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Insgesamt 212 Bewertungen
Bewertung vom 11.06.2018
Das Glück ist blind, aber nicht unsichtbar
Sedgwick, Marcus

Das Glück ist blind, aber nicht unsichtbar


sehr gut

Wer mich kennt, weiß ja, dass ich sehr gerne mal nach etwas besonderem suche, einem besonderen Kinderbuch, Jugendbuch, Roman oder was auch immer. Ich mag es nicht, immer das gleiche zu lesen! Oder etwas zu lesen, was schon etliche Male in einem Blog veröffentlicht wurde.

Das Glück, oder der Zufall, legte mir nun dieses Buch in die Hand. Der Zufall, oder die Zahl 354, spielt in diesem Buch eine große Rolle. Aber viel wichtiger finde ich, Laureth und Benjamin. Vor allem die 16jährige Laureth ist eine Frau, welche sich dem Leben stellt obwohl sie blind ist. Sie hat Angst um Ihren Vater, da er sich nicht meldet. Er ist Schriftsteller und sollte eigentlich in der Schweiz Österreich sein - ganz sicher ist sich Laureth da nicht. Dann bekommt sie eine E-Mail aus New York und ihre Angst wird immer größer. Sie erzählt es ihre Mutter, aber der scheint es egal zu sein, wo sich ihr Mann gerade befindet.

Die Mutter macht sich keine Gedanken darum, dass sich ihr Mann nicht meldet. Es scheint ihr alles egal zu sein. Also schnappt sich Laureth ihren siebenjährigen Bruder und begibt sich mit ihm in einem Flugzeug von London nach New York. Schon dies ist eigentlich eine Geschichte wert. Sie zeigt die Schwierigkeiten, welche eine blinde Person bei so etwas wie dem Einchecken in ein Flugzeug alleine hat.

Besonders hervorheben will ich in diesem Moment den Bruder von Laureth, der mit ihr zusammen einiges erlebt und ihr obwohl er ja erst sieben ist, immer wieder hilft Dinge zu erkennen und zu umschiffen, oder indem er ihr Dinge beschreibt oder das Notizbuch des Vaters vorliest, auch wenn es für ihn schwer zu verstehen ist.

Marcus Sedgwick beschreibt, dass jeder etwas beisteuern kann, um das Leben anderer Menschen zu erleichtern, und dass man sich einfach auch mal auf andere Menschen verlassen sollte. Insbesondere Geschwisterliebe kann da einiges leichter machen.

Immer wieder kommt das Thema Zufall in dem Buch vor. Es wird versucht, schwierige Sachverhalte einfach zu erklären - mag es nun von Albert Einstein oder Carl Gustav Jung sein. Es wird oft etwas von diesen Menschen zitiert und dann auch verständlich erklärt, ohne dass die Spannung der Geschichte zu kurz kommt.

Man lernt so ganz nebenbei etwas über New York und den Autoren Edgar Allen Poe, welchen ich eigentlich nur am Lagerfeuer mit seinen Gruselgeschichten kennengelernt habe. Alles andere hatte ich einfach mal so übersehen, oder es hat mich damals wenig interessiert.

Für mich eines der Jugendbücher, welches man gelesen haben sollte. Es ist faszinierend, ein so komplexes aber auch schwieriges Thema anzugehen. Ein Buch, welches man nicht nur als Jugendlicher lesen darf. Es ist auch für Erwachsene geeignet, da man doch einiges lernt, welches man nicht auf dem Schirm hatte. Man lernt nie aus. Es ist ein schwieriges Thema, über den Zufall oder das Glück zu schreiben. Ich bin auf alle Fälle glücklich, dass der Zufall mir dieses Buch in die Hände gegeben hat.

Bewertung vom 04.06.2018
Luzies verrückte Welt - Meerschwein gehabt
Lott, Anna

Luzies verrückte Welt - Meerschwein gehabt


ausgezeichnet

Es gibt ja Bücher, da freut man sich schon wenn man diese auspackt. Und so ging es mir gestern, als der neueste Band von Luzies verrückte Welt im Briefkasten war.

Ich habe mich wie ein kleines Kind auf die Geschichte gefreut - und auf die Zeichnungen der ausdrucksstarken Zeichnerin Lucie Göpfert.

