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anyways
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greifswald

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Insgesamt 267 Bewertungen
Bewertung vom 07.11.2012
Fünf / Beatrice Kaspary Bd.1
Poznanski, Ursula

Fünf / Beatrice Kaspary Bd.1


gut

Den Salzburger Kriminalbeamten Beatrice Kaspary und Florin Wenninger wird ein Leichenfund auf einer Kuh Wiese gemeldet. Am Tatort angekommen, nach einer vorsichtigen Inspektion der weiblichen Leiche, fallen Beatrice eigenartige Zahlenkombinationen an den Fußsohlen der Ermordeten auf. Diese stellen sich wenig später als Koordinaten heraus, die Kaspary und Wenninger zum Versteck eines Behälters mit Leichenteilen führen. Stefan Gerlach stößt zur Unterstützung zum Duo und erkennt sofort, dass der Täter einen recht entspannenden Freizeitspaß für seine Abartigkeiten nutzt. Denn auch am neuen Fundort findet sich neben einer schriftlichen Verhöhnung eine Angabe von Koordinaten. Wenninger, Gerlach und Kaspary befinden sich alsbald auf einer Geocaching-Tour der blutigen Art. Beatrice wird allerdings das Gefühl nicht los, das der Täter speziell sie anspricht.

Poznanskis Thriller um die Ermittler Wenninger und Kaspary ließen mich annehmen, dass ich mitten in einer Serie eingestiegen bin. Dem ist zwar nicht so, ließ mich aber durch die weniger gut beleuchtete Vergangenheit (privat oder beruflich) Beider zu solchen Schlüssen kommen. Zum einem ist dort Florin Wenninger, der einen begnadeter Koch und Barista mimt, erst nach vielen Seiten wird klar dass er die eigentliche Führungsrolle innehat. Zum anderen Beatrice Kaspary die eine vermutete turbulente private Phase durchlebt, sie lebt in Scheidung von ihrem Mann, der sie wiederum zu jeder Tag und Nachtzeit belästigt, erzieht die beiden Kinder allein, arbeitet in einem nervenaufreibenden Job, hegt Gefühle für einen Kollegen und muss sich ständig von ihrem obersten Boss zurechtweisen lassen. Das Augenmerk legt die Autorin eindeutig auf ihre weibliche Protagonistin und hier hatte ich ein wenig Schwierigkeiten mit der Glaubwürdigkeit. Warum müssen weibliche Protagonisten nur oft solche Tausendsassas sein? Manchmal ist weniger mehr. Sehr gut ist der Autorin hingegen die Beschreibung der doch immensen Sisyphusarbeit der Polizei gelungen. Dies tut auch der Spannung keinen Abbruch. Eher im Gegenteil sind die Spannungsbögen dadurch gut gezeichnet.
Das eigentliche Szenario und die Auflösung dieser Verbrechen waren in der Form für mich so nicht nachvollziehbar. Es war für mein Empfinden alles ein wenig zu dick aufgetragen. Eine zu engagierte Ermittlerin, mit natürlich traumatischer Vergangenheit und ein Täter, der schlimmer nicht töten könnte. Einzig die Idee des Geocaching fand ich originell, gut beschrieben und glaubwürdig umgesetzt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.11.2012
Später Frost / Ingrid Nyström & Stina Forss Bd.1
Voosen, Roman;Danielsson, Kerstin Signe

