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Wedma

Bewertungen

Insgesamt 549 Bewertungen
Bewertung vom 12.04.2021
Köche, hört die Signale!
Höner, David

Köche, hört die Signale!


ausgezeichnet

Dieses Buch von David Höner habe ich sehr gern gelesen und empfehle es ebenso gern weiter. Ein überzeugendes, flammendes Plädoyer für gutes, gesundes Essen und nicht nur. Ich wünsche diesem Buch viele Leser.
Klappentext beschreibt die Inhalte sehr treffend.
Dieses Buch ist anders als sein erstes „Kochen ist Politik“ von 2019, das mich damals sehr beeindruckte. Es ging darum, dass David Höner die Hilfsorganisation "Cuisine sans frontières" vor über zehn Jahren ins Leben gerufen hatte und damit in vielen Ländern und Krisenregionen war, um „Menschen beim Kochen und Essen zusammenzubringen“. Stark!
Ich war auf das neue Buch sehr gespannt und wurde sehr angenehm überrascht. Anders vom Konzept her, aber die Inhalte ließen mich in den letzten Wochen nicht los. Ich musste gedanklich, wie beim ersten Buch auch, zu diesem kulinarischen Manifest stets zurückkommen.
Lesen lässt es sich sehr angenehm. Man kann es in einem Rutsch an einem Nachmittag durchhaben. Das Buch liefert aber so viel sehr guten Stoff zum Nachdenken, und idealerweise auch Umlenken, denn ein wenig tun kann jeder, z.B. statt sich schnell Convenience Food reinzuziehen, ohne Rücksicht auf Verluste, im Bereich der eigenen Gesundheit zum Beispiel, doch lieber ein schnelles Gericht aus guten, regionalen Produkten der Saison selbst zubereiten.
Die Vielfalt an Aspekten des Themas „Kochen und Essen heute“ fällt in diesem Zusammenhang sehr positiv auf. Mal erzählt David Höner aus seinem Leben, u.a. wie früher gekocht und gegessen wurde, als er noch ein Junge war. Mal kommen die Beiträge von bekannten Persönlichkeiten, die ihre Sicht der Dinge darlegen. Alles kurz und griffig auf nur paar Seiten auf den Punkt gebracht. Man sieht, wie die Köche, u.a. auch Sterneköche ihren Beruf begreifen, was ihnen besonders wichtig erscheint, wie sich die Dinge im Laufe der Zeit geändert haben, was ein Koch tun muss, um weiter gut im Geschäft zu bleiben usw., insb. bei Eckhart Witzigmann liest man einige Tipps dazu.
Insb. der Beitrag von Romana Echensperger hat mich sehr beeindruckt und lässt mich bis heute nicht los. So präzise auf den Punkt hat sie es gebracht! Sie schreibt u.a., dass die Landwirtschaft bald eine grundlegende Änderung erfahren wird, denn die Basis für die konventionelle Landwirtschaft (das brutale Ausbeuten der Böden mithilfe der Chemiekeulen), das billige Erdöl, in Europa so langsam ein rares Gut ist. Da findet man noch mehr klare Worte zum Thema Bio- und konventionelle Landwirtschaft. Im letzten Jahr habe ich sie mit ihrem Buch „Von der Freiheit, den richtigen Wein zu machen“ kennengelernt. Ein sehr schöner Band, inhaltlich und gestaltungstechnisch. Ich war froh, wieder von ihr zu hören.
Klare Worte hört man auch von David Höner. Die Besorgnis über die Entwicklung, die man seit Jahren beobachten kann, dass die Menschen heute lieber ihr Geld, und gar nicht wenig, für mit gesundheitsschädigenden chemischen Substanzen verarbeitetes Convenience Food ausgeben, hpts. weil dieses Zeug hochprofessionell vermarktet wird, statt sich mit den Fragen der vernünftigen, gesunden Ernährung zu befassen und dann entspr. zu handeln, kommt deutlich heraus, gerade zum Schluss, s. z.B. S.169. Hier liest man u.a.: „Eigener Geschmack ist (wie eigene Gedanken zu haben) zu einem raren Gut geworden.“ Wie wahr.
Man kann noch viele Seiten über dieses Buch referieren. Besser: Lesen Sie selbst. Sprechen Sie über diese Themen mit Ihren Familienangehörigen, Freunden und Kollegen. Wird bestimmt guttun.
Die Buchgestaltung fällt hochwertig aus und passt wunderbar zum Inhalt: Festeinband, ein wenig auf rustikal gemacht, mit rauer Oberfläche. Innen findet man schöne Fotos der Beitragenden. Die Kapitelüberschriften sind in Rot, geschmückt mit Abbildungen der Küchenutensilien. Angenehme Schriftgröße. Schön als Geschenk, nettes Mitbringsel.
Ich wünsche diesem kulinarischen Manifest viele begeisterte Leser.

