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Elchi130
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Essen

Bewertungen

Insgesamt 421 Bewertungen
Bewertung vom 19.02.2023
Northern Spy - Die Jagd
Berry, Flynn

Northern Spy - Die Jagd


gut

Interessantes Thema, uninteressant erzählt

Die BBC-Journalistin Tessa aus Belfast sieht im Fernsehen, wie ihre Schwester Marian als IRA-Mitglied an einem Raubüberfall beteiligt ist. Für sie bricht eine Welt zusammen. Sie ist davon überzeugt, dass Marian zur Teilnahme gezwungen wurde und teilt dies auch so der Polizei mit. Nach und nach erfährt sie dann jedoch die Wahrheit über ihre Schwester und die IRA…

Als politisch interessierte Leserin finde ich das Thema Nordirland, IRA und der Umgang der Bevölkerung mit der Gewalt in ihrem Alltag sehr spannend. Doch schnell musste ich feststellen, dass ich die Aufarbeitung des Themas in diesem Buch zäh und langweilig fand. Zu Beginn dachte ich, dass das wahrscheinlich an der Erzählperspektive liegt. Tessa ist gegen die Gewalt in ihrem Land und auch ihre Schwester hat sich immer dementsprechend geäußert. Als sie Marian als Mitglied der IRA bei einem Überfall sieht, kann sie dieses Ereignis daher auch nicht mit der Schwester in Verbindung bringen, die sie kennt und der sie nahesteht. Nur langsam kann sie sich mit der Möglichkeit auseinandersetzen, dass ihre Schwester nicht die ist, für die sie sie gehalten hat. Diese Perspektive hätte auch spannend sein können, war sie in dem Buch jedoch nicht. Immer wieder geht es um den Alltag von Tessa, ihre Sorgen und Nöte als alleinerziehende Mutter, ihr Verhältnis zu ihrer Mutter, ihre Arbeit bei der BBC.

Daher stellte sich mir die Frage, ob die Erzählung aus Marians Perspektive vielleicht spannender gewesen wäre. Im weiteren Verlauf der Geschichte bin ich jedoch zu der Antwort gelangt, dass auch das nicht der Fall gewesen wäre. Denn wir treffen im Laufe der Erzählung auf die IRA und können ein wenig Einblick in ihr Inneres nehmen. Doch auch das war nicht unterhaltsamer.

Der Autorin Flynn Berry gelingt es einfach nicht, mich mit ihrem Roman zu fesseln. Genauso wenig schafft sie es, eine Verbindung zwischen ihren Figuren und mir aufzubauen. Es ist mir völlig egal, ob die beiden Frauen lebend aus der Geschichte herauskommen, von der IRA hingerichtet oder von der Polizei gefasst werden. Ich finde beide Personen nicht sonderlich sympathisch, sie sind mir schlichtweg egal. Das Ende des Buches habe ich inhaltlich als sehr dilettantisch empfunden und hege die Hoffnung, dass die Wirklichkeit professioneller ist.

Fazit: Ein Buch, das ein spannendes Thema behandelt, dieses jedoch uninteressant erzählt. Kann man lesen, muss man jedoch nicht.

Bewertung vom 19.02.2023
Wer nicht liebt, muss sterben / Almost True Crime Bd.1
Stiller, Ruth

Wer nicht liebt, muss sterben / Almost True Crime Bd.1


gut

Ich fühle mich vom Titel der Reihe aufs Glatteis geführt

Die introvertierte Maja zieht sich vollkommen zurück, nachdem ihre beste Freundin weggezogen ist. Erst als die extrovertierte Jessie neu in ihre Klasse kommt, gelingt es dieser, Maja wieder aus ihrem Schneckenhaus herauszuholen. Die beiden Mädchen stammen aus vollkommen unterschiedlichen Verhältnissen, was schnell zum Problem wird. Obwohl sie sehr verschieden sind, ergänzen sie sich jedoch gut. Maja glaubt, in Jessie ihre große Liebe gefunden zu haben und möchte alles mit ihr teilen…

Der Autorin Ruth Stiller gelingt es sehr gut, uns die beiden Mädchen nahe zu bringen. Die unterschiedlichen Lebenssituationen, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede werden sehr gut herausgearbeitet. Als Leserin gelingt es mir sehr gut, mich sowohl in Maja als auch in Jessie hineinzuversetzen.

