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Benutzername: 
dorli
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Berlin
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Insgesamt 884 Bewertungen
Bewertung vom 13.05.2020
Blutige Düne / Liv Lammers Bd.4
Weiß, Sabine

Blutige Düne / Liv Lammers Bd.4


ausgezeichnet

Sylt. René „Rocco“ Höpen wird in der sog. Mörderkuhle zwischen Tinnum und Keitum brutal ermordet. Eine besondere Tätowierung lässt die Polizei vermuten, dass der Geschäftsführer einer Tabledance-Bar über Kontakte zum Rockermilieu verfügte. Die Ermittler gehen deshalb davon aus, dass das Motiv für den Mord im Umfeld der Organisierten Kriminalität zu suchen ist. Als kurze Zeit später bei einem zweiten Mordanschlag, der augenscheinlich von dem selben Täter verübt wurde, der Umweltschützer Tobias Schulke schwer verletzt wird, gerät diese Vermutung allerdings ins Wanken, denn es gibt keinerlei Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Opfern...

„Blutige Düne“ ist bereits der vierte Fall für Liv Lammers von der Mordkommission Flensburg - für mich war dieser Einsatz auf Sylt der erste, den ich mit der sympathischen Kommissarin und ihren Kollegen erleben durfte. Auch ohne Kenntnis der vorhergehenden Bände war ich schnell mittendrin im Geschehen und hatte schon nach kurzer Zeit das Gefühl, mit allen Figuren gut vertraut zu sein.

Den Leser erwartet ein vielschichtig angelegter Krimi - mehrere Handlungsstränge, unterschiedliche Schauplätze, viele Personen und häufige Perspektivewechsel sorgen für eine lebhafte und abwechslungsreiche Handlung.

Die Ermittlungsarbeit ist spannend und wird durch immer neue Hinweise und Ereignisse lebendig gehalten. Geschickt lenkt Sabine Weiß den Blick des Lesers in unterschiedliche Richtungen, so dass man prima über Motiv, Hintergründe und Täter miträtseln und mitgrübeln kann.

Nicht nur der undurchsichtige Mordfall hält Liv in Atem, auch die Beziehung zu ihrem despotischen Vater ist und bleibt schwierig. Ocke Lammers sorgt mit seinem furchtbaren Verhalten für Aufregung und Fassungslosigkeit und lässt damit die Kluft zwischen Vater und Tochter noch tiefer werden.

Punkten kann Sabine Weiß auch mit einer großen Portion Lokalkolorit – die Insel Sylt wird mit ihrer Vielfalt und ihren Besonderheiten interessant dargestellt, so dass man sich die Schauplätze alle sehr gut vorstellen kann und schnell von der Nordseeküsten-Atmosphäre eingefangen wird.

„Blutige Düne“ hat mir sehr gut gefallen - ein kurzweiliger Krimi, der mich mit spannenden Ermittlungen und einer vielschichtigen Handlung durchweg gefesselt hat.

Bewertung vom 12.05.2020
Die Muskatprinzessin
Driessen, Christoph

Die Muskatprinzessin


sehr gut

In seinem historischen Roman „Die Muskatprinzessin“ nimmt Christoph Driessen den Leser mit in das 17. Jahrhundert und erzählt aus dem Leben von Eva Ment. Die Tochter eines Amsterdamer Bierbrauers war von 1625 bis 1629 die Ehefrau des ehemaligen Generalgouverneurs der Niederländischen Ostindien-Kompanie Jan Pieterszoon Coen.

Christoph Driessen hat die wenigen historischen Fakten, die über das gemeinsame Leben des Ehepaars Ment/Coen bekannt sind, in eine spannende fiktive Handlung eingeflochten und diesen Roman damit zu einer interessanten, kurzweiligen Zeitreise werden lassen.

Eva ist 19 Jahre alt, als ihr Vater in große finanzielle Schwierigkeiten gerät und sie den doppelt so alten, sehr wohlhabenden Coen heiraten muss. Als Coen kurz nach der Hochzeit seinen Posten als Generalgouverneur in Ostindien antritt, muss Eva ihre Heimat verlassen und mit ihrem Mann nach Batavia reisen. Begleitet wird die junge Frau von ihrem Bruder Gerrit und ihrem Kater Jasper.

