Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
FrauSchafski

Bewertungen

Insgesamt 131 Bewertungen
Bewertung vom 26.11.2017
Was ich euch nicht erzählte
Ng, Celeste

Was ich euch nicht erzählte


gut

Wenn Eltern ihre Träume auf die eigenen Kinder projizieren ...

Dieses Buch stellt den amerikanischen Traum auf den Kopf: Du kannst versuchen, alles zu werden, aber du wirst daran scheitern. Das Scheitern ist der zentrale Begriff im Leben der Familie Lee - auch wenn sie das nicht wissen. Der Tod der ältesten Tochter Lydia konfrontiert sie mit der großen Frage nach dem Warum. Und so wird einerseits in Rückblicken, andererseits in der Gegenwart nach Gründen gesucht. Gründe, die zum Teil außerhalb der Familie zu suchen sind, Gründe, die, wie sich herausstellt, vor allem innerhalb der Familie liegen. Gründe, die aus den besten Absichten heraus erwachsen, nämlich der Überzeugung, nur das Beste für die eigene Familie zu wollen. Daraus entsteht eine Verbissenheit, die letztlich alle in die Katastrophe treibt.

Sprachlich konnte mich das durchaus überzeugen. Mit viel Feingefühl und ohne Opulenz oder Übertreibung seziert die Autorin die Gedanken, Hoffnungen und Träume der einzelnen Familienmitglieder und verwebt alles zu einem dichten Teppich aus Faktoren, die letztlich alle ihren Anteil an Lydias Tod haben. Dennoch bleibt der Leser auf Distanz, beobachtet von außen das Verhalten der Figuren. Auch wenn diese neutrale Position sinnvoll ist, hat sie auch dazu geführt, dass ich nur bedingt in die Handlung rein kam und eine Beziehung zu den Figuren aufbauen konnte.

Fazit: Den überschwänglichen Lobreden auf das Buch kann ich mich leider nicht anschließen. Sprachlich ist es wirklich gut umgesetzt. Jedoch wirken die Figuren für mich, als würden sie auf einer Blaupause der Realität hin und her geschoben, dazu verdammt, an den eigenen Wünschen zu scheitern. Immerhin möchte ich 3,5 verdiente Sterne vergeben, weil die Autorin noch jede Menge Luft nach oben hat.

Bewertung vom 11.11.2017
Sechs mal zwei / Berger & Blom Bd.2
Dahl, Arne

Sechs mal zwei / Berger & Blom Bd.2


gut

Wer ist Sam Berger?

Was habe ich mich auf die Fortsetzung der Reihe rund um die beiden Ermittler Berger und Bloom gefreut. Schließlich hat mich der erste Teil völlig gefesselt und ich war begeistert von der darin aufgebauten Atmosphäre, die mir regelmäßig einen Schauer den Rücken hinunterlaufen ließ. Zu meinem großen Bedauern musste ich jedoch feststellen, dass der zweiter Teil nicht im Entferntesten an den Vorgängerband heranreicht.

Es gibt zwar auch dieses Mal wieder einen interessanten und ungewöhnlichen Fall zu lösen, der sich jenseits der bekannten Bahnen bewegt. An Einfallsreichtum mangelt es Herrn Dahl ganz sicher nicht. Auch die Ausgangslage scheint zunächst vielversprechend: Berger und Bloom werden polizeilich gesucht und müssen sich „unter dem Radar“ bewegen, was konkret bedeutet, dass sie sich jenseits des Polarkreises in eisiger Kälte verstecken. Kälte ist auch mit das Einzige, was ich bei der Lektüre verspürt habe, einerseits weil die Protagonisten dauernd frieren, andererseits, weil ich mit der Handlung insgesamt nicht richtig warm wurde.

Das lag in meinen Augen an zwei zentralen Problemen:
1. Fehlte mir die im ersten Teil so präsente, dichte Atmosphäre hier komplett. Also das, was den ersten Band zu einem tollen Leseerlebnis gemacht hat, war nicht mehr vorhanden.
2. War Bergers psychisch labiler Zustand sehr anstrengend. Anstrengend deswegen, weil ich zwischen seinen Visionen, Träumen und Wahnvorstellungen zeitweise völlig den Faden verloren habe. Diesen Effekt hat Dahl meiner Meinung nach zu übertrieben eingesetzt, der Leser bleibt irgendwann auf der Strecke. Hinzu kommt, dass mir nicht so ganz klar ist, warum diese Psychose überhaupt notwendig ist.