Später Frost / Ingrid Nyström & Stina Forss Bd.1


sehr gut

Wildschweine verändern auf dramatische Weise nicht nur das Leben ihres Chefs, Gunnar Berg, sondern auch das von Ingrid Nyström. Einen Zusammenstoß mit den verfluchten Biestern kostet Gunnar einen großen Teil seiner Gesundheit. Er beschließt daraufhin seine Stellvertreterin zu befördern. Schneller als ihr lieb ist wird Ingrid Hauptkommissarin. Nun ist sie Vorgesetzte ihrer langjährigen Kollegen, eine Rolle in die sie sich erst hineinfinden muss. Zeitgleich fängt die junge Deutsch-Schwedin Stina Forss im Kommissariat in Växjö an. Ihre Anreise aus Berlin nach Småland gleicht eher einer Flucht. Unter Ingrids Leitung darf sie eine einjährige Praktikantenstelle besetzen, die es ihr nach Ablauf der Frist ermöglicht, auch in Schweden als Kommissarin zu arbeiten.
Viel Zeit haben beide nicht, sich an ihre neue Lebenssituation zu gewöhnen, denn in der beschaulichen Stadt wird die Lokalberühmtheit, der Insektenforscher Balthasar Melchior Frost, auf bestialische Weise getötet. Wer hatte so einen Hass auf diesen betagten Mann, ihn erst in Branntkalk zu wälzen und dann mit Wasser zu übergießen? Während der Ermittlungen wird deutlich, dass sich hinter der Fassade des alten Mannes mehr versteckt. Geheimnisse die er sehr gut gehütet hat, und deren Vertuschung ihm letzten Endes zum Verhängnis wurden. Die Spur führt von hohen schwedischen Kreisen bis hin nach Jerusalem, in die Zeit, kurz nach dem 2. Weltkrieg.

Mit ihrem Debütroman konnte mich das Autorenduo für sich gewinnen. Alles was ich an der skandinavischen Krimikultur liebe ist mit eingeflochten. Nordische Krimis zeichnen sich durch eine Detailfülle hinsichtlich der Protagonisten, Lebensart und Landschaftsbeschreibungen aus. Allen Beteiligten aus Ingrids Team wird hier besonders viel Platz geboten sich zu entfalten, lediglich die Figur der Stina wirkt ein bisschen unrund und übertrieben, auch das Leben und die Motivation der Verdächtigen ist weniger ausführlich. Die Kapitel sind übersichtlich gegliedert und werden aus der Sicht der verschiedenen Protagonisten geschildert. Hierbei sind nur die Handlungen der Verdächtigen etwas schwerer nachzuvollziehen.
Ein facettenreicher Krimi mit vielen Wendungen und einer Auflösung die für mich nicht so erwartet wurde, dadurch haben mich die Autoren überraschen können. Ein dicht geschriebener Krimi der neben den üblichen Mordmotiven wie Hass und Gier auch das dunkle Kapitel des 2. Weltkrieges mit anschneidet. Die kollektive Angst der Menschen vor dem „Anderssein“ und die daraus erwachsenden Ungeheuerlichkeiten, die auch heute noch in jeder Nationalität auf Sparflamme kochen. Diese Idee, das Konzept und die Umsetzung in diesem Krimi finde ich sehr gut gelungen. Als einen weiteren Pluspunkt möchte ich anmerken, dass die Autoren von dem üblichen „Schwarz-Weiß-Denken“ (das sich ja bei einem Krimi fast unweigerlich einstellt) abgerücken. Dass trotz der Sympathien die man für das Opfer entwickelt auch dessen Schattenseite präsentiert wird. Das macht bei der Aufklärung die eigentliche Überraschung aus.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.08.2012
Dann klappt's auch mit dem Doktor
Lenz, Caroline

Dann klappt's auch mit dem Doktor


ausgezeichnet

Gestatten, Anna Plüm, promovierte 29 jährige Kinderärztin, Single, zwei beste Freundinnen, einen besten (platonischen) Freund mit chaotischem Liebesleben, eine verständnislose Mutter und eine nervende alte Nachbarin. So in etwa kann man knapp Annas Leben umreißen.
Das Leben der jungen Assistenzärztin ist geprägt von ihrem anspruchsvollen Job im Schichtsystem, der ihr nur wenig Zeit für die gemeinsamen Freunde lässt und noch viel weniger für die Suche nach Mister Right. Da sitzt man schnell dem einen oder anderen Blindgänger auf, musste Anna schon mehrfach feststellen.
Auch die Freude über ihre erste eigene Ambulanz „Moby Fit“ währt nur kurz, da sie sich die Kompetenz mit dem Psychologen Dr. Denner teilen muss, ein Exemplar der Gattung Mann, mit dem sie schon kurze Zeit vorher ein unangenehmes Erlebnis hatte. Außerdem trägt er unmögliche Klamotten. Als der so Modemufflige auch noch unverhofft in Annas Freundeskreis eindringt , nimmt diese recht kratzbürstige Züge an.

