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bolie
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Langscheid

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Insgesamt 863 Bewertungen
Bewertung vom 30.10.2023
Wer das Vergessen stört / Die Canterbury-Fälle Bd.1 (eBook, ePUB)
Duncan, Tessa

Wer das Vergessen stört / Die Canterbury-Fälle Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Eine junge Frau stürzt aus dem Fenster. Als der Körper Veras auf der Straße ankommt, ist sie bereits tot. Ermittler und Rechtsmediziner gehen davon aus, dass es ein Suizid war. Nur ihre Therapeutin Lily Brown, glaubt es nicht. Sie ist davon überzeugt, dass hier ein kaltblütiger Mord stattfand. Obwohl Lily eine weitere Patientin, hier Samantha, mit schwerwiegenden Traumata behandelt, sorgt sie sich um Vera. Beide Fälle sind nicht vergleichbar, haben jedoch eines gemeinsam. Die Patientinnen befinden sich in akuter Gefahr.

Warum die Ermittler einen Suizid Veras als erwiesen ansehen liegt auch daran, dass sie eine Kündigung des Arbeitsverhältnisses in ihrer Handtasche finden. Die Story wird in mehreren Kapiteln erzählt. Da gibt es einmal die Ich-Erzählerin Vera. Sie hat keine Familie und leidet unter Panikattacken. Die treten immer häufiger und jetzt sogar während ihrer Arbeit auf. Ihr Chef riet ihr, dass sie sich behandeln lässt, da er sonst keine Weiterbeschäftigung verantworten kann.

Die Geschichte der Therapeutin wird aus einer weiteren Perspektive erzählt. Hier kommen die privaten Ereignisse zur Sprache, die sich jedoch im Rahmen halten. Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Kriminalfall. Ein dritter Strang spielt in der Vergangenheit und zeigt auf, wie Vera aufwuchs und was der Grund für ihre heutigen Probleme sein könnte. Durch die klaren Abgrenzungen der Sichtweisen, konnte ich der Story gut folgen. Die Erzählfäden sind durch prägnante Überschriften gekennzeichnet.

Die Bücher der Autorin schätze ich sehr. Bisher las ich ihre historischen Romane und war gespannt auf „Wer das Vergessen stört“. Es ist unverkennbar, dass sie eine erfahrene Therapeutin ist. Davon zeugen die unterschiedlichen Behandlungsansätze. Das beschreibt sie, für mich, sogar zu ausführlich. Das ist wohl auch der Grund, dass es Längen gibt, die eine Kürzung gut vertragen würden. Dann hätte mir das Buch noch besser gefallen. Eine Leseempfehlung gebe ich aber trotzdem, da mich der Band gut unterhalten hat.

Bewertung vom 26.10.2023
Ich bin Frida / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.23
Bernard, Caroline

Ich bin Frida / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.23


ausgezeichnet

„Ich bin Frida“, das wollte die junge Frau in die Welt hinausrufen. Endlich aus dem Schatten ihres übermächtigen Ehemanns heraustreten. Diego Froschgesicht, so nennt sie ihn, wenn sie böse auf ihn ist. Und das kommt häufig vor. Nicht nur, dass er sich immer wieder mit jungen Geliebten vergnügt. Jetzt verheimlichte er zudem einen Besuch von Helena Rubinstein. Einer reichen Amerikanerin, die sich gewiss auch für Fridas Bilder interessiert hätte. Dieses Ereignis bringt das Fass endgültig zum Überlaufen. Sie will ihre Kunst zeigen und endlich ihre erste Einzelausstellung haben. Und schon bald bekommt sie eine Einladung nach New York.

Für Menschen, die den Hintergrund nicht kennen, sind einige Bilder von Frida Kahlo wohl gewöhnungsbedürftig. Die mexikanische Künstlerin verarbeitete mit ihren Gemälden grausame Schicksalsschläge. Aber auch die Ehe mit ihrem Diego ist nicht glücklich. Immer wieder hat sie das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden. Als Frau von, nein, das ist nicht ihr Ziel. Sie reist nach New York und stellt dort ihre Bilder aus. Dass die Schau erfolgreich war, hebt ihr Selbstbewusstsein. Ob sie sich aber komplett von Diego lösen kann, das ist ungewiss.