Fange ich am besten mal mit der Geschichte an. Sicherlich kennt ihr noch das Nacktmeerschweinchen Herkules aus dem ersten Buch. Dieses geht nun mit Luzie und Bella, und den anderen aus Luzies Schule, in den Zoo. Leider gehört dazu ja auch Leon mit seiner gemeinen Horrorbande und durch Zufall schmuggelt sich, wie bei Luzie der kleine Herkules, bei Leon der Kater Dracula mit in den Zoo. Da sich ja Herkules und Dracula genauso wie ihre Besitzer nicht riechen können, kommt es im Zoo zu einer wilden Verfolgungsjagd, wo auch Mimi das Zwergflusspferd eine wichtige Rolle spielt.

Natürlich gibt es auch in diesem Band wieder einige Streitpunkte zwischen Leon, Luzie und Bella wo Herkules nur eine untergeordnete Rolle spielt. Diese Situationen sind einfach schön beschrieben und man kann sich das Lachen kaum noch verkneifen.

Um es mal mit den Worten von Bella zu sagen, die Geschichte, welche Anna Lott in einer ansprechenden Sprache liefert, ist voll pupsi – wie jeder Plan den sie mit Luzie zusammen schmiedet.

Ich finde die 162 Seiten sind einfach nur gelungen. Die Zeichnungen von Frau Göpfert sind einfach, aber auch gerade deswegen genial. Diese Zeichnungen passen perfekt zur Geschichte und der Person Luzie. Sie passen sich so richtig in die Geschichte ein, so dass sie einen immer wieder zum Schmunzeln anregen, da sie meistens genau da sind, wo die Geschichte auch gerade ist.

Komm ich mal zum Fazit dieses Kinderbuches es ist eine total schöne Reihe, welche mich einfach verzaubert. Man lernt immer wieder etwas so ganz nebenbei. Die Sprache hat zumindest mich verzaubert und dann erst diese Zeichnungen. Für mich könnte dies zu einer Reihe werden, welche Kinder einfach begeistert. Es hat einfach alles: Freundschaft, Tiere, Herz und eine Prise Pippi Langstrumpf. Mehr kann ich und will ich nicht darüber schreiben. Ich würde mich einfach freuen, noch mehr Bücher von Anna Lott und Lucie Göpfert zu lesen.

Bewertung vom 28.05.2018
Ich bleibe eine Tochter des Lichts
Shirin

Ich bleibe eine Tochter des Lichts


ausgezeichnet

Es gibt Bücher, da brauche ich einfach länger, auch um bestimmte Dinge, die beschrieben sind, zu verdauen. Da setzt man sich nach jedem Kapitel hin und schüttelt mit dem Kopf. Aber erstmal der Reihe nach.

Shirin schildert ihr Leben im IS – Staat. Sie beschreibt anfangs ihre Heimat und ihr Leben bevor die IS in ihr Heimatdorf gekommen ist und wie dort und in der Umgebung die Jesiden mit den Muslimen zusammengelebt haben - und dies so friedlich, wie man es sich jetzt nicht mehr vorstellen kann.

Als die IS einfällt, fliehen die Peschmerga schon bevor die IS im Dorf ankommt, obwohl sie immer versprochen haben, es vor der IS zu schützen. Zusammen mit ihrer Familie wird Shirin verschleppt. Sie werden wie Vieh in einstigen Turnhallen und Schulen gehalten, bis jemand sie als Sklavinnen kauft.

Shirin wird erst als Haussklavin gehalten, wo sie im Haus arbeitet und sich um die Kinder der Familie kümmert. Als der Vater der Familie umkommt wird sie an dessen Bruder übergeben. Dann wird es extrem. Sie schildert ihr Dasein als Sexsklavin. Sie wird ausgehungert und gebrochen, wird schwanger und treibt das Kind selbst ab und noch einiges mehr.

Sie beschreibt auch, dass sie den Umgang mit der Freiheit in Deutschland, wo sie mittlerweile lebt, erst lernen muss. Es ist für sie wie das Paradies. Sie will ihr eigenes Geld verdienen oder zumindest die Schule besuchen und vielleicht dann noch Studieren.

