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Krimine

Bewertungen

Insgesamt 218 Bewertungen
Bewertung vom 11.12.2016
Lichtertod / Patrizia Vespa Bd.1
Müller, Iris

Lichtertod / Patrizia Vespa Bd.1


ausgezeichnet

Ein spannender Italienkrimi mit einer einzigartigen Atmosphäre

In jedem Jahr erstrahlt die Altstadt von Salerno in einem weihnachtlichen Lichterglanz, der vor allem Touristen anlocken soll. Doch anstatt eine heimelige Atmosphäre zu verbreiten, werden die Besucher der süditalienischen Küstenstadt diesmal mit einem Anblick überrascht, der eher makaber als stimmungsvoll ist. Denn zwischen den herunterrieselnden Lichterflocken hängt mit Drahtseilen am Gebäude drapiert der abgetrennte Kopf eines Toten. Hauptkommissarin Patrizia Vespa, die erst vor Kurzem aus Merano an die Amalfiküste gekommen ist, übernimmt mit ihrem Team den merkwürdigen Fall und stellt bereits am Tatort fest, dass der Kopf zu dem bekannten Ingenieur Ugo Meriani gehört. Doch er bleibt nicht der Einzige, der einem perfiden Rachefeldzug zum Opfer fällt und schon bald haben die Ermittler alle Hände voll zu tun, um hinter das Motiv der grausamen Morde zu kommen und den Täter zu stellen.

„Lichterglanz“ ist der erste Band einer neuen Krimireihe, in dem die ehrgeizige Erste Hauptkommissarin Patrizia Vespa gemeinsam mit ihrer Kollegin Hauptkommissarin Christina D´Avossa und einer Handvoll weiterer Mitarbeiter auf die Jagd nach Gesetzesbrechern geht. Dabei könnte man fast glauben, dass es in dem idyllisch gelegenen Ort am Golf von Salerno keine Verfehlungen geben kann, so wundervoll wird die Landschaft beschrieben, so traumhaft muten die besuchten Plätze an. Und doch musste sich Patrizia gleich zu Beginn ihrer Tätigkeit im Süden Italiens eingestehen, dass es auch hier genug Verbrechen gibt und nicht jedes gelöst werden kann. Wie der Mord an einem ehemaligen Kollegen, der ihnen noch immer Rätsel aufgibt und der ihr schwer zu schaffen macht. Demgegenüber geht ihre Partnerin Christina D´Avossa wesentlich relaxter mit gelegentlichen Misserfolgen um und versteht es ab und an auch Patrizia Starrsinn zu durchbrechen. Ein sympathisches Duo, mit dem es hoffentlich noch mehr Fälle gibt, bei denen der Leser jederzeit miträtseln kann und die wendungsreich und mit einer ordentlichen Portion Lokalkolorit in Erscheinung treten.

Fazit:
Ein spannender Krimi, der den Leser tief in die einzigartige Atmosphäre an der Amalfiküste eintauchen lässt und ihn mit einem kniffligen Fall, mit vergangenem Unrecht und mit einem toughen Ermittlerteam hervorragend unterhält.

Bewertung vom 04.12.2016
HELIX - Sie werden uns ersetzen
Elsberg, Marc

HELIX - Sie werden uns ersetzen


ausgezeichnet

Ein spannender Thriller mit erschreckend realistischen Visionen

Der US-Außenminister Jack Dunbraith bricht bei einem Staatsbesuch zusammen und stirbt, bevor er in ein Krankenhaus kommt. Eine daraufhin durchgeführte Obduktion ergibt, dass hinter dem plötzlichen Ableben des Politikers nicht etwa ein Herzinfarkt steckt, sondern ein unbekannter Virus, der ein merkwürdiges Bild auf seinem Herzen hinterlassen hat. Einen grinsenden Totenkopf, der den Ernst der Lage erkennen lässt und die US-Regierung zum sofortigen Handeln zwingt. Unter Leitung einer versierten Mitarbeiterin wird innerhalb kürzester Zeit eine Task Force ins Leben gerufen, die im Rahmen ihrer umfangreichen Recherchen auf eine Kinderwunschklinik in Kalifornien stößt, in der schreckliche Experimente an der Tagesordnung sind. Zur gleichen Zeit werden in Tansania ungewöhnlich resistente Pflanzen und Nutztiere entdeckt, während ein internationaler Chemiekonzern versucht, hinter deren Geheimnis zu kommen. Eine Kette von Ereignissen, die die Welt in Atem hält und deren Klärung erschreckende Dinge ans Tageslicht zerrt.