Die Autorin Caroline Bernard hat viel über die Mexikanerin recherchiert. Schon ihr erstes Buch „Frida Kahlo und die Farben des Lebens“ gefiel mir sehr gut. Dadurch lernte ich diese Künstlerin erst so richtig kennen. Jedes ihrer Gemälde zeigt einen Ausschnitt ihres beschwerlichen Lebens. Kein Tag verging ohne Schmerzen und auch ihr größter Wunsch blieb ihr versagt. Die bildhafte Sprache zog mich genauso in den Bann, wie die Achterbahn der Gefühle zwischen Frida und den Männern. Dass die Autorin zum Schluss noch eine Liste der wichtigsten Ausstellungsstücke von New York und Paris aufzählte, war für mich eine Aufforderung, mir diese Bilder im Netz anzuschauen.

Bewertung vom 23.10.2023
Verlogen / Mörderisches Island Bd.2 (eBook, ePUB)
Ægisdóttir, Eva Björg

Verlogen / Mörderisches Island Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Elma hat sich gut eingelebt und arbeitet gerne mit ihrem Team zusammen. Immer mal wieder denkt sie auch an ihren toten Freund, aber es schmerzt sie nicht mehr so sehr. In „Verlogen“ muss sie einen Fall lösen, der sich von anderen unterscheidet. Eine Frau, die seit sieben Monaten vermisst wird, ist tot. Sie liegt in einer versteckten Höhle und wurde zufällig von zwei Kindern gefunden. Jetzt gilt es, die Vorfälle von damals zu rekonstruieren und möglichst verlässliche Zeugen zu finden. Ob die Tochter der Toten dazu gehört, das ist zweifelhaft.

Auch der zweite Band um Elma und ihr Team konnte mich überzeugen. Die Story wird aus zwei Perspektiven und Zeitperioden erzählt. Da gibt es die junge Mutter, die ungewollt schwanger wird und sich so gar nicht mit ihrer neuen Rolle abfinden mag. Und dann die Situation heute, wo die Ermittler versuchen, möglichst rasch den Mörder oder die Mörderin zu finden. Es gibt etliche Verdächtige und der Spannungsbogen ist dauerhaft straff gespannt. Die gekonnt gesetzten Wendungen machen das Buch zu einem Nervenkitzel.

Nicht nur die sehr gut gesetzte Spannung gefiel mir. Es waren ebenfalls die Auslöser, welche zum Mord führten. Ist es möglich, dass es sogar Verständnis für diese Tat geben kann? Es ist mitnichten ein oberflächlicher Krimi, sondern ein Buch, das zum Nachdenken anregt.

Bewertung vom 20.10.2023
Der Weihnachtsmannkiller. Ein Winter-Krimi aus Ostfriesland (eBook, ePUB)
Wolf, Klaus-Peter

Der Weihnachtsmannkiller. Ein Winter-Krimi aus Ostfriesland (eBook, ePUB)


sehr gut

Es soll ja Menschen geben, die Weihnachten nicht nur abscheulich finden. Nein, sie hassen dieses „Fest der Liebe“ sogar. Aber sind sie tatsächlich in der Lage, alle Weihnachtsmänner der Umgebung zu töten? Ja, solche Individuen gibt es und sie treiben ihr Unwesen in unmittelbarer Nähe von Ann-Kathrin Klaasen. Der erste Weihnachtskrimi von Klaus-Peter Wolf hält, was er verspricht.

In dem Krimi „Der Weihnachtsmannkiller – Ein Winter Krimi aus Ostfriesland“ erfährt der Leser schnell, wer der Täter ist. Spannend ist hier, wie die Ermittler den Fall lösen und welche Motivation hinter den Morden steht. Wer die Krimis des Autors kennt weiß, dass Ann-Kathrin Klaasen stets als Hauptperson eine Rolle spielt. Dass sie in diesem Band tatsächlich das Hassobjekt eines Serienkillers ist, hat eine ganz neue Dimension.