Bewertung vom 22.03.2021
Die Eloquenz der Sardine (MP3-Download)
François, Bill

Die Eloquenz der Sardine (MP3-Download)


ausgezeichnet

Hier wollte ich nur kurz reinhören, bin so gründlich hängengeblieben, bis die letzte Minute abgeklungen war. Sehr schön gelesen von Marian Funk, bat mir dieses Hörbuch (gibt es auch beim bekannten Hörbücher-Pauschalanbieter) prima Unterhaltung beim heimischen Werkeln. So einige neue wissenswerte Dinge konnte ich dabei auch aufgreifen.

Klappentext beschreibt den Inhalt sehr gut.

Dieses Buch kann man prima auch mit den Kindern hören bzw. lesen: so bildhaft und einladend geschrieben. Das hat Zeug, bei den Kleinen und Großen die Begeisterung für das Meer und seine Bewohner zu wecken bzw. weiter zu steigern.

Auch paar kritischen Töne mit Bezug auf die heutige angespannte Umweltsituation, die vermüllten Meere usw. lässt der Autor anklingen. Aber der Schwerpunkt liegt an der seit seiner Kindheit herrschenden Faszination fürs Meer und alles, was darin lebt und gedeiht, von Korallen bis zu Walen. DA hört man so einige spannende und erstaunliche Dinge.

Bill François plädiert für eine bessere, gelungenere Kommunikation mit dem Meer und seinen Bewohnern. Vllt wird es so gelingen, die Dinge, die bisher suboptimal gelaufen sind, doch wieder in Lot zu bringen. Man kann viel vom Meer lernen. Das sollte man auch tun.

Ein schönes Geschenk für Meeresbegeisterte und diejenigen, die es noch werden wollen. Gern vergebe ich 5 Sterne und eine Hör-/Leseempfehlung.

Bewertung vom 22.03.2021
Die scheinheilige Supermacht
Lüders, Michael

Die scheinheilige Supermacht


ausgezeichnet

Stark! Das beste Buch des Autors nach „Armageddon im Orient“.

Man sollte es gelesen haben, um nicht dumm sterben zu müssen, wenn man eher zu den Einsteigern gehört. Auch Fortgeschrittene kommen auf ihre Kosten, besonders in der zweiten Hälfte, s. Kapitel „Die Welt gehört uns: Von der Bürde des weißen Mannes…“, „Schurkenstaat Iran“, „Das Wahre ist das Ganze: Die Welt neu denken.“
Hier findet man alles, was man von den sog. Leitmedien vergeblich erhofft: wohl belegte Fakten, große Zusammenhänge, das Aufzeigen der Ursachen, des historischen Hergangs und deren Auswirkungen heute, messerscharfe Analysen, kurz und prägnant auf den Punkt gebracht uvm.

Der Untertitel ergibt sich aus den Ausführungen. Die Rolle höriger Befehlsempfänger skrupelloser Möchte-gern-Weltherren hat sie nicht nur totgelaufen, sie birgt auch erhebliche Gefahren in sich. Wenn die Supermacht plötzlich entscheidet, dass auch die treuen Verbündeten mit Sanktionen belegt werden müssen, weil es der Supermacht dienlich erscheint, ihre Macht sichert und sie sich monetäre Verdienste verspricht. Oder wenn sie ihr überteuertes Gas, durch Fracking gewonnen (welch eine Ökobilanz!), den Verbündeten unbedingt andrehen will, da sie sonst fürchtet, ihren ohnehin starken Einfluss auf Europa zu verlieren und kein Geld mehr aus den Taschen der hiesigen Steuerzahler umverteilt zu bekommen.

Dieses Buch ist ein überzeugendes Plädoyer gegen die in den Allerwertestenkriecherei bei den liebsten Partnern von hinter dem großen Teich. Lüders ruft zu mehr Unabhängigkeit auf, sowohl im Bereich der Energieversorgung als auch im Bereich der Datensicherheit, Informationstechnologien, auch im militärischen Sinne. Denn wenn Europa sich zusammenschließt, von Portugal bis Wladiwostok, bräuchte hier niemand so groß diese Liebchen. Ihr Weltherrschergehabe können sie sich dann… abgewöhnen.

