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Benutzername: 
Klene123
Wohnort: 
Gochsheim

Bewertungen

Insgesamt 145 Bewertungen
Bewertung vom 02.03.2015
TRAU KEINEM, DER DEIN BESTES WILL!
Thieme, Dörte

TRAU KEINEM, DER DEIN BESTES WILL!


gut

Das Buch ist in drei große Kapitel eingeteilt:
1. Am Anfang war Erziehung
2. Geliebte mitleidelose Eltern
3. Emotionale Erpressung: Die Lektion, die nicht vergessen wurde

Die Kapitel selbst sind in nachvollziehbaren Unterkategorien eingeteilt und mit sehr vielen anschaulichen Beispielen unterlegt.
In einfacher, aber dennoch fachlicher Sprache werden erpresserische Beziehungsmuster beschrieben.
Wie auch schon im Aufbau erkennbar, wird im Buch erstmal ein großes Gewicht auf die Erziehung gelegt.
Denn die meisten unserer jetzigen Handlungsmuster haben wir nunmal durch unsere Eltern erlernt oder auch von Ihnen übernommen. Hier werden viele Kindheitsszenen angesprochen oder Handlungsmöglichkeiten der Eltern aufgeführt. Die Situationen alle dafür gemacht sich das ein oder andere Mal selbst zu finden, sich zu entdecken und die eigenen Muster aufzudecken. Was mir aber nicht so wirklich gelungen ist.

Ich glaube das die zwei großen Erziehungsblocks auch super als Eltern-Ratgeber fungieren können, wie man sein Kind eventuell nicht emotionaler Erpressung aussetzt. Denn manchmal ist es ganz unbewusst von einem einzigen Satz abhängig.

Für mich hat es vor allem der dritte Teil des Buches herausgerissen. Hier werden die grundlegenden Täterprofile erklärt, Beispiele für sie aufgezeigt und vor allem für mich als Leser wichtig: Tipps wie man gegen sie vorgehen kann. Vor allem da man hier auch gut erkennt welche Merkmale man eher hat die des Täters vielleicht oder des Opfers. Dieser Abschnitt hätte dann im Ende noch viel länger sein können mit mehr praktischen Tipps. Denn der angesprochene "Beenden"-Punkt wurde für mich nicht ausreichen ausgeführt.

Fazit: Ein interessantes Buch, das ich eher Eltern empfehle, die ihre Kinder vor emotionaler Erpressung bewahren wollen. Aber auch an Leute, die erst mal nur einen Einstieg brauchen um sich ein Bild dieses komplexen Themas zu machen.

Bewertung vom 02.03.2015
Ich bin die perfekte Frau
Fackel, Helena

Ich bin die perfekte Frau


weniger gut

Das Buch "Ich bin die perfekte Frau" von Helena Fackel handelt von ihrem eigenen Leben. Es beginnt im Kaukasus, wo Helena die ersten Jahre aufwächst. Sie und ihre Familie sind Wahabiten. Obwohl ihr Vater im Krieg ist, erzieht sie die Mutter streng nach diesem Glauben. Der Glaube besagt, dass die Frauen Diener der Männer sein müssen. Wenn man sich weigert folgen Demütigungen, Erniedrigung und Gewalt.

Helena wirkt sehr aufgeweckt und rebelliert, nur um dann mit perfiden Mitteln in ihre Schranken gewiesen zu werden. Schon ab den ersten Seiten ist man geschockt von der Brutalität im Buch vor allem der von ihrer Mutter ausgehend.
Als sie nach Deutschland ziehen besucht Helena auch sehr gern die Schule, stellt immer noch Fragen, die sie leider nirgends hinbringen.
Helena widerfährt immer und immer wieder wahnsinnige Ungerechtigkeit und sie wehrt sich nicht. Fassunglos wendet sich die Geschichte für einen Seite pro Seite.
Erst als ihr Traum eines eigenen Kindes zerbricht, wendet sich das Blatt. Helena flieht aus ihrer Zwangsehe und beginnt ein vermeintlich selbstbestimmtes Leben. Dieses meistert sie ganz gut, aber mit Trugbildern in ihrem Kopf.

