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Mareike91

Bewertungen

Insgesamt 200 Bewertungen
Bewertung vom 30.11.2021
Reality Show
Freytag, Anne

Reality Show


ausgezeichnet

Inhalt:

Heiligabend in Deutschland. Einige einflussreiche und bekannte Personen werden gemeinsam mit ihren Familien und Gästen in ihren eigenen vier Wänden als Geiseln genommen. Sie werden unfreiwillig zu Teilnehmern einer Reality Show, denn ganz Deutschland kann live verfolgen, was den Geiselns passiert. Und sogar mitbestimmen, wer leiden muss und wer verschont bleibt. Doch was und vorallem wer steckt hinter dieser Geiselnahme?

Meine Meinung:

Die Idee für den Plot hat mich auf Anhieb fasziniert, daher musste ich dieses Buch unbedingt lesen. Und wurde alles andere als enttäuscht.

Der bildhafte und atmosphärische Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm zu lesen. Die Kapitel sind kurz und werden aus Sicht unterschiedlicher Charaktere erzählt. Diese Sprünge in der Handlung sorgen zusammen mit so einigen ungeahnten Wendungen für Abwechslung, Tempo und natürlich Spannung. Zudem erhält der Leser so einen recht umfassenden Einblick, da sowohl Zuschauer, Geiseln, Geiselnehmer als auch Ermittler zu Wort kommen. Doch der Leser erfährt nicht nur, was sich ab dem Zeitpunkt der Geiselnahme abspielt, sondern dank Rückblenden auch, wie es dazu kam. Schon nach wenigen Seiten konnte ich das Buch daher kaum noch aus der Hand legen.

Der Plot ist einzigartig und faszinierend. Wäre so etwas wirklich möglich? Wie weit würden die Leute vor den Bildschirmen gehen, wenn sie über das Schicksal bzw. Wohlergehen der Geisel mitbestimmen könnten? Wenn man bspw. den unbeliebten Politiker endlich mal für seine Handlungen zur Rechenschaft ziehen kann? Und wo fängt Selbstjustiz eigentlich an? Mich hat dieser durchaus gesellschaftskritische Plot zum Nachdenken angeregt und wird mir sicherlich noch länger im Gedächnis bleiben.

Meine Meinung nach der einziger Kritikpunkt: Aufgrund der vielen handelnden Personen musste ich mich anfangs ein wenig anstrengen, den Überblick zu behalten. Wer damit Probleme hat, sollte sich vielleicht während des Lesens eine kleine Liste anlegen.

Fazit:

Spannender und durchaus gesellschaftskritischer Plot, temporeich erzählt. Für mich eines meiner Lese-Highlights des Jahres.

Bewertung vom 28.11.2021
Das Tagebuch der Jenna Blue
Adrian, Julia

Das Tagebuch der Jenna Blue


sehr gut

Inhalt:
Jenna und Scarlett sind Schwestern, doch könnten unterschiedlicher kaum sein: Jenna eher still, unscheinbar und in sich gekehrt, Scarlett laut und der Star der Schule. Seit dem plötzlichen und spurlosen Verschwinden ihrer Mutter vor 10 Jahren hat sich die Beziehung der beiden zugespitzt, inzwischen sind sie regelrecht verfeindet. Jenna hat das Verschwinden ihrer Mutter nie verwunden. Sie will unbedingt wissen, was damals wirklich geschah, während der Rest ihrer Familie das Thema totschweigt. Eher zufällig findet sie eine Spur und macht sich daher selbst auf die Suche nach ihrer Mutter. Und die beginnt direkt hinter dem Gartenzaun, in der alten Villa, um die sich Schauermärchen ranken. Kann Jenna die Wahrheit ans Licht bringen?

Meine Meinung:
"Das Tagebuch der Jenna Blue" war mein erstes Buch der deutschen Autorin Julia Adrian. Nachdem ich mich anfangs ein wenig schwer tat, in die Geschichte hineinzufinden, hat mich das Buch dann aber doch immer mehr für sich eigenommen. Spätestens ab der Hälfte war ich gefesselt und habe mit der Protagonistin Jenna mitgefühlt und -gefiebert.