Es ist vor allem das Gehabe, diese Lügen, die das tagein tagaus, frei nach dem Motto steter Tropfen höhlt den Sten, den Leuten hierzulande in die Köpfe eingehämmert werden. Wie das organisiert wird, ist insb. in den Kapiteln „Eine Zeitung mit Format…“, „Macht und Meinungsmanagement: Die Guten gegen die Bösen“ prima, mit konkreten Beispielen/ Fällen aus dem Leben, klar und für jeden zugänglich geschildert. DA sieht man, für wie dumm und naiv die Menschen von diesen Meinungsmachern gehalten werden. Da oft keine vernünftigen Argumente zur Hand zu sind, wird einfach die Moralkeule hervorgeholt und alles mit diesem Brei bis zu Unkenntlichkeit zugekleistert. Wenn man aber die gleichen Moralvorgaben ggü. der Supermacht und ihren Freunden an den Tag legen würde, da hätte man alle Hände voll zu tun, s. z.B. der Fall des ermordeten Regimekritikers auf die Anordnung des saudischen Prinzen. Auch andere Fälle wurden hier herangeführt, S. z.B. S. 257 ff.
Man kann hier viel referieren. Bitte selbst lesen. Es lohnt sich.

Diese Inhalte sollte jeder kennen. Noch klarer und ehrlicher kann man die Weltlage, samt der kurz und griffig zusammengefassten Entwicklung seit 1945, kaum präsentieren. Die verlässlichen Quellenangaben findet man hinten im Buch, nach Kapiteln geordnet.

Hier wurden auch viele gute Fragen gestellt, u.a. wie die Zukunft ausschauen soll. Wollen wir wirklich, so weiter machen wie bisher? Es kann schnell auf das bekannte „Mitgefangen mitgehangen“ hinauslaufen. Der Frieden ist diese Tage eine sehr fragile Angelegenheit. Man kann sich stattdessen etwas Besseres vorstellen. Wenn man die Finanzmittel aus den Steuergeldern für Bildung und Kultur, Forschung und Umweltrettung, für die Anhebung des all. Lebensstandards ausgibt, statt es dem militärisch-industriellen Komplex und ähnlichen Machern in den Rachen zu werfen. Man sollte damit anfangen.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.03.2021
Khomeini
Amirpur, Katajun

Khomeini


ausgezeichnet

Diese Khomeini Biografie aus der Feder der bekannten Islamwissenschaftlerin Katajun Amirpur habe ich sehr gern gelesen und empfehle sie ebenso gern weiter.
Mit viel Sachkenntnis, aber auch sehr zugänglich, sehr verständlich, für breites Publikum prima geeignet, erzählt die Autorin nicht nur Khomeinis Lebensweg, sie erklärt vor allem viele grundlegende Dinge, die im Islam üblich sind/waren. So gewinnt man nicht nur spannende Einblicke in diese Welt. Man begreift im Laufe der Erzählung, wie und warum es Khomeini möglich war, Islam und Revolution zu verknüpfen, um sich nochmals vor Augen zu führen, was daraus geworden war.
Angefangen mit der Familie, aus der er stammt, mit den Umständen in seiner Kindheit, über die Art der Ausbildung, die anschließende Lehrtätigkeit, später Exil und die Rückkehr in die Heimat, all dies zeigt bildhaft und überzeugend die Entwicklung des charismatischen, geradezu genialen Revolutionsanführers, der den schiitischen Islam zum Zweck des politischen Umschwungs in seinem Land zu nutzen wusste.
Dass seine Meinung mal so, mal anders ausfallen konnte, je nach dem, wie es gerade passend erschien, wird deutlich insb. im Kapitel 13 „Khomeinis Frauenbild im Wandel“ und „Khomeini und der Westen: Philosophische Ablehnung und pragmatische Kooperation“.
Auch eine weniger bekannte Seite von Khomeini, den man hpts. als islamischen Rechtsgelehrten kennt, die eines Mystikers, Philosophen, Poeten wurde in dieser Biographie im Kap. 15 kurz vorgestellt.
Man kann viel über dieses Buch referieren, besser, man liest es selbst.
Die Buchgestaltung, passend zum Inhalt, fällt hochwertig aus: Festeinfand, Umschlagblatt, Lesebändchen in Rot. Einige s/w Fotos, u.a. auch vom jungen Khomeini, ergänzen das Erzählte ungemein. Zeittafel, Glossar, Literaturverzeichnis, Personenregister, Bildnachweis runden den sehr guten Eindruck ab.
Fazit: Eine sehr lesenswerte Biographie Khomeinis, die nicht nur den Lebensweg erzählt, sondern noch viele wissenswerte Dinge über den Islam. Schön auch als nettes Mitbringsel/ Geschenk.