Die Bücher von Herrn Wolf sind keineswegs todernste Krimis über Mord und Totschlag. Sie sind zwar spannend und es gibt etliche, nicht vorhersehbare Wendungen. Aber der Humor kommt nie zu kurz. Es ist folglich eine Mischung aus spannender Lektüre und Situationskomik. Also ein Buch, dass perfekt zum Abschalten und Mitfiebern geeignet ist.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.10.2023
Übertretung
Kennedy, Louise

Übertretung


ausgezeichnet

Cushla lebt mit ihrer Mutter zusammen. Tagsüber arbeitet sie als Lehrerin einer Grundschule und abends hilft sie ihrem Bruder in seiner Bar. Das ist nicht immer angenehm. Oft sind es alkoholisierte Soldaten, die sie mit dummen Sprüchen aus der Reserve locken wollen. Im Jahr 1975 weitet sich der Krieg in Irland aus. Der zwischen Katholiken und Protestanten. Cushla mischt sich immer wieder ein, wenn sie Ungerechtigkeit sieht. Das ist gefährlich. Nicht nur für sie.

Der Konflikt in Irland war für mich weit weg. Es gab kein Internet und Facebook war noch längst nicht erfunden. „Übertretung“ las ich daher auch voller Entsetzen und Ungläubigkeit. Die Autorin gibt Einblick in unterschiedliche Situationen. Wie die Kinder damals unter dem Leben in einem „Ghetto“ litten oder wie sie weinten, wenn ihre Väter schwer verletzt von der Arbeit nach Hause kamen. Das geschah, wenn sie zuvor ein falsches Wort fallen ließen, dabei gehört und denunziert wurden, um im Anschluss von der Gegenseite zusammengeschlagen zu werden.

Die Autorin wuchs in Belfast auf. Weiß also aus erster Hand, was damals vor sich ging. Dieses Erstlingswerk von ihr passt sehr gut in das Heute bei uns. Wie kommt es, dass ein Land gespalten ist und wie können wir Menschen damit umgehen? Wie kann die Spirale der Gewalt und des Hasses, wenn auch nicht ganz abgeschaltet, zumindest aber abgeschwächt werden? Viele Fragen der Situation in Deutschland finden auch in diesem Roman Raum. Dass es sich so flüssig lesen lässt, liegt an der hervorragenden Übersetzung von Claudia Glenewinkel und Hans-Christian Oeser.

Bewertung vom 18.10.2023
Ein Hund kam in die Küche (eBook, ePUB)
Mall, Sepp

Ein Hund kam in die Küche (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der Ich-Erzähler Ludi schreibt über das Leben der Familie in Südtirol. Die Worte „Lebewohl“ oder „Wiedersehen“ gab es bei ihnen nicht. Alle wussten, dass sie bald ins „Reich“ wandern werden. Nur der Zeitpunkt stand nicht fest. Die Familie der Freundin Ludis ist schon lange fort. An einem sonnigen Tag begann die „Wanderung“ der Familie in eine vermeintlich gute Zukunft.

„Ein Hund kam in die Küche“ stand auf der Longlist des „dbp23“. Das Schicksal der Familie berührte mich sehr. Weil es hier um den Umgang der Nationalsozialisten mit Behinderten geht. Was geschah in den sogenannten „Heil- und Pflegeanstalten“? Warum durften die Eltern des kleinen Hanno ihn nicht besuchen? Hanno war der kleine Bruder von Ludi. Der meinte, dass alle sagten, Hanno sei „zurückgeblieben“. Das konnte Ludi gar nicht verstehen. Er hing sehr an dem Kleinen und spielte gerne mit ihm.

Dass der Autor aus der Sicht des Kindes schrieb, hat seinen Grund. Wie sonst könnten Leser nachempfinden, was diese junge Seele durchlebte? Ein gelungenes Werk, das nicht nur den Kampf ums Überleben beschreibt. Von mir gibt es eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 18.10.2023
Schatten über Colonia - Ermittlungen am Rand des Römischen Reichs (eBook, ePUB)
Melzener, Axel; Neviandt, Julia Nika

Schatten über Colonia - Ermittlungen am Rand des Römischen Reichs (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Salvia lebt in Colonia und zählt zu den Reichen. Sie hat ein großes Haus und etliche Sklaven. Eines Nachts wird sie durch lautes Rufen geweckt. Sie kann sich in eine Truhe retten und geht davon aus, dass diese Tat durch die „wilden“ Germanen durchgeführt wurde. Nur wenige Tage später erfährt die 18jährige Lucretia, dass ihre Haussklavin und beste Freundin Nephele durch unbekannte Täter ermordet wurde. Sie will den Mörder finden und sucht Hilfe bei Quintus Tibur, einem Anwalt. Dessen Plädoyers mag sie sehr und besucht daher häufig das Forum.