Von der ersten bis zur letzten Seite einfach köstlich komisch und unterhaltsam. Da ich selbst im Gesundheitswesen arbeite, kenne ich die dortigen Gepflogenheiten sehr genau. Die Autorin besitzt aber neben viel Talent und Humor auch großes Können all die lustigen, nervigen, anrüchigen und stressigen Situationen im Umgang mit Kollegen, Vorgesetzten, Patienten und deren Angehörigen unterhaltsam zu präsentieren. Angefangen von den Kliniksliebeleien die immer für viel Tratsch sorgen(jaja wir Frauen lieben tratschen, die eine mehr die andere weniger), den Umgang mit unverbesserlichen Machokollegen, die hektische Nahrungsaufnahme (die wie allgemein üblich aus den leckersten Kohlehydraten besteht) und therapieresistenten Patienten, alles mit dem dazugehörigen versteckten Zynismus unterlegt.
Besonders positiv aufgefallen ist mir, das die Autorin nur wenige Fachtermini benutzt, in medizinischen Kreisen ist es ja oft üblich, sehr zum Leidwesen Außenstehender, dem totalen Fachjargon zu erliegen. Den Fehler begeht die Autorin nicht, sie fokussiert mehr das private Umfeld ihrer Protagonistin. Allein in diesem habe ich so viele Parallelen zu meinem Feststellen können. Angefangen vom Existieren während einer Nachtdienstwoche, denn am Leben nimmt man während dieser Zeit nicht wirklich teil. Ich stand ähnlich wie Anna, immer nur neben mir.
Klar einiges im Verlauf der Geschichte ist vorhersehbar, aber bei diesem Genre gehört es ja dazu.
Fazit: Ein richtig guter Frauenroman und eine hervorragende Strandlektüre.

Bewertung vom 23.08.2012
Der Heiler
Tuomainen, Antti

Der Heiler


ausgezeichnet

Finnland, ist für viele Südeuropäer und Afrikaner das gelobte Land nach dem Klimakollaps. Wovor viele Wissenschaftler und Experten seit Jahrzehnten warnten, ist eingetreten, Afrika und Europa sind überschwemmt und unbewohnbar. Finnland wiederum hat mit dem großen Flüchtlingsstrom zu kämpfen. Alle gut betuchten Finnen fliehen nach Norwegen und Lappland, die Zuwanderer lassen sich in Helsinki nieder. Mitten in dieser düsteren Szenerie in der der Staat vergeblich um seine Demokratie kämpft, da Judikative, Legislativer und Exekutive quasi nicht mehr existent sind, treibt ein Serienmörder sein Unwesen. Die junge engagierte Journalistin Johanna widmet ihr Können einer einzigartigen und bösartigen Kreatur, dem „Heiler“. Dieser tötet in regelmäßigen Abständen Personen, die er für die Klimakatastrophe verantwortlich macht. Vom Autohändler bis zum Fleischfabrikanten löscht er ganze Familien aus. Sie steht mit ihm sogar in E-Mail Kontakt, denn er will dass die Öffentlichkeit seine Arbeit würdigt. Ein gefährliches Terrain auf das sich Johanna begibt. Kurze Zeit später verschwindet sie zusammen mit ihrem Fotographen auf einem Außendienst. Ihr verzweifelter Ehemann, der Lyriker Tapani, begibt sich auf die Suche nach ihr. Seine erste Anlaufstelle ist Johannas Chef, dem seine Sorge recht wenig tangiert, denn er und Johanna kamen nie gut miteinander aus. Auch die Polizei ist nicht wirklich in der Lage zu helfen, denn der verbliebene Polizeiapparat ist noch nicht einmal in der Lage sich der Aufklärung der Serienmorde zu widmen. Auch das befreundete Ehepaar Elina und Ahti sind keine große Hilfe oder Unterstützung. Einzig auf den jungen Exilanten Hamid kann sich Tapani verlassen, steht der ihm doch nach kulanten Preisverhandlungen als Taxifahrer zur Verfügung.