Fazit: Mit großem Bedauern vergebe ich nur mittelmäßige drei Sterne. Ja, ich hatte hohe Erwartungen und ja, die sind natürlich schneller zu enttäuschen. Ich könnte ja auch noch von der verworrenen Handlung absehen, wenn wenigstens die Atmosphäre genauso gut rüberkäme, wie im ersten Teil. Aber so konnte mich der zweite Teil einfach nicht überzeugen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.10.2017
Leichenblässe / David Hunter Bd.3
Beckett, Simon

Leichenblässe / David Hunter Bd.3


ausgezeichnet

Der ruhige Anti-Held

Nachdem ich den zweiten Teil der Hunter-Reihe eher ernüchternd fand und das Gefühle hatte, dem Autor fällt schon nichts Neues mehr ein, hat mich der dritte Band regelrecht aus den Socken gehauen. Ich konnte einfach nicht aufhören zu lesen.

Der Charakter des David Hunter trägt hierzu einen großen Anteil bei. Nach außen stets ruhig, besonnen und professionell, ist er innerlich zerrissen von Selbstzweifel, Ängsten und einem mangelnden Selbstbewusstsein. Dieser stille Held, der nie laut polternd voranprescht, hat es mir wirklich angetan, weil er schlicht und einfach so menschlich ist. Darüber hinaus finde ich die Storysettings immer wieder interessant und ungewöhnlich. Allein die Beschreibung der „Body Farm“, wo die Handlung dieses Bands beginnt, ist so realistisch umgesetzt, dass der Leser selbst mit einer kalten Gänsehaut zwischen alle den zu Forschungszwecken verwesenden Leichen umherwandert. Nein, das wäre ganz sicher kein Beruf für mich. Und dennoch schafft es Beckett immer wieder, mit seinen klinisch sezierenden, nüchtern beobachtenden Beschreibungen eine morbide Faszination für den Tod hervorzurufen. Stimmungen zu kreieren gehört definitiv zu seinen großen Talenten.

Über die Handlung selbst möchte ich gar nicht so viel verraten. Nur so viel, dass ich, nachdem der Handlungsverlauf des zweiten Teils so sehr dem des ersten Teils glich, dieses mal nicht in der Lage war, zu erraten, worauf es hinauslaufen würde. Das ist sicher auch einer der Gründe, warum ich fast schon atemlos bis zur letzten Seite das Buch in kürzester Zeit verschlungen habe.

Fazit: So darf es gerne weiter gehen, Herr Beckett. Mit David Hunter ist Ihnen wirklich ein außergewöhnlicher Charakter gelungen, der zutiefst menschlich und authentisch ist. Dafür sowie für das spannende Storysetting vergebe ich gerne 5 Sterne.

Bewertung vom 30.10.2017
Federspiel / Christine Lenève Bd.1
Ménard, Oliver

Federspiel / Christine Lenève Bd.1


gut

Ganz schön böse und ganz schön unterhaltsam

Bei manchen Büchern muss man als Leser manchmal ein paar Augen zudrücken können, was die Näher zur Realität angeht. Gelingt dies nicht, macht man sich unter Umständen den gesamten Lesespaß kaputt. Denn, das sei gleich vorweggenommen, über einen guten Spannungsaufbau kann man sich bei Médards Thriller wirklich nicht beschweren.

Der Fall ist recht schnell umrissen. Eine Frau verschwindet und Christine Lenève, eine Journalistin, wird beauftragt, sie zu finden. Recht bald kommt die Vermutung auf, dass die Vermisste Opfer eines noch zu DDR-Zeiten aktiven Serienkillers wurde, der seine Opfer tagelang foltert und anschließend ihre Asche an die Eltern schickt. Soweit die Ausgangslage und soweit auch die erste Irritation: Warum wird hier eine Journalistin beauftragt und nicht die Polizei gerufen? Rational gesehen, mag sich mir dieser Umstand nicht wirklich erschließen, andererseits würde sich sonst nicht eines der skurrilsten alternativen Ermittlerteams zusammenfinden, dem ich bisher begegnet bin. Christine selbst ist die klassische Einzelgängerin, knallhart, furchtlos und unnahbar in ihrem Verhalten. Flankiert wird sie von ihrem Computer-Nerd-Freund Albert und einem pensionierten Kommissar, der vor vielen Jahren an der Aufklärung des Ikarus-Falls gescheitert, allein und verbittert zurückgeblieben ist. Das schreit schon ein Wenig nach Klischee.

Dennoch ist der Thriller ein echter Pageturner, der keine Längen kennt und zum Ende hin mit einem überraschenden Twist aufwartet. Leider ist es dem völlig irrationalen Handeln Chistines geschuldet, die sich als Journalistin, ohne jegliche Polizeiausbildung in größte Gefahr begibt, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, dass ich insgesamt nicht so richtig überzeugt bin.