Der Schreibstil ist sehr realistisch. Genau so könnte ich mir die Situation, das Leben, die Liebe und Konflikte junger Menschen vorstellen. Dadurch, dass man als Leser weiß, dass ein Unglück geschehen wird, habe ich beim Lesen die ganze Zeit eine Bedrohung wahrgenommen, die über allem schwebt. Das hat zum einen für Spannung gesorgt, zum anderen ist mir das Lesen dadurch jedoch auch schwergefallen. So gerne hätte ich eingegriffen, um den beiden Mädchen zu helfen und fühlte mich doch machtlos.

Aufgrund des Titels der Reihe „Almost True Crime“, wobei der Begriff „True Crime“ noch einmal extra optisch hervorgehoben ist, bin ich davon ausgegangen, dass das Verbrechen, um das es in dem Buch geht, wirklich so verübt wurde. Letztlich musste ich jedoch feststellen, dass es sich bei der Bezeichnung der Reihe nur um eine Marketingidee handelt. Die Autorin hat von einem Verbrechen von einem Jugendlichen an einem anderem gelesen und daraus ist die Idee zu diesem Buch entstanden. Bei dem Inhalt des Buches handelt es sich um Fiktion. Als Leserin fühle ich mich daher getäuscht. Zudem gehe ich davon aus, dass Autoren häufiger über etwas lesen und daraus die Idee bzw. Grundlage für ihr Buch entsteht, ohne dass es deshalb direkt mit dem Schlagwort „True Crime“ betitelt wird.

Inhaltlich finde ich das Buch sehr gelungen. Die Geschichte rüttelt auf und regt zum Nachdenken an. Das passiert, weil sie eben so oder ähnlich hätte passieren können. Die Probleme der Mädchen, das Versagen der Erwachsenen, die unterschiedlichen Bedürfnisse der Personen und die Spirale, die in Gang gesetzt wurde, sind sehr gut ausgearbeitet worden. Der Autorin ist es gut gelungen, ein schwieriges Thema spannend und glaubhaft rüberzubringen. Ohne den schlechten Geschmack im Mund, den die Marketingkampagne bei mir hinterlassen hat, wäre meine Gesamtwertung bestimmt besser ausgefallen. So hat ein Plus und ein Minus nur für eine mittlere Bewertung gereicht.

Bewertung vom 14.02.2023
Flüsterwald - Eine neue Bedrohung. Die versteinerten Katzen (Flüsterwald, Staffel II, Bd. 2) (eBook, ePUB)
Suchanek, Andreas

Flüsterwald - Eine neue Bedrohung. Die versteinerten Katzen (Flüsterwald, Staffel II, Bd. 2) (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Rundum gelungene Fortsetzung

Lukas, Ella und ihre Freunde können endlich in den Katzenwald reisen, um auf den Hilferufe der völlig verwahrlosten Katze zu reagieren, die in ihrem Flüsterwald gelandet ist. Schnell wird klar, dass die böse Magierin im Katzenwald am Werk war. Die fünf Gefährten finden die Katzen versteinert vor. Ihnen ist sofort klar, dass sie dringend helfen müssen. Doch das ist leichter gesagt als getan.

Der neue Band der Flüsterwald Reihe „Die versteinerten Katzen“ ist der zweite Band der zweiten Staffel. Für mich ist es mein bisheriger Lieblingsteil der Reihe. Es stimmt einfach alles. Der Autor Andreas Suchanek lässt seiner überbordenden Fantasie wieder freien Lauf. Wie immer gibt es zahlreiche Wendungen, die ich nicht vorhergesehen habe. Beides sorgt dafür, dass die Geschichte spannend, unterhaltsam und abwechslungsreich ist.

Die uns bekannten Figuren haben mir auch super gefallen. Besonders gut fand ich, dass der Menok Rani zwar nach wie vor ein großer Aufschneider ist, alles besser weiß und kein Fettnäpfchen auslässt. Er ist jedoch nicht mehr so gemein wie im letzten Teil. Da kam er mir schon fast bösartig und gehässig vor. In dem aktuellen Buch konnte ich mich wieder sehr darüber amüsieren, wie weit seine Eigenwahrnehmung von der Fremdwahrnehmung aller anderen abweicht.

Insgesamt haben jedoch alle fünf ihre Stärken einsetzen können und die Mission vorangebracht. Am Ende liefert uns der Autor einen Ausblick auf den nächsten Band. Ich bin sehr gespannt, wohin es die Freunde und damit auch mich als Leserin dann verschlägt.