Die Schiffspassage von Amsterdam nach Niederländisch-Ostindien wird spannend geschildert, man kann sich sehr gut vorstellen, wie es damals an Bord eines Segelschiffes zugegangen sein muss. Sehr anschaulich beschreibt Christoph Driessen auch die Gegebenheiten, die Eva nach acht Monaten Überfahrt in Batavia erwarten - die Stadt selbst, die Menschen mit ihren ganz anderen Sitten und Bräuchen, die Vielfalt von Fauna und Flora und auch die Gefahren, die dort lauern. Alles ist neu für Eva. Was wie ein großartiges Abenteuer klingt, wird für sie jedoch schnell zu einer riesigen Last - sie soll das Leben einer Königin führen, doch sie hat große Schwierigkeiten, sich an die mit ihrer hohen gesellschaftlichen Stellung einhergehenden Rechte und vor allen Dingen an ihre neuen Pflichten zu gewöhnen. Sie sehnt sich nach Vertrautem und wird oft von Heimweh geplagt. Dass Coen, dessen größtes Ziel es ist, Batavia zu einer blühenden niederländischen Kolonie auszubauen, nicht nur in der Hafenstadt mit harter Hand herrscht, sondern Eva seine Brutalität auch am eigenen Leib zu spüren bekommt, macht ihr das Leben in den tropischen Gefilden nicht gerade leichter.

Auch die Darstellung der weiteren Akteure ist dem Autor sehr gut gelungen. Sowohl fiktive Figuren wie auch die zahlreichen historischen Persönlichkeiten bekommen schnell ein Gesicht und wirken in ihrem Tun überzeugend. Es war äußerst spannend, ihre Wege zu verfolgen und ihr Miteinander und Gegeneinander zu beobachten.

„Die Muskatprinzessin“ hat mir sehr gut gefallen - die gut ausbalancierte Mischung aus historischen Fakten, Spannung und Abenteuer wird anschaulich und lebendig erzählt und hat mir ein paar kurzweilige Lesestunden beschert.

Bewertung vom 03.05.2020
Grado im Mondschein / Kommissarin Degrassi Bd.5
Nagele, Andrea

Grado im Mondschein / Kommissarin Degrassi Bd.5


ausgezeichnet

Grado. Es ist soweit - auch wenn Commissaria Maddalena Degrassi nach wie vor nicht begeistert ist - ihre Mutter Sibilla und ihr Vorgesetzter Commandante Scaramuzza heiraten. Doch die im malerischen Wasserschloss von Strassoldo stattfindende Feier findet durch einen brutalen Überfall ein jähes Ende…

„Grado im Mondschein“ ist bereits der fünfte Fall für Maddalena Degrassi, dieser Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände bestens verständlich.

Andrea Nagele versteht es ganz ausgezeichnet, die Spannung schon nach wenigen Seiten auf ein hohes Level zu katapultieren. Der Krimi wird fesselnd erzählt und entwickelt rasch einen Sog, dem man sich als Leser nicht entziehen kann. Schon im Prolog wird deutlich, dass hier ein Täter agiert, der vor nichts zurückschreckt, wenn er seinen Willen nicht bekommt.

In mehreren Handlungssträngen werden die Akteure dem Leser vorgestellt. Man lernt nicht nur den Alltag jedes Einzelnen gut kennen, sondern erfährt von seinen Ängsten, Sorgen und Problemen. Unterschiedliche Schauplätze und häufige Perspektivwechsel sorgen für ein lebhaftes und abwechslungsreiches Geschehen - während die Vorbereitungen für die Hochzeit auf Hochtouren laufen, erlebt man als Leser hautnah mit, wie die Bedrohung immer näher kommt und die Geschichte nicht nur für die Hochzeitsgesellschaft, sondern auch für Maddalena persönlich einen schrecklichen Verlauf nimmt.