Bewertung vom 13.03.2021
Der Pater und der Philosoph (eBook, ePUB)
Horsten, Toon

Der Pater und der Philosoph (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Es ist eine sehr interessante, aufschlussreiche, spannend erzählte Geschichte. Man erfährt nicht nur, wie das Vermächtnis Husserls vor Nazis Zugriff gerettet wurde. Hier findet man noch viel mehr, z.B. Was Phänomenologie und phänomenologische Reduktion nach Husserl ist, wer sich damit befasst hat, auch in unserer Zeit, und warum es so wichtig war, Husserls Aufzeichnungen zu retten.
Als Protagonist tritt Pater Van Breda auf, der dem Husserls Vermächtnis dank seines unermüdlichen Einsatzes und wohl guter Portion Idealismus auch nach dem Krieg einen gebührenden Rahmen geben konnte.
Mir gefiel vor allem, wie diese Geschichte erzählt wurde. In der ersten Hälfte fast wie ein spannender Thriller, geschickt die Ereignisse vorausdeutend, und diese nur allmählich preisgebend.
Auch der geschichtliche Aspekt kam gut zur Geltung, hier vom Blickwinkel der Philosophie. Bildhaft, anhand von konkreten Menschenschicksalen wurde vor Augen geführt, welche schreckliche Zeiten es gewesen waren. Dass die Dokumente doch noch gerettet werden konnten, grenzt an ein Wunder. Deutlich wurde aber auch gezeigt, welch oft selbstlosen Einsatz so viele Menschen geleistet hatten, damit diese erhalten bleiben konnten.
Man hörte auch so einiges von damals aktiven Philosophen. Vor allem über Heidegger gab es so einige aufschlussreiche Momente, welche Rolle er bei all dem gespielt hatte. Hier wurde Klartext geredet, was mir auch ausnehmend gut gefiel.
Auch der Ausdruck zeichnete sich durch Klarheit und Präzision. Komplexe Sachverhalte wurden einfach und zugänglich erklärt.
Fazit: Ein spannend geschriebenes Buch über Husserls Vermächtnis und Pater van Breda, der mit seinem unermüdlichen Einsatz dafür gesorgt hat.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.03.2021
Montecrypto (MP3-Download)
Hillenbrand, Tom

Montecrypto (MP3-Download)


gut

Wenn man sich für Finanzen, insb. Kryptowährungen interessiert, wenn diese Themen das geistige „Zuhause“ sind, dann wird man sich hier vermutlich wohlfühlen.
Dante, der ehemalige Banker, nun Privatdetektiv, muss seinen neuen Fall lösen und den versteckten Schatz finden. „Sehr originell“ beides, der Name und die Aufgabe. Von Kryptowährungen versteht er nur Bahnhof, weshalb ihm die Quintessenz der Dinge nach und nach von einer Bloggerin und Mitstreiterin verabreicht wird. Am Ende artet das Ganze in einer Schnitzeljagd aus, zum Schluss recht aktionsreich. Und natürlich, das Gute, wie im Märchen… Insofern, im Sinne des Kampfes Gut gegen Böse, kann man es einen Thriller nennen.
Aber sonst… Insb. in der ersten Hälfte plätscherte die Handlung oft vor sich her. Dante, ein herzlich wenig sympathischer Typ, der mit seinem Alkoholproblem, hier stellt sich, übrigens, die Frage, ob dies hier nicht eine Art Soap-Opera ist, denn ein Cocktail mit entspr. hartem Zeug taucht gefühlt fast auf jeder Seite auf, einem mächtig auf die Nerven fällt, langweilt eher als unterhält. Seine Mitstreiterin ebenso. Beide, wie auch die meisten übrigen Figuren, waren mir zu platt, wie Marionetten aus Kartonage, die der Autor durch die Gegend schickt.
Auch die Story insg. erschien mir etwas zu gemacht, verkopft und im Endeffekt a lá malen nach Zahlen. Und der Erzählstil, oft zynisch abgeklärt, konnte ebenso keine Begeisterungsausbrüche hervorrufen. Im Grunde passte er zu der Geschichte, aber auf Dauer sorgte er dafür, dass ich oft Pausen eingelegt habe.
Meine Lesezeit wollte ich darauf nicht verwenden. Aber nebenbei hören konnte ich es. Oliver Siebeck hat wunderbar gelesen, der Geschichte das Leben eingehaucht und ermöglicht, dass ich dieses Werk überhaupt kennengelernt habe. Mehr als Sprecher kann man nicht tun.
Es lag wohl an der Geschichte insg., dass ich mich, ehrlich gesagt, motivieren musste, nach einer Pause, da wieder zurückzukehren. Normalerweise will ich wissen, wie es weitergeht. Hier war es mir egal.
Fazit: Wenn, dann lieber hören.

