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Benutzername: 
Eva L.
Wohnort: 
Osnabrück

Bewertungen

Insgesamt 303 Bewertungen
Bewertung vom 03.10.2011
Aller Anfang ist Hölle / Riley Blackthorne. Die Dämonenfängerin Bd.1
Oliver, Jana

Aller Anfang ist Hölle / Riley Blackthorne. Die Dämonenfängerin Bd.1


sehr gut

Ich muss zugeben, dass ich mit recht geringen Erwartungen an dieses Buch herangegangen bin. Noch eine Teenager- Fantasy- Reihe, die in der Zukunft spielt und die Jagd auf Monster zum Thema hat… Dazu Begeisterungsstürme von P.C. Cast, die mit ihrer eigenen Reihe „House of Night“ immer weniger überzeugen kann, auf der Rückseite… Ich habe nicht geglaubt, dass mich dieses Buch begeistern könnte.

Zu Beginn machte es auch den Anschein, als würden sich meine Vermutungen bestätigen. Zwar wird man direkt mitten in Rileys Leben als Dämonenfängerin hineinkatapultiert und darf mit ihr auf die Jagd nach einem Biblio- Dämon gehen, doch die Handlung an sich macht immer nur kleine Fortschritte. Die Geschichte ist witzig und mit interessanten Details gespickt (so werde beispielsweise Biblios bekämpft, indem man ihnen etwas Langweiliges vorliest, so dass sie einschlafen und man sie fangen kann), aber es kommt keine rechte Spannung auf. Man fragt sich, wo der tiefere Hintergrund der Geschichte liegt, auf welches Abenteuer die Geschehnisse hindeuten. Dies wird jedoch erst recht spät klar und die Geschichte kommt auch zu keinem abgeschlossenen Ende, so dass es den Eindruck erweckt, als seien mehrere Bände zur Lösung des Rätsels nötig. Im Nachhinein ist die Struktur des Buches also durchaus sinnvoll und lässt darüber hinweg sehen, dass es eine Weile dauert, bis die Geschichte so richtig losgeht.

Nach den anfänglichen Längen habe ich „Aller Anfang ist Hölle“ dann auch wirklich gern gelesen. Riley ist eine Protagonistin, die mit ihrer sympathischen Art schnell die Zuneigung der Leser erringt. Sie ist charakterstark und tough, lässt sich von nichts und niemandem Steine in den Weg legen und weiß genau, was sie will, ist dabei aber nie egoistisch. Eine Figur, die man einfach gernhaben muss. Sowieso liegt eine der großen Stärken dieses Buches in seinen Charakteren. Die Story mag manchmal seicht und etwas oberflächlich sein, die Figuren sind es zu keiner Zeit! Besonders die Charaktere, die neben Riley eine große Rolle spielen, Beck, Harper und Simon, sind sehr ausgeprägt. Lediglich bei der Figur des Peter, Rileys bestem Freund, habe ich manchmal den Tiefgang vermisst.

Ob Jana Olivers Serie „Die Dämonenfängerin“ wirklich zu den besten Serien der Welt zählen wird (wie es ein Sticker auf dem Cover verspricht), bleibt abzuwarten. Der erste Band „Aller Anfang ist Hölle“ ist jedoch ein gelungener Auftakt und ich freue mich auf die Fortsetzung.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.09.2011
Der afrikanische Spiegel
Bodoc, Liliana

Der afrikanische Spiegel


sehr gut

Mit seinem farbenfrohen, mit vielen filigranen Details bemalten Cover sticht dieses kleine Büchlein auf den ersten Blick ins Auge. Trotz der Fußfesseln, die das Mädchen trägt, wirkt es fröhlich, beinahe hoffnungsfroh. Und dieser Frohsinn, diese Hoffnung zieht sich durch das ganze Buch. „Der afrikanische Spiegel“ behandelt ernste Themen – Menschenhandel, Sklaverei, Misshandlungen, Verlust, Tod… und dennoch es kein Buch, dass herunterzieht.