Ab hier ändert sich auch die Geschichte vollkommen, es geht kaum mehr um die Hintergründe sondern nur noch um Geschehen. Eine Getriebenheit kommt auf mit sehr viel Erotik. Diese Erotik bringt sie vielleicht auch an ihr Happy End. Das Ende dieses Buches bleibt offen...

Zurück bleibt man als Leser schockiert über die Zustände die in dieser Religion herrschen, aber auch ein bisschen angeekelt. Und auch ratlos.
Denn das Mitleid gegenüber Helena und die Hoffnung für sie, dass sie ein neues Leben beginnt, verschwindet auch mit den Seiten. Helenas Charakter bleibt leer und vollkommen auf Distanz. Sodass ich das Buch einfach weg gelegt hab und mir gedacht habe: "Hm, dann halt nicht"
Sie zerstört alle Emotionen, die in einem aufkamen etwas ändern wollen, denn anscheinend will sie das selbst nicht. Sie wollte sich nur erklären und das hat sie auch nicht wirklich getan.

Im Endeffekt weiß ich nicht ob die Gehirnwäsche dieser Religion einfach so tief sitzt und keiner dagegen ankommt. Im Kopf behält man das Buch auf jeden Fall, ob es deshalb wirklich lesenswert ist weiß ich nicht.
Um sein Sichtfeld zu erweitern vielleicht und wer auf nicht jugendfreie Lektüre steht mit viel Schock.

0 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.02.2015
Still
Raab, Thomas

Still


sehr gut

Thomas Raab hat mit „Still – Chronik eines Mörders“ ein sehr aufwühlendes Buch geschrieben. Frank Arnold ist als Sprecher meiner Meinung nach perfekt, denn seine Stimme packt einen, geht ser langsam vor und führt genau an der richtigen Stelle zu den unterschiedlichsten Emotionen.

An sich würde ich das Buch nicht in die Thriller-Ecke schieben, denn es ist hier und da doch etwas langatmig durch viele Beschreibungen. Dadurch fehlt mir die andauernde Spannung. Dennoch erzeugt die Geschichte eine Art Beklemmung in einem, was ja oftmals dieses gehetzte im Thriller ausmacht.

Man geht mit Karl Heidemann, einem Mörder, gemeinsam durch das Leben. Erlebt seine Kindheit, die eher schlecht als recht verläuft und stößt immer wieder an Unverständnis. Gleich kommt einem in den Kopf was denn wohl dieses und dieses Verhalten für Folgen haben könnte. Man weiß ja schon dass es um einen Mörder geht, weiß aber nicht welche Fäden sich wo zusammenspinnen. Bis etwas Gravierendes in Karl´s Leben passiert. Von hier an tritt sich eine Lawine los. Mit Taten, die man eigentlich verurteilen sollte, aber dennoch nie vollkommene Verachtung für den Protagonisten aufkommen lässt. Man hofft, bangt, ekelt sich, freut sich, nur um dann wider ungläubig da zu sitzen und zu grübeln. Die Geschichte ist eine Achterbahn von Emotionen, wortgewaltig und an Vorstellungen nagend. Sie treibt sich immer wieder voran, manchmal langsam, manchmal schnell. Und immer wieder hat man im Kopf: "Wenn nur..." Ganz kleine Punkte müssten sich ändern, dann...aber so ist es nicht. Ratlos bleibt man zurück, nie ganz versöhnt mit dem Protagonisten, nie ganz zerstritten. So dass man hofft, man kann in Zukunft alles auch mal von der anderen Seite betrachten.

Fazit
Das Buch wirbelt die geregelten Vorstellungen von Moral in einem auf. Zeigt in einer beklemmenden Weise wie die Psyche eines Mörders entsteht und bringt einen dauerhaft zum Nachdenken.