„Schatten über Colonia: Ermittlungen am Rand des Römischen Reiches“ ist der erste Band einer Reihe. Lucretia Veturius und Quintus Tibur leben in Colonia. Hier wohnen Menschen vieler Kulturen zusammen und auch die Germanen kommen gerne in die Stadt. Der Handel zwischen ihnen und den Römern blüht. Bis, ja bis es immer wieder zu Überfällen auf reiche Familien kommt. Zwar ist einigen Ermittlern schnell klar, wer die Übeltäter sind. Ist es tatsächlich so, oder werden falsche Spuren gelegt?

Ein spannend geschriebenes Buch, das nicht nur durch den Kriminalfall punktet. Viele Fakten über die Zeit um 87 n. Chr. in Colonia sind so lebendig beschrieben, dass ich wahrhaftig eintauchte in diese Zeit. Viele Fakten über Römer und Germanen, ihre Lebensweise und welche Bedeutung der Rhein damals bereits hatte, durfte ich hier lesen. Zum Schluss gibt es dann auch einen Glossar mit Übersetzung und Erklärung der lateinischen Vokabeln. Interessant auch, die Erläuterung zu den germanischen Stämmen, die Beschreibung der Götter und die Geographie damals. Die Buchempfehlungen, welche zur Recherche herangezogen wurden, machen Lust auf mehr Wissen über Colonia der Vergangenheit.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.10.2023
Bittermandeln aus Byzanz
Zürcher, Dorothe

Bittermandeln aus Byzanz


sehr gut

Sie sind auf dem Weg nach Jerusalem. Die Soldaten das Kaisers Barbarossa. Diethelm von Toggenburg und Ulrich von Kyburg, beides Grafensöhne, gehören dazu. Da sie als sogenannte „Zweitgeborene“ keinen Anspruch auf ein Erbe haben, müssen sie sich ihre Sporen beim Ritt nach Jerusalem verdienen. Die Spuren der Kreuzzügler sind durch Mord und Plünderungen gekennzeichnet. Nachdem sie Adrianopol einnahmen, begegnet Diethelm der jungen Köchin Alkmene.

Die Bücher der Autorin Dorothe Zürcher schätze ich sehr. Sie zeichnen sich durch genaueste Recherche und eine lebendige und bildhafte Sprache aus. „Bittermandeln aus Byzanz“ wendet sich dem Thema Kreuzzüge zu. Friedrich Barbarossa, der mit dem roten Bart, brach von Regensburg aus zum Kreuzzug auf. Er reiste inmitten seiner Soldaten. Das Leben während des Feldzugs wird so lebendig beschrieben, dass tatsächlich Bilder in meinem Kopf entstanden sind.

Etwas ganz Neues und daher auch Besonderes gibt es außerdem. Vor jedem neuen Kapitel steht ein Rezept aus damaliger Zeit. Alle hat die Autorin getestet und, soweit möglich, auch die hier genannten Zutaten verwendet. Auffallend ist ebenfalls dieses wunderschöne Cover. Es hebt sich erfreulich von vielen anderen ab, die es momentan bei historischen Romanen zu sehen gibt. Wie schön, dass es eine Fortsetzung der Geschichte um Alkmene, Barbarossa und Diethelm gibt.