Bewertung vom 05.03.2021
Eine ganze Welt (eBook, ePUB)
Goldbloom, Goldie

Eine ganze Welt (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Diesen Roman habe ich sehr gern gelesen und empfehle ihn auch gern weiter. Man kann bei dieser Geschichte kaum unbeteiligt bleiben.
Surie, so viel menschlicher Wärme, Güte und Liebe in einer Person, nimmt den Leser bei der Hand und führt durch ihr Leben und das Leben ihrer Gemeinde. Faszinierend zu sehen, wie die Menschen nach den strickten Vorgaben ihrer Vorfahren noch heute in New York leben, wie sie ihre Feste feiern, wie sie insg. ihr Leben gestalten, die vielen Kinder, die sie in die Welt setzen und nach dem Muster erziehen, nach dem sie selbst erzogen wurden, wie sie denken, wie sie die Welt sehen uvm. Clash der Kulturen kommt hier sehr gut zur Geltung.

Klappentext beschreibt die Eckpunkte sehr gut.

Bei allem, was passierte, bei all Suries Erinnerungen war es so atmosphärisch und zum Greifen nah! Da hatte ich den Eindruck, mitten im Geschehen zu sein und mit Surie diese Strecke ihres Lebensweges zu gehen. Und ich war gern dabei, was froh, zu dieser Geschichte zurückkehren zu können. Gute Portion Gemütlichkeit, das Familienleben dieser Menschen, die gelebte Gemeinschaft, aber auch die latente Spannung, die dem Ganzen innewohnte, brachten mich zuverlässig abends zu Surie zurück. Und wie jedes tolle Buch, war es viel zu schnell ausgelesen.

Es gibt viele Themen, die hier zur Sprache kommen. Auch und gerade das Thema derjenigen, die aus dem vorgegebenen Rahmen herausfallen, wie Suries Sohn Lippa seinerzeit und Surie selbst, die ihr Leben lang sehr konservativ und regeltreu war, und nun unverhofft mit 57 schwanger wurde, was ihr Leben und ihre Weltsicht auf den Kopf stellte und vieles überdenken, neu bewerten ließ. Dieses Hinterfragen der bestehenden Verhältnisse, worauf Surie sonst nie gekommen wäre, ist ein Meilenstein in ihrem Leben und evtl. auch im Leben ihrer Gemeinde.

„Eine ganze Welt“ ist es ein sehr lesenswerter Roman. Erinnert ein wenig an die französischen Filme, die eine Zeit lang das Leben der Menschen zeigen und plötzlich zu Ende sind. Hier gibt es aber schon eine Pointe, obschon eine tragische.
Diese Geschichte wurde mit Sinn und Verstand, mit viel Herz geschrieben. Die reife Persönlichkeit der Autorin blickt sowohl im Konzept als auch in jedem Satz durch.

Eine sehr beeindruckende, großartig erzählte Familiengeschichte. Bitte mehr davon.