Bewertung vom 24.02.2015
Das Erbe der Madame Dupont
Hammers, Iris

Das Erbe der Madame Dupont


gut

Ich hab mich total auf dieses Buch gefreut und bin zu Beginn auch gut reingekommen. Helen fliegt mit ihrem Sohn von HongKong nach Lyon, wo ihr Mann einen neuen Job bekommen hat.
Dort muss sie sich erst mal zurecht finden, denn ihr Sohn ist in der Schule und ihr Mann auf der Arbeit, Helen selbst kann kein Französisch. Sie wurde mir so teilweise sympathisch, manchmal etwas oberflächlich beschrieben. SIe macht einen Sprach- und einen Kochkurs und lernt ihre Nachbarin Jeanne kennen. Jeanne ist die wohl am Besten beschriebene Figur in diesem Buch und wird einem wirklich sympathisch. Mit ihr isst sie viele Köstlichkeiten und auch der Kochkurs selbst wird wunderbar beschrieben, man merkt hier sehr deutlich dass die Autorin hier viel Wissen mit eingebaut hat. So gut, dass einem das Wasser im Mund zusammenläuft. Nur leider haben diese Passagen nur teilweise etwas mit der Handlung zu tun, genau so wie Stress von Helen´s Mann in seinem neuen Job, der zwischendrin immer wieder viel und unnötig Platz einnimmt.
Zwischen die Geschichte von Helen, sind Rückblicke eingewoben von anderen Protagonisten der Geschichte. Diese Rückblicke sind erschreckend und tiefgehend. Am Anfang tat ich mir schwer, da ich nicht wusste um wen es geht, aber das hat man ziemlich schnell raus :)
Sie sind wirklich interessant und spannend und lassen einen tief in menschliche Abgründe blicken und vor allem dann später sehen, wie unterschiedlich Menschen ihr Leben gestalten können.

Insgesamt handelt es sich hier wohl eher um einen kulinarischen Krimi als einen Roman, der mit sehr viel Spannung aufwarten kann und auch grundsätzlich interessanten Charakteren. Dennoch hätten diese mehr Tiefe erhalten können und einiges Passagen für andere Elemente Platz machen können.

Bewertung vom 17.02.2015
Sei ganz still
Thiel, Sebastian

Sei ganz still


ausgezeichnet

Der Prolog beginnt im Strafgefangenenlager mit Friedrich Wolf, der sich in seinem Leben wohl einmal zu viel Feinde gemacht hat und jetzt Torfgruben ausheben muss. Die Zeit wird sehr realistisch dargestellt, mit nicht allzu harter aber auch nicht allzu verschleiernden Worten.

Wie alle im KZ ist Wolf´s Leben von Angst und dem Festhalten am letzten Strohhalm geprägt, bis sich seine Geschichte wendet. Er soll in Düsseldorf einen Fall lösen für einen hochrangigen SS-Arzt. Dieser gibt ihm Geld und verspricht im Alles was er braucht. Denn er will unbedingt seine Verlobte zurück. Doch hier steckt mehr dahinter...nicht nur Wolf sucht die mysteriöse Frau. Wolf merkt sehr schnell, dass er sich in einem komplizierten Machtgeflecht befindet und immer wieder muss Wolf selbst lose Enden aus seiner Vergangenheit zusammenfügen.

Man lernt Wolf sehr gut kennen, weiß aber nicht so wirklich ob er einem sympathisch ist. Seine Sprachwahl wechselt zwischen hartem Ton und liebevoller Zuneigung. Er scheint auf der Suche nach dem Richtigen, gibt sich aber immer wieder großen Sehnsüchten hin und kommt so vom Weg. Seine Zerissenheit, die den Noir-Krimi ausmacht, kann man wirklich spüren und wird davon dennoch magisch angezogen. So wie wohl Helene, von der man erwartet, dass sie seine Rettung ist und am Ende nicht recht weiß. Denn das Ende ist offen und man ersehnt sich wirklich unbedingt eine Fortsetzung :)

Im Allgemeinen wird die Gesellschaft zur damaligen Zeit sehr gut beschrieben. Es geht um Macht und Geld, verrückte Ideen um der Rassenideologie Hitlers zu genügen.
Die Gewalt gegen Juden und die allgemeine Angst der Bevölkerung kann man selbst spüren. Es zeigt sich deutlich, dass der Autor viel Recherche der historischen getätigt hat. So werden einem auch damalige Dokumente präsentiert, die man wohl so noch nicht gelesen hat und einem nochmals ein erschreckendes Bild der Zeit widergeben.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.