„Helix – Sie werden uns ersetzen“ ist nach „Blackout - Morgen ist es zu spät“ und „Zero – Sie wissen was du tust“ der dritte Wissenschaftsthriller des deutschen Autors Marc Elsberg, der in seinen Büchern gekonnt mit den Ängsten der Menschen spielt und ihnen mit einer Mischung aus Fiktion und Realität ausreichend Nahrung gibt. Denn die Szenarien, die er in ihnen zum Leben erweckt, sind nicht weit hergeholt. Nehmen wir nur einmal die Diskussionen zu genveränderten Nahrungsmitteln, den Skandal um angebliche Bio-Textilien oder die in den USA bereits praktizierte Möglichkeit, das Geschlecht seines Kindes mittels künstlicher Befruchtung zu bestimmen. Alles Tatsachen, die weltweit die Gemüter erregen und die in gebündelter Form die Grundlagen für „Helix – Sie werden uns ersetzen“ bieten.

Erzählt in 3 Handlungssträngen, die im Verlaufe des Geschehens zueinander führen und sich geschickt zu einem gefährlichen Komplott verweben, erlebt der Leser einen interessanten, oftmals auch sehr gruseligen und rasant voranschreitenden Thriller, in dem die Figuren wenig sympathisch sind. Kein Wunder, haben doch viele von ihnen mit unlautere Machenschaften zu tun oder sind dermaßen auf ihre eigenen Ziele fokussiert, dass sie wenig Empathie ausstrahlen. Nur eine Handvoll Kinder und eine potenzielle Mutter schaffen es, dass sich der Leser immer wieder Gedanken um sie und ihre Zukunft macht, dabei allerdings auch ihre Handlungen besonders kritisch beäugt. Hinzu kommen viele Fakten aus Forschung und Wissenschaft, die kombiniert mit dem realen Weltgeschehen und fiktiven Ereignissen für Ungläubigkeit und Entsetzen sorgen und dem Leser katastrophale Szenarien vor Augen führt.

Fazit:
Ein spannender Thriller, der mit erschreckend realistischen Visionen angereichert ist und mit einer Handlung, die durch ihren dramatischen Verlauf und einigen brisanten Wendungen gut unterhält.

Bewertung vom 30.11.2016
Saving Grace - Bis dein Tod uns scheidet
Paris, B.A.

Saving Grace - Bis dein Tod uns scheidet


ausgezeichnet

Spannend und mit dem richtigen Gespür für Gänsehautmomente

Sie führen ein perfektes Leben. Der gut aussehende und charmante Anwalt Jack und seine Frau Grace, eine talentierte und wunderschöne Künstlerin. Und während er tagtäglich für die Rechte von misshandelten Frauen kämpft, kümmert sie sich aufopferungsvoll um ihre Schwester, die am Downsyndrom leidet. Eine Ehe, die aus Liebe geschlossen wurde, deren Zauber allerdings nur bis zum Tag der Hochzeit hielt. Denn kaum sind die beiden Turteltäubchen nach ihrer Trauung allein, erfährt Grace, wer ihr Ehemann wirklich ist. Von nun an muss sie um ihr Leben kämpfen und um das ihrer Schwester Millie.

„Saving Grace“ ist das Debüt der in Frankreich lebenden und England aufgewachsenen Schriftstellerin B. A. Paris, die in ihrem Buch von einer jungen Frau erzählt, deren Glaube an die große Liebe verhängnisvolle Ereignisse nach sich zieht. Dabei ist Grace weder allzu vertrauensselig, noch hofft sie darauf, von einem Mann finanziell versorgt zu werden. Im Gegenteil. Als Einkäuferin bei Harrods arbeitet sie in einen verantwortungsvollen Job und verdient genug Geld, um gemeinsam mit ihrer Schwester Millie ein auskömmliches Leben zu führen. Eine sympathische Figur, die oftmals sehr gekünstelt wirkt. Kein Wunder. Steht sie doch unter Beobachtung ihres Mannes Jack und muss mit viel schauspielerischem Talent seine kleine perfekte Ehefrau spielen.