Bewertung vom 05.02.2023
Verschwiegen / Mörderisches Island Bd.1
Ægisdóttir, Eva Björg

Verschwiegen / Mörderisches Island Bd.1


sehr gut

Gelungener Reihenauftakt

Elma ist nach dem Ende ihrer Beziehung aus Reykjavik in ihre Heimatstadt Akranes zurückgekehrt. Als Polizistin geht sie davon aus, dass sie es hier eher mit Bagatelldelikten zu tun haben wird. Doch kaum ist sie angekommen, wird am alten Leuchtturm eine Tote gefunden. Bei den Ermittlungen werden nach und nach die Geheimnisse der Bewohner enthüllt.

Insgesamt hat mir der Reihenauftakt um die Polizistin Elma sehr gut gefallen. Die Autorin legt verschiedene Fährten aus und ich hatte beim Rätseln meine Freude. Am Ende hätte ich gerne noch ein paar Fragen zu dem geklärten Fall beantwortet gehabt. Ich hoffe, dass die Autorin das Ende bei den nächsten Fällen ausführlicher gestaltet.

Den Beginn des Buches hat sie für meinen Geschmack zu ausführlich gehalten. Erst einmal werden die Bewohner von Akranes ausführlich eingeführt. Die Tote wird erst auf Seite 60 entdeckt und gefühlt startet die eigentliche Krimihandlung erst ab diesem Zeitpunkt.

Erzählt werden die Ereignisse auf zwei Zeitebenen. In der Vergangenheit begleiten wir zwei Mädchen und erfahren einiges über ihr Leben. In der Gegenwart findet die typische Handlung eines Kriminalromans statt. Gut gefallen hat mir, dass wir auch Privates aus dem Leben der Ermittler erfahren. Das finde ich bei einem guten Kriminalroman fast so wichtig, wie die Ermittlung.

Die Personen duzen sich alle und nennen sich nur bei den Vornamen. Das ist für uns Deutsche mitunter ein wenig gewöhnungsbedürftig. Es verdeutlicht jedoch einmal mehr den Charakter Islands und sorgt für eine authentische Grundstimmung. Im Gegensatz dazu gefällt mir nicht, dass sowohl die Autorin als auch die Namen in dem Buch in der isländischen Schreibweise gehalten sind. Im Isländischen gibt es Buchstaben, die unser Alphabet nicht aufweist. Daher hätte dies meiner Ansicht nach eingedeutscht werden sollen. So wie es jetzt gehandhabt wird, stört es den Lesefluss und ich empfinde es als unnötig verkomplizierend.

Der Schreibstil und die Handlung haben mich jedoch gut unterhalten und ich freue mich auf weitere Fälle aus Akranes.

Bewertung vom 04.02.2023
Skandal & Vorurteil. Ein Georgie-Darcy-Roman (MP3-Download)
Quain, Amanda

Skandal & Vorurteil. Ein Georgie-Darcy-Roman (MP3-Download)


gut

Ich wollte Georgie und Fitz mögen

Georgiana Darcy hat sich im letzten Schuljahr mit dem falschen Jungen eingelassen. Jetzt ist ihr Ruf an der Pemberly Academy ruiniert. Auch ihr Bruder Fitz bringt ihr kein Vertrauen mehr entgegen. Die einzige Person, auf die sie sich verlassen kann, ist ihr guter Freund Avery. Doch Georgiana, bzw. Georgie, will das Vertrauen ihres Bruders und ihrer Mitschüler wiedergewinnen…

Ich wollte Georgie und ihren Bruder Fitz wirklich mögen. Die Autorin, Amanda Quain, hat es mir jedoch nicht leicht gemacht. Fitz wirkt ständig schlecht gelaunt und meckert nur herum, statt seiner Schwester zuzuhören und sie zu fragen, warum sie so gehandelt hat. Georgies Gedankenwelt wiederum habe ich sehr anstrengend gefunden. Ich konnte die Gedanken, in die sie sich geradezu verrannt hat, oft nicht nachvollziehen. Dazu kommt, dass mir zu oft betont wurde, dass sie eine Darcy ist und dass ein Darcy sich nun einmal so und so verhält usw. Das nervte mich mit der Zeit ungemein. Hier wäre weniger mehr gewesen.

