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anette1809 - katzemitbuch.de
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Sulzheim
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Mein Blog: https://katzemitbuch.de/

Bewertungen

Insgesamt 957 Bewertungen
Bewertung vom 03.06.2019
52 kleine & große Eskapaden in der Region Rhein-Main
Waltinger, Sarah

52 kleine & große Eskapaden in der Region Rhein-Main


ausgezeichnet

Ich bin schon vor einigen Jahren dazu übergangen keine “normalen” Reiseführer mehr zu kaufen. Entweder recherchiere ich vor Beginn einer Reise im Internet und suche mir dort alle notwendigen Informationen zusammen oder ich greife zu Reihen wie “111 Orte…” oder “Lieblingsplätze”, die sich mit einer geographischen stark begrenzten Region befassen, was jedoch sehr individuell, reich bebildert und im Detail beschrieben geschieht.
Hier hat man das Gefühl, Reiseberichte und Tipps von Personen zu erhalten, die diese Orte tatsächlich erkundet haben, statt ein bloßes Zusammentragen von Informationen aufgetischt zu bekommen.

Dies geschieht auch in den “52 Eskapaden” aus dem DuMont Reiseverlag. Zumal die Autorin Sarah Waltinger unter itchyfeet-travel als Bloggerin über ihre Reisen berichtet und auch auf Instagram zu finden ist.
Nun hat es sie, statt in die Ferne, rund um ihre Heimatstadt Mainz verschlagen, wo sie unter “Nur ein paar Stündchen”, “Raus für einen Tag” und “Ferien für ein Wochenende” von den unterschiedlichsten Freizeitangeboten aus der Rhein Main Region in Wort und Bild berichtet.
Einige Ziele kannte ich bereits, von manchen habe ich schon gehört, doch viele waren neu für mich und es hat mir stellenweise die Sprache verschlagen, welche Vielfalt und Vielzahl von Freizeit- und Erholungsangeboten fast vor meiner Nase liegen.
Natürlich tragen das fantastische Layout und die stimmungsvollen Fotos der Autorin viel dazu bei, dass man diese Eskapaden am liebsten nicht nur von vorne bis hinten durchschmökern, sondern auch direkt erkunden möchte.
Aber auch vom Informationsgehalt her muss sich dieses Buch nicht verstecken. Kurz und knapp führt Sarah Waltinger zu jeder Eskapade die wichtigsten Details unter den Punkten “Hin & weg”, “Beste Zeit”, “Dauer & Strecke” und “Ausrüstung” auf.
Hier ist mir besonders positiv aufgefallen, dass sehr viel wert darauf gelegt wurde die öffentlichen Verkehrsmittel aufzuführen, mit denen man die beschriebenen Ausflugsziele erreichen kann. Des Weiteren gefällt mir sehr gut, dass nicht nur von Dauer und Länge der enthaltenen Wanderstrecken die Rede ist, sondern auch, ob es Höhenmeter zu bewältigen gibt. So lässt es sich besser abschätzen, ob man die erwähnten Strecken auch schaffen kann, wenn man nur unregelmäßig wandern geht oder von Kindern begleitet wird.

Einen schnellen Einblick ins Buch erhält man im Glossar, wo neben Übersichtskarten und einem alphabetischen Register auch ein QR-Code mit den GPX-Tourendaten enthalten ist.
Überhaupt finde ich die Aufmachung des Buches frisch und zeitgemäß, da die Eskapaden mit mehreren Hashtags versehen sind. So kann man sie nicht nur von eigener Seite aus mit diesen Hashtags bei Instagram versehen, sondern im Vorfeld eines Ausflugs gezielt danach stöbern. Vielleicht sind ja schon andere Leser auf Sarahs Spuren im Rhein Main Gebiet gewandelt?

Bereits mit meinem ersten Eskapaden-Buch ist für mich klar, dass dies eine weitere Lieblingsreihe von Reiseliteratur für mich ist.
Ich kann die Eskapaden dank der Vielfalt der ausgewählten Angebote und des zeitlich gesteckten Rahmens wirklich Groß und Klein, Singles, Freunden und Familien, also eigentlich jedem, der seine Freizeit gerne abwechslungsreich gestaltet, aber dafür nicht immer in die Ferne reisen will oder kann, empfehlen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.05.2019
Der blaue Stein
Liao, Jimmy

Der blaue Stein


sehr gut

“Der blaue Stein” des Bilderbuchkünstlers Jimmy Liao ist für mich ein sehr metaphorisches Buch, welches man auf verschiedene Art und Weise interpretieren kann. In meinem Fall war die daraus gezogene Botschaft eine zwar traurige, aber dennoch tröstliche, doch zunächst zum Inhalt der Geschichte:

Im tiefen Wald liegt ein großer, blauer Stein, der eines Tages durch Menschenhand in zwei Teile geteilt wird. Der eine Teil verbleibt im Wald, der andere Teil wird fortgeschafft.
Die Hälfte des Steins, die aus dem Wald entfernt wird, erlebt ab diesem Zeitpunkt vielfältige Abenteuer und wechselt dabei immer wieder sein Aussehen. Mit jedem Abenteuer und jeder Form, die damit einhergeht, verliert er jedoch an Substanz, da er jedes Mal von der Sehnsucht nach seiner anderen Hälfte im Wald überwältigt wird und darüber zerbricht. Erst, als fast nichts mehr von ihm übrig ist, schafft er es in den Wald zurückzukehren.

Für mich ist “Der blaue Stein” ein Buch über die Vergänglichkeit von Gefühlen, obwohl der blaue Stein, der in die Welt hinausziehen musste, nie seine andere Hälfte vergessen hat. Es sind aber die Gefühle und Emotionen der Menschen, die seinen Weg etappenweise begleiten, die oft nur von kurzer Dauer sind und damit sein Weiterziehen veranlassen.
Des Weiteren war das Ende für mich ein Symbol für die Vergänglichkeit des Lebens und sehr traurig, da ich es beim ersten Lesen derart interpretiert habe, dass es dem halben Stein erst durch seinen Tod gelingt wieder zu seinem Ursprung zurückzukehren.
Trotz dieser traurigen Metaphern war die Geschichte auch tröstlich für mich, denn sie zeigt, dass man etwas, was zusammengehört, nicht zu trennen vermag und die Sehnsucht eine immerwährende Verbindung darstellt.

Auch wenn “Der blaue Stein” für mich eine recht traurige, oder melancholische, Lektüre ist, so finde ich es faszinierend, wie vielschichtig die Geschichte des Steins ist, da ich bereits beim zweiten Lesen und Anschauen ganz andere Sichtweisen auf dieses Bildermärchen entwickelt habe.

Die Ausführung bleibt leider etwas hinter dem opulenten “Das Kino des Lebens” zurück. Meiner Meinung nach gebührt den traumhaften Geschichten Jimmy Liaos grundsätzlich eine großformatige Hardcoverausstattung, dennoch ist die Klappenbroschur qualitativ hochwertig auf einer sehr guten Papierqualität umgesetzt.

Bewertung vom 30.05.2019
Mein märchenhaftes Suchbilderbuch
Ellerbeck, Caroline

Mein märchenhaftes Suchbilderbuch


sehr gut

“Mein märchenhaftes Suchbilderbuch” ist erfrischend anders vom Layout und den Illustrationen zu Such- oder Wimmelbüchern, die ich bereits kenne.
Der Hintergrund ist extrem zurückgenommen, so dass sich die farbenprächtigen Figuren stark vom schwarzen Papier absetzen. Dennoch gibt es auf allen Doppelseiten viel zu entdecken.
Das Querformat in DINA4 trägt weiterhin dazu bei, dass man das Buch sehr gut zu zweit oder zu dritt gemeinsam betrachten kann.

Im Buch sind insgesamt acht Märchen enthalten, die namentlich auf dem hinteren Buchdeckel aufgeführt sind:
Der Wolf und die sieben Geißlein
Rapunzel
Hänsel und Gretel
Aschenputtel
Rotkäppchen
Dornröschen
Schneewittchen
Der kleine Däumling

Die teilnehmenden Charaktere sind auf der vorderen Vorsatzseite bildlich und dem Namen nach aufgeführt, so dass man gleich sieht, nach wem man auf den einzelnen Illustrationen Ausschau halten kann.
Doch nicht nur die auf dem Vorsatz abgebildeten Märchenfiguren gilt es zu entdecken, auch verschiedene Tiere und Gegenstände tauchen wiederholt auf jeder Doppelseite auf.
Kindern bereitet es ganz besonders viel Spaß hier nach dem Kater Ausschau zu halten, der an den gestiefelten Kater erinnert, oder anderen Tieren wie der Eule oder der kleinen Biene. Dies fordert zudem ihren Entdeckersinn heraus und bereitet noch lange Spaß, nachdem man alle partizipierenden Märchen in den Illustrationen entdeckt hat.