Spannend und mit dem richtigen Gespür für Gänsehautmomente geschrieben, präsentiert sich „Saving Grace“ als subtiler Psychothriller, der hält, was er verspricht. Mal langsam und schleichend, dann wiederum mit voller Wucht sorgt er dafür, dass die Angst von Grace überhandnimmt und als zentrales Element die Handlung bestimmt. Und das, obwohl es in dem Buch auch schöne Momente gibt. Denn die Autorin lässt es sich nicht nehmen mit wechselnden Zeitebenen zu agieren und dem Leser einen umfassenden Einblick in die Ereignisse vor und nach der Hochzeit zu bieten. Ein Auf und Ab der Gefühle, das an den Nerven zerrt. So bangt der Leser mit Grace und Millie zusammen und erlebt ein Martyrium, dessen Ausgang ungewiss ist.

Fazit:
Ein gelungener Psychothriller, der seinem Genre alle Ehre macht und Fans von subtilen Geschichten mit verbrecherischem Hintergrund wärmstens empfohlen werden kann.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.11.2016
Ihr einziges Kind / Nola van Heerden & Renke Nordmann Bd.3
Wendelken, Barbara

Ihr einziges Kind / Nola van Heerden & Renke Nordmann Bd.3


sehr gut

Bewegend, wendungsreich und voller menschlicher Abgründe

Mit der Geburt ihres Sohnes Caspar ist das Glück für Dr. Cord Cassjen und seine Ehefrau Silvana perfekt. Allerdings nur, bis die junge Mutter an einer Wochenbettdepression erkrankt und im Haus der Cassjens merkwürdige Dinge geschehen. So verschwindet Caspar spurlos und kann nur von einem Polizeihund wieder gefunden werden, während Silvana von einem unbekannten Entführer spricht, der durch Wände geht. Doch der abhandengekommene Säugling bleibt nicht der einzige Fall, den Kommissar Renke Nordmann und seine Kollegin Nola van Heerden lösen müssen. Denn nur kurze Zeit später wird Dr. Cord Cassjen im gemeinsamen Wohnzimmer erschossen aufgefunden und von dem Rest seiner kleinen Familie fehlt jede Spur.

„Ihr einziges Kind“ ist ein atmosphärischer und in seinem Verlauf glaubwürdiger Kriminalroman, in dem der von allen Bürgern geschätzte Leiter der Polizeidirektion Martinsfehn und seine ehrgeizige Kollegin von der Kripo Leer zum dritten Mal in einem fiktiven Dorf in Nordfriesland ermitteln. Dass das nicht einfach wird, merkt der Leser bereits zu Beginn des Buches, wenn er auf die beteiligten Personen trifft. So lernt er die eigensinnige Inhaberin einer Spirituosenfabrik kennen, die den gerade erst geborenen Enkel für ihre Zwecke einsetzen will, schaut hinter die Fassade eines achtbaren Landrates, der in zwielichtige Geschäfte verwickelt ist oder verfolgt die Machenschaften einer Reihe von weiteren Beteiligten, die nicht das sind, was sie vorgeben zu sein. Ein wunderbar spannender und verzwickter Fall, der die Aufmerksamkeit von Ermittler und Leser gleichermaßen auf sich zieht und sie lange Zeit nicht mehr zur Ruhe kommen lässt. Denn schließlich geht es hier um das Leben eines kleinen Kindes, das plötzlich verschwunden ist und um seine Familie, die ihre Interessen über das Wohlergehen des Neugeborenen stellt.

Fazit:
Bewegend, wendungsreich und voller menschlicher Abgründe präsentiert sich der bis zum Schluss undurchsichtig Fall, in dem es um mehr als nur Familienzwistigkeiten geht. Ein Kriminalroman, der spannende Lesestunden verspricht.