Punkten kann Andrea Nagele darüber hinaus mit einer großen Portion Lokalkolorit – der Landstrich an der Adria-Küste wird mit seinen Besonderheiten interessant dargestellt, so dass ich mir die Schauplätze in Grado, Strassoldo oder auch Punta Sdobba sehr gut vorstellen konnte und von der dort vorherrschenden besonderen Atmosphäre schnell eingefangen wurde.

„Grado im Mondschein“ hat mir sehr gut gefallen - ein abwechslungsreicher, gut durchdachter Krimi, der von der ersten bis zur letzten Seite spannende Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 01.05.2020
Tage der Hoffnung / Die Schwestern vom Ku'damm Bd.3
Riebe, Brigitte

Tage der Hoffnung / Die Schwestern vom Ku'damm Bd.3


ausgezeichnet

In ihrer Romanreihe „Die Schwestern vom Ku'damm“ nimmt Brigitte Riebe den Leser mit auf eine spannende Zeitreise in die Mitte des 20. Jahrhunderts nach Berlin.

„Tage der Hoffnung“ ist der dritte Band der Trilogie und spielt in den Jahren 1958 bis 1963. Da die Ereignisse in diesem Band auf die Geschehnisse der vorherigen Teile aufbauen, halte ich es für ratsam, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Nach Rike und Silvie steht diesmal mit der 24-jährigen Florentine die jüngste der Thalheim-Schwestern im Mittelpunkt des Geschehens.

Flori kehrt nach einer herben Enttäuschung aus Paris zurück in ihre Heimatstadt Berlin. Statt sich allerdings - wie ihre Familie es gerne sehen würde - voll und ganz dem Modekaufhaus der Thalheims zu verschreiben, steckt die schon immer ein wenig rebellische Flori ihr ganzes Herzblut weiterhin in die Kunst. Sie will ihren großen Traum verwirklichen und bewirbt sich um einen Studienplatz an der Hochschule für bildende Künste…

Schon nach wenigen Seiten war ich wieder mit den Thalheims und ihrem Umfeld vertraut und habe gespannt das Geschehen verfolgt. Nicht nur für Flori gilt es, nachdem sie nach hartem Kampf ihr erstes Etappenziel erreicht hat und als Studentin an der Hochschule angenommen wurde, zahlreiche Hürden zu überwinden, auch die anderen Familienmitglieder durchleben in diesem Band wieder einige Höhen und Tiefen - die Thalheims dürfen sich an den schönen Dingen der Zeit erfreuen, müssen aber auch einige Veränderungen hinnehmen und mehrere Schicksalsschläge erdulden.

Brigitte Riebe wartet mit einer großen Portion Zeit- und Lokalkolorit auf und erweckt das Berlin der ausgehenden 1950er und beginnenden 1960er Jahre vor den Augen des Lesers zum Leben. Zahlreiche historische Fakten und Ereignisse aus Politik, Gesellschaft und Kultur verleihen dem Roman eine wunderbare Authentizität - die zunehmenden Spannungen zwischen Ost und West und der Mauerbau spielen genauso eine Rolle wie die Stadtentwicklung mit dem Neubau der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, dem Aufbau des Hansaviertels oder auch der Planung der Gropiusstadt. Auftritte realer Persönlichkeiten wie zum Beispiel Marlene Dietrich, Rut und Willy Brandt oder auch John F. Kennedy runden das abwechslungsreiche Romangeschehen ab.

„Die Schwestern vom Ku'damm-Tage der Hoffnung“ hat mir sehr gut gefallen – die Mischung aus unterhaltsamer Familiengeschichte und spannender Historie hat mir ein paar kurzweilige Lesestunden beschert.

Bewertung vom 28.04.2020
Die stumme Magd
Spratte, Annette

Die stumme Magd


ausgezeichnet

Yorkshire, 1710. Der 23-jährige Daniel Huntington wird von Baronet Brigham als Stallmeister auf seinem Gestüt angestellt. Daniel lebt sich schnell ein, die neuen Aufgaben gehen ihm leicht von der Hand. Nur eine Sache macht ihm Sorgen: das gehässige Verhalten des Baronets und der Dienerschaft gegenüber einer stummen Magd. Die junge Frau hat keinen Namen und wird von allen grob behandelt und gedemütigt. Einzige Ausnahme bildet der ehemalige Stallmeister Ole Pete. Daniels Neugierde und vor allem sein mitfühlendes Herz veranlassen ihn, den Dingen auf den Grund zu gehen…

Annette Spratte erzählt diese Geschichte sehr anschaulich. Dank der detailreichen Beschreibungen und der lebendigen Schilderungen habe ich mich direkt auf das englische Landgut katapultiert gefühlt und war schon nach wenigen Seiten von Daniels Erlebnissen und den seltsamen Vorgängen auf dem Gestüt gefesselt.