Die meisten abgebildeten Märchenszenen kennt man genauso aus dem dazugehörigen Märchen, jedoch hält das Buch auch in dieser Hinsicht einige Überraschungen bereit, die sich zu entdecken lohnen.
Besonders gut hat mir dabei gefallen, dass die abschließende doppelseitige Illustration die Märchenfiguren vereinigt und Charaktere, die in den Märchen zu den Fieslingen gehören, hier nochmal von einer anderen Seite gezeigt werden.
Diese alternativen Enden gibt es zusätzlich auf der hinteren Vorsatzseite zu entdecken. Sie zeigen, dass Konflikte nicht im Streit auseinandergehen müssen, sondern man neue Freunde auch an Stellen finden kann, wo man es gar nicht erwartet.

Ist es nicht schön, dass das Ende im Märchen zur Abwechslung für alle Figuren ein Happy End bereithält?

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.05.2019
Fred am Tell Halaf
Tetzner, Birge

Fred am Tell Halaf


ausgezeichnet

Fred war mir zwar schon lange ein Begriff, tatsächlich habe ich bislang aber nur das Hörspiel "Robin Hood" aus dem Ultramar Media Verlag gehört, welches kein Teil einer Serie ist.
Anlässlich der Neuauflage des zweiten Teils von Freds archäologischen Abenteuern "Fred am Tell Halaf" habe ich mich nun jedoch daran gewagt diese Reihe zu erkunden, obwohl mir das Auftakthörspiel zu Freds Erlebnissen nicht geläufig ist. Obschon es einige Verweise auf die erste Expedition an der Seite seines Vaters gibt, die ihn damals zu den Skythen führte, versteht man seine Erlebnisse am Tell Halaf in Syrien auch ohne diese Vorkenntnisse.

Freds Vorhaben seinem Vater dieses Mal eine wirkliche Hilfe bei dessen Arbeit zu sein, zerschlägt sich gleich am ersten Tag in Syrien. Er hört die Stimme von Max Oppenheim, der 1899 auf dem Tell Halaf Überreste der aramäischen Stadt Guzana ausgräbt. Auf diese Ausgrabung folgt eine Lebensaufgabe für Max von Oppenheim, die nach Deutschland führt und bis in die heutige Zeit hineinreicht, obwohl Max Oppenheim schon lange nicht mehr unter uns weilt.
Doch damit nicht genug, reist Fred durch die Zeit bis zu dem Punkt als Max Oppenheim die Grabungen in Syrien durchführt und lernt nicht nur waschechte Beduinen kennen, sondern lernt dort viel über deren Kultur und die "geretteten Götter", die damals noch in ihrer ganzen Pracht vor dem Palast von Tell Halaf wachen.

Das abenteuerliche Hörspiel rund um Fred und Max Oppenheim entführt seine Zuhörer in eine fremde Kultur und längst vergangene Zeiten. Besonders beeindruckt, aber auch ein wenig traurig gestimmt, hat mich jedoch das Schicksal der Steinfiguren, die im Laufe ihrer Geschichte nicht nur einmal der Zerstörung anheimgefallen sind und wieder gerettet wurden.
Zudem hat man natürlich im Hinterkopf, dass sich das Bild von Syrien in den letzten Jahren durch den Krieg gewandelt hat. So gibt das heutige Schicksal der geretteten Götter Syriens Max von Oppenheim zum einen Anlass zur Freude, zum anderen aber auch Grund zur Trauer.

Eine wunderbare Ergänzung zu diesem abenteuerlichen Hörvergnügen ist das ausführliche und reichlich bebilderte Booklet, welches ein weiteres Mal auf eine Zeitreise mit den geretteten Göttern vom Zeitpunkt der Ausgrabung bis ins heutige Berlin entführt. Die Bilder zeigen altes Material von Max und Oppenheim und seinen Grabungen in Syrien, aber auch Fotos der Restaurierungen sind enthalten.
Des Weiteren besitzt das Booklet ein Vorwort zur Neuauflage und ein Inhaltsverzeichnis über die einzelnen Kapitel der Geschichte. Auf dem Pappcase der CD selbst sind die Sprecher und weiteren Mitwirkenden der Produktion zu finden.

"Fred am Tell Halaf" hat in mir die Lust geweckt, auch die anderen bisher erschienenen Abenteuer mit ihm erleben zu wollen. Der besondere Reiz der Reihe liegt darin begründet, dass man sehr viel über fremde Kulturen lernt und zwar auf eine derart interessante und kurzweilige Weise, welche die Hörspiele sowohl für kleine als auch große Hörer attraktiv macht.