Süß fand ich dagegen Avery. Auch Georgie war in Verbindung mit Avery sympathischer. Er hat oft das Beste in ihr hervorgebracht. Der Gegenspieler Wickham Forster, der im letzten Schuljahr dafür gesorgt hat, dass Georgie in Verruf geraten ist, hätte gerne mehr Raum einnehmen können. Er ist lediglich am Rande aufgetaucht. Dadurch fand ich es nicht immer verständlich, dass sowohl Georgie, ihr Bruder, aber auch ihre Mitschüler immer wieder auf Wickham zu sprechen gekommen sind. Wenn er weiterhin auf die Pemberly Academy gegangen wäre, hätte man aus dem Konflikt meiner Ansicht nach viel mehr herausholen können.

Beim Hören habe ich ganz bewusst keine Vergleiche mit dem Original „Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen angestellt. Meiner Ansicht nach kann eine Neuinterpretation bei solchen Vergleichen nur verlieren.

Das Hörbuch wurde von Elise Eikermann gesprochen. Ich fand sie für die Jugendliche Georgie sehr passend, obwohl ich ihre Stimme immer wieder sehr anstrengend fand. Aber das fand ich Georgie ja auch.

Fazit: Eine nette Geschichte, die jedoch viel Potential verschenkt hat.

Bewertung vom 28.01.2023
NIGHT - Nacht der Angst
Sager, Riley

NIGHT - Nacht der Angst


sehr gut

Das letzte Viertel hat mich regelrecht geflasht

Charlies beste Freundin Maddy wurde von einem Serienmörder, der an der Universität umgeht, umgebracht. Charlie hält es deshalb nicht aus an der Universität und nimmt eine Mitfahrgelegenheit bei einem Fremden an, um nach Hause zu kommen. Während der Fahrt keimt in ihr immer mehr der Verdacht auf, dass Josh, der Fahrer, der gesuchte Campus-Killer und sie ihm jetzt ausgeliefert ist.

Nachdem mich im letzten Jahr das Hörbuch „Home – Haus der bösen Schatten“ von Riley Sager begeistert hatte, habe ich mir alle bereits von ihm auf Deutsch erschienen Bücher zugelegt. Auch das neue Buch „Night – Nacht der Angst“ musste ich sofort lesen.

Doch ich habe mich über weite Teile sehr schwer mit dem Buch getan. Ich fand die Tricks, die der Autor anwendet, um den Verdacht auf den Fahrer Josh zu schieben, abgeschmackt und billig. Charlie neigt zu irrationalem Verhalten, ist traumatisiert und sprunghaft. Ihr Verstand sagt ihr das eine und ihre Angst und die Gefühle etwas anderes. Sie hat mich mit ihren Entscheidungen und ihrem Verhalten unglaublich genervt.

Zudem habe ich mich gefragt, wie der Autor mich über 368 Seiten fesseln will, wenn wir die beiden Hauptfiguren die ganze Zeit auf ihrem Weg von A nach B begleiten und sie im Auto sitzen, sich unterhalten. Ich muss Riley Sager jedoch zugestehen, dass er die Fahrt der beiden abwechslungsreich gestaltet hat.

Sehr gut gefallen haben mir die Perspektivwechsel, wenn wir einmal nicht nur die Situation aus Charlies Sicht wahrnehmen, sondern aus der von anderen Personen. Der Autor treibt ein geschicktes Verwirrspiel mit uns Lesenden.

So richtig hatte der Autor mich jedoch erst im letzten Viertel des Buches für die Geschichte eingenommen. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich jemals einen Showdown gelesen habe, den ich so spannend, abwechslungsreich und in weiten Teilen unvorhersehbar fand. Mir war zwar frühzeitig klar, wer in diesem perfiden Spiel wer ist. Für mich war jedoch offen, wie diese Nacht für die Beteiligten ausgeht. Als Filmliebhaberin waren die letzten Kapitel für mich dann noch einmal ein besonderes Bonbon, das ich einfach toll fand. Wie übrigens auch vorher schon die ganzen Verweise und Anspielungen auf bekannte Filme.

Bewertung vom 27.01.2023
Bissle Spätzle, Habibi?
Alaoui, Abla

Bissle Spätzle, Habibi?


ausgezeichnet

Gute Unterhaltung!