Bewertung vom 23.11.2016
Und nebenan warten die Sterne
Spielman, Lori Nelson

Und nebenan warten die Sterne


sehr gut

Eine wunderschöne Geschichte wie das Leben sie schreibt

Die Immobilienmaklerin Erika Blair führt ein Leben, das beneidenswert ist. Zwei fast erwachsene Töchter, die an der Uni studieren, gehören genauso dazu, wie ein sicherer Job, in dem sie gute Erfolge verzeichnen kann. Doch an dem Tag, als sie wegen eines wichtigen Termins keine Zeit für Annie und Kristen hat und Kristen tödlich verunglückt, stürzt ihre heile Welt zusammen. Von Trauer gezeichnet zieht sich Erika zurück und merkt nicht, dass Annie sie in dieser Situation ganz besonders braucht. Erst als diese die gemeinsame Wohnung verlässt und den Kontakt zu ihr abbricht, stellt Erika fest, wie falsch ihr Verhalten war und beginnt, um sie zu kämpfen.

„Und nebenan warten die Sterne“ ist ein gefühlvoller Roman, der aus der Sicht zweier sich nahestehender Menschen erzählt wird und der die Höhen und Tiefen ihres Lebens nach einem schweren Schicksalsschlag beleuchtet. In ihm lernt der Leser zum einen die erfolgreiche Immobilienmaklerin Erika Blair kennen, die als Icherzählerin fungiert und deren größtes Ziel es ist, unter die 50 besten Makler New Yorks zu gelangen. Zum anderen begleitet er ihre Tochter Annie, die nach einem schweren Verlust in eine emotionale Krise gerät und die ihre verdrängten Gefühle aufarbeiten muss, um sich selbst zu finden. Zwei Menschen, die mit allen ihren Gedanken und Empfindungen, mit ihren Sehnsüchten und Enttäuschungen geschildert werden. Dabei erscheint Erika, die hier als Mutter eine ganz besondere Verantwortung trägt, zunächst hartherzig und auf sich bezogen, bis sie allmählich die Hüllen fallen lässt, während ihre Tochter Annie von Beginn an ihre sensible Seite offenbart. Da sind Missverständnisse und Schuldzuweisungen vorprogrammiert, bis es beide lernen, einen gemeinsamen Weg zu finden. Das alles wird von der US-amerikanischen Autorin Lori Nelson Spielman mit viel Einfühlungsvermögen und einem guten Gespür für Handlungsweisen erzählt, wobei sie leider ab und an übertreibt oder ganz zum Schluss nur noch durch eine rosarote Brille schaut. Wer das mag, sollte unbedingt zugreifen. Denn tränenreiche Momente sind bei diesem Roman garantiert.

Fazit:
Eine wunderschöne Geschichte mit Höhen und Tiefen, wie das Leben sie schreibt.

Bewertung vom 07.11.2016
Federgrab / Kommissar Munch Bd.2
Bjørk, Samuel

Federgrab / Kommissar Munch Bd.2


sehr gut

Ein vielschichtiger zweiter Fall für den Osloer Kommissar

Auf einer Lichtung im Wald wird die Leiche eines Mädchens gefunden, die auf einem Bett aus Federn liegt. Von einem Pentagramm aus Kerzen umgeben und mit einer Lilie im Mund bietet sie einen Anblick, der äußerst verstörend wirkt. Kommissar Holger Munch und sein Team von der Osloer Polizei übernehmen den merkwürdigen Fall und beginnen in einem Jugendheim zu ermitteln, in dem das ermordete Mädchen zu Hause war. Und noch während sie auf der Suche nach einem stichhaltigen Motiv für das grausame Verbrechen sind, taucht plötzlich ein Video auf, das das Mädchen mit einem Unbekannten zeigt, der sich als Eule verkleidet hat.

„Federgrab“ ist nach „Engelskalt“ der zweite Fall für Kommissar Holger Munch und die von ihm erneut ins Team zurückgeholte Mia Krüger, die über ganz besondere Fähigkeiten verfügt. Denn während Holger Munch seine Ermittlungen auf das akribische Zusammentragen von Fakten stützt, vertraut Mia eher ihrem untrüglichen Instinkt, indem sie versucht, sich in die Gedankengänge von Mördern hineinzuversetzen. Dass sie dabei viel zu viel Alkohol trinkt und gleichzeitig Unmengen an Tabletten konsumiert, ist für ihre Arbeit zwar nicht hinderlich, aber für Munch Grund genug, dass sich Sorgen um sie macht. Doch nicht nur sie hat, wie in den skandinavischen Krimis üblich, gravierende Probleme. Im Osloer Team gibt noch mehr Ermittler, deren Verhalten grenzwertig ist. So wird der Leser einerseits durch das Zusammenspiel der völlig unterschiedlichen Ermittler und ihren Kampf gegen die eigenen Dämonen gut unterhalten. Zum anderen versteht es der lange Zeit undurchsichtige Fall, an das Geschehen zu fesseln, der voller ungelöster Rätsel ist. Hinzu kommen eine Atmosphäre, die spürbar düster ist und ein Schreibstil, der sich wunderbar liest.