Reiheninfo:
Folge 1: Fred im Land der Skythen
Folge 2: Fred am Tell Halaf
Folge 3: Fred in Pergamon
Folge 4: Fred im Reich der Nofretete
Folge 5: Fred bei den Wikingern
Folge 6: Fred in der Eiszeit
Folge 7: Fred bei den Maya

Bewertung vom 30.05.2019
Das Apfelkuchen-Geheimnis
Breinl, Juliane

Das Apfelkuchen-Geheimnis


ausgezeichnet

Zippas größtes Hobby ist das Backen, auch wenn dies für eine Elfjährige ungewöhnlich erscheint. Es liegt ihr einfach im Blut. Leider findet sie dafür nur noch wenig Zeit und Ruhe, seit sie große Schwester von Zwillingsbrüdern geworden ist. Die beiden kleinen “Sabberlinge”, wie Zippa Leon und Julius nennt, haben das Leben der Familie auf den Kopf gestellt und die Wohnung wird für fünf Personen langsam zu klein. So muss Zippa zugunsten der Zwillinge in ein kleineres Zimmer neben der Küche weichen, was ihren Unmut und ihre Eifersucht auf die beiden natürlich noch verstärkt.
Doch von unerwarteter Seite zeigt sich eine Lösung für dieses Problem. Zippas geliebte Uroma ist verstorben und vererbt der Familie eine alte Villa, die ihrer ebenfalls verstorbenen Halbschwester Anna gehört hat. Die Freude über das Erbe ist groß, doch noch größer ist die Verwunderung. Warum hat niemand davon gewusst, dass Uroma Emilia eine Halbschwester hatte?
Neben diesem Rätsel bereitet Zippa auch ihre Freundschaft zu Max seit einiger Zeit Sorgen. Die beiden waren immer unzertrennlich, doch seit Max’ Cousine Sonja vorübergehend bei Max eingezogen ist, ist Zippa eifersüchtig…

Hinter dem Apfelkuchen-Geheimnis verbirgt sich weit mehr als eine abenteuerliche Suche nach einem alten Familienschatz. Viel mehr legt Juliane Breinl hier eine vielschichtige Geschichte über Freundschaft und Familie hin, die sich viel mit Eifersucht in ihren verschiedenen Formen beschäftigt. Sei es innerhalb der Familie zwischen Geschwistern, oder zwischen Freunden, wenn ein Dritter zu einer jahrelang bestehenden Freundschaft hinzustößt.
Da das Apfelkuchen-Geheimnis eine Geschichte für sehr junge Leser ist, lösen sich die verschiedenen Eifersüchteleien natürlich im Laufe der Handlung auf.
Die Geschichte hat auch eine leicht gruselig, mysteriöse Note, die mit der geerbten Villa und dem Familienschatz zusammenhängt. Aber auch hier sind der Verlauf und die Auflösung kindgerecht verfasst.
Neben der Eifersucht kommen aber auch schöne Dinge zur Sprache, die mit Familie zu tun haben. Hinter dem Apfelkuchen-Geheimnis verbirgt sich nämlich eine Tradition und ein besonderes Talent. Zippa ist nicht die erste der Familie, der die Kunst des Backens in die Wiege gelegt wurde…

Obwohl die Geschichte altersgerecht eher knapp ausfällt und die Kapitel kurz gehalten sind, so dass auch Wenigleser bei der Stange gehalten werden, sind die Charaktere ausgereift und die Handlung vielschichtig. Besonders hat mir die gruselige Note nach dem Bezug der Familienvilla gefallen und die Suche nach dem Familienschatz. Aber auch zu Beginn liest sich das Buch flüssig, obwohl Zippa einem manchmal arg kindisch erscheint. Doch angedacht dessen, dass damit die Eifersucht auf ihre Brüder und Sonja noch stärker herausgekehrt wurde, fand ich dies im Zusammenhang passend.

“Das Apfelkuchen-Geheimnis” ist eine vielschichtige und spannende Geschichte für junge Leser und Leserinnen, die nebenbei aufzeigt, dass es unsinnig ist auf Familienmitglieder oder Freunde oder Freunde von Freunden eifersüchtig zu sein. Zum einen wird Liebe und Freundschaft nicht weniger, wenn man sie mit jemandem teilt, zum anderen hilft es, wenn sich zum Reden zusammensetzt, bevor es zu Missverständnissen oder gar zum Streit kommt.

Ein I-Tüpfelchen sind die schönen Illustrationen, und dass das Apfelkuchen-Geheimnis am Ende kein Geheimnis bleibt, denn die Autorin teilt das Rezept am Ende mit den Lesern der Geschichte ;)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.05.2019
Dry
Shusterman, Jarrod;Shusterman, Neal

Dry


ausgezeichnet

Gemeinsam mit seinem Sohn Jarrod hat Neal Shusterman ein Buch über einen Notstand geschrieben, der in den heutigen Zeiten der Überbevölkerung und unserem nachlässigen Umgang mit unserer Umwelt leider gar nicht wie eine Dystopie anmutet, sondern sich erschreckend real anfühlt.