Die aktuellen Ereignisse werden aus Jennas Sicht erzählt. Darüber hinaus gibt es immer mal wieder Seiten aus Jennas geliebtem Tagebuch, die insbesondere von ihrer (Hass-)Beziehung zu ihrer Schwester Scarlett handeln. Allerdings wirkten die Gedanken auf mich gerade zu Beginn des Buches manchmal etwas wirr. Trotzdem geben sie einem einen tiefen Einblick ich Jennas Gedanken- und Gefühlwelt, was mir gefallen hat.

Jenna, aus deren Sicht die Handlung erzählt wird, ist ein wenig sonderbar, was sicherlich nicht zu knapp an ihrer verkorksten Familiensituation liegt: Die Mutter vor Jahren verschwunden, der Vater in seiner eigenen Welt lebend. Einzig die ältere Schwester Anna sorgt dafür, dass das geregelte Leben zumindest einigermaßen weitergeht und Jenna und ihrer Schwester Scarlett sich nicht gegenseitig an die Gurgel gehen. Trotz ihrer Eigenarten ist Jenna aber ein liebenswertes Mädchen und hat mir gut gefallen.
Besonders gemocht habe ich die beiden Jungen Yakub und Lee, die momentan in der Nachbarvilla zu Besuch sind und die Jenna durch Zufall kennenlernt. Sie sind Jenna treue und echte Freunde und helfen ihr bei der Suche nach der Wahrheit. Im Vergleich zu den anderen Charakteren sind sie herrlich normal und absolut sympathisch.

Der Plot an sich ist spannend. Wieso verschwand Jennas Mutter vor 10 Jahren mitten am Tag einfach spurlos und ward seit dem nicht mehr gesehen? Wieso will niemand mit Jenna darüber reden? Und warum hassen sich die beiden Schwestern so sehr, dass sie nicht davor zurückschrecken, der jeweils anderen sogar Schaden zuzufügen? Ich fand es sehr spannend, mehr über die Beziehungsgeflechte der Familie zu erfahren. Denn nach und nach tun sich dort immer mehr Abgründe auf... Der Leser begleitet Jenna bei der Suche nach der Wahrheit. Dabei macht sie durchaus die eine oder andere überraschende Entdeckung. Die schlussendliche Auflösung ist tragisch und das Ende in meinen Augen ein gelungener Abschluss der Geschichte.

Fazit:
Am Anfang etwas wirr und zu wenig Thriller, in der zweiten Hälfte dann aber spannend und fesselnd.

Bewertung vom 27.11.2021
No Way Out - Es gibt kein Entkommen / Detective Inspector Adam Fawley Bd.3
Hunter, Cara

No Way Out - Es gibt kein Entkommen / Detective Inspector Adam Fawley Bd.3


ausgezeichnet

Inhalt:

Aus einem brennenden Haus werden zwei Kinder geborgen. Das eine bereits tot, das zweite verstirbt nur wenige Tage später im Krankenhaus. Schnell stellt sich heraus, dass es sich bei dem Feuer um Brandstiftung handelt. Doch wo sind die Eltern der beiden Kinder?

DI Adam Fawley, der momentan privat selbst mit einigen Problemen zu kämpfen hat, und sein Team übernehmen die Ermittlungen. Sie finden heraus, dass die Mutter der Kinder unter psychischen Problemen litt und der Vater erst vor kurzem eine Alarmanlage installieren ließ. Als in den Trümmern des niedergebrannten Hauses die Leiche der Mutter gefunden wird, spitzt sich die Situation zu. Denn die Frau war erneut schwanger.

Meine Meinung:

"No way out - Es gibt kein Entkommen" ist der dritte Teil der Reihe um DI Adam Fawley und sein Team, den man aber problemlos auch ohne Vorwissen lesen kann, da die Fälle in sich abgeschlossen sind.

Der Schreibstil der Autorin ist angenehm zu lesen. Die Handlung wird aus verschiedenen Perpektiven erzählt, wodurch der Leser einen guten Rumdumblick erhält. Jedoch sind einzig die Erzählungen aus Sicht des Protagonisten Fawley aus der Ich-Perspektive, sodass diese hervorstechen. Dank einiger Rückblicke erfährt der Leser zudem, was sich im Laufe des lezten Jahres vor dem Brand im Haus der Familie Esmond abgespielt hat. Dadurch bekommen die Opfer ein Gesicht, zudem helfen sie zu verstehen, wie es zu der Tragodie kommen konnte. Für ein wenig Auflockerung sorgen die hin und wieder eingestreuten Zeitungsartikel und anderen Schriftstücke wie bspw. Emails oder Vernehmungsprotokolle, die für den Leser auch durchaus wichtige Informationen enthalten.