Eine düstere, traurige Welt beschreibt Antti Tuomainen. Die Auswirkungen des Kollapses macht er auf eindrückliche Weise erlebbar. Helsinki versinkt kurz vor Weihnachten nicht im Schnee sondern wird seit langem von fast monsunartigen Regenfällen heimgesucht. Ganze Küstenlandschaften sind schon überschwemmt, teilweise fließt kein Strom, Ratten und anderes Ungeziefer bahnt sich seinen Weg in die Häuser und längst besiegte Infektionskrankheiten werden durch die Einwanderer wieder eingeschleppt. Grippe- und Tuberkulosepandemien sind die Folge, und lassen die einheimische Bevölkerung stark schrumpfen. Der depressive Grundtenor des Buches erhält nur durch die Liebe von Tapani zu Johanna einen Lichtschein. Man folgt dem Lyriker in die dunkelsten Ecken Helsinkis, man ist teilweise abgestoßen von der Hoffnungslosigkeit und der Gewalt der dortigen Lebenssituation, trotzdem versteht es Tuomainen seinen Leser zu fesseln und das mit leisen Tönen. Er beleuchtet sehr gut zwischenmenschliche Interaktionen. Deckt auf, dass jeder ein wahrhaft zweites Gesicht versteckt, das muss sein Protagonist gleich mehrmals verzweifelt feststellen. Nicht nur als er Johannas Korrespondenz sichtet. Vermeintliche Freunde werden zu Fremden, Fremde zu Freunden. Alle zusammen vereint der Überlebenswille in einer dem Menschen feindlich gewordenen Welt. Gewalt, Obsessionen und die Gier nach Macht und Geld treten viel deutlicher zu Tage.

Fazit: Ein Spannungsroman der durch seine Subtilität fesselt und überzeugt.

Bewertung vom 23.08.2012
Der letzte Schattenschnitzer
Aster, Christian von

Der letzte Schattenschnitzer


weniger gut

Das Schicksal heftet sie zwar an unsere Fersen, aber sie sind eigenständig, auch wenn sie von uns nicht genügen beachtet werden, sie können bei guter Führung sogar mehrmals ihre Herren wechseln- Schatten. Ein solcher Schatten wird auch an den Neugeborenen Jonas Mandelbrodt geheftet, doch dieser ist nicht, wie wir anderen ein Ignorant, nein er kann seinen Schatten nicht nur sehen sondern lernt im Laufe seines jungen Lebens sogar mit diesem zu kommunizieren. Ein Schatten der dem jungen Schüler alles über die Schattenwelt und die Schattenschnitzer beibringt. Denn das dieser außergewöhnliche Junge selbst ein Schattenschnitzer werden könnte, das zu mindestens hofft der Schatten, denn die Schatten sind in Aufruhr, die Welt wird sich ändern…

Soweit die Idee hinter diesem Roman, die ich anfangs auch sehr interessant fand. Der etwas hochgestochene Sprachstil war auf die Dauer eher ermüdend, die Handlung im weiteren Verlauf wirr in der Umsetzung. Ich hatte nicht das Gefühl einen ausgefeilten Roman zu lesen, sondern die erste Version eines solchen. Viele Dinge blieben ungesagt. Der Schatten übernimmt intermittierend die Rolle des Erzählers und deutet schon recht früh und immer wieder seinen Verrat an. Das ist schlicht langweilig, je öfter man es hört. Auch empfinde ich die Stilisierung des Jonas als Held ein wenig weit hergeholt, denn das ist er nicht im eigentlichen Sinne. Wie auch mit knapp neun Jahren fehlt es an der Weitsicht die Tragweite des Geschehens zu überblicken. Dafür ist seine Familie umso einseitiger und fast schon klischeehaft gezeichnet, allesamt keine liebenswerten Gestalten.