Allerdings finde ich es für die vom Verlag empfohlene Altergruppe ab 9 Jahren viel zu komplex. Liliana Bodoc erzählt auf 124 Seiten nicht eine Geschichte, sondern fünf. Die Geschichten von fünf verschiedene Personen, die mal in einer Beziehung zueinander stehen, mal nicht, und als permanente Gemeinsamkeit der kleine Spiegel. Atima Imaoma und ihre Nachkommen tragen auch noch alle sehr ähnliche Namen, was es manchmal etwas schwierig macht, die einzelnen Handlungsstränge zu sortieren.

Darüber hinaus bedient sich die Autorin auch nicht immer klarer Worte, sondern lässt häufig Spielraum für eigene Interpretationen, was zu Verständnisschwierigkeiten bei jüngeren Kindern führen könnte.

Ansonsten ist „Der afrikanische Spiegel“ aber ein sehr schönes und durchaus anspruchsvolles Kinder- bzw. Jugendbuch, das bewegt und auch zum Nachdenken anregt. Eine schöne Abwechslung zum Teenie- Glitzer- Einheitsbrei.

Bewertung vom 13.09.2011
Sieben Minuten nach Mitternacht
Ness, Patrick; Dowd, Siobhan

Sieben Minuten nach Mitternacht


sehr gut

Zu Beginn habe ich mich mit diesem Buch etwas schwer getan. Ich hatte Probleme, mich in die Geschichte einzufinden, sie zu durchschauen und zu verstehen, worum es eigentlich geht, denn die Grenzen zwischen Fantasie und Realität sind nicht klar gezogen. Auch wird erst langsam, mit dem Fortschreiten der Geschichte, klar, was überhaupt in Conors Leben los ist, auch wenn man von Anfang eine gewisse Vorahnung hat.

Die Stimmung des Buches ist düster, beinahe schon dunkel, und wird durch diverse Schwarzweißzeichnungen noch verstärkt. Diese sind jedoch sehr schön, mit viel Liebe zum Detail, und eine wundervolle Ergänzung zur Geschichte.

„Sieben Minuten nach Mitternacht“ ist kein einfaches Buch, und das nicht nur wegen seiner ernsten Thematik. Auch der Schreibstil des Autors ist ein wenig kompliziert und lässt viel Spielraum für Interpretationen. Klare Worte findet man selten, das Meiste wird nur angedeutet und der Leser muss sich selbst seinen Teil dazu denken. Dadurch wird die Lektüre dieses Buches sicherlich anspruchsvoller, was gerade bei jüngeren Lesern zu Verwirrung oder Unverständnis führen könnte. Wer es jedoch versteht, dem eröffnet sich eine wunderschöne, zu Herzen gehende Geschichte. Man muss das Buch zu Ende lesen und dann als Ganzes betrachten, um sie zu finden, aber sie ist da und wartet nur darauf, entdeckt zu werden.

Als kleinen Kritikpunkt könnte man das stellenweise „Schubladendenken“ des Autors anführen, dem besonders Conor und Stephanie, die zweite Frau von Conors Vater, zum Opfer fallen. Stephanie ist die typische böse Stiefmutter, die alles tut, um ihren Mann von seiner „alten“ Familie fernzuhalten, obwohl sein Sohn ihn dringend braucht. Und Conor kann Mist bauen, so viel er will, er hat immer den Mitleids- Bonus und bekommt keine Konsequenzen zu spüren. Ansonsten hat mir „Sieben Minuten nach Mitternacht“ nach den anfänglichen Schwierigkeiten aber sehr gut gefallen. Dieses Buch ist wirklich etwas Besonderes!