Anders als ich erwartet hatte, hat die Geschichte einen recht düsteren Touch. Von einem Fluch ist die Rede, in der nahegelegenen Ruine einer Kapelle soll es spuken, dazu eine Schimmelstute, die außer der stummen Magd niemanden an sich heranlässt sowie die rätselhafte Verhaltensweise des Baronet und der anderen Mitglieder des Haushalts. Über dem gesamten Anwesen schwebt eine unheimliche Atmosphäre – das sorgt für diese besondere Spannung, wie man sie auch in Schauerromanen findet.

Nach ungefähr einem Drittel des Romans erfolgt dann ein Twist, mit dem ich ganz und gar nicht gerechnet habe – die Autorin präsentiert viel früher als ich gedacht hätte, die Auflösung der rätselhaften Ereignisse. Nach dieser Wendung ändert sich dann auch die ganze Atmosphäre auf dem Gutshof. Die schaurige Stimmung weicht und die Handlung nimmt einen Verlauf an, wie man ihn in einer romantischen Geschichte erwartet.

Sehr gut gefallen haben mir die am Ende eines jeden Kapitels eingefügten Briefe von Daniel an seine Mutter. Hierin werden nicht nur die vorangegangenen Ereignisse noch einmal zusammengefasst, man bekommt auch Daniels Gedanken zu den Vorfällen sowie seine Ängste und Sorgen mitgeteilt. Die Briefe werden damit zu einer wunderbaren Ergänzung der eigentlichen Handlung. Sie geben der Figur und damit der ganzen Geschichte noch mehr Tiefe.

„Die stumme Magd“ hat mir sehr gut gefallen. Eine gelungene Mischung aus Spannung, Romantik und Historie, die mit interessanten Charakteren und einer fesselnden Handlung zu überzeugen weiß.

Bewertung vom 27.04.2020
Wir hofften auf bessere Zeiten
Bartels, Erin

Wir hofften auf bessere Zeiten


ausgezeichnet

In ihrem Roman „Wir hofften auf bessere Zeiten“ erzählt Erin Bartels eine mitreißende Familiengeschichte, die sich über mehrere Generationen erstreckt. Gleichzeitig schildert die Autorin den Umgang mit Rassismus im Norden der USA im Wandel der Zeit, indem sie den Leser auf eine Zeitreise zu den Rassenunruhen 1967 in Detroit sowie in die 1860er Jahre auf eine Farm mitnimmt, die während des Sezessionskrieges Teil eines Fluchthilfenetzwerks war, welches Sklaven auf der Flucht aus den Südstaaten nach Kanada Unterschlupf gewährte.

Die Detroiter Journalistin Elizabeth Balsam wird gebeten, eine alte Kamera und eine Schachtel voller Fotos an Nora Balsam - angeblich eine entfernte Verwandte von ihr - zu übergeben. Da Elizabeth weder Nora kennt, noch Zeit und Interesse hat, will sie der Bitte nicht nachkommen. Erst als sie erfährt, dass es sich bei den Fotos um Bildmaterial über die 1967er Unruhen handelt, wird sie hellhörig. Als ihr Chef ihr kurz darauf unerwartet kündigt, beschließt Elizabeth, Nora ausfindig zu machen. Ihr Weg führt sie zu einem alten Farmhaus nahe Lapeer, in dem Nora seit vielen Jahren lebt. Während ihres Aufenthalts lernt Elizabeth nicht nur die alte Frau, bei der es sich tatsächlich um ihre Großtante handelt, peu à peu besser kennen, sie stößt auch auf ein über 150 Jahre zurückliegendes Drama, in dem Noras Urgroßmutter Mary die Hauptrolle spielt…

„Wir hofften auf bessere Zeiten“ wird fesselnd erzählt und entwickelt schnell einen Sog, dem man sich als Leser nicht entziehen kann. Der Roman besticht vor allen Dingen durch ein abwechslungsreiches Geschehen und einen vielschichtigen Handlungsaufbau – eine Vielzahl an Personen und die drei unterschiedlichen, ständig wechselnden Zeitebenen verlangen dabei besonders auf den ersten Seiten konzentriertes Lesen, um nicht den Faden zu verlieren.