Bewertung vom 05.03.2021
Wenn der Orthopäde Rücken hat
Manke, Matthias

Wenn der Orthopäde Rücken hat


weniger gut

Bei diesem Werk hält sich meine Begeisterung leider in engen Grenzen. Habe bereits einige Sachbücher aus der Feder von Ärzten gelesen, und dieses ist leider das schwächte von allen. Hat auf mich insg. einen weniger professionellen Eindruck gemacht.
Schon die Einführung überrascht mit vielen Stoffwiederholungen. Gab es keinen Profi-Lektor, der auf diese Redundanz und andere störende Aspekte hinweisen könnte?
Auch der gewählte Tonfall hat bei mir keine Begeisterungsausbrüche ausgelöst. Dieses Pseudokumpelhafte, diese Vergleiche mit Tiefkühlburgern und ähnl. DA fragt man sich: Was soll das bitte? Antizipiert man die Leser als stark unterbemittelt und gestaltet man die Kommunikation mit ihnen dementsprechend? Von der Art und dem Niveau her war mir, ich läse die auflagenstärkste Zeitung Deutschlands. Die würde ich mit der Zange nicht anfassen.
Der Inhalt fiel insg. etwas flach aus. Binsenweisheiten wohin das Auge reicht: Man soll sich bewegen, nichts Schweres heben, aufrecht sitzen etc. Es gibt kaum etwas Neues.
Die Übungen am Anfang sind aber sehr gut. Sie helfen auch wirklich.

Fazit: Vllt etwas für Einsteiger. Man muss dann noch mit dieser Art mit dem Leser zu kommunizieren klarkommen können.
Ich habe deutlich mehr erwartet.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.03.2021
Dann sind wir Helden
Uebel, Tina

Dann sind wir Helden


ausgezeichnet

Was für eine Neuentdeckung! Tina Uebel habe ich mit diesem Roman kennengelernt. Schon die Leseprobe klang so vielversprechend!
Dieses einzig- und großartige Leseerlebnis möchte ich nicht mehr missen. So gut und so erfrischend anders! Echt, HUT AB!
Allem voran muss man sagen: Diese Geschichte ist grandios, hochgradig gekonnt erzählt: Mit einer guten Prise Ironie, die kraft der messerscharfen Beobachtungen der reifen Persönlichkeit, die hier als Erzählerin fungiert, und einen Kopf- und Herzgenuss bereitet.
Es gibt vier Protagonisten. Jede Figur ist anders, mit ihrer Sich auf die Welt, ihrer Lebensgeschichte, ihren Gedanken, ihrer Art, diese zum Ausdruck zu bringen. So eine Vielfalt trifft man nicht oft. Ein mitteljunger Bergführer in der Schweiz; eine Hausfrau aus der Mitte Deutschlands, die sich durch ihre Vlog Einträge mitteilt; ein junger Mann, ebenfalls von dort, der dann bei den G-20 Krawallen in Hamburg dabei ist (sehr plastisch und zum Greifen nah beschrieben); eine nicht mehr so junge Frau, die wonach auch immer (nach dem Sinn des Lebens? Nach sich selbst?) bei den längeren Wanderungen in den Bergen sucht.
Anfangs hat man den Eindruck, dass all diese Figuren, aus deren Perspektive abwechselnd erzählt wird, nichts miteinander zu tun haben. Je weiter der Roman voranschreitet, desto klarer wird es, dass sie doch einander näherstehen, als man zunächst denkt, bis man erkennt, dass dieser Roman eher ein Zusammenschluss mehrerer Geschichten ist, die alle dann zu einer finalen Aussage, die einem keineswegs auf dem silbernen Tablett präsentiert wird, zusammenkommen. DA muss man schon gut mitdenken, was ich für ein sehr gutes Zeichen halte.
Der Klappentext beschreibt die Eckpunkte sehr treffend, vor allem: „…In ihrem neuen Roman folgt Tina Uebel unerschrocken, witzig, sarkastisch, aber auch einfühlsam den Heldengeschichten dieser vier Protagonisten, die einem mit ihren Ängsten und Sehnsüchten schnell ans Herz wachsen. Ungeschoren bleibt hier niemand und nichts ist sicher.“
Die Buchgestaltung fällt hochwertig aus, wohl passend zum Inhalt: Festeinband, Umschlagblatt, angenehme Schriftgröße, helles, gutes Papier. Das Buch liegt schön in der Hand, ist leicht, passt in jede Tasche. Prima als Geschenk, nettes Mitbringsel.
„Dann sind wir Helden“ habe ich sehr gern gelesen. Dieses Werk hat mir einige schöne, erfüllte Lesestunden geschenkt, in denen ich mal auflachen, mal schmunzeln und noch öfter mit-/nachdenken musste. Allesamt sehr gute Zeichen.
Hier ist also eine klare Entscheidung: Lesen. Auch wenn man von der Beschreibung her denkt, dies gehöre nicht zum (typischen) Beuteschema. Gerade dann. Bereichernd wird es allemal.