Alyssa dreht an einem heißen Junitag in Kalifornien den Wasserhahn auf, doch es passiert nichts. Nicht ein Tropfen Wasser kommt aus der Leitung. Bei den Nachbarn spielt sich das gleiche Szenario ab, dennoch ist die Wasserknappheit in den Nachrichten noch kein Thema. Dort heißt es nur, dass sich die Bewohner Kaliforniens gedulden sollen, und dass an einer Lösung gearbeitet wird.

Tatsächlich sieht es aber ganz anders aus. In den Supermärkten sind sämtliche Getränke ausverkauft, sogar die Eisvorräte in den Kühlungen sind aufgebraucht. Auf der Jagd nach dringend benötigten Getränkevorräten müssen Alyssa und ihr Bruder am eigenen Leib erfahren, wie schnell die Zivilisation auf der Strecke bleibt, wenn man ums nackte Überleben kämpfen muss. Dann ist sich jeder selbst der Nächste. Innerhalb einer Familie bleibt der Zusammenhalt noch bestehen, aber bereits in der Nachbarschaft macht sich das erste Misstrauen breit und die Türen bleiben vor Bittstellern geschlossen.
Doch greifen wir uns hier mal an die eigene Nase. Unter dem Gesichtspunkt, dass unklar ist, ob und wann die Notlage beendet ist, würden wir anderen Menschen helfen und damit die Vorräte für uns und unsere Familie mindern?

Neal und Jarrod Shusterman gelingt es fürwahr die Wasserknappheit und die Reaktionen der Menschen so authentisch darzustellen, dass ich beim Lesen permanent ans Trinken und allgemein an Wasserverbrauch und Ressourcenverschwendung denken musste.
Man kann sich sehr gut in die Protagonisten hineinversetzen und ihre Reaktionen nachvollziehen und sogar Verständnis für sie aufbringen, selbst wenn man das gar nicht möchte.

Neben Alyssa und ihrem jüngeren Bruder wird die Geschichte aus drei weiteren Perspektiven erzählt, wovon eine aus der Sicht ihres Nachbarn Kelton ist, der Sohn der einzigen Familie, die sich auf eine derartige Katastrophe eingestellt hat.
Obwohl alle fünf Erzähler Jugendliche oder Kinder sind, so sind sie jedoch vom Charakter und ihrer Reaktion auf den Wassernotstand sehr unterschiedlich, so dass es den beiden Autoren anhand der verschiedenen Erzählperspektiven perfekt gelingt, den Leser zum Nachdenken anzuregen und immer wieder eine andere Sicht auf mögliche Verhaltensweisen zu werfen.

Auch wenn einen beim Lesen die Bandbreite an Gefühlen zwischen Panik, Angst, Ekel und schlimmen Vorahnungen beinahe zerreißt, so ist es schier unmöglich die Geschichte aus der Hand zu legen. Es hat etwas von Gaffen bei einem Unfall. Man will nicht hinsehen, und dennoch sieht man sich außerstande den Blick abzuwenden.
So real die Geschichte ist, hat das Autorenduo es bei aller Authentizität dennoch geschafft das Thema jugendgerecht aufzuarbeiten. Es ist nichts beschönigt, es spielen sich erschreckende Szenen ab, dennoch gucken die beiden zur richtigen Zeit weg, beziehungsweise überlassen einiges der Fantasie des Lesers, so dass der Inhalt gerade noch zu ertragen ist und man durch die Negativmeldungen nicht völlig aus der Fassung gerät.

“Dry” zeichnet ein beeindruckendes und sehr authentisches Bild einer Umweltkatastrophe, wie sie in der heutigen Zeit leider schon in vielen Teilen der Welt Realität ist. Hier betrifft sie Menschen der Wohlstandsgesellschaft, für die es selbstverständlich ist, dass Wasser aus dem Hahn und Strom aus der Steckdose kommt, unbegrenzt und zu jeder Zeit verfügbar.
Es ist wichtig, dass Autoren wie Neal und Jarrod Shusterman sich solchen Themen annehmen und aufzeigen, dass Ressourcen eben nicht unendlich sind und auch nicht selbstverständlich sein dürfen!

Bewertung vom 30.05.2019
Das Kino des Lebens
Liao, Jimmy

Das Kino des Lebens


ausgezeichnet

“Das Kino des Lebens” ist eine Hommage an das Kino und gleichzeitig so viel mehr. Der englische Titel “The Rainbow of Time” sagt hinsichtlich des Inhalts mehr aus, als der deutsche Titel es vermag, auch wenn dieser nicht minder treffend ist.