Die Charaktere, allen voran DI Adam Fawley, haben mir - wie bereits in den vorherigen zwei Teilen der Reihe - sehr gut gefallen. Das Ermittlerteam ergänzt sich gut und es macht Spaß ihnen bei den Ermittlungen über die Schultern schauen zu dürfen. Wie bereits im vorherigen Teil spielen auch ihre Privatleben eine Rolle im Buch. Insbesondere Fawley hat momentan private Probleme, da es nach dem Tod seines Sohnes in seiner Ehe krieselt. Aber auch im Team gibt es Konflikte bzw. Reibereien. Dadurch bekommen die Ermittler eine menschliche Seite, was sie bzw das gesamte Team sowohl authentischer als auch sympathischer macht.

Der zu lösende Fall hat es auch dieses Mal wieder in sich. Wie bereits bei den vorherigen beiden Teilen der Reihe sind auch immer Kinder betroffen bzw. unter den Opfern, wodurch die Ereignisse und Ermittlungen einem noch näher gehen. Dank einiger überraschender Wendungen bleibt die Geschichte bis ganz zum Ende spannend und undurchsichtig. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, habe mitgefiebert und es mehr oder weniger in einem Rutsch durchgelesen. Die schlussendliche Auflösung ist tragisch, aber absolut stimmig und hat mich fassungslos zurückgelassen.

Fazit:

Der dritte und meiner Meinung nach der bislang beste Teil der Reihe. Von der ersten bis zur letzten Seite absolut fesselnd, mit einigen überraschenden Wendungen und einer tragischen Auflösung. Einfach top!

Bewertung vom 21.11.2021
Teufelsnetz / Jessica Niemi Bd.2
Seeck, Max

Teufelsnetz / Jessica Niemi Bd.2


ausgezeichnet

Inhalt:

Die beiden wohl bekanntesten Blogger Finnlands verschwinden spurlos. Doch was zunächst nach einem PR-Gag aussieht, entspuppt sich schnell als bitterer Ernst, als auf ihren Profilen Todesnachrichten auftauchen und zudem eine Frauenleiche gefunden wird, die mit dem Verschwinden der beiden Blogger in Zusammenhang zu stehen scheint. Jessica Niemi übernimmt die Leitung der Ermittlungen und steht dabei enorm unter Druck. Denn schon der kleinste Fehler kann das Ende ihrer Karriere bedeuten..

Meine Meinung:

"Teufelsnetz" ist der zweite Teil der Reihe um Jessica Niemi und ihre Kollegen von der Helsinkier Kriminalpolizei. Obwohl die Fälle in sich abgeschlossen sind, empfiehlt es sich, zunächst den Vorgängerband zu lesen, da die dortigen Ereignisse einen großen Einfluss auf Jessicas Entwicklung und Privatleben haben.

Nachdem mir "Hexenjäger" bereits sehr gut gefallen hat, war ich gespannt auf die Fortsetzung. Und wurde nicht enttäuscht. Auch "Teufelsjäger" konnte mich von beginn an fesselnd. Der Schreibstil ist temporeich und trotzdem angenehm zu lesen, wodurch man schnell in die Handlung hineinfindet.

Die Charaktere sind sehr speziell, sie haben Ecken und Kanten und dadurch einen gewissen Wiedererkennungswert. Dies gilt auch für die Protagonistin Jessica Niemi, die in diesem Buch erneut mit einigen sowohl privaten als auch beruflichen Problemen zu kämpfen hat. Nach außen man sie einen sehr taffen und zielstrebigen Eindruck. Sie geht ihren eigenen, gerne mal etwas unkonventionellen Weg und lässt sich dabei auch nicht so schnell beirren. Doch in ihrem Inneren sieht es teilweise ganz anders aus... Jessica ist kein absoluter Sympathieträger, den man auf Anhieb in sein Herz schließt, trotzdem oder vielleicht auch gerade deshalb gefällt sie mir als Protagonistin sehr gut.

