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sabatayn76

Bewertungen

Insgesamt 244 Bewertungen
Bewertung vom 14.07.2010
Der Goldene Kompass
Pullman, Philip

Der Goldene Kompass


sehr gut

Über Staub, die Aurora borealis und Trepanationen

Inhalt:
Geheimnisvolle Dinge geschehen in Lyras Leben. Sie wächst im Jordan College in Oxford auf und trifft auf zahlreiche Wissenschaftler, die in Oxford ein und aus gehen. Eines Tages berichtet Lord Asriel, Lyras Onkel, von seinen Erlebnissen im hohen Norden. Was hat es mit den Expeditionen in den Norden auf sich? Wer hat Dr. Grumman auf seiner Expedition getötet und ihn nach Art der Tataren skalpiert? Und wieso verschwinden in der Oxforder Umgebung zahlreiche Kinder armer Leute?

Mein Eindruck:
Pullman beschreibt eine Welt, die der unsrigen ähnlich ist, sich aber dennoch in vielen Details unterscheidet. Beispielsweise wird in Pullmans Welt jede Person von einem Dæmon begleitet, Eisbären tragen Rüstungen und können sprechen und es gibt rätselhafte Gegenstände wie das Alethiometer, das immer die Wahrheit sagt. Pullmans Geschichte ist spannend, komplex und voller wunderbarer Details. Auch sprachlich macht das Buch großen Spaß, denn Pullman verwendet Neologismen, die an Begriffe aus unserer Welt erinnern, aber doch etwas anders heißen und oft etwas anderes sind (z.B. 'norrowegisch' oder 'gyptisch'), was dem Leser das Gefühl vermittelt, dass sich Pullmans Welt perfekt in unsere Welt einfügen lässt, ein Teil davon ist.

Mein Resümee:
Manchmal weist 'Der goldene Kompass' Längen auf, ist aber ansonsten ein unterhaltsames, spannendes und fantasievolles Buch. Sehr schön!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.07.2010
Bis(s) zum Morgengrauen
Meyer, Stephenie

Bis(s) zum Morgengrauen


gut

Heiser klingende Vorleser und radikal gekürzte Romanzen

Die Lesung von Ulrike Grote ist zwar ganz unterhaltsam, doch auf ärgerliche und unnütze Art gekürzt, wodurch manchmal ein gewaltiger Bruch entsteht. Wer die Bücher bereits kennt, wird vieles vermissen, was die Geschichte um Bella und Edward spannend, kribbelig und besonders macht. Wer die Bücher noch nicht kennt, wird manchmal vielleicht den Faden verlieren und sich fragen, ob er unaufmerksam war oder ob manche Dinge tatsächlich einfach herausgeschnitten wurden. Ein weiteres Manko ist meiner Meinung nach die Stimme von Ulrike Grote - erstens finde ich sie sehr unpassend und zweitens hatte ich beim Hören permanent das Bedürfnis, mich stellvertretend räuspern zu müssen. Auch die Betonung ist bisweilen eher sonderbar, und manchmal wirkt Frau Grote regelrecht gelangweilt.

Mein Resümee:
Bei der Lesung von Ulrike Grote kommt nicht recht Stimmung für die Romanze zwischen Bella und Edward auf. Dennoch ist das Hörbuch ganz unterhaltsam, wenn man ein bisschen träumen und sich entspannen möchte. Unterm Strich: Lieber das Buch lesen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.07.2010
Rost
Meyer, Philipp

Rost


ausgezeichnet

'Die Zeit des Ruhms, sie ist vorbei'

Inhalt:
Philipp Meyer erzählt von Buell, einem gottverlassenen Ort in Pennsylvania, einst ein wichtiger Standort der Stahlindustrie, nun eine von Arbeitslosigkeit, Armut und Verzweiflung geprägte Region. Hier wohnen Isaac English und sein Freund Billy Poe. Isaac lebt nach dem Suizid der Mutter und dem Weggang der Schwester allein mit seinem Vater. Poe wohnt mit seiner Mutter in einem Trailer, hat irgendwann in seinem Leben den rechten Weg verlassen, trinkt und hat Probleme mit der Polizei. Isaac hat genug vom Dahinvegetieren in Buell und bricht nach Kalifornien auf, Poe begleitet ihn. Dann tötet Isaac in Notwehr einen Mann. Der Verdacht fällt auf den bereits vorbestraften Poe. Während Poe im Gefängnis landet, schlägt sich Isaac durch die Vereinigten Staaten.