Ein kleines Mädchen erzählt davon, dass es von seiner Mutter verlassen wurde. Immer wenn es von der Trauer überwältigt nach seiner Mutter suchen will, nimmt der Vater es mit ins Kino, in der Hoffnung, dass sie dort der Mutter irgendwann begegnen, da diese Filme liebt.
Das Leben des Mädchens ist vom Kino geprägt. Das Kino beschert ihr neue Freundschaften, die Liebe, aber auch Trennung und Verlust. Im Verlauf der Zeit schlägt die Geschichte einen Bogen zum Anfang, denn dem Mädchen kommt in ihrem späteren Leben die Rolle ihres Vaters zu Beginn der Handlung zuteil.

Die Illustrationen von Jimmy Liao laden zum Träumen ein und sind in der Tat so farbenfroh wie ein Regenbogen. So spiegeln nicht nur die Bilder die Gefühle des Mädchens wieder, auch in den Farben drücken sich diese aus.
Seine Bilder wirken stellenweise wie Traumbilder, sie zeigen Elemente auf, die einen unabhängig vom Begleittext in den Bildern lesen lassen. Im Gegensatz dazu stehen die Filmplakate oder Szenenbilder der Kinoleinwand, die realistisch dargestellt sind. Tatsächlich zitiert Liao damit Verfilmungen, die auch im Glossar aufgeführt sind.

Nicht nur Cineasten werden sich in diesem Buch wiederfinden. Jimmy Liao gelingt es perfekt die Gefühle auszudrücken, die bewegte Bilder in einem wecken können. Er transportiert den besonderen Zauber eines Kinosaals, wo Filme noch viel großartiger wirken als im Fernsehen, egal, ob man sie alleine oder in Gesellschaft ansieht.
Aber auch unabhängig vom Zauber des Kinos steckt dieses Buch voller Dinge, die eine Entdeckung lohnen. Jimmy Liao schreibt sehr weise über das Aufwachsen eines jungen Menschen und die steigende Verantwortung, die sein Leben als Erwachsener mit sich bringt. So identifiziert man sich mit dem Vater zu Beginn der Geschichte erst sehr viel später, als seine Tochter in die Rolle einer Mutter hineinwachsen muss.

Mit seiner Hommage an das Kino und das Leben hat Jimmy Liao ein wahres Kunstwerk erschaffen, das einen durch traumhafte Bilder und seine Farbenpracht berauscht und verzaubert und trotz der teilweise melancholischen Texte glücklich zurücklässt.

Bewertung vom 30.05.2019
Wie man bei Regen einen Berg in Flip-Flops erklimmt
Weston, Carol

Wie man bei Regen einen Berg in Flip-Flops erklimmt


ausgezeichnet

Die Mutter der vierzehnjährigen Sofia ist mit Anfang vierzig plötzlich verstorben. Als wäre das Leben als Teenager nicht schon schwer genug, ist es für Sofia mit ihrer Trauer an manchen Tagen so, als müsste sie bei Regen einen Berg in Flip-Flops erklimmen.

“Überlebende? Ist das so was wie ein Ehrentitel?” fragte Sam, und mir wurde klar, wie albern das klang. Aber manchmal war das nackte Überleben eben schon eine größere Leistung, als manchen Leuten klar war. (S.196)

Zum Glück hat Sofia ihre beste Freundin Kiki an der Seite. Wo Sofia introvertiert ist und sich häufig unsichtbar fühlt, ist Kiki das komplette Gegenteil von ihr. Extrovertiert, immer mitten im Leben und strahlend vor guter Laune. Dank Kiki lernt Sofia eines Tages bei einer Veranstaltung Katherine Baird kennen, die unter “Fragt Kate” eine Beratungskolumne für Teenager in einem Jugendmagazin schreibt. Zu Beginn kann Sofia Kikis Begeisterung für Kate kaum nachvollziehen, doch wenige Zeit später vertraut Sofia tatsächlich ihre eigenen Probleme und ihre Trauer niemand geringerem als “Fragt Kate” an, ohne zu wissen, dass ihr Leben und das ihres Vaters schon bald auf den Kopf gestellt wird…