5 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.09.2011
Vampir wegen dir
Meaney, Flynn

Vampir wegen dir


sehr gut

Um es direkt vorweg zu nehmen: wer bei diesem Buch auf einen weiteren Vampir-Roman
a´ la „Twilight“ oder „Tagebuch eines Vampirs“ hofft, sollte tunlichst die Finger davon lassen, denn es gibt keinen einzigen echten Vampir in der ganzen Geschichte. Mehr noch, Vampirfans brauchen ein dickes Fell, denn Flynn Meaney nimmt so ziemlich jedes halbwegs aktuelle Vampirbuch, aber auch „Harry Potter“ oder „Buffy“ ordentlich auf die Schippe. Allerdings auf so witzige und charmante Art und Weise, dass man ihr dafür nicht wirklich böse sein kann.

Humor ist es, was dieses Buch ausmacht. Finn zieht komische Situationen magisch an, und die Autorin schreibt sie so lustig, dass man manchmal nicht anders kann als laut zu lachen. Die Komik tröstet auch ein wenig über die etwas flache Story hinweg. Es passiert nicht viel und es gibt auch keinen wirklichen Spannungsbogen. Man beobachten Finbar dabei, wie er versucht, mit seinem Leben klarzukommen und endlich sein Loser- Dasein zu beenden. Action, irgendwelche Monster und einen Showdon sucht man vergeblich, aber trotzdem ist „Vampir wegen dir“ nicht langweilig oder fad, sondern einfach nur witzig.

Finbar ist ein Charakter, den man rasch in sein Herz schließt, ebenso sein etwas hohler Zwillingsbruder Luke, der sein Herz aber am rechten Fleck hat (und der meine Lieblingsfigur in diesem Buch ist). Auch Jenny und Kate sind sehr liebenswerte, wenn auch etwas spleenige Figuren. Finns Eltern, vor allem seine Mom, habe ich allerdings als sehr anstrengend empfunden. Aber das war wohl nötig, um zwei Jungs wie Luke und Finbar hervorzubringen.

„Vampir wegen dir“ ist eine witzige Satire, die den aktuellen Vampir- Trend mit den ewig ähnlichen (oder gleichen) Geschichten ein wenig auflockert. Ein großartiges Buch für Zwischendurch, wenn man mal wieder nach Herzenslust lachen und Abwechslung vom Vampir- Einheitsbrei haben möchte.

Bewertung vom 30.08.2011
Die Worte der weißen Königin
Michaelis, Antonia

Die Worte der weißen Königin


sehr gut

„Die Worte der weißen Königin“ ist der neuste Geniestreich der grandiosen Antonia Michaelis, die es wie kaum eine andere versteht, mit poetischen Worten die Herzen ihrer Leser im Sturm zu erobern. Sie schafft es, die wahrlich ernste Themen Kindesmisshandlung, Gewalt in der Familie und Alkoholmissbrauch auf großartige Weise in eine Geschichte zu kleiden, so dass am Ende eine Art Märchen herauskommt und wird dennoch der Ernsthaftigkeit der Themen absolut gerecht. Die märchenhaften Elemente schwächen sie keinesfalls ab, sondern geben den Hintergründen lediglich ein neues Gewand. Natürlich geht der Realitätsbezug manchmal ein wenig verloren, aber welches Märchen ist schon realistisch?

Neben den klar benannten Themen gibt es aber noch viele andere, die Lion beschäftigen – Trauer, Verlust, Wut, Neid, Angst… aber auch das Gefühl der Freiheit, Vergebung und Freundschaft spiele eine große Rolle in seinem Leben. Mit überwiegend sanften, leisen Tönen, manchmal aber auch mit gewaltigen Worten bringt die Autorin dies alles zum Ausdruck und dem Leser Lions Leben nahe.

Wie ein roter Faden ziehen sich Zitate aus Astrid Lindgrens „Klingt meine Linde“ und „Die Brüder Löwenherz“ sowie Saint- Exuperys „Der kleine Prinz“ durch das ganze Buch und vor allem „Klingt meine Linde“ hat einen ganz besonderen Stellenwert. Sie verleihen der Geschichte eine ganz besondere Note.