Mein Eindruck:
Meyers Schreibstil ist ungewöhnlich, seine Schilderungen sind plastisch und sehr detailliert, ohne dass sich der Autor in unnötigen Kleinigkeiten verliert oder der rote Faden verloren geht. Meyers Protagonisten sind hervorragend charakterisiert, und die Geschichte liest sich flott und ist packend erzählt. Meyers düstere Geschichte über Freundschaft, über Blüte und Verfall, über Schuld und Unschuld, über Treue und Treulosigkeit, über Wahrheit und Lüge vermag es, den Leser mitzureißen und ihn die Hoffnungslosigkeit und das Scheitern der Protagonisten spüren zu lassen.
'Rost' hat mich bisweilen an James Frey und Guillermo Arriaga erinnert. Wem diese Autoren gefallen haben, dem wird sicherlich auch Philipp Meyer gefallen.

Mein Resümee:
Ein beklemmendes und beeindruckendes Buch. Absolut empfehlenswert!

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Bewertung vom 06.07.2010
Das Buch, das verschwand
Martínez Estrada, Ezequiel

Das Buch, das verschwand


gut

Inhalt:
Marta Riquelme hat ihre Autographie verfasst und möchte diese nun veröffentlichen. Unglücklicherweise verschwindet das Manuskript. Der Ich-Erzähler schreibt das Vorwort zu ihrem Werk, muss sich dabei auf sein Gedächtnis verlassen und schildert die Schwierigkeiten, die beim Lesen und Interpretieren des Manuskripts aufgetreten sind und gibt pikante Details aus Martas Leben zum Besten.

Mein Eindruck:
Martínez Estrada hat ein gut verständliches Buch geschrieben, das trotz seiner langen, verschachtelten Sätze nicht mühsam zu lesen ist. Auch der Aufhänger des verloren gegangenen Manuskripts hat mir gut gefallen. Dennoch habe ich nicht richtig in das Buch hinein gefunden, und die Sprache empfand ich bisweilen als zu ausschweifend.

Mein Resümee:
Einfach zu lesen, guter Aufhänger.

Bewertung vom 05.07.2010
Die einzige Blume im Sumpf
Bakr, Salwa

Die einzige Blume im Sumpf


gut

Inhalt:
Salwa Bakr erzählt von Frauen und ihrer Stellung in der ägyptischen Gesellschaft, von Armut und von Unterdrückung durch Männer und durch Wohlhabende. Ihre Protagonisten finden sich nicht ohne Weiteres mit ihrem Schicksal, ihrem Elend, ihrem Unglück und ihrer Enttäuschung ab, sondern kämpfen um ihr Recht und um ihr Glück.

Mein Eindruck:
Trotz einfacher Sprache empfand ich 'Die einzige Blume im Sumpf' nicht als einfache Lektüre. Bisweilen wirken die Geschichten Bakrs ein wenig konfus und eher unstrukturiert. Die Autorin verwendet einige für Mitteleuropäer ungewohnte Ausdrücke/Vergleiche, was den Leser manchmal verwundert zurück lässt (z.B. 'Doch die Ohren des Sergeanten blieben taub - eines war aus Lehm, das andere aus Teig'). Inhaltlich bietet die Autorin einige intensive Geschichten, die die Gefühle der Protagonisten gekonnt beschreiben und auch intensive Gefühle beim Leser evozieren können.

Mein Resümee:
Wirklich mitreißen konnte mich die Autorin nicht. Kann man lesen, muss man aber nicht.

Bewertung vom 03.07.2010
Der zufällige Krieg des Don Emmanuel
Bernières, Louis de

Der zufällige Krieg des Don Emmanuel


weniger gut

Mula, Minen und Moskitos

Inhalt:
Doña Constanza ordnet an, den Fluss umzuleiten, da sie ihren Swimmingpoolvor dem Austrocknen bewahren will. Die Dorfbewohner wehren sich, denn der Fluss versorgt sie mit Trinkwasser und ist für sie unentbehrlich. Damit beginnt der 'zufällige Krieg des Don Emmanuel', in den bald nicht nur die Bewohner des Ortes, sondern auch Militärs beteiligt sind.