Carol Weston hat einen flüssigen und, trotz der traurigen Situation, in der Sofia sich befindet, leichten Schreibstil, der die Seiten nur so an einem vorüberfliegen lässt. Zudem schafft sie es die Gefühle ihrer Figuren sehr authentisch und glaubhaft zu transportieren, unabhängig von der Situation in der sie sich befinden und ihrem Alter. So ist nicht nur das Identifikationspotential zu Sofia sehr hoch, auch in die Nebenfiguren kann man sich sehr gut hineinversetzen. Es gibt etliche Szenen im Buch, die dermaßen Emotionen beim Lesen hervorrufen, dass man das Buch gar nicht mehr aus den Händen legen mag.
Außerdem erzählt Carol Weston sehr feinfühlig davon, wie man trotz der Trauer und Liebe zu einem verstorbenen Angehörigen neue Liebe und neues Glück finden kann und dass es in Ordnung ist, wieder lachen zu können und Freude zu empfinden.
Hier gefällt mir besonders gut, dass trotz aller Veränderungen, die in Sofias Leben eintreten, ihre verstorbene, spanische Mutter, immer ein Teil von ihr bleibt. Carol Weston hat dies sehr gut durch spanische Sätze in die Geschichte eingebunden, wenn diese vom Kontext her passen, und Sofias spanischen Abuelo, der auch nach dem Tod seiner Tochter eine gleichbleibend große Rolle in Sofias Leben spielt.

Über ein Jahr erzählt die Autorin von Sofias Verlust und den Veränderungen in ihrem Leben, die niemals eingetreten wären, wenn sie nicht ihre Mutter und ihr Vater nicht seine Frau verloren hätte.
Dabei packt sie viel Stoff in einen überschaubaren Zeitraum, sei es an Figuren oder Entwicklungen und überraschenden Wendungen. Dennoch kam mir die Geschichte an keiner Stelle überladen vor, noch wirkte auch nur einer ihrer Charaktere flach.
Um den Bogen zum Vergleich zu Beginn und dem Titel der deutschen Ausgabe zu schlagen, sei so viel verraten, dass es Sofia nach etlichen Hürden und schweren Entscheidungen gelingt ihren persönlichen Berg zu erklimmen und dafür belohnt wird.

“Wie man bei Regen einen Berg mit Flip-Flops erklimmt” beginnt zwar mit dem denkbar schlimmsten Verlust, den eine Familie erleiden kann, der ungewöhnliche Titel und die Leichtigkeit des Covers geben jedoch ein Versprechen, das die Geschichte mehr als erfüllt.
Auch wenn ein großer Verlust eine Trauer mit sich bringt, die Zeit des Lebens ein Teil von einem sein wird, ist sie kein Hindernis dafür, dass man eines Tages wieder glücklich sein kann!

Bewertung vom 30.05.2019
Elsa, Hexenlehrling - Eine Woche voller Magie
Umansky, Kaye

Elsa, Hexenlehrling - Eine Woche voller Magie


ausgezeichnet

Von Kaye Umansky habe ich vor über zwanzig Jahren bereits Hexenbücher gelesen, diese waren so irrwitzig komisch, dass mir ihr Name direkt ins Auge gesprungen ist, als ich “Elsa, Hexenlehrling” das erste Mal sah.

Elsa wohnt in dem kleinen Dorf Kleinbrück, in dem ihre Eltern einen Laden betreiben. Leider läuft das Geschäft sehr schlecht, so dass das Geld manchmal kaum ausreicht um Essen für die Familie zu kaufen. Daher wohnt die Familie nur in einem winzigen Haus und Elsa geht ihrem Hobby Lesen ausschließlich in der Dorfbücherei nach. Zuhause würden ihre kleinen Brüder ihr die Bücher wegknabbern.
Als eines Tages die Hexe Magenta Zack in den Laden hineinweht und Elsa das Angebot unterbreitet für 21 Goldstücke ihren Zauberturm zu hüten, während Magenta ihre Schwester besucht, kann Elsa nicht widerstehen.
Und so begibt sich Elsa nur kurze Zeit später in den Wald, wo sie eine Woche lang für Magenta Turm und einen Raben hüten soll. Der Rabe Corbett hat einen reichlich frechen Schnabel, aber es dauert nicht lange, bis sich Elsa und Corbett zusammenraufen und anfreunden. Immerhin hat Elsa jahrelange Erfahrung mit Kunden gesammelt, und die goldenen Regeln für zufriedene Kundschaft lassen sich auch auf andere Lebewesen anwenden.
Ein weiterer tierischer Begleiter ist der Hund Nervensäge, der Elsa in den Wald gefolgt ist, und der sich im Laufe der Woche noch als nützlich erweist. Nicht umsonst hat Magenta Zack Elsa vor den Heulern gewarnt, zwei ältere Damen, die ständig auf Besuch kommen wollen und alles mitnehmen, was sich niet- und nagelfest ist. Außerdem gibt es da noch die weinerliche Maggie Wiggens, die unsterblich in den schönen Holzfäller Hans verliebt ist und lieber Sylphine genannt werden möchte.
Obwohl das Leben im Turm dank der Heuler und Sylphine leider nicht so ruhig und beschaulich verläuft, dass Elsa sich in Magentas Bibliothek vergraben könnte, bleibt ihr immerhin die Zeit, sich an einfachen Hexereien auszuprobieren, nicht zuletzt auf Grund Maggies hartnäckiger Bitte einen Liebestrank zu brauen…
Da “Eine Woche voller Magie” der Auftaktband um den Hexenlehrling Elsa ist, gibt Kaye Umansky ihren Figuren genügend Raum, so dass man jede mit ihren Eigenarten und Besonderheiten kennenlernt. Die Geschichte ist weniger spannend als viel mehr witzig und sehr fantasievoll. Genau das richtige für kleine Hexenfans, die bei einer Hexengeschichte lieber lachen als sich gruseln wollen.
Elsa ist ein liebenswertes und aufgewecktes Mädchen, das dank der Arbeit im elterlichen Dorfladen bereits jede Menge Menschenkenntnis erlangt hat. So nimmt sie in der “Woche voller Magie” mit Tatendrang, Herz und Verstand jede Herausforderung an, der sie sich gegenüber sieht.