Der Plot des Buches ist spannend und fesselnd. Die Verbindung zu Mangas hat mir sehr gut gefallen. Zudem hält die Handlung die eine oder andere überraschen Wendung bereit, die durchgehend für Spannung sorgen und den Leser mitfiebern und -rätseln lassen. Die schlussendliche Auflösung konnte mich überraschen und zufrieden stellen, auch wenn am Schluss doch so einige Fragen offen bleiben, auf deren Auflösung ich im hoffentlich nächsten Band der Reihe bereits gespannt bin.

Fazit:

Mit "Teufelsnetz" legt Max Seeck erneut einen temporeichen und fesselnden Thriller mit überraschender Auflösung vor. Ein gelungener zweiter Teil der Reihe, der Lust und neugierig auf eine hoffentlich baldige Fortsetzung macht.

Bewertung vom 17.11.2021
The Nothing Man
Ryan Howard, Catherine

The Nothing Man


ausgezeichnet

Inhalt:
Vor beinahe 20 Jahren drang der von der Presse als Nothing Man bezeichnete Killer nachts in das Haus der Familie Black ein. Er tötete die Eltern sowie eine der beiden Töchter der Famile, nur die 7jährige Eve blieb wie auf wundersame Weise verschont. Bis heute wurde der Täter, der danach nie wieder zuschlug, nicht gefasst. Doch Eve hat bis heute nicht aufgegeben. Um den Täter endlich zu überführen, hat Eve ein Buch über die Ereignisse jener Nacht geschrieben, die ihr Leben von einem Tag auf den nächsten veränderten und sie zur Waise machten.
Das Buch wird innerhalb kürzester Zeit zum Bestseller. Auch Supermarkt-Wachmann Jim Doyle hat sich ein Exemplar gekauft. Denn er ist niemand anderes als der Nothing Man. Doch je mehr er liest, umso größer wird seine Wut auf Eve. Und er realisiert, dass es ein großer Fehler war, Eve damals am Leben zu lassen, denn Eve ist der Wahrheit gefährlich nah...

Meine Meinung:
"The Nothing Man" war mein erstes Buch der irischen Autorin Catherine Ryan Howard, aber sicher nicht mein letztes. Selten hat mich ein Thriller so gefesselt wie dieser, sodass ich ihn in kürzester Zeit regelrecht verschlungen habe.

Der Schreibstil der Autorin ist angenehm zu lesen. Die Handlung spielt in der heutigen Zeit und wird aus Sicht von Jim Doyle, bei dem es sich um niemand anderes als den Nothing Man selbst handelt, erzählt. Nachdem dieser sich die letzten Jahre in Sicherheit gewähnt hat, wird er durch das Erscheinen von Eves Buch aus der Bahn geworfen...

Zusammen mit Jim Doyle liest der Leser Eves Buch, in dem Eve sowohl die Erlebnisse der Nacht schildert, in der ihre Familie starb, als auch die restlichen Verbrechen des Nothing Man sowie ihre Recherchen zum Fall, wie z.B. Gespräche mit damaligen Zeugen bzw. vorherigen Opfern des Nothing Man. Durch den Schreibstil von Eves Buch und die realistischen Schilderungen hat man als Leser tatsächlich das Gefühl, die wahre Berichterstattung eines Opfers zu lesen, obwohl es sich "nur" um reine Fiktion handelt.

Der einzigartige Plot des Buches ist spannend und absolut fesselnd, obwohl der Leser bereits auf den ersten Seiten erfährt, dass Jim Doyle der Nothing Man ist und vor 20 Jahren mehrere Vergewaltigungen und Morde beging, bis seine Verbrechensserie nach dem Mord an Eves Familie plötzlich endete. Man möchte als Leser unbedingt mehr über die Verbrechen des Nothing Mans erfahren, insbesondere über das an Eves Familie. Darüber hinaus stellt man sich beim Lesen natürlich die Frage, welche Beweise es gegen Doyle gibt bzw. ob und wenn ja welche neuen Informationen Eve bei ihren Nachforschungen ans Licht bringen konnte. Zudem ist man natürlich gespannt, ob bzw. wie es Eve gelingt, den Nothing Man aus seinem Versteck zu locken. Und ob es Doyle gelingt sein damaliges Versäumnis nachzuholen: Eve zu töten.