Bewertung vom 04.10.2023
Die weite Wildnis
Groff, Lauren

Die weite Wildnis


sehr gut

Sie hofften auf ein besseres Leben, packten einige wenige Sachen und machten sich auf den Weg nach Amerika. Sie nahmen das Land ein, waren fromm und hielten sich Sklaven. Eine von denen war die Hauptperson des Buches, „das Mädchen“. Sie war für die kleine Bess zuständig und betreute das Kind sehr gut und gerne. Als die starb gab es für die junge Frau kein Halten mehr. Sie floh vor Hunger und Gewalt aus dem Fort. In eine unbekannte Zukunft, die in ihren Augen immer besser war als das, was sie bisher erdulden musste.

Sprachlich ein außergewöhnlicher Genuss, so nahm ich das Buch wahr. Die Autorin beschreibt den Überlebenskampf des Mädchens. Es dauert eine Weile, bis sie sich in der Natur wohl fühlt und ihre Scheu vor dem Unbekannten ablegt. Immer wieder schweifen ihre Gedanken in die Vergangenheit. Ihr Leben in England bevor sie bei der Familie der kleinen Bess einzieht. Die Übergriffe durch angeblich fromme Christen und die gefahrvolle Überfahrt nach Nordamerika.

Immer wieder kommt es zu lebensgefährlichen Situationen und ich litt mit dem Kind. Spürte die Kälte und die Angst, als sie verfolgt wurde und sich verstecken musste. Wird sie der Gefahr entkommen? Gibt es ein Ziel für sie und wenn ja, kommt sie dort an? Auch wenn mich das Buch nicht völlig überzeugen konnte, eine Leseempfehlung gibt es von mir trotzdem. Mir fehlte der rote Faden. Es gab im Lauf der Geschichte zu viele Wechsel von Zeit und Raum, also keine zusammenhängende Beschreibung der Ereignisse.

Bewertung vom 29.09.2023
Bis wir unsere Stimme finden
Töpfner, Astrid

Bis wir unsere Stimme finden


ausgezeichnet

Jakob musste mit anhören, wie seine Eltern verschleppt wurden. Von den Nationalsozialisten. Er versteckte sich erfolgreich und kann jetzt mit anderen Menschen über die Grüne Grenze flüchten. In die Schweiz. Ein Loch wurde in den Grenzzaun geschnitten, aber Jakob bleibt hängen. Es ist sein Rucksack, der ihn für einen kurzen Augenblick aufhält. Hinter ihm will eine Frau durch den Zaun, aber plötzlich ertönen laute und aggressive Stimmen. Schüsse fallen und eine Frau schreit laut auf, fällt dann in den Schnee. Jakob schaut nach hinten, sieht ein 5jähriges Mädchen, das schläft. Ihre Mutter ist die Frau, welche wohl erschossen wurde. Sie kann Jakob noch bitten, dass er die Kleine mitnimmt und sie so behandelt, als sei sie seine kleine Schwester. Immerhin ist er ja schon 10 Jahre alt.

Jakob und Fanny kommen also als „Verdingkinder“ in die Schweiz. Zunächst scheint es die beste Lösung für die beiden zu sein. Dann aber kommt es ganz schlimm. Sie werden gedemütigt, ausgestoßen und verprügelt. Und noch viel Abscheulicheres wird ihnen angetan. Wie sie trotzdem zu netten Menschen heranwachsen sollen? Ich weiß es nicht.

Das Thema Verdingkinder ist heikel und umso mehr freue ich mich, dass die Autorin Astrid Töpfner es zum Gegenstand ihres neuesten Buches machte. Am Anfang warnt sie vor Triggern, die bei empfindlichen Lesern oder Betroffenen ausgelöst werden könnten. Und das war gut, so konnte ich mich schon vorher darauf einstellen. Immer mal wieder pausieren und das Gelesene reflektieren, so kam ich gut voran und konnte das Unfassbare aufnehmen.

Dass diese Kinder erst Jahrzehnte nach ihrem Leid eine kleine Entschädigung bekamen, unglaublich. Dieses dunkle Kapitel wird leider noch immer gerne verschwiegen. Und nein, diese „Helfer in der Landwirtschaft“ gab es nicht nur in der Schweiz. Genaueste Recherche und ein Sprachstil, der das Schreckliche lebendig aufzeigt, so beschreibe ich „Bis wir unsere Stimme finden“. Das Buch hat so viele Sterne und noch mehr Leser verdient.