Fazit: Prima Unterhaltung für ein paar Stunden und ein ungewöhnliches Ermittler-Trio. Zusammen mit dem unerwarteten Ende hat dieser Thriller eigentlich alles, was man so erwartet. Wäre da nicht die leise Stimme, die immer wieder nach der Realitätsnähe fragt. Daher werden es letztlich doch nur 3,5 Sterne.

Bewertung vom 28.10.2017
Und es schmilzt
Spit, Lize

Und es schmilzt


ausgezeichnet

Der Leser im Zwiespalt zwischen wegschauen und hinsehen müssen

Als ich die ersten Seiten dieses Buches gelesen hatte, wusste ich sofort: „Das wir gut.“ Alles beginnt mit der Ankunft eines Briefs, der die Einladung zu einer Gedenkfeier an einen viel zu früh verstorbenen 16-Jährigen enthält. Eine Gedenkfeier, die gleichzeitig die Einweihung einer vollautomatischen Melkmaschine anpreist. Diese Irritation aufgrund der so unpassend verknüpften Anlässe, ist nur der Anfang eines sich immer weiter steigerndes Unbehagens. Gleichzeitig beinhaltet sie auch schon den Kern der Bigotterie, welche als zentrales Thema den gesamten Roman durchzieht.

So macht sich Eva auf, um mit einem Eisblock im Kofferraum eine Reise in ihre Vergangenheit, an den Ort ihrer Kindheit und Jugend, zu unternehmen. Wechselnde Kapitel aus Rückblende und Gegenwart verknüpfen die Erlebnisse eines Sommers mit der Protagonistin von heute. Schnell wird klar, dass Eva alles andere als eine glückliche Kindheit hatte und dass diese Ereignisse dieses Sommers bis zum heutigen Tag einen großen Einfluss auf ihr Leben und Denken haben.

Sprachlich ist das so gut umgesetzt, dass das bereits oben erwähnte Unbehagen zum zentralen Gefühl des gesamten Romans wird. Und dieses Unbehagen betrifft nicht Eva, sondern der Leser, der durch seine Rolle in eine Situation gezwungen wird, die einem unbeteiligten, aber dreisten Gaffer ähnelt: Das Beschriebene ist stellenweise so unangenehm zu beobachten, dass man am liebsten wegschauen würde, gleichzeitig zwingt die Neugier dazu, weiter hinzusehen. Dieser Zwiespalt wird bis zuletzt nicht aufhören, wird den Leser dazu bringen, bis zur Katastrophe weiterzulesen und das Buch im Anschluss völlig erschüttert aus den Händen zu legen. Diesen Zwiespalt dem Leser aufzuzwingen, ist in meinen Augen eine wirklich eindrückliche Leistung der Autorin und macht das Buch zu einem nachdrücklichen Leseereignis.

Fazit: Mich hat der Roman sehr berührt und nachhaltig beeindruckt. Eva und ihre Geschichte, die so authentisch und nachvollziehbar geschildert ist, werden mir noch sehr lange in Erinnerung bleiben. Eines der Bücher, die man zwar aus den Händen legt, die aber nicht mehr aus dem Kopf verschwinden. Dafür hat es definitiv 5 Sterne verdient.

Bewertung vom 21.10.2017
Böse Absichten
Higashino, Keigo

Böse Absichten


gut

Wer tötete Kunihiko Hidaka?

Für Fans klassischer Kriminalgeschichten ist dieses Buch genau das Richtige. Als kleinen Bonus gibt es obendrauf noch einen Einblick in eine für uns eher fremde Kultur. Klassisch würde ich den Krimi deshalb bezeichnen, weil der Fall, also der Mord, gleich zu Beginn passiert und sich die anschließende Handlung um die Aufklärung dreht. Entfernt erinnert den Leser Kommissar Kaga an Christies Hercule Poirot: Jederzeit ruhig und besonnen, das Verbrechen mit einer kühlen Überlegenheit und mit Sinn für die kleinen Details aufklärend. Das ist nicht langweilig, im Gegenteil verspricht es kurzweilige Unterhaltung. Was in meinen Augen besonders hervorsticht, sind die Erzählperspektiven, die sich interessanterweise aus Berichten, Zeugenaussagen, der Sicht des Kommissars sowie des potenziellen Mörders zusammensetzen. Und was bis zuletzt unklar bleibt: das Motiv, also die zentrale Frage hinter jedem Verbrechen.