Besonders gefallen hat mir, dass nicht nur die Opfer, insbesondere natürlich Eve selbst, durch Eves Buch zu Wort kommen, sondern der Leser auch den Täter und dessen Leben abseits der Verbrechen kennenlernt, da ein Großteil der Handlung aus seiner Sicht erzäht wird. Natürlich ist Doyle - schon allein durch die von ihm begangenen Verbrechen - kein sympathischer Zeitgenosse, trotzdem bekommt man einem Einblick in seine Gedanken und Gefühle und erlebt ihn stellenweise sogar als "ganz normalen" Menschen, was mir persönlich sehr gefallen hat.

Fazit:
Ein absolut fesselnder Thriller, der mich von Anfang bis Ende absolut begeistern konnte und dem ich nur jedem Thriller- und True Crime Fan ans Herz legen kann. Für mich gehört "The Nothing Man" zu den Lesehighlights 2021.

Bewertung vom 02.11.2021
Piz Palü
Brunntaler, Marie

Piz Palü


ausgezeichnet

Inhalt:
Das Grand Arnold, ein Luxushotel in den Schweizer Alpen, das sich seit Generationen in Familienbesitz befindet, ist beliebt bei den Reichen und Schönen. Namhafte Gäste reisen an, um ihre Sommerfrische in den Bergen zu verbringen - so auch dieses Jahr. Doch während man nach außen hin den Anschein einer heilen Welt wahren will, ist die Realität hinter den Kulissen von Missgunst, Neid und Affären geprägt. Doch dann verschwinden die Kinder der Hoteliersfamilie spurlos und kurz darauf geschieht auch noch ein Mord. Als sich Kommissar Tschudi von der Mordkommission Graubünden auf die Suche nach der Wahrheit macht, droht das Kartenhaus endgültig zusammenzustürzen...

Meine Meinung:
Bei "Piz Palü" handelt es sich - auch wenn der Klappentext vielleicht mehr in diese Richtung verspricht - nicht um einen Krimi. Wer hier also einen spannenden Pageturner erwartet, wird enttäuscht sein. Stattdessen wird einem ein (zumindest in der ersten Hälfte) eher unaufgeregter, aber (insbesondere in der zweiten Hälfte) durchaus spannender Roman geboten, der mich persönlich gut unterhalten hat.

Der Schreibstil der Autorin Marie Brunntaler ist nüchtern, aber trotzdem angenehm zu lesen. Die Kapitel sind recht kurz was zusammen mit den wechselnden Perspektiven und Zeitebenen für Abwechslung und eine gewisse Spannung sorgt. Das Setting - ein Hotel in den Schweizer Alpen im Jahr 1957, also in der Nachkriegszeit - ist interessant. Die Wortwahl der Autorin ist dazu passend, sodass man sich als Leser in die Zeit zurückversetzt fühlt. Auch die im Hotel herrschende Atmosphäre hat mir gut gefallen. Man merkt, dass etwas unter der Oberfläche brodelt, das mit aller Macht nach oben drängt...

Im Mittelpunkt des Geschehens steht die Hoteliersfamilie Kälin, bei der mehr Schein als Sein ist, sowie ihre Gäste. Die Autorin gewährt dem Leser dank wechselnder Perspektiven einen guten Einblick in das Leben und die Gefühls- und Gedankenwelt der Charaktere. Nach und nach erfährt der Leser mehr über ihre Vergangenheit und die Verstrickungen untereinandern. Immer mehr (Familie-)Geheimnisse und Affären kommen ans Licht und menschliche Abgründe tun sich auf. Nicht zuletzt dank Kommissar Tschudi, der als Außenstehender auch mal zwischen den Zeilen liest, Sachen hinterfragt und sich nicht zu leicht hinters Licht führen lässt. Am Schluss fügt sich tatsächlich alles - auch die kleinste, noch so unwichtig erscheinende Kleinigkeit - zu einem stimmigen Ganzen zusammen.

Fazit:
Unaufgeregter, sehr angenehm zu lesender Roman, der durch den Kriminalfall an Spannung gewinnt.