Über das Ende kann man natürlich streiten, auch mir hat es nicht sonderlich gut gefallen, denn hier fehlte mit der Realitätsbezug ZU sehr. Dies ist aber auch der einzige Kritikpunkt, denn ich an „Die Worte der weißen Königin habe“. Ich kann mir vorstellen, dass viele Leser von diesem Buch etwas ganz anderes erwartet haben. Doch wer Märchen mag und bereit ist, sich auf eine etwas andere Geschichte einzulassen, wird es lieben!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.08.2011
Forbidden
Suzuma, Tabitha

Forbidden


sehr gut

Dieses Buch zu bewerten fällt mir wirklich schwer. Ich habe lange darüber nachgedacht, doch kann immer noch nicht genau sagen, wie (gut) es mir letztendlich gefallen hat. Denn das Thema, mit dem sich „Forbidden“ auseinandersetzt, ist wirklich kein Leichtes. Inzest - Liebe zwischen Geschwistern, die weit über das „normale“ Maß hinausgeht… Doch was ist „normal“? Klar ist: ein sexuelles Verhältnis zwischen in gerader Linie Verwandten (Eltern – Kinder/ (Ur)Großeltern – Enkel/ Geschwister…) ist in Deutschland und vielen anderen Staaten verboten und wird mit Gefängnis bestraft. Das ist sicherlich auch gut so, denn oftmals beruht eine derartige „Beziehung“ ja nicht auf gegenseitigem Einverständnis. Und doch muss ich sagen, dass ich irgendwie verstehen kann, warum Maja und Lochan sich ineinander verliebt haben.

Diese beiden Jugendlichen haben sich, seitdem sie Kinder waren, um ihre jüngeren Geschwister gekümmert. Sie haben nicht nur mal nachmittags auf sie aufgepasst – sie haben sich um sie gekümmert, wie es Eltern tun. Lochan in der Rolle des Vaters, Maya in der der Mutter, beide zusammen wie ein Paar, das sich um seine drei gemeinsamen Kinder kümmert. Alleine wäre keiner von beiden in der Lage gewesen, Kit, Willa und Tiffin vor einer Herausnahme aus der Familie durch das Jugendamt zu bewahren. Sie mussten zusammen halten, ihr ganzes Leben lang, um ihre Familie zu beschützen, und ich finde es da nicht sehr verwunderlich, dass sie sich ineinander verlieben. Sie leben seit Jahren in einer paarähnlichen Beziehung, kennen es nicht anders und können sich nicht vorstellen, jemals eine Partnerschaft mit jemand anderem als dem Bruder/ der Schwester einzugehen. Durchaus verständlich in meinen Augen.

Natürlich wird Inzest von der Autorin nicht befürwortet, es ist in jedem Augenblick klar, dass Maya und Lochan etwas Verbotenes tun. Und doch bringt sie dem Leser die Gefühle der Geschwister so nahe, dass man gar nicht anders kann, als zumindest einen Funken Verständnis für die beiden aufzubringen. Das hat mir sehr gut an diesem Buch gefallen.

„Forbidden“ ist kein Buch, das man einfach so weg liest. Es lässt ein Gefühl der Beklemmung entstehen und regt stark zum Nachdenken an. Wer locker- flockige Unterhaltung sucht, ist mit diesem Buch absolut falsch beraten. Die Geschichte klingt lange nach und hinterlässt auch einen etwas schalen Beigeschmack… und doch kann man sich ihr nicht entziehen. Wie gut ich dieses Buch nun wirklich fand, kann ich immer noch nicht sagen. Aber es hat mich sehr beeindruckt und wird sicherlich noch lange in meinem Kopf sein.