Amaya ist die älteste Tochter einer marokkanischen Familie. Ihre jüngere Schwester heiratet morgen und ihr Bruder kündigt seine Verlobung an. Nur Amaya ist immer noch Single. Damit das nicht so bleibt, melden ihre Schwester und ihre Mutter sie auf Minder an, der muslimischen Dating-App. Ihr erstes Date mit Ismael ist so erfolgreich, dass sich die beiden ein weiteres Mal treffen. Doch als Amaya Daniel, den besten von Freund von Ismael, kennenlernt, ist es um sie geschehen. Schnell sind die beiden ein Paar und Daniel stellt sie auch seiner schwäbischen Familie vor. Nur Amaya weiß nicht, wie sie ihrer Familie beibringen soll, dass sie einen Atheisten und zudem noch Schwaben datet.

Wie realistisch das Leben und die kulturellen Hintergründe von Amaya und ihrer Familie dargestellt werden, kann ich nicht beurteilen. Mir ging es beim Lesen darum, eine schöne Liebesgeschichte zu genießen, in der zwei Kulturkreise aufeinandertreffen.

Die Autorin Abla Alaoui erzählt uns ihre Geschichte auf zwei Ebenen. Da ist die junge Amaya, die in der Schule auf Klara trifft. Die beiden werden beste Freundinnen und Klara bringt der jungen Amaya die ganzen Dinge über Jungs und die Liebe bei, die diese Zuhause nicht erfährt. In der Gegenwart sind Klara und Amaya immer noch beste Freundinnen und teilen nach wie vor Freud und Leid miteinander. Amaya ist eine selbstständige, mutige und selbstbewusste Frau geworden. Nur wenn es um die Liebe geht, traut sie sich nicht, ihren Eltern die Wahrheit zu sagen.

Der Schreibstil der Autorin hat mir ausgesprochen gut gefallen. Denn auch schwierige Themen vermittelt mir Abla Alaoui mit großer Leichtigkeit, die sich auf alles im Buch überträgt. Das macht das Lesen sehr angenehm, denn das Leben in dem Buch ist schön, auch wenn es gerade Probleme zu überwinden gilt. Diese Lebensfreude zu begleiten, hat mir einfach gut getan.

Leider geht Amaya jedoch nicht alle Schwierigkeiten konsequent an, sodass sie sich zum Ende des Buches immer größere Lügengebilde aufbaut. Sie sieht auch nicht, dass der Weg aus diesen Lügen im Laufe der Zeit nicht leichter, sondern immer schwerer wird. Da hätte ich sie gerne geschüttelt und sie zu einer Entscheidung genötigt. Die Geduld und Toleranz von Daniel hätte ich auf keinen Fall aufgebracht. Beides war bei mir als Leserin irgendwann erschöpft. Dabei habe ich mich dann gefragt, ob das daran liegt, dass ich ihre besondere kulturelle und familiäre Situation nicht ausreichend nachvollziehen kann.

Doch bis auf die Tatsache, dass Amaya meint, sich in einem unlösbaren Dilemma zu befinden, hat mir das Buch sehr gut gefallen und mich super unterhalten. Gerne mehr davon!

Bewertung vom 21.01.2023
Grenzfall - In der Stille des Waldes / Jahn und Krammer ermitteln Bd.3
Schneider, Anna

Grenzfall - In der Stille des Waldes / Jahn und Krammer ermitteln Bd.3


ausgezeichnet

Ich will mehr davon

Bei Bauarbeiten im Tiroler Gnadenwald werden ausgestopfte Dachse gefunden, die in ihrem Inneren Babykleidung beherbergen. Da der Fund ungewöhnlich ist, zieht die Bezirkspolizei den erfahrenen Chefinspektor Bernhard Krammer und seine Kollegin zu den Ermittlungen hinzu. Schnell wird den beiden klar, dass hinter den vergrabenen Dachsen ein weit größeres Verbrechen steckt. Zur selben Zeit begibt sich Oberkommissarin Alexa Jahn in Deutschland mit einem ehemaligen Kollegen auf die Suche nach einem Tatverdächtigen in einem Mordfall.

„Grenzfall – In der Stille des Waldes“ von Anna Schneider ist der dritte Teil um die deutsche Oberkommissarin Alexa Jahn und den österreichischen Chefinspektor Bernhard Krammer. Für mich war es der erste Fall, den ich von dem Duo gelesen habe – und ich bin begeistert.

Die Ermittler und ihre beruflichen sowie privaten Verwicklungen sind spannend. Beide waren mir sehr schnell ungemein sympathisch. Beide sind stark, mutig und neugierig. Es hat mir super gefallen, sie bei ihren Ermittlungen zu begleiten.