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Bewertung vom 01.11.2021
Angstrichter / Grall und Wyler Bd.4
Schütz, Lars

Angstrichter / Grall und Wyler Bd.4


ausgezeichnet

Inhalt:

Nürnberg. An den vier Stadttoren verteilt hängen Körperteile einer Leiche. Doch damit nicht genug: Kurze Zeit später taucht im Internet ein Livestream auf, in dem eine gefesselte Person mit einer schwarzen Kapuze über dem Kopf auf dem Boden kauert. Und hinter ihr im Bild ein Scharfrichter mit einer Axt. Jemand scheint sich selbst zum Richter aufzuschwingen und dabei über Leichen zu gehen.
Die Profiler Jan Grall und Rabea Wyler werden gebeten, sich auf die Jagd nach dem brutalen Killer zu machen. Und geraten dadurch selbst ins Visier des Täters...

Meine Meinung:

"Angstrichter" ist der mittlerweile vierte Teil der Reihe um die Profiler Jan Grall und Rabea Wyler. Da die Fälle in sich abgeschlossen sind, lässt sich dieser Band aber auch problemlos ohne Vorwissen lesen.

Der Schreibstil des Autors ist temporeich, aber angenehm zu lesen. Dank wechselnder Erzählperspektiven und kurzer Kapitel vergehen die Seiten wie im Flug und man kann das Buch kaum aus der Hand legen. Einige Szenen sind jedoch nichts für zartbesaitete Leser, denn Lars Schütz nimmt wie gewohnt kein Blatt vor den Mund wie sich beispielsweise bei den recht detailreichen Beschreibungen der grausamen Morde und brutal zugerichteten Opfer zeigt.

Die Protagonisten der Reihe, die beiden Profiler Jan Grall und Rabea Wyler, sind mir bereits aus den vorherigen Bänden der Reihe bekannt und sypathisch. Vorallem Jan ist sehr scharfsinnig und stellt Zusammenhänge her, die die Polizei übersieht. Nicht zuletzt dadurch macht es Spaß, Jan und Rabea bei der Aufklärung des Falls zu begleiten und dabei selbst ein wenig mitzurätseln.

Der Plot ist wie bereits bei den vorherigen Teilen der Reihe durchweg spannend und fesselnd. Schon die ersten Seiten haben es in sich, sodass man einfach weiterlesen MUSS! Besonders gefallen hat mir der Bezug der Morde zum Mittelalter, der den Plot noch interessanter werden lässt. Die schlussendliche Auflösung ist stimmig und kann - auch wenn man durchaus selbst die richtigen Schlüsse ziehen kann - zum Teil noch überraschen.

Fazit:

Spannender vierter Teil der Reihe mit Bezug zum Mittelalter. Definitiv nichts für schwache Nerven! Aber gerade dadurch absolut fesselnd.

Bewertung vom 18.10.2021
Abgetrennt / Paul Herzfeld Bd.3
Tsokos, Michael

Abgetrennt / Paul Herzfeld Bd.3


sehr gut

Inhalt:

Rechtsmediziner Paul Herzfeld wird gebeten bei der Begehung eines privaten medizinischen Lehrinstituts teilzunehmen, dem vorgeworfen wird, unerlaubterweise an echten Leichenteilen zu obduzieren. Tatsächlich finden sich vor Ort echte Leichenteile. Unter anderem ein Arm, den Herzfeld aufgrund eines markanten Tattoos samt Narben wiedererkennt. Er selbst hat diesen Arm vor gar nicht allzu langer Zeit auf dem Seziertisch gehabt. Herzfeld drängt sich ein ungeheurlicher Verdacht auf: Verkauft einer seiner Kollegen illegal Leichenteile? Herzfeld beginnt auf eigene Faust zu ermitteln.

Meine Meinung:

"Abgetrennt" ist der dritte und damit letzte Teil der A-Trilogie von Michael Tsokos, in der der Rechtsmediziner Paul Herzfeld im Zentrum des Geschehens steht (Kurzgeschichten nicht mitgerechnet). Obwohl die "Fälle", in denen Herzfeld mal mehr, mal weniger freiwillig ermittelt, in sich abgeschlossen sind, empfiehlt es sich, die Bücher der Reihe nach zu lesen, da Herzfeld in diesem Band auf einen alter Widersacher trifft.