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.08.2011
Verbotene Bisse / Chicagoland Vampires Bd.2
Neill, Chloe

Verbotene Bisse / Chicagoland Vampires Bd.2


gut

„Verbotene Bisse“ ist der zweite Teil der „Chicagoland Vampires“ Serie. Der erste Teil „Frisch gebissen“ hat mich ziemlich begeistert, doch leider kann die Fortsetzung nicht an ihn heranreichen. Diverse Punkte, die ich in meiner Buchbesprechung zum ersten Teil positiv bewertet habe, muss ich nun negativ beurteilen.

Da ist zum ersten Merit, die Protagonistin, die bislang mit Authentizität und Klugheit punkten konnte. Sie verwandelt sich leider in ein kuschendes Weibchen, das alles tut, was ihr „Lehnsherr“ hier aufträgt, ohne dies großartig zu hinterfragen. Außerdem betont sie ständig, wie attraktiv Ethan, denn sie ja angeblich gar nicht leiden kann, doch ist. Daraus resultiert auch eine nervige Dreiecksgeschichte zwischen Merit, Ethan und Morgan, (Wieso kommt eigentlich KEIN Buch mehr ohne Dreiecksbeziehung aus???), die selbstverständlich zu einem von Merits größten Problemen wird. Daher macht sie leider, neben Merits Gejammer über ihre „innere Vampirin“, den größten Teil der Geschichte aus.

Ansonsten passiert leider auf den ersten 300 Seiten nicht viel. Die Geschichte braucht, anders als im ersten Teil, sehr viel Vorlaufzeit, die einem manchmal schon recht lang wird. Und als dann endlich was passiert, wird es auf wenigen Seiten mit knappen Worten abgehandelt. Hier fehlte mir dann auch ein wenig die Logik, das Hinführen des Lesers auf ein Geschehnis. Plötzlich ist der Bösewicht, der erst ein paar Seiten zuvor auf der Bildfläche erschienen ist, enttarnt, ohne dass man auch nur den Hauch einer Chance hat, sich selber Gedanken darüber zu machen, wer es denn sein könnte.

Die humorvollen Dialoge, die sich Merit und Ethan im ersten Band lieferten, such man dieses Mal ebenfalls vergeblich. Ihre ständigen Wortgefechte sind weniger witzig, sondern nervtötend und anstrengend. Ethan an sich hat mich jedoch positiv überrascht. Zwar ist er immer noch sehr verstaubt und wenig greifbar für den Leser, aber doch um Einiges sympathischer als in „Frisch gebissen“

„Verbotene Bisse“ ist keinesfalls ein schlechtes Buch, jedoch kein würdiger Nachfolger für den grandiosen ersten Teil. Ich hoffe, Chloe Neill steigert sich im dritten Teil „Mitternachtsbiss“, der im Januar 2012 erscheint, wieder deutlich. Es wäre sonst mehr als schade um diese Serie, denn mit „Frisch gebissen“ hat die Autorin ihr Können ja bereits eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.08.2011
Die Reise beginnt / Godspeed Bd.1
Revis, Beth

Die Reise beginnt / Godspeed Bd.1


sehr gut

„Godspeed“ ist der erste Teil einer Trilogie, in der Beth Revis ihre Leser auf eine Reise in die Zukunft mitnimmt. Auf der Erde sind einige Dinge schief gelaufen, so dass sich eine Gruppe Wissenschaftler und Militärs einfrieren lässt, um viele Jahrhunderte später einen fremden Planeten für die Menschheit bewohnbar zu machen. Dystopien mag es viele geben auf dem aktuellen Buchmarkt, aber so weit wie Beth Revis gehen dabei die wenigsten Autoren. Ich mag Dystopien grundsätzlich, fand es jedoch sehr erfrischend, als Schauplatz mal nicht die völlig veränderte, in Trümmern gelegte Erde zu haben.