Mein Eindruck:
Ich war begeistert von 'Traum aus Stein und Federn' und interessiere mich sehr für Lateinamerika, doch 'Der zufällige Krieg des Don Emmanuel' hat mich nicht überzeugen können. Gut gefallen haben mir der bissige, schwarze Humor und die oft sehr realistische Darstellung des Urwaldes sowie die politischen Diskussionen der Protagonisten und die durch sie geäußerten Gedanken zu Terrorismus, Unterdrückung und Gerechtigkeit. Die Sprache war mir jedoch bisweilen zu schwülstig. Vor allem die Sex-Szenen sind an Kitschigkeit und Plattheit kaum zu überbieten und sind meiner Meinung nach unheimlich schlecht ge- und beschrieben: 'Das aufgeknöpfte Hemd noch am Körper, bestieg sie Gonzago und schob sich unter Freudengeheul in die rechte Lage, das heißt, sie ruhte nicht eher, bis sie sich so tief wie möglich auf ihn gepfählt hatte. Beide explodierten gleichzeitig und jauchzten und johlten, ruckten und zuckten [...]'.

Mein Resümee:
Louis de Bernières' Erstling kommt mir wie ein misslungener Versuch vor, das Lateinamerika von Gabriel García Márquez zu kopieren, ohne den Magischen Realismus García Márquez' auch nur ansatzweise aufleben lassen zu können. Schade, denn der Roman liest sich anfangs sehr gut, nimmt aber nach etwa 100 bis 150 Seiten deutlich an Qualität ab.
Von mir gibt es keine Kauf-/Leseempfehlung.

Bewertung vom 26.06.2010
Wagner Ohne Worte

Wagner Ohne Worte


ausgezeichnet

Ich habe bereits mehrere Einspielungen verschiedenster Wagner-Opern gehört und lieben gelernt und hatte bezüglich der CD 'Wagner ohne Worte' wenig Neues erwartet. Doch die Interpretation Szells lässt den Hörer bisweilen zweifeln, ob es sich um denselben Ausschnitt aus einer bereits bekannten Oper handelt. Szell und das Cleveland Orchestra gelingt eine so saubere und exakte Einspielung, dass ich über die Details immer wieder erstaunt war.

Richard Wagner polarisiert wie wenig andere, doch meiner Meinung nach ist er ein Meister und ein Genie. Und Szell und das Cleveland Orchestra sind des Meisters würdig und überzeugen mit einer perfekten Einspielung und einer wundervollen Interpretation.

Großartig!

Bewertung vom 26.06.2010
Der Tod ist mein Beruf
Merle, Robert

Der Tod ist mein Beruf


sehr gut

Inhalt:
Robert Merle hat im Gefängnis angefertigte Notizen von Rudolf Höß eingesehen und darauf aufbauend einen Roman in der ersten Person Singular geschrieben. Merle nennt seinen Protagonisten Rudolf Lang und beschreibt dessen Kindheit in einem Elternhaus, das von einem religiösen, dominanten und befehlenden Vater geprägt ist. Er erzählt von der Zeit an der Front im Ersten Weltkrieg und von dem Mann, der als Lagerkommandant des KZ Auschwitz den Tod von Millionen Menschen zu verantworten hatte. Dabei hält sich Merle oft an historische Fakten, lässt sich jedoch auch Raum für künstlerische Freiheit und Abweichungen von der Realität.

Mein Eindruck:
Den Anfang fand ich eher zäh und 'Rudolf Lang' ergab für mich keine konsistente und vielschichtige Person. Nach etwa der Hälfte des Buches gelingt es dem Autor jedoch hervorragend, den Leser mitzureißen, ihn zu entsetzen und ein klares Bild von Rudolf Lang alias Rudolf Höß zu zeichnen. Die Planung und die 'Fortschritte' des Protagonisten in Sachen Endlösung sind spannend geschildert und gespenstisch. Bisweilen erzeugen die Schilderungen beinahe Übelkeit – nicht nur, was die Berichte über Leichen, Geruch und Körperfett angeht, sondern auch in Bezug auf die Kaltblütigkeit, wie die Vernichtung von Millionen Menschen geplant und perfektioniert wurde.

Ich hätte mir eine noch stärkere Assoziation zwischen Kindheit/Erziehung durch den Vater/Gehorsamkeit und dem späteren Massenmörder gewünscht. Auch wenn es manche Menschen nicht hören wollen: Keiner wird als Täter geboren. Täter waren auch einmal Opfer. Dies entschuldigt Verhalten nicht, aber dieser Blickwinkel ermöglicht es, Täter differenzierter darzustellen und Verhalten zu verstehen. Und nur wenn man Verhalten versteht, kann man die Geschichte/Verbrechen komplexer betrachten und Prävention betreiben.