Der Rechtmediziner Paul Herzfeld ist ein sympathischer Protagonist mit einer sehr guten Spürnase. Es macht Spaß und ist sehr interessant, ihm bei seiner Arbeit und seinen Nachforschungen über die Schultern zu schauen. Allerdings besitzt er auch das Talent sich durch seine Hartnäckigkeit selbst in Gefahr zu bringen, was er auch dieses Mal wieder unter Beweis stellt...

Der Schreibstil des Autors ist - obwohl stellenweise eher nüchtern und sachlich - flüssig und angenehm zu lesen. Besonders gefallen haben mir die Szenen im Sektionssaal und die damit einhergehenden detailreichen und interessanten Beschreibungen der Obduktionen, Untersuchungen etc. Hier merkt man einfach den enormen Sachverstand des Autors! Dass einige Schilderungen bzw. Szenen tatsächlich auf echten Ereignissen bzw. Fällen beruhen, sorgt noch einmal mehr für Authentizität.

Der Plot des Buches ist zwar spannend, aber insgesamt leider schwächer als bei den vorherigen Teilen der Reihe. Es gibt kaum überraschende Wendungen, sodass man als Leser das Ende bzw. die Auflösung vorhersehen kann. Trotzdem hat mich das Buch - insbesondere das actionreiche und brenzlige letzte Drittel - sehr gut unterhalten.

Fazit:

Spannender, wenn auch etwas zu vorhersehbarer Abschluss der Trilogie um Rechtmediziner Paul Herzfeld, der den Leser mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück lässt.

Bewertung vom 07.10.2021
Tiefer Fjord
Lillegraven, Ruth

Tiefer Fjord


ausgezeichnet

Inhalt:

Ein kleiner Junge wird von seinen Eltern in ein Krankenhaus in Oslo gebracht, doch die Ärzte können nichts mehr für ihn tun. Angeblich ist er vom Baum gefallen, doch das Klinikpersonal, unter anderem der diensthabende Arzt Haavard, vermutet, dass der Junge von seinem Vater misshandelt wurde.

Kurze Zeit später wird der Vater des Jungen erschossen im Gebetsraum des Krankenhauses gefunden. Steckt jemand vom Krankenhauspersonal hinter der Tat? Als es ein weiteres Opfer gibt, gerät Haavard ins Visier der Polizei. Seine Frau Clara, die im Ministerium arbeitet und aktuell für einen Gesetzesvorschlag kämpft, der eine Meldepflicht von Misshandlungsanzeichen bei Kindern fordert, ist geschockt. Sie glaubt an die Unschuld ihres Mannes, außerdem will sie ihre eigene politische Karriere retten, und so beginnt sie auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen.

Meine Meinung:

"Tiefer Fjord" ist der Auftakt einer Trilogie der norwegischen Autorin Ruth Lillegraven.

Bereits die ersten Seiten haben es in sich und vermochten mich zu fesseln. Das Thema Kindesmisshandlung bzw. familiäre Gewalt spielt eine große Rolle, ebenso wie dass die Gesellschaft viel zu oft aus Bequemlichkeit wegschaut und nichts unternimmt. Trotzdem lässt sich das Buch sehr gut und flüssig lesen, was nicht zuletzt auch an dem angenehmen Schreibstil der Autorin und der gelungenen, bildhaften Beschreibungen bspw. der norwegischen Natur liegt. Ein Großteil der Handlung wird aus Haarvards und Claras Sicht geschildert, aber auch andere Charaktere bspw. vom Krankenhauspersonal kommen zu Wort, was für Abwechslung sorgt und dem Leser einen guten Rundumblick verschafft. Neben den gegenwärtigen Geschehnissen gibt es auch einige Rückblenden - teils aus der Sicht von Claras Eltern - die mir sehr gefallen haben.