Bewertung vom 02.03.2021
Not und Gebot
Prantl, Heribert

Not und Gebot


ausgezeichnet

Großartige Inhalte, bildhaft und zum Greifen nah erzählt! Ein Must read.
Prantl kennt man von der SZ. Klar, dass er schlicht und ergreifend seine Gedanken darlegen kann. Schon allein das WIE machte Spaß, aber noch mehr, WAS er zum Thema Grundrechteverletzungen sagte. Und all das MUSSTE in dieser Klarheit gesagt werden. Unbedingt. All diese Punkte müssen zur Debatte stehen und ausführlich ausdiskutiert werden. Und noch mehr: Die Lösungen ausgearbeitet werden, damit solche Dinge nicht mehr passieren können. Wie Prantl es so schön, gleich am Anfang, bringt: „Grundrechte sind nicht eine Art Konfetti für schöne Zeiten“. S.15.
Spannend, wie er viele wunde Punkte der Coronakrise mit der Präzision eines Chirurgen sezierte. Die gravierenden Fehler kamen hier deutlich zur Sprache: In einer Art Auflistung führte Prantl vor Augen, was für undenkbare Dinge in Sachen Grundrechtverletzung man bisher im Zuge der Coronakrise erlebt hatte. Seine Kommentare dazu fielen noch stärker aus.
Sehr gute Fragen stellte er auch: „Wir werden auch in Zukunft Pandemien erleben. Wie wird der Staat dann reagieren? Wie bei Corona? Wird es dann zackig heißen: Maske auf, Klappe halten? Wird dann wieder die Bewegungsfreiheit eingeschränkt, wieder die Versammlungsfreiheit entzogen?“ S. 17.
Das Spiel der „Qualitätsmedien“ mit der Angst der Menschen sprach er auch sehr treffend an.
Die Themen, die durch die Corona noch akuter geworden sind, wie Alten- und Krankenpflege, Sterbehilfe usw. kamen wunderbar zur Sprache. In dem Zusammenhang schrieb er auch über seine Mutter. Bewegend.
Auch in Kapitel „Coronien“ sagte Prantl so viele Dinge, die auf den Punkt die Tatsachen brachten. Er warnte u.a. vor Totalüberwachung, sprach von der Gefahr der Corona-Überwachungs-Apps, wie Minister Spahn sie am liebsten eingeführt hätte. Es wäre eine totale Überwachung nach China-Vorbild geworden. An die Grundrechte denkt in diesem Ministerium offenbar keiner.
Paar Zitate noch. Besser als Prantl kann man es nicht sagen:
„Corona weckt, wenn es ganz bitter kommt, die Lust auf Totalitarismus.“ S. 45 und ein Stück weiter: „Eine demokratische Gesellschaften darf nicht nur auf Epidemiologen hören.“ S. 51.
Auch über die Auswirkungen auf die Kinder sprach er, S. 65 ff. Die Frage der Verhältnismäßigkeit brachte er anhand von Ausführungen zu Schulschließungen und dem Umgang mit Kindern im Allgemeinen auf den Punkt. Zu Masken im Unterricht und Schul-Shutdown gab es kritische Worte, die vielen Eltern, Lehrern usw. aus der Seele sprechen dürften.
In den Kommentaren zum 14.11.2020, S. 87, liest man: „Der Deutsche Bundestag hat am 25. März 2020 den Löffel aufgegeben.“ Was dann weiter folgt, sollte man sich nicht entgehen lassen. Nicht nur amüsant. Leider auch wahr.
Auch zum Verhalten der Kirche gab es paar klare Worte, S. 109-120.
Man kann noch lange über dieses Buch referieren. Besser: Lesen Sie selbst.
Fazit: Es ist auf jeden Fall sehr bereichernd! Endlich spricht Prantl die Dinge aus, die in einem schon lange brodelten. Und es sind Dinge, die gesagt werden MÜSSEN.
„Not und Gebot“ ist ein sehr wichtiges Buch, das die Leser auf ihre Grundrechte sensibilisiert und noch viele nützliche Informationen und Überlegungen liefert.
Es macht optisch vllt einen nüchternen Eindruck. Die Inhalte sind aber enorm wichtig. Und toll, für alle verständlich, erzählt. Unbedingte Lesepflicht.