Für mich ist es das bisher bewegendste Buch des Jahres. Man erfährt einiges über die Situation im Nahen Osten, und dass wir bestimmte Dinge selbst zu verantworten haben. Auch Deutschland hatte am Anfang Interesse daran, dass die Gegend erstmal instabil bleibt. Ja, richtig gelesen – instabil. Der Verkauf von Waffen an Regierungen sowie Nicht-Regierungstruppen ist ein sehr lukratives Geschäft, an dem sich alle größeren Nationen beteiligen, sowohl in Europa, Asien und Amerika.

Die Geschichte zeigt ebenfalls, dass es auch bei den Sunniten im Irak Menschen gibt, welche nicht mit der IS zusammenarbeiten möchten und den Jesiden bei der Flucht helfen statt sie auszuliefern.

Es ist ein Buch welches man lesen sollte, um gewisse Dinge etwas besser zu verstehen. Ich finde, wir sollten versuchen, Menschen, die in Not geraten, einfach zu helfen - egal welcher Hautfarbe, Religion oder Ethnie. Wir sollten uns mit den Asylanten auseinandersetzen, also sie kennenlernen und dieses Buch ist vielleicht ein erster und sehr wichtiger Schritt in ein besseres Miteinander. Shirin will Jesidin bleiben und sie will auch Dinge geben und kein Sozialschmarotzer sein. Dies ist vielleicht bei unserer momentanen Stimmung in Deutschland eine wichtige Aussage. Wobei es noch viele andere Aussagen und Erlebnisse gibt. Ich kann nur sagen kaufen sie dieses Buch, lesen sie es und lassen sie es auf sich wirken.

Bewertung vom 18.05.2018
Elchscheiße / Torsten, Rainer & Co. Bd.1
Simon, Lars

Elchscheiße / Torsten, Rainer & Co. Bd.1


ausgezeichnet

Nun habe ich also endlich den ersten Band der Tierkot Trilogie von Lars Simon gelesen, und somit nun die ganze Reihe. Und irgendwie muss ich sagen, jetzt kann ich mir nun ein wirkliches Urteil bilden. Aber eines nach dem anderen.

Lars Simon nimmt einen langsam mit und erklärt, wie das mit Torstens Ex Tanja passiert ist. Man lernt das erste Mal Torstens Freund Rainer kennen. Auch Gerd, der Vater von Torsten, und Renate dessen Freundin treten auf. Letztere ist auch die beste Freundin von Tanja, aber die ist ja mit dem „Therapeuten“ von Torsten und ursprünglich Renates Freund abgehauen. Kompliziert? Nein, nicht wirklich. Es kommt ja im Buch schrittweise. Daher ist es tatsächlich einfacher zu erst „Elchscheiße“ zu lesen, bevor man sich auf „Kaimankacke“ stürzt.

Man lernt auch den Ort Gödseltorp mit all seinen Eigenheiten kennen und „lieben“. Manchmal denkt man: „Mein Lieber Herr Simon, geht es nicht vielleicht ein wenig langsamer?“, denn die Ereignisse überschlagen sich teilweise in diesem Drecksnest, wie es der Autor des Öfteren nennt. Aber was will man von einem erfundenen Ort erwarten, der frei übersetzt so etwas wie „Misthausen“ heißt.

Lars Simon, bringt es fertig einen immer wieder zum Lachen zu bringen. Ich meine damit nicht dieses verschmitzte Lächeln während des Lesens, sondern eher dieses laute Lachen, was einem, wenn man schwarzen und sarkastischen Humor mag, immer wieder herausplatzt. Vielleicht auch zum Leidwesen der Nachbarn, wenn man eine sehr hellhörige Wohnung hat.

Es gibt so manche Anspielung auf „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams. Wer das Buch nicht kennt, dem entgehen eventuell Nuancen. Gelegentlich ist es ein wenig zu überladen in meinen Augen. Lars Simon macht dies aber mit dem Humor einfach wieder weg.

