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Benutzername: 
westeraccum
Wohnort: 
Sauerland

Bewertungen

Insgesamt 222 Bewertungen
Bewertung vom 27.12.2021
Die falsche Zeugin
Slaughter, Karin

Die falsche Zeugin


sehr gut

Der Name Karen Slaughter bürgt für Qualität im Krimisektor, jedoch fiel dieses Buch gegenüber ihre anderen Krimis etwas ab.
Das Buch gehört zu keiner Reihe, wir viele andere Werke der Autorin, sondern ist eine abgeschlossene Geschichte. Die Schwestern Leigh und Callie sind unter schwierigsten Verhältnissen aufgewachsen und mussten schlimme Erfahrungen machen. Leigh hat sich aus dem Schlamassel herausgekämpft und ist eine erfolgreiche Anwältin geworden, während Callie drogensüchtig ist und ein Leben am Rande der Gesellschaft führt.
Eines Tages soll Leigh einen Mann verteidigen, der der Vergewaltigung angeklagt ist, ein sehr aufsehenerregender Fall. Doch sie kennt den Mann aus ihrer Kindheit, damals waren die Schwestern sein Babysitter. Viele schlimme Erinnerungen werden bei beiden geweckt und jede versucht auf ihre Art damit klarzukommen. Doch sie sind in großer Gefahr.
Das Buch ist wie nicht anders zu erwarten routiniert und gut lesbar geschrieben und auch besonders am Ende sehr spannend. Jedoch hat es auch einige Längen, die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven geschildert und dadurch wiederholt sich vieles. Es erreicht nicht ganz das Niveau der anderen Slaughter-Krimis, ist aber trotzdem gut zu lesen und durchaus empfehlenswert.

Bewertung vom 05.12.2021
Die Früchte, die man erntet / Sebastian Bergman Bd.7
Hjorth, Michael;Rosenfeldt, Hans

Die Früchte, die man erntet / Sebastian Bergman Bd.7


ausgezeichnet

Die Fälle rund um Sebastian Bergman haben mich von Anfang an fasziniert und ich warte immer gespannt auf die Fortsetzung. Auch der achte Band hat mich nicht enttäuscht.
Sebastian Bergman hat sich zurückgezogen und arbeitet wieder als Psychotherapeut. Seine Tochter Vanja hat eine kleine Tochter bekommen, Amanda, um die er sich sporadisch kümmert, wenn sie bei ihrer Arbeit für die Reichsmordkommission in andere Orte muss. Das ist nun wieder der Fall, ein Serienkiller geht um in Karlshamn. Schon bald wissen wir als Leser, wer hinter den Morden steckt, doch als der Fall schließlich aufgeklärt ist, ist das Buch noch nicht zuende. Denn es gibt einen ungeheuerlichen Verdacht gegen ein Mitglied der Polizei. Dabei kommt auch Sebastian wieder ins Spiel, denn er kennt den Verdächtigen nur zu gut.
Das Buch ist wieder sehr abwechslungsreich und spannend geschrieben. Die Erinnerungen suchen Sebastian immer wieder heim und das geht unter die Haut. Aber auch der Fall ist ungewöhnlich und entwickelt sich unvorhersehbar.
Ein wirklich guter Krimi für alle Fans von Bergman! Man sollte allerdings die Bücher in der richtigen Reihenfolge lesen, sonst fehlen viele Hintergrundinformationen.

Bewertung vom 30.11.2021
606
Fox, Candice

606


ausgezeichnet

Auf Candice Fox wurde ich durch die "Hades"-Reihe aufmerksam, die mir durch ihre ungewöhnlichen Figuren und spannenden Plots schon sehr gut gefiel.
Aber dieses Buch ist noch besser.
606 Gefangene vom Dieb bis zum Todeskandidaten brechen bei einer spektakulären Aktion aus einem Hochsicherheitsgefängnis mitten in der Wüste bei Las Vegas aus. Unter ihnen ist auch John Kradle, der seine Familie umgebracht haben soll und nun auf die Vollstreckung des Todesurteils wartet. Er ist allerdings unschuldig und nutzt die Gelegenheit, um die Wahrheit über den Tod seiner Familie zu erfahren. Ihm auf den Fersen ist die Wärterin Celine Osbourne, die selbst Schweres erlebt hat und Kradle unbedingt wieder hinter Gitter bringen will. Doch dann überrascht Kradle alle mit "guten Taten".
Das Buch ist eine atemlose Jagd auf die Ausbrecher und die Suche nach den Hintermännern. Immer wieder ergeben sich überraschende Wendungen und neue Aspekte. Man kann es kaum aus der Hand legen und verfolgt das Geschehen manchmal mit Herzklopfen bis hin zum großen Finale.
Erstklassig geschrieben, unheimlich spannend - der perfekte Thriller!