Es ist Erin Bartels ganz hervorragend gelungen, die gegenwärtige Handlung mit den dramatischen Ereignissen der 1860er und 1960er Jahre zu verknüpfen. Die Autorin lässt ihre drei Hauptfiguren im Wechsel zu Wort kommen, so dass man die Geschichte aus unterschiedlichen Blickwinkeln verfolgen und intensiv am Schicksal der einzelnen Akteure teilhaben kann.

Obwohl die Lebensläufe der drei Balsam-Frauen gänzlich unterschiedlich sind, verbindet sie doch eine Sache – jede von ihnen setzt sich über die für ihre Zeit geltenden gesellschaftlichen Konventionen hinweg und versucht trotz Verachtung, Beleidigungen und Einschüchterungen durch ihre Mitmenschen auf ihre Weise die Mauern zwischen Schwarz und Weiß einzureißen. Abseits davon macht die Autorin auch deutlich, wie wichtig es im Leben ist, anderen Menschen deren Schuld vergeben zu können.

„Wir hofften auf bessere Zeiten“ ist sowohl mitreißende Familiengeschichte wie auch fesselndes Gesellschaftsporträt – ein Roman, der mich mit seinen ineinander verschlungenen außergewöhnlichen Lebensgeschichten durchweg begeistert hat.

Bewertung vom 22.04.2020
Der Chirurg und die Spielfrau
Weiß, Sabine

Der Chirurg und die Spielfrau


ausgezeichnet

In ihrem historischen Roman „Der Chirurg und die Spielfrau“ entführt Sabine Weiß den Leser in das 13. Jahrhundert und erzählt aus dem Leben des bis heute nicht namentlich bekannten „Chirurgen von der Weser“. Die Autorin hat die historischen Fakten, die über den Werdegang und die Heiltätigkeit des Mediziners, der zu den berühmtesten deutschen Wundärzten des Hochmittelalters gehörte, bekannt sind, mit einer spannenden fiktiven Geschichte verknüpft und lässt diesen Roman damit zu einer genauso interessanten wie kurzweiligen Zeitreise werden.

Um nicht ins Kloster abgeschoben zu werden, verlässt der 16-jährige Thonis heimlich die väterliche Burg in der Wesermarsch und schließt sich im November 1217 einer Gruppe Kreuzfahrer an. Auf dem Weg ins Heilige Land erkrankt Thonis jedoch an einer Augenentzündung. Fast erblindet, bleibt er in Genua zurück und macht Bekanntschaft mit dem Chirurgen Wilhelm de Congénies …

Neben der Chirurgie spielt in dieser Geschichte noch eine weitere Heilmethode eine wichtige Rolle – die heilsame Kraft der Musik. Die Sklavin Elena besitzt die Gabe, mit ihrem Gesang und dem Spiel unterschiedlicher Instrumente Patienten zu beruhigen, die Genesung der Kranken zu fördern und schwer Erkrankten neuen Lebensmut zu geben.

Die Erlebnisse von Thonis und Elena werden im Wechsel erzählt, bis die beiden sich in Genua begegnen. Thonis verliebt sich in die junge Sklavin, doch Elena wird nach dem Tod ihres Herrn weiterverkauft und Thonis verliert sie aus den Augen…

Sabine Weiß begeistert mich mit ihrem Schreibstil immer wieder aufs Neue. Die Autorin beherrscht es ganz ausgezeichnet, Figuren zum Leben zu erwecken und facettenreich darzustellen, Handlungsorte anschaulich zu beschreiben und Ereignisse spannend und unterhaltsam zu schildern.