Fazit.
Ein vielschichtiger zweiter Fall für Kommissar Holger Munch, dessen Spannungsbogen oft durch die weitreichenden Probleme seiner Ermittler unterbrochen wird, was nicht jedem Leser gefallen wird. Trotzdem erwartet ihn hier eine interessante und gut durchdachte Ermittlung, die tief in menschliche Abgründe blicken lässt.

Bewertung vom 06.11.2016
Der Rache süßer Atem
Eichel, Christine

Der Rache süßer Atem


gut

Ein kurzweiliger Roman mit einer leider unglaubwürdigen Protagonistin

Die Galerieangestellte Maria wird von ihrem Chef und besten Freund Henry zum emotionalen Pflegefall ernannt, während sie sich selbst als überfällig bezeichnet. Schließlich ist sie fast 40 Jahr alt, hat weder Kind noch Mann und ihre letzte Beziehung endete mit der gleichen Erkenntnis, wie ihre Beziehungen zuvor. Maria wird von den Männern, die sie liebt und mit denen sie eine Familie gründen will, nur benutzt, und sobald es brenzlig für sie wird, einfach entsorgt. Nun aber ist Schluss! Maria hat genug davon, ein Lustobjekt männlicher Egomanen zu sein und schwört bittere Rache.

“Der Rache süßer Atem“ ist ein amüsanter Roman, bei dem es knallhart zur Sache geht. Denn nach einigen katastrophalen Beziehungen und karrieremäßigen Tiefschlägen schmiedet die von Männern schwer enttäuschte und stets viel zu nachsichtige Hauptprotagonistin einen perfiden Plan, bei dem ihr ausgerechnet ein gut aussehender Hauptkommissar in die Quere kommt. Dass es dabei zu einigen Turbulenzen kommt, ist wohl klar und doch hat mich der Roman nicht vollends überzeugt. Beginnend mit der Figur der Maria, die für eine intelligente Doktorandin anfänglich zu naiv und später zu skrupellos dargestellt worden ist, über ihre sonntäglichen Racheaktionen, deren Verlauf trotz immenser Gefährlichkeit zu emotionslos und eintönig geschildert wurde, bis hin zu den wenigen Randfiguren, die, bis auf den Galeristen Henry, farblos und nichtssagend in Erscheinung traten, stimmte das Gesamtkonstrukt einfach nicht. Lediglich das Auftauchen des Kommissars hat einige unvorhersehbare und amüsant zu lesende Wendungen in das Geschehen gebracht und es angenehm belebt. Deshalb ist dieser Roman vor allem Lesern zu empfehlen, die neben einem lockeren Roman und einigen lustigen Szenen, vor allem eine überzeichnete Hauptfigur mögen, die den Löwenanteil des Geschehens bestimmt, und streckenweise wenig nachvollziehbar agiert.

Fazit:
Ein kurzweiliger und flott zu lesender Roman mit einigen kriminellen Elementen, der keinesfalls ernst zu nehmen ist, der leider aber die auf seinem Buchrücken angepriesene Hochspannung vermissen lässt.

Bewertung vom 30.10.2016
Das Kind im Wald / Lizzie Snow Bd.1
Graves, Sarah

Das Kind im Wald / Lizzie Snow Bd.1


gut

Ein durchwachsener erster Fall für eine tolle Ermittlerin

Sechs Jahre ist es her, seit Lizzie Snows Nichte Nicolette spurlos verschwand. Sämtliche Bemühungen sie wiederzufinden, brachten keinen Erfolg. Doch Lizzie, die in Boston als Detective bei der Mordkommission tätig ist, gibt die Suche nicht auf. Denn kurz nachdem sie einen ernst zu nehmenden Hinweis erhält, lässt sie sich in das kleine Städtchen Bearkill versetzen, wo jemand ihre Nichte gesehen haben will. Als Kontaktbeamtin vor Ort erfährt sie viele Dinge, die in der abgelegenen Gegend geschehen und steht nicht nur bald vor einem neuen Fall, in dem es um eine unerklärliche Todesserie von ehemaligen Polizisten geht, sondern in den tief verschneiten Wäldern von Maine, wo sie auf Ungeheuerliches stößt.

