daraus natürlich eine wunderbare Story machen, findet der Journalist Landmann. Und so entsteht der Held vom Bahnhof Friedrichstrasse. Die Dynamik der Story hat ihre eigene Komik. Vorurteile der Wessis nähren die Lüge ebenso, wie Hartungs Geldsorgen und die Eitelkeiten des Journalisten Landmann. Und so wird plötzlich aus dem genügsamen Hartung ein umjubelter, doch unentdeckter Hochstapler. Aber wem macht er etwas vor? Wem schadet er? Ist die Wahrheit wichtig, oder ist die Geschichte die ein gutes Gefühl vermittelt und den Menschen Hoffnung gibt nicht ebenso berechtigt zu existieren?
Maxim Leo ist ein wunderbarer Geschichtenerzähler. Er versteht es die Eigenheiten der „Ossis“ und „Wessis“ zu karikieren, Politiker blass, Verbrecher böse und die Liebe rein aussehen zu lassen. Der Roman unterhält auf rührende Art und Weise und gibt doch auch etwas über uns preis. Denn manchmal ist es gar nicht die Wahrheit die wir hören wollen, sondern die Geschichte die uns mehr gibt als die Wahrheit.

Bewertung vom 16.02.2022
Das Vorkommnis / Biographie einer Frau Bd.1
Schoch, Julia

Das Vorkommnis / Biographie einer Frau Bd.1


ausgezeichnet

„Das Vorkommnis“ Biographie einer Frau von Julia Schoch
Auf einer Lesung wird die Autorin von einer fremden Frau angesprochen, die sich ihr als ihre Halbschwester vorstellt. Dieses Ereignis verändert alles. Was gewesen ist erscheint als Lüge, was die Zukunft bringt macht misstrauisch. Wir tauchen tief ein in die Gefühls- und Gedankenwelt der Protagonistin. Und dennoch erfahren wir durch die sprachliche Eleganz der Autorin eine kühle Distanz. Die Schlagkraft dieses Vorkommnisses ist nicht auf den ersten Blick ersichtlich, sondern halt nach und bewegt sich wie eine verschlingende Lavamasse durch ihr das Leben. Plötzlich wird alles was feststand in Frage gestellt. Die liebsten Menschen sind plötzlich fremd und fern vom eigenen Selbst. Die Gedanken verstricken sich in Kreisen und nehmen immer absurdere, teils paranoide Züge an. Julia Schoch hat hier in Worte verpackt was einem selbst in den eigenen Gedanken wirr vorkommt. Sie beherrscht das Wort wie ein Instrument und komponiert aus dem Ereignis ein Gebilde von allumfassender Klarheit.
Dies ist der erste Band einer Trilogie. Dennoch empfinde ich das Werk als vollkommen und bin wirklich neugierig auf welche Art und Weise Julia Schoch diese Reihe fortführen wird.

Bewertung vom 15.02.2022
Abenteuer auf Römö
Hedemann, Birgit

Abenteuer auf Römö


ausgezeichnet

„Abenteuer auf Rømø- Lilly,Nikolas und der Bunkerschatz“ von Birgit Hedemann
Illustrationen von Sabrina Pohle

Wir kommen gerade aus den (Buch-)Ferien. Und erlebt haben wir wieder eine ganze Menge mit der Familie Sonnenschein. Dieses mal reisten wir mit ihnen nach Dänemark auf die Insel Rømø. Es gab auch hier wieder unglaublich viel zu entdecken. Wir haben mit den Geschwistern eine Tour durch die Bunkeranlagen gemacht, haben viel über die Wikinger gelernt, waren im Legoland, in Ȧahus, im Kommandørgården und auf dem Hastbjerg. Begleitet wurden wir von dem guten Hausgeist Nisse, der uns täglich neue Aufgaben und Rätsel vor die Haustür legte. Und dann wurde es noch richtig abenteuerlich, als die Lilly und Nikolas zwei jugendlichen Schatzjägern in die Quere kamen. Dieses Buch war tatsächlich wie ein kleiner Urlaub für meine Tochter und mich. In der trüben Winterzeit konnten wir von Strand und Meer träumen und es uns auf der Dänischen Insel so richtig gut gehen lassen. Die tollen Illustrationen haben uns begleitet und uns das Leseerlebnis versüßt. Wir sind auch von diesem Band der großartigen Kinderreisebuch-Serie begeistert. Wären wir nicht schon große Fans, dieses Buch hätte uns definitiv auf den Geschmack gebracht. Nun fehlt nur noch der Sommer, damit wir unsere Buchferien in der Realität erleben können.