Bewertung vom 19.11.2021
Ritchie Girl
Pflüger, Andreas

Ritchie Girl


ausgezeichnet

Von Andreas Pflüger kannte ich bisher nur die Krimis um die blinde Ermittlerin Jenny Aaron. Dieses Buch hat mich überrascht und begeistert.
Paula Bloom kehrt nach einer Ausbildung bei der US-Army nach Deutschland zurück, wo sie als Tochter eines wohlhabenden amerikanischen Geschäftsmanns aufgewachsen ist. Nach dem Tod des Vaters geht sie in die USA, studiert und meldet sich im 2. Weltkrieg zur Armee. Es gibt nur wenige Frauen im Camp Ritchie und sie werden vor allem als Sekretärinnen eingesetzt. In Italien und Deutschland arbeitet Paula als Übersetzerin und soll dabei auch feststellen, ob der Gefangene Johann Kupfer wirklich "SIEBEN", ein gefürchteter Spion, ist. Sie baut eine Beziehung zu ihm auf, auch, weil sie hofft, von ihm etwas über das Schicksal ihres verschollenen Freundes Georg zu erfahren. Aber sie muss sich auch den Dämonen der Vergangenheit stellen und stellt erschreckt fest, dass die USA nicht immer gegen die Nazis gekämpft haben und auch ihr Vater in solche geheimen Geschäftsbeziehungen verwickelt war.
Das Buch schildert in Romanform ein Stück Zeitgeschichte direkt nach dem Ende des 2. Weltkriegs. Dabei bezieht es sich weitestgehend auf Tatsachen und reale Personen. Reinhard Gehlen z.B. stieg - obwohl nachweislich ein hoher Nazifunktionär - zum Chef des Bundesnachrichtendienstes auf. Die Adenauerregierung nahm es dabei nicht so genau, wenn jemand nützlich war. Ähnlich gingen die Besatzungsmächte vor. Nach den Nürnberger Prozessen wurden nur noch wenige Nazis verurteilt, viele bekamen einen Persilschein.
Pflüger schildert diese Zeit vielschichtig, die Zerrissenheit und Armut der Menschen, die Machenschaften hinter den Kulissen, Gewalt und Not. Das geht unter die Haut und hat mir viele Erkenntnisse beschert, die mir fremd waren. Paula und die anderen Figuren sind nahbar und dicht beschrieben. Alle Menschen haben in irgendeiner Weise Schuld auf sich geladen, die "zehn Gerechten" sind nur schwer zu finden. Das Buch erfordert manchmal Geduld und Wissen über die Vergangenheit schadet nicht. Aber es lohnt sich!
Ein sehr eindrückliches Buch, das man nicht vergisst, zumal es auch heute noch immer Bezüge zu der schändlichen Vergangenheit gibt.

Bewertung vom 04.11.2021
Böse
Wagner, Jonas

Böse


gut

Katharina und ihre 17jährige Tochter Fenja ziehen nach dem Scheitern der Ehe in das kleine Erzgebirgsdorf Hussfeld. Dort wartet ein neuer Job, eine neue kleine Wohnung und hoffentlich ein Neuanfang auf Mutter und Tochter. Von Anfang an werden sie misstrauisch beäugt. Besonders die hübsche Fenja zieht alle Blicke auf sich. Obwohl sich zuerst alles gut anlässt, bedrücken doch das Misstrauen und die enge Atmosphäre die beiden. Fenja freundet sich mit John an und eines Tages sind die beiden plötzlich verschwunden. Die Polizei glaubt, sie seien weggelaufen und sucht nicht nach ihnen. Katharina dagegen versucht die Spur der beiden zu finden und stößt dabei auf eine Mauer des Schweigens. Dann stellt sich heraus, dass schon früher Menschen verschwunden sind. Welche Rolle spielt der undurchsichtige Bürgermeister?
Das Buch ist aus mehreren Perspektiven geschrieben. In Fettdruck schaut man der eingesperrten Fenja zu, eine geheimnisvolle Stimme aus dem Off berichtet über ihre Befindlichkeiten. Da muss man als Leser manchmal schnell hin und her schalten.
Allerdings hat das Buch einige Längen und zieht sich. Erst am Schluss wird es richtig spannend, dann überschlagen sich die Ereignisse.
Die Sprache ist eher schlicht und einige schiefe Bilder haben mich gestört. Auch blieben mir die Figuren fremd. Ihre Handlungsweise konnte ich vielfach nicht nachvollziehen. Insgesamt ist die Story zu unrealistisch und zu konstruiert.
Deshalb gibt es von mir leider keine unbedingte Leseempfehlung.