Der Text wechselt sich mit zahlreichen Illustrationen ab, auf denen man unter anderem die Charaktere der Geschichte entdecken kann. Vom Stil her erinnern sowohl die Geschichte als auch die Illustrationen an Klassiker wie “Die kleine Hexe” oder “Die Töpfchenhexe”.
Elsas Erlebnisse im Hexenturm eignen sich außer zum Selbstlesen auch sehr gut zum Vorlesen und damit sogar schon für ein jüngeres Publikum.
Es ist eine wunderbar entschleunigte Geschichte mit liebenswerten und schrulligen Figuren, witzigen Szenen und verrückten Abenteuern.

Bewertung vom 30.05.2019
Julipläne
Liertz, Martina-Marie

Julipläne


sehr gut

Ein halbes Jahr ist es erst her, seit Steuerberaterin Deborah zur Hobbyermittlerin in einem Mordfall wurde und dabei ihre Freundin Louise kennengelernt hat. Nun entflieht sie dem heißen Berliner Sommer in Richtung Toskana, wo Louise ein Ferienhaus besitzt. Dort erwartet Deborah jedoch eine unliebsame Überraschung, denn Louise vertreibt sich die Zeit mit ihrem Koch Daniele. Doch lange bleibt Deborah keine Zeit sich darüber zu grämen, denn schon bald ist sie wieder in einen Fall verstrickt, der nicht nur Gefahren, sondern auch eine neue Liebschaft für sie bereithält…

An sich kann man Julipläne unabhängig von Januarrot lesen, da Deborah hier in einen komplett neuen Fall verwickelt wird und außer Deborah und Louise keine bereits bekannten Charaktere auftreten.
Es ist dennoch empfehlenswert Januarrot zu kennen, da man so Deborahs Charakter sowie das Zusammenspiel zwischen Louise und ihr bereits kennt.

Die detaillierten Beschreibungen, sowie der Wortwitz und der Sinn für Situationskomik, die mich bereits im ersten Band überzeugt haben, kommen auch in der Hitze des toskanischen Sommers wieder voll zum Tragen.
Dennoch hat mich Julipläne nicht ganz so mitgerissen wie sein Vorgänger Januarrot, was zum einen an den Figuren lag, denn in Januarrot konnten mich die Nebencharaktere mehr begeistern als hier. Zum anderen war der Mordfall für mich persönlich spannender zu lesen, als der Fall, mit dem Deborah es in der Toskana zu tun bekommt. Wobei ich es andererseits abwechslungsreich finde, dass Martina-Marie Liertz hier nicht erneut auf einen Mord zurückgreift. Am meisten vermisst habe ich jedoch die Interaktionen zwischen Deborah und Louise. Der Schlagabtausch zwischen den beiden hat mich einfach noch mehr entzückt als das Zusammenspiel zwischen Deborah und Arianna.

Wahrscheinlich hören sich meine Anmerkungen kritischer an, als sie es sind, denn Julipläne ist für sich allein gesehen wirklich ein humorvoller, leichtfüßiger Kriminalfall, der mit einer außergewöhnlicher Besetzung und einem tollen und atmosphärischem Ambiente aufwartet, nur im direkten Vergleich mit Januarrot schneidet er für mich schlechter ab.
Dessen ungeachtet würde ich mich sehr freuen, wenn Deborah Gronwald zumindest ein drittes Mal in unfreiwillige Ermittlungen verstrickt wird, da Martina-Marie Liertz am Ende dieser Geschichte den Bogen über die Toskana zurück nach Berlin spannt, und ich ja zu gerne Mäuschen spielen würde, falls es zu einer Ménage-à-trois zwischen Deborah, Louise und Arianna kommen sollte ;)

Reihen-Info:
Januarrot
Julipläne