Bewertung vom 10.02.2022
Keine bösen Tiere - Das etwas andere Tierbuch für Kinder ab 7 Jahren
Corrigan, Sophie

Keine bösen Tiere - Das etwas andere Tierbuch für Kinder ab 7 Jahren


ausgezeichnet

„Keine Bösen Tiere“ von Sophie Corrigan
In diesem Kinderbuch sind je zwei Doppelseiten einer Tierart gewidmet. Zuerst erfährt man durch viele Bildchen und Sprechblasen alles Grausige was man so schon oft über bestimmte Tiere gehört hat z.B. das Krähen fies sind und einen nur erschrecken wollen, oder das Gerücht das man im Schlaf Spinnen verschluckt. Auf der nächsten Seiten wird dann mit den Vorurteilen aufgeräumt. Die Gewohnheiten und Lebensweisen der Tiere werden ins rechte Licht gerückt. Sachverhalte werden erklärt und viele interessante Fakten preisgegeben. Ich war mir zuerst nicht ganz sicher wie ich das Buch finden soll. Aber als ich gesehen habe wie viel Spaß es meiner Tochter macht, hat sich meine Skepsis verflüchtigt. Meine Erkenntnis aus diesem Buch war: Es ist erschreckend, Menschen haben nicht nur Vorurteile gegenüber anderen Menschen, Kulturen und Lebensweisen sondern tatsächlich auch Vorurteile Tieren gegenüber. Und auch der Abbau dieser Vorurteile lässt sich nur vollziehen indem man mehr über das Gegenüber erfährt, es von allen Seiten betrachtet, hinterfragt warum es etwas tut und es kennenlernt. Dann wird aus der hinterhältigen Hyäne ein intelligentes und soziales Tier.

Bewertung vom 05.02.2022
Dschinns
Aydemir, Fatma

Dschinns


ausgezeichnet

„Dschinns“ von Fatma Aysemir
In der islamischen Vorstellung leben die Dschinn als unsichtbare Wesen mitten unter den Menschen. Nur in besonderen Ausnahmesituationen werden sie sichtbar. Fatma Aysemir erzählt uns von einer kurdischen Familie, deren einzelne Mitglieder in ihrem eigenen Mikrokosmos leben. Schnittpunkt in dieser Geschichte ist der Familienvater Hüseyin. Als junger Mann kam er nach Deutschland um hier in einer Fabrik durch harte Arbeit sein Geld zu verdienen. Sein Leben lang hat er sich und seiner Familie kaum etwas gegönnt um später seinen Lebensabend in einer Istanbuler Eigentumswohnung verbringen zu können. Doch dann, endlich am Ziel, bricht er in dieser Wohnung zusammen und stirbt. Die gesamte Familie reist an um Abschied zu nehmen. Doch jedes Familienmitglied bringt seine eigene Geschichte mit. Und ebenso wie die für uns nicht sichtbaren Dschinn begreifen wir, dass auch die sichtbaren Menschen viel umgibt, dass für andere unischtbar bleibt. Alle Lebenswege sind ineinander verwoben und dennoch einzigartig.
Fatma Aysemirs Erzählstil hat eine bedrückende und brodelnde Stimmung heraufbeschworen. Der Tod lässt die Lähmung schwinden und macht sichtbar was unter Masken verborgen lag, um dann in einer Erschütterung zu gipfeln. Großartige Literatur die mit sanften Tönen auskommt.