„Das Kind im Wald“ ist der erste Fall einer neuen Krimireihe, in der der neue Deputy Sheriff von Aroostook County, Lizzie Snow, ermittelt. Dabei kommen der toughen Polizistin die gesammelten Erfahrungen bei der Bostoner Mordkommission zugute und schon in kurzer Zeit gelingt es ihr, gleich eine Handvoll von Verbrechen zu lösen. Doch bevor Lizzie Snow in den Wäldern von Maine fündig wird, lernt sie zunächst einmal die Bewohner der kleinen Stadt Bearkill kennen und trifft dabei auf viele Merkwürdigkeiten. Ein Handlungseinstieg, der zwar gut gelungen ist, sich aber viel zu lange hinzieht. So dauert es fast die Hälfte des Buches, bis der Kriminalroman in Fahrt gerät und die Ereignisse sich überschlagen. Bis dahin aber verstehen es lediglich die ungemein flüssige und damit kurzweilig in Erscheinung tretende Schreibweise von Sarah Graves und ihr Talent, die Figuren lebensecht und vielseitig darzustellen, den Leser zu fesseln. Erst die zweite Hälfte des Buches hat es in sich. Hier werden gleich mehrere Fälle gelöst, während Lizzie Snow den Verbrechern das Fürchten lehrt. Eine Ermittlerin mit dem Herzen am rechten Fleck, die gespannt auf ihre nächste Ermittlung werden lässt. Denn nun hat sie sich in Aroostook County eingelebt und kann ihre ganze Energie für ihren Job verwenden.

Fazit:
In „Das Kind im Wald“ wollte die amerikanische Autorin Sarah Graves einfach zu viel. Zu viele Bewohner vorstellen, zu viel Verbrecher jagen und zu viele Verwicklungen lösen. Etwas weniger hätte dem Kriminalroman gut getan. Deshalb bleibt die Hoffnung auf einen nicht so überladenen und damit sehr spannenden zweiten Fall. Denn schreiben kann Sarah Graves wirklich gut.

Bewertung vom 30.10.2016
Sechzig Sekunden
Hankins, James

Sechzig Sekunden


sehr gut

Ein Spiel mit der Angst

Wenn sechzig Sekunden über ein Leben entscheiden, ist das nicht viel Zeit. Doch für die Opfer eines perfiden Killers sind 60 Sekunden Zeit genug, um unter unvorstellbaren Qualen, eine Entscheidung zu treffen. Verzichten sie lieber auf ein Ohr oder lassen sie sich alle Zähne ziehen? Wollen sie ihre Füße hergeben oder doch besser ihr Gesicht? In Boston taucht ein Unbekannter mit einer Comicmaske in den Häusern unbescholtener Bürger auf und stellt sie vor eine grausame Wahl. Detective John Spader, der mit seinem Team der State Police in diesem Fall ermittelt, tappt lange im Dunkeln, bis plötzlich ein ungeheuerer Verdacht ihn nicht mehr schlafen lässt. Doch bevor er diesem auf den Grund gehen kann, ist seine Ex-Frau Olivia verschwunden, während der Comic-Killer ein neues Ultimatum stellt.

„60 Sekunden“ ist ein rasanter Thriller des amerikanischen Autors James Hankins, der nicht nur gekonnt mit den Nerven seiner Ermittler spielt, sondern auch den Leser bis zum Finale nicht mehr ruhen lässt. Denn ein zu allem entschlossenen Killer hat Spaß daran, seine Opfer grausam zu verstümmeln und lässt ihnen dabei auch noch die Wahl, mit welchem Handicap sie in Zukunft leben möchten. Ein Thriller, der nur so über die Seiten fliegen lässt und es trotzdem nicht versäumt, das Privatleben seines leitenden Ermittlers aufzurollen. Dass dieses von einer Reihe an Missverständnissen geprägt wird, ist zum Teil selbst verschuldet, zum Teil aber auch eine Nebenerscheinung seines Jobs. Darüber hinaus lernt der Leser aber auch einen Teil der Opfer und den Mörder besser kennen, weiß aber erst recht spät, wer für die grausamen Taten verantwortlich ist. Ein Spiel mit der Angst, das ein Unbekannter bis zur Perfektion beherrscht und das clever arrangiert, nachvollziehbar und flüssig geschrieben zu Papier gebracht worden ist.