Die Charaktere des Buches sind der Autorin sehr gelungen. Im Zentrum des Geschehens stehen Haavard und seine Frau Clara. Beide sind interessante Charaktere mit Ecken und Kanten, die nicht unbedingt durch Sympathie, dafür aber Authentizität punkten. Haarvard ist Arzt auf der Kinderstation, Clara ist beim Ministerium beschäftigt. Mit der Ehe der beiden steht es nicht zum Besten, Haavard hat eine Affäre und Clara lässt niemanden so wirklich an sich ran. Dies liegt nicht zuletzt an ihrer Vergangenheit, über die der Leser dank der Rückblenden nach und nach immer mehr grausame Details erfährt.

Der Plot ist von der ersten bis zur letzten Seite spannend und dank der bereits angesprochenen Perspektivwechsel und Zeitsprünge temporeich. Darüber hinaus hält er die eine oder andere Wendung bereit, die zusätzlich für Spannung sorgen. Nach und nach kommen immer mehr Puzzleteile ans Licht, die sich aber erst ganz zum Schluss zu einem großen Ganzen zusammenfügen. Vor allem das Ende des Buches konnte mich begeistern und ich bin schon jetzt gespannt auf die Fortsetzung.

Fazit:

Spannender, gut durchdachter und temporeicher Plot mit authentischen Charakteren. Ein gelungener Reihenauftakt, der Lust auf mehr macht.

Bewertung vom 06.10.2021
Neben wem du erwachst / DCI Jonah Sheens Bd.3
Lodge, Gytha

Neben wem du erwachst / DCI Jonah Sheens Bd.3


ausgezeichnet

Inhalt:

Als Louise am Morgen verkatert erwacht, liegt ein toter Fremder neben ihr im Bett. Doch sie kann sich an nichts erinnern. Kurzerhand versucht sie ihre Verbindung zum Toten zu vertuschen, indem sie die Leiche vor dem Haus ablegt, und erst dann die Polizei ruft. Jonah Sheens und seine Kollegen übernehmen die Ermittlungen. Wer ist der Tote? Was geschah in der Nacht, als er starb? Und welche Verbindung hat er zu Louise, die vorgibt ihn nicht zu kennen?

Meine Meinung:

"Neben wem du erwachst" ist der dritte Teil der Reihe um Detective Chief Inspector Jonah Sheens und sein Team. Da die Fälle in sich abgeschlossen sind, können die Bücher problemlos getrennt von einander gelesen werden. Mich konnten bereits die beiden vorherigen Teile der Reihe begeistern und auch dieses Buch hat es in sich!

Die Ermittler sind dem Leser bereits aus den vorherigen beiden Teilen bekannt und sympathisch. Es ist ein sehr ausgewogenes Team, in dem jeder seine Stärken und Schwächen hat. Vorallem der Protagonist Jonah Sheens, der die Ermittlungen leitet, sowie seine junge engagierte Mitarbeiterin Juliette Harris sind mir inzwischen ans Herz gewachsen. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass das Privatleben der beiden und ihre jeweiligen Probleme und Sorgen eine größere Rolle in den Büchern spielt, wodurch der Leser sie besser kennenlernt als die restlichen Teammitglieder.

Der Schreibstil der Autorin ist angenehm zu lesen. Der Leser begleitet die Ermittler bei der Aufkärung des Mordfalls. Darüber hinaus gibt es Briefe aus Louises Sicht an ihren Ehemann, in der man mehr über Louises Leben erfährt und wie es soweit kommen konnte, dass sie eines morgens betrunken neben einem fremden Mordopfer erwacht. Die Geschichte entwickelt eine Art Sogwirkung, schon nach wenigen Seiten ist man mitten drin im Geschehen und kann das Buch kaum noch aus der Hand legen. Gekonnt schafft es die Autorin, dass man jedem Beteiligten misstraut. Beinahe alle scheinen zu lügen, Geheimnisse und/oder ein Motiv zu haben. Daher haben Sheens und sein Team alle Hände voll zu tun, die Wahrheit ans Licht zu bringen... Es gibt so einige ungeahnten Wendungen, die dafür sorgen, dass das Buch durchgängig spannend und der Ausgang unvorhersehbar bleibt. Die schlussendliche Auflösung und allgemein das Ende sind stimmig und haben mir sehr gut gefallen.

Fazit:

Unglaublich spannender und fesselnder dritter Teil der Reihe, bei der nicht nur die Ermittler lange im Dunkeln tappen. Ich hoffe sehr auf weitere Fälle für DCI Sheens und sein Team!