Elchscheiße ist für mich ein Buch, welches man lesen sollte, wenn die Welt, die einem umgibt nichts oder nur wenig zu lachen bietet. Oder einfach mal nur so für zwischendurch, wenn man keine Lust auf etwas Hochtrabendes hat oder etwas, was einem ein hohes Maß an Fantasie abfordert. Es ist eine gut gemachte Comedy Reihe, welche verdammt viel Situationskomik beinhaltet und gute Laune bringt.

Bewertung vom 09.05.2018
Sportlerkind
Krappweis, Tommy;Krappweis, Werner

Sportlerkind


sehr gut

Es gibt Tage, da nimmt man ein Buch in die Hand und will es nicht mehr aus der Hand nehmen. So ging es mir mit dem Buch Sportlerkind von Tommy Krappweis. Er beschreibt sein Leben mit seinem Vater, Werner Krappweis, der im Amateurbereich beim Rennradfahrern alles gewonnen hat, was es damals zu gewinnen gab.

Werner Krappweis will seinen Sohn dazu bringen, auch Leistungssportler zu werden. Er will ständig durchdrücken das sein Sohn auch bei ihm im Radverein mitmacht. Das geht soweit, dass er ein Bonanzarad, welches Tommy von seiner Oma geschenkt bekommt, glattweg kaputt macht – und dann einem Kollegen zum Teileverwerten zur Verfügung stellt.

Man bekommt oft das Gefühl, dass Werner Krappweis seine Fahrräder mehr liebt, als seine beiden Söhne. Ich denke da nur an eine Situation, wo der Vater berichtet, wie er noch schnell ein Radrennen gefahren ist - und dann erst zu seiner entbindenden Frau gefahren ist. Gut, das klingt etwas überspitzt, denn er erzählt auch, dass er während des Rennens Gewissensbisse bekommen hat.

Tommy Krappweis beschreibt in vielen Situationen, wie er sich der Attacken des Vaters erwehrt hat, denn Tommy spielt lieber mit Lego und findet, dass Radfahren eher dafür da ist, um von A nach B zu kommen, und nicht noch einen Wettbewerb daraus zu machen. Man fängt immer wieder an zu lachen, wenn einem als Leser immer klarer wird, dass Tommy so gar nichts mit den Rennrädern des Vaters anfangen kann, aber Werner dies nicht sieht und versucht, seinen Sohn zu überzeugen. Was aber nicht klappt, da Tommy so gar keine Wettbewerbe mag. Selbst die Gürtelprüfungen beim Judo hat er nur eher widerwillig gemacht.

Was hat eigentlich das Buch ausgemacht, frage ich mich gerade, während ich das alles so niederschreibe. Ich glaube es lag eindeutig daran, dass man das Gefühl hatte, dass man der Unterhaltung zwischen Vater und Sohn beiwohnen konnte. Denn es geht immer wieder von Kapitel zu Kapitel zwischen Vater und Sohn hin und her.

Es waren auf alle Fälle verdammt lustige und interessante 232 Seiten, von denen ich gerne noch mehr hätte. Ich glaube, diese könnten für viele Väter und Söhne, aber auch Mütter und Töchter, interessant sind, da ich denke, dass in den meisten Beziehungen zwischen Eltern und Kindern solche Situationen auftreten, wo die Eltern eigentlich etwas anderes vorhat wie die Kinder, und wo beide doch eher über den anderen den Kopf schütteln. Nicht jedes Sportlerkind ist ein geborener Sportler.

Bewertung vom 04.05.2018
Der goldene Zwerg
Schüler, Wolfgang

Der goldene Zwerg


gut

Gut, nun muss ich mich mal outen. Ich liebe Edgar Wallace Filme. Ja, diese alten Filme - aber auch den Zinker. Aber mit den Büchern, das muss ich sagen, habe ich bis jetzt nie etwas anfangen können, bzw. ich habe auch keine dieser Bücher bei mir zuhause.

Und nun habe ich dann ganz unbedarft das Buch der goldene Zwerg von Wolfgang Schüler in die Hand bekommen.

Nach dem ersten Kapitel hatte ich den Gedanken, O Gott das sind ja nur Kurzgeschichten. Was ich da noch nicht wusste war, dass es die Vorgeschichte zu dem eigentlichen Buch ist.