Bewertung vom 01.02.2022
Unser kostbares Leben
Fuchs, Katharina

Unser kostbares Leben


sehr gut

„Unser Kostbares Leben“ von Katharina Fuchs
Wir begleiten drei Mädchen auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden in den 1970er Jahren. Die Geschichte beginnt 1972 mit den 11 jährigen Mädchen Minka, Caro und Claire. Zentrale Themen des Buches sind die Umweltverschmutzung durch die Industrie, Arzneimittelforschung an Heimkindern, Tierversuche und die Politik der 70er Jahre. Durch die jungen, naiven Augen der drei Protagonistinnen wird uns ein Blick ins Deutschland der 70er Jahre gewährt und damit auch ein Einblick in die politischen Einstellungen, Stimmungen und den Alltag der Bewohner Mainheims. Alle drei entwickeln sich, teilweise in unterschiedliche Richtungen, was sie jedoch eint ist die Rebellion gegen die Elterngeneration. Aus den Kindern mit ihrem Glauben an die allwissenden und liebenden Erwachsenen, werden junge Frauen die ernüchtert feststellen, wie ihre Umwelt und ihre Zukunft zerstört wird, und die den Finger in die Wunde legen und Unbequemes ansprechen und bekämpfen. Wir können aber auch die Politische Entwicklung beobachten. Weg von den zwei großen, alles unter sich aufteilenden Parteien, hin zu Strömungen, die es durch die steigende Akzeptanz in der Bevölkerung in die Parlamente schaffen.

Das Buch umfasst über 600 Seiten und ist somit sehr umfangreich. Dafür werden auch viele Missstände jener Zeit Thematisiert. Für mich ergab sich beim Lesen ein ständiges Auf und Ab. Mal war ich total gefesselt von der Geschichte und habe Zeit und Raum vergessen können. Bei Zeitsprüngen im Buch, musste ich mich erst wieder an die veränderten und älter gewordenen Charaktere gewöhnen und fühlte mich etwas herausgerissen. Beendet habe ich das Buch mit einem Gefühl von Rührung. Besonders umgetrieben hat mich, dass dieser Einblick so realistisch und authentisch war. Und das dieses kostbare Leben nicht in weit entfernter Vergangenheit liegt sondern erst einen Wimpernschlag entfernt ist. Die Jugendlichen die heute auf die Straße gehen und für das Recht auf eine intakte Umwelt und Zukunft demonstrieren, sind die Kinder dieser Kinder jener Zeit. Wieso vergessen wir im Laufe des Älterwerdens was uns in der Jugend umtrieb. Ist es Abstumpfung, Resignation oder Erkenntnis?

Bewertung vom 25.01.2022
ewig her und gar nicht wahr
Frenk, Marina

ewig her und gar nicht wahr


ausgezeichnet

Das Hörbuch zu „ewig her und gar nicht wahr“ von Marina Frenk gesprochen von der Autorin.
Kira ist Künstlerin und lebt mit Marc und ihrem gemeinsamen Sohn Karl in Berlin. Sie erzählt uns eine Geschichte, ihre Geschichte, aber auch die ihrer russisch-jüdischen Verwandten. Denn alle Generationen verbindet etwas-die Flucht. Seit dem zweiten Weltkrieg würde die Familie heimatlos hin und her getrieben. Immer auf der Suche nach einem friedlichen Ort zum Leben. Kira hat ihre Heimat in Berlin gefunden. Dennoch fühlt sie sich nicht richtig real in dieser Welt. Ihre Erzählungen driften immer wieder ab in surreale Bilder, von denen man erst auf dem Höhepunkt begreift, dass sie nicht real sind. Fiktion und Wirklichkeit vermischen sich, wie bei einem Kunstwerk und schaffen so beim Hörer ein sagenhaftes Kopfkino. Kira versucht sich an realen Personen festzuhalten, wie ihrer beste Freundin oder ihren kleinen Sohn Karl. Sie dienen ihr als Anker. Dazwischen reisen wir mit ihr zwischen den Zeiten und den Wirklichkeiten hin und her. Marina Frenk schafft es plastische Kunstwerke so in Worten auszudrücken, dass sie beim Hörer ganz reale und überraschende Emotionen ausdrücken. Die können zwischendurch auch wirklich unangenehm sein, aber wenn diese Szene dann vorüber ist, weckt sie einfach nur Faszination für diese hohe Kunst des Ausdrucks. Besonders erwähnenswert bei diesem Hörbuch ist unbedingt die warme und sympathische Stimme der Autorin. Ihr melodischer Klang trägt einen hoffnungsvoll durch die schwermütige Geschichte. Sie hat die Geschichte für mich zu einer Erinnerung werden lassen, die ich immer mit ihrer Stimme verbinden werde und noch 100te Male hören könnte.