Einen fremdartigen Charme erhält der Krimi durch sein Setting in Japan. Da, wo westliche Ermittler längst Prügel und unsägliche Gefängnisstrafen androhen würden, bleibt Kommissar Kaga zu jederzeit gegenüber seinem Hauptverdächtigen auffallend höflich. So höflich, dass man es regelrecht unterwürfig nennen könnte. Für mich eines der hervorstechendsten Merkmale für die japanische Kultur, die ausgeprägten Höflichkeitsmaximen, sind in diesem Krimi ganz wunderbar zu beobachten und machen ihn für westliche Geschmäcker dadurch gleichsam etwas sperrig.

Fazit: Wie eingangs erwähnt klassische gute Krimi-Unterhaltung mit starkem kulturellem Einschlag und ungewöhnlichen Erzählperspektiven. Sehr ruhig erzählt, ohne typisch westliche Actionszenen oder Gewalttaten. Das ist gleichzeitig allerdings auch das Problem: Für mich plätscherte die gesamte Handlung zu sehr dahin, als dass es meinen Geschmack richtig hätte treffen können. Daher drei Sterne, die aber sehr subjektiv vergeben werden.

Bewertung vom 13.10.2017
Fiona. Als ich tot war / Fiona Griffiths Bd.3
Bingham, Harry

Fiona. Als ich tot war / Fiona Griffiths Bd.3


sehr gut

Wer bin ich und wenn ja wie viele?

Wie fühlt es sich an, undercover zu leben, wochen-, monatelang völlig vom eigenen Leben abgeschnitten zu sein, eine andere Identität anzunehmen? Als Fiona Griffith die Leiche einer alten Frau findet, ahnt sie nicht, dass dies die erste Spur zu einem Betrugsdelikt mit immensem Ausmaß ist. Schnell wird klar, dass die Hintermänner zu gut getarnt sind und die Beweise nicht aussagekräftig genug, um die ganze Bande auffliegen zu lassen. So wird aus Fiona Griffith, der Polizeibeamtin, Fiona Grey, die Putzfrau und Kleinkrimminelle, die nach und nach in die Kreise der Betrüger eintaucht.

Authemtisch und spannend folgen wir Fiona in ihr „neues“ Leben. Fiebern und leiden mit, wenn sie zwar einerseits den Drahtziehern des Betruges immer mehr auf die Spur kommt, aber gleichzeitig droht, ihre eigene Identität zu verlieren. Zunehmend wird sie zu Fiona Grey und verkörpert sie dabei so überzeugend, dass es ihr immer schwerer fällt, sich daran zu erinnern, wer die eigentliche Fiona überhaupt ist und was sie ausmacht. Völlig von ihrem eigenen Leben isoliert, verbeißt sich Fiona Grey in den Fall, geht große Risiken ein, um letztlich das Vertrauen der Betrüger zu gewinnen. Dabei kommt es mehr als einmal vor, dass sie ein solch merkwürdiges Verhalten an den Tag legt, dass der Leser innerlich nur den Kopf schütteln kann, nur um ein paar Seiten eines besseren belehrt zu werden und über Fionas Cleverness staunt.

Fazit: Fionas Kampf mit sich selbst und der „anderen Fiona“ ist wirklich hervorragend dargestellt. Als Leser droht man selbst, nicht mehr zu wissen, welche der beiden denn nun gerade spricht. Ein paar Längen stören den Spannungsverlauf etwas. Außerdem waren mir manche Alleingänge Fionas etwas zu provokant. Insgesamt ist dieser Thriller jedoch vier Sterne wert.

Bewertung vom 29.09.2017
Afterparty
Gregory, Daryl

Afterparty


gut

Gott ist eine Droge
„Verrückt“ ist das erste Wort, das mir einfällt, wenn ich diesem Buch ein Attribut zuordnen wollte. Es geht um Drogen und es geht um Glauben und es geht um Gott, der durch eine Droge zu den Menschen kommt. Diese Dystopie spielt in einer recht nahen Zukunft, in der es möglich ist, Drogen unterschiedlichster Wirkung mit Druckern auf essbares Papier zu bringen. Deren Konsum ist Gang und Gäbe. Doch eine dieser Drogen ist gefährlich, sie verändert die Psyche der Menschen langfristig, indem sie sie glauben macht, Gott würde zu ihnen sprechen. Der Entzug ist grausam und bringt nicht Wenige um den Verstand. Lyda, die selbst eine Überdosis von „Numen“, der Gottesdroge, genossen hat und seither von einem Engel begleitet wird, versucht die Verbreitung von Numen, an dessen Entwicklung sie selbst beteiligt war, zu verhindern. Es entwickelt sich eine verrückte Jagt nach den Urhebern, die gespickt ist von irrwitzigen Charakteren und merkwürdigen Begebenheiten.