Wolfgang Schüler beschreibt in seinem Buch, wie es wohl wäre, wenn Edgar Wallace selbst ermitteln würde. Er beschreibt das sich Edgar Wallace zieren würde, also es eigentlich gar nicht wirklich will, als Ermittler zu arbeiten. Irgendwie will er nicht, rutscht aber trotzdem immer wieder in die Geschichte hinein.

Interessant ist, wie Wolfgang Schüler die Maya-Statue beschreibt und wie er die Geschichte dieser Statue immer wieder zum Thema macht. Und so ganz nebenbei bringt er einem die Geschichte der Mayas etwas näher.

Man lernt aber auch den Autoren Edgar Wallace etwas besser kennen, wie er aufgewachsen ist, was er im Krieg gemacht hat und solche Kleinigkeiten. Aber auch seine finanziellen Probleme, oder die Beziehung zu seiner zweiten Frau, die immer wieder Ideen hat und ihrem Mann doch sehr gut beiseite steht werden thematisiert.

Alles in allem ist es ein spannendes Buch, nicht nur wegen des Kriminalfalls. Allgemein ist das Buch einfach zu lesen, aber trotzdem interessant. Mich persönlich hat es neugierig gemacht - auch auf den Autoren Edgar Wallace und seine Geschichte. Alles in allem ein Buch, welches man zügig lesen kann. Bei einer Kanne Tee kann man sich so ein paar unterhaltsame Stunden machen.

Bewertung vom 26.04.2018
Breaking News
Schätzing, Frank

Breaking News


sehr gut

Der zweite Roman von Frank Schätzing in kurzer Zeit, wo ich mich frage, wie denn diese unterschiedlichen Erzählstränge zusammengehören. Diesmal hat auch der Klappentext nicht viel geholfen. Geduld lohnt sich!

Da die Erzählstränge von unterschiedlichen Sprechen gelesen werden, ist es relativ leicht, den Überblick zu behalten. Insbesondere die Stimme von Hansi Jochmann dürfte vielen bekannt sein. Als Synchronsprecherin von Jodi Foster und Vorleserin vieler Romane von Kathy Reich klingt sie sehr vertraut. Auch Oliver Strietzel liegt sehr angenehm im Ohr. Ein wichtiger Punkt bei Hörbüchern.

Von welchen Erzählsträngen spreche ich eigentlich? Zum einen haben wir Tom Hagen, einen Journalisten, der mitten aus den Krisengebieten berichtet. Dessen Geschichte beginnt 2008 in Afghanistan. Dann machen wir einen Zeitsprung ins Jahr 1928 nach Israel, bzw. Palästina, wie es damals hieß. Dort wird die Geschichte von jüdischen Auswanderern erzählt, die aus den unterschiedlichsten Gründen ihre Heimat verlassen haben. Hier stehen drei Kinder und ihre Entwicklung über die Jahre im Mittelpunkt. Wem der Name Scheinermann etwas sagt, dem geht etwas früher ein Licht auf, warum diese drei Kinder einen zentralen Punkt einnehmen. Mehr möchte ich dazu aber noch nicht verraten.

Schätzing hat enormen Wert auf die historischen Ereignisse gelegt und beschreibt sie nüchtern und neutral, ohne für eine Seite Partei zu ergreifen. Das hat mich schwer beeindruckt, denn ich persönlich finde es nicht einfach bei den einzelnen Ereignissen. Erschreckt hat mich, wie wenig man eigentlich aus dem Geschichtsunterricht über die jüngere Zeit weiß. Daran, dass in Israel und Palästina immer wieder Bomben hoch gehen, Siedlungen und sogar Flüchtlingslager bombardiert werden, hat man sich aus der Ferne schon fast gewöhnt. Das ist einfach nur entsetzlich. Wo nahm eigentlich der Konflikt seinen Ursprung? Dies lässt Schätzing auch seine Figuren kontrovers diskutieren. Dabei treffen Ansichten von erzkonservativen Siedlern auf die von „normalen“ Menschen, die einfach mit ihren arabischen Nachbarn in Frieden leben und mit ihnen zusammen arbeiten wollen. Dazwischen liegen noch viele Schattierungen, die sehr plastisch dargestellt werden. Man kommt nicht umhin, bei den unterschiedlichsten Ansichten Verständnis zu entwickeln.