Die Godspeed ist eine eigene, kleine Welt für sich. Über die Jahrhunderte hat sich ein System auf dem Raumschiff gebildet, in dem jeder seinen Platz hat. Wer von der Norm abweicht, wird geächtet, eingesperrt oder, im schlimmsten Fall, eliminiert. Das System funktioniert, zumindest auf den ersten Blick, und hier beweist die Autorin ihr Können. Alles ist bis ins kleinste Detail durchdacht, absolut logisch, hat Hand und Fuß. Logikfehler sucht man vergeblich, und selbst zum Ende hin, als einige Dinge sich total gewendet haben, hat Beth Revis für Alles eine passende Erklärung. Eine tolle Leistung, denn die Abläufe sind nicht ganz einfach zu durchschauen auf der Godspeed.

Ein weiterer interessanter Aspekt der Geschichte ist, dass die Technik während der Reise des Raumschiffs große Fortschritte macht, die Gesellschaft sich jedoch zurückentwickelt. Einige wenige Bewohner haben die Möglichkeit, sich an Weiterentwicklung und Forschung zu beteiligen. Der größte Teil der Menschen ist jedoch nur dazu da, die anderen zu versorgen und sich fortzupflanzen. Themen wie Uniformität und Inzucht stehen plötzlich im Raum, und es bedarf eines Anführers und strikter Planungen, um dieser Problematiken Herr zu werden.

„Godspeed“ wird abwechselnd aus der Sicht Amys und der Juniors erzählt. Die Kapitel sind recht kurz gehalten, manchmal nur ein oder zwei Seiten lang, was in diesem Fall aber sehr positiv zu bewerten ist. Durch den ständigen Perspektivenwechsel wird die Handlung noch interessanter gehalten, als sie eh schon ist, und für den Leser fügt sich bruchstückhaft, quasi mit Amys und Juniors Hilfe, die Wahrheit über die Geschehnisse auf der Godspeed in den letzten Jahrhunderten zusammen.

Zum Ende hin erreicht die Spannung ihren absoluten Höhepunkt, um das Buch dann mit einem Knall und einem dicken Cliffhanger enden zu lassen! Ich hoffe nur, dass sich Beth Revis mit der Fortsetzung nicht allzu viel Zeit lässt, denn ich möchte am liebsten sofort wissen, wie es mit Amy, Junior und der Godspeed weitergeht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.08.2011
Jenseits des Mondes
Terrell, Heather

Jenseits des Mondes


gut

„Jenseits des Mondes“ ist der zweite Teil der „Chroniken der Nephilim“. Nachdem mir der erste Teil „Auf den Schwingen der Nacht“ gut gefallen hat, habe ich mich auf diese Fortsetzung sehr gefreut. Doch leider konnte sie mich nicht so begeistern. Ellie, die im ersten Teil noch größtenteils liebenswert war, fällt hier als ständig jammernde, egozentrische Ziege auf. Sie ist nur mit sich und ihrem „schweren“ Schicksal als Auserwählte beschäftigt und nervt durch permanente Selbstgeißelung. „Wie kann ich nur… wo doch das Ende der Welt bevorsteht“ – und das, vor allem in der ersten Hälfte des Buches, auf beinahe jeder Seite! Wirklich anstrengend. Genau wie ihre Schwärmereien, wie stark und muskulös doch Michael, wahlweise auch Rafe, doch sind…

Außerdem passiert mir im ersten Drittel des Buches zu wenig. Es geht die ganze Zeit nur darum, wie anstrengend es doch ist, vor den Eltern geheim zu halten, dass die Gedächtnislöschung erfolglos war, Ellie mokiert sich darüber, wie sehr sie sich verstellen muss und streitet mit Michael. Bis die Geschichte endlich in Fahrt kommt, vergehen gut und gerne 100 Seiten. Dann ist sie aber durchaus spannend.

Positiv ist ebenfalls, dass Heather Terrell an den kurzen Kapiteln festgehalten hat, die den Lesefluss erhöhen, da sie es ermöglichen, „mal eben kurz“ ein oder zwei Kapitel zu lesen. Man verliert auch nie den Faden, ist immer direkt wieder drin in der Geschichte und hat das Buch, ist man erst einmal über den schwachen Anfang hinweg, sehr schnell durch.