Die beiden Fälle waren interessant, wobei die Autorin es stets geschafft hat, die Ermittlungen so weit voranzutreiben, dass Entwicklungen erkennbar wurden und sich gleichzeitig viele neue Fragen stellten, sodass es spannend blieb. Beiden Fährten bin ich gleich gerne gefolgt. Wobei ich mich stets gefragt habe, ob die Ermittlungen zum Ende hin zusammenlaufen oder ob es zwei voneinander unabhängige Fälle bleiben werden. Anna Schneider hat beide Handlungsstränge sehr geschickt nebeneinander erzählt. Dabei hat sie die Spannung konstant hochgehalten, sodass ich das Buch innerhalb kürzester Zeit beendet hatte.

Einen Ausblick auf den vierten Band liefert sie gegen Ende des Buches auch noch, sodass ich es kaum erwarten kann, zu erfahren, wie es weitergeht. Bis dahin kann ich zum Glück erst einmal die ersten beiden Grenzfall-Bücher lesen. Mich hat die Autorin auf jeden Fall von ihrem Können überzeugt und ich hoffe auf viele weitere spannende Fälle.

Bewertung vom 15.01.2023
Mind Gap (MP3-Download)
Freytag, Anne

Mind Gap (MP3-Download)


ausgezeichnet

Erschreckende Zukunftsvision

Wie wäre unser Leben, wenn wir einen Chip ins uns tragen würden, mit dessen Hilfe wir jede Sprache sprechen könnten? Der dafür sorgt, dass wir traumatische Erlebnisse einfach vergessen? Wie sähe die Rückseite der Medaille aus?

Die Autorin Anne Freytag entwirft in ihrem neuen Thriller genau so ein Szenario. Und das ist unglaublich spannend. Obwohl ich, seitdem Corona unsere Welt im Griff hatte, Verschwörungsmythen gegenüber sehr skeptisch bin, schafft es die Autorin schnell, mich mit ihrer Geschichte in den Bann zu ziehen.

Doch worum geht es: Vor zwei Jahren hat die Journalistin Silvie Mankowitz ihren Bruder Samuel zu Grabe getragen. Deshalb kann sie es erst auch gar nicht glauben, als eines Abends ihr Handy klingelt und eben jener Bruder ihr mitteilt, dass er sie dringend sehen muss. Doch am vereinbarten Treffpunkt taucht er nicht auf. Wenig später stehen ein Polizist und eine Psychologin vor ihrer Tür, um ihr mitzuteilen, dass ihr Bruder sich vor wenigen Stunden das Leben genommen hat. Silvie ist erschüttert von den aktuellen Ereignissen und will Licht in das dunkle Geheimnis um ihren Bruder bringen.

Wir erleben die Geschichte anhand mehrerer Handlungsstränge. Einen bilden die Ereignisse um Silvie Mankowitz. Zeitgleich arbeitet in Manila Mayari Morales in einem Unternehmen, das für die Überwachung von Daten weltweit zuständig ist. Jede Nachricht, jeder Post im Internet muss überprüft werden. Gefährliche Inhalte werden gelöscht. So zumindest sollte die Arbeit von Mayari und ihren Kollegen aussehen. Nun muss Mayari jedoch feststellen, dass etwas nicht so läuft wie sonst. Wie hängen die beiden Ereignisse zusammen und was hat damit die Politikerin Dr. Irene Kallmann zu tun? Diese bereitet sich auf den wichtigsten Schritt in ihrer Karriere vor, denn morgen sind Wahlen und sie ist die Favoritin für das Amt der Kanzlerin. Ausgerechnet an diesem Tag wird ihr größter Widersacher ermordet – der rechte Politiker Johannes Nowak. Und wie passt der ehemalige Soldat Marc ins Bild, der dringend auf eine Nachricht von seinem besten Freund Samuel Mankowitz wartet?

Geschickt und unglaublich spannend verknüpft die Autorin diese Handlungsstränge. Jeder für sich hat mich den Atem anhalten lassen, hat mich vorangetrieben in der Geschichte, weil ich unbedingt wissen wollte, wie und ob die einzelnen Figuren heil aus der Sache herauskommen. Apropos, welcher Sache überhaupt? Worum geht es eigentlich genau? Und wie sieht der gemeinsame Nenner aus, der hinter allen Ereignissen steckt?