Bewertung vom 02.11.2021
Die Enkelin
Schlink, Bernhard

Die Enkelin


sehr gut

Auch in diesem Buch beschäftigt sich Bernhard Schlink wieder mit der Aufarbeitung der Vergangenheit, wie auch schon in vielen früheren Werken.
Allerdings geht es hier um die zusammengebrochene DDR und ihr nie thematisiertes faschistisches Erbe.
Kaspar hat seine Frau verloren und als er ihren Nachlass sichtet, stößt er auf ein gut gehütetes Geheimnis. Denn bevor Birgit in den Westen zu Kaspar floh, gebar sie ein Kind von einem anderen Mann und gab es direkt nach der Geburt weg. Sie hatte sich immer wieder vorgenommen nach dem Mädchen zu suchen, aber ihre Angst vor den Folgen schreckte sie immer wieder ab. Nun macht sich Kaspar auf die Suche und findet die junge Frau als Ehefrau eines Rechtsradikalen in einem "national befreiten" Dorf auf dem Land. An seine Stieftochter kommt Kaspar nicht heran, sie hat wohl auch Angst vor ihrem Mann, aber ihre Tochter möchte Kaspar mit einem anderen Leben bekannt machen und vielleicht "retten". Es gelingt ihm bei der 14jährigen Zweifel zu säen.
Das Buch ist - wie bei Schlink nicht anders zu erwarten - sehr gut und sensibel geschrieben und wie auch die anderen Bücher spielt es in einem eher großbürgerlichen Milieu. Umso größer ist der Gegensatz zum Leben der Rechten auf dem Land.
Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, allerdings hat mich gestört, wie nachsichtig Kaspar mit der Familie seiner Stieftochter umgeht. Er will nicht anecken, niemandem seine Meinung aufzwingen und bleibt dabei immer feige im Hintergrund. Das kann ich zwar verstehen, denn auch eine gewalttätige Reaktion kann nicht ausgeschlossen werden und Kaspar will das Mädchen nicht verlieren. Sie ist das einzige, was von seiner Frau geblieben ist. Trotzdem hätte ich mir manchmal eine deutlichere Reaktion gewünscht.
Aber trotz aller Vorbehalte ist es ein lesenswertes Buch!

Bewertung vom 02.11.2021
Eifersucht
Nesbø, Jo

Eifersucht


sehr gut

Bisher wusste ich noch nicht, dass Jo Nesbo auch Kurzgeschichten schreibt, ich habe nur seine Romane gelesen.
In diesem Band versammeln sich sieben kurze oder auch längere Geschichten rund um das Thema Eifersucht. Da ist der Mann, der Selbstmordkandidaten auf deren Wunsch hin umbringt, der griechische Ermittler auf einer kleinen Insel in der Ägäis, die Frau, die für Ordnung in der Warteschlange sorgt, der Schriftsteller, der keine Lust auf Publicity hat, der Müllmann, der einen Nebenbuhler umbringt und der Taxifahrer, der einen Ohrring seiner Frau findet.
Alle Geschichten sind sehr unterschiedlich und zeigen die ganze Bandbreite von Nesbos Können. Sie sind spannend, skurril, auf den Punkt gebracht und gut zu lesen. Einige wirken eher wie Miniaturen, aus anderen könnte man einen ganzen Roman entwickeln.
Ein schönes Buch für zwischendurch, wenn man keine Lust auf einen dicken Roman hat und sich nur mal ablenken oder unterhalten lassen möchte!