Zusätzlich zu der Entwicklung der Chirurgie im Mittelalter erfährt man im Verlauf der Handlung auch allerlei Wissenswertes über den Sklavenhandel im Mittelmeerraum sowie über die Kreuzzüge und Ketzerverfolgung im 13. Jahrhundert.

„Der Chirurg und die Spielfrau“ hat mir sehr gut gefallen – die gut ausbalancierte Mischung aus Historie, Abenteuer und Spannung wird anschaulich und lebendig erzählt und hat mir ein paar kurzweilige Lesestunden beschert.

Bewertung vom 21.04.2020
Neuleben
Fuchs, Katharina

Neuleben


ausgezeichnet

In „Neuleben“ gewährt Katharina Fuchs dem Leser wieder tiefe Einblicke in ihre Familiengeschichte - nachdem in „Zwei Handvoll Leben“ die Erlebnisse ihrer Großmütter das Geschehen bestimmt haben, stehen diesmal mit Gisela und Therese die Mutter und die Tante der Autorin im Mittelpunkt der Handlung. Aber auch wie es Anna, Charlotte und den anderen Familienmitgliedern in den 1950er Jahren ergangen ist, spielt natürlich eine Rolle.

Auch wenn es für das Verständnis der Handlung dieses Romans nicht unbedingt vonnöten ist, den ersten Teil gelesen zu haben, halte ich es für ratsam, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen, da das Wissen über die vorherigen Ereignisse den Lesegenuss dieser spannenden Fortsetzung noch erhöht.

Die Handlung beginnt im Jahr 1953. Wirtschaftswunder und beginnender Wohlstand prägen den Alltag, das vom Krieg gezeichnete Berlin blüht wieder auf – zumindest im Westteil der Stadt. Sowohl Therese wie auch Gisela haben eine klare Vorstellung davon, wie ihre Leben und ganz besonders ihre beruflichen Laufbahnen aussehen sollen. Beiden wird es allerdings nicht leicht gemacht, ihre Träume und Ziele zu verwirklichen, denn die Emanzipation steckt noch in den Kinderschuhen und eine berufstätige Frau mit Ambitionen stößt fast überall auf Ablehnung.

Da Therese in der DDR ein Studium verwehrt wurde, ist sie zu ihrem leiblichen Vater nach West-Berlin gezogen und studiert als eine von zwei Frauen Jura an der Freien Universität Berlin. Für ihr Ziel, Vorsitzende Richterin zu werden, arbeitet sie hart. Doch ihr werden viele Steine in den Weg gelegt, besonders die Diskriminierung durch frauenfeindliche Professoren und konservativ eingestellte Mitstudenten macht ihr das Leben schwer. Aber Therese hat einen starken Willen und kämpft…

Gisela wird in Kürze Thereses Bruder Felix heiraten. Von Felix’ Plänen, dass sie sich nur noch um den Haushalt kümmert, wenn er sein Diplom hat, hält die gelernte Schneiderin gar nichts. Sie möchte in einem großen Modehaus arbeiten, die aktuelle Mode mitgestalten und extravagante Schnitte entwerfen. Um ein Einkommen zu haben, während Felix studiert, nimmt Gisela eine Stelle im alteingesessenen Konfektionshaus Engelmann an, obwohl dessen Kollektion in Giselas Augen viel zu langweilig und hausbacken ist…

Katharina Fuchs hat einen wunderbaren Schreibstil. Die Geschichte wird mitreißend erzählt und besticht vor allen Dingen durch die stimmige Atmosphäre. Alles wirkt so echt und wie aus dem Leben gegriffen. Neben dem abwechslungsreichen Miteinander der Akteure sorgen unzählige Details aus allen Lebensbereichen für Authentizität und lassen ein vielschichtiges Bild von Ort und Zeit vor den Augen des Lesers entstehen.