Selten habe ich einer so fesselnden Geschichte gelauscht. Die Autorin schafft es spielend, die Dramatik auf einem hohen Niveau zu halten. Zwischendurch war ich geradezu froh, wenn die Erzählung ein wenig ruhiger wurde, damit ich kurz Luft holen konnte.

Empfehlen kann ich, sich „Mind Gap“ als Hörbuch vorlesen zu lassen. Der Sprecher Herbert Schäfer liest gut, weiß sein Publikum zu fesseln. Doch die Sprecherin Vera Teltz hat mich geradezu umgehauen. Sie hat eine tolle Stimme und liest so lebendig, pointiert und mitreißend, wie ich es bislang selten erlebt habe. Daher mein Rat, das Buch unbedingt als Hörbuch zu genießen.

Bewertung vom 15.01.2023
Ein Abend mit Marilyn
Wildner, Maxine

Ein Abend mit Marilyn


gut

Weder Fisch noch Fleisch

In einem Restaurant wird der 36. Geburtstag von Marilyn Monroe gefeiert. Alle sind sie gekommen – Billy Wilder, Marilyns Mutter, ihre Schauspiellehrerin, Laurence Olivier und sogar einer ihrer Ex-Ehemänner. Wer fehlt ist das Geburtstagskind. Marilyn befindet sich Zuhause und ist bislang weder geschminkt noch angezogen.

Die Ausgangsidee fand ich gut und interessant. Da sitzen viele Berühmtheiten in einem italienischen Restaurant um einen Tisch und warten auf DAS Sexsymbol ihrer Zeit. Dabei geraten sie ins Plaudern über ihre Erinnerungen an Marilyn. Unterbrochen wurde dies durch einzelne Szenen, in denen wir erleben, was Marilyn zeitgleich in ihrer Wohnung treibt.

Doch nach und nach rückte das Warten auf Marilyn immer mehr in den Hintergrund. Verdrängt wurde das aktuelle Geschehen durch immer ausschweifendere Ausflüge in die Vergangenheit von Marilyn Monroe. Das Gefühl, ein Teil der wartenden Runde zu sein, konnte ich nicht mehr aufrechterhalten. Die Rückblicke lesen sich wie eine Biografie. Der Schreibstil ändert sich radikal. Wir schauen von außen auf das Geschehen. Geschildert werden Marilyns Geburt, ihre Kindheit und Jugend. Wir erfahren etwas über die Umstände der ersten Hochzeit, erhalten kurze Einblicke in ihre weiteren Ehen. Leider entfernen wir uns dadurch immer weiter von der Grundidee. Die illustre Gesellschaft im Restaurant dient lediglich noch als Stichwortgeber für weitere umfangreiche biografische Details.

Beim Lesen habe ich mich dann gefragt, was für ein Buch die Autorin, Maxine Wildner, eigentlich schreiben wollte? Eine unvollständige Biografie, einen biografischen Roman, einen Roman, indem sie uns eine Geschichte erzählt, die so fast wahr sein könnte? Zumindest in mir hat sich nach und nach der Eindruck festgesetzt, dass die Autorin sich nicht wirklich entscheiden konnte. Sie hatte eine gute Idee, wusste diese jedoch nicht mit einer Geschichte zu füllen und hat deshalb teilweise die Biografie von Marilyn Monroe erzählt.

Mich hat das Buch daher enttäuscht. Mehr feucht-fröhliche Tischgespräche mit kurzen Erinnerungen an die Begegnungen der versammelten Personen mit der Hollywood-Ikone in Verbindung mit Szenen von Marilyn, wie sie Zuhause unschlüssig ist, hätten das Buch zu einer hervorragenden Lektüre machen können. Schade fand ich zudem, dass die biografischen Schilderungen nicht einmal in jedem Fall von einer Person am Tisch stammen konnten, da keiner der Versammelten etwas mit den Geschehnissen zu tun hatte.

Das Buch „Ein Abend mit Marilyn“ ist auch nicht als eine Hommage an die Künstlerin zu sehen. Denn diese wird nicht positiv geschildert. Sie erscheint nach außen als reines Kunstprodukt, das innerlich unsicher, zerbrechlich und selbstzerstörerisch ist.

Insgesamt war das Buch daher eine Enttäuschung für mich. Es gab eine gute Idee, deren Umsetzung in meinen Augen nicht gelungen ist.