Fazit: Unter einem düsteren Fantasieroman habe ich mir leider etwas anderes vorgestellt.

Bewertung vom 23.08.2012
In diesem Sommer
Olmi, Véronique

In diesem Sommer


weniger gut

Delpine und Denis, ihre Kinder Alex und Jeanne, das befreundete Ehepaar Nicolas und Marie sowie Freundin Lola mit ihrem diesjährigem Lover Samuel pflegen eine jahrelange Tradition: Zum Nationalfeiertag finden sich alle in Delphines und Denis Sommerresidenz in der Normandie, in Coutainville ein. Sie pflegen ihre Freundschaft teils aus Gewohnheit teils aus Tradition. Doch diesmal tragen alle Beteiligten neben dem üblichen Gepäck eine Menge Lasten, Sorgen und den Wunsch nach Veränderung mit sich.



Eine Fülle an interessanten Charakteren, deren Lebensgewohnheiten und die Chemie zwischen allen Beteiligten faszinierte mich bei der Leseprobe. Leider wurden meine Erwartungen nicht erfüllt. Trotz guter Kapitellänge tat ich mich schwer deren Inhalt zu folgen. Die Kapitel beginnen meist mit einer Person deren Gedanken und Gefühle bestimmend sind, trotzdem wechselt die Autorin mittendrin den Akteur was mich stellenweise arg verwirrte, denn es finden recht wenig Dialoge statt. Diese wiederum bestehen nur aus einer Handvoll Sätzen und sind durchsetzt mit Gedankensprüngen. Erkennbar ist eine extreme Introvertiertheit Aller. Des Weiteren fehlte mir der Tiefgang, es werden Emotionen wie Angst, Hass, Liebe, Wut, Traurigkeit etc. benannt sie sind aber durch diesen recht eigenwilligen Sprachstil nicht erlebbar und greifbar ,das vermittelte mir den Eindruck seltsamer Leere. Oftmals assoziierte ich das eben gelesene mit einem lustigen Hochzeitsgeschenk, wo man aus diversen Objekten wie Gläsern und Truhen, die mit verschiedenen Medien gefüllt sind, da wären z. Bsp. Sand oder Wackelpudding, Geldstücke sammeln muss, nur gab es gar kein Taler in diesem Roman. Ich wühlte mich in einem Medium voller angestauter Aggressionen, Machtlosigkeit und Gleichgültigkeit und wurde nicht mit Erkenntnis belohnt. Alle Protagonisten sind konfliktbelastet ohne dass es zu einem offenen Gespräch kommt. Es gibt lediglich Andeutungen aus denen zwischen den Zeilen die Ausmaße lediglich zu erahnen sind, leider bleibt es dabei. Ich bleibe am Ende des Buches genauso ratlos wie am Anfang.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.08.2012
Der Wolkentempel
Woodhead, Patrick

Der Wolkentempel


gut

2005 wäre den Freunden Luca und Bill fast der Aufstieg des Makalu geglückt. Kurz vor dem Ziel ereilt Bill die Höhenkrankheit und zerknirscht und widerwillig erkennt Luca das Scheitern der Mission. Während er über die Tragweite eines Abbruchs nachdenkt, entdeckt er eine eigenartige Gebirgsformation. Eine Pyramide, wie von Menschenhand geschaffen, mitten in einem Kreis schroffer Felsen und tiefhängender Wolken, deshalb ist sie nur kurz zu sehen und Luca vermutet fast eine Sinnestäuschung.