Das Ende konnte mich dann leider wieder nicht überzeugen. Dieses Mal lag es allerdings nicht daran, dass es übertrieben, zu viel ist, sondern eher an der Einfallslosigkeit der Autorin. Als was sich letztendlich das „Böse“ entpuppt – nun ja, hier hätte ich mir mehr Einfallsreichtum gewünscht.

„Jenseits des Mondes“ ist eine etwas schwache Fortsetzung einer eigentlich guten Geschichte. Ich hoffe sehr, dass die Autorin in weiteren Teilen dieser interessanten Serie wieder mehr an den Erfolg ihres ersten Bandes anknüpfen kann.

Bewertung vom 12.08.2011
Vor meinen Augen
Kuipers, Alice

Vor meinen Augen


ausgezeichnet

Alice Kuipers lässt in ihrem neuen Jugendroman teilhaben am Leben der fünfzehnjährigen Sophie, die mit einem schweren Schicksalsschlag zu kämpfen hat. Schnell wird klar, dass irgendetwas Schreckliches mit Emily, Sophies älterer Schwester, geschehen sein muss. Doch was genau das ist, erfährt man nur langsam, Stückchen für Stückchen, im Laufe der Geschichte. Man liest Sophies Tagebuch, welches ihre Therapeutin ihr gegeben hat, ihre Einträge und die verzweifelten Versuche, irgendwie mit dem Erlebten fertig zu werden, und nach und nach enthüllt sich die schreckliche Wahrheit.
Zu Beginn fand ich es ein wenig befremdlich, das Tagebuch einer anderen Person zu lesen, schließlich lernt man doch als Kind, das man so etwas nicht tut. :) Allerdings ist dieser Tagebuch- Stil eine ganz großartige Art, Sophies Geschichte zu erzählen, denn sie macht alles viel authentischer und ausdrucksstärker. Ich glaube, dass die ganzen Gefühle, der Schmerz, die Trauer und auch die Wut nicht so eindrucksvoll rübergekommen wären, wäre das Buch im ganz normalen Stil geschrieben.

Gefühle sind es auch, von denen „Vor meinen Augen“ lebt. Sicherlich ist es auch ein Stück weit spannend, man möchte ja schließlich wissen, was Sophies Familie widerfahren ist. Aber grundsätzlich ist es Sophies Gefühlsleben, welches den Leser an die Geschichte fesselt. Ihre Tagebucheinträge gehen sehr nahe, man leidet mit ihr, und mehr als ein Mal standen mir beim Lesen Tränen in den Augen.
Allerdings hätte ich sie auch so manches Mal packen und kräftig durchschütteln können. Manchmal verhält sie sich so irrational, so egoistisch und macht ihrem Umfeld das Leben zur Hölle, und nicht immer ist ihr Verhalten mit ihrem Verlust zu entschuldigen. Doch gerade das macht auch Sophie sehr authentisch, sie ist ein Mensch mit Ecken und Kanten, und ein Mensch verhält sich eben nicht immer rational.

Ein wenig gestört hat mich die Parallelgeschichte mit Abigail und Megan, die in meinen Augen überhaupt nicht in die eigentliche Geschichte hineinpasste. Mir hätte nichts gefehlt, wenn die Autorin diesen Teil weggelassen hätte.

Mit „Vor meinen Augen“ ist Alice Kuipers ein bewegender, tiefgreifender Jugendroman gelungen, der zu Herzen geht und mit viel Gefühl zu überzeugen weiß. Sophies Geschichte ist unglaublich traurig, und dennoch macht dieses Buch Mut – Mut, dass man mit einer solchen Trauer leben kann und dass irgendwann der Silberstreifen am Horizont auftaucht. Und auch wenn es einem die Tränen in die Augen treibt ist es doch ein Buch, welches sich zu lesen sehr lohnt.