Fazit:
Ein spannender Thriller, der zwar nicht auf einer neuen Idee beruht, der aber mit der richtigen Portion an Dramatik, Angst und Verzweiflung fesselnd unterhält.

Bewertung vom 23.10.2016
Im Wald / Oliver von Bodenstein Bd.8
Neuhaus, Nele

Im Wald / Oliver von Bodenstein Bd.8


ausgezeichnet

Ein superspannender achter Fall für das Ermittlerteam aus dem Taunus

Im Wald bei Ruppertshain gerät ein Wohnwagen in Brand und sorgt dafür, dass ein Unbekannter einen grausamen Feuertod stirbt. Doch wer ist der Fremde, der seinen Aufenthalt in einer Feriensiedlung geheim halten wollte und dafür mit dem Leben bezahlt? Eine Frage, die sich die zuständigen Kommissare Oliver von Bodenstein und Pia Sander stellen und dabei auf eine todkranke Rentnerin stoßen, die sich in einem Hospiz pflegen lässt. Diese allerdings wird von fremder Hand erstickt, bevor sie sie befragen können und von da an ist den beiden erfahrenen Ermittlern klar, dass hinter den verübten Verbrechen eine Mordserie steckt. Immer wieder stoßen Oliver und Pia während ihrer Ermittlungen auf ein altes Geheimnis aus der Vergangenheit und auf einen verschwundenen Jungen, der eine ganz besondere Bedeutung für die plötzlich sehr verschwiegene Dorfbevölkerung hat.

Ein Wohnwagen, der in Flammen aufgeht und ein Mörder, der sich gezwungen sieht, zu richten. Ein spannender achter Fall für das erfolgreiche Team aus dem Taunus, das wieder einmal in Sachen Mördersuche unterwegs ist. Doch bevor Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff herausfinden, wer der Flammenteufel ist und welches Motiv er für seine grausam verübte Mordserie hat, müssen sie sich erst einmal mit einem Dickicht aus Lügen und alten Geheimnissen auseinandersetzen, das gleich eine ganze Dorfgemeinschaft betrifft. Und zu allem Unglück ist Oliver von Bodenstein auch noch dort aufgewachsen und muss nun im Kreise ehemaliger Schulkameraden ermitteln. Ein Fall, der sehr persönlich für ihn wird und ihm ordentlich an die Nieren geht.

Voll gepackt mit ungewöhnlich vielen Figuren, mit einer ganzen Handvoll Opfern und einem Geflecht aus Ereignissen, die nur schwer zu durchschauen sind, präsentiert sich der neue Taunuskrimi und versteht es, spannend zu unterhalten. Dabei ist es fast unmöglich beizeiten zu erahnen, wer der Mörder ist, so geschickt hat Nele Neuhaus ihre Spuren gelegt und ausreichend Zweifel und Vermutungen gestreut. Deshalb sollte die Handlung aufmerksam verfolgt werden, um in dem ganzen Wirrwarr an potenziellen Verdächtigen, familiären Verstrickungen und parallel geführten Ermittlungen nicht den Faden zu verlieren und die Figuren richtig einordnen zu können. Diese übrigens sind wie gewohnt lebensecht und vielseitig geraten, wobei ein Teil von ihnen nur schwer zu durchschauen ist.

Fazit:
„Im Wald“ ist ein spannender Krimi mit einer komplexen Handlung, einer gut durchdachten Story und einem Ermittlerteam, bei dem es Spaß macht, ihnen über die Schulter zu schauen. Doch leider ist „Im Wald“ auch der vorerst letzte Fall mit Oliver von Bodenstein, der ein Jahr lang ein Sabbatical Anspruch nimmt. Hoffen wir mal, dass er danach wiederkommt.