„Neuleben“ hat mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert - die reale Familiengeschichte hat mir nicht nur kurzweilige Lesestunden beschert, sondern mich auch lebensnah an einem Stückchen deutscher Geschichte teilhaben lassen. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 20.04.2020
Mordseeluft / Caro Falk Bd.1
Johannsen, Emmi

Mordseeluft / Caro Falk Bd.1


sehr gut

Borkum. So hat Caro Falk sich ihren Kuraufenthalt ganz sicher nicht vorgestellt – gleich am zweiten Tag entdeckt sie in der Strandsauna die gut durchgegarte Leiche des Klinikleiters. Im Gegensatz zur Polizei sieht Caro einige Ungereimtheiten und ist deshalb fest davon überzeugt, dass es sich nicht um einen Unfall handelt. Caro beginnt auf eigene Faust zu ermitteln und wird dabei von Jan Akkermann unterstützt, einem auf den ersten Blick etwas unsympathisch wirkenden Türsteher, der sich nebenbei als Privatdetektiv betätigt…

„Mordseeluft“ ist ein humorvoller Krimi, der spannende Unterhaltung bietet und zum Mitraten und Miträtseln einlädt. Eine Vielzahl an Verdächtigen macht es dabei weder Caro noch dem Leser leicht, dem Täter auf die Spur zu kommen.

Caro ist eine Protagonistin, der man gerne folgt. Sie agiert furchtlos und legt dabei diese besondere Neugierde an den Tag, die nur Hobbyermittler innehaben. Sie hört sich um und fragt sich durch, sammelt Hinweise und kombiniert messerscharf. Ihre Ermittlungen wirken dabei durchweg echt und natürlich, weil sie stets im Rahmen ihrer Möglichkeiten bleibt.

Auch wenn der Kriminalfall nicht mit atemloser Höchstspannung daherkommt, sorgen Wortwitz und Situationskomik für eine schwungvolle Handlung und lassen die Mordermittlungen zu einem kurzweiligen Lesevergnügen werden.

„Mordseeluft“ hat mir sehr gut gefallen - ein Insel-Krimi, der mit genau der richtigen Dosis Humor und viel Lokalkolorit punkten kann.

Bewertung vom 09.04.2020
Der Leuchtturm von Hope Harbor
Hannon, Irene

Der Leuchtturm von Hope Harbor


ausgezeichnet

Ben Garrison hat überraschend den Leuchtturm von Hope Harbor geerbt. Da der ehemalige Militärarzt weder die Zeit noch die finanziellen Mittel für die dringend nötige Instandsetzung hat, möchte er das baufällige Gebäude an einen Investor verkaufen, der den Leuchtturm abreißen will. Als die Redakteurin Marci Weber von den Plänen hört, setzt sie alles daran, das Wahrzeichen der Stadt zu retten…

Marcis Mitarbeiterin Rachel hat derweil ganz andere Schwierigkeiten – ihre Ehe wird gerade auf eine harte Probe gestellt. Ihr Mann Greg hat während eines Militäreinsatzes ein Bein verloren und kämpft seit dem mit großen psychischen Problemen…

„Der Leuchtturm von Hope Harbor“ ist der vierte Teil aus Irene Hannons „Hope Harbor“-Reihe, der Roman ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände bestens verständlich.

Irene Hannon hat einen frischen, angenehm zu lesenden Schreibstil und versteht es ganz ausgezeichnet, den Leser in den Bann ihrer Geschichte zu ziehen. Dank der lebendigen Schilderungen habe ich mich direkt in den malerischen Küstenort katapultiert gefühlt und gespannt das Geschehen verfolgt.

Es gelingt der Autorin ausgesprochen gut, dem Leser die Gedanken und Gefühle ihrer Protagonisten zu vermitteln. Man wird mitgerissen von den Höhen und Tiefen, die die Akteure durchstehen müssen und fiebert genauso mit Marci und Ben wie auch mit Rachel und Greg mit. Neben der Erhaltung des Leuchtturms geht es im Verlauf der Handlung für alle vier darum, Ereignisse aus ihrer jeweiligen Vergangenheit aufzuarbeiten und damit abzuschließen.

„Der Leuchtturm von Hope Harbor“ hat mir sehr gut gefallen. Es war bewegend und amüsant zugleich, die Wege der Akteure zu verfolgen und ihr Miteinander und Gegeneinander zu beobachten.

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