Zeitgleich befinden sich der chinesische Geheimdienst und das Militär auf der Suche nach dem 11. Panchem Lama, ein Junge der das bedeutende Oberhaupt des buddhistischen Gelugpa-Ordens ist und ausschlaggebend für die Wahl des Dalai Lama . Auf der Suche nach ihm scheuen die Chinesen nicht, sämtlichem Hinweise nachzugehen und die Potentiellen Anwärter und deren Familien zu ermorden.

Nach der Rückkehr nach England lässt Luca die seltsame Erscheinung nicht los und er versucht diesem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Er ahnt nicht in welche Schwierigkeiten er sich bringt.



Ein atmosphärisch dicht geschriebener und sehr gut recherchierter Thriller. Mit gut gezielten Spannungsbögen. Die Konflikte zwischen Tibet und China, die Ungeheuerlichkeiten der Chinesischen Regierung an ihrer Bevölkerung sind ebenso spannend geschildert wie das Leben eines Bergsteigers. Das Hintergrundwissen, das der Autor in seinen ausführlichen Beschreibungen der Besteigung eines Achttausenders präsentiert, zeigt dass er über einen immensen Ehrfahrungsschatz verfügt.

Leider hat dieser Thriller auch ein paar Wermutstropfen: Zum Ersten ist der eigentliche Plot, der sich auf der Entführung des echten Panchem Lamas stützt ein wenig unrealistisch bezüglich des Aufenthaltsortes. Leider lässt uns der Autor im Dunkeln, wie es möglich ist ein Kloster in dieser Gegend zu erbauen und zu bewirtschaften, wenn der Aufstieg dahin fast unmöglich ist.

Bewertung vom 23.08.2012
Das Leben der Wünsche
Glavinic, Thomas

Das Leben der Wünsche


schlecht

Der schwer egozentrische Jonas, Vater zweier Söhne und liebloser Ehemann, geht mit etwas alkohollastigem Kopf zu seiner zwangsverordneten Mittagspause im Freien. In dem von seinen Kollegen ebenfalls stark frequentierten Park trifft er einen merkwürdigen Fremden, der ihn anspricht und gleich drei Wünsche verspricht. Nach anfänglichem Zögern und abwägen bezüglich der Wahrheit dieser Aussage, geht Jonas auch gleich aufs Ganze und wünscht sich endlos viele Wünsche….



Soweit die interessante Idee eines Erwachsenenmärchens, die Clavinic desaströs umsetzt. Das Leben des Jonas klingt wie eine Tagebuchaufzeichnung in der der eigentliche Protagonist nur Statist ist. Den Schreibstil empfand ich ähnlich wie in einem Comic, indem es entweder zweidimensionale Personen mit Sprechblasen gibt oder eine Zusammenfassung der Handlungen. Genauso fühlte sich für mich das Lesen an, die Personen angefangen von der Ehefrau, Geliebten, freundschaftlich verbundenen Ex bis zu den vielen Kollegen waren blass, farblos und ohne Tiefgang. Gestört hat mich auch die immer wiederkehrende Erwähnung der Potenz des Protagonisten da tauchen unwillkürlich Klischees auf. Viele Sätze sind entweder belanglos, irreführend und weder zu Ende gedacht noch zu Ende geschrieben. Wenn das vom Autor als wahres Leben betrachtet wird kann ich dies nicht nachvollziehen.

Gefallen hat mir die philosophische Ansicht des Jonas, der nicht an Gott sondern an die Liebe einer Frau denkt. Nur wenn er von einer Frau geliebt wird empfindet er eine Art von Seligkeit. Sehr schöne und tiefgehende Gedanken, die leider abrupt ad Absurdum geführt werden, denn der Protagonist scheint diese Seligkeit nur im Beischlaf zu finden.

Vollkommen irreale Umsetzungen der vermeintlichen Wünsche, denn ob es tatsächlich welche sind, darüber lässt uns der Autor im Unklaren, finden statt. Mag sein das dieses Buch von den Berufsrezensenten hoch gelobt wird, mich hat es weder inspiriert noch bewegt, ich bin eher ratlos.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.