Insbesondere sprachlich ist die Dystopie gut umgesetzt, es scheint alles sehr vertraut und dennoch völlig anders durch die Art, wie die Personen reden. Streckenweise fühlt sich der Leser selbst wie auf einem Drogentrip, so skurril kommt die Handlung daher. Das war mir phasenweise doch ein Bisschen anstrengend und ich habe mich mehr als einmal gefragt, wohin das Ganze bitte führen soll. Nebenbei werden große philosophische Themen wie der freie Wille und die Gottesfrage diskutiert, deren Ernsthaftigkeit in der verrückten Handlung jedoch unter geht. Wahrscheinlich sollte das auch so sein, denn zum Ende erscheint der Roman als einziges Gedankenexperiment, das letztlich keinen Schritt vorangekommen ist. Oder war es doch nur ein durch Drogen verursachter Tagtraum?

Fazit: Unterhaltsam ja, aber der Sinn dahinter hat sich mir nicht ganz erschlossen. Insgesamt störe ich mich an dem zentralen Gegensatz: Auf der einen Seite die schwerwiegenden Themen freier Wille und Gottesfrage, auf der anderen Seite die flapsige Umsetzung. Das fügt sich für mich nicht richtig zusammen. Daher vergebe ich drei Sterne für das Erlebnis, lesend wie auf Droge gewesen zu sein.

Bewertung vom 18.09.2017
Palast der Finsternis
Bachmann, Stefan

Palast der Finsternis


weniger gut

Wer den Klappentext dieses Buches liest, wird auf eine Mischung aus historischem Mysterium und spannender Entdeckungsreise hoffen. Doch Klappentexte können irreführend sein und Bücher nicht das halten, was sie versprechen. Prinzipiell ist das für mich kein Gefallenskriterium. Selbst wenn ein Buch sich ganz anders entwickelt als erwartet, kann das durchaus positiv sein. Leider war das bei diesem Roman nicht der Fall.

Fünf Jugendliche werden von einer Firma ausgewählt, einen unterirdischen Palast zu erkunden, den ein Adliger als Zufluchtsort für sich und seine Familie zu Zeiten der französischen Revolution bauen ließ. Niemand wundert sich wirklich, warum ausgerechnet sie oder er ausgewählt wurden oder mit einem super luxuriösen Privatjet nach Paris eingeflogen werden. Warum auch, das wird schon alles seine Berechtigung haben. Also wird die Gruppe in den Palast gebracht. Was dann folgt ist eine haarsträubende Hunderte Seiten lang andauernde Verfolgungsjagd, während derer die Fünf mit einem Horrorszenario nach dem nächsten konfrontiert werden. Schnell drängte sich mich der Eindruck auf, dass der Autor sich wohl nicht für ein Genre entscheiden wollte bzw. konnte: Actionthriller, Horrorgeschichte, Fantasy und ein Hauch Historie werden wild durcheinandergemischt. Man mag ihm zugute halten, dass die Bilder, die er in den Köpfen seiner Leser heraufbeschwört, gekonnt gezeichnet sind - insgesamt ist die Masse an Eindrücken jedoch einfach zu viel.

Nachdem der Leser mit den fünf Jugendlichen durch den Palast gehetzt wurde, überschlägt sich das Finale regelrecht vor Ereignissen. Dem zu folgen ist ohne erneutes Lesen der ein oder anderen Passage schier unmöglich. Was mich allerdings nachhaltig verkrätzt hat, ist die Tatsache, dass die „Lösung“ in meinen Augen nicht ausreichend ausgearbeitet war, sodass gefühlt eine Million Fragen offen bleiben. Außerdem enthält sie meiner Ansicht nach einen so grundlegenden Denkfehler, dass ich das Buch völlig unzufrieden beendet habe. Die Charaktere finde ich übrigens allesamt total oberflächlich, ihr Zusammenspiel ist häufig hölzern und nicht authentisch - wer hier auf eine Entwicklung hofft, der hofft vergeblich.

Fazit: Meine Erwartungen wurden leider so gar nicht erfüllt. Viel zu viel Action, Horror und abstruse Gestalten, oberflächliche Charaktere und eine unbefriedigende Auflösung. Für mich sind das gerade mal 2 Sterne wert und die basieren ausschließlich darauf, dass der Autor immerhin ausschmückende Bilder in den Köpfen der Leser erschaffen kann.