Was hat das aber jetzt mit dem Journalisten Tom Hagen zu tun, dem wir im ersten Kapitel in Afgahistan begegnen? Geographisch – gar nichts. Aber sachlich. Tom ist Kriegsberichterstatter. Er ist also immer da, wo das Wetter gerade besonders bombig ist. Israel/Palästina ist auch immer wieder ein passendes Gebiet. Beim Versuch seine Karriere nach einem Unglücksfall wieder in Gang zu bringen, gerät er zwischen die Fronten der Geheimdienste und stolpert in einiges hinein. Seine Geschichte kreuzt die der drei Jungen aus dem zweiten Kapitel und es wird sehr spannend. Auch wenn es eine erfundene Geschichte ist, die auf historischen Tatsachen aufbaut, ich könnte es mir sehr gut vorstellen. Ich könnte jetzt noch viel sagen, aber damit würde ich vielleicht schon zu viel verraten und dem Buch die Spannung nehmen. Das möchte ich auf keinen Fall. Es ist absolut lesens- bzw. hörenswert!

Für dieses Hörbuch kann man eine sehr lange Autofahrt einplanen. Es handelt sich um eine vollständige Lesung von 35 Stunden und 12 Minuten. Natürlich kann man da auch jederzeit Pausen einlegen – aber es ist einfach spannend. Ich saß durchaus einige Male noch etwas im Auto vorm Haus, weil ich erst noch dieses Kapitel zu Ende hören wollte.

Bewertung vom 18.04.2018
Irisches Roulette / Grace O`Malley Bd.2
O'Brien, Hannah

Irisches Roulette / Grace O`Malley Bd.2


sehr gut

Gut, bei diesem Buch wurde als erstes meine Irlandlust und meine besondere Verbindung gerade zu der Stadt Galway gereizt, weswegen dieses Buch auch umgehend bei nächster Gelegenheit gelesen wurde.

Es erscheint vielleicht ein wenig unprofessionell, aber kennt das nicht jeder, dass manche Dinge einen mehr reizen wie andere. Also erhielt der Krimi ja schon ein paar Vorschusslorbeeren. Das kann ja eigentlich nur schief gehen, oder einen enttäuschen.

Aber Hannah O’Brien reißt einen echt mit. Sie zeigt einem den Sumpf der Wett-Mafia am Beispiel von Gaelic – Football, einer Art Fußball, die nur in Irland gespielt wird, oder auch bei den wesentlich lukrativeren Pferdewetten.

Es fesselt einen einfach wie Grace, Rory und Peter zusammenarbeiten. Schließlich gibt es erst einen Mord an einem Mitarbeiter in einem Wettbüro und dann noch kommt der Trainer des Gaelic Teams aus Galway genauso zu Tode. Sie kommen aber nicht wirklich in dem Fall weiter. Immer wieder kommt man zwar auf den Biohof in der Nähe von Letterfrack, aber irgendwie gibt es außer einem komischen Gefühl von Grace nicht wirklich viel.

Man merkt immer wieder das die Wett-Mafia ständig die Finger im Spiel hat, mag es bei dem schleichenden Niedergang des Rennpferdes Gonzales oder, was ganz offensichtlich ist, bei dem Betrug eines wichtigen Gaelic Spiels sein, wo es einen Strafstoß aus einer Situation gab, welche nie und nimmer einen Strafstoß wert war – auch wenn dies immer ein abendfüllendes Thema bei Fans ist.

Es gibt noch einiges mehr, was in diesem Krimi erwähnenswert ist. Ganz besonders auch, dass es irgendwie beim Lesen so rüberkommt, dass jeder der Schuldige sein könnte.

Die Autorin schafft es immer wieder, einen zu überraschen, wobei man relativ rasch bei einer Person ein komisches Gefühl bekommt. Es hat sich bei mir sehr schnell eingestellt und irgendwie wurde dieses Gefühl immer mulmiger.

Aber ich kann euch sagen, es ist trotzdem sehr überraschend und schön geschrieben. Für mich schafft es die Autorin, einem das irische Lebensgefühl, welches ich selbst erleben durfte, in diesem Krimi in einfachen Worten immer wieder näher zu bringen, ohne dass es aufgesetzt wirkt. Und dabei konstruiert sie so ganz nebenbei einen wirklich interessanten und nicht alltäglichen Fall.