Bewertung vom 26.10.2021
Meeressarg / Fabian Risk Bd.6
Ahnhem, Stefan

Meeressarg / Fabian Risk Bd.6


ausgezeichnet

Stefan Ahnhems Krimis über den Ermittler Fabian Risk haben mich von Anfang an begeistert. "Meeressarg" ist der sechste Band aus dieser Reihe und schlägt alle vorigen Bände in Bezug auf die ungeheure Spannung. Ich habe wirklich atemlos gelesen und konnte kaum aufhören.
Fabian Risk hat einen schweren Verlust erlitten, sein Sohn Theodor hat sich in einem dänischen Gefängnis umgebracht. Fabians Trauer ist grenzenlos, denn er hatte seinem Sohn geraten sich der Polizei zu stellen. Gleichzeitig findet die dänische Polizei im Hafen von Kopenhagen einen hochrangigen Polizeimitarbeiter zusammen mit einer Prostituierten tot in einem untergegangenen Auto. In diesem Zusammenhang taucht der Kopenhagener Polizeichef Kim Sleizner wieder auf, der schon oft verdächtigt wurde mit der Unterwelt zusammenzuarbeiten. Risks ehemalige Mitarbeiterin Dunja Hougard ist ihm heimlich auf den Fersen. Doch Sleizner versteht es sich immer wieder aus der Schlinge zu befreien, eiskalt und vollkommen skrupellos.
Unerwartete und überraschende Wendungen, ein erstklassiger Plot und ein eindringlicher Schreibstil machen das Buch zu einem der besten Krimis in diesem Jahr. Man merkt, dass Ahnhem geübt ist Drehbücher zu schreiben, denn auch dieses Buch könnte man sich gut als Film vorstellen. Dabei geht der Autor aber auch in die Tiefe, die Trauer der Familie um Theodor ist sehr glaubwürdig beschrieben und auch die anderen Charaktere sind komplex und interessant.
Unbedingt lesen!

Bewertung vom 24.10.2021
Betongold
Weber, Tanja

Betongold


sehr gut

Das ist ein Krimi der etwas anderen Art. Im Vordergrund steht nicht der Todesfall, sondern Freundschaft und Einsamkeit.

Der Smokey, der Schani und der Hiasl sind Freunde seit Kindertagen, alle sind im Arbeiterviertel Giesing aufgewachsen. Keiner von ihnen hatte es leicht, ihre Wege führten in verschiedene Richtungen, doch sie haben immer zusammengehalten. Nun ist der Schani tot, er liegt in einer Baugrube. Der Smokey, der mal Polizist war, bevor seine Krankheit ihn zum Frührentner machte, kann die Finger nicht von den Ermittlungen lassen. Quasi nebenbei sucht er nach dem Mörder, während die Erinnerungen an die gemeinsame Zeit ihn überwältigen.

Tanja Weber thematisiert hier ganz aktuelle Themen, besonders die Wohnungsnot in München und die Spekulation mit Grund und Boden. Das aktuelle Thema ist aber eingebettet in die Erzählung der Geschichte der drei Freunde, die trotz aller Probleme untereinander immer noch füreinander einstehen. Webers Geschichte ist ungewöhnlich, aber trotzdem sehr gut zu lesen und spannend. Ihre Sprache hat einen leichten bayrischen Einschlag, der ist aber nie aufdringlich, sondern passt zur Geschichte. Der unerwartete Schluss hat mich besonders begeistert, aber da wird natürlich nichts verraten.

Ein wirklich gutes Buch!

Bewertung vom 15.10.2021
Der längste Tag im Leben des Pedro Fernández García
Rinke, Moritz

Der längste Tag im Leben des Pedro Fernández García


sehr gut

Postbote auf Lanzarote - ein Traumjob? Für Pedro Garcia eher nicht. Sein Vater war schon Postbote, doch seit der Erfindung des Internets werden die Sendungen immer seltener. Pedro hat also Zeit, sich um die Menschen auf seinen Routen zu kümmern, in Ruhe am Hafen Kaffee zu trinken und um seinen kleinen Sohn liebevoll zu begleiten. Eigentlich ein beschauliches Leben, sollte man meinen, doch dann geht seine Frau mit ihrem Chef und ihrem Sohn nach Barcelona und alles wird anders. Pedro leidet wie ein Hund unter der Trennung von dem Jungen und schmiedet Pläne, wie er ihn zurückholen kann.
Das Buch ist so beschaulich geschrieben wie Pedros Leben, nur keine Hetze. Detaillierte Beschreibungen der Menschen auf der Insel wechseln sich ab mit hektischen Phasen. Das ist nicht schlecht, aber ab und zu hätte ich mir doch etwas mehr Handlung gewünscht.
Rinke schreibt gut, er widmet sich seinen Figuren ausführlich und liebevoll. Das macht das Buch ansprechend, aber für fünf Sterne fehlt noch das I-Tüpfelchen.