Bewertung vom 23.01.2022
Don't hate me / Don't Love Me Bd.2
Kiefer, Lena

Don't hate me / Don't Love Me Bd.2


ausgezeichnet

„Don't hate me“ von Lena Kiefer
In zauberhafter Kulisse der griechischen Insel Korfu, spielt sich ein Liebesdrama ab. Da dies der zweite Band der Don't-Reihe ist, und der Titel es ja schon verrät, könnt ihr euch vorstellen, dass die große Liebe zwischen Kenzie und Lyall schwer erschüttert wurde. Als Kenzie das Angebot erhält beim Innenausbau eines Hotels auf Korfu zu helfen, kommt ihr diese Ablenkung wie gelegen. Aber das Leben macht ihr einen Strich durch die Rechnung, denn auch ihr Ex, Lyall hat bei diesem Hotel seine Finger mit im Spiel. Es beginnt ein wundersamer Tanz aus Ablehnung, Zuneigung und Verlangen. Lena Kiefer hat es wieder geschafft den Spannungsbogen bis weit über 300 Seiten zu halten. Das führte dazu, dass es bei mir wieder eins dieser Bücher wurde die ich innerhalb von 3 Tagen verschlungen habe. Ja, dass Genre ist „New Adult“ und ja, davon bin ich mittlerweile meilenweit entfernt. Aber bin ich deshalb zu alt? Ich denke nicht! Denn manchmal muss man sich einfach zurückfallen lassen in Zeiten, in denen die erste Liebe der Mittelpunkt des Universums war. Wo alle anderen Probleme dahinter verblassten und man sich einfach nur geliebt und unbesiegbar gefühlt hat. Also traut euch! Lasst den Alltag hinter euch und erlebt die erste große Liebe und das Glück der Jugend durch die wunderbaren Worte Lena Kiefers.

Bewertung vom 12.01.2022
Von Füchsen und Menschen
Kimmig, Sophia

Von Füchsen und Menschen


ausgezeichnet

„Von Füchsen und Menschen“ von Sophia Kimmig
Der Fuchs hat längst den städtischen Raum erobert und lebt mitten unter uns. Doch wie genau lebt er in der Hauptstadt Berlin? Was findet er zu fressen? Wie sieht sein Tages(Nacht)ablauf aus? Sophia Kimmig war dem Rotbraunen viele Jahre auf der Fährte, hat Füchse in ihrem Lebensraum gefangen und besendert und konnte so viele interessante Einblicke in das Fuchsleben gewinnen. Dabei ist auch viel Kurioses, Lustiges und Seltsames geschehen, von dem sie uns erzählt. Denn welcher Berliner rechnet schon damit im Großstadttrubel einem Fuchs zu begegnen? Besonders nicht an einer Dönerbude oder im Bus. Ich habe in diesem Buch viel neues über Füchse, aber auch über das „andere“ Nachtleben meiner Stadt gelernt. Nun sehe ich so manche Spur mit anderen Augen und weiß auch die brachliegenden Schandflecken der Stadt als Rückzugsort für Wildtiere zu schätzen. Aus Sophia Kimmigs Worten fließt so viel Liebe und Begeisterung für „ihre“ Füchse, dass es mich sehr berührt hat. Sie hat einen unglaublich schönen und mitreißenden Schreibstil und hat das Buch mit ihrer liebevollen Art beseelt und zu etwas ganz besonderem gemacht. Von mir gibt es hier eine klare Leseempfehlung, und das nicht nur für Naturliebhaber, sondern für alle die neugierig sind und sich auf das Abenteuer jenseits ihres Häuserblocks einlassen wollen. Denn vielleicht ist der ständig nachts bellende und seltsam heiser klingende Nachbarhund, gar keiner?!