Mein Resümee:
Bis zur Hälfte eher schwach, danach gespenstisch und befremdend. Ein spannender Einstieg ins Thema.

Zum Weiterlesen:
Wer sich für Akteure im Dritten Reich interessiert, der sollte 'Das Gesicht des Dritten Reiches' von Joachim Fest lesen. Spannende und psychologisch fundierte Abhandlungen zum Thema Gehorsam findet man in den Arbeiten von Philip Zimbardo ('Der Luzifer-Effekt') und Stanley Milgram ('Das Milgram-Experiment: Zur Gehorsamsbereitschaft gegenüber Autorität').

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.06.2010
Das Wunder von Narnia
Lewis, C. S.

Das Wunder von Narnia


weniger gut

Von farbigen Ringen, singenden Löwen und verdammt schönen Weibern

Inhalt:
Über eine verborgene Tür dringen Polly und Digory eines Tages ganz unverhofft ins Arbeitszimmer von Onkel Andrew ein. Dem Onkel ist es recht, denn er braucht dringend zwei Kinder für ein Experiment. Er bietet Polly einen gelben Ring an, und sobald sie ihn berührt hat, ist sie auch schon verschwunden. Digory bleibt schließlich nichts anderes übrig, als ihr ins Ungewisse zu folgen, denn sonst kann Polly nicht zurückkehren.

Mein Eindruck:
In kindlicher Sprache erzählt Lewis seine Geschichte von den Zauberringen und der Erschaffung von Narnia. Dabei bleiben die Protagonisten meiner Meinung nach eher farblos und die Handlung zu oberflächlich und wenig detailliert und liebevoll. Lewis hat mich nicht begeistern können und die von ihm erzählten Abenteuer haben mich nicht mitgerissen und auch nicht wirklich interessiert. Die Dialoge empfand ich meist als zu albern und der christliche Einschlag hat mir schließlich noch den Rest gegeben.

Mein Resümee:
Sehr enttäuschend, aber zumindest weiß ich nun, dass ich mir den Rest der Reihe sparen kann.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.06.2010
Im Dunkel der Wälder
Aubert, Brigitte

Im Dunkel der Wälder


ausgezeichnet

'Da ist jemand. Da beugt sich jemand über mich. Jemand, der atmet.'

Inhalt:
Elises Verlobter kommt bei einem Bombenattentat ums Leben. Elise überlebt die Explosion tetraplegisch, blind und stumm, ist völlig hilf- und wehrlos. Eines Tages trifft sie auf die siebenjährige Virginie, die ihr vom gewaltsamen Tod mehrerer Jungen erzählt und die anscheinend den Täter kennt. Elise lebt in Angst, denn sehr sonderbare Dinge geschehen - Fremde dringen in ihr Haus ein, Virginie weiß, wer das nächste Opfer sein wird, und immer mehr Personen in Elises Umfeld erscheinen verdächtig.

Mein Eindruck:
Brigitte Aubert schafft, was meiner Meinung nach nur wenige Krimiautoren schaffen: Sie entsetzt und erschüttert den Leser durchgehend und ohne Unterbrechung. Die Schilderung der hilflosen und völlig ausgelieferten Elise gelingt der Autorin hervorragend und wirkt gespenstisch. 'Im Dunkel der Wälder' ist unheimlich und verstörend, der körperliche Zustand und die Verängstigung Elises sind beinahe greifbar.
Die absonderliche Behinderung Elises ist meiner Meinung nach etwas unrealistisch. Nicht benachbarte Hirnareale mit unterschiedlichen Funktionen sind geschädigt, dazwischen liegende Areale sind verschont geblieben und funktionieren außerordentlich gut (z.B. das sensorische Sprachzentrum oder die Areale für Sensorik). Aber ich will die Kirche im Dorf lassen (und vielleicht hat Elise auch Glück im Unglück gehabt) - die ganz spezielle Behinderung Elises trägt entscheidend zum Spannungsbogen bei. Was mir noch aufgefallen ist: Wieso kommt eigentlich keiner auf die Idee, dass man Elise eine Art Locked-in-Alphabet beibringen könnte (so wie es Jean-Dominique Bauby tatsächlich benutzt hat)?

Mein Resümee:
Aubert liefert dem Leser unzählige Puzzleteile, dennoch tappt der Leser bis zum Ende im Dunkeln. Unheimlich, spannend, bewegend, überraschend. Der verstörendste Krimi, den ich kenne.