Ich habe mich immer wieder beim Mitfiebern erwischt und konnte und wollte den Krimi nicht aus der Hand legen. Es wird nie wirklich blutig, aber man spürt einen konstanten Spannungsbogen. Gut, es war wie so oft, dass mir der erste Band schon ein wenig fehlt, da ich die verschiedenen Akteure doch gerne noch etwas besser hätte kennenlernen wollen.

Aber dies ist nicht zwingend notwendig, wie bei den meisten Reihen, die man so im Laufe seines Leselebens zwischen die Finger bekommt - aber irgendwie ist es trotzdem wünschenswert. Ich freue mich auf alle Fälle auf den dritten Band der Reihe und hoffe, dass ich nicht solange warten muss.

Bewertung vom 11.04.2018
Dement, aber nicht bescheuert
Schmieder, Michael;Entenmann, Uschi

Dement, aber nicht bescheuert


ausgezeichnet

Diesmal habe ich mich mal wieder einem Sachbuch angenommen. Es wurde auch mal wieder Zeit. Und dann war es auch noch ein Buch was mich wirklich sehr mitgenommen hat. Es geht um Demenz und wie man mit den Bewohnern in einem Pflegeheim umgehen kann.

Die Betonung liegt eindeutig auf können. Wir alle wissen, dass es in Deutschland in den vielen Fällen eher menschenunwürdig abläuft und man eher das Gefühl hat, dass es nicht um den Menschen geht sondern um den Profit. Viele in meinem Alter, haben ihre eigenen Erfahrungen im Zivildienst gemacht und könnten darüber Bücher schreiben.

Aber darum geht es in diesem Buch nicht. Der Autor beschreibt, wie es auch gehen kann. Er zeigt wie man ein schöneres Leben mit dementen Menschen gestalten kann, z.B. durch eine andere Beleuchtung oder offenere Räume. Michael Schmieder setzt sich für Gruppenzimmer oder Wohngruppen ein, wo immer etwas passiert und wo niemand alleine ist, Bereiche in denen man etwas gemeinsam tun kann.

Er fordert, dass man unkonventionelle Schritte gehen sollte, dass jeder, der in einem Pflegeheim arbeitet, auch in der Pflege was zu sagen hat. Besonders gefallen hat mir neben der Beleuchtung auch, dass keiner der Bewohner per Magensonde ernährt wurde. Das bedeutet natürlich mehr Arbeit, mehr Pfleger und auch mal neue Ideen. Da wird direkt vor dem Bett des Bewohners gekocht, damit er Lust auf Essen bekommt. Wir alle kennen das doch, dass unser Appetit auch durch den Geruch hervorgerufen wird. Warum also nicht auch bei einem, der nicht mehr essen will.

Herr Schmieder setzt sich dafür ein, dass jeder seine Eigenarten haben darf; dass man nicht den Tagesablauf nach der Pflege richtet, sondern die Pflege nach dem zu Pflegenden - und noch vieles mehr. Natürlich ist nicht alles perfekt und wird es wahrscheinlich auch nie werden, aber wer will es schon perfekt?

Es ist für mich ein Buch, welches mich sehr mitgenommen hat, da ich selbst eine Oma habe, die an Demenz leidet, um die ich mich aber, weil ich mich nicht richtig traue, eigentlich viel zu wenig kümmere. Ich habe Angst Fehler zu machen. Dadurch bin ich eigentlich für meine Großmutter gar nicht mehr existent, was den Kontakt zu ihr betrifft. Irgendwie hat mir dieses Buch doch Möglichkeiten vor Auge geführt, wie ich vielleicht nun besser mit ihr umgehen kann.

Ich denke, dass ein neuer Umgang mit Demenzkranken nicht nur im Pflegeheim anfängt, sondern auch bei uns selbst, bei unserem persönlichen Umgang mit Dementen. Vielleicht kann uns dieses Buch dabei ein wenig helfen, die Augen öffnen und wir setzen uns dann eventuell automatisch für ein besseres Leben